Junge Leute fragen sich:

Was ist schon dabei, heimlich ein Date zu haben?

Jessica * war in einer Zwickmühle. Angefangen hatte alles, als sich ein Junge aus ihrer Klasse für sie interessierte. Er hieß Jeremy. Sie sagt: „Er war echt süß. Und meine Freunde meinten, er sei der anständigste Junge, den ich je kennenlernen würde. Mehrere Mädchen hatten schon versucht, etwas mit ihm anzufangen, aber er wollte nichts von ihnen wissen. Er mochte nur mich.“

Es dauerte nicht lang und Jeremy sprach Jessica an. Jessica erzählt: „Ich erklärte ihm, dass für mich als Zeugin Jehovas ein Date mit jemand, der kein Zeuge ist, eigentlich tabu zu sein hat. Doch dann hatte Jeremy eine Idee: ,Können wir das nicht einfach hinter dem Rücken deiner Eltern machen?‘ “

WIE wäre deine Reaktion, wenn dir jemand, der dir gefällt, so etwas vorschlagen würde? Auch wenn du das jetzt vielleicht nicht erwartet hast, aber Jessica ging auf Jeremys Vorschlag ein. „Ich hab felsenfest geglaubt, durch unsere Freundschaft könnte ich ihm helfen, Jehova lieben zu lernen“, sagt sie. Wie die Sache ausging? Dazu später mehr. Jetzt wollen wir erst einmal sehen, wieso eine sonst beispielhafte Christin wie Jessica in die Falle geraten konnte, sich heimlich mit einem Jungen zu verabreden.

Warum sie es tun

Manche Pärchen sind noch sehr jung. „Ich habe Kinder gesehen, die mit zehn oder elf schon einen Freund oder eine Freundin hatten“, erzählt Susan aus Großbritannien. Warum wollen sie das unbedingt? Sich vom anderen Geschlecht angezogen zu fühlen ist normal, und dann muss nur noch etwas Gruppendruck dazukommen — mehr braucht es oft nicht. „Die Hormone fahren  gerade mit dir Achterbahn und alle anderen in der Schule sind mit jemand zusammen“, so Lois aus Australien.

Aber warum machen das manche heimlich? „Sie haben wohl Angst, was ihre Eltern dazu sagen würden“, meint Jeffrey aus Großbritannien. David aus Südafrika sieht das ähnlich: „Sie wissen genau, dass ihre Eltern damit nicht einverstanden wären, deshalb sagen sie ihnen nichts davon.“ Jane aus Australien denkt, dass noch etwas anderes dahinterstecken könnte: „Heimliche Dates haben was damit zu tun, gegen die Eltern zu rebellieren. Wenn du findest, dass man dich nicht wie einen jungen Erwachsenen behandelt, obwohl du es deiner Meinung nach schon bist, dann nimmst du dir eben vor, deinen eigenen Weg zu gehen und den Eltern nichts zu sagen. Die Sache geheim zu halten ist einfach.“

Natürlich steht in der Bibel, dass du deinen Eltern gehorchen sollst (Epheser 6:1). Und falls deine Eltern dagegen sind, dass du ein Date hast, haben sie bestimmt gute Gründe dafür. Wenn sie zum Beispiel Zeugen Jehovas sind, dann möchten sie, dass für dich nur ein Glaubensbruder infrage kommt — und auch nur, wenn bei euch beiden an eine Ehe überhaupt schon zu denken ist. * Das ist dir alles klar, trotzdem schießt dir vielleicht Folgendes durch den Kopf:

▪ Ich bin ein Außenseiter. Alle haben ein Date, bloß ich nicht!

▪ Er gefällt mir, aber er ist kein Zeuge.

▪ Sie ist eine Zeugin und ich würde gern mit ihr ausgehen, auch wenn ich noch zu jung zum Heiraten bin.

Was deine Eltern dazu sagen würden, weißt du wahrscheinlich. Und tief im Innern weißt du auch, dass sie recht haben. Trotzdem geht es dir vielleicht wie Manami aus Japan. Sie sagt: „Der Druck, ein Date zu haben, ist so groß, dass ich manchmal selbst nicht mehr weiß, was richtig ist. Kein Date zu haben ist heute bei Jugendlichen undenkbar.“ In so einer Situation haben manche angefangen, sich mit jemand zu treffen. Vor ihren Eltern haben sie es allerdings verheimlicht. Wie sind sie dabei vorgegangen?

„Wir sollten die beiden auf keinen Fall verraten“

Schon in dem Ausdruck „heimliches Date“ steckt eine Portion bewusste Täuschung. Einige halten ihr Date dadurch geheim, dass sie hauptsächlich über das Telefon oder das Internet kommunizieren. Nach außen hin sind sie einfach nur Freunde, aber ihre E-Mails, SMS-Nachrichten und Anrufe sprechen eine ganz andere Sprache.

Caleb aus Nigeria verrät noch eine andere raffinierte Taktik. Er sagt: „Einige Jugendliche, die heimlich mit jemand befreundet sind, benutzen in der Clique eine Geheimsprache und Spitznamen, sodass andere gar nicht mitbekommen, worüber sie gerade reden.“ Oder aber man organisiert, etwas als Gruppe zu unternehmen, nur damit man später zu zweit sein kann. James aus Großbritannien erzählt: „Einmal waren wir alle zu einem Treff an einem bestimmten Ort eingeladen. Wie wir herausfanden, war das Ganze nur inszeniert worden, damit zwei aus der Gruppe zusammen sein konnten. Wir sollten die beiden auf keinen Fall verraten.“

Oft funktionieren heimliche Dates also — wie James schon sagte — nur, weil Freunde dabei mitmachen. Dazu Carol aus Schottland: „Mindestens ein Freund weiß Bescheid, beschließt aber, nicht darüber zu reden, denn die Devise ist ,dichthalten‘. “

Oft greift man dabei zu glatten Lügen. Beth aus Kanada sagt: „Viele halten ihr Date dadurch geheim, dass sie ihre Eltern auf die Frage, wohin sie gehen, anlügen.“ Misaki aus Japan räumt ein, dass sie genau das gemacht hat. „Ich musste mir sehr gute Storys ausdenken“, sagt sie. „Und ich hab aufgepasst, dass ich sonst immer bei der Wahrheit geblieben bin, außer bei meinem Date. Sonst hätten mir meine Eltern ja nicht mehr vertraut.“

Heimliche Dates — eine gefährliche Sache

Falls dich ein heimliches Date reizen würde — oder du schon eins hast —, solltest du dir Folgendes gut überlegen:

▪ Was wird dadurch, dass ich andere bewusst täusche, letztlich herauskommen? Hast du überhaupt vor, in absehbarer Zeit zu heiraten? Dazu Evan aus den USA: „Wenn du ein Date hast, aber gar nicht heiraten willst, ist das so, als ob du für etwas Werbung machst, was du gar nicht verkaufst.“ In Sprüche 13:12 heißt es: „Hinausgeschobene Erwartung macht das Herz krank.“ Möchtest du wirklich, dass jemand, der dir etwas bedeutet, vor Liebeskummer krank wird?

 ▪ Was hält Jehova Gott von dem, was ich gerade tue? In der Bibel heißt es: „Alle Dinge sind nackt und bloßgelegt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben“ (Hebräer 4:13). Falls du also dein eigenes Date vertuschst — oder das Date eines Freundes —, weiß Jehova sowieso schon davon. Und wenn bewusste Täuschung mit im Spiel ist, dann hast du echten Grund, dir Sorgen zu machen. Denn Lügen ist Jehova Gott zuwider. „Eine falsche Zunge“ steht auf der Liste der Dinge, die Jehova verabscheut, fast ganz obenan (Sprüche 6:16-19).

In Wirklichkeit bringst du dich durch heimliches Dating auch um den Schutz, den du hast, wenn du eine Beziehung offen und ehrlich führst. Es überrascht nicht, dass es bei einigen, die heimlich befreundet sind, zu sexuellem Fehlverhalten kommt. Jane aus Australien erzählt von einer Freundin, die sich heimlich mit einem Jungen aus der Schule traf und ein Doppelleben führte: „Als ihr Vater endlich herausgefunden hatte, dass sie einen Freund hat, da war sie schwanger.“

Bestimmt wäre es gut für dich, mit deinen Eltern oder einem reifen Christen über irgendeine heimliche Beziehung, in der du vielleicht steckst, zu sprechen. Und wenn es in deinem Freundeskreis jemand gibt, der eine Beziehung geheim hält, dann lass dich da nicht mit hineinziehen, indem du ihm beim Vertuschen hilfst (1. Timotheus 5:22). Wie würdest du dich denn fühlen, wenn die Beziehung schlimme Folgen hätte? Wärst du nicht zumindest teilweise mitverantwortlich? Angenommen, ein Freund von dir ist Diabetiker und isst heimlich immer Süßigkeiten. Was wäre, wenn du das mitbekommen würdest, dein Freund dich aber bittet, bloß niemand etwas davon zu sagen? Was wäre dir dann am wichtigsten? Deinen Freund zu decken oder etwas zu unternehmen, was womöglich sein Leben rettet?

Genauso ist es, falls du jemand kennst, der ein heimliches Date hat. Hab keine Angst, dass damit die Freundschaft für immer beendet sein könnte. Wer wirklich dein Freund ist, der merkt mit der Zeit, dass du so gehandelt hast, weil du daran interessiert bist, dass es ihm gut geht (Sprüche 27:6).

„Ich wusste, was ich zu tun hatte“

Jessica, von der anfangs die Rede war, änderte ihre Einstellung zu heimlichem Dating, als sie von einer anderen Christin hörte, die in derselben Lage gewesen war. „Als ich erfuhr, wie sie sich aus der Beziehung gelöst hatte, wusste ich, was ich zu tun hatte.“ War es einfach, mit ihrem  Freund Schluss zu machen? Absolut nicht. „Das war der einzige Junge, den ich jemals wirklich gemocht habe“, sagt Jessica. „Ich habe jeden Tag geweint — wochenlang.“

Aber Jessica war eins völlig klar: Sie liebte Jehova, und auch wenn sie kurz die Orientierung verloren hatte, so wollte sie doch auf jeden Fall das Richtige tun. Mit der Zeit ließ der Trennungsschmerz nach. „Heute ist mein Verhältnis zu Jehova besser denn je“, so Jessica. „Ich bin so froh, dass er uns genau zur rechten Zeit zeigt, wo es langgeht!“

Weitere Artikel aus der Reihe „Junge Leute fragen sich“ findest du unter www.watchtower.org/ypx

[Fußnoten]

ZUM NACHDENKEN

▪ Sieh dir die drei Situationen, die auf Seite 27 fett gedruckt sind, noch einmal an. Welche davon trifft eventuell manchmal auf dich zu?

▪ Wie kannst du mit deinen Gefühlen klarkommen, ohne dich heimlich mit jemand zu treffen?

[Kasten auf Seite 28]

In aller Heimlichkeit oder mit aller Diskretion?

Wenn bei Verabredungen Verschwiegenheit im Spiel ist, muss das nicht immer auf bewusste Täuschung hinauslaufen. Angenommen, ein junger Mann und eine junge Frau — beide sind alt genug zum Heiraten — möchten sich gern näher kennenlernen, wollen dabei aber eine Zeit lang diskret vorgehen. Thomas kann sich vorstellen, warum. Er sagt: „Vielleicht möchten sie nicht, dass man ihnen ständig mit Fragen in den Ohren liegt wie: Und wann heiratet ihr nun?“

Zu viel Druck von außen kann tatsächlich schaden (Hohes Lied 2:7). Deshalb entscheiden sich manche Paare am Anfang ihrer Beziehung womöglich dafür, diese mit Diskretion zu behandeln — dabei achten sie natürlich immer darauf, sich nicht abzusondern (Sprüche 10:19). Anna ist 20 Jahre alt und meint: „Dadurch haben zwei Menschen die Gelegenheit, herauszufinden, ob es ihnen ernst miteinander ist. Sind sie sich sicher, dann können es alle wissen.“

Es wäre allerdings verkehrt, deine Beziehung vor Menschen zu verheimlichen, die ein Recht haben, davon zu wissen — zum Beispiel die Eltern von euch beiden. Wenn du über die Sache nicht offen reden kannst, dann fragt man sich natürlich, warum. Geht es dir vielleicht so wie Jessica? Weißt du ganz tief im Innern, dass deine Eltern berechtigte Gründe gegen deine Beziehung hätten?

[Kasten auf Seite 29]

EIN WORT AN ELTERN

Nach dem Lesen des Artikels fragt man sich vielleicht: „Würde mein Sohn oder meine Tochter wohl auch hinter meinem Rücken eine Freundin oder einen Freund haben?“ Interessant ist, was Jugendliche Erwachet! als Gründe dafür nannten, warum manche versucht sein könnten, sich auf ein heimliches Date einzulassen. Über die jeweiligen Begleitfragen sollte man wirklich nachdenken:

▪ „Einige Kinder finden zu Hause keinen Halt. Den suchen sie dann bei dem Freund oder der Freundin“ (Wendy).

Wie kann ich sichergehen, dass mein Kind alles hat, was es emotionell braucht? Könnte ich mich in dem Punkt irgendwo verbessern? Wo zum Beispiel?

▪ „Als ich 14 war, fragte mich ein Austauschschüler, ob ich nicht seine Freundin sein will. Ich war einverstanden. Ich dachte, es wäre schön, jemand zu haben, der seine Arme um mich legt“ (Diane).

Was würde ich tun, wenn Diane meine Tochter wäre?

▪ „Mit dem Handy ist ein heimliches Date kein Problem. Eltern haben keine Ahnung, was da läuft“ (Annette).

Welche Vorsichtsmaßnahmen in Sachen Handy könnte ich bei meinen Kindern treffen?

▪ „Eltern zu haben, die nicht darauf achten, was ihre Kinder mit wem unternehmen, macht heimliches Dating viel einfacher“ (Thomas).

Könnte ich mehr am Leben meiner Kinder teilhaben und ihnen trotzdem ihre berechtigten Freiheiten lassen?

▪ „Oft sind die Eltern gar nicht da, wenn die Kinder zu Hause sind. Oder sie sind viel zu vertrauensvoll, wenn ihre Kinder mit anderen irgendwohin gehen“ (Nicholas).

Angenommen, mein Kind ist mit seinem besten Freund unterwegs. Weiß ich eigentlich wirklich, was die beiden dann alles machen?

▪ „Zu heimlichen Verabredungen kann es kommen, wenn die Eltern zu streng sind“ (Paul).

Wie kann ich meine „Vernünftigkeit allen Menschen bekannt werden“ lassen, ohne dabei biblische Gesetze und Prinzipien zu verletzen? (Philipper 4:5).

▪ „Als Jugendliche war ich nicht gerade selbstbewusst und ich fieberte nach Aufmerksamkeit. Ich hab dann angefangen, einem Jungen aus der Nachbarversammlung zu emailen, und hab mich in ihn verliebt. Er hat mir das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein“ (Linda).

Wie hätte man Linda das, was sie gebraucht und woanders gefunden hat, zu Hause besser geben können?

Dieser Artikel wäre doch ein guter Aufhänger, um mit dem Sohn oder der Tochter in Ruhe zu reden. Das beste Gegenmittel gegen Heimlichkeiten ist die vertraute, offene Kommunikation! Es erfordert Zeit und Geduld, herauszufinden, was ein junger Mensch braucht, aber der Lohn ist alle Mühe wert (Sprüche 20:5).