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Schlüssel zum Familienglück

Als Ehepaar auf eine geistige Gesinnung achten

Als Ehepaar auf eine geistige Gesinnung achten

Günther *: „Als wir frisch verheiratet waren, bestand ich darauf, dass meine Frau und ich gemeinsam die Bibel lasen und besprachen. Für mich stand fest, dass sie sich zu konzentrieren hatte. Doch Hilde hielt es kaum auf ihrem Stuhl aus. Und wenn ich Fragen stellte, antwortete sie nur mit Ja oder Nein. So hatte ich mir unser Bibelstudium wirklich nicht vorgestellt.“

Hilde: „Als wir heirateten, war ich 18. Wir haben immer miteinander die Bibel studiert. Doch jedes Mal musste ich mir von Günther anhören, was ich verkehrt gemacht hatte und wie ich mich als Ehefrau verbessern könnte. Das tat mir sehr weh und ich war völlig am Boden.“

WAS war das Problem der beiden? Günther und Hilde liebten Gott und hatten gute Absichten. Auch war ihnen bewusst, wie wichtig es ist, gemeinsam die Bibel zu studieren. Doch ausgerechnet das, was ihre Ehe festigen sollte, bewirkte eher das Gegenteil. Sie studierten zwar miteinander, versäumten es aber, als Ehepaar auf ihre geistige Gesinnung zu achten.

Was versteht man unter einer geistigen Gesinnung? Warum sollten Ehepaare darauf achten? Welche Probleme kann es geben und wie geht man am besten damit um?

Was versteht man unter einer geistigen Gesinnung?

Mit „geistiger Gesinnung“ wird in der Bibel eine Grundhaltung oder Lebenseinstellung bezeichnet (Judas 18, 19). Der Bibelschreiber Paulus stellte die geistig gesinnte Person der fleischlich gesinnten gegenüber. Personen mit fleischlichen Neigungen denken mehr an sich als an andere. Statt sich nach den Maßstäben Gottes zu richten, tun sie lieber das, was sie für richtig halten (1. Korinther 2:14; Galater 5:19, 20).

Demgegenüber zählen für Menschen mit einer geistigen Gesinnung die Maßstäbe Gottes. Für sie ist Jehova Gott wie ein Freund und sie bemühen sich, seine Eigenschaften nachzuahmen (Epheser 5:1). Deshalb behandeln sie andere freundlich und liebevoll (2. Mose 34:6). Sie gehorchen Gott auch dann, wenn es ihnen nicht leichtfällt (Psalm 15:1, 4). Darren, der in Kanada lebt und seit 35 Jahren verheiratet ist, sagt: „Wie ich es verstehe, denkt jemand, der geistig gesinnt ist, immer darüber nach, wie sich seine Worte und Taten auf seine Freundschaft zu Gott auswirken.“ Jane, Darrens Frau, fügt hinzu: „Meiner Meinung nach bemüht sich eine geistig gesinnte Frau jeden Tag darum, die Frucht des Geistes Gottes hervorzubringen“ (Galater 5:22, 23).

Natürlich müssen nicht nur Verheiratete auf eine geistige Gesinnung bedacht sein. Gemäß der Bibel sollte jeder Gott kennenlernen und sich an seinem Beispiel orientieren (Apostelgeschichte 17:26, 27).

Warum als Ehepaar auf eine geistige Gesinnung achten?

Es ist wichtig, die geistige Gesinnung gemeinsam zu stärken. Warum? Eine Veranschaulichung: Zwei Gärtner haben zusammen einen Garten und möchten gemeinsam Gemüse anbauen. Der eine hat festgelegt, wann er säen und pflanzen möchte, der andere denkt, man solle damit noch warten. Der Erste möchte einen speziellen Dünger verwenden, der andere aber meint, man brauche überhaupt nicht zu düngen. Während sich der erste Gärtner jeden Tag im Garten plagt, lehnt sich der andere zurück und schaut lieber zu. Natürlich werden sie etwas ernten. Allerdings wird es nicht so viel sein, wie wenn sie sich abgesprochen und zusammengearbeitet hätten.

Mann und Frau könnten mit diesen Gärtnern verglichen werden. Selbst wenn nur einer von ihnen auf eine geistige Gesinnung Wert legt, werden beide wahrscheinlich eine glücklichere Ehe führen (1. Petrus 3:1, 2). Noch viel besser ist es, wenn sich beide nach Gottes Maßstäben richten und sich gegenseitig im Dienst für Gott unterstützen. Der weise König Salomo schrieb: „Zwei sind besser als einer.“ Warum? „Weil sie eine gute Belohnung für ihre harte Arbeit haben. Denn wenn einer von ihnen fallen sollte, kann der andere seinen Mitgenossen aufrichten“ (Prediger 4:9, 10).

Jeder möchte sicher gern mit seinem Ehepartner gemeinsam die geistige Gesinnung stärken. Allerdings ist es wie bei der Gartenarbeit: Ohne Fleiß kein Preis. Wir gehen jetzt auf zwei schwierige Situationen ein und darauf, wie man damit umgehen kann.

SITUATION 1: Wir haben einfach keine Zeit.

„Mein Mann holt mich abends immer um 7 Uhr von der Arbeit ab“, erzählt Sue, die vor Kurzem geheiratet hat. „Zu Hause gibt es dann jede Menge zu tun. Es ist ein ständiger Kampf. Wir wissen zwar, dass wir gemeinsam die Bibel studieren sollten, würden uns aber am liebsten einfach nur auf die Couch legen.“

Was helfen könnte: Flexibel sein und gut zusammenarbeiten. Sue sagt dazu: „Mein Mann und ich haben beschlossen, früher aufzustehen und bevor wir zur Arbeit gehen gemeinsam etwas in der Bibel zu lesen und darüber zu sprechen. Ed nimmt mir auch einen Teil der Hausarbeit ab, damit ich mehr Zeit für ihn habe.“ Was bringt das den beiden? Ed erklärt: „Seit Sue und ich regelmäßig über geistige Dinge sprechen, kommen wir besser mit unseren Problemen und Sorgen zurecht.“

Neben den persönlichen Gesprächen ist es auch wichtig, jeden Tag einige Minuten miteinander zu beten. Warum? Ryan, der seit 16 Jahren verheiratet ist, berichtet: „Vor Kurzem hatten wir ziemliche Eheprobleme. Doch wir haben uns jeden Abend Zeit genommen, gemeinsam zu beten und Gott unser Herz auszuschütten. Ich bin davon überzeugt, dass das Gebet uns geholfen hat, unsere Probleme zu lösen und uns wieder gut zu verstehen.“

TIPP: Man könnte sich jeden Abend ein paar Minuten über etwas Gutes unterhalten, das man erlebt hat und wofür man Gott danken möchte. Auch Probleme können angesprochen werden, besonders solche, bei deren Lösung man Gottes Hilfe braucht. Hinweis: Dabei sollte man aber nicht die Fehler seines Ehepartners aufzählen. Besser ist es, im gemeinsamen Gebet nur das anzusprechen, woran beide arbeiten müssen. Am nächsten Tag ist es wichtig, dem Gebet entsprechend zu handeln.

SITUATION 2: Wir haben unterschiedliche Neigungen.

„Ich gehöre nicht zu denen, die sich hinsetzen und ein Buch lesen“, gesteht Tony. Seine Frau Natalie dagegen sagt: „Ich liebe es, zu lesen und über das zu reden, was ich gelernt habe. Manchmal denke ich, Tony fühlt sich etwas überfordert, wenn wir über biblische Themen sprechen.“

Was helfen könnte: Sich gegenseitig unterstützen und nicht versuchen, den anderen zu übertreffen oder den Richter zu spielen. Den Partner dort stärken, wo er Unterstützung braucht und ihn ermuntern. „Die Begeisterung meiner Frau für geistige Dinge ist mir manchmal ein bisschen zu viel“, sagt Tony. „Deswegen habe ich mich bei diesen Themen lieber zurückgehalten. Doch Natalie ist mir eine große Hilfe. Jetzt sprechen wir regelmäßig über solche Themen und ich habe gemerkt, dass ich keine Angst davor haben muss. Mir gefallen diese Gespräche. Wir sind jetzt entspannter und es fällt uns leichter, den Frieden zu wahren.“

Wie viele festgestellt haben, wirkt es sich gut auf die Ehe aus, wenn man jede Woche zu einer bestimmten Zeit gemeinsam in der Bibel liest und über das Gelesene spricht. Ein Wort zur Vorsicht: Mahnungen, auf die man dabei stößt, sollte jeder auf sich selbst beziehen, nicht auf den Partner (Galater 6:4). Strittige Themen sollte man besser nicht beim Bibelstudium ansprechen. Warum nicht?

Eine weitere Veranschaulichung: Würde man eine eiternde Wunde gerade dann reinigen und verbinden, wenn man mit der Familie am Tisch sitzt und isst? Sicher nicht! Sonst würde allen der Appetit vergehen. Gottes Willen besser kennenzulernen und ihn zu tun verglich Jesus mit Essen und Trinken (Matthäus 4:4; Johannes 4:34). Würden wir jedes Mal, wenn wir die Bibel aufschlagen, über unsere emotionalen Wunden sprechen, würde unserem Partner sicher bald der geistige Appetit vergehen. Natürlich muss man Probleme ansprechen, doch das sollte zu einer anderen Zeit geschehen (Sprüche 10:19; 15:23).

TIPP: Man könnte zwei oder drei Eigenschaften aufschreiben, die man an seinem Partner besonders mag. Wenn man dann das nächste Mal über geistige Dinge spricht, könnte man ihm sagen, wie sehr man diese Eigenschaften an ihm schätzt.

Man erntet, was man sät

Achten Mann und Frau auf eine geistige Gesinnung, wird die Ehe friedlicher und glücklicher. Es ist so, wie die Bibel sagt: „Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Galater 6:7).

Günther und Hilde, die anfangs erwähnt wurden, haben erlebt, wie wahr dieser biblische Grundsatz ist. Inzwischen sind sie 45 Jahre verheiratet und wissen, wie sehr es sich lohnt, nicht aufzugeben. „Ich habe es immer auf meine Frau geschoben, dass die Kommunikation bei uns nicht die beste war“, erzählt Günther. „Doch mit der Zeit wurde mir klar, auch ich musste etwas tun.“ Hilde sagt: „Was uns in schwierigen Zeiten wirklich geholfen hat, war unsere Liebe zu Jehova. Wir haben all die Jahre gemeinsam studiert und gebetet. Meine Liebe zu Günther wächst, wenn ich sehe, wie er an seiner Persönlichkeit arbeitet.“

^ Abs. 3 Namen wurden geändert.

ZUM NACHDENKEN

  • Wann haben wir das letzte Mal miteinander gebetet?

  • Was kann ich tun, damit mein Partner gern mit mir über geistige Themen spricht?