Der erste Brief an Timotheus 5:1-25
Studienanmerkungen
Übe nicht strenge Kritik an einem älteren Mann: Das mit „strenge Kritik üben“ übersetzte griechische Wort bedeutet wtl. „auf [etwas] einschlagen“. Hier wird es übertragen gebraucht im Sinn von „scharf kritisieren“ oder „mit Worten strafen“. Obwohl Timotheus noch jung war, hatte er eine gewisse Autorität (1Ti 1:3). Paulus warnt ihn davor, diese Autorität zu missbrauchen und andere schroff zu behandeln. Vor allem Ältere verdienten es, dass er mitfühlend und respektvoll mit ihnen umging (3Mo 19:32; siehe Anm. zu Appelliere in diesem Vers).
einem älteren Mann: Hier ist mit dem entsprechenden griechischen Wort presbýteros ein Mann gemeint, der buchstäblich älter ist, da im selben Vers auch von „jüngeren Männern“ die Rede ist. In anderen Zusammenhängen wird presbýteros übertragen gebraucht und bezeichnet einen Ältesten, also jemand mit Autorität und Verantwortung in der Versammlung (1Ti 5:17; Tit 1:5; siehe Anm. zu Apg 11:30). Falls Timotheus einen Bruder korrigieren musste, der älter war als er, sollte er an ihn „wie an einen Vater“ appellieren – vor allem, wenn es sich um einen Mitältesten handelte.
Appelliere: Das entsprechende griechische Verb (parakaléō) vermittelt den Gedanken, jemandem Mut zu machen oder ihn freundlich zu ermahnen, weil er einem am Herzen liegt. (Siehe Anm. zu Rö 12:8, wo parakaléō mit „ermutigen“ wiedergegeben ist.) Paulus rät Timotheus, in der Versammlung eine familiäre Atmosphäre zu fördern, in der sich jeder geliebt fühlt (1Ko 4:14; 1Th 2:7, 8). Wenn Timotheus andere korrigierte, durfte er nicht hart oder unfreundlich sein.
mit größter moralischer Reinheit: Oder „mit aller Keuschheit“. Das griechische Wort für „moralische Reinheit“ bezieht sich nicht nur auf das Verhalten (z. B. auf dem Gebiet der Sexualität), sondern auch auf die Gedanken und Beweggründe (1Ti 4:12; siehe Anm. zu Php 4:8). Timotheus sollte jüngere Christinnen so behandeln, als wären sie seine eigenen Schwestern. Was er dachte, sagte und tat, sollte immer rein, d. h. moralisch einwandfrei sein – ganz gleich, mit wem er zu tun hatte (Hi 31:1).
Kümmere dich um: Wtl. „Ehre“. Die Wendung könnte auch übersetzt werden mit: „Hör nicht auf zu ehren“. Damals waren Witwen oft schutzlos und arm. Paulus weist Timotheus an, mit ihnen respektvoll umzugehen und ihnen liebevoll zur Seite zu stehen. Laut Nachschlagewerken kann „ehren“ oder „kümmern“ in diesem Zusammenhang materielle Hilfe einschließen. (Vgl. Mat 15:5, 6; Apg 28:10; siehe Anm. zu 1Ti 5:17.) Viele Bibelberichte zeigen, dass Jehova Witwen, die ihm treu dienen, liebt und sie ehrt. Das sieht man am Beispiel von Noomi, Ruth, der Witwe von Zarephath oder der Prophetin Anna (Ru 1:1-5; 2:10-13, 19, 20; 4:14, 15; 1Kö 17:8-24; Luk 2:36-38).
Witwen, die wirklich Witwen sind: Oder „Witwen, die wirklich in Not sind“, d. h. Witwen, die niemand haben, der sie unterstützt.
in ihrem eigenen Haus Gottergebenheit zu zeigen: Im 1. Timotheusbrief spricht Paulus wiederholt von „Gottergebenheit“. Das entsprechende griechische Substantiv eusébeia beschreibt, dass man Gott verehrt und tiefe Ehrfurcht vor ihm hat. (Siehe Anm. zu 1Ti 4:7.) Im vorliegenden Vers verwendet Paulus das verwandte Verb eusebéō (mit „Gottergebenheit zeigen“ wiedergegeben). Manche Bibeln übersetzen es hier nur mit „seine Pflichten erfüllen“ oder „gewissenhaft sorgen“. Dabei geht der Gedanke verloren, welches Motiv dahintersteckt: Ein Christ sorgt vor allem deshalb für seine verwitweten Eltern oder Großeltern, weil er Jehova ehren und seinen Geboten folgen möchte (2Mo 20:12; Mat 15:3-6; 1Ti 5:8; Jak 1:27). Aus Gottergebenheit ist er bereit, diese körperlich und emotional oft sehr belastende Aufgabe mit Freude, Geduld und Liebe zu übernehmen (Pr 12:1-8).
Gottergebenheit zu zeigen: Es gibt Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische, die hier den Gottesnamen verwenden und schreiben: „ihre Hausgemeinschaft mit Weisheit und Ehrfurcht vor Jehova zu umsorgen [oder „zu führen“]“. (Vgl. Anm. zu 1Ti 2:2.)
fleht und betet unaufhörlich Tag und Nacht: Paulus schreibt hier über Witwen, die „ihre Hoffnung auf Gott gesetzt“ haben. Seine Worte erinnern stark an das, was Lukas über die betagte, verwitwete Prophetin Anna sagte: „Nie fehlte sie im Tempel, sondern sie verrichtete Tag und Nacht unter Fasten und Flehen heiligen Dienst“ (Luk 2:36, 37). Und Jesus lobte „eine bedürftige Witwe“, die nur „zwei kleine Münzen von ganz geringem Wert“ besaß. Doch sie vertraute so sehr auf Jehova, dass sie beide Münzen im Tempel spendete (Luk 21:1-4; siehe Anm. zu Vers 4). An den Evangelienberichten und an den Worten von Paulus sieht man: Für Jehova sind Witwen, die fest auf ihn vertrauen, sehr wertvoll.
die sich sinnlicher Befriedigung hingibt: Das entsprechende griechische Verb bezeichnet einen luxuriösen und verschwenderischen Lebensstil. Das Wort kann sich auch auf eine lockere Moral beziehen. Offenbar wusste Paulus von einigen verwitweten Christinnen, die sich aufgrund ihrer Ungebundenheit ein Leben in Luxus gönnten. (Vgl. 1Ti 2:9.) Die Versammlung sollte niemanden finanziell unterstützen, der das ausnutzt oder es mit Jehovas Maßstäben nicht so genau nimmt. (Siehe Anm. zu 1Ti 5:3.)
tot, obwohl sie lebt: D. h. tot in übertragenem Sinn. (Vgl. Off 3:1; siehe Anm. zu Eph 2:1.)
Anweisungen: Oder „Anordnungen“. (Siehe Anm. zu 1Ti 1:5.)
für seine Angehörigen und besonders für die Mitglieder seiner Hausgemeinschaft: Der Ausdruck „Mitglieder seiner Hausgemeinschaft“ bezieht sich auf die Familienmitglieder, mit denen jemand zusammenwohnt. Dagegen ist der Ausdruck „Angehörige“ weiter gefasst und schließt alle engen Verwandten ein.
für … sorgt: Gemeint ist, für materielle Bedürfnisse zu sorgen. Wie Paulus zeigt, wurde vom Mann als Haupt der Familie erwartet, seine Frau und seine Kinder angemessen zu versorgen. Manchmal gab es auch verwitwete Eltern oder Großeltern, die nicht mehr für sich selbst sorgen konnten. In diesem Fall sollten sich die erwachsenen Kinder so gut wie möglich um sie kümmern. Das konnte auch bedeuten, im Voraus Vorkehrungen für sie zu treffen. (Vgl. Joh 19:26, 27.) Paulus zeigt, dass Christen außer Pflichtgefühl einen noch wichtigeren Grund haben, diese Anweisung zu befolgen: Sie wollen Gott gefallen (2Mo 20:12; 5Mo 5:16; Mat 15:4-6).
hat er den Glauben verleugnet: Zum christlichen Glauben gehört alles, was Jesus und seine vom Geist geleiteten Jünger lehrten. Jesus bekräftigte die Gültigkeit des Gebots „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ und verurteilte diejenigen, die sich dieser Verantwortung entzogen (2Mo 20:12; 5Mo 5:16; Mar 7:9-13). Der christliche Glaube verlangt, dass man für seine Familie sorgt; dazu können auch Eltern oder Großeltern gehören, die verwitwet und auf Hilfe angewiesen sind. Ein Christ würde seinen Glauben verleugnen, d. h. sich von ihm abwenden, wenn er dieser Verantwortung bewusst nicht nachkommen würde. Er wäre schlimmer als ein Ungläubiger, also ein Nichtchrist, der sich aus familiärer Verbundenheit um seine Angehörigen kümmert (Rö 2:14, 15).
ein Ungläubiger: Es gibt Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische, die schreiben: „jemand, der Jehova ablehnt (leugnet)“. Da es jedoch keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass hier im Urtext der Gottesname stand, entschied sich das Übersetzungskomitee der Neuen-Welt-Übersetzung dagegen, den Namen im Haupttext zu verwenden. (Siehe Anh. C.)
Eine Witwe soll in die Liste eingetragen werden: Bei dem griechischen Verb für „in die Liste eintragen“ handelt es sich um einen Fachbegriff, der häufig bei offiziellen Registrierungen verwendet wurde. Anscheinend war in der Versammlung offiziell geregelt, wie für bedürftige Christen, z. B. arme Witwen, gesorgt werden sollte. Paulus gibt grundsätzliche Hinweise dazu, wann eine Witwe finanzielle Unterstützung von der Versammlung verdiente.
mindestens 60 Jahre alt: Paulus nennt hier ein Alter, ab dem man damals als ältere Person galt. Mit über 60 war es für eine Witwe eher unwahrscheinlich, dass sie wieder heiratete. Gleichzeitig wurde es für sie immer schwieriger, selbst für ihren Lebensunterhalt aufzukommen.
Heiligen die Füße gewaschen: Damals trug man Sandalen und war oft auf staubigen Straßen unterwegs. Deshalb galt es als Zeichen der Gastfreundschaft, seinen Gästen die Füße zu waschen. Da oft Diener diese Arbeit machten, hielten manche es für unter ihrer Würde, das selbst zu tun (Luk 7:44). Wenn eine Witwe für gute Taten bekannt war, z. B. dafür, dass sie anderen die Füße gewaschen hatte, war sie offensichtlich demütig und bereit, anderen zu dienen. Deshalb würden ihre Glaubensbrüder ihr umso bereitwilliger helfen, wenn sie in Not geriet (Luk 6:38).
Jüngere Witwen dagegen setze nicht auf die Liste: Paulus wies die Versammlung an, in erster Linie ältere Witwen zu unterstützen, die vorbildlich im Glauben waren und materielle Hilfe besonders nötig hatten. In Vers 11-15 nennt er Gründe, warum diese Regelung nicht für jüngere Witwen galt. (Siehe Anm. zu 1Ti 5:12.)
sich nicht an ihre ursprüngliche Äußerung des Glaubens gehalten: Oder „ihr vorheriges Versprechen gebrochen“. Möglicherweise gab es in Ephesus jüngere Witwen, die gesagt hatten, dass sie nicht wieder heiraten würden, um sich voll auf den Dienst für Jehova zu konzentrieren. (Vgl. 1Ko 7:34.) Einige hatten es vielleicht sogar versprochen oder sich dazu verpflichtet und hatten daraufhin von der Versammlung Unterstützung erhalten. Doch anscheinend setzten sie mit der Zeit andere Prioritäten. Wie Paulus schreibt, drängte sich „ihr sexuelles Verlangen zwischen sie und den Christus“ (1Ti 5:11). Offensichtlich entwickelten diese Witwen noch andere unerfreuliche Neigungen, denn Paulus fügt hinzu: „Gleichzeitig gewöhnen sie sich an, unbeschäftigt zu sein …, sie verbreiten auch Geschwätz, mischen sich in die Angelegenheiten anderer Leute ein“ usw. (1Ti 5:13). In Vers 14 zeigt Paulus, wie jüngere Witwen sich vor einer solchen Entwicklung schützen könnten. (Siehe Anm. zu 1Ti 5:14.)
sie verbreiten … Geschwätz: Das entsprechende griechische Wort ist von einem Verb abgeleitet, das „(über)sprudeln“ bedeutet, was dann zu „faseln“, „dummes Zeug reden“ wurde. Ein Bibelkommentar erklärt, dass es um Personen geht, „die alles aus sich heraussprudeln lassen, was ihnen in den Sinn kommt“. Über Belangloses zu reden ist nicht zwangsläufig verkehrt. Paulus meint hier bösartiges Gerede. Einige junge Witwen sprachen offensichtlich „über Dinge, über die sie nicht reden sollten“.
Deshalb möchte ich, dass die jüngeren Witwen heiraten: Paulus empfiehlt jüngeren Witwen zu heiraten und einen Haushalt zu führen. Das wäre für sie ein Schutz. Für eine Familie zu sorgen, würde sie davon abhalten, Geschwätz zu verbreiten, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen oder andere schlechte Gewohnheiten zu entwickeln (1Ti 5:13; siehe Anm. zu 1Ti 2:15). Sie würden auch nicht in die Gefahr geraten, die Paulus in Vers 12 erwähnt, nämlich dass sie sich nicht „an ihre ursprüngliche Äußerung des Glaubens“ hielten. (Siehe Anm. zu 1Ti 5:12.)
Verwandte …, die Witwen sind: Eine Christin war verpflichtet, für Witwen in ihrer eigenen Familie zu sorgen, z. B. für ihre Mutter, ihre Großmutter oder andere Witwen in der näheren Verwandtschaft, um die sich sonst niemand kümmerte.
damit die Versammlung nicht belastet wird: Die Versammlung sollte Witwen, die Unterstützung verdienten, nicht als Last sehen, sondern als wertvolle Dienerinnen Gottes (1Ti 5:5, 9, 10). Wie Paulus jedoch schreibt, sollten keine Witwen materiell unterstützt werden, deren Angehörige das übernehmen konnten oder die sich nicht vorbildlich verhielten (1Ti 5:4, 6, 7, 11-15). Würde die Versammlung solche Witwen unterstützen, bliebe ihr weniger Geld und Kraft für das Predigen und den Hilfsdienst. (Siehe Anm. zu 2Ko 8:4.)
die wirklich Witwen sind: Oder „die wirklich in Not sind“, d. h. Witwen, die niemand haben, der sie unterstützt.
Die Ältesten: Paulus fühlte sich mit den Christen in Ephesus eng verbunden (Apg 19:1, 8-10; 20:17, 31, 37, 38). Das letzte Mal hatte er die Ältesten der Versammlung um 56 u. Z. gegen Ende seiner dritten Missionsreise gesehen. (Siehe Anm. zu Apg 20:17.) Bei diesem Treffen hatte Paulus ihnen ans Herz gelegt, ihre Aufgabe als Hirten ernst zu nehmen. (Siehe Anm. zu Apg 20:28.) Hier erinnert Paulus die Versammlung daran, ihre fleißigen Ältesten zu schätzen.
ihrer Führungsaufgabe gut nachkommen: Das griechische Verb für „seiner Führungsaufgabe nachkommen“ bedeutet wtl. „vor [jemandem] stehen“. (Siehe Anm. zu Rö 12:8.) Die Ältesten stehen bildlich gesprochen vor der Versammlung: Sie lehren die Versammlung, schützen sie vor Angriffen auf den Glauben und helfen jedem Einzelnen, Jehova nah zu bleiben. Dasselbe griechische Verb wird auch auf Familienväter angewendet (1Ti 3:4). Väter treffen manchmal endgültige Entscheidungen und stellen mitunter Regeln auf, die persönliche Angelegenheiten von Familienmitgliedern betreffen. Älteste haben nicht so weitreichende Befugnisse (2Ko 1:24; Gal 6:5). Bescheiden folgen sie Christus, dem Haupt der Versammlung; sie versuchen, so zu sein wie er und mit der Herde genauso demütig umzugehen (Mat 20:24-28; Joh 13:13-16; Kol 1:18).
haben doppelte Ehre verdient: Von Christen wird generell erwartet, sich gegenseitig zu respektieren und zu ehren (Rö 12:10; Php 2:3). Wie Paulus hier jedoch herausstellt, sollte man den Ältesten für ihre harte Arbeit „doppelte Ehre erweisen“, d. h. sie besonders ehren. Das tut man, wenn man gut mit ihnen zusammenarbeitet und ihrem Vorbild folgt (Heb 13:7, 17). Aus dem nächsten Vers geht hervor, dass „doppelte Ehre“ auch materielle Unterstützung einschließen kann – was allerdings nicht bedeutet, dass Älteste für ihre Dienste bezahlt werden sollten. Paulus gab auf diesem Gebiet ein gutes Beispiel: Wie er den Ältesten aus Ephesus erklärt hatte, kam er für seinen Lebensunterhalt selbst auf (Apg 18:3; 20:17, 34; 1Ko 4:16; 11:1; 1Th 2:6 und Anm., 9).
Steht doch in den Schriften: Paulus untermauert seine Ausführungen im vorigen Vers hier mit zwei Zitaten. (Vgl. Rö 9:17 und Anm.; 10:11.) Das erste stammt aus 5Mo 25:4. (Siehe auch Anm. zu 1Ko 9:9.) Das zweite könnte an 3Mo 19:13 angelehnt sein. Möglicherweise bezieht sich Paulus hier aber auch auf einen Text aus den Evangelien. Er drückt sich fast genauso aus wie Jesus in Luk 10:7. Lukas schrieb sein Evangelium um 56–58 u. Z., also vor dem 1. Timotheusbrief, den Paulus irgendwann zwischen 61 und 64 u. Z. verfasste. (Das Zitat ähnelt auch dem Wortlaut in Mat 10:10; das Matthäusevangelium wurde um 41 u. Z. geschrieben.) Somit könnte es sich hier um ein frühes Beispiel dafür handeln, dass ein Bibelschreiber aus einem Evangelium zitiert und es damit als von Gott eingegeben anerkennt. (Vergleiche 1Ko 9:14, wo Paulus auf eine Anordnung Jesu Bezug nimmt; siehe auch Anm. zu 1Ko 12:10.)
Anklage: Einem Ältesten könnte ein schwerwiegender Verstoß gegen biblische Grundsätze vorgeworfen werden. Falls sich das bestätigt, ist er kein Mann, „dem nichts vorzuwerfen ist“ oder der „frei von Anklage“ ist; damit eignet er sich nicht mehr als Ältester (1Ti 3:2; Tit 1:5, 7). Geht es um eine schwere Sünde, könnte das sogar zu seinem Ausschluss aus der Versammlung führen (1Ko 5:13; 6:9, 10).
einen älteren Mann: Oder „einen Ältesten“. Das entsprechende griechische Wort presbýteros kann sich auf einen Mann in fortgeschrittenem Alter beziehen oder auf jemanden, der in der Christenversammlung Verantwortung trägt und Autorität hat. (Siehe Anm. zu Apg 20:17; 1Ti 5:1.)
stützt sich auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen: Es handelt sich hier um eine Vorschrift aus dem mosaischen Gesetz (5Mo 17:6; 19:15). Vom Geist geleitet wendet Paulus sie auf den Fall an, dass einem Ältesten ein schwerer Verstoß gegen biblische Grundsätze vorgeworfen wird. Die vorgeschriebene Vorgehensweise schützt Älteste vor Falschanklagen und Verleumdungen, die ein Einzelner gegen sie vorbringen könnte. Solche Verleumdungen könnten den guten Ruf eines unschuldigen Ältesten zerstören und seinen Dienst für die Versammlung behindern. Wird eine Anklage jedoch von „zwei oder drei Zeugen“ bestätigt, muss sich die Ältestenschaft damit befassen.
Weise … zurecht: In der Bibel ist mit dem entsprechenden griechischen Verb oft gemeint, jemandem seinen Fehler vor Augen zu führen. Dahinter steckt eine gute Absicht: Der Betreffende soll den Fehler einsehen und sich korrigieren. Einem Fachwörterbuch zufolge bedeutet das Wort unter anderem „von der Sünde zur Buße weisen“, also einem Sünder den Weg zur Reue zeigen. Es handelt sich um eine Erziehungsmaßnahme, die denjenigen weiterbringen soll. In Joh 16:8 ist dasselbe Verb mit „überzeugende Beweise … liefern“ übersetzt.
Sünde treiben: Das entsprechende griechische Verb steht in einer Form, die eine fortlaufende Handlung anzeigt. Offenbar geht es nicht um eine einzelne Sünde, sondern um wiederholtes Sündigen. In anderen Bibeln steht hier z. B. „ein sündiges Leben führen“.
vor aller Augen: Oder „vor allen“. Damit meint Paulus offensichtlich alle, die von dem Fehlverhalten wissen. In manchen Fällen kann das die ganze Versammlung sein. In anderen Fällen könnte es sich nur auf die direkt Betroffenen und die Mitwissenden beziehen, etwa auf Augenzeugen. In Luk 8:47 wird z. B. von einer geheilten Frau gesagt: „Sie … erzählte vor allen Leuten, warum sie ihn [Jesus] berührt hatte.“ Die Wortwahl und der Zusammenhang legen nahe, dass sie zu den Leuten sprach, die gehört hatten, wie Jesus fragte: „Wer hat mich berührt?“ Es gibt keinen Grund anzunehmen, die Frau hätte zu der gesamten Menschenmenge oder mit jedem in der Stadt gesprochen (Luk 8:43-47).
damit die Übrigen gewarnt sind: Wtl. „damit die Übrigen Furcht haben“. Hier wird deutlich, warum jemand „vor aller Augen“ bzw. öffentlich zurechtgewiesen werden soll: Anderen wird dadurch eine gesunde Furcht vor der Sünde eingeflößt. Sie lernen, wie es zu Sünden kommen kann und warum sie so gefährlich sind.
Ich weise dich … feierlich an: Für diese ernste Aufforderung steht im Griechischen ein einziges Verb. In einem Wörterbuch heißt es dazu: „jemanden in außerordentlich wichtigen Angelegenheiten mit Autorität ermahnen“. (In der Septuaginta steht dasselbe Verb z. B. in 1Sa 8:9 und 2Ch 24:19.) Im Vorfeld erklärt Paulus, wie vorzugehen ist, wenn Vorwürfe gegen einen Ältesten bestehen; er betont, dass Personen, die Sünde treiben, zurechtgewiesen werden müssen. Weil es eine ernste Angelegenheit betrifft, gibt Paulus die Anweisung vor Gott und Christus Jesus. Dadurch wird deutlich: Alles, was Älteste untereinander besprechen – auch im kleinen Kreis –, bekommen Jehova und Jesus als die höchsten Instanzen mit (Rö 2:16; Heb 4:13).
den auserwählten Engeln: Während Jehova die bösen Engel verworfen hat, vertraut er treuen Engeln bestimmte Aufgaben an (Jud 6). Einige sind dafür ausgewählt, seine Diener auf der Erde zu beschützen, das Predigtwerk zu betreuen sowie ihm und Jesus ihre Beobachtungen mitzuteilen (Heb 1:14; Off 14:6; siehe Anm. zu Mat 18:10).
vorurteilsfrei … und ohne jemanden zu bevorzugen: Paulus zeigt hier zwei Faktoren auf, die zu Fehleinschätzungen führen. Vorurteile bewirken, dass man jemand von vornherein negativ einordnet. Auch das Gegenteil kann der Fall sein: Man bewertet jemand übertrieben positiv – vielleicht weil man mit ihm befreundet ist – und bevorzugt ihn deshalb.
Leg nie jemandem die Hände voreilig auf: Offensichtlich war Timotheus befugt, durch Auflegen der Hände Älteste zu ernennen. (Siehe Worterklärungen zu „Hände auflegen“ und Anm. zu Apg 6:6.) Das sollte er nicht voreilig tun, sondern erst nachdem er sorgfältig abgewogen hatte, ob der Betreffende geeignet war (1Ti 3:1-7). Durch ein Dienstamt erhielt ein Mann in der Versammlung beträchtlichen Einfluss. Deshalb war es wichtig, dass sich Timotheus an den Rat von Paulus hielt. Hätte er ungeeignete Männer ernannt, die Schaden verursachten, hätte er an den Sünden anderer teilgehabt; er wäre für den Schaden mitverantwortlich gewesen.
nimm etwas Wein: Wein wurde zur Zeit von Paulus als Heilmittel geschätzt. Man setzte ihn unter anderem bei Verdauungsstörungen und zur Wundbehandlung ein. (Siehe Anm. zu Luk 10:34.) Aus dem väterlichen Rat von Paulus spricht seine Fürsorge für Timotheus, der trotz häufiger Erkrankungen treu seinen Dienst fortsetzte. Antike und neuere Quellen bestätigen den medizinischen Nutzen von Wein. Der griechische Arzt Hippokrates von Kos (um 460–370 v. u. Z.) schrieb, „das sicherste und am sichtbarsten (wirkende) Heilmittel“ für einen Patienten „mit schwächerer Konstitution“ sei unter anderem, ihm „Wein als Getränk“ zu geben. Der römische Schriftsteller Aulus Cornelius Celsus aus dem 1. Jh. schrieb in seiner Abhandlung über die Medizin: „Leidet man am Magen, so soll man … auf nüchternen Magen nicht Wasser, sondern Glühwein trinken.“
Medien
Diese Fotos aus dem frühen 20. Jh. zeigen Rinder, die beim Dreschen einen Maulkorb tragen. Um die Getreidekörner aus der Schale zu lösen, ließ man in einem ersten Arbeitsschritt Rinder einen Dreschschlitten über die geernteten Ähren ziehen. Der Maulkorb hinderte die Tiere daran, während des Dreschens zu fressen. Das mosaische Gesetz verbot diese Praxis, was zeigt, dass Jehova Tiere am Herzen liegen (5Mo 25:4). Für ein hungriges Tier wäre es eine Qual gewesen, das Getreide bei der harten Arbeit direkt vor sich zu haben, ohne davon fressen zu können. Aus diesem Gesetz leitete Paulus den Grundsatz ab, dass ein Christ, der im Dienst für Gott hart arbeitet, materielle Unterstützung und Ehre verdient (1Ko 9:9-14; 1Ti 5:17, 18).
Das Foto zeigt eine Amphore (einen antiken Weinkrug) aus Ton. Amphoren gab es in unterschiedlichen Größen. Die hier abgebildete ist etwa 100 cm hoch und hat ein Fassungsvermögen von knapp 28 l. Der spitz zulaufende Boden diente dazu, die Amphoren beim Transport mit dem Schiff sicher stapeln zu können. Wein war in der griechisch-römischen Welt eine wichtige Handelsware. Griechen, Römer und Juden aus allen sozialen Schichten tranken Wein, oft mit Wasser verdünnt. Das Trinkwasser war damals häufig verunreinigt, und Wein verhinderte als natürliches Antiseptikum die Vermehrung von Keimen. Paulus riet Timotheus: „Trink nicht mehr nur Wasser, sondern nimm etwas Wein wegen deines Magens und deiner häufigen Erkrankungen“ (1Ti 5:23, Fn.).