Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Wo Puppen Opern aufführen

Wo Puppen Opern aufführen

Wo Puppen Opern aufführen

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN ÖSTERREICH

„DIE Musik ist ja schon herrlich, aber die Technik des Puppenspiels . . . schier unglaublich! Die Marionetten führen selbst zarte Gesten so aus, wie ich es noch nie zuvor in einem Puppenspiel oder Marionettentheater erlebt habe.“

Beschreibt hier jemand ein Puppentheater für die Kleinen? O nein! Das sind die Worte eines begeisterten Opernfreundes. Wo er sich diese außergewöhnliche Oper angesehen hat? In einem ganz besonderen Opernhaus in der Mozartstadt Salzburg.

Hat man denn jemals von Holzmarionetten gehört, die einen halben bis einen Meter groß sind und Opern aufführen? Am Salzburger Marionettentheater macht man genau das! Die Puppen tanzen über die Bühne und nehmen den Zuschauer dabei mühelos mit ins Traumland der Musik.

Wirklichkeit und Fantasie verschwimmen ineinander

Wenn die Ouvertüre beginnt und der Vorhang sich zum ersten Akt hebt, sind die Zuschauer manchmal jedoch leicht betroffen. Sind das wirklich Marionetten aus Holz, die sich da auf der Bühne hin und her bewegen und so tun, als würden sie Arien schmettern? Und was ist mit all den Fäden über den Puppenköpfen? So mancher kann seine Enttäuschung vielleicht nicht unterdrücken und findet: Das ist doch alles viel zu offen — man sieht ja alles! Und dann gibt es noch nicht mal einen Orchestergraben, keine Musiker! Opernmusik vom Band abspielen zu lassen, das grenzt ja schon fast an schlechten Geschmack! Der Opernfreund denkt womöglich entrüstet: „Einfach grauenvoll!“ Aber Moment mal! Fast unmerklich verändert sich da doch gerade die Stimmung im Saal, oder?

Ist die anfängliche Skepsis erst überwunden, lassen sich die Zuschauer von den Marionetten regelrecht bezaubern. Faszinierend, wie Wirklichkeit und Fantasie ineinander verschwimmen! Die seidenen Fäden, die den Puppen Leben einhauchen, werden nicht mehr beachtet. Die Zuschauer sind nicht nur von der Vorstellung angetan, sondern auch von der ungewöhnlichen Idee, Marionetten auf der Bühne eines kleinen Opernhauses spielen zu lassen. Dieser Gedanke erscheint überhaupt nicht mehr absurd, und man vergisst schnell, dass man leblose Marionetten vor sich hat. Sie verfügen tatsächlich über die erstaunliche Fähigkeit, selbst den skeptischen Besucher in ihre kleine Puppenwelt zu entführen.

Vor und hinter den Kulissen

Hinter der Bühne ist es fast genauso interessant wie auf der Bühne. Die Puppenspieler hinter den Kulissen — oder besser gesagt darüber — sind die wahren Künstler. Von einer sogenannten Brücke aus drehen und wenden sie ihre Hände, als würden sie in Gebärden sprechen, und die Marionetten singen, schluchzen, tragen ein Duell aus oder verbeugen sich — geradeso wie in einer echten Oper.

Die besondere Faszination dieser Kunst wurde in der New York Times einmal so erklärt: „Wer hinter der Bühne steht, der kann in jede beliebige Rolle schlüpfen, ob Mann, Frau, Kind oder Greis. Nur eins muss gegeben sein: Man muss über große Geschicklichkeit verfügen.“ Und die Geschicklichkeit, mit der die Salzburger Puppenspieler ihren Puppen Leben einhauchen, ist wirklich unglaublich!

Lieber Puppen als reglose Figuren

Das Salzburger Marionettentheater ist bereits seit über 90 Jahren erfolgreich, nämlich seit 1913, als eine von Mozarts Opern uraufgeführt wurde. Der Gründer des Theaters war der Bildhauer Anton Aicher. Er erlernte sein Handwerk in München und schnitzte Marionetten mit außergewöhnlich realistischen Bewegungsmöglichkeiten. Schon bald hatte er an der Arbeit mit den Marionetten viel mehr Freude als am Schnitzen regloser Altarfiguren.

Es dauerte nicht lange, bis man auch in seiner Familie seine Begeisterung für diese Art der Unterhaltung teilte. Eifrig wurden Kleidungsstücke für die Puppen genäht und gemeinsam ließ man sie sprechen und sorgte für die musikalische Untermalung. Ihre Vorstellung kam dermaßen gut an, dass das Repertoire schon bald erweitert wurde. Und vom Jahr 1927 an gab man Gastspiele in anderen Ländern. Heute sind die Marionetten regelmäßig im Ausland zu sehen, zum Beispiel in Japan und in den Vereinigten Staaten. Durch Marionetten lässt man sich in allen Kulturen nur zu gern unterhalten.

Etwas für mich?

Im Duden wird die Oper definiert als eine „Gattung von musikalischen Bühnenwerken mit Darstellung einer Handlung durch Gesang u. Instrumentalmusik“. Die Libretti (Textbücher) beruhen auf Mythologie, Geschichte, auf Bibelberichten und auf der erzählenden Literatur. Sie können tragisch, romantisch oder komisch sein. Das Salzburger Marionettentheater gibt seine Opern in deutscher, aber auch in italienischer Sprache. Es wäre also in jedem Fall klug, vorher herauszufinden, worum es bei der Handlung geht.

Wonach richtet sich ein Christ bei der Frage, ob man eine Oper besuchen sollte oder nicht? Ist dafür ausschlaggebend, wie berühmt die Mitwirkenden sind? Oder wie herrlich die Musik ist? Oder worauf das Libretto basiert?

Wie bei jeder anderen Art der Unterhaltung hängt für einen Christen die Entscheidung für oder gegen eine Oper davon ab, ob der Inhalt den Kriterien gerecht wird, die der Apostel Paulus liefert: „Schließlich, Brüder, alles, was wahr, alles, was von ernsthaftem Interesse ist, alles, was gerecht, alles, was keusch, alles, was liebenswert ist, alles, worüber gut gesprochen wird, wenn es irgendeine Tugend und irgendetwas Lobenswertes gibt, diese Dinge erwägt weiterhin“ (Philipper 4:8).

[Karte auf Seite 8]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

ÖSTERREICH

WIEN

Salzburg

[Bild auf Seite 8]

Die volle Besetzung für etliche Opern

[Bild auf Seite 9]

Salzburger Marionettentheater

[Bild auf Seite 10]

Theatergründer Anton Aicher

[Bildnachweis]

Mit frdl. Gen.: Salzburger Marionettentheater

[Bildnachweis auf Seite 8]

Alle Bilder auf Seite 8, 9: Mit frdl. Gen.: Salzburger Marionettentheater