Woran ist ein Geistesmensch zu erkennen?

Woran ist ein Geistesmensch zu erkennen?

Möge Gott euch gewähren, untereinander die gleiche Gesinnung zu haben, die Christus Jesus hatte (RÖM. 15:5)

LIEDER: 17, 13

1, 2. (a) Welche Vorteile sehen einige darin, geistig gesinnt zu sein? (b) Welche Fragen werden wir besprechen?

„EINE gute geistige Einstellung macht mich glücklicher. Sie hilft mir, mit den Sorgen des Alltags besser klarzukommen“, sagt eine Schwester in Kanada. Ein Bruder in Brasilien erklärt: „Wir führen seit 23 Jahren eine sehr glückliche Ehe, weil wir uns bemühen, Geistesmenschen zu sein.“ Und ein Bruder auf den Philippinen bemerkt: „Geistig gesinnt zu sein gibt mir inneren Frieden und hilft mir, mit Brüdern unterschiedlichster Herkunft zurechtzukommen.“

2 Diese Äußerungen zeigen, wie gut es sich auswirkt, geistig gesinnt zu sein. Vielleicht fragen wir uns jetzt: „Was kann ich tun, um als Geistesmensch zu wachsen und noch glücklicher zu werden?“ Bevor wir darauf eingehen, ist es wichtig, genau zu verstehen, was die Bibel über Geistesmenschen sagt. Wir gehen im Folgenden auf drei Fragen ein: 1. Was bedeutet es, ein Geistesmensch zu sein? 2. Wie kann man als Geistesmensch Fortschritte machen? 3. Warum ist es für unsere geistige Gesinnung gut, wie Jesus zu denken?

WAS IST EIN GEISTESMENSCH?

3. Worin unterscheidet sich ein Geistesmensch von einem physischen Menschen?

3 Der Apostel Paulus stellt einen „Geistesmenschen“ einem „physischen Menschen“ gegenüber. (Lies 1. Korinther 2:14-16.) Worin unterscheiden sie sich? Der physische Mensch nimmt „die Dinge des Geistes Gottes nicht an“, denn sie sind für ihn unsinnig und „er kann sie nicht erkennen“. Der Geistesmensch hingegen „beurteilt . . . alle Dinge“ und hat „Christi Sinn“. Paulus ermuntert uns, Geistesmenschen zu sein. Welche Unterschiede gibt es noch?

4, 5. Woran ist ein physischer Mensch noch zu erkennen?

4 Gehen wir zuerst näher auf den physischen Menschen ein. In der Welt lassen sich die meisten von ihrer sündigen Natur leiten. Paulus beschreibt diese Einstellung als den „Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“ (Eph. 2:2). Unter dem Einfluss dieses Geistes folgen die meisten einfach der Masse. Sie tun, was sie für richtig halten, und interessieren sich nicht für Gottes Maßstäbe. Ein physischer Mensch legt übermäßig Wert auf Ansehen, Materielles oder darauf, das durchzusetzen, was er für sein Recht hält.

5 Oft ist ein physischer Mensch auch an „Werken des Fleisches“ zu erkennen (Gal. 5:19-21). Im ersten Korintherbrief führt Paulus weitere Merkmale des physischen Menschen auf: Er fördert Spaltungen und Streitigkeiten, ist parteiisch, geht mit Brüdern vor Gericht, erkennt die Leitung durch ein Haupt nicht an oder gibt Essen und Trinken einen zu hohen Stellenwert. Kommt er in Versuchung, wird er schwach und gibt nach (Spr. 7:21, 22). Judas sprach von Personen, die so schwach wurden, dass sie „keine geistige Gesinnung“ mehr hatten (Jud. 18, 19).

6. Woran ist ein geistig gesinnter Mensch zu erkennen?

6 Woran ist ein Geistesmensch zu erkennen? Ihm ist das Verhältnis zu Gott sehr wichtig. Er bemüht sich, ein „Nachahmer Gottes“ zu werden (Eph. 5:1). Ihm liegt viel daran, Dinge so zu sehen, wie Jehova sie sieht. Gott ist für ihn sehr real. Er möchte sein ganzes Leben nach Jehovas Maßstäben ausrichten (Ps. 119:33; 143:10). Er bringt nicht die Werke des Fleisches hervor, sondern arbeitet an der „Frucht des Geistes“ (Gal. 5:22, 23). Um noch besser zu verstehen, was mit „geistig gesinnt“ gemeint ist, ein Vergleich: Von einer Person, die sich in kommerziellen Angelegenheiten gut auskennt, sagt man, sie habe „Sinn fürs Geschäft“ oder „Geschäftssinn“. Wer geistige oder religiöse Interessen schätzt, hat „Sinn für Geistiges“.

7. Was sagt die Bibel über geistig gesinnte Menschen?

7 In der Bibel werden geistig gesinnte Menschen positiv erwähnt. In Matthäus 5:3 (NW, 2013) heißt es: „Glücklich sind die, denen bewusst ist, dass sie Gott brauchen, denn das Königreich des Himmels gehört ihnen.“ In Römer 8:6 lesen wir, wie gut es sich auswirkt, geistig gesinnt zu sein: „Das Sinnen des Fleisches bedeutet Tod, das Sinnen des Geistes aber bedeutet Leben und Frieden.“ Sich auf geistige Dinge zu konzentrieren führt heute schon zu Frieden mit Gott, zu innerem Frieden und in Zukunft zu ewigem Leben.

8. Warum ist es nicht leicht, ein Geistesmensch zu werden und zu bleiben?

8 Wir leben allerdings in einem gefährlichen Umfeld und sind von gottlosem Denken umgeben. Daher müssen wir alles tun, um ein Geistesmensch zu werden und zu bleiben. Lässt man sich nicht mehr von Gottes Geist leiten, entsteht ein moralisches Vakuum und die verdorbene „Luft“ dieser Welt wird einströmen. Wie können wir das verhindern? Und wie können wir geistig wachsen?

NACHAHMENSWERTE BEISPIELE

9. (a) Was hilft uns, geistige Fortschritte zu machen? (b) Auf welche Beispiele gehen wir jetzt ein?

9 Ein Kind, das sich an seinen Eltern orientiert, kann reifer werden. Wir können uns an Geistesmenschen orientieren, um Fortschritte zu machen. Menschen hingegen, die sündigen Neigungen nachgeben, sind warnende Beispiele für uns (1. Kor. 3:1-4). In der Bibel wird über beide Arten von Menschen berichtet. Da wir als Geistesmenschen Fortschritte machen wollen, beschäftigen wir uns mit drei guten Beispielen: Jakob, Maria und Jesus.

Was können wir von Jakob lernen? (Siehe Absatz 10)

10. Woran ist zu erkennen, dass Jakob ein Geistesmensch war?

10 Zuerst zu Jakob. Wie viele von uns heute hatte er kein einfaches Leben. Er musste mit seinem Bruder Esau zurechtkommen, der fleischlich gesinnt war und ihn sogar töten wollte. Hinzu kam noch sein betrügerischer Schwiegervater, der ihn wiederholt ausnutzen wollte. Trotz dieses Umfelds war Jakob ein Geistesmensch. Er vertraute auf das, was Gott Abraham verheißen hatte, und setzte sich hingebungsvoll für das Wohl seiner Familie ein, die in Jehovas Vorsatz eine besondere Rolle spielen sollte (1. Mo. 28:10-15). Jakobs Worte und Taten zeigen, dass er Gottes Maßstäbe und Willen berücksichtigte. Als er sich einmal von Esau bedroht fühlte, betete er zu Gott: „Befreie mich, ich bitte dich, . . . du hast gesagt: ‚Ohne jede Frage werde ich es dir gutgehen lassen, und ich will deinen Samen gleich den Sandkörnern des Meeres machen‘ “ (1. Mo. 32:6-12). Ganz offensichtlich glaubte er fest an das, was Jehova ihm und seinen Vorfahren verheißen hatte. Und er wollte sich nach Gottes Willen und Vorsatz ausrichten.

Was können wir von Maria lernen? (Siehe Absatz 11)

11. Woran ist zu erkennen, dass Maria ein Geistesmensch war?

11 Maria ist ein weiteres Vorbild. Warum wählte Jehova sie als Mutter von Jesus aus? Zweifellos, weil sie eine gute geistige Einstellung hatte. Das ist an den Worten zu erkennen, mit denen sie Jehova pries, als sie Sacharja und Elisabeth besuchte. (Lies Lukas 1:46-55.) Marias Worte machen deutlich: Sie liebte Gottes Wort und war mit den Hebräischen Schriften bestens vertraut (1. Mo. 30:13; 1. Sam. 2:1-10; Mal. 3:12). Bemerkenswert ist auch, dass Joseph und Maria — obwohl frisch verheiratet — vor Jesu Geburt keine sexuellen Beziehungen miteinander hatten. Was zeigt das? Jehovas Wille war ihnen wichtiger als ihre eigenen Wünsche (Mat. 1:25). Während Jesus heranwuchs, verfolgte Maria genau, was in seinem Leben geschah, und schenkte seinen weisen Worten Aufmerksamkeit. Sie „bewahrte . . . alle diese Worte sorgfältig in ihrem Herzen“ (Luk. 2:51). Gottes Vorsatz in Verbindung mit dem Messias bedeutete ihr offensichtlich sehr viel. Können wir von Maria lernen und Gottes Willen in unserem Leben an die erste Stelle setzen?

12. (a) Worin gleicht Jesus seinem Vater? (b) Wie können wir Jesus nachahmen? (Siehe Anfangsbild.)

12 Wer ist das herausragendste Beispiel für einen Geistesmenschen? Natürlich Jesus. In seinem Leben und Dienst war zu erkennen, dass er wie sein Vater sein wollte. Er dachte, fühlte und handelte wie sein Vater. Er berücksichtigte Gottes Willen und Maßstäbe bei allem, was er tat (Joh. 8:29; 14:9; 15:10). Sehen wir uns doch einmal an, wie der Prophet Jesaja Jehovas Mitgefühl beschrieb, und vergleichen das mit dem, was der Evangelist Markus über Jesu Gefühle sagte. (Lies Jesaja 63:9; Markus 6:34.) Haben wir wie Jesus Mitgefühl für Menschen in Not und sind wir jederzeit bereit, entsprechend zu handeln? Setzen wir uns wie Jesus beim Predigen und Lehren der guten Botschaft völlig ein? (Luk. 4:43). So zu empfinden und zu handeln zeichnet einen Geistesmenschen aus.

13, 14. (a) Was können wir von neuzeitlichen Vorbildern lernen? (b) Erzähle eine Erfahrung.

13 Es gibt nicht nur biblische, sondern auch viele neuzeitliche Vorbilder — geistig gesinnte Brüder und Schwestern, die Christi Persönlichkeit immer besser widerspiegeln. Vielleicht hast du ihren Eifer im Dienst bemerkt, ihre Gastfreundschaft, ihr Mitgefühl oder andere gute Eigenschaften. Doch wie wir kämpfen sie mit Schwächen und Unzulänglichkeiten. Rachel aus Brasilien sagt: „Ich bin damals der Modewelt mit all ihren Trends gefolgt. Bescheidenheit war für mich ein Fremdwort. Als ich dann die Wahrheit kennenlernte, habe ich mich bemüht, ein Geistesmensch zu werden. Das war nicht leicht, hat mich aber glücklicher gemacht. Ich habe einen echten Sinn im Leben gefunden.“

14 Reylene von den Philippinen hatte ein anderes Problem. Sie wollte im Leben vorankommen und strebte deshalb nach höherer Bildung und einer guten Arbeit. Sie sagt: „Meine geistigen Ziele rückten in den Hintergrund. Aber dann merkte ich, dass der Beruf nicht alles war. Mir fehlte etwas. Deshalb habe ich meinen Fokus im Leben wieder neu ausgerichtet — auf Jehova.“ Heute vertraut Reylene dem Versprechen Jehovas in Matthäus 6:33, 34. Sie sagt: „Ich weiß, dass Jehova für mich sorgt!“ Vielleicht gibt es in unserer Versammlung ähnliche Beispiele. Lassen wir uns doch von ihrem Vorbild motivieren, dem Christus zu folgen! (1. Kor. 11:1; 2. Thes. 3:7).

„CHRISTI SINN“ HABEN

15, 16. (a) Was ist nötig, um Christus ähnlicher zu werden? (b) Wie können wir unseren Sinn dem Sinn Christi aussetzen?

15 Wie können wir Christus noch ähnlicher werden? 1. Korinther 2:16 spricht davon, „Christi Sinn“ zu haben. Und in Römer 15:5 werden wir daran erinnert, „die gleiche Gesinnung zu haben, die Christus Jesus hatte“. Lernen wir deshalb Jesu Denkweise und Persönlichkeit genau kennen und folgen wir seinen Fußstapfen. Jesus war das Verhältnis zu Gott wichtiger als alles andere. Wenn wir Jesus ähnlicher werden, wird auch unser Verhältnis zu Jehova enger. Das macht deutlich, wie wichtig es ist, wie Jesus zu denken.

16 Wie gelingt uns das? Jesu Jünger sahen seine Wunder. Sie hörten, was er lehrte, und erlebten, wie er mit den unterschiedlichsten Menschen umging. Und sie beobachteten, wie er göttliche Grundsätze anwandte. Sie sagten: „Wir sind Zeugen all der Dinge, die er . . . tat“ (Apg. 10:39). Wir haben Jesus nicht unter uns. Doch Jehova hat uns die Bibelbücher Matthäus, Markus, Lukas und Johannes geschenkt. Durch sie kann Jesus in unserer Vorstellung lebendig werden. Wenn wir in den Evangelien lesen und darüber nachdenken, setzen wir unseren Sinn dem Sinn Christi aus. Auf diese Weise können wir „seinen Fußstapfen genau nachfolgen“ und uns die „gleiche Gesinnung“ aneignen, die er hatte (1. Pet. 2:21; 4:1).

17. Warum ist es gut für uns, wie Jesus zu denken?

17 Wie kommt es uns zugute, uns Jesu Denkweise anzueignen? Genau wie gesundes Essen unseren Körper stärkt, so stärkt es unsere geistige Gesinnung, wenn wir uns mit der Denkweise Christi beschäftigen. Mit der Zeit wird uns Jesu Denkweise in Fleisch und Blut übergehen. Wir können dann Entscheidungen treffen, bei denen wir ein gutes Gewissen haben und über die sich Jehova freut. Bestimmt sind das gute Gründe, „den Herrn Jesus Christus [anzuziehen]“ (Röm. 13:14).

18. Was hast du aus diesem Artikel gelernt?

18 Wir haben betrachtet, was unter einem Geistesmenschen zu verstehen ist und wie wir von anderen Geistesmenschen lernen können. Außerdem haben wir erfahren, dass uns die Denkweise Christi hilft, als Geistesmensch zu wachsen. Aber wie können wir herausfinden, wie es um unsere geistige Gesinnung steht? Wie können wir sie weiter stärken? Und wie wird sie im Alltag deutlich? Darauf geht der nächste Artikel ein.