An die Galater 6:1-18
Fußnoten
Studienanmerkungen
einen Fehltritt: Wtl. „ein Danebenfallen“. Das entsprechende griechische Wort (paráptōma) kann von einer einfachen Fehleinschätzung bis hin zu einer schwerwiegenden Sünde vieles einschließen (Mat 6:14; Rö 5:15, 17; Eph 1:7; 2:1, 5). Mit „Fehltritt“ ist gemeint, dass jemand von Gottes gerechten Maßstäben abweicht. Selbst wenn derjenige noch keine schwere Sünde begangen hat, bewegt er sich in die falsche Richtung.
ihr, die ihr durch den Geist befähigt seid: Oder „ihr, die ihr vom Geist erfüllt seid“. Das hier verwendete griechische Wort pneumatikós ist von dem Wort pneuma („Geist“) abgeleitet, das auch für den heiligen Geist, Gottes aktive Kraft, verwendet wird (Eph 4:30). Um andere wieder auf den richtigen Weg bringen zu können, ist mehr nötig als Wissen, Weisheit und Erfahrung. Man muss sich auch eindeutig von Gottes Geist leiten lassen (Gal 5:16, 18, 25).
versuchen, … wieder auf den richtigen Weg zu bringen: Das entsprechende griechische Verb katartízō beschreibt, dass etwas instand gesetzt, in Ordnung gebracht oder richtig angeordnet (ausgerichtet) wird. Hier geht es darum, einen Mitchristen, der „einen Fehltritt tut“, zu korrigieren. Die Wiedergabe „versuchen, … wieder auf den richtigen Weg zu bringen“ beruht auf der im Griechischen verwendeten Verbform. Während sich also diejenigen, die „durch den Geist befähigt“ sind, ernsthaft um ihren Glaubensbruder bemühen, hängt der Erfolg ihrer Bemühungen von dem Bruder ab. Dasselbe Verb wird in Mat 4:21 für das „Ausbessern“ von Netzen gebraucht. In Eph 4:12 steht ein verwandtes Substantiv (katartismós, mit „auf den richtigen Weg bringen“ übersetzt), das im medizinischen Kontext das Einrichten von Knochen oder das Einrenken von Gelenken beschreibt. (Siehe Anm. zu 2Ko 13:9 und Eph 4:12.)
Passt aber auf euch selbst auf: Oder „Behaltet euch aber selbst im Auge“. Wtl. „Gib aber auf dich selbst acht“. Paulus wechselt hier im Griechischen vom Plural in den Singular. Er warnt also jeden Einzelnen davor, selbst in eine Falle zu tappen, vor der man andere bewahren möchte. Seine Aussage ist auch eine Warnung davor, selbstgerecht zu sein und auf andere herabzusehen (1Ko 10:12).
Tragt einander weiter die Bürden: Die Pluralform des hier verwendeten griechischen Wortes báros („Bürde“) bedeutet wtl. „schwere Dinge (Gewichte)“ und kann auch mit „das, was euch belastet“ wiedergegeben werden. Im Vers zuvor ging es darum, jemandem zu helfen, der einen Fehltritt getan hat. Die Folgen eines solchen Fehltritts könnten belastend sein, d. h. zu schwer, um sie allein zu tragen. Glaubensbrüdern beim Tragen ihrer Bürden zu helfen ist ein Ausdruck von Liebe – wer das tut, erfüllt das Gesetz des Christus (Joh 13:34, 35). Wie aus Vers 3-5 hervorgeht, bedeutet das jedoch nicht, jemandem die „Last“ (griechisch phortíon), d. h. seine Verantwortung vor Gott, abzunehmen. (Siehe Anm. zu Gal 6:5.)
das Gesetz des Christus: Zu diesem Gesetz gehört alles, was Jesus lehrte, sowie alles, was seine Nachfolger unter der Leitung von Gottes Geist in der Bibel aufschrieben. Es ersetzt, wie schon von Jeremia vorausgesagt, den Gesetzesbund (Jer 31:31-34; Heb 8:6-13). Obwohl es „das Gesetz des Christus“ heißt, stammen die darin enthaltenen Gesetze und Grundsätze letztendlich von Jehova, dem großen Gesetzgeber (Joh 14:10). Der Ausdruck kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor. Eine ähnliche Formulierung steht in 1Ko 9:21, wo vom „Gesetz gegenüber Christus“ die Rede ist. Weitere Bezeichnungen sind: „das vollkommene Gesetz, das Freiheit bringt“ (Jak 1:25), „das Gesetz eines freien Volkes“ (Jak 2:12) und „das Gesetz des Glaubens“ (Rö 3:27).
seine eigene Last: Oder „die Last der eigenen Verantwortung“. Paulus verwendet hier das griechische Wort phortíon. Es bezeichnet etwas, das man trägt, sagt aber nichts über dessen Gewicht aus. Diese Art von Last unterscheidet sich von den „Bürden“ in Vers 2, die man vielleicht nicht allein tragen kann. (Siehe Anm.) Hier geht es um die Verantwortung vor Gott, die jeder Christ selbst zu tragen hat. In einem Nachschlagewerk heißt es zu dem Wort phortíon: „Es wurde als militärische Bezeichnung für die Traglast eines Mannes oder für das Gepäck eines Soldaten gebraucht.“
der im Wort Gottes unterrichtet wird: Zum „Wort Gottes“ gehören auch die Lehren von Jesus Christus. Paulus legt in seinen Briefen großen Wert auf das Lehren in der Christenversammlung. Dabei verwendet er oft das griechische Verb didáskō, womit lehren, erklären, argumentieren oder beweisen gemeint ist (Rö 2:21; 12:7; 1Ko 4:17; Kol 3:16; 2Ti 2:2; siehe Anm. zu Mat 28:20). Hier gebraucht er jedoch ein präziseres Verb (katēchéō, mit „unterrichtet werden“ und „Unterricht geben“ übersetzt), das wtl. „von oben herunter ertönen lassen“ bedeutet und den Gedanken von mündlichem Unterricht beinhalten kann. (Siehe Anm. zu Apg 18:25.) Wenn Gottes Wort in Sinn und Herz eines Menschen „hinabtönt“, kann er selbst auch andere unterrichten (2Ti 2:2).
den an allem Guten teilhaben lassen, der ihm diesen Unterricht gibt: Hier werden Schüler dazu ermuntert, mit ihrem Lehrer Materielles und Geistiges zu teilen. Dieser Grundsatz kommt mehrmals in der Bibel vor (Mat 10:9, 10; Rö 15:27 und Anm.; 1Ko 9:11, 13, 14; 1Ti 5:17, 18; Heb 13:16). Ein Schüler, der gut zuhört und das Gelernte anwendet, verleiht seiner Überzeugung schließlich mit eigenen Worten Ausdruck und wird so selbst ein Lehrer der guten Botschaft. Auch dadurch lässt er seinen Lehrer „an allem Guten teilhaben“ (2Ti 2:2).
verspotten: Das entsprechende griechische Verb bedeutet wtl. „die Nase rümpfen“. Gemeint ist, dass man auf jemanden herabsieht, ihn lächerlich macht und ihm sogar trotzig oder herausfordernd begegnet. Wie Paulus erklärt, ist es gefährlich, zu denken, man könne die Grundsätze aus Gottes Wort verachten oder sie ohne Folgen umgehen.
Was immer jemand sät, das wird er auch ernten: Dieser Satz war zur Zeit von Paulus ein bekanntes Sprichwort, das offensichtlich aus der Landwirtschaft kam. Es beschreibt die einfache Tatsache, dass auf einem Feld nur das wächst, was man dort pflanzt. In alter Zeit war mit diesem Sprichwort in aller Regel eine Warnung verbunden: Wer sich schlecht verhält, muss mit negativen Folgen rechnen. Wie Paulus zeigt, gilt das Gleiche auch umgekehrt: Wer sich richtig verhält, wird „ewiges Leben ernten“ (Gal 6:8). Dieser zeitlose Grundsatz findet sich in der Bibel auch an anderen Stellen (Spr 11:18; 22:8; Hos 8:7; 10:12; 2Ko 9:6; siehe Anm. zu Gal 6:8).
wer im Hinblick auf seine sündige Natur sät: Wtl. „wer im Hinblick auf das Fleisch sät“. Gemeint ist jemand, der sich von seinen unvollkommenen Neigungen beherrschen lässt. (Die Auswirkungen werden in Gal 5:19-21 beschrieben.) Wer das tut, wird von seiner sündigen Natur Verderben ernten. Durch Adams Sünde gerieten er und seine Nachkommen in die „Sklaverei des Verderbens“ (Rö 5:12; 8:21 und Anm.). Die dadurch entstandene Unvollkommenheit hat nicht nur Krankheiten, Alterung und Tod zur Folge, sondern auch einen moralischen Verfall und den Verlust eines guten Verhältnisses zu Gott. Deshalb wird jemand, der „im Hinblick auf seine sündige Natur sät“, nicht ewig leben dürfen. (Vgl. 2Pe 2:12, 18, 19.)
Wer … im Hinblick auf den Geist sät: Gemeint ist jemand, der so lebt, dass Gottes Geist ungehindert in ihm wirken kann und die entsprechenden Eigenschaften in ihm hervorbringt. So jemand „wird vom Geist ewiges Leben ernten“ (Mat 19:29; 25:46; Joh 3:14-16; Rö 2:6, 7; Eph 1:7).
nicht aufhören: Oder „nicht müde werden“. Der entsprechende griechische Ausdruck enthält auch den Gedanken, nicht den Mut oder die Begeisterung zu verlieren. (Siehe Anm. zu 2Ko 4:1.)
Gelegenheit: Oder „günstige Zeit“. Das entsprechende griechische Wort kairós kann auch mit „Zeitabschnitt“ wiedergegeben werden und bedeutet wtl. „festgelegte Zeit“. In Eph 5:16 (siehe Anm.) kommt es in der Aufforderung vor: „Macht das Beste aus eurer Zeit.“
denen, die im Glauben mit uns verwandt sind: Oder „denen, die zur Hausgemeinschaft des Glaubens (zur Glaubensfamilie) gehören“. Das mit „verwandt“ wiedergegebene griechische Wort bezieht sich auf die Mitglieder einer Familie oder eines Haushalts (1Ti 5:8). Der Begriff „Hausgemeinschaft“ konnte in der griechisch-römisch geprägten Welt auch eine Gruppe von Menschen meinen, die sich aufgrund von gemeinsamen Glaubensansichten, Vorstellungen und Zielen eng verbunden fühlten. Diese Beschreibung war für die Versammlungen im 1. Jh. passend, da die ersten Christen gewöhnlich bei Mitgläubigen zu Hause zusammenkamen (Rö 16:3-5) und sich durch ihren Glauben so eng verbunden fühlten, als wären sie eine Familie (Eph 2:19).
eigenhändig geschrieben: Normalerweise diktierte Paulus seine Briefe einem Sekretär, doch den Galaterbrief schrieb er anscheinend selbst. (Siehe Rö 16:22 und Anm.)
die nach außen hin einen guten Eindruck machen wollen: Wtl. „die ein gutes Aussehen im Fleisch haben wollen“. Das Wort „Fleisch“ bezieht sich hier auf den menschlichen Körper und somit auf das, was sichtbar ist. Einige in der Christenversammlung vertraten die Ansicht, man müsse sich beschneiden lassen und sich an das mosaische Gesetz halten, um Gott zu gefallen. Ihr eigentliches Motiv war jedoch, auf die Juden einen guten Eindruck zu machen. Sie wollten von gegnerisch eingestellten Juden „nicht verfolgt werden“. Durch ihr Verhalten leugneten sie in Wirklichkeit, dass Jesu Tod die alleinige Grundlage für Rettung ist.
des Marterpfahls: Oder „des Hinrichtungspfahls“. (Siehe Worterklärungen.)
des Marterpfahls des Christus: Der Begriff „Marterpfahl“ (griechisch staurós) steht hier für Jesu Tod am Pfahl. Jesus starb auf diese Weise, um die Menschheit aus der Sklaverei der Sünde zu befreien, sie mit Gott zu versöhnen und so jedem Einzelnen ein gutes Verhältnis zu Gott zu ermöglichen. Weil Paulus offen bekannte, dass Jesu Tod am Marterpfahl die alleinige Grundlage für Rettung ist, wurde er von den Juden verfolgt.
tot ist: Oder „an den Pfahl gebracht wurde“. Paulus predigte, dass Jesu Tod am Marterpfahl Rettung ermöglicht. Dafür wurde er von der Welt gehasst und wie ein Verbrecher angesehen, der den Tod verdient. Aus Sicht von Paulus dagegen war die Welt zum Tod verurteilt.
eine neue Schöpfung: Jeder gesalbte Christ ist eine neue Schöpfung – ein geistgezeugter Sohn Gottes, der die Aussicht hat, mit Christus im Himmel zu regieren (Gal 4:6, 7). Außerdem gehören die Gesalbten zur Christenversammlung, dem „Israel Gottes“ (Gal 6:16 und Anm.), das ebenfalls eine neue Schöpfung ist. (Siehe Anm. zu 2Ko 5:17.) Für Gott ist es daher unerheblich, ob ein Christ beschnitten ist oder nicht.
Verhaltensregel: Das entsprechende griechische Wort kanṓn stammt von dem hebräischen Wort qanéh, das „Schilfrohr“ bedeutet. Schilfrohre dienten früher als Messinstrument (Hes 40:5). Mit kanṓn bezeichnet Paulus den Maßstab, mit dem die Mitglieder des „Israels Gottes“ ihr Verhalten messen oder bewerten sollten. Sie sollten an die unverdiente Güte glauben, die durch Christus zum Ausdruck kam, und entsprechend leben. Dann würden sie „Frieden und Barmherzigkeit“ in einem Ausmaß verspüren, wie es unvollkommenen Menschen bis dahin nie möglich war (Gal 3:24, 25; vgl. Worterklärungen zu „Kanon (Bibelkanon)“).
dem Israel Gottes: Diese Bezeichnung kommt nur ein Mal in der Bibel vor. Damit sind nicht die buchstäblichen Nachkommen von Jakob (auch Israel genannt) gemeint, sondern ein geistiges Volk Israel (1Mo 32:22-28). Wie Paulus im vorigen Vers zeigt, ist die Beschneidung keine Voraussetzung, um zum „Israel Gottes“ zu gehören. Schon Hosea sagte voraus, dass Gott einem Volk Gunst zeigen würde, zu dem auch Nichtjuden gehören sollten. Jehova hatte erklärt: „Zu denen, die nicht mein Volk sind, werde ich sagen: ‚Ihr seid mein Volk‘“ (Hos 2:23; Rö 9:22-25). Zum geistigen Israel gehören zwar auch gebürtige Juden und Proselyten (Apg 1:13-15; 2:41; 4:4), sie machen aber „nur einen Überrest“ aus, denn insgesamt hat Gott das Volk Israel verworfen (Jes 10:21, 22; Rö 9:27). Entsprechend schrieb Paulus später an die Römer: „Nicht alle, die von Israel abstammen, sind wirklich ‚Israel‘“ (Rö 9:6; siehe auch Anm. zu Apg 15:14; Rö 2:29; 9:27; 11:26).
Israel: Bedeutet „Kämpfer mit Gott“; „Gott kämpft“. Jakob erhielt diesen Namen, nachdem er mit einem Engel um einen Segen gerungen hatte. Im Gegensatz zu Esau hatte Jakob Wertschätzung für Heiliges und bot seine ganze Kraft auf, um Gottes Segen zu erhalten (1Mo 32:22-28; Heb 12:16). Wer zum „Israel Gottes“ gehört, hat wie Jakob einen starken Glauben und lässt sich nicht davon abbringen, Gottes Willen zu tun. (Siehe Anm. zu dem Israel Gottes in diesem Vers.)
die Brandmale eines Sklaven von Jesus: Das mit „Brandmale eines Sklaven“ wiedergegebene griechische Wort (der Plural von stígma) kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor. In der griechischen Literatur bezeichnete dieser Begriff in die Haut eingebrannte Zeichen oder Buchstaben, wie sie z. B. Sklaven zur Identifikation erhielten, oder auch Narben im Allgemeinen. Möglicherweise meinte Paulus mit den „Brandmalen“ buchstäbliche Narben, die davon zeugten, dass er als treuer Sklave von Christus oft misshandelt worden war (2Ko 4:10; 11:23-27; Php 3:10). Er könnte aber auch daran gedacht haben, dass sein Dienst, seine christlichen Eigenschaften und seine Lebensweise ihn als Sklaven von Christus identifizierten.
mit dem Geist, den ihr zeigt: Wtl. „mit eurem Geist“. Das Wort „Geist“ bezeichnet hier die innere Triebkraft oder Grundhaltung, die einen Menschen veranlasst, etwas Bestimmtes zu sagen oder zu tun. Die Bibel spricht z. B. von einem „stillen und sanften Geist“ (1Pe 3:4) und einem „Geist der Milde“ (Gal 6:1). In 2Ti 1:7 ist von einem „Geist … der Kraft, der Liebe und der Vernünftigkeit“ die Rede, der im Gegensatz zum „Geist der Feigheit“ steht. Paulus beendet seinen zweiten Brief an Timotheus mit den Worten: „Der Herr sei mit dem Geist, den du zeigst“ (2Ti 4:22). Nicht nur eine Einzelperson, auch eine ganze Gruppe kann einen bestimmten Geist haben. Mit seinen Schlussworten im Galater- und im Philipperbrief bringt Paulus den Wunsch zum Ausdruck, dass alle in diesen Versammlungen einen Geist zeigen, der mit Gottes Willen übereinstimmt und sich am Beispiel Christi orientiert (Php 4:23).