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Die fliegenden Gärtner unterwegs im tropischen Regenwald

Die fliegenden Gärtner unterwegs im tropischen Regenwald

JEDER Gärtner weiß: Wenn etwas gut wachsen soll, muss man wissen, wo und wann man säen muss. Da ist es umso verblüffender, dass einige der effektivsten Sämänner ausgerechnet nachts in den tropischen Regenwäldern der Alten Welt unterwegs sind — und dann auch noch in luftiger Höhe. Diese fliegenden Gärtner sind unter den Fledertieren zu finden. Es sind die Flughunde. *

Fleißige Sämänner

Die meisten Flughunde durchstreifen nachts die Wälder auf der Suche nach Bäumen mit leckeren Früchten und Blüten voller Nektar. Beim Flug von einer Mahlzeit zur nächsten werden die verspeisten Früchte verdaut und Fruchtbrei und Samen wieder ausgeschieden. Als gute Gärtner bestäuben die Flughunde auch gleich noch die Blüten, wenn sie den köstlichen Blütennektar trinken.

Flughunde legen in den Nächten weite Strecken zurück und können die Samen deshalb über ein großes Gebiet verstreuen. Und weil die Samen ihren Weg oft auch durch den Verdauungstrakt nehmen, wird der nötige „Dünger“ gratis mitgeliefert. Dass Flughunde Blüten bestäuben und Samen verteilen, ist — wen wundert’s — für eine ganze Anzahl von Pflanzen in den Regenwäldern überlebenswichtig.

Auf ihren weiten, ausgiebigen Streifzügen brauchen sie einen guten Orientierungssinn und ein hervorragendes Sehvermögen. Ihre Augen sind im Dunkeln besser als Menschenaugen. Flughunde können sogar manche Farben voneinander unterscheiden. Und sie sind nicht abgeneigt, auch mal tagsüber einen Ausflug zu machen.

Tiere mit Familiensinn

SCHON GEWUSST? Flughunde orientieren sich während ihrer Nahrungssuche außer mit dem Geruchssinn auch mithilfe ihrer Augen, und nicht — wie viele Fledermäuse — per Echoortung. Durch ihre großen Augen sind sie perfekt für ihre nächtlichen Unternehmungen ausgerüstet.

Samoa-Flughund-Paare (Pteropus samoensis) bleiben ein Leben lang zusammen. Wie bei manchen Flughundarten beobachtet wurde, kümmern sich die Weibchen behutsam um ihre Jungen, tragen sie mehrere Wochen mit sich herum und säugen sie, bis die Kleinen fast ausgewachsen sind. Bei zwei Flughundarten kommt dem Muttertier während der Geburt sogar eine „Hebamme“ zur Hilfe.

Leider sind viele Flughundarten vom Aussterben bedroht, teilweise deshalb, weil ihr Lebensraum zerstört wird. Auf den Inseln des Südpazifik wäre ihr Verschwinden katastrophal, weil einige Pflanzen dort ohne die Arbeit der Flughunde anscheinend nie bestäubt würden. Ganz klar: Was diese fliegenden Gärtner leisten, sollte man nicht als selbstverständlich nehmen.

^ Abs. 2 Flughunde findet man ausschließlich in Afrika, Asien, Australien und auf einigen pazifischen Inseln.