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Links: Brüder und Schwestern in Vlorë, Albanien (1930). Oben rechts: Auswahl einiger Broschüren aus Albaniens theokratischer Geschichte. Unten rechts: David Splane von der Leitenden Körperschaft veröffentlicht 2005 auf dem Bezirkskongress „Gottgefälliger Gehorsam“ die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift

7. JANUAR 2022
ALBANIEN

100 Jahre Predigtwerk in Albanien trotz jahrzehntelangem Verbot

100 Jahre Predigtwerk in Albanien trotz jahrzehntelangem Verbot

Im Jahr 2022 gibt es Jehovas Zeugen in Albanien seit 100 Jahren.

Einer der ersten Albaner, der ein Zeuge Jehovas wurde, war Nasho Idrizi. Er lebte in den frühen 1920er-Jahren in den Vereinigten Staaten und hatte dort mit den Internationalen Bibelforschern, wie man Jehovas Zeugen damals nannte, die Bibel studiert.

Im Jahr 1922 kehrte Nasho nach Albanien zurück. Im Lauf der Zeit kamen weitere Albaner, die in den Vereinigten Staaten Bibelforscher geworden waren, in ihre Heimat zurück und erzählten anderen von dem, was sie gelernt hatten.

Thanas Duli

Thanas Duli gehörte zu den ersten Bibelforschern in Albanien. Er sagte: „Im Jahr 1925 gab es in Albanien drei organisierte Versammlungen und verschiedene einzelne Bibelforscher und Interessierte, die im ganzen Land verstreut wohnten.“

Schon in diesen Anfangsjahren wurden Publikationen ins Albanische übersetzt, zum Beispiel Die Harfe Gottes und Eine wünschenswerte Regierung. Wie Der Wacht-Turm vom 15. Dezember 1925 ausführte, wurde „eine ziemlich große Zahl [albanischer Literatur] in die Hände des Volkes gelegt“. Weiter hieß es: „Die Albaner ergreifen die Wahrheit mit großer Freude.“

Argjiro und Nasho Dori

Weil die Zeugen so eifrig predigten, nannte man sie ungjillorë, was „Evangeliums­verkündiger“ bedeutet. Nasho Dori, der sich 1930 taufen ließ, erzählte: „1935 mietete eine Gruppe von uns einen Bus, um in der Stadt Këlcyrë zu predigen. Dann planten wir einen größeren Predigtdienstausflug, bei dem wir die albanischen Städte Përmet, Leskovik, Ersekë, Korçë, Pogradec und Elbasan durcharbeiten wollten. Wir beendeten den Ausflug in Tirana – gerade rechtzeitig, um die Feier zum Gedenken an den Tod Christi zu begehen.“

Im Jahr 1939 übernahm das faschistische Italien die Macht in Albanien und Jehovas Zeugen wurden verboten. Die Neutralitäts­frage rückte jetzt in den Mittelpunkt, weil sich unsere Brüder weigerten, während des Griechisch-Italienischen Kriegs a zu den Waffen zu greifen. 15 Brüder kamen während dieser Zeit ins Gefängnis. Bruder Nikodhim Shyti brachte man in ein Konzentrations­lager, wo sich seine Spur verlor.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1944, kam die Kommunistische Partei an die Macht. Damit ging die Verfolgung weiter. Viele unserer Brüder wurden inhaftiert und misshandelt. Andere wurden von ihrer Familie getrennt und in weit entfernte Arbeitslager geschickt. Während dieser Jahre war Albanien vom Rest der Welt abgeschottet. Im englischen Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1959 wurde berichtet: „Die Staatsführung kann die Brüder in Albanien zwar von der übrigen Neuen-Welt-Gesellschaft isolieren, doch sie kann nicht verhindern, dass Gottes heiliger Geist auf die Brüder einwirkt.“ 1967 erklärte sich Albanien zum ersten atheistischen Staat. Die wenigen Zeugen, die es im Land noch gab, waren zwar vorsichtig, hielten aber an ihren Glaubensgewohnheiten fest.

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurden Jehovas Zeugen am 22. Mai 1992 rechtlich anerkannt – nach über 50 Jahren unter Verbot.

Heute gibt es in Albanien 5550 Zeugen in 89 Versammlungen. Wir freuen uns mit unseren albanischen Brüdern, denn trotz schwerer Verfolgung „breitete sich das Wort Jehovas mit Macht aus und wurde immer stärker“ (Apostel­geschichte 19:20).

a Dieser Krieg war ein Konflikt zwischen Griechenland und Italien, der vom 28. Oktober 1940 bis zum 23. April 1941 dauerte. Damit begann der Balkanfeldzug des Zweiten Weltkriegs.