Apostelgeschichte 6:1-15
Fußnoten
Studienanmerkungen
Jünger: D. h. Schüler, Anhänger.
Griechisch sprechenden Juden: Wtl. „Hellenisten“. Das griechische Wort Hellēnistḗs findet sich weder in der griechischen noch in der hellenistisch-jüdischen Literatur, doch der Kontext wie auch viele Nachschlagewerke stützen die Wiedergabe „Griechisch sprechende Juden“. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Jünger von Jesus in Jerusalem entweder gebürtige Juden oder jüdische Proselyten – auch die, die Griechisch sprachen (Apg 10:28, 35, 44-48). Das Wort, das mit „Griechisch sprechende Juden“ übersetzt ist, wird dem Wort für „Hebräisch sprechende Juden“ (wtl. „Hebräer“; Plural von Hebráios) gegenübergestellt. Daraus lässt sich schließen, dass „die Hellenisten“ Juden waren, die aus den verschiedensten Teilen des Römischen Reiches, vielleicht auch aus der Dekapolis, nach Jerusalem gekommen waren und miteinander Griechisch sprachen. Die meisten Hebräisch sprechenden Juden dagegen stammten wahrscheinlich aus Judäa und Galiläa. Diese beiden Gruppen hatten offensichtlich etwas unterschiedliche kulturelle Hintergründe. (Siehe Anm. zu Apg 9:29.)
Hebräisch sprechenden Juden: Wtl. „Hebräer“. Das griechische Wort Hebráios (Singular) meint normalerweise einen Israeliten oder Hebräer (2Ko 11:22; Php 3:5). In diesem Kontext bezieht es sich allerdings auf Hebräisch sprechende jüdische Nachfolger von Jesus im Gegensatz zu denen, die Griechisch sprachen. (Siehe Anm. zu Griechisch sprechenden Juden in diesem Vers und Anm. zu Joh 5:2.)
bei der täglichen Austeilung: Oder „beim täglichen Dienst“. Das griechische Substantiv diakonía wird oft mit „Dienst“ wiedergegeben. In diesem Fall handelt es sich um einen Teilbereich des christlichen Dienstes, bei dem es um die materielle Versorgung von Brüdern und Schwestern in der Versammlung geht, die Unterstützung brauchen. (Siehe Anm. zu Apg 6:2, wo das verwandte Verb diakonéō mit „Essen austeilen“ übersetzt ist; siehe auch Anm. zu Luk 8:3.)
Es ist nicht richtig: Wtl. „Es ist nicht wohlgefällig“. Es hätte weder den Aposteln selbst noch Gott gefallen, wenn sie den „Dienst in Verbindung mit dem Wort Gottes“ zurückgestellt hätten (Apg 6:4).
Essen auszuteilen: Oder „zu dienen“. Das griechische Verb diakonéō bezieht sich hier auf einen Teilbereich des christlichen Dienstes, bei dem es um die materielle Versorgung von Brüdern und Schwestern in der Versammlung geht, die Unterstützung brauchen und verdienen. (Siehe Anm. zu Apg 6:1, wo das verwandte Substantiv diakonía mit „Austeilung“ übersetzt ist; siehe auch Anm. zu Luk 8:3.)
Männer mit gutem Ruf: Oder „Männer, denen ein gutes Zeugnis ausgestellt wird“. Im Griechischen steht hier das Verb martyréō („bezeugen“, „Zeugnis ablegen“) im Passiv. Man brauchte für diese Aufgabe fähige Männer, denn es ging dabei nicht nur um das Austeilen von Lebensmitteln. Wahrscheinlich mussten sie auch Geld verwalten, Einkäufe tätigen und sorgfältig Buch führen können. Es heißt von diesen Männern, dass sie voll Geist und Weisheit waren, was zeigte, dass sie sich in ihrem Leben von Gottes Geist und Weisheit leiten ließen. Sie brauchten für diese Aufgabe großes Fingerspitzengefühl. Da es innerhalb der Versammlung bereits Unstimmigkeiten gab, mussten sie Erfahrung und Urteilsfähigkeit mitbringen sowie umsichtig und verständnisvoll sein. Einer von ihnen war Stephanus. Seine Verteidigungsrede vor dem Sanhedrin zeigt, dass er für die Aufgabe gut geeignet war (Apg 7:2-53).
Dienst in Verbindung mit dem Wort Gottes: Das hier mit „Dienst“ übersetzte griechische Substantiv diakonía steht auch in Vers 1, wo es mit „Austeilung“ übersetzt wurde. Dadurch wird deutlich, dass es hier um zwei verschiedene Arten von Dienst geht: zum einen um die unvoreingenommene Verteilung von Lebensmitteln an Bedürftige, zum anderen um die Versorgung mit geistiger Nahrung aus Gottes Wort. Die Apostel erkannten, dass es nicht richtig wäre, wenn sie ihre Zeit mit dem Austeilen von buchstäblichem Essen verbringen würden, statt sich auf ihre Hauptaufgabe zu konzentrieren: die Versammlung mit geistiger Nahrung zu versorgen. Dazu mussten sie unter Gebet studieren und Nachforschungen anstellen sowie die Jünger lehren und sich als Hirten um sie kümmern. Ihnen war natürlich bewusst, dass ein wichtiger Teil des christlichen Dienstes darin bestand, mittellose Witwen materiell zu unterstützen. Später ließ Jehova Jakobus aufschreiben, dass alle, die ihn auf eine Weise anbeten wollen, die ihm gefällt, „nach Waisenkindern und Witwen in ihrer Not … sehen“ müssen (Jak 1:27). Die Apostel verstanden aber auch, dass sie sich in erster Linie darum kümmern mussten, alle Jünger – einschließlich der Witwen – in ihrem Glauben zu unterstützen.
Stephanus … Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus: Diese sieben Namen sind alle griechisch. Das könnte darauf hindeuten, dass die Apostel unter allen infrage kommenden Juden und Proselyten in der Versammlung in Jerusalem solche auswählten, die Griechisch sprachen. Allerdings heißt es nur von Nikolaus, dass er ein Proselyt aus Antiochia war, was bedeuten könnte, dass er der einzige Nichtjude in der Gruppe war. Die griechischen Namen der anderen waren selbst unter gebürtigen Juden verbreitet. In jedem Fall scheinen die Apostel, die hier als leitende Körperschaft handelten, sich für diese Männer entschieden zu haben, um Rücksicht auf die Gefühle der Griechisch sprechenden Juden zu nehmen (Apg 6:1-6).
Antiochia: Diese Stadt, die hier zum ersten Mal in der Bibel erwähnt wird, lag gut 500 km nördlich von Jerusalem. Im Jahr 64 v. u. Z. wurde Antiochia die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien. Im 1. Jh. u. Z. war sie nach Rom und Alexandria die größte Stadt im Römischen Reich. Antiochia wurde für seine Schönheit sowie für seine große politische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung gerühmt, stand aber auch in dem Ruf, moralisch verkommen zu sein. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung bestand aus Juden, die Berichten zufolge viele Griechisch sprechende Einwohner für das Judentum gewinnen konnten. Nikolaus war einer dieser Proselyten. Später wurde er ein Nachfolger von Jesus. Barnabas und Paulus verbrachten ein Jahr in Antiochia, um dort zu lehren. Außerdem nutzte Paulus die Stadt als Ausgangspunkt für seine Missionsreisen. Und in Antiochia wurden Christi Nachfolger „durch göttliche Vorsehung erstmals Christen genannt“. (Siehe Anm. zu Apg 11:26.) Bei dem Antiochia, das in Apg 13:14 erwähnt wird, handelt es sich um eine andere Stadt, die in Pisidien lag. (Siehe Anm. zu Apg 13:14 und Anh. B13.)
legten sie ihnen die Hände auf: Bereits in den Hebräischen Schriften wird davon gesprochen, dass einer Person oder einem Tier die Hände aufgelegt wurden, was unterschiedliche Bedeutungen haben konnte (1Mo 48:14; 3Mo 16:21; 24:14). Bei Personen war diese Handlung üblicherweise ein Zeichen dafür, dass man jemanden für eine bestimmte Aufgabe ernannte oder in einer bestimmten Funktion bestätigte (4Mo 8:10). Zum Beispiel legte Moses seine Hand auf Josua, um ihn als seinen Nachfolger zu bestätigen. Daraufhin wurde Josua „vom Geist der Weisheit erfüllt“ und war in der Lage, ein guter Führer für Israel zu sein (5Mo 34:9). In der Situation hier in Apg 6:6 legten die Apostel den Männern die Hände auf, denen sie verantwortungsvolle Aufgaben übertrugen. Sie taten das aber erst, nachdem sie gebetet hatten, was zeigt, dass ihnen Gottes Leitung wichtig war. Später legten die Mitglieder einer Ältestenschaft Timotheus die Hände auf, um ihm eine besondere Dienstaufgabe zu übertragen (1Ti 4:14). Und auch Timotheus war bevollmächtigt, andere durch Händeauflegen für bestimmte Aufgaben zu ernennen, wobei er vorher sorgfältig ihre Eignung prüfen musste (1Ti 5:22).
Wunder: Oder „Vorzeichen“. (Siehe Anm. zu Apg 2:19.)
Synagoge der Freigelassenen: Unter der römischen Herrschaft waren „Freigelassene“ Personen, die aus der Sklaverei entlassen wurden. Es gibt die Vermutung, dass es sich bei den Angehörigen dieser Synagoge um Juden handelte, die die Römer gefangen genommen und später freigelassen hatten. Eine andere Ansicht ist, dass es ehemalige Sklaven waren, die den jüdischen Glauben angenommen hatten.
Ältesten: Siehe Anm. zu Mat 16:21.
der Nazarener: Siehe Anm. zu Mar 10:47.
wie das Gesicht eines Engels: Sowohl der hebräische als auch der griechische Begriff, der mit „Engel“ übersetzt wird, bedeutet „Bote“. (Siehe Anm. zu Joh 1:51.) Da Engel Botschaften von Gott überbringen, haben sie allen Grund, furchtlos und gelassen zu sein – sie sind sich sicher, dass sie von Gott unterstützt werden. Stephanus hatte den Gesichtsausdruck eines Boten Gottes. In seinem Gesicht war keine Spur von Schuldbewusstsein zu sehen. Er war ganz ruhig und gelassen. Seine Züge verrieten sein Vertrauen, dass Jehova, „der Gott der Herrlichkeit“, hinter ihm stand (Apg 7:2).
Medien
Die hier abgebildete Theodotos-Inschrift befindet sich auf einer 72 cm x 42 cm großen Kalksteinplatte. Sie wurde Anfang des 20. Jh. auf dem Ophel, einem Hügel in Jerusalem, entdeckt. Der in Griechisch verfasste Text sagt über den Priester Theodotos (auch Theodotus): „[Er] erbaute die(se) Synagoge zur Vorlesung des Gesetzes und zum Unterricht in den Geboten“. Die Inschrift wird in die Zeit vor der Zerstörung Jerusalems 70 u. Z. datiert. Sie belegt, dass sich im 1. Jh. in Jerusalem Griechisch sprechende Juden aufhielten (Apg 6:1). Wie einige vermuten, könnte es sich bei der Synagoge um die „sogenannte Synagoge der Freigelassenen“ gehandelt haben (Apg 6:9). Die Inschrift erwähnt außerdem, dass Theodotos genauso wie sein Vater und Großvater den Titel archisynágōgos („Synagogenvorsteher“) trug. Dieser Titel kommt in den Christlichen Griechischen Schriften mehrmals vor (Mar 5:35; Luk 8:49; Apg 13:15; 18:8, 17). Laut der Inschrift baute Theodotos ein Gästehaus für Besucher aus dem Ausland. Wahrscheinlich wurde es von Juden genutzt, die vor allem zu den jährlichen Festen nach Jerusalem kamen (Apg 2:5).
Das Bild zeigt Antakya in der heutigen Türkei. In der Antike hieß die Stadt Antiochia. Sie war die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien. Antiochia soll im 1. Jh. nach Rom und Alexandria die größte Stadt der römischen Welt gewesen sein. Schätzungen zufolge lebten dort mindestens 250 000 Menschen. Einige Jünger von Jesus kamen nach Antiochia, nachdem ein wütender Mob Stephanus ermordet hatte und eine Verfolgungswelle gegen Jesu Nachfolger losgebrochen war. Sie machten unter der Griechisch sprechenden Bevölkerung die gute Botschaft mit großem Erfolg bekannt (Apg 11:19-21). Später nutzte der Apostel Paulus Antiochia als Ausgangspunkt für seine Missionsreisen. Und „in Antiochia war es auch, dass die Jünger durch göttliche Vorsehung erstmals Christen genannt wurden“ (Apg 11:26). Das syrische Antiochia ist nicht mit dem Antiochia in Pisidien (Zentraltürkei) zu verwechseln, das in Apg 13:14; 14:19, 21 und 2Ti 3:11 erwähnt wird.