Der zweite Brief an Timotheus 4:1-22
Fußnoten
Studienanmerkungen
Christus Jesus, der über die Lebenden und die Toten Gericht halten wird: In den Hebräischen Schriften wird Jehova Gott als „der Richter der ganzen Erde“ bezeichnet (1Mo 18:25). Und auch in den Christlichen Griechischen Schriften wird von Gott als „dem Richter aller“ gesprochen (Heb 12:23). Doch bereits in den Hebräischen Schriften steht, dass auch der Messias Urteile fällen würde (Jes 11:3-5). Passend dazu erklärte Jesus, der Vater habe „die gesamte Rechtsprechung dem Sohn übergeben“ (Joh 5:22, 27). Außerdem heißt es über Jesus, dass „er der ist, den Gott zum Richter der Lebenden und der Toten bestimmt hat“ (Apg 10:42; 17:31; 1Pe 4:5; siehe auch Anm. zu 2Ko 5:10).
seinem Offenbarwerden: In diesem Zusammenhang ist mit dem „Offenbarwerden“ eine festgelegte Zeit in der Zukunft gemeint, zu der Christi Stellung im Himmel und seine Herrlichkeit für alle deutlich erkennbar werden. Er wird dann Gottes Urteil an der Menschheit vollstrecken (Da 2:44; 7:13, 14; siehe auch Anm. zu 1Ti 6:14).
weise ich dich feierlich an: Mit dieser Wendung will Paulus Timotheus bewusst machen, dass die folgenden Gedanken sehr wichtig sind. (Siehe Anm. zu 1Ti 5:21, wo Paulus denselben Ausdruck verwendet.) Paulus und Timotheus hatten viel getan, um die Versammlungen zu stärken und vor dem Einfluss falscher Lehrer zu schützen. Jetzt, wo Paulus mit seinem baldigen Tod rechnete (2Ti 4:6-8), lag ihm viel daran, dass Timotheus die folgenden Anweisungen gewissenhaft umsetzte (2Ti 4:2-5).
Predige das Wort Gottes: Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, meint Paulus hier in erster Linie das Lehren in der Versammlung (2Ti 4:3, 4). Als Ältester sollte Timotheus das Wort Gottes in der Versammlung so predigen, dass seine Zuhörer im Glauben gestärkt würden und sich nicht von dem Gedankengut Abtrünniger beeinflussen ließen. Falsche Lehrer diskutierten über Wörter und stützten sich auf persönliche Meinungen oder unwahre Geschichten. Im Gegensatz dazu sollten sich Älteste ausschließlich auf „das Wort Gottes“ stützen. (Siehe Anm. zu 2Ti 2:15; siehe auch 2Ti 3:6-9, 14, 16.) Im erweiterten Sinn kann man die Worte von Paulus auch als Aufforderung verstehen, Außenstehenden zu predigen; anschließend weist er Timotheus an, „als Evangeliumsverkündiger tätig“ zu sein (2Ti 4:5 und Anm.).
Tritt dringend dafür ein: Oder „Tritt eifrig dafür ein“. Das entsprechende griechische Verb bedeutet wtl. „sich auf etwas stellen“. Es hat jedoch ein breites Bedeutungsspektrum und wird oft im Sinn von „zur Stelle sein“, „bereit sein“ verwendet. Das Verb wurde manchmal im militärischen Kontext für einen Soldaten oder Wächter gebraucht, der einsatzbereit auf seinem Posten stand. Es kann sich auch darauf beziehen, einer Sache sofort Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei schwingt der Gedanke von Eifer und Ausdauer mit. Paulus wollte, dass Timotheus jederzeit bereit war, das Wort Gottes zu predigen. (Siehe Anm. zu Predige das Wort Gottes in diesem Vers.)
ob in günstigen oder schwierigen Zeiten: Paulus legt Timotheus ans Herz, die Wahrheit aus Gottes Wort unter allen Umständen zu verteidigen. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Zeiten relativ friedlich waren oder ob es Probleme gab, wie z. B. den Einfluss von falschen Lehrern, die versuchten die Versammlung zu spalten.
Weise zurecht: Siehe Anm. zu 1Ti 5:20.
erteile Verweise: Das entsprechende griechische Verb bedeutet „zurechtweisen“, „nachdrücklich warnen“, „eindringlich anweisen“. Es konnte sich darauf beziehen, jemandem deutlich zu verstehen zu geben, dass er mit etwas aufhören oder erst gar nicht mit etwas anfangen soll (Mat 16:20; Mar 8:33; Luk 17:3).
ermahne: Siehe Anm. zu Rö 12:8; 1Ti 4:13.
mit aller Geduld: Timotheus hatte von Paulus viel über Geduld gelernt (2Ti 3:10). Er brauchte Geduld, weil er als Ältester in einer Versammlung diente, in der sich falsche Lehren ausgebreitet hatten. Wenn er seine Brüder zurechtwies, ihnen Verweise erteilte oder sie ermahnte, musste er sich beherrschen und geduldig an ihren Wunsch appellieren, das Richtige zu tun. Gereizt oder frustriert mit ihnen umzugehen, hätte sie vor den Kopf gestoßen oder vielleicht sogar ins Stolpern gebracht (1Pe 5:2, 3; siehe Anm. zu 1Th 5:14).
mit aller … Lehrkunst: Wtl. „in aller … Lehre“. Das hier mit „Lehrkunst“ übersetzte griechische Substantiv kann sich entweder darauf beziehen, wie gelehrt wird, oder darauf, was gelehrt wird. (Siehe Anm. zu Mat 7:28, wo dasselbe griechische Wort mit „Art zu lehren“ übersetzt ist.) Hier geht es um die Art, wie gelehrt wird, weshalb das Wort mit „Lehrkunst“ wiedergegeben ist. Da Paulus in dieser Formulierung das griechische Wort für „alle“, „jeder“ verwendet, sind andere Übersetzungsmöglichkeiten: „in jeder Art Belehrung“, „mit deinem ganzen Lehrgeschick“, „mit gründlicher Belehrung“. Ein Bibelkommentator schrieb zu diesem Vers, Timotheus sollte „die christliche Wahrheit immer fundiert und einfallsreich lehren“ (1Ti 4:15, 16; siehe Anm. zu Mat 28:20; 1Ti 3:2).
gesunde: Oder „wohltuende“, „nützliche“. (Siehe Anm. zu 1Ti 6:3.)
ihnen die Ohren kitzeln: Oder „ihnen erzählen, was sie hören wollen“. Das griechische Verb in dieser Wendung kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor und kann „kitzeln“, „kratzen“ bedeuten, aber umgekehrt auch „einen Juckreiz empfinden“. Paulus beschreibt hier anschaulich Personen, die nur das hören wollen, was ihren selbstsüchtigen Wünschen entspricht. Sie empfinden einen regelrechten „Juckreiz“ danach und suchen sich Lehrer, die diesen Reiz befriedigen, und nicht Lehrer, die ihnen helfen, im Glauben stark zu bleiben. Wegen der angekündigten Abtrünnigkeit würde es viele solcher selbstgefälligen Jünger und falschen Lehrer geben. Die Aufgabe von Timotheus war also äußerst wichtig. (Siehe Anm. zu 1Ti 4:1.)
unwahren Geschichten: Siehe Anm. zu 1Ti 1:4.
bleibe … bei klarem Verstand: Das entsprechende griechische Verb bedeutet wtl. „nüchtern sein“ (1Pe 1:13; 5:8; siehe Anm. zu 1Th 5:6). In den Christlichen Griechischen Schriften vermittelt dieser bildhafte Ausdruck den Gedanken, ausgeglichen zu sein oder sich zu beherrschen. Paulus wäre bald nicht mehr da (2Ti 4:6-8). Daher musste sich Timotheus als Aufseher weiter bemühen, die Versammlung zu stärken, und ihr helfen, der bevorstehenden Abtrünnigkeit zu widerstehen (1Ti 3:15; 2Ti 4:3, 4). Dazu war es wichtig, dass er in allen Bereichen seines Dienstes ausgeglichen und wachsam blieb.
sei als Evangeliumsverkündiger tätig: Oder „mach die gute Botschaft bekannt“. Jesus beauftragte alle Christen, das Evangelium zu verkünden: die gute Botschaft, dass Gott Menschen rettet (Mat 24:14; 28:19, 20; Apg 5:42; 8:4; Rö 10:9, 10). Die Begriffe, die mit diesem Auftrag zu tun haben, beziehen sich in den Christlichen Griechischen Schriften normalerweise darauf, Außenstehenden zu predigen. Natürlich hatte Timotheus, wie aus 2Ti 4:1, 2 hervorgeht, in der Versammlung etliche Lehraufgaben. Doch von ihm und allen anderen Aufsehern wurde auch erwartet, außerhalb der Versammlung die gute Botschaft bekannt zu machen.
Evangeliumsverkündiger: Oder „Verkündiger der guten Botschaft“. (Siehe Anm. zu Mat 4:23.) Das verwandte griechische Verb kommt in den Christlichen Griechischen Schriften oft vor und wird meist mit „die gute Botschaft bekannt machen (verkünden)“ wiedergegeben. Es wird häufig im Zusammenhang mit der Predigttätigkeit von Jesus und seinen Nachfolgern verwendet (Luk 4:43 und Anm.; Apg 5:42 und Anm.; 8:4; 15:35). Das Substantiv, das Paulus hier gebraucht, erscheint in der Bibel allerdings nur drei Mal. In allen drei Fällen hat es, wie der jeweilige Kontext zeigt, eine spezielle Bedeutung und könnte auch mit „Missionar“ übersetzt werden. (Siehe Anm. zu Apg 21:8; Eph 4:11.) Als Missionar war Timotheus mit Paulus in Gegenden gereist, wo die gute Botschaft noch unbekannt war; Paulus hatte ihm auch andere Sonderaufträge gegeben (Apg 16:3, 4; 1Ti 1:3). Hier bittet er Timotheus, sich weiterhin um seine wichtigen Aufgaben zu kümmern.
führe deinen Dienst gründlich durch: Timotheus hatte auf diesem Gebiet in Paulus ein gutes Beispiel: Paulus sah es als Ehre an, anderen innerhalb und außerhalb der Versammlung zu helfen, im Glauben Fortschritte zu machen, und ihnen so zu dienen. (Siehe Anm. zu Rö 11:13; 2Ko 4:1; 1Ti 1:12.) Tatsächlich haben alle Christen eine Dienstaufgabe erhalten (2Ko 4:1). In seinen möglicherweise letzten Worten an Timotheus legt Paulus ihm ans Herz, sich voll und ganz seinem Dienst zu widmen und keinen Aspekt davon zu vernachlässigen.
wie ein Trankopfer ausgegossen: Nach dem mosaischen Gesetz wurden Trankopfer zusammen mit Brand- und Getreideopfern dargebracht (3Mo 23:18, 37; 4Mo 15:2, 5, 10; 28:7). In einem Nachschlagewerk heißt es zu Trankopfern: „Wie bei dem Brandopfer wurde alles dargebracht und nichts dem Priester gegeben; das gesamte Trankopfer wurde … ausgegossen.“ In seinem Brief an die Philipper vergleicht sich Paulus mit einem Trankopfer, weil er gern bereit war, sich mit ganzer Kraft und ganzem Herzen für seine Mitchristen einzusetzen (Php 2:17 und Anm.). Hier umschreibt er mit dem gleichen Ausdruck seinen bevorstehenden Tod.
meine Erlösung: Paulus sah in seinem Tod als treuer gesalbter Diener Gottes eine „Erlösung“. Nur so konnte er im „himmlischen Königreich“ Christi auferstehen (2Ti 4:18; siehe auch Anm. zu 2Ti 4:8). Schon zuvor hatte er den Philippern geschrieben: „Ich wünsche mir die Erlösung und das Zusammensein mit Christus“ (Php 1:23 und Anm.). Timotheus dürfte die Formulierung bekannt gewesen sein, denn er war bei Paulus in Rom, als dieser den Philipperbrief verfasste (Php 1:1; 2:19).
Ich habe … gekämpft, … vollendet, … bewahrt: Mit drei verschiedenen Formulierungen betont Paulus ein und denselben Gedanken: Er hatte den Auftrag Christi vollständig erfüllt. Nun stand er kurz davor, sein Leben und seinen Dienst als Christ in Treue zu beenden (Apg 20:24). Sein Leben ging zwar zu Ende, doch seine Arbeit würde weiter Früchte tragen.
den guten Kampf: Paulus vergleicht das Leben und den Dienst eines Christen mit einem edlen Kampf. (Siehe Anm. zu 1Ko 9:25; 1Ti 6:12.) Trotz vieler Härten diente Paulus Jehova treu. Auf seinen Missionsreisen legte er weite Strecken über Land und auf dem Wasser zurück. Er ertrug alle möglichen Arten von Verfolgung, darunter Angriffe von gewaltbereiten Menschenmengen, Auspeitschungen und Gefängnishaft. Außerdem machten ihm „falsche Brüder“ das Leben schwer (2Ko 11:23-28). In all diesen Prüfungen erhielt er von Jehova und Jesus die Kraft, treu zu bleiben und seinen Dienst zu vollenden (Php 4:13; 2Ti 4:17).
ich habe den Lauf vollendet: Paulus vergleicht seinen Lebensweg als Christ mit einem Wettlauf. Jetzt, wo das Ende seines irdischen Lebens kurz bevorsteht, ist er sich sicher, dass er die Ziellinie erreicht hat. Auch an anderen Stellen in seinen Briefen verwendet er das Bild eines Wettkämpfers in den griechischen Spielen (Heb 12:1; siehe Anm. zu 1Ko 9:24; Php 3:13).
Von jetzt an ist für mich … aufbewahrt: Paulus wusste, dass ihm sein himmlischer Lohn jetzt sicher war; er war für ihn „aufbewahrt“. Bei seiner Geistsalbung als Sohn Gottes hatte Paulus bereits vorläufig ein Siegel erhalten. (Siehe Anm. zu 2Ko 1:22.) Endgültig erhalten gesalbte Christen das Siegel jedoch erst, wenn sie „bis zum Ende ausgeharrt“ haben (Mat 10:22; 2Ti 2:12; Jak 1:12; Off 2:10; 7:1-4; 17:14). Jetzt, kurz vor dem Tod, stand für Paulus fest, dass er seine Treue bewiesen hatte. Jehova gab ihm durch heiligen Geist die Gewissheit, dass ihm das Siegel sicher war. Seine Hoffnung auf Leben im Himmel war ihm von nun an garantiert.
die Krone der Gerechtigkeit: Das griechische Wort für „Krone“ verwendet Paulus auch an anderen Stellen. In 1Ko 9:25, 26 spricht er z. B. von der buchstäblichen Krone bzw. dem Kranz, den Sieger bei antiken Wettkämpfen erhielten. Wie er dort auch erwähnt, hoffte er auf eine weit bessere Belohnung – eine unvergängliche Krone. Hier bezeichnet er sie als „Krone der Gerechtigkeit“. Wenn sich gesalbte Christen bis zu ihrem Tod an Gottes gerechte Maßstäbe halten, freut sich der Herr Jesus Christus, „der gerechte Richter“, ihnen diese Krone zu überreichen: Sie werden mit Unsterblichkeit im Himmel belohnt.
an jenem Tag: Paulus meint hier nicht seinen Todestag, sondern die Zeit in ferner Zukunft, wenn Jesus Christus als König von Gottes Königreich regieren würde. Erst dann würden Paulus und alle anderen verstorbenen gesalbten Christen als unsterbliche Geistwesen im Himmel auferweckt werden (1Th 4:14-16; 2Ti 1:12).
allen, die sehnsüchtig auf sein Offenbarwerden gewartet haben: Während seiner Gegenwart als König würde Christus den Gesalbten, „die im Tod schlafen“, seine Aufmerksamkeit zuwenden und sie belohnen (1Th 4:15, 16). Er würde sie als unsterbliche Geistwesen auferwecken und so sein Versprechen einlösen, sie zu sich nach Hause in den Himmel zu holen (Joh 14:3; Off 14:13; siehe Anm. zu die Krone der Gerechtigkeit in diesem Vers). Sie würden Christus in seiner himmlischen Herrlichkeit sehen. Dieses eindrucksvolle Offenbarwerden ihres geliebten Herrn haben gesalbte Christen, wie es wörtlich heißt, „geliebt“ – sie haben darauf „sehnsüchtig … gewartet“. Christen, die hoffen, als Bürger des Königreiches Gottes auf der Erde zu leben, warten ebenfalls sehnsüchtig auf das Offenbarwerden Christi. Sie freuen sich darauf, dass Jesu Machtposition im Himmel und seine Herrlichkeit für alle deutlich erkennbar werden (Da 2:44; siehe auch Anm. zu 1Ti 6:14).
Demas hat mich verlassen: Das mit „verlassen“ wiedergegebene griechische Wort beinhaltet den Gedanken, jemanden im Stich zu lassen, der in Not ist. Wie aus Briefen hervorgeht, die Paulus während seiner ersten Haft in Rom schrieb, war Demas ein enger Mitarbeiter von ihm (Phm 24; siehe Anm. zu Kol 4:14). Diesmal ging es Paulus wesentlich schlechter. Eine Reihe von Christen hatte sich bereits von ihm abgewandt (2Ti 1:15). Paulus sagt nicht, dass Demas ein Gegner oder ein Abtrünniger geworden war. Doch er ließ sich die einmalige Gelegenheit entgehen, dem treuen Apostel in dieser schweren Zeit beizustehen.
weil er das gegenwärtige Weltsystem geliebt hat: Oder „weil er die gegenwärtige Ära geliebt hat“. (Siehe Worterklärungen zu „Weltsystem; Systeme“.) Vielleicht waren Demas materielle Dinge und ein unbeschwertes Leben wichtiger geworden als geistige Werte; oder er hatte Angst vor Verfolgung und wollte nicht als Märtyrer enden. Zu dem Ausdruck „das gegenwärtige Weltsystem“ an dieser Stelle heißt es in einem Bibelkommentar: „Gemeint ist ein Leben in dieser Welt ohne die Gefahren und Opfer, die es mit sich brachte, den Apostel zu unterstützen.“ Möglicherweise war Thessalonich die Heimatstadt von Demas und er ging deshalb dorthin. Es gibt also verschiedene Erklärungen, warum Demas sein besonderes Vorrecht, an der Seite von Paulus zu dienen, schließlich weniger liebte als „das gegenwärtige Weltsystem“.
Dalmatien: Eine Gegend auf der Balkanhalbinsel an der O-Küste des Adriatischen Meeres. Historisch gesehen wurde der südliche Teil der römischen Provinz Illyrien als Dalmatien bezeichnet. Doch als Paulus den 2. Timotheusbrief schrieb, war Dalmatien eine eigenständige Provinz. (Siehe Anh. B13.) Da Paulus beim Predigen „bis nach Illyrien“ kam, könnte er durch Dalmatien gereist sein (Rö 15:19 und Anm.). Bevor Titus nach Dalmatien ging, war er möglicherweise mit Paulus in Nikopolis (wahrscheinlich das Nikopolis an der NW-Küste des heutigen Griechenland). Paulus hatte ihn nämlich gebeten, von Kreta zu ihm „nach Nikopolis zu kommen“ (Tit 3:12). Wie schon auf Kreta könnte Titus in Dalmatien als Missionar gedient und die Versammlungen organisiert haben (Tit 1:5).
Nur Lukas ist bei mir: Anscheinend war Lukas der einzige Reisegefährte von Paulus, der während dessen letzter Haft engen Kontakt mit ihm hatte (Kol 4:14; siehe „Einführung in die Apostelgeschichte“). Paulus bekam aber auch Unterstützung von anderen; vier von ihnen erwähnt er in 2Ti 4:21 namentlich. Sie ließen Timotheus und die Epheser grüßen. Möglicherweise gehörten sie zur Versammlung in Rom und konnten Paulus besuchen.
Bring Markus mit: Gemeint ist Johannes Markus, ein Jünger Jesu und der Schreiber des Markusevangeliums. (Siehe Anm. zu Apg 12:12.) Auf der ersten Missionsreise von Paulus hatte Markus ihn und Barnabas begleitet, war dann aber vorzeitig nach Jerusalem zurückgekehrt (Apg 12:25; 13:5, 13). Deshalb wollte Paulus ihn auf seine nächste Reise nicht mitnehmen (Apg 15:36-41). Etwa zehn Jahre später war Markus jedoch bei Paulus in Rom, und der Apostel lobte ihn. Offensichtlich hatten sie sich wieder versöhnt. Paulus schätzte Markus jetzt als vertrauenswürdigen Mitarbeiter (Phm 23, 24; siehe Anm. zu Kol 4:10). Die Aufforderung an Timotheus „Bring Markus mit, denn er ist mir im Dienst eine Hilfe“ zeigt sein Vertrauen in ihn.
Tychikus habe ich nach Ephesus geschickt: Paulus bat seinen geschätzten und treuen Begleiter Tychikus, die Versammlung in Ephesus zu besuchen. Wahrscheinlich sollte er dort Timotheus ersetzten. (Siehe Anm. zu Kol 4:7.) Zu wissen, dass Tychikus bald kommen und sich um die Epheser kümmern würde, war für Timotheus sicherlich beruhigend. Bestimmt fiel es ihm dadurch leichter, die Versammlung zurückzulassen und Paulus ein letztes Mal in Rom zu besuchen (2Ti 4:9). In diesem Vers erwähnt Paulus in seinen Briefen die Versammlung in Ephesus zum letzten Mal. Etwa 30 Jahre später gehörte Ephesus zu den Versammlungen, denen Jesus in der Offenbarung an Johannes eine Botschaft zukommen ließ (Off 2:1).
die Buchrollen: Hierbei handelte es sich offensichtlich um Buchrollen mit Teilen der Hebräischen Schriften. Das entsprechende griechische Wort biblíon ist mit dem Wort bíblos verwandt, das ursprünglich das weiche Mark der Papyrusstaude bezeichnete. (Siehe Worterklärungen zu „Buchrolle“; „Papyrus“.) Daraus stellte man Schreibmaterial her. Mit der Zeit verwendete man beide griechischen Begriffe für Buchrollen oder Bücher (Mar 12:26; Luk 3:4; Apg 1:20; Off 1:11). In den Christlichen Griechischen Schriften kann sich biblíon auf ein kurzes Schriftstück beziehen (Mat 19:7; Mar 10:4). Häufiger sind damit jedoch Bücher der Hebräischen Schriften gemeint (Luk 4:17, 20; Gal 3:10; Heb 9:19; 10:7). Von dem Wort biblíon leitet sich das Wort „Bibel“ ab.
besonders die Pergamente: Pergament war ein Schreibmaterial, das aus der Haut von Schafen, Ziegen oder Kälbern hergestellt wurde. (Siehe Worterklärungen zu „Pergament“.) Paulus erläutert nicht näher, was er mit „Pergamente“ meinte. Vielleicht hatte er Buchrollen aus Leder mit den Hebräischen Schriften im Sinn. Nach Ansicht von Bibelwissenschaftlern kann sich das entsprechende griechische Wort aber auch auf Notizbücher beziehen. Paulus könnte also auch an persönliche Aufzeichnungen gedacht haben. Als er diesen Brief schrieb, war er sich sicher, dass er „den guten Kampf“ zu Ende gekämpft hatte (2Ti 4:6-8). Trotzdem bat er Timotheus, „die Buchrollen“ und „besonders die Pergamente“ mitzubringen. Offensichtlich war es Paulus immer noch wichtig, seinen Glauben und den Glauben anderer durch Gottes Wort zu stärken.
Der Kupferschmied Alexander: Paulus warnt Timotheus vor einem gewissen Alexander, der sich der guten Botschaft „äußerst heftig widersetzt“ hatte (2Ti 4:15). Er bezeichnet ihn mit einem griechischen Wort, das wtl. „Kupferschmied“ bedeutet, wobei es im 1. Jh. u. Z. für jede Art von Schmied stehen konnte. Möglicherweise ist der hier erwähnte Alexander identisch mit dem Alexander in 1Ti 1:20, der aus der Versammlung entfernt worden war. (Siehe Anm.) Paulus geht nicht näher darauf ein, wie Alexander ihm geschadet hatte. Nach Ansicht einiger könnte er Mitschuld an der Festnahme von Paulus gehabt haben; vielleicht war er sogar als falscher Zeuge gegen ihn aufgetreten.
Jehova wird ihm geben, was er für seine Taten verdient: Paulus war sich sicher, dass Jehova den Kupferschmied Alexander zur Verantwortung ziehen würde. Mit seiner Aussage lässt er verschiedene Stellen aus den Hebräischen Schriften anklingen, aus denen hervorgeht, dass Gott Menschen ihre guten oder schlechten Taten vergilt. Ein Beispiel dafür ist Ps 62:12, wo es heißt: „O Jehova, … du gibst jedem, was er für seine Taten verdient.“ (Siehe auch Ps 28:1, 4; Spr 24:12; Klg 3:64.) In Rö 2:6 bringt Paulus einen ähnlichen Gedanken zum Ausdruck. Er sagt über Gott: „Er wird jedem geben, was er für seine Taten verdient.“ Und in Rö 12:19 zitiert Paulus die Worte Jehovas aus 5Mo 32:35 und schreibt: „Es ist meine Sache, Rache zu nehmen. Ich werde Vergeltung üben.“ (Zur Verwendung des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, 2Ti 4:14.)
Bei meiner ersten Verteidigung: Nach römischem Recht konnte ein Angeklagter im Laufe eines Gerichtsverfahrens mehrmals dazu aufgefordert werden, sich zu verteidigen. Paulus spricht hier wahrscheinlich von seiner ersten Verteidigungsrede während seiner zweiten Haft in Rom um 65 u. Z. Einige sind zwar der Ansicht, dass sich Paulus auf eine Verteidigung während seiner ersten Haft in Rom um 61 u. Z. bezieht (Apg 28:16, 30), doch das scheint unwahrscheinlich. Es wirft die Frage auf, warum Paulus über Ereignisse berichten sollte, die Timotheus längst bekannt waren (Kol 1:1, 2; 4:3).
möge es ihnen nicht angerechnet werden: Mit „ihnen“ meint Paulus offensichtlich Glaubensbrüder, die ihn während seiner „ersten Verteidigung“ im Stich gelassen hatten. Paulus war diese Verteidigung als Tortur in Erinnerung geblieben (2Ti 4:17). Doch von Christus hatte er gelernt, was Vergebung bedeutet. Jesus war bei seiner Verhaftung ebenfalls von seinen engsten Freunden verlassen worden (Mar 14:50). Genau wie Jesus ließ sich Paulus nicht verbittern und hegte keinen Groll gegen seine Brüder. (Siehe Anm. zu 1Ko 13:5.)
der Herr hat mir beigestanden: Offensichtlich meint Paulus mit dem Herrn, der ihm „Kraft gegeben“ hat, Jesus Christus. (Siehe auch 1Ti 1:12.) Natürlich kommt alle Kraft letztendlich von Jehova Gott. Er lässt sie seinen Dienern durch Jesus Christus zukommen (Jes 40:26, 29; Php 4:13; 2Ti 1:7, 8; siehe auch Anm. zu 2Ti 2:1).
ich wurde aus dem Rachen des Löwen gerettet: Es ist unklar, ob diese Aussage buchstäblich oder übertragen gemeint ist. (Vgl. Anm. zu 1Ko 15:32.) Falls Paulus von buchstäblichen Löwen spricht, wurde er von Jehova wahrscheinlich auf ähnliche Weise gerettet wie Daniel (Da 6:16, 20-22). Nach Ansicht einiger Bibelwissenschaftler ist es allerdings unwahrscheinlich, dass man einen römischen Bürger wie Paulus Löwen vorgeworfen hätte. Der „Rachen des Löwen“ könnte auch eine Metapher für extreme Gefahr sein. (Vgl. Ps 7:2; 35:17.) Vielleicht spielt Paulus mit seinen Worten auf Davids Bitte in Ps 22:21 an.
Der Herr: Wie im vorigen Vers bezieht sich Paulus hier anscheinend auf den Herrn Jesus Christus. (Siehe auch 2Ti 4:8 und Anm.)
wird mich von jedem schlechten Werk befreien: Paulus war wegen seines Glaubens in viele extrem schwierige Situationen geraten; dazu gehörten heftigste Verfolgung und Angriffe von Abtrünnigen. Doch Jesus Christus hatte ihm immer beigestanden, ihm Kraft gegeben und ihn gerettet (2Ti 3:11; 4:14-17). In seiner jetzigen Lage rechnete Paulus nicht damit, dem Tod zu entgehen (2Ti 4:6-8). Doch was er bis dahin erlebt hatte, gab ihm die Gewissheit: Christus würde ihn weiterhin von allem befreien, was seinen Glauben zerstören und ihn für Christi „himmlisches Königreich“ ungeeignet machen könnte.
Richte Priska und Aquila … Grüße von mir aus: Paulus kannte Priska und Aquila schon seit ungefähr 15 Jahren. Dieses gastfreundliche Ehepaar hatte sich für die Versammlungen in verschiedenen Städten sehr eingesetzt. Nachdem die beiden Rom verlassen mussten, ließen sie sich in Korinth nieder; dort lernten sie Paulus kennen (Apg 18:1-3; 1Ko 16:19). Später zogen sie nach Ephesus (Apg 18:18, 19, 24-26). Anschließend waren sie wieder eine Zeit lang in Rom (Rö 16:3, 4) und kehrten dann erneut nach Ephesus zurück, wo inzwischen auch Timotheus diente. (Siehe Anm. zu Apg 18:2; Rö 16:3.)
Hausgemeinschaft von Onesiphorus: Siehe Anm. zu 2Ti 1:16.
Komm möglichst vor dem Winter hierher: Wahrscheinlich wollte Paulus, dass Timotheus noch vor dem Winter zu ihm kam, weil eine Seereise während der rauen Wintermonate zu gefährlich war. Damals waren Schiffsreisen im Mittelmeerraum vom Spätherbst bis zum Beginn des Frühlings nur eingeschränkt möglich. Stürme kamen häufiger vor und waren heftiger (Apg 27:9-44; siehe auch Mediengalerie, „Apostelgeschichte: Die Reise von Paulus nach Rom und seine 1. Gefangenschaft dort“). Außerdem behinderten oft dichte Wolken zusammen mit Regen, Schnee und Nebel die Sicht, was die Navigation erschwerte. Damals gab es keinen Kompass, weshalb sich Seeleute an weithin sichtbaren Punkten entlang der Küste (sogenannte Landmarken) sowie an den Positionen der Himmelskörper orientierten. Des Weiteren hoffte Paulus vielleicht, dass ihm Timotheus noch vor dem Winter den Mantel bringen würde, den er in Troas gelassen hatte. Der Mantel würde ihn im Gefängnis während der kalten Wintermonate warm halten (2Ti 4:13; siehe auch Mediengalerie, „Bring den Mantel mit“).
Der Herr: Bezieht sich anscheinend auf den Herrn Jesus Christus. (Vgl. Gal 6:18; Php 4:23; 1Th 5:28; Phm 25.)
mit dem Geist, den du zeigst: Wtl. „mit deinem Geist“. Mit „Geist“ ist hier die Einstellung gemeint, die in einem Menschen vorherrscht. (Siehe Worterklärungen zu „Geist“.) Am Ende des Briefes wünscht Paulus Timotheus, dass seine gute Einstellung gesegnet wird. (Siehe Anm. zu Gal 6:18; Phm 25.)
euch: Zu Beginn des Verses gebraucht Paulus das Pronomen „du“ und spricht damit Timotheus an. Hier wechselt er in den Plural. Offensichtlich wollte Paulus, dass dieser persönliche Brief auch anderen vorgelesen wurde, z. B. der Versammlung in Ephesus, in der Timotheus damals diente.
Medien
Als Gefangener in Rom schrieb Paulus an Timotheus: „Bring den Mantel mit, den ich in Troas … gelassen habe“ (2Ti 4:13). Mit dem griechischen Wort für „Mantel“ war wahrscheinlich ein Reiseumhang gemeint (ähnlich wie der hier abgebildete). Ein solcher Umhang war im 1. Jh. ein unverzichtbares Kleidungsstück, weil er vor Kälte und Nässe schützte. Er hatte eine Kapuze und konnte aus Wolle, Leinen oder Leder sein. Man konnte ihn als Decke benutzen und sich nachts damit wärmen. Als Paulus an Timotheus schrieb, stand offensichtlich der Winter bevor. Das würde erklären, warum er gern seinen Mantel haben wollte (2Ti 4:21).
Pergament war ein Schreibmaterial aus der Haut von Tieren wie Schafen, Ziegen oder Kälbern. Es war haltbarer als Papyrus. (Siehe Worterklärungen zu „Papyrus“.) Auf dem Foto sieht man die Überreste eines antiken Notizbuches aus Pergament (1); es wird auf das 2. Jh. u. Z. datiert. Ursprünglich bestand dieses Notizbuch aus einzelnen Pergamentblättern, die an einer Seite zu einer Art Buch zusammengebunden waren. Es gab auch Schriftrollen aus Pergament (2); dabei wurden die Blätter zu einer langen Bahn zusammengefügt und aufgerollt. Als Paulus Timotheus bat, „die Pergamente“ mitzubringen (2Ti 4:13), meinte er vielleicht Schriftrollen mit den Hebräischen Schriften. Nach Ansicht von Bibelwissenschaftlern kann sich das griechische Wort für „Pergamente“ auch auf Notizbücher mit privaten Eintragungen oder Entwürfen beziehen. Paulus könnte also auch Notizen gemeint haben, die er sich beim Studium der Bibel gemacht hatte.
Die Karte zeigt die Lage der antiken Stadt Milet an der W-Küste Kleinasiens (heute Türkei). Aus dem Bibelbericht kann man schließen, dass Paulus die Stadt mindestens zwei Mal besuchte – das erste Mal gegen Ende seiner dritten Missionsreise (ca. 56 u. Z.). Auf seinem Weg nach Jerusalem legte er mit dem Schiff in Milet an und rief die Ältesten aus Ephesus zu einem wichtigen Treffen zu sich. Sie reisten aus dem rund 70 km entfernten Ephesus über Land und wahrscheinlich mit der Fähre nach Milet. Nach einem bewegenden Abschied begleiteten sie Paulus zum Schiff (Apg 20:17-38). Offensichtlich besuchte Paulus nach seiner Freilassung aus der ersten Haft in Rom Milet noch einmal. Er schrieb: „Trophimus habe ich krank in Milet zurückgelassen“ (2Ti 4:20; siehe Karte „Reisen von Paulus nach ca. 61 u. Z.“).
(1) Überreste eines der antiken Häfen von Milet. Als Folge von Verlandung befinden sich die Ruinen von Milet heute etwa 8 km landeinwärts
(2) Ruinen des antiken Theaters. Es wurde im 3. Jh. v. u. Z. gebaut und mehrmals renoviert
(3) Die Karte zeigt den Küstenverlauf im Altertum