Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

„Wir müssen Sie leider entlassen“

„Wir müssen Sie leider entlassen“

„Wir müssen Sie leider entlassen“

FÜR die Firma war er der „fantastische Fred“. Seine Ideen hatten dem Unternehmen in den letzten sechs Jahren eine Menge Geld gespart. Als Fred * eines Tages zur Firmenleitung gerufen wurde, rechnete er daher mit einer Gehaltserhöhung oder einer Beförderung. Doch der Vorgesetzte eröffnete ihm unvermittelt: „Wir müssen Sie leider entlassen.“

Fred war fassungslos. „Ich verdiente gut und hatte Freude an meiner Arbeit. Für mich brach daher eine Welt zusammen“, sagte er. Seine Frau Anne war genauso schockiert. „Ich war wie vom Donner gerührt“, erinnert sie sich. „ ‚Wie soll es jetzt bloß weitergehen?‘, fragte ich mich.“

Freds Schicksal ist kein Einzelfall. Wie die unten stehende Grafik zeigt, ist es Millionen genauso ergangen. Zahlen allein verraten jedoch nichts darüber, wie verheerend sich Arbeitslosigkeit auf die Psyche auswirken kann. Das erlebte auch Raúl, ein peruanischer Einwanderer, dem nach 18 Jahren als Angestellter eines großen New Yorker Hotels gekündigt wurde. Nachdem er lange vergeblich nach Arbeit gesucht hatte, sagte er: „Fast 30 Jahre hatte ich gut für meine Familie gesorgt. Jetzt kam ich mir wie ein Versager vor.“

Was Raúl durchmachte, zeigt, wie es vielen Arbeitslosen ergeht: Der Verlust des Arbeitsplatzes wird nicht nur als finanzieller Einschnitt wahrgenommen, sondern nagt oft auch am Selbstwertgefühl. „Ich kam mir auf einmal so wertlos vor“, erzählt Renée, deren Mann Matthias zu diesem Zeitpunkt mehr als drei Jahre arbeitslos war. „Wenn du nichts hast, wirst du wie ein Nichts behandelt, und bald fühlst du dich selbst so.“

Als wäre die emotionale Belastung nicht schon schlimm genug, muss jeder, der zum Heer der Arbeitslosen stößt, ja auch noch mit wesentlich weniger Geld auskommen. „Solange wir ein gutes Einkommen hatten, kamen wir nie auf den Gedanken, kürzerzutreten“, so Fred. „Aber als sich die laufenden Ausgaben summierten — und keiner von uns Arbeit hatte — blieb uns gar keine andere Wahl, als uns erheblich einzuschränken.“

Neben dem Problem, wieder Arbeit zu finden, müssen Arbeitslose mit zusätzlichen Belastungen und Ängsten fertigwerden. Meist ist es für sie wirklich nicht einfach, über die Runden zu kommen. Nachfolgend werden zunächst zwei bewährte Strategien vorgestellt, um mit der Situation emotional zurechtzukommen.

[Fußnote]

^ Abs. 2 Einige Namen in dieser Artikelreihe wurden geändert.

[Übersicht auf Seite 3]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Arbeitslosenzahlen aus drei ausgewählten Ländern (2008)

Japan 2 650 000

Spanien 2 590 000

USA 8 924 000