An die Römer 8:1-39
Fußnoten
Studienanmerkungen
Gesetz des Geistes … Gesetz der Sünde und des Todes: Mit „Gesetz“ ist hier kein spezielles Gebot gemeint, wie sie im Gesetz von Moses stehen. In diesem Fall ist das Wort allgemeiner zu verstehen: Gemeint ist ein starker Einfluss, der wie ein Gesetz einen Menschen zu einem bestimmten Verhalten drängt. (Siehe Anm. zu Rö 2:12.) Paulus stellt den Einfluss von Gottes Geist, der zu Leben führt, dem Einfluss der sündigen Natur gegenüber, die zu Sünde und Tod führt. Alle Nachkommen Adams bekommen den starken Einfluss des „Gesetzes der Sünde“ zu spüren, weil sie von Natur aus den Hang haben, das Falsche zu tun (Rö 7:23). Doch sie können sich auch ganz bewusst dem Gesetz des Geistes Gottes unterwerfen und sich davon in die richtige Richtung lenken lassen (Rö 7:21-25).
wegen der Unvollkommenheit des Menschen schwach: Wtl. „durch das Fleisch schwach“. Gemeint sind die Menschen, die versuchten, das Gesetz von Moses zu halten. Selbst der Hohe Priester war unvollkommen und konnte daher kein Opfer darbringen, das die Sünden wirklich sühnte. Anstatt Sünder zu erlösen, betonte das Gesetz vielmehr ihre Unvollkommenheit und Schwäche (Rö 7:21-25; Heb 7:11, 28; 10:1-4). In diesem Sinn war das Gesetz „schwach“.
sündigen Natur: Wtl. „Fleisch“. Das entsprechende griechische Wort sarx hat in der Bibel verschiedene Bedeutungen. Es kann sich ganz einfach auf Menschen aus Fleisch und Blut beziehen (Joh 1:14; 3:6; 17:2). Wie in diesem Vers beschreibt es aber auch oft den unvollkommenen Zustand des Menschen, seine sündige Natur. In den Kapiteln davor hat Paulus bereits einen Zusammenhang hergestellt zwischen sarx und „sündigen Leidenschaften“, die im „Körper wirksam“ sind (Rö 6:19; 7:5, 18, 25). In den folgenden Versen stellt Paulus sarx dem Geist gegenüber, d. h. dem heiligen Geist Gottes (Rö 8:5-13). (Siehe auch Anm. zu Rö 1:3; Rö 2:28, Fn.)
konzentrieren sich auf: Die Grundbedeutung des entsprechenden griechischen Verbs phronéō ist „denken“, „den Sinn auf etwas richten“, „eine bestimmte Einstellung haben“ (Mat 16:23; Rö 12:3; 15:5). Hier ist damit gemeint, die Gedanken auf etwas zu richten, vielleicht sogar Anstrengungen in diese Richtung zu unternehmen. Wie Paulus zeigt, hat das, worüber ein Mensch nachdenkt, maßgeblichen Einfluss auf sein Verhalten. Das Verb phronéō macht deutlich, dass man bewusst steuern kann, welche Richtung man seinem Leben gibt, indem man sich entweder auf seine sündigen Neigungen konzentriert oder auf den Geist Gottes. (Zu den Ausdrücken sündige Natur und Geist siehe Anm. zu Rö 8:4.) In einem Kommentar zu phronéō schrieb ein Bibelwissenschaftler über die, die ihr Leben von ihrer sündigen Natur bestimmen lassen: „Sie richten ihren Sinn auf die Dinge des Fleisches – sind daran am meisten interessiert, sprechen ständig darüber, beschäftigen sich eingehend damit und gehen darin auf.“ Genauso kann man das Verb verstehen, wenn Paulus es auf die bezieht, die ihr Leben vom Geist bestimmen lassen: Sie richten ihre Gedanken auf das, was der Geist will. Im nächsten Vers geht Paulus auf die Folgen ein, die es hat, wenn man sich auf die sündige Natur konzentriert („Tod“) oder aber auf den Geist („Leben und Frieden“).
sich … zu konzentrieren: Im Griechischen steht hier das Substantiv phrónēma; es kommt in diesem Vers zweimal vor und im nächsten Vers einmal. In Bibellexika wird es unter anderem als „Denken“, „Gesinnung“, „Bestrebung“ definiert. Es schließt sowohl den Verstand als auch die Absichten und Ziele einer Person ein. Das Substantiv phrónēma ist mit dem Verb phronéō verwandt, das „denken“, „den Sinn auf etwas richten“, „eine bestimmte Einstellung haben“ bedeutet und im Vers davor steht (Mat 16:23; Rö 12:3; 15:5). Wer sich auf seine sündige Natur konzentriert, lässt seine Gedanken von sinnlosen oder sündigen Wünschen beherrschen (1Jo 2:16; siehe Anm. zu Rö 8:4). Wer sich dagegen auf den Geist konzentriert, lässt seine Gedanken, Wünsche und Taten von Gottes Geist, seiner aktiven Kraft, leiten.
Gerechtigkeit: Siehe Worterklärungen.
als seine Söhne anzunehmen: Oder „zu adoptieren“. Im Griechischen steht hier das Wort hyiothesía (wtl. „Sohn-Setzung“). Bei den Griechen und Römern waren Adoptionen nichts Ungewöhnliches. Der römische Kaiser Augustus war z. B. ein Adoptivsohn von Julius Cäsar. Meistens wurden Jugendliche oder junge Erwachsene adoptiert, nicht Kinder. Manchmal ließ ein Sklavenbesitzer einen Sklaven frei, um ihn dann zu adoptieren. Paulus gebrauchte die Adoption als Veranschaulichung dafür, dass die von Gott Berufenen und Auserwählten in ein neues Verhältnis zu Gott kommen. Als Nachkommen Adams sind alle Menschen Sklaven der Sünde und keine Kinder Gottes. Doch weil Jesus das Lösegeld erbracht hat, kann Jehova Menschen von der Sklaverei der Sünde freikaufen und adoptieren; dadurch werden sie Miterben mit Christus (Rö 8:14-17; Gal 4:1-7). Um dieses neue Verhältnis zu betonen, schreibt Paulus, dass diejenigen, die von Gott als Söhne angenommen wurden, ihn mit „Abba, Vater!“ anreden dürfen. Diese vertraute Anrede hätte ein Sklave gegenüber seinem Herrn nie verwenden dürfen. (Siehe Anm. zu Abba in diesem Vers.) Jehova entscheidet, wen er als Sohn annimmt (Eph 1:5). Sobald er die Betreffenden mit heiligem Geist gesalbt hat, sieht er sie als seine Kinder an (Joh 1:12, 13; 1Jo 3:1). Bevor sie diese Ehre endgültig erhalten und als Miterben mit Christus im Himmel auferweckt werden, müssen sie natürlich hier auf der Erde Gott treu bleiben (Off 20:6; 21:7). Deshalb sagt Paulus, dass sie „sehnsüchtig auf die Annahme als Söhne warten, auf die Befreiung von … [ihrem] Körper durch Lösegeld“ (Rö 8:23).
Abba: Ein hebräisches oder aramäisches Wort, das ins Griechische transkribiert wurde und in den Christlichen Griechischen Schriften drei Mal vorkommt. Wörtlich bedeutet es „Vater“ oder „o Vater“. Es ist eine liebevolle Anrede, in der die Vertrautheit eines Sohnes mit seinem Vater zum Ausdruck kommt. (Siehe Anm. zu Mar 14:36.) Paulus gebraucht das Wort hier und in Gal 4:6 im Zusammenhang mit den geistgesalbten Söhnen Gottes. Da sie von Gott adoptiert wurden, dürfen sie Jehova mit Abba ansprechen. Ein Sklave hätte diesen Ausdruck gegenüber seinem Herrn nie gebraucht. Gesalbte Christen sind einerseits „für einen Preis freigekauft“ und „Sklaven Gottes“. Andererseits sind sie aber auch Söhne im Haushalt eines lieben Vaters. Dass sie dieses Verhältnis zu Jehova haben, macht ihnen der heilige Geist klar und deutlich bewusst (Rö 6:22; 1Ko 7:23).
Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist: Das griechische Wort für „Geist“ (pneuma) kommt in diesem Satz zweimal vor, aber in unterschiedlicher Bedeutung. (Siehe Worterklärungen zu „Geist“.) Mit „der Geist selbst“ ist der heilige Geist gemeint, Gottes aktive Kraft. Mit „unser Geist“ ist die Einstellung oder das Bewusstsein der Gesalbten gemeint. Der heilige Geist und das Bewusstsein eines gesalbten Christen stimmen überein; beide bezeugen oder bestätigen ihm, dass das, was in Gottes inspiriertem Wort über die Berufung zu Leben im Himmel steht, auf ihn zutrifft.
Schöpfung: Natürlich leidet die gesamte irdische Schöpfung unter den Auswirkungen der Rebellion in Eden. Allerdings ist in diesem Zusammenhang mit der „Schöpfung“ wohl eher die Menschheit gemeint. Denn nur Menschen können sehnsüchtig warten und darauf hoffen, von Sünde und Tod befreit zu werden (Rö 5:12). Laut einigen Bibelkommentatoren vermittelt das griechische Wort für „sehnsüchtig warten“ das Bild von jemandem, der mit gerecktem Hals und vorgestrecktem Kopf erwartungsvoll nach etwas Ausschau hält.
die Offenbarung der Söhne Gottes: Paulus bezeichnet hier die „Miterben mit Christus“ als „Söhne Gottes“ (Rö 8:17). Sie werden offenbart, wenn deutlich wird, dass sie verherrlicht wurden und mit Christus im Himmel regieren. Als sekundärer Teil des versprochenen „Nachkommen“ werden sie gemeinsam mit Christus das böse Weltsystem des Teufels beseitigen (1Mo 3:15; Rö 16:20; Off 2:26, 27). Außerdem werden sie offenbart, wenn sie während der tausendjährigen Regierung Christi als Priester amtieren und den Menschen (hier als die Schöpfung bezeichnet) das Loskaufsopfer Jesu zugutekommen lassen. Die „Offenbarung der Söhne Gottes“ wird dazu führen, dass die Menschheit „aus der Sklaverei des Verderbens befreit wird und zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes gelangt“ (Rö 8:21; Off 7:9, 10, 14; 20:5; 22:1, 2).
Sinnlosigkeit: Oder „Vergänglichkeit“, „Wertlosigkeit“, „Leere“. Mit demselben griechischen Wort wird in der Septuaginta das hebräische Wort hével wiedergegeben, das wtl. „Hauch“, „Dunst“ bedeutet. Das hebräische Wort erscheint im Bibelbuch Prediger über 35 Mal in Wendungen wie „die größte Sinnlosigkeit“ und „alles ist sinnlos“ (Pr 1:2; 2:17; 3:19; 12:8). Manchmal stellte Salomo, der Schreiber dieses Buches, das Wort hével neben die Formulierung „als wollte man den Wind einfangen“, um den gleichen Gedanken mit anderen Worten auszudrücken (Pr 1:14; 2:11). Paulus meint hier den erfolglosen Versuch, etwas zu erreichen. Die Hoffnung dreht sich darum, dass Gott die Menschheit von der „Sinnlosigkeit“ befreit, der sie bisher unterworfen ist (Rö 8:21).
der sie unterworfen hat: Entgegen der Vermutung, damit sei der Teufel oder Adam gemeint, ist hier Jehova gemeint. In seiner Barmherzigkeit erlaubte Jehova es Adam und Eva, Kinder zu bekommen, obwohl sie ihnen nur Unvollkommenheit, Sünde und Tod vererben konnten. Dadurch unterwarf Gott die Schöpfung bewusst der Sinnlosigkeit. Gleichzeitig gab er jedoch eine sichere Hoffnung, indem er einen „Nachkommen“ versprach – Jesus Christus (1Mo 3:15; 22:18; Gal 3:16). Wer an ihn glaubt, darf auf die Befreiung „aus der Sklaverei des Verderbens“ hoffen (Rö 8:21).
Sklaverei des Verderbens: Das griechische Wort, das hier mit „Verderben“ wiedergegeben ist, bedeutet auch „Vernichtung“, „Vergänglichkeit“, „Verwesung“. Die „Sklaverei des Verderbens“ ist eine Folge der Sünde, denn die Sünde führt zu Krankheiten, körperlichem Verfall und Tod. Selbst ein vollkommener menschlicher Körper ist verweslich oder zerstörbar. Darauf machte Paulus aufmerksam, als er über Jesus sagte, dass Gott „ihn von den Toten auferweckte, damit er nie mehr zur Verwesung zurückkehrt“, also nie wieder einen zerstörbaren menschlichen Körper hat (Apg 13:34). Auch der vollkommene Körper Adams konnte sterben und verwesen. Dazu wäre es aber nicht gekommen, wenn Adam auf Gott gehört hätte. Nur weil er sündigte, wurde er ein Sklave des Verderbens und war dem Verfall ausgeliefert. Diesen Zustand vererbte er an die gesamte Menschheit (Rö 5:12). Mit der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes ist die Befreiung aus der „Sklaverei des Verderbens“ gemeint. Menschen können wieder in ein Vater-Kind-Verhältnis zu Gott kommen, wie Adam es ursprünglich hatte (Luk 3:38). Diese Freiheit und das ewige Leben hat Jehova jedem versprochen, der „im Hinblick auf den Geist sät“. Wer jedoch „im Hinblick auf seine sündige Natur sät, wird von seiner sündigen Natur Verderben ernten“; er bleibt dem Verderben versklavt und kann nicht ewig leben (Gal 6:8).
Annahme als Söhne: Siehe Anm. zu Rö 8:15.
der Geist selbst tritt für uns ein: Manchmal weiß ein Diener Gottes nicht, worum er beten soll oder was er wirklich braucht. Er kann seine Gedanken und Gefühle nicht in Worte fassen, sondern trägt unausgesprochene Seufzer in sich. In so einem Fall lässt Jehova seinen heiligen Geist für denjenigen eintreten. Dabei spielt offenbar das vom Geist eingegebene Wort Gottes eine Rolle. Denn wie Paulus andeutet, sind alle Gefühle und Lebensumstände, mit denen ein Christ zu kämpfen haben könnte, schon in den Gebeten und Berichten der Bibel zum Ausdruck gebracht worden. Wenn ein Christ nicht weiß, worum er beten soll, sieht Jehova die inspirierten Gedanken in der Bibel so, als hätte derjenige sie selbst gesagt, und er reagiert entsprechend (Ps 65:2; siehe Anm. zu Rö 8:27).
was der Geist beabsichtigt: Oder „was der Gedanke des Geistes ist“. Mit dem Geist ist der heilige Geist gemeint, Gottes aktive Kraft. Da Gott die Bibelschreiber durch seinen Geist anleitete, weiß er genau, was mit den Gedanken gemeint ist, die sie aufschrieben. Wie Paulus hier zeigt, weiß Gott, der die Herzen erforscht, welche Gedanken in der Bibel am besten die Gefühle widerspiegeln, die einer seiner Diener vielleicht gerade nicht in Worte fassen kann. Die passende Bibelpassage tritt sozusagen stellvertretend für die Heiligen ein (Rö 8:26). Die Formulierung in diesem Vers (der Geist „beabsichtigt“ etwas oder „tritt für jemanden ein“) ist ein Beispiel dafür, dass in der Bibel manchmal von Gottes Geist so gesprochen wird, als sei er eine Person. (Siehe Anm. zu Joh 14:16.)
gemäß seinem Vorhaben Berufene: Das griechische Wort próthesis, das mit „Vorhaben“ oder „Vorsatz“ übersetzt wird, bedeutet wtl. „das Vorgesetzte“. Es kommt auch in Rö 9:11, Eph 1:11 und 3:11 vor. Da Gott seine Vorhaben immer umsetzt, weiß er im Voraus, was geschehen wird, und kann es vorhersagen (Jes 46:10). Zum Beispiel wusste Gott schon im Voraus, dass es „Berufene“ geben würde, ohne jedoch vorherzubestimmen, wer genau zu dieser Gruppe gehören würde. Jehova kann die Dinge auch lenken, damit alles so kommt, wie er es sich vorgenommen hat (Jes 14:24-27).
auferweckt: In einigen Manuskripten steht hier zusätzlich „von den Toten“. Die vorliegende Lesart ist jedoch besser belegt.
an der rechten Seite Gottes: An der rechten Seite eines Herrschers zu sein bedeutete, nach ihm die wichtigste Person zu sein oder in seiner Gunst zu stehen (Ps 110:1; 1Pe 3:22). (Siehe Anm. zu Mat 26:64; Apg 7:55.)