Der zweite Brief an Timotheus 3:1-17
Studienanmerkungen
In den letzten Tagen: Paulus verwendet ein Verb im Futur, wenn er sagt: „In den letzten Tagen werden kritische Zeiten herrschen.“ (Siehe auch 2Ti 3:2, 13.) Er bezieht sich also auf eine Zeit in der Zukunft, nämlich auf die „letzten Tage“ des Weltsystems, das während Jesu unsichtbarer Gegenwart besteht. (Siehe Worterklärungen zu „Letzte Tage“.) Vorher würde, wie in 2Th 2:3-12 angekündigt, die Abtrünnigkeit kommen und „der Mensch der Gesetzlosigkeit“ offenbart werden. (Siehe Anm. zu 2Th 2:3; 1Ti 4:1.) Im Folgenden listet Paulus negative Verhaltensweisen auf, die für die menschliche Gesellschaft in den „letzten Tagen“ charakteristisch wären (2Ti 3:1-5; siehe Anm. zu 2Ti 3:5). Die vorhergesagte Abtrünnigkeit würde zur Ausbreitung dieser gottlosen Charakterzüge beitragen.
kritische Zeiten …, mit denen man schwer fertigwird: Paulus beschreibt hier mit zwei griechischen Wörtern eine Zeit schwerer Krisen, die er als „letzte Tage“ bezeichnet. Das Wort kairós bezieht sich oft auf einen bestimmten Zeitabschnitt und kann auch mit „festgelegte Zeit“ übersetzt werden. (Siehe Anm. zu Apg 1:7.) Zusätzlich schreibt Paulus, dass man mit dieser Zeit „schwer fertigwird“. Das entsprechende griechische Wort chalepós bedeutet laut Wörterbüchern „schlimm“, „schwierig“ oder „gefährlich“. Es kommt auch in Mat 8:28 vor, wo zwei von Dämonen Besessene als „bösartig“ bezeichnet werden. Paulus sagt voraus, dass sich die Menschen in den „letzten Tagen“ schlecht verhalten würden (2Ti 3:2-5, 13). Deshalb wäre diese Zeit – wie verschiedene Nachschlagewerke es ausdrücken – „belastend“, „schwer zu ertragen“ oder „schwer zu überstehen“.
Denn die Menschen werden: Im Folgenden listet Paulus rund 20 Verhaltensweisen auf, die für die Menschen in den „letzten Tagen“ charakteristisch wären (2Ti 3:1 und Anm.). Er spricht von einer Zeit, die damals noch in ferner Zukunft lag. Doch natürlich gab es auch im 1. Jh. Menschen, die sich so verhielten – sonst hätte er Timotheus nicht geraten, sich von solchen Menschen abzuwenden. (Siehe Anm. zu 2Ti 3:5; vgl. Mar 7:21, 22.) In Zukunft wäre jedoch die Gesellschaft als Ganzes von diesen Verhaltensweisen durchdrungen.
das Geld lieben: Siehe Anm. zu 1Ti 6:10.
angeberisch und überheblich: Ein Angeber prahlt mit seinen Fähigkeiten, seinen Eigenschaften oder seinem Besitz und übertreibt dabei auch gern. Wer überheblich ist, hält sich für besser als andere. Die beiden Eigenschaften sind ähnlich, wobei sich „angeberisch“ mehr darauf bezieht, wie jemand über sich spricht, und „überheblich“ darauf, wie jemand über sich denkt.
über Gott und Menschen lästern: Oder „… abfällig reden“. Paulus verwendet hier das griechische Substantiv blásphēmos, das jemanden beschreibt, der andere beleidigt, beschimpft oder verleumdet. In den „letzten Tagen“ würde sich ein Großteil der Menschen so verhalten (2Ti 3:1).
nicht auf die Eltern hören: Schon im mosaischen Gesetz wurde Kindern geboten, ihre Eltern zu ehren (2Mo 20:12; Mat 15:4). Und auch in der Christenversammlung wurde von Kindern erwartet, die Eltern zu ehren und auf sie zu hören (Eph 6:1, 2). Sogar die Griechen und Römer – Menschen, die Jehova nicht anbeteten – sahen es allgemein als verkehrt und unnatürlich an, wenn sich Kinder gegen ihre Eltern stellten (Rö 2:14, 15). Wer im alten Griechenland seine Eltern schlug, konnte seine Bürgerrechte verlieren. Und nach römischem Recht galt es als ebenso schwerwiegend, seinen Vater zu schlagen, wie jemanden zu ermorden. Doch Paulus sagt eine Zeit voraus, in der es nicht ungewöhnlich wäre, die Eltern zu missachten. Einem Bibelkommentar zufolge ist das „ein äußerst bedenkliches Zeichen für den Verfall einer Kultur“.
undankbar: Manche denken, dass ihnen alles, was sie von ihren Eltern, anderen Menschen oder auch von Gott erhalten haben, einfach zusteht (Luk 6:35). Diese Einstellung ist hauptsächlich auf Egoismus zurückzuführen.
nicht loyal: Oder „ohne loyale Liebe“. (Siehe auch 1Ti 1:9, Fn.) Das entsprechende griechische Wort beschreibt hier Treulosigkeit gegenüber Gott und Menschen. Das Wort hat ein breites Bedeutungsspektrum und kann auch „unheilig“ oder „gottlos“ bedeuten. Es kann sich laut einem Lexikon auf jemanden beziehen, „dem nichts heilig ist“. So jemandem ist es nicht wichtig, Gott oder Menschen die Treue zu halten oder seine Pflichten ihnen gegenüber zu erfüllen.
lieblos: Wtl. „ohne natürliche Zuneigung“. (Siehe Anm. zu Rö 1:31.)
nicht kompromissbereit: Paulus sagt eine Zeit voraus, in der die Menschen im Allgemeinen nicht bereit sein würden, vernünftige Lösungen für Probleme auszuhandeln oder Konflikte beizulegen. Das entsprechende griechische Wort bedeutet wtl. „ohne Vertrag“. Der Begriff wurde verwendet, wenn es um ungelöste Konflikte zwischen Ländern ging, oder auch, wenn sich Einzelpersonen nicht einigen konnten. Andere Übersetzungsmöglichkeiten sind „unversöhnlich“ oder „unkooperativ“. Wie es in einem Bibelkommentar heißt, wird mit dem Wort „eine Härte der Gesinnung zum Ausdruck gebracht, die den Betreffenden wegen seiner Unnachgiebigkeit von den Mitmenschen trennt“.
verleumderisch: Oder „Verleumder“. Das entsprechende griechische Wort diábolos wird in der Bibel meist mit „Teufel“ übersetzt und ist eine Bezeichnung für den Satan, den bösartigen Verleumder Gottes. (Siehe Anm. zu Mat 4:1 und Worterklärungen zu „Teufel“.) In einigen Fällen wird das Wort allerdings in seiner Grundbedeutung „verleumderisch“ verwendet (1Ti 3:11; Tit 2:3). In der Beschreibung der „letzten Tage“ (2Ti 3:1) bezeichnet es Personen, die durch Falschdarstellungen und haltlose Beschuldigungen versuchen, den Ruf Gottes oder anderer zu schädigen. (Siehe Anm. zu Joh 6:70, wo Judas Iskariot als „Verleumder“ bezeichnet wird.)
unbeherrscht: Wer sich nicht beherrschen kann, lässt egoistischen Neigungen wie Wut oder unmoralischen Wünschen freien Lauf. Ein Grund für die Unbeherrschtheit während der letzten Tage ist, dass viele „sich selbst … lieben“ und „das Vergnügen lieben statt Gott“ (2Ti 3:2, 4). Ohne die Liebe zu Gott fehlt ihnen die Hauptmotivation, Versuchungen zu widerstehen. Außerdem fehlt ihnen Gottes Geist, mit dessen Hilfe man Selbstbeherrschung entwickeln und sie stärken kann. Ein mit dem Wort für „unbeherrscht“ verwandtes griechisches Substantiv ist in Mat 23:25 mit „Maßlosigkeit“ übersetzt. (Näheres zu „Selbstbeherrschung“ steht in der Anm. zu Gal 5:23.)
brutal: Wtl. „ungezähmt“, „wild“. Das griechische Wort kann auch mit „grausam“, „gewalttätig“, „unzivilisiert“ wiedergegeben werden. Es beschreibt Personen, denen Mitgefühl und Menschlichkeit fehlen. (Vgl. Mat 24:12.) Zur Zeit von Paulus bezeichnete man damit oft bösartige Menschen oder wilde Tiere.
das Gute nicht lieben: Das entsprechende griechische Wort kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor. Es hat ein breites Bedeutungsspektrum und beschreibt unter anderem jemanden, der alles, was gut ist, oder gute Menschen hasst. Es kann auch Personen bezeichnen, die keinerlei Interesse am Gemeinwohl haben. Wer das Gute nicht liebt, kann Gott nicht lieben, da er der Inbegriff des Guten ist. (Siehe Anm. zu Mar 10:18.)
Verräter: In Luk 6:16 wird dasselbe griechische Substantiv als Bezeichnung für Judas Iskariot verwendet. (Siehe auch Apg 7:52.)
eigensinnig: Oder „unbesonnen“. Wtl. „vornüberfallend“. Das entsprechende griechische Wort beschreibt jemanden, der entgegen allen Warnungen sozusagen mit dem Kopf durch die Wand geht und ohne Rücksicht auf Verluste seinen Willen durchsetzt. Es kann auch mit „leichtsinnig“ übersetzt werden. Wie es in einem Bibelkommentar heißt, „schlagen [eigensinnige Menschen] alle Bedenken in den Wind, ungeachtet des Unglücks oder der Strafe, die sie damit über ihre Mitmenschen bringen“. In einem anderen Werk steht: „Sie schrecken vor nichts zurück, um ihre Ziele zu erreichen.“ Das griechische Wort kommt in den Christlichen Griechischen Schriften sonst nur noch in Apg 19:36 vor, wo der Stadtschreiber von Ephesus eine aufgebrachte Menschenmenge aufforderte, nichts zu „überstürzen“.
aufgeblasen vor Stolz: Das entsprechende griechische Verb (typhóomai) ist mit dem Wort für „Rauch“ verwandt. Es konnte jemanden beschreiben, der so von Rauch umgeben ist, dass er nichts mehr sieht. An den drei Stellen, wo das Verb in den Christlichen Griechischen Schriften vorkommt, wird es bildlich verwendet, und zwar offensichtlich für jemanden, der vor lauter Stolz wie blind ist (1Ti 3:6; 6:4; 2Ti 3:4). In anderen Übersetzungen wird es z. B. mit „hochmütig“ oder „vor Selbstgefälligkeit angeschwollen“ wiedergegeben. Laut einem Bibelkommentar bezeichnet der Begriff Menschen, die „ganz und gar von sich eingenommen“ sind. Der jüdische Schriftsteller Josephus beschrieb mit dem Wort bestimmte griechische Autoren, die auf die Juden herabschauten und sich abfällig über sie äußerten.
das Vergnügen lieben statt Gott: Paulus meint hier nicht Menschen, die das Vergnügen mehr lieben als Gott, sondern Menschen, die nur das Vergnügen lieben und Gott überhaupt nicht. Spaß zu haben ist gemäß der Bibel nicht verkehrt, doch sie warnt davor, für den Spaß zu leben. Es ist weit wichtiger, eine Freundschaft zu Gott aufzubauen. (Vgl. Luk 12:19-21; 1Jo 2:15.)
Nach außen hin wird es so aussehen, als hätten sie Gottesfurcht: In den „letzten Tagen“ wären viele nur der Form halber gottesfürchtig; in Wirklichkeit hätten sie keine Ehrfurcht vor Gott (2Ti 3:1). Der Gedanke wird in anderen Bibeln folgendermaßen wiedergegeben: „Den Schein der Frömmigkeit wahren sie“ oder „Sie werden so tun, als seien sie fromm“. Solche Menschen geben zwar vor, Gott zu dienen, handeln aber schlecht oder denken nur an sich, das Geld oder das Vergnügen (2Ti 3:2-4).
die Kraft dahinter zeigt sich in ihrem Leben nicht: Wtl. „sie verleugnen deren Kraft“. Echte Gottesfurcht hat die Kraft, die Persönlichkeit eines Menschen zu verändern (Eph 4:22-24; Kol 3:10). Wer nur so tut, als sei er gottesfürchtig, glaubt nicht an die Kraft der Gottesfurcht; er lässt nicht zu, dass sie sein Leben beeinflusst. (Vgl. Jud 4.) Ein solcher Mensch besitzt nicht echten christlichen Glauben, der sich durch Taten zeigt (Jak 2:18-26).
Von solchen Menschen wende dich ab: In den vorangehenden Versen beschreibt Paulus die schlimme Weltsituation während der „letzten Tage“. Doch ihm war bewusst, dass es auch zu seiner Zeit Menschen gab, die sich schlecht verhielten. (Siehe Anm. zu 2Ti 3:1, 2.) Für „sich abwenden“ verwendet Paulus hier ein Verb, in dem das Gefühl von Abscheu oder Entsetzen mitschwingt. Dadurch betont er, dass man mit schlechten Menschen so wenig Zeit wie möglich verbringen sollte. Natürlich begegnen Christen auch solchen Personen nett und freundlich, sie würden sich aber nicht mit ihnen anfreunden. (Siehe Anm. zu 2Ti 2:24.)
Männer …, die sich raffiniert Zugang zu Häusern verschaffen: Diese Männer gehörten zu denen, die nur vorgaben, Gottesfurcht zu haben (2Ti 3:5). Das griechische Verb für „sich raffiniert Zugang verschaffen“ bedeutet auch „hineinschlüpfen“, „eindringen“. Es vermittelt den Gedanken von Hinterhältigkeit und betrügerischen Absichten. Möglicherweise versuchten diese Männer, „schwache Frauen“ zur Unmoral zu verleiten.
schwache Frauen …, die mit Sünden beladen sind: Damit meinte Paulus bestimmte Frauen in der Versammlung, die im Glauben schwach waren. Weil sie das Böse nicht hassten, wurden sie von allen möglichen Wünschen getrieben. Sie ließen sich offenbar von ihren sündigen Neigungen stark beeinflussen. Schlechte, durchtriebene Männer konnten solche Frauen leicht „gefangen nehmen“, d. h. für sich gewinnen, manipulieren oder verführen. Sie redeten ihnen vielleicht ein, Gott würde sündiges Verhalten in seiner Barmherzigkeit entschuldigen (Jud 4).
immerzu lernen: Obwohl die Frauen, über die Paulus hier schreibt, einiges lernten, ging es ihnen nicht darum, „zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit“ zu kommen. „Genaue Erkenntnis“ geht über reines Faktenwissen hinaus. (Siehe Anm. zu Eph 4:13.) Echte Christen lernen, wie Jehova zu denken und sich so zu verhalten, wie es seine gerechten Grundsätze vorgeben (Eph 3:17-19; Kol 1:9, 10; 2:6, 7).
Jannes und Jambres: In den Hebräischen Schriften werden diese beiden Männer aus der Zeit von Moses nicht namentlich genannt. Doch Paulus erwähnt ihre Namen unter Leitung des Geistes (2Ti 3:16). Wahrscheinlich waren sie hochrangige Beamte am Hof des Pharao und führten die Zauberpriester an, die gegen Moses antraten (2Mo 7:11, 22; 8:7, 18, 19; 9:11). Sie werden in jüdischen Schriften genannt, die bis auf das 1. Jh. v. u. Z. zurückgehen, und auch nicht jüdische Schriftsteller aus dem 1. und 2. Jh. u. Z. erwähnen einen von ihnen oder beide namentlich. Paulus führt Jannes und Jambres an, um Timotheus zuzusichern, dass die falschen Lehrer in Ephesus letztendlich genauso wie sie scheitern würden.
sie werden nicht weiterkommen: Paulus hatte die Ältesten in Ephesus vor falschen Lehrern gewarnt (Apg 20:29, 30). Offenbar war es solchen schlechten Männern gelungen, die Versammlung zu einem gewissen Grad zu beeinflussen und zu spalten. Das muss treue Christen beunruhigt haben. Doch wie Paulus Timotheus versichert, würden falsche Lehrer nicht weit kommen. Er vergleicht sie mit Jannes und Jambres. Diese Männer führten vermutlich die Zauberpriester an, die Moses in Ägypten Widerstand leisteten. (Siehe Anm. zu 2Ti 3:8.) Wie der Bericht in 2. Mose zeigt, konnten sie anfangs einige Wunder von Moses nachmachen. Ihr Erfolg war jedoch nur von kurzer Dauer. Ab der dritten Plage konnten sie Jehovas Wundertaten weder kopieren noch sich davor schützen (2Mo 8:16-19; 9:10, 11).
wird ihre Dummheit für alle ganz offensichtlich sein: Paulus verspricht Timotheus, dass die Dummheit der falschen Lehrer in der Versammlung in Ephesus ans Licht kommen würde. Sie würden genauso enden wie Jannes und Jambres, die beiden Männer, die Paulus gerade erwähnt hat. In ihrem Fall war deutlich geworden, wie dumm es ist, sich gegen Jehova zu stellen.
Du aber bist … genau gefolgt: Paulus stellt in diesem Vers heraus, was Timotheus von den falschen Lehrern unterschied. Timotheus hatte ungefähr 14 Jahre lang von Paulus gelernt und sich an ihm in verschiedenen Bereichen ein Beispiel genommen: an seiner Art zu lehren, seinem vorbildlichen Verhalten, seiner beharrlichen Zielstrebigkeit, seinem unerschütterlichen Glauben, seiner schier unerschöpflichen Geduld, seiner von Herzen kommenden Liebe und seinem standhaften Ausharren. Was Paulus hier unter Leitung des Geistes schreibt, ist kein Eigenlob. Es ist eine Tatsache, dass er für andere ein Vorbild war. Er hatte Christus nachgeahmt und war deshalb auch selbst nachahmenswert. (Vgl. 1Ko 11:1; Php 3:17; Heb 13:7.)
in Antiochia, Ikonion und Lystra: Während seiner ersten Missionsreise wurde Paulus zusammen mit Barnabas aus Antiochia (Pisidien) vertrieben, und in Ikonion drohte man damit, sie zu steinigen. In Lystra wurde Paulus tatsächlich fast zu Tode gesteinigt (Apg 13:14, 50; 14:1-5, 8, 19). Danach kümmerten sich einige Brüder um ihn – vielleicht auch Timotheus, der offensichtlich aus Lystra stammte (Apg 14:20; 16:1). Timotheus war dem treuen Ausharren von Paulus „genau gefolgt“ (2Ti 3:10). Er wusste von „den Verfolgungen und Leiden“, die Paulus in den drei Städten durchgemacht hatte. Paulus erwähnt diese Begebenheiten, weil er Timotheus ermutigen wollte, weiterhin unter Verfolgung auszuharren (2Ti 3:12).
der Herr hat mich aus ihnen allen befreit: Paulus sprach oft davon, dass er aus Gefahren gerettet werden musste. Manchmal schrieb er diese Befreiungen Jehova Gott zu (2Ko 1:8-10) und manchmal Jesus Christus (1Th 1:10). Deshalb könnte im vorliegenden Vers mit „der Herr“ entweder Jehova oder Jesus gemeint sein. Einige sehen seine Worte als Anspielung auf Ps 34:19.
die … in Gottergebenheit leben wollen: Die im Griechischen verwendete Verbform für „wollen“ drückt aus, dass es hier nicht um einen momentanen Wunsch, sondern um ein dauerhaftes Bestreben geht. In einem Bibelkommentar heißt es über ein Leben in Gottergebenheit: „Sich von der Welt zu unterscheiden, andere Maßstäbe anzulegen und andere Ziele zu verfolgen, ist immer eine gefährliche Sache.“ (Siehe Anm. zu 1Ti 4:7.) Wie Paulus schreibt, muss jeder, der Gott ergeben ist, zwangsläufig mit Anfeindungen rechnen (1Mo 3:15; Off 12:9, 17). Jesus Christus wurde angefeindet, Paulus und Timotheus ebenfalls, und genauso müssen alle wahren Christen darauf gefasst sein (Joh 15:20; Apg 17:3; Php 3:10; 2Ti 2:3).
schlechte Menschen und Betrüger: Zu den „schlechten Menschen“ könnten Personen gehören, die negative Charakterzüge, wie die in 2Ti 3:2-5 aufgeführten, ganz offen ausleben. Dagegen sind mit „Betrüger“ Menschen gemeint, die ihre Schlechtigkeit verbergen. Das entsprechende griechische Wort kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor. Ursprünglich wurde es für Zauberer verwendet. Da solche Leute ihre Künste nur vorgaukelten, nahm das Wort mit der Zeit die Bedeutung von „Schwindler“ und „Betrüger“ an. Wie Paulus sagt, würden einige dieser Betrüger selbst „irregeführt werden“ – vielleicht würden sie sogar ihren eigenen Lügen glauben.
bleibe bei dem, was du gelernt hast: Timotheus sollte im Gegensatz zu den zuvor erwähnten „schlechten Menschen“ an der Wahrheit festhalten (2Ti 3:13). Der Ausdruck „zu glauben überzeugt worden“ gibt ein griechisches Verb wieder, das auch „fest vertrauen“ oder „sicher werden“ bedeutet. Timotheus hatte über das nachgedacht, was er von seiner Mutter und Großmutter sowie von Paulus und anderen gelernt hatte, und daraus Schlussfolgerungen gezogen. Er war sich sicher: Was man ihm aus den Schriften beigebracht hatte, war korrekt und vertrauenswürdig. Timotheus hatte jeden Grund dazu, bei dem zu bleiben, was er als Wahrheit angenommen hatte (Rö 12:1, 2).
Du weißt ja, von wem du es gelernt hast: Timotheus’ Mutter Eunike und seine Großmutter Lois brachten ihm viel aus den Hebräischen Schriften bei. (Siehe Anm. zu 2Ti 1:5.) Als er dann Christ wurde, lernte er auch viel von Paulus und anderen Brüdern (Apg 16:1, 2; 1Ko 4:17; 2Ti 2:2; siehe Anm. zu 2Ti 1:13).
du kennst seit frühester Kindheit die heiligen Schriften: Timotheus war noch ganz klein, als ihn seine Mutter Eunike und offenbar auch seine Großmutter Lois aus den „heiligen Schriften“ der Juden unterrichteten, d. h. aus den inspirierten Hebräischen Schriften (2Ti 1:5; 3:14; siehe Anm. zu Rö 1:2). Das griechische Wort bréphos (hier mit „früheste Kindheit“ übersetzt) kann sich auf neugeborene oder sogar ungeborene Kinder beziehen (Luk 1:41; 2:12; Apg 7:19; 1Pe 2:2; siehe Anm. zu Luk 18:15). Dadurch, dass Timotheus schon so früh mit den Hebräischen Schriften vertraut gemacht wurde, stand sein Glaube auf einer soliden Grundlage. Als junger Mensch kam er dann gemeinsam mit seiner Mutter und Großmutter zum „Glauben an Christus Jesus“ und machte weiter außergewöhnliche Fortschritte. (Siehe Anm. zu Apg 16:1; siehe auch Php 2:19-22.)
Die ganze heilige Schrift: Wtl. „Die ganze Schrift“. Dieser weit gefasste Ausdruck schließt in jedem Fall die gesamten Hebräischen Schriften ein (Luk 24:44 und Anm.). In diesen „heiligen Schriften“ kannte sich Timotheus gut aus (2Ti 3:15 und Anm.). Darüber hinaus betrachteten die ersten Christen offenbar auch die damals schon vorhandenen Bücher der Christlichen Griechischen Schriften als Teil der „heiligen Schrift“. Petrus z. B. zählte in seinem zweiten Brief (den er wahrscheinlich kurz vor dem 2. Timotheusbrief um 64 u. Z. schrieb) die Briefe von Paulus zu den „Schriften“ (2Pe 3:16; siehe auch Anm. zu 1Ko 12:10; 1Ti 5:18). Mit der Aussage „Die ganze heilige Schrift ist von Gott eingegeben“ erinnert Paulus nicht nur Timotheus, sondern alle Christen daran, wie wichtig es ist, der Weisheit aus Gottes Wort zu vertrauen und sich in allen Lebenslagen darauf zu verlassen.
von Gott eingegeben: Oder „von Gott inspiriert“. Das entsprechende griechische Wort theópneustos setzt sich zusammen aus den Wörtern theós („Gott“) und pnéō („hauchen“, „atmen“). Wörtlich bedeutet es also „gottgehaucht“ oder „von Gott ausgeatmet“. Das griechische Verb pnéō ist mit dem Substantiv pneuma verwandt, das oft mit „Geist“ übersetzt wird. (Siehe Worterklärungen zu „Geist“.) Durch seinen Geist (seine aktive Kraft) bewegte Gott Glaubensmänner dazu, sein Wort bzw. seine Gedanken aufzuschreiben. Jesus bestätigte das, als er aus einem Psalm zitierte und erklärte, dass David ihn „unter Inspiration“ oder wtl. „in Geist“ verfasst hatte (Mat 22:43, 44; Ps 110:1). Im Parallelbericht in Mar 12:36 heißt es: „durch den heiligen Geist“. Petrus äußerte sich ähnlich: „Menschen redeten auf Veranlassung Gottes, wie sie vom heiligen Geist geleitet wurden“ (2Pe 1:21). Schon in den Hebräischen Schriften erklärte König David: „Der Geist Jehovas redete durch mich“ (2Sa 23:2). Eine Übersetzung ins Hebräische aus dem 19. Jh. (in Anh. C4 als J17 aufgeführt) gibt den ersten Teil von 2Ti 3:16 wie folgt wieder: „Die ganze Schrift ist durch Gottes Geist geschrieben.“ (Siehe Worterklärungen zu „Kanon (Bibelkanon)“.)
nützlich: Wie Paulus erklärt, sind die von Gott eingegebenen Schriften auf vielen Gebieten nützlich. Als Ältester musste Timotheus Gottes Wort geschickt einsetzen, um anderen zu helfen – ob innerhalb oder außerhalb der Versammlung (2Ti 2:15). Darüber hinaus müssen alle Christen ihre Einstellung und ihr Verhalten mit Gottes Wort abgleichen und nach seinem Willen ausrichten.
zum Lehren: Die Bibel vermittelt Wissen darüber, welche Glaubensansichten richtig sind und wie man sich korrekt verhält (Tit 1:9).
zum Zurechtweisen: Älteste haben die Aufgabe, „diejenigen, die Sünde treiben“, zurechtzuweisen (1Ti 5:20 und Anm.; Tit 1:13). Mithilfe der Schriften machen sie einem Sünder bewusst, dass er von Gottes Maßstäben abgewichen ist, und helfen ihm, wieder auf den richtigen Weg zu kommen (Gal 6:1; 2Ti 4:2). Man kann sich mithilfe der Schriften aber auch selbst zurechtweisen.
zum Richtigstellen: Oder „zum Korrigieren“. Mit dem griechischen Wort kann gemeint sein, etwas Fehlerhaftes zu verbessern oder einen einwandfreien Zustand wiederherzustellen.
zur Erziehung in der Gerechtigkeit: Gottes Wort erzieht Menschen in dem Sinn, dass es ihnen Gottes Maßstäbe für Richtig und Falsch näherbringt (Heb 12:11; siehe Worterklärungen zu „Gerechtigkeit“).
der Mensch Gottes: Das griechische Wort für „Mensch“ (ánthrōpos) schließt Männer und Frauen ein. Der vorliegende Brief ist zwar speziell an Timotheus, einen Ältesten, gerichtet, doch Paulus könnte hier alle Jehova hingegebenen Christen im Sinn gehabt haben. In anderen Übersetzungen steht an dieser Stelle: „der (Mensch), der Gott gehört und ihm dient“. Wie aus dem vorigen Vers hervorgeht, muss ein „Mensch Gottes“ die von Gott eingegebenen Schriften regelmäßig studieren und danach leben. (Siehe Anm. zu 1Ti 6:11.)
vollständig ausgerüstet: Das entsprechende griechische Wort bedeutet wtl. „fertig eingerichtet“, „mit allem ausgestattet“. Es wurde im Altertum z. B. für Schiffe gebraucht, die mit allem ausgestattet waren, was für eine Reise nötig war. Ähnlich gibt Jehova durch sein Wort Christen alles mit auf den Weg, was sie als seine Diener brauchen. Sie erhalten alles Wissen und alle Weisheit, um zu tun, was gut und richtig ist.