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KAPITEL ELF

Den häuslichen Frieden bewahren

Den häuslichen Frieden bewahren

1. Was kann in einer Familie Entzweiung verursachen?

GLÜCKLICH sind die, in deren Familie Liebe, Verständnis und Frieden herrschen. Hoffentlich ist das in unserer Familie so. Es ist traurig, daß zahllose Familien dieser Beschreibung nicht entsprechen und aus dem einen oder anderen Grund entzweit sind. Was entzweit eine Hausgemeinschaft? Wir werden in diesem Kapitel auf drei Gründe näher eingehen. In manchen Familien haben nicht alle denselben Glauben. In anderen haben die Kinder nicht dieselben leiblichen Eltern. In noch anderen Familien scheint der Kampf um den Erwerb des Lebensunterhalts oder der Wunsch nach mehr materiellen Gütern einen Keil zwischen die Familienmitglieder zu treiben. Doch die Umstände, die in der einen Familie zu einer Entzweiung führen, mögen dies in der anderen nicht bewirken. Worauf kommt es also an?

2. Wo suchen manche nach Anleitung, aber was ist die beste Quelle?

2 Ein Faktor ist der Standpunkt. Wenn man aufrichtig bemüht ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen, wird es einem wahrscheinlich leichter fallen, zu erkennen, wie man die Einheit in der Familie bewahren kann. Der zweite Faktor ist die Quelle des Rates, von dem man sich leiten läßt. Viele beachten den Rat von Arbeitskollegen, Nachbarn und Zeitungskolumnisten oder von anderen menschlichen Ratgebern. Andere haben indes nachgesehen, was in Gottes Wort über ihre Situation gesagt wird, und wenden dann das an, was sie daraus entnommen haben. Inwiefern kann eine Familie den häuslichen Frieden bewahren, wenn sie so vorgeht? (2. Timotheus 3:16, 17).

WENN DER EHEMANN EINEN ANDEREN GLAUBEN HAT

3. (a) Wie lautet der biblische Rat für diejenigen, die vorhaben, einen Andersgläubigen zu heiraten? (b) Welche Grundsätze gelten, wenn ein Ehepartner gläubig ist und der andere nicht?

3 Die Bibel rät entschieden davon ab, jemand zu heiraten, der einen anderen Glauben hat (5. Mose 7:3, 4; 1. Korinther 7:39). Es kann jedoch sein, daß die Ehefrau nach der Heirat die Wahrheit aus der Bibel kennengelernt hat, nicht aber der Ehemann. Was dann? Natürlich gilt das Ehegelübde weiterhin (1. Korinther 7:10). Die Bibel betont die Dauerhaftigkeit des Ehebundes und rät somit Verheirateten, ihre Differenzen beizulegen, statt ihnen davonzulaufen (Epheser 5:28-31; Titus 2:4, 5). Wie verhält es sich jedoch, wenn der Ehemann strikt dagegen ist, daß seine Frau den Glauben der Bibel ausübt? Er mag sie daran hindern, die Versammlungszusammenkünfte zu besuchen, oder sagen, daß er es nicht möchte, daß seine Frau von Haus zu Haus geht, um über ihren Glauben zu sprechen. Was wird sie dann tun?

4. Auf welche Weise kann eine Frau gegenüber ihrem Mann, der ihren Glauben nicht teilt, Einfühlungsvermögen bekunden?

4 Sie sollte sich fragen: „Warum empfindet mein Mann so?“ (Sprüche 16:20, 23). Solange er nicht richtig versteht, was sie tut, wird er um sie besorgt sein. Verwandte setzen ihn vielleicht unter Druck, weil seine Frau manche Bräuche nicht mehr mitmacht, die für sie wichtig sind. „Wenn ich allein zu Hause war, kam ich mir verlassen vor“, sagte ein Ehemann. Dieser Mann hatte das Gefühl, er habe seine Frau an eine Religion verloren. Doch er war zu stolz, um zuzugeben, daß er sich einsam fühlte. Ein Ehemann braucht eventuell die Zusicherung, daß die Liebe seiner Frau zu Jehova nicht bedeutet, daß sie ihren Mann jetzt nicht mehr so liebt wie früher. Deshalb sollte sie sich unbedingt Zeit für ihn nehmen.

5. In welcher Hinsicht muß die Ehefrau das Gleichgewicht bewahren, wenn ihr Mann andersgläubig ist?

5 Es muß jedoch noch etwas Wichtigeres berücksichtigt werden, wenn man in dieser Situation vernünftig vorgehen will. In Gottes Wort ergeht an Ehefrauen die Aufforderung: „Seid euren Männern untertan, wie es sich schickt im Herrn“ (Kolosser 3:18). Demnach warnt die Bibel vor einem Geist der Unabhängigkeit. Dadurch, daß es in dem Bibeltext außerdem heißt: „... wie es sich schickt im Herrn“, wird angezeigt, daß bei der Unterwerfung unter den Ehemann auch die Unterwerfung unter den „Herrn“ berücksichtigt werden sollte. Es muß Gleichgewicht herrschen.

6. Welche Grundsätze sollte eine christliche Ehefrau im Sinn behalten?

6 Für einen Christen sind der Besuch der Zusammenkünfte und das Zeugnisgeben über seinen biblisch begründeten Glauben wichtige Bestandteile der wahren Anbetung, die er nicht vernachlässigen darf (Römer 10:9, 10, 14; Hebräer 10:24, 25). Wie würde man reagieren, wenn einem jemand ausdrücklich befehlen würde, ein besonderes göttliches Erfordernis zu mißachten? Die Apostel Jesu Christi erklärten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29). Ihr Beispiel liefert einen Präzedenzfall, der auf viele Situationen im Leben übertragbar ist. Wird die Liebe zu Jehova Ehefrauen dazu bewegen, ihm die Ergebenheit zu zollen, die ihm rechtmäßig zusteht? Wird die Liebe zu ihrem Mann und Achtung vor ihm sie gleichzeitig dazu veranlassen, dies auf eine für ihn annehmbare Weise zu tun? (Matthäus 4:10; 1. Johannes 5:3).

7. Wozu muß eine christliche Ehefrau entschlossen sein?

7 Jesus sagte, das sei nicht immer möglich. Er machte darauf aufmerksam, daß sich in manchen Familien gläubige Angehörige auf Grund von Widerstand gegen die wahre Anbetung wie abgeschnitten fühlen würden; es sei, als ob ein Schwert zwischen sie und die anderen in der Familie gefahren wäre (Matthäus 10:34-36). Eine Frau in Japan erlebte so etwas. Ihr Mann setzte ihr 11 Jahre lang Widerstand entgegen. Er mißhandelte sie grob und sperrte sie öfter aus dem Haus aus. Aber sie harrte aus. Freunde aus der Christenversammlung halfen ihr. Sie betete unablässig und fühlte sich sehr durch die Worte aus 1. Petrus 2:20 ermuntert. Diese Christin war überzeugt, daß ihr Mann, sofern sie standhaft bliebe, sich ihr eines Tages im Dienst für Jehova anschließen würde. Und so geschah es auch.

8, 9. Wie sollte eine Ehefrau vorgehen, damit sie ihrem Mann keine unnötigen Hindernisse in den Weg legt?

8 Es gibt viele praktische Dinge, wodurch eine Frau die Einstellung ihres Mannes beeinflussen kann. Wenn er zum Beispiel Einwände gegen ihren Glauben hat, sollte sie ihm auf anderen Gebieten keinen Grund zu einer berechtigten Klage geben. Deshalb hält sie die Wohnung sauber, achtet auf ihr Äußeres und geizt nicht mit Äußerungen der Liebe und Wertschätzung. Statt ihn zu kritisieren, unterstützt sie ihn. Sie sollte ihren Mann erkennen lassen, daß sie ihn als Haupt betrachtet. Falls sie meint, er habe ihr unrecht getan, darf sie nicht mit gleicher Münze heimzahlen (1. Petrus 2:21, 23). Sie sollte seine Unvollkommenheit berücksichtigen und sich demütig als erste entschuldigen, wenn ein Wortstreit entstanden ist (Epheser 4:26).

9 Die Zusammenkünfte brauchen kein Grund zu sein, daß der Mann sein Essen zu spät bekommt. Die Frau mag sich ferner entscheiden, den christlichen Predigtdienst durchzuführen, wenn ihr Mann nicht zu Hause ist. Es ist weise, daß sich eine christliche Ehefrau davon zurückhält, ihrem Mann zu predigen, wenn er das nicht möchte. Statt dessen beachtet sie den Rat des Apostels Petrus: „Ihr Frauen, seid den eigenen Männern untertan, damit sie, wenn irgendwelche dem Wort ungehorsam sind, durch den Wandel ihrer Frauen ohne ein Wort gewonnen werden mögen, weil sie Augenzeugen eures keuschen Wandels, verbunden mit tiefem Respekt, gewesen sind“ (1. Petrus 3:1, 2). Christliche Ehefrauen arbeiten daran, die Frucht des Geistes Gottes in noch vollerem Maße hervorzubringen (Galater 5:22, 23).

WENN DIE EHEFRAU KEINE PRAKTIZIERENDE CHRISTIN IST

10. Wie sollte ein gläubiger Ehemann gegenüber seiner Frau handeln, wenn sie eine andere religiöse Überzeugung hat?

10 Was ist zu tun, wenn der Ehemann der praktizierende Christ ist, nicht aber seine Frau? Die Bibel enthält auch Anweisungen für solche Situationen. Sie sagt: „Wenn irgendein Bruder eine ungläubige Frau hat und sie dennoch einverstanden ist, bei ihm zu wohnen, so verlasse er sie nicht“ (1. Korinther 7:12). Ferner enthält sie für Ehemänner die Ermahnung: „Liebt eure Frauen weiterhin“ (Kolosser 3:19).

11. Wie kann ein Ehemann Unterscheidungsvermögen bekunden und als Haupt gegenüber seiner Frau taktvoll vorgehen, wenn sie keine praktizierende Christin ist?

11 Wer eine andersgläubige Frau hat, sollte besonders darauf achten, ihr Respekt zu erweisen und auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Als erwachsener Frau steht ihr ein Maß an Freiheit zu, ihren Glauben auszuüben, selbst wenn ihr Ehemann ihn nicht teilt. Bei dem ersten Gespräch, das man mit ihr über den eigenen Glauben führt, ist es nicht vernünftig, zu erwarten, daß sie sogleich ihre lang gehegten Ansichten zugunsten von etwas Neuem aufgibt. Statt schroff zu sagen, daß religiöse Bräuche, die sie und ihre Familie seit langem lieben, falsch sind, ist es besser, sich mit ihr an Hand der Schriften zu unterhalten. Vielleicht fühlt sie sich vernachlässigt, weil ihr Mann viel Zeit für die Versammlung aufwendet. Sie widersteht möglicherweise den Bemühungen ihres Mannes, Jehova zu dienen, doch im Grunde könnte das einfach bedeuten: „Ich will dich öfter bei mir haben.“ Es heißt also, geduldig zu sein. Bei liebevoller Rücksichtnahme kann ihr mit der Zeit eventuell geholfen werden, die wahre Anbetung anzunehmen (Kolosser 3:12-14; 1. Petrus 3:8, 9).

DIE ERZIEHUNG DER KINDER

12. Wie sollten bei der Erziehung der Kinder biblische Grundsätze angewandt werden, selbst wenn Mann und Frau einen unterschiedlichen Glauben haben?

12 In einer Familie, die nicht in der wahren Anbetung vereint ist, wird die religiöse Unterweisung der Kinder manchmal zu einer Streitfrage. Wie sollten die biblischen Grundsätze hier angewandt werden? Gemäß der Bibel hat zwar der Vater die Verantwortung, die Kinder zu unterweisen, aber die Mutter spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle (Sprüche 1:8; vergleiche 1. Mose 18:19; 5. Mose 11:18, 19). Auch wenn der Vater Christus nicht als sein Haupt anerkennt, ist er dennoch das Familienoberhaupt.

13, 14. Was kann eine Frau tun, wenn ihr Mann ihr verbietet, die Kinder zu den Zusammenkünften mitzunehmen oder mit ihnen zu studieren?

13 Einige ungläubige Väter haben nichts dagegen, daß die Mutter die Kinder religiös unterweist, andere wohl. Was ist zu tun, falls der Mann seiner Frau nicht gestattet, die Kinder zu den Versammlungszusammenkünften mitzunehmen, oder ihr sogar verbietet, mit ihnen zu Hause die Bibel zu studieren? Nun, es gilt, eine Reihe von Verpflichtungen im Gleichgewicht zu halten: die Verpflichtung gegenüber Jehova Gott, gegenüber dem Ehemann als Haupt und gegenüber den Kindern. Wie kann die Frau all das miteinander in Einklang bringen?

14 Gewiß wird sie die Angelegenheit im Gebet erwähnen (Philipper 4:6, 7; 1. Johannes 5:14). Aber letztendlich muß sie selbst entscheiden, welchen Weg sie verfolgt. Wenn sie taktvoll vorgeht und ihrem Mann verständlich macht, daß sie seine Stellung als Familienoberhaupt nicht in Frage stellt, kann sein Widerstand schließlich nachlassen. Selbst wenn er ihr verbietet, die Kinder zu den Zusammenkünften mitzunehmen oder mit ihnen ein formelles Bibelstudium durchzuführen, ist es ihr immer noch möglich, sie zu belehren. Durch tägliche Gespräche und ein gutes Beispiel kann sie versuchen, ihnen ein gewisses Maß an Liebe zu Jehova, Glauben an sein Wort, Respekt vor den Eltern — auch vor dem Vater —, liebevolles Interesse an anderen und Wertschätzung für gewissenhaftes Arbeiten einzuschärfen. Mit der Zeit werden dem Vater die guten Ergebnisse auffallen, und er mag den Wert ihrer Bemühungen erkennen (Sprüche 23:24).

15. Welche Verantwortung hat ein gläubiger Vater in bezug auf die Erziehung der Kinder?

15 Wenn der Ehemann gläubig ist und seine Frau nicht, dann muß er die Verantwortung übernehmen, die Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas aufzuziehen“ (Epheser 6:4). Dabei sollte er natürlich freundlich, liebevoll und vernünftig gegenüber seiner Frau sein.

WENN DIE ELTERN EINEN ANDEREN GLAUBEN HABEN

16, 17. Welche biblischen Grundsätze dürfen Kinder nicht außer acht lassen, wenn sie einen anderen Glauben annehmen als den ihrer Eltern?

16 Es ist keine Ausnahme mehr, daß Minderjährige Glaubensansichten annehmen, die sich von denen ihrer Eltern unterscheiden. Ist das bei dir als Minderjährigem so gewesen? Wenn ja, dann hält die Bibel Rat für dich bereit.

17 Gottes Wort fordert Kinder auf: „Gehorcht euren Eltern in Gemeinschaft mit dem Herrn, denn das ist gerecht: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter‘ “ (Epheser 6:1, 2). Das schließt angebrachten Respekt vor den Eltern ein. Den Eltern zu gehorchen ist zwar wichtig, aber dabei darf der wahre Gott nicht unberücksichtigt bleiben. Ist ein Kind alt genug, um Entscheidungen zu treffen, trägt es zunehmend mehr Verantwortung für seine Taten. Das trifft nicht nur auf das weltliche Gesetz zu, sondern vor allem auf das göttliche. „Jeder von uns [wird] für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen“, heißt es in der Bibel (Römer 14:12).

18, 19. Was kann ein Kind tun, damit seine andersgläubigen Eltern seinen Glauben besser verstehen?

18 Wenn du als Kind auf Grund deiner Glaubensansichten Änderungen in deinem Leben vornimmst, dann versuche den Standpunkt deiner Eltern zu verstehen. Es gefällt ihnen wahrscheinlich, daß du, weil du biblische Lehren kennengelernt hast und danach handelst, respektvoller, gehorsamer und fleißiger das tust, was sie von dir verlangen. Wenn allerdings dein neuer Glaube dich ferner dazu veranlaßt, Glaubensansichten und Bräuche aufzugeben, die ihnen persönlich viel bedeuten, dann mögen sie meinen, du verschmähtest das geistige Erbe, das sie dir hinterlassen wollten. Sie mögen auch um dein Wohl besorgt sein, wenn das, was du tust, an deinem Ort nicht beliebt ist oder es dich von Bestrebungen ablenkt, die ihrer Meinung nach eine Hilfe wären, in materieller Hinsicht voranzukommen. Stolz könnte ein Hindernis sein. Sie mögen das Gefühl haben, daß du im Grunde genommen sagst, du hättest recht und sie würden sich irren.

19 Versuche daher so bald wie möglich, eine Begegnung zwischen deinen Eltern und einigen der Ältesten oder anderen reifen Zeugen der Ortsversammlung herbeizuführen. Ermuntere deine Eltern, mit dir in den Königreichssaal zu gehen, damit sie selbst hören, was dort besprochen wird, und sehen, was für Menschen Jehovas Zeugen sind. Mit der Zeit wird sich die Einstellung deiner Eltern vielleicht ändern. Selbst wenn Eltern ihren Kindern unerbittlich Widerstand leisten, biblische Literatur vernichten und ihnen verbieten, christliche Zusammenkünfte zu besuchen, gibt es doch für sie Gelegenheiten, woanders zu lesen, mit Mitchristen zu sprechen und anderen informell Zeugnis zu geben und zu helfen. Du kannst auch zu Jehova beten. Einige Jugendliche müssen, bevor sie mehr tun können, warten, bis sie ein entsprechendes Alter erreicht haben und nicht mehr im Elternhaus zu wohnen brauchen. Welche Situation bei dir zu Hause auch immer herrschen mag, vergiß eines nicht: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Trage deinen Teil zum Frieden im Haus bei (Römer 12:17, 18). Suche vor allem den Frieden mit Gott.

DIE SCHWIERIGE AUFGABE VON STIEFELTERN

20. Was mögen Kinder empfinden, wenn sie einen Stiefvater oder eine Stiefmutter haben?

20 In vielen Familien ist die schwierigste Situation nicht religiöser, sondern verwandtschaftlicher Natur. Oft leben heute Kinder aus der früheren Ehe des Vaters oder der Mutter oder aus früheren Ehen beider Eltern in einem Haushalt. In einer solchen Familie mögen Kinder Eifersucht, Unwillen oder vielleicht einen Loyalitätskonflikt erleben. Demzufolge mögen sie es zurückweisen, wenn ein Stiefelternteil sich aufrichtig bemüht, ihnen ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein. Was kann einem helfen, das Leben in einer Stieffamilie zu meistern?

Stütze dich als leiblicher Elternteil oder als Stiefelternteil in bezug auf Anleitung auf die Bibel

21. Warum sollten sich Stiefeltern trotz ihrer besonderen Umstände von biblischen Grundsätzen leiten lassen?

21 Man muß sich vergegenwärtigen, daß trotz der besonderen Umstände die biblischen Grundsätze, die in anderen Familien zum Erfolg führen, auch hier gelten. Solche Grundsätze außer acht zu lassen scheint zwar vorübergehend ein Problem zu lösen, aber es wird später zu Kummer führen (Psalm 127:1; Sprüche 29:15). Es gilt, Wert auf Weisheit und Unterscheidungsvermögen zu legen — auf Weisheit, um göttliche Grundsätze anzuwenden, die langfristig Nutzen bringen, und auf Unterscheidungsvermögen, um herauszufinden, warum Familienmitglieder etwas sagen oder tun. Auch ist Einfühlungsvermögen erforderlich (Sprüche 16:21; 24:3; 1. Petrus 3:8).

22. Warum mag es Kindern schwerfallen, einen Stiefelternteil zu akzeptieren?

22 Als Stiefvater oder Stiefmutter erinnert man sich vielleicht daran, daß man als Freund oder Freundin der Familie den Kindern willkommen war. Ihre Einstellung mag sich jedoch geändert haben, sobald man ihr Stiefvater oder ihre Stiefmutter wurde. Die Kinder denken an den leiblichen Vater oder die leibliche Mutter, die nicht mehr bei ihnen wohnt, und kämpfen mit einem Loyalitätskonflikt, wobei sie möglicherweise meinen, daß man ihnen als Stiefelternteil die Zuneigung stehlen will, die sie zu dem abwesenden Elternteil haben. Manchmal mögen sie einen unverblümt daran erinnern, daß man nicht ihr Vater oder ihre Mutter ist. Solche Äußerungen tun weh. Doch „sei nicht eilig in deinem Geist, gekränkt zu werden“ (Prediger 7:9). Unterscheidungsvermögen und Einfühlungsvermögen sind nötig, um mit den Gefühlen der Kinder richtig umzugehen.

23. Wie kann in einer Familie mit Stiefkindern Zucht erteilt werden?

23 Diese Eigenschaften sind entscheidend, wenn Zuchtmaßnahmen ergriffen werden. Wichtig ist, daß Zucht konsequent erteilt wird (Sprüche 6:20; 13:1). Und da jedes Kind anders ist, werden sich die Zuchtmaßnahmen von Fall zu Fall unterscheiden. Einige Stiefeltern stellen fest, daß es zumindest am Anfang besser ist, wenn der leibliche Elternteil diesen Bereich der elterlichen Verantwortung übernimmt. Es ist jedoch von Bedeutung, daß sich beide Eltern über die Zucht einig sind, dazu stehen und die leiblichen Kinder nicht besser behandeln als die Stiefkinder (Sprüche 24:23). Gehorsam ist zwar wichtig, aber die Unvollkommenheit muß berücksichtigt werden. Man sollte nicht überreagieren, sondern Zucht liebevoll erteilen (Kolosser 3:21).

24. Wie kann in einer Stieffamilie sittlichen Problemen zwischen Familienmitgliedern unterschiedlichen Geschlechts vorgebeugt werden?

24 Familiengespräche beugen Problemen wirksam vor. Sie können der Familie helfen, sich auf das Wichtigste im Leben zu konzentrieren. (Vergleiche Philipper 1:9-11.) Sie können auch jedem einzelnen erkennen helfen, was er zur Verwirklichung von Familienzielen beitragen kann. Außerdem können durch offene Familiengespräche sittliche Probleme abgewendet werden. Mädchen müssen lernen, sich schicklich zu kleiden und sich im Umgang mit ihrem Stiefvater und den Stiefbrüdern anständig zu benehmen, und Jungen benötigen Rat, damit sie sich gegenüber ihrer Stiefmutter und irgendwelchen ihrer Stiefschwestern richtig verhalten (1. Thessalonicher 4:3-8).

25. Welche Eigenschaften können es erleichtern, den Frieden in einer Stieffamilie zu bewahren?

25 Es erfordert Geduld, die besonderen Aufgaben zu erfüllen, die an Stiefeltern gestellt werden. Neue Beziehungen aufzubauen kostet Zeit. Die Liebe und die Achtung der Kinder zu erwerben, mit denen man nicht leiblich verwandt ist, kann eine schwierige Aufgabe sein. Aber sie kann bewältigt werden. Ein weises und verständiges Herz, gepaart mit dem innigen Wunsch, Jehova zu gefallen, ist der Schlüssel zum Frieden in einer Stieffamilie (Sprüche 16:20). Solche Eigenschaften können es einem auch erleichtern, mit anderen Situationen fertig zu werden.

WIRD DIE FAMILIE DURCH MATERIELLE BESTREBUNGEN ENTZWEIT?

26. Auf welche Weise können Probleme und Ansichten in bezug auf materielle Dinge eine Familie entzweien?

26 Probleme und Ansichten in bezug auf materielle Dinge können Familien auf vielerlei Weise entzweien. Leider brechen manche Familien wegen Geldstreitigkeiten auseinander oder weil man reich werden möchte — zumindest etwas reicher. Es kann zu Entzweiungen führen, wenn beide Ehepartner berufstätig sind und nach der Devise leben: „Mein Geld ist mein Geld, und dein Geld ist dein Geld.“ Selbst wenn Streit vermieden wird, stellen sie vielleicht fest, daß sie kaum füreinander Zeit haben, weil sie beide berufstätig sind. Weltweit wird es immer üblicher, daß Väter für längere Zeit — über Monate oder sogar Jahre — weit entfernt von ihrer Familie wohnen und arbeiten, weil sie so mehr Geld verdienen, als es ihnen zu Hause je möglich wäre. Das kann ernste Schwierigkeiten heraufbeschwören.

27. Welche Grundsätze können für eine Familie nützlich sein, die hohe finanzielle Belastungen hat?

27 Für diese Situationen können keine Regeln aufgestellt werden, zumal Familien mit verschiedenen Belastungen fertig werden müssen und verschiedene Bedürfnisse haben. Dennoch kann biblischer Rat Abhilfe schaffen. Zum Beispiel wird in Sprüche 13:10 darauf hingewiesen, daß manchmal unnötige Auseinandersetzungen vermieden werden können, wenn man sich ‘miteinander berät’. Das bedeutet, nicht nur die eigenen Ansichten zu äußern, sondern Rat zu suchen und herauszufinden, wie der andere die Angelegenheit ansieht. Darüber hinaus können die Bemühungen der Familie vereint werden, wenn ein realistischer Haushaltsplan aufgestellt wird. Manchmal ist es unumgänglich, daß beide Eltern — vielleicht vorübergehend — berufstätig sind, um zusätzliche Ausgaben vor allem für Kinder oder andere Abhängige zu bestreiten. In diesem Fall kann der Mann seiner Frau versichern, daß er immer noch Zeit für sie hat. Gemeinsam mit den Kindern kann er sie bei einem Teil der Arbeit, die sie normalerweise allein verrichten würde, liebevoll unterstützen (Philipper 2:1-4).

28. Welche Ermahnungen werden, wenn beachtet, einer Familie helfen, auf Einheit hinzuarbeiten?

28 Man darf nicht vergessen, daß Geld im gegenwärtigen System der Dinge zwar notwendig ist, aber nicht glücklich macht. Es gibt einem mit Sicherheit kein Leben (Prediger 7:12). Die Überbetonung materieller Dinge kann sogar zum geistigen und moralischen Untergang führen (1. Timotheus 6:9-12). Wieviel besser ist es doch, zuerst das Königreich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen und zu wissen, daß sein Segen auf den Bemühungen ruht, das zu beschaffen, was man zum Leben braucht (Matthäus 6:25-33; Hebräer 13:5). Wenn man geistige Interessen im Vordergrund behält und vor allem Frieden mit Gott sucht, wird man feststellen, daß die Familie trotz gewisser trennender Umstände auf den wichtigsten Gebieten wirklich vereint ist.