Apostelgeschichte 11:1-30
Fußnoten
Studienanmerkungen
Antiochia: Diese Stadt in der Provinz Syrien lag ca. 32 km von dem Mittelmeerhafen Seleukia entfernt an dem Fluss Orontes. Im 1. Jh. u. Z. war Antiochia nach Rom und Alexandria die größte und wohlhabendste Stadt im Römischen Reich. Es gab dort eine große, alteingesessene jüdische Gemeinde, und Juden und Nichtjuden lebten relativ friedlich nebeneinander. Antiochia bot offensichtlich das ideale Klima für eine neue Entwicklung: Die Jünger begannen dort neben den Juden auch den unbeschnittenen Nichtjuden zu predigen. (Siehe Anm. zu Griechisch sprechenden Leuten in diesem Vers.) Dieses Antiochia ist nicht mit dem Antiochia in Pisidien zu verwechseln, das in Kleinasien lag. (Siehe Anm. zu Apg 6:5; 13:14 und Anh. B13.)
Griechisch sprechenden Leuten: Im griechischen Text steht wtl. „Hellenisten“ (Hellēnistḗs). Was das Wort im Einzelfall bedeutet, hängt vom Kontext ab. In Apg 6:1 sind damit höchstwahrscheinlich Griechisch sprechende Juden gemeint. (Siehe Anm. zu Apg 6:1.) Daraus haben einige Textforscher geschlussfolgert, dass die Jünger in Antiochia beschnittenen Juden oder Proselyten predigten, die Griechisch sprachen. Doch man muss berücksichtigen, dass es hier offenbar um eine neue Entwicklung ging. Wie in Apg 11:19 erklärt wird, hatte man in Antiochia zuvor nur mit Juden über die gute Botschaft gesprochen, doch nun begann sie sich offensichtlich auch unter den Nichtjuden zu verbreiten. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum Barnabas nach Antiochia geschickt wurde: Er sollte diese neuen Griechisch sprechenden Jünger ermutigen, treu zu bleiben (Apg 11:22, 23). In einigen frühen Handschriften steht hier statt Hellēnistḗs das Wort Héllēnas („Griechen“; siehe Apg 16:3). Deswegen findet man in etlichen Übersetzungen Wiedergaben wie „Griechen“ oder „Nichtjuden“. Das würde die Einwohner in Antiochia ausschließen, die der jüdischen Religion angehörten. Es ist jedoch möglich, dass generell alle Griechisch sprechenden Einwohner von Antiochia gemeint waren. Deshalb findet man in der Neuen-Welt-Übersetzung die Wiedergabe „Griechisch sprechende Leute“. Diese Menschen könnten aus ganz unterschiedlichen Gegenden gestammt und die griechische Sprache und vielleicht auch griechische Gepflogenheiten übernommen haben.
Hand Jehovas: Diese Wortkombination findet sich immer wieder in den Hebräischen Schriften. Sie setzt sich aus dem hebräischen Wort für „Hand“ und dem Tetragramm zusammen. (Beispiele: 2Mo 9:3; 4Mo 11:23; Ri 2:15; Ru 1:13; 1Sa 5:6, 9; 7:13; 12:15; 1Kö 18:46; Esr 7:6; Hi 12:9; Jes 19:16; 40:2; Hes 1:3.) In der Bibel steht „Hand“ oft übertragen für Kraft oder Macht. Da die Kraft des Armes durch die Hand ausgeübt wird, kann mit „Hand“ auch der Gedanke von „ausgeübter Kraft“ oder „angewandter Macht“ vermittelt werden. Der griechische Ausdruck, der mit „Hand Jehovas“ übersetzt wurde, kommt außerdem in Luk 1:66 und Apg 13:11 vor. (Siehe Anm. zu Luk 1:6, 66 und Anh. C3, Einleitung, Apg 11:21.)
durch göttliche Vorsehung … genannt: In den meisten Bibelübersetzungen steht einfach nur, dass die Jünger Christen genannt wurden; es ist von keiner göttlichen Einflussnahme die Rede. Allerdings erscheint hier im Griechischen keines der Wörter, die man üblicherweise mit „nennen“ übersetzt (Mat 1:16; 2:23; Mar 11:17; Luk 1:32, 60; Apg 1:12, 19), sondern das Verb chrēmatízō. An fast allen der neun Stellen, an denen es in den Christlichen Griechischen Schriften vorkommt, hat es eindeutig mit etwas zu tun, das göttlichen Ursprungs ist (Mat 2:12, 22; Luk 2:26; Apg 10:22; 11:26; Rö 7:3; Heb 8:5; 11:7; 12:25). In Apg 10:22 wird es z. B. zusammen mit der Formulierung „durch einen heiligen Engel“ verwendet. Und in Mat 2:12, 22 kommt es in Verbindung mit Träumen vor, die Gott eingab. In Rö 11:4 erscheint das verwandte Substantiv chrēmatismós. In den meisten Wörterbüchern und Bibelübersetzungen findet man dafür Wiedergaben wie „göttlicher Ausspruch“, „göttliche Antwort“, „göttliche Weisung“, „Gottesspruch“. Es ist denkbar, dass Saulus und Barnabas von Jehova angewiesen wurden, den Namen „Christen“ zu verwenden. Manche vermuten, die heidnische Bevölkerung in Antiochia hätte die Nachfolger von Jesus aus Spaß oder Spott als „Christen“ tituliert. Doch die Tatsache, dass hier im Griechischen chrēmatízō steht, macht deutlich, dass Gott hinter dieser Namensgebung stand. Es wäre auch sehr unwahrscheinlich gewesen, dass die Juden Jesu Nachfolger als „Christen“ (griechisch) oder „Messianisten“ (hebräisch) bezeichnet hätten. Sie hatten Jesus als den Messias oder Christus abgelehnt. Hätten sie seine Nachfolger als „Christen“ bezeichnet, hätten sie ihn stillschweigend als Christus oder Gesalbten anerkannt, und davon ist nicht auszugehen.
Christen: Der griechische Begriff Christianós bedeutet „Anhänger von Christus“. Er kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur drei Mal vor (Apg 11:26; 26:28; 1Pe 4:16) und ist von Christós abgeleitet, was „Gesalbter“ bedeutet. Christen folgen dem Vorbild von Jesus, „dem Christus“, Jehovas Gesalbtem, und leben nach seinen Lehren (Luk 2:26; 4:18). Jesu Jünger erhielten diesen Namen „durch göttliche Vorsehung“, und das vielleicht sogar schon im Jahr 44 u. Z., als sich die in dieser Passage erwähnten Ereignisse abspielten. Der Name setzte sich offenbar in immer weiteren Kreisen durch, denn als Paulus um das Jahr 58 u. Z. vor König Herodes Agrippa II. erschien, war diesem der Name Christen bereits ein Begriff (Apg 26:28). Dem Geschichtsschreiber Tacitus zufolge war der Name 64 u. Z. der breiten Masse in Rom geläufig. Als Petrus zwischen 62 und 64 u. Z. seinen ersten Brief an die Christen schrieb, die im ganzen Römischen Reich verstreut lebten, war der Name weit und breit bekannt und unterschied Jesu Jünger eindeutig von anderen religiösen Gruppierungen (1Pe 1:1, 2; 4:16). Niemand konnte sie mehr mit diesem Namen, den sie von Gott erhalten hatten, für eine jüdische Sekte halten.
große Hungersnot: Diese Hungersnot ereignete sich um das Jahr 46 u. Z., während der Regierung des römischen Kaisers Claudius. Auch Josephus erwähnt sie. Hungersnöte trafen besonders diejenigen, die weder Nahrungsvorräte noch finanzielle Rücklagen hatten. Die Christen in Antiochia fühlten sich daher gedrängt, ihren verarmten Glaubensbrüdern in Judäa eine Unterstützung zukommen zu lassen.
zur Zeit von Claudius: Der römische Kaiser Claudius war von 41 bis 54 u. Z. an der Macht. Zu Beginn seiner Regierungszeit behandelte er die Juden freundlich. Das änderte sich jedoch. Gegen Ende seiner Regentschaft war sein Verhältnis zu ihnen derart schlecht, dass er alle Juden aus Rom verbannte (Apg 18:2). Claudius soll von seiner vierten Frau mit einem Pilzgericht vergiftet worden sein. Sein Nachfolger war Nero.
etwas zur Unterstützung: Oder „als Dienstleistung eine Unterstützung“. Hier wird zum ersten Mal davon berichtet, dass Christen ihren Mitgläubigen in einer anderen Gegend eine Hilfslieferung zukommen ließen. Das griechische Wort diakonía, das oft mit „Dienst“ übersetzt wird, hat auch den Sinn von „Hilfsaktion“ (Apg 12:25) oder „Hilfsdienst“ (2Ko 8:4). Die Art und Weise, wie diakonía in den Christlichen Griechischen Schriften verwendet wird, zeigt, dass sich der christliche Dienst auf zwei Bereiche erstreckt. Zum einen schließt er „den Dienst [Form von diakonía] der Versöhnung“ ein, also das Predigen und Lehren (2Ko 5:18-20; 1Ti 2:3-6). Zum anderen geht es – wie hier erwähnt – um den Dienst, den man Mitchristen erweist. Paulus schrieb: „Es gibt verschiedene Dienstaufgaben [Plural von diakonía] und doch ist es derselbe Herr“ (1Ko 12:4-6, 11). Wie er zeigte, sind alle diese Formen des christlichen Dienstes „heiliger Dienst“ (Rö 12:1, 6-8).
Ältesten: Wtl. „älteren Männer“. Abgesehen von der wörtlichen Bedeutung bezeichnet der griechische Ausdruck presbýteros in der Bibel vor allem Personen, die in einer Gemeinschaft oder einem Volk eine mit Autorität und Verantwortung verbundene Position haben. (Siehe Anm. zu Mat 16:21.) Im alten Israel waren die Ältesten für die Führung und Verwaltung innerhalb des Volkes zuständig – sowohl auf kommunaler (5Mo 25:7-9; Jos 20:4; Ru 4:1-12) als auch auf nationaler Ebene (Ri 21:16; 1Sa 4:3; 8:4; 1Kö 20:7). Hier kommt das Wort zum ersten Mal in Verbindung mit der Christenversammlung vor. Die Ältesten des geistigen Israel hatten wie die Ältesten im Volk Israel Führungsaufgaben inne. In diesem Fall erhielten die Ältesten die Hilfslieferung und sorgten dafür, dass sie in den Versammlungen in Judäa verteilt wurde.
Medien
Dieses Video zeigt, wo früher Joppe lag. Es befand sich an der Mittelmeerküste auf halber Strecke zwischen dem Berg Karmel und der Stadt Gasa. An der Stelle des alten Joppe befindet sich das heutige Jaffa (hebräisch Yafo), das 1950 mit Tel Aviv vereinigt wurde. Die Doppelstadt ist als Tel Aviv-Jaffa bekannt. Jaffa liegt auf einem 35 m hohen Felshügel. Sein Hafen wird durch ein niedriges Riff gebildet, das in einer Entfernung von etwa 100 m parallel zur Küste verläuft. Zur Zeit von König Salomo brachten die Tyrer über den Seeweg Holz aus den Libanonwäldern nach Joppe, das für den Bau des Tempels bestimmt war (2Ch 2:16). Später bestieg der Prophet Jona dort ein Schiff Richtung Tarschisch, um einem Auftrag Gottes zu entkommen (Jon 1:3). Im 1. Jh. u. Z. gab es in Joppe eine Christengemeinde. Zu ihr gehörte auch Dorkas (Tabitha), die vom Apostel Petrus auferweckt wurde (Apg 9:36-42). In Joppe befand sich außerdem das Haus des Gerbers Simon, wo Petrus in einer Vision darauf vorbereitet wurde, dem Nichtjuden Kornelius zu predigen (Apg 9:43; 10:6, 9-17).
Antiochia in Syrien war die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien. Im 1. Jh. gehörte Antiochia zusammen mit Rom und Alexandria zu den drei bedeutendsten Städten im Römischen Reich. Die Stadt lag am O-Ufer des Orontes (1). Ein Teil der Stadt war ursprünglich vom Orontes umschlossen (2). Einige Kilometer flussabwärts lag die Hafenstadt Seleukia. In Antiochia gab es eine der größten Rennbahnen (Hippodrom) der damaligen Zeit für Pferde- und Wagenrennen (3). Die Stadt hatte außerdem eine von Kolonnaden gesäumte Prachtstraße vorzuweisen (4). Herodes der Große hatte sie mit Marmor pflastern lassen. Kaiser Tiberius fügte später überdachte Säulengänge (Kolonnaden) hinzu und schmückte die Straße mit Mosaiken und Statuen. In der multikulturell geprägten Stadt gab es eine große jüdische Gemeinde (5). Viele der dortigen Juden kamen zum christlichen Glauben. In Antiochia wurden Jesu Nachfolger erstmals Christen genannt (Apg 11:26). Mit der Zeit wurden auch viele Nichtjuden gläubig. Um 49 u. Z. kam es beim Thema Beschneidung zu Unstimmigkeiten. Zur Klärung der Frage wurden Paulus und Barnabas zusammen mit anderen zur leitenden Körperschaft nach Jerusalem geschickt (Apg 15:1, 2, 30). Von Antiochia aus brach Paulus zu seinen drei Missionsreisen auf (Apg 13:1-3; 15:35, 40, 41; 18:22, 23). Der Ausschnitt auf der Karte zeigt, wie die Stadtmauern jahrhundertelang verliefen.
Das Bild zeigt Antakya in der heutigen Türkei. In der Antike hieß die Stadt Antiochia. Sie war die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien. Antiochia soll im 1. Jh. nach Rom und Alexandria die größte Stadt der römischen Welt gewesen sein. Schätzungen zufolge lebten dort mindestens 250 000 Menschen. Einige Jünger von Jesus kamen nach Antiochia, nachdem ein wütender Mob Stephanus ermordet hatte und eine Verfolgungswelle gegen Jesu Nachfolger losgebrochen war. Sie machten unter der Griechisch sprechenden Bevölkerung die gute Botschaft mit großem Erfolg bekannt (Apg 11:19-21). Später nutzte der Apostel Paulus Antiochia als Ausgangspunkt für seine Missionsreisen. Und „in Antiochia war es auch, dass die Jünger durch göttliche Vorsehung erstmals Christen genannt wurden“ (Apg 11:26). Das syrische Antiochia ist nicht mit dem Antiochia in Pisidien (Zentraltürkei) zu verwechseln, das in Apg 13:14; 14:19, 21 und 2Ti 3:11 erwähnt wird.
Der römische Kaiser Claudius wird in der Apostelgeschichte zweimal namentlich erwähnt (Apg 11:28; 18:2). Er folgte seinem Neffen Caligula auf den Thron, der von 37 bis 41 u. Z. regierte und nicht in der Bibel erwähnt wird. Claudius war als vierter Kaiser des Römischen Reiches von 41 bis 54 u. Z. an der Macht. Um 49 oder 50 u. Z. verbannte er alle Juden aus Rom. So kam es, dass Priscilla und Aquila nach Korinth zogen und dort den Apostel Paulus kennenlernten. Claudius soll 54 u. Z. von seiner vierten Frau vergiftet worden sein. Sein Nachfolger war Kaiser Nero.