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Warum müssen wir immer streiten?

Warum müssen wir immer streiten?

KAPITEL 2

Warum müssen wir immer streiten?

Gleich werden Anna und ihre Mutter aneinandergeraten. Schreib hier unten auf, durch welche drei Reaktionen Anna den Streit noch zusätzlich anheizt, und vergleiche es dann mit dem Kasten  „Antworten“ auf Seite 20.

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Es ist Mittwochabend. Geschafft! Anna (17) hat alles erledigt, was sie tun sollte. Jetzt kann sie endlich runterfahren. Sie lässt sich in ihren Lieblingssessel fallen und schaltet den Fernseher an.

Natürlich erscheint genau in diesem Moment ihre Mutter und ist alles andere als begeistert. „Anna! Du verplemperst ja schon wieder deine Zeit mit Fernsehen! Solltest du nicht deiner Schwester bei den Hausaufgaben helfen? Dass du nie machst, was man dir sagt!“

„Oh nee, nicht schon wieder“, murmelt Anna gerade noch laut genug, dass es ihre Mutter mitkriegt.

„Was meinst du da, mein Fräulein?“

„Vergiss es, Mama“, sagt Anna und verdreht die Augen.

Jetzt wird die Mutter richtig böse. „Nicht in diesem Ton!“

„Ach, und wie sprichst du mit mir?“, kontert Anna.

Und schon sind sie mitten drin im Streitgespräch. Aus runterfahren wird nichts.

KOMMT dir das irgendwie bekannt vor? Streitest du dich auch andauernd mit deinen Eltern? Wenn ja, dann denk mal kurz darüber nach, was bei euch hauptsächlich für Konfliktstoff sorgt. Mach einen ✔ oder schreibe deinen Grund in die freie Zeile.

Verhalten

Hausarbeit

Kleidung

Pünktlichkeit

Unterhaltung

Freunde

Mädchen/Jungs

Oder: ․․․․․․

Egal, worum es geht, nach einem Streit fühlst du dich schrecklich — und deine Eltern auch. Klar, du könntest dir einfach immer auf die Zunge beißen und zu allem Ja sagen. Verlangt Gott das denn von dir? Nein. Zwar sollst du „deinen Vater und deine Mutter“ ehren (Epheser 6:2, 3). Aber Gott möchte auch, dass du „Denkvermögen“ entwickelst und deine „Vernunft“ gebrauchst (Sprüche 1:1-4; Römer 12:1). Tust du das, wirst du dir logischerweise in vielem eine eigene Meinung bilden, und die kann komplett anders sein als die deiner Eltern. Doch in Familien, die nach der Bibel leben, können Eltern und Kinder friedlich miteinander reden, auch wenn man sich mal nicht einig ist (Kolosser 3:13).

Wie könntest du mit deinen Eltern reden, damit eine ganz normale Unterhaltung nicht in ein hitziges Wortgefecht ausartet? Falls du jetzt sagst: „Das liegt ja nicht an mir. Meine Eltern meckern nur rum und haben ständig was an mir auszusetzen“, machst du es dir zu leicht. Überleg einmal: Kannst du deine Eltern oder andere ändern? Die einzige Person, an der du etwas ändern kannst, bist du. Und hier kommt die gute Nachricht: Wenn du bei dir anfängst und versuchst, keine Spannungen entstehen zu lassen, werden deine Eltern eher ruhig bleiben und dich ausreden lassen.

Was könntest du konkret tun, um Auseinandersetzungen vorzubeugen? Hier ein paar Tipps. Probier sie einfach aus und überrasch deine Eltern — und auch dich selbst — mit deinen neu gewonnenen Kommunikationstechniken.

Denk nach, bevor du antwortest. Wenn du dich angegriffen fühlst, platz nicht gleich mit einer schnippischen Bemerkung raus. Nehmen wir einmal an, deine Mutter schimpft: „Wieso hast du das Geschirr nicht gespült? Du machst doch nie, was man dir sagt!“ Vielleicht liegt dir jetzt auf der Zunge: „Hast du schon wieder was an mir auszusetzen?“ Aber denk mal kurz nach. Was könnte hinter den Worten deiner Mutter stecken? Begriffe wie „immer“ oder „nie“ sind meistens nicht so gemeint, sondern deuten oft darauf hin, dass man mit irgendetwas nicht klarkommt. Was könnte das bei deiner Mutter sein?

Ist sie frustriert, weil sie das Gefühl hat, ihr wächst die Arbeit im Haushalt über den Kopf? Vielleicht möchte sie einfach nur von dir hören, dass sie sich auf dich verlassen kann und du sie unterstützt. Wenn du jetzt Kontra gibst und sagst: „Hast du schon wieder was an mir auszusetzen?“, bringt das absolut nichts — außer Streit! Versuch doch mal, auf deine Mutter einzugehen. Sei verständnisvoll und sag so etwas wie: „Mama, sei nicht böse. Weißt du was? Ich machs gleich.“ Aber Vorsicht: Vermeide jeden ironischen Unterton. Reagierst du einfühlsam, wird sie sich eher beruhigen und dir sagen, was eigentlich los ist. *

Hier kannst du aufschreiben, welche Äußerung deiner Eltern dich provozieren könnte — wenn du es zulässt.

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Überlege jetzt, wie du auf die Gefühle eingehen könntest, die hinter ihren Worten stecken.

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Sprich respektvoll. Michelle ist klar geworden, dass viel davon abhängt, wie sie mit ihrer Mutter spricht. Sie sagt: „Es kommt gar nicht so sehr auf das Problem an. Meine Mutter ärgert sich vielmehr über meinen Tonfall.“ Ist das bei euch auch so, dann versuch doch mal, ruhiger und langsamer zu sprechen. Verdreh nicht die Augen und zeig auch sonst nicht irgendwie, dass du genervt bist (Sprüche 30:17). Hast du das Gefühl, gleich an die Decke gehen zu müssen, dann bete kurz (Nehemia 2:4). Natürlich wirst du Gott nicht einfach nur darum bitten, dass dich deine Eltern in Ruhe lassen, sondern dass er dir hilft, nicht aggressiv zu reagieren und noch zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen (Jakobus 1:26).

Du kennst ja deine Schwachstellen. Hier kannst du aufschreiben, was du besser nicht sagen und wie du besser nicht reagieren solltest.

Das sollte ich besser nicht sagen:

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So sollte ich besser nicht reagieren (Gesichtsausdruck/Körpersprache):

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Hör gut zu. In der Bibel wird gesagt: „Wer viele Worte macht, wird sicher schuldig“ (Sprüche 10:19, Hoffnung für alle). Halte dich also zurück und lass erst mal deine Eltern zu Wort kommen. Unterbrich sie nicht, um dich zu rechtfertigen. Hör einfach nur zu. Danach bist du dran und kannst alle deine Fragen loswerden oder deinen Standpunkt erklären. Setzt du ihnen jetzt aber die Pistole auf die Brust und versuchst dich durchzusetzen, machst du wahrscheinlich alles nur noch schlimmer. Manchmal ist einfach eine „Zeit zum Schweigen“, selbst wenn du noch viel zu sagen hättest (Prediger 3:7).

Sei bereit, dich zu entschuldigen. Hast du irgendwie Schuld daran, dass es zum Streit gekommen ist, dann sag einfach: „Es tut mir leid.“ Damit liegst du immer richtig (Römer 14:19). Du könntest dich sogar dafür entschuldigen, dass ihr überhaupt aneinandergeraten seid. Fällt es dir schwer, das deinen Eltern persönlich zu sagen, könntest du ihnen ein Briefchen schreiben. Geh dann die „Extrameile“ und ändere das Verhalten, das zu dem Konflikt beigetragen hat (Matthäus 5:41). Angenommen, es gibt Ärger, weil du die Hausarbeit vernachlässigt hast. Überrasch doch deine Eltern und bring die Arbeit hinter dich. Auch wenn du gerade keine Lust dazu hast, ist das in jedem Fall besser als der Stress, der bestimmt folgt, wenn deine Eltern merken, dass du deine Aufgaben noch immer nicht erledigt hast (Matthäus 21:28-31). Überlege einmal, um wie viel besser es dir geht, wenn du dazu beiträgst, Stresssituationen in der Familie zu entschärfen.

In jeder Familie kommt es mal zu Spannungen. Die Kunst ist, dennoch friedlich miteinander umzugehen. Probier die vorgeschlagenen Strategien einmal aus, und du wirst sehen, dass es dir gelingt, sogar schwierige Themen mit deinen Eltern zu besprechen — und das ohne jeglichen Stress.

IM NÄCHSTEN KAPITEL

Findest du, deine Eltern sollten dir mehr erlauben?

[Fußnote]

BIBELTEXT

„Ein zuverlässiger Mensch überlegt sich, was er sagt“ (Sprüche 15:28, Hoffnung für alle)

TIPP

Wenn deine Eltern mit dir reden, mach deine Musik aus, hör auf zu lesen und schau sie an.

HAST DU GEWUSST ...?

Wenn du Konflikte löst oder sie gar nicht erst aufkommen lässt, tust du dir selbst einen Gefallen. Die Bibel sagt, dass ein Mensch „von liebender Güte ... mit seiner eigenen Seele auf eine sich lohnende Weise“ handelt (Sprüche 11:17).

DAS HABE ICH FEST VOR!

Daran muss ich am meisten arbeiten: ․․․․․

Anfangen werde ich damit am: ․․․․․

Meinen Vater oder meine Mutter möchte ich dazu fragen: ․․․․․

WAS DENKST DU?

● Warum macht es manchen Jugendlichen Spaß, sich zu streiten?

● Warum ist jemand, der gern streitet, in den Augen Jehovas unvernünftig? (Sprüche 20:3).

● Was für Vorteile bringt es dir, Spannungen zwischen dir und deinen Eltern abzubauen?

[Herausgestellter Text auf Seite 18]

„Meine Mama nimmt mich manchmal in den Arm und sagt: ‚Sorry, Kleines.‘ Ich finde das schön, weil dann alles vergeben und vergessen ist. Ich versuch auch so zu sein. Es ist zwar nicht leicht, meinen Stolz runterzuschlucken und zu sagen: ‚Tut mir leid‘, aber es bringt unheimlich viel.” Lauren

 [Kasten auf Seite 20]

Antworten

1. Durch ihre ironische Bemerkung („Oh nee, nicht schon wieder“) hat Anna Öl ins Feuer gegossen und die Mutter noch mehr verärgert.

2. Annas Mimik (Verdrehen der Augen) forderte den Ärger geradezu heraus.

3. Eine patzige Antwort („Ach, und wie sprichst du mit mir?“) macht alles nur noch schlimmer.

[Bild auf Seite 19]

Sich mit den Eltern zu streiten ist so, als würde man beim Laufen auf der Stelle treten — man verschwendet viel Energie und kommt nicht vorwärts