An die Kolosser 3:1-25
Fußnoten
Studienanmerkungen
das, was oben ist: Paulus legt den gesalbten Christen in Kolossä ans Herz, sich ihre Hoffnung vor Augen zu halten. Auch im Philipperbrief erwähnt Paulus „den Preis der Berufung nach oben“, d. h. die Aussicht, mit Christus im Himmel zu regieren (Php 3:14; Kol 1:4, 5). Das mit „Richtet eure Gedanken weiter auf“ übersetzte griechische Verb steht im Präsens, womit eine fortlaufende Handlung ausgedrückt wird. Wenn die Kolosser ihre kostbare Hoffnung nicht verlieren wollten, durften sie sich nicht ablenken lassen. Dann würde das, was auf der Erde ist – weltliches Gedankengut oder sinnlose Traditionen –, sie nicht im Glauben schwächen (Kol 2:8).
Tötet … ab: Mit diesem kraftvollen Wortbild zeigt Paulus, dass drastische Maßnahmen nötig sind, um die Wünsche der sündigen Natur zu bekämpfen (Gal 5:24). Das entsprechende griechische Verb bedeutet wtl. „töten“, „beseitigen“. (Vgl. Mat 5:29, 30; 18:8, 9; Mar 9:43, 45, 47.)
sexuelle Unmoral: In der Bibel ist das griechische Wort pornéia ein Oberbegriff für bestimmte sexuelle Handlungen, die Gott verboten hat. Dazu gehören schwere Sünden wie Geschlechtsverkehr zwischen Personen, die nicht miteinander verheiratet sind, und homosexuelle Handlungen. (Siehe Worterklärungen und Anm. zu Gal 5:19.)
Unreinheit: Oder „Schmutz“, „Verdorbenheit“, „Unmoral“. Im übertragenen Sinn kann sich das entsprechende griechische Wort (akatharsía) unter anderem auf Unreinheit auf dem Gebiet der Sprache, des Verhaltens, der Sexualität oder der Religion beziehen. (Vgl. 1Ko 7:14; 2Ko 6:17; 1Th 2:3.) Mit „Unreinheit“ können verschiedene Arten von Fehlverhalten mit unterschiedlichem Schweregrad bezeichnet werden. Das Wort betont, wie abstoßend das falsche Verhalten oder der daraus resultierende Zustand auf moralischer Ebene ist. (Siehe Worterklärungen zu „Unrein“ und Anm. zu Gal 5:19; Eph 4:19.)
hemmungslose sexuelle Leidenschaft: Siehe Anm. zu Rö 1:26; vgl. 1Mo 39:7-12; 2Sa 13:10-14.
Gier, die Götzendienst ist: Das griechische Wort pleonexía („Gier“) beschreibt ein unstillbares Verlangen nach mehr. (Siehe Anm. zu Rö 1:29.) Wie Paulus erklärt, ist Gier in Wirklichkeit eine Art Götzendienst: Wer gierig ist, macht das, was er haben will, zu seinem „Gott“ und stellt es über die Anbetung Jehovas. Die Befriedigung der eigenen Wünsche wird zum Lebensinhalt. (Siehe Anm. zu Eph 5:5.)
das alles ablegen: Das griechische Wort für „ablegen“ bedeutet auch „beiseitelegen“ oder „ausziehen“. Paulus gebraucht in diesem Vers sowie in den Versen 9, 10, 12 und 14 ein Wortbild, bei dem es darum geht, schmutzige Kleidung auszuziehen und saubere anzuziehen. Die fünf hier aufgezählten Verhaltensweisen sollen für die Kolosser wie dreckige Kleidungsstücke sein, die man so schnell wie möglich ausziehen möchte. (Siehe die folgenden Anm. zu diesem Vers.) Die Passage (Kol 3:8-10, 12, 13) hat starke Ähnlichkeit mit Eph 4:20-25, 31, 32. Das stützt die Vermutung, dass Paulus die beiden Briefe ungefähr zur gleichen Zeit verfasste (Eph 6:21; Kol 4:7-9).
Zorn, Wut: Im Griechischen haben diese beiden Wörter eine sehr ähnliche Bedeutung. Nach Ansicht einiger Sprachwissenschaftler beschrieb das erste Wort (orgḗ) ursprünglich eher eine innerlich brodelnde Wut und das zweite (thymós) einen Wutausbruch. Ob die beiden Begriffe zur Zeit von Paulus noch so differenziert verwendet wurden, ist fraglich. Da er jedoch beide Wörter gebraucht, warnt er offensichtlich nicht nur davor, Wut aus sich herausbrechen zu lassen, sondern auch davor, sie mit sich herumzutragen (Eph 4:31; siehe Anm. zu Eph 4:26).
Schlechtigkeit: Das entsprechende griechische Wort (kakía) schließt auch Boshaftigkeit ein und den Wunsch, anderen zu schaden. In einer ähnlichen Aufzählung in Eph 4:31 gebraucht Paulus dasselbe Wort; es ist in dem Ausdruck „alles Verletzende“ enthalten. (Siehe auch Rö 1:29; 1Ko 14:20.) Ein Nachschlagewerk bezeichnet kakía als „Fehlverhalten …, das zerstörerisch auf das Gemeindeleben wirkt“.
Beschimpfung: Das entsprechende griechische Wort ist blasphēmía. Wenn es sich darauf bezieht, dass jemand respektlos über Gott spricht, wird es oft mit „Gotteslästerung“ wiedergegeben (Off 13:6). Die ursprüngliche Bedeutung konnte jedoch auch einschließen, über einen anderen Menschen zu lästern oder ihn zu verleumden. Wie der Kontext nahelegt, verwendet Paulus das Wort hier in diesem Sinn. (Siehe auch Eph 4:31.) Andere Übersetzungen geben blasphēmía im vorliegenden Vers mit „Beleidigungen“, „Schimpfworte“ oder „schlecht übereinander reden“ wieder. Ein Nachschlagewerk ergänzt zu dem Wort: „Es ist die allerübelste Art von Verleumdung …, die Schädigung des guten Rufs durch schlechte Geschichten oder böses Gerede.“
obszöne Sprache: Das entsprechende griechische Wort kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor. Es bezeichnet Sprache, die unanständig, schmutzig und mitunter beleidigend ist. In der Antike kam obszöne Sprache oft in Komödien und anderen Theaterstücken vor, in denen Unmoral dargestellt wurde; das Publikum fand solche Formulierungen lustig. Viele gebrauchten auch Kraftausdrücke, wenn sie wütend waren. Paulus warnt vor solchen Wutausbrüchen. (Siehe Anm. zu Zorn, Wut in diesem Vers.) Er wollte nicht, dass sich Christen von dem schlechten Verhalten um sie herum beeinflussen ließen. (Siehe Anm. zu Eph 5:3.) In einer ähnlichen Passage in Eph 4:29 (siehe Anm.) schreibt Paulus: „Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen.“
Zieht die alte Persönlichkeit … aus: In diesem Vers greift Paulus wieder das Wortbild auf, bei dem es darum geht, Kleidung an- oder auszuziehen. (Siehe Anm. zu Kol 3:8.) Das mit „Persönlichkeit“ übersetzte griechische Wort bedeutet wtl. „Mensch“. Ein Nachschlagewerk erklärt dazu: „Der ‚alte Mensch‘ steht hier sowie in Römer 6:6 und Epheser 4:22 für die Persönlichkeit eines Menschen, der von Sünde beherrscht ist.“ (Siehe Anm. zu Rö 6:6.) Christen können mit der Hilfe des Geistes Gottes sogar tief sitzende Eigenschaften und Verhaltensweisen „ausziehen“.
neuen Persönlichkeit: Die „neue Persönlichkeit“ soll die „alte Persönlichkeit“ wie ein Kleidungsstück ersetzen. (Siehe Anm. zu Eph 4:24; Kol 3:9.) Sie ist ein Bild oder Abbild der Persönlichkeit Jehovas und besteht aus seinen Eigenschaften. Für „Bild“ verwendet Paulus dasselbe griechische Wort, das in der Septuaginta in 1Mo 1:26 steht. Wie Paulus den Kolossern zeigt, können also auch unvollkommene Menschen Jehovas erhabene Eigenschaften nachahmen. (Siehe Anm. zu Eph 5:1.)
erneuert wird: Das entsprechende griechische Verb kommt in der klassischen Literatur vor der Zeit von Paulus nicht vor. Die hier verwendete Verbform beschreibt keine einmalige Erneuerung, sondern einen fortlaufenden Prozess. Hört ein Christ auf, an der „neuen Persönlichkeit“ zu arbeiten, könnten mit der Zeit wieder „alte“ Charakterzüge zum Vorschein kommen (1Mo 8:21; Rö 7:21-25). Paulus legt Christen also ans Herz, immer mehr über die christliche Persönlichkeit zu lernen und dieses Wissen kontinuierlich in ihrem Leben anzuwenden. Sie müssen sich anstrengen, die in Vers 12-15 aufgezählten Eigenschaften zu entwickeln. (Siehe Anm. zu 2Ko 4:16.)
Ausländer: Wtl. „Barbar“. (Siehe Anm. zu Rö 1:14.)
Skythe: Zur Zeit von Paulus verstand man unter „Skythen“ wilde, unzivilisierte Menschen. Die Skythen waren ein Nomadenvolk, das antiken Quellen zufolge in Gebieten nördlich und östlich des Schwarzen Meeres lebte. Es gibt Hinweise darauf, dass sie sogar bis nach W-Sibirien zogen, nahe der Grenze zur Mongolei. In der griechisch-römischen Welt wurde der Begriff „skythisch“ mit der Zeit als Synonym für „furchterregend“ verwendet. Paulus zählt in diesem Vers verschiedene Personengruppen auf: Er stellt Griechen und Juden nebeneinander, Beschnittene und Unbeschnittene, Ausländer und Skythen, Sklaven und Freie. Wie er zeigt, spielen solche Unterschiede keine Rolle. Wer sich mit der neuen Persönlichkeit kleidet, macht keine ethnischen, religiösen, kulturellen oder sozialen Unterschiede.
Kleidet euch: Paulus greift erneut das Wortbild auf, bei dem es darum geht, Kleidung an- oder auszuziehen. (Siehe Anm. zu Kol 3:8.) Er zählt Eigenschaften der „neuen Persönlichkeit“ auf, die Jesu Nachfolger sozusagen anziehen sollen (Kol 3:10). Diese christlichen Eigenschaften werden im Innern ausgebildet, sollten aber wie Kleidung nach außen sichtbar sein. Verschiedenen Nachschlagewerken zufolge ist die Aufforderung „Kleidet euch“ im Griechischen so formuliert, dass darunter etwas Dringendes und Dauerhaftes zu verstehen ist. Offensichtlich wollte Paulus, dass die Kolosser seinen Rat so schnell wie möglich umsetzten und die entsprechenden Eigenschaften nie wieder ablegten.
Demut: Siehe Anm. zu Apg 20:19.
Ertragt einander weiterhin: Paulus legt den Christen in Kolossä ans Herz, auf die Fehler und Eigenarten anderer mit Geduld zu reagieren. In 1Ko 4:12 ist dasselbe griechische Verb mit „geduldig ertragen“ übersetzt. Da alle unvollkommen sind und Fehler machen (Jak 3:2), sollte man vernünftigerweise nicht zu viel von anderen erwarten (Php 4:5).
selbst wenn jemand Grund hat, sich über einen anderen zu beklagen: Paulus war klar, dass einige Christen in Kolossä ihren Glaubensbrüdern hin und wieder Grund gaben, sich über sie zu beklagen. Vielleicht kamen bei ihnen manchmal unschöne Charakterzüge durch; oder sie verletzten andere, weil sie sich womöglich selbst schlecht behandelt fühlten. Auch dann sollten Christen wie Jehova zum Vergeben bereit sein (Mat 5:23, 24; 18:21-35; Eph 4:32; 1Pe 4:8).
So wie Jehova euch großzügig vergeben hat: In der Bibel ist oft davon die Rede, dass Jehova Sünden verzeiht (4Mo 14:19, 20; 2Sa 12:13; Ps 130:4; Da 9:9). Er wird sogar als Gott bezeichnet, „der gern vergibt“ (Ne 9:17; Ps 86:5) und „großzügig“ vergibt, d. h. „in großem Maß“ und „bereitwillig“ (Jes 55:7 und Fn.). Paulus gebraucht hier nicht das übliche Wort für „vergeben“, das z. B. in Mat 6:12, 14 oder Rö 4:7 (siehe Anm.) steht. Das mit „großzügig vergeben“ übersetzte Verb ist mit dem Substantiv cháris verwandt, das meistens mit „unverdiente Güte“ wiedergegeben ist. Wird das Verb im Sinn von „vergeben“ verwendet, vermittelt es den Gedanken von Bereitwilligkeit und Großzügigkeit, als würde man jemandem Vergebung „schenken“. In Kol 2:13 gebraucht Paulus dasselbe Verb, wenn er sagt, dass Gott „uns gütigerweise alle unsere Verfehlungen verziehen“ hat (Eph 4:32; zur Verwendung des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, Kol 3:13).
kleidet euch mit Liebe: Siehe Anm. zu Kol 3:12.
vollkommenes Band der Einheit: Wtl. „zusammenhaltendes Band der Vollkommenheit“. Im Epheserbrief betont Paulus, dass Frieden die Kraft hat, die Versammlung zusammenzuhalten. (Siehe Anm. zu Eph 4:3.) Hier konzentriert er sich auf die Liebe und ihre Kraft, Einheit zu bewirken. Das beste Beispiel für diese Kraft ist die Bindung zwischen Jehova und seinem einziggezeugten Sohn – das stärkste Band, das Liebe je gebildet hat (Joh 3:35). In der Nacht bevor er starb, bat Jesus seinen Vater, unter seinen Nachfolgern ebenfalls so eine Einheit zu bewirken (Joh 17:11, 22; siehe Anm. zu Joh 17:23).
Der Frieden des Christus: Gemeint ist die Gelassenheit oder Ruhe, die einen Menschen durchströmt, der ein Jünger Jesu wird. Diener Gottes verspüren diesen Frieden, weil sie wissen, dass sie von Jehova und seinem Sohn geliebt werden und ihre Anerkennung genießen (Ps 149:4; Joh 14:27; Rö 5:3, 4).
des Christus: In einigen alten Handschriften steht hier „Gottes“, und es gibt Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische, die hier den Gottesnamen verwenden (in Anh. C4 als J7, 8 verzeichnet). Die vorliegende Lesart „des Christus“ ist jedoch besser belegt.
in eurem Herzen herrschen: Oder „euer Herz regieren“. Wie Paulus schreibt, soll der Frieden des Christus im Herzen eines Christen das Sagen haben. Das griechische Verb für „herrschen“ bedeutet wtl. „Schiedsrichter sein“. Bei antiken Sportwettkämpfen achteten Schiedsrichter auf die Einhaltung der Regeln und verliehen den Siegespreis. Wer den Frieden des Christus im Herzen hat und sich von ihm wie von einem Schiedsrichter leiten lässt, achtet bei seinen Entscheidungen darauf, dass sie zu Frieden und Einheit in der Versammlung beitragen.
die Worte des Christus: Wtl. „das Wort des Christus“. Diese Wendung kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor und bezieht sich auf alles, was von Jesus und über Jesus gelehrt wurde. Dazu gehört auch das Beispiel, das er durch sein Leben und seinen Dienst gab. Paulus fordert Christen auf, die Lehren des Christus in sich wohnen zu lassen. Sie sollten sie verinnerlichen, indem sie über die christliche Wahrheit intensiv nachdachten und ganz darin eintauchten. In einem Nachschlagewerk heißt es zu dem Ausdruck: „Die christliche Botschaft muss als wesentliche und dauerhafte Kraft in ihnen wirken und darf nicht etwas Vorgespieltes oder bloße Routine sein.“
Lehrt und ermutigt einander weiter: Die ersten Christen sollten einander durch Lieder lehren, ermutigen und ermahnen. Diese Lieder waren Teil der Anbetung und stützten sich auf die inspirierten Schriften; manche stammten aus den Psalmen. Viele Psalmen fordern dazu auf, Gott zu preisen, ihm zu danken und Freude an ihm zu haben (Ps 32:11; 106:1; 107:1; siehe Anm. zu Mat 26:30).
ermutigt: Oder „ermahnt eindringlich“. Das entsprechende griechische Verb nouthetéō setzt sich aus den Wörtern nous („Verstand“, „Sinn“) und títhēmi („setzen“, „stellen“, „legen“) zusammen. Es vermittelt das Bild, bestimmte Gedanken in jemanden „hineinzulegen“. Hier könnte es einschließen, einander an tröstende Gedanken und Rat aus den Schriften zu erinnern. Ein verwandtes Substantiv ist in Eph 6:4 mit „Anleitung“ übersetzt. (Siehe Anm.)
mit Psalmen, Lobgesängen für Gott und geisterfüllten Liedern: Siehe Anm. zu Eph 5:19.
Singt für Jehova: Siehe Anm. zu Eph 5:19; siehe auch Anh. C3, Einleitung, Kol 3:16.
in eurem Herzen: Siehe Anm. zu Eph 5:19.
im Namen des Herrn Jesus: In der Bibel steht der Ausdruck „Name“ manchmal für den Namensträger, für seinen Ruf und für alles, was man mit ihm verbindet. Hier bezieht sich das Wort „Name“ auf die Autorität, die Jesus als Erlöser der Menschheit und König von Gottes Königreich hat (Mat 28:18; Apg 4:12; 1Ko 7:22, 23; Heb 1:3, 4; siehe Anm. zu Php 2:9). Alles „im Namen des Herrn Jesus“ zu sagen und zu tun bedeutet, ihn stets würdig zu vertreten.
ordnet euch … unter: Hier geht es darum, dass sich eine christliche Ehefrau bereitwillig der Autorität unterordnet, die Gott ihrem Mann verliehen hat. Von einem christlichen Ehemann wiederum wird erwartet, dass er dem Vorbild Christi folgt und sich bereitwillig dessen Autorität unterordnet (1Ko 11:3; Eph 5:22, 23; siehe Anm. zu Eph 5:21).
wie es angebracht ist im Herrn: Paulus erinnert christliche Ehefrauen daran, dass sich ihr Herr – Jesus Christus – über sie freut, wenn sie die Rolle gut ausfüllen, die Gott ihnen zugedacht hat. Jesus gab selbst das beste Beispiel, was es heißt, sich demütig unterzuordnen (Eph 5:22; siehe Anm. zu Php 2:6).
hört … auf eure Eltern: Oder „gehorcht … euren Eltern“. Kinder sollten ihren Eltern in allem gehorchen. Natürlich müssen die Erwartungen der Eltern mit Gottes Willen vereinbar sein; Paulus wollte nicht ausdrücken, dass Kinder gegen Gottes Gebote verstoßen sollen, wenn ihre Eltern das verlangen. Den Lesern des Kolosserbriefes war sicher klar: Das wäre unangebrachter Gehorsam, über den sich „der Herr“ nicht freuen würde. (Vgl. Luk 2:51 und Anm.; Apg 5:28, 29; Eph 6:1, 2.)
verärgert eure Kinder nicht: Das griechische Wort für „verärgern“ kann auch mit „reizen“ oder „provozieren“ wiedergegeben werden. Paulus spricht sich hier nicht gegen liebevolle Erziehungsmaßnahmen aus, über die sich Kinder hin und wieder ärgern. (Vgl. Spr 13:24.) Gemeint ist vielmehr der Schaden, der entsteht, wenn Eltern unvernünftige Erwartungen an ihre Kinder haben oder übertrieben streng mit ihnen umgehen. Kinder schlecht zu behandeln entspricht nicht dem ausgeglichenen und liebevollen Vorbild, das Jehova im Umgang mit seinen Dienern (Ps 103:13; Jak 5:11) und seinem Sohn gab (Mat 3:17; 17:5).
mutlos werden: Das entsprechende griechische Verb kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur hier vor und bedeutet auch „verzweifeln“. Paulus meint hier eine Niedergeschlagenheit, die so anhaltend und stark ist, dass sie der Entwicklung des Kindes schadet. Wie der Kontext zeigt, kann es dazu kommen, wenn Kinder von ihren Eltern schlecht behandelt werden. Das griechische Wort für „verärgern“ in diesem Vers beschreibt laut einigen Nachschlagewerken ein Verhalten, das einem Kind vermittelt, es könne den Erwartungen der Eltern nie gerecht werden. Dadurch könnte es den Mut verlieren oder sogar völlig verzweifeln. (Siehe Anm. zu verärgert eure Kinder nicht in diesem Vers.)
irdischen: Wtl. „fleischlichen“. (Siehe Anm. zu Eph 6:5.)
Herren: Hier bezieht sich das griechische Wort kýrios auf Menschen in Autoritätsstellungen.
nicht nur, wenn sie euch beobachten, also um Menschen zu gefallen: Wtl. „nicht mit Augendienerei wie solche, die versuchen Menschen zu gefallen“. (Siehe Anm. zu Eph 6:6.)
Ehrfurcht vor Jehova: Wtl. „den Herrn fürchtend“. Das griechische Verb für „fürchten“ meint hier eine tiefe Achtung vor Gott, verbunden mit der gesunden Furcht davor, ihn zu enttäuschen. Eine solche Ehrfurcht gründet sich auf Glauben und Liebe. Sie bewirkt, dass man Gott anbeten und auf ihn hören möchte. Der Gedanke, Ehrfurcht vor Gott zu haben, findet sich häufig in den Hebräischen Schriften, z. B. in 5Mo 6:13; 10:12, 20; 13:4, Ps 19:9, Spr 1:7; 8:13; 22:4. In den Christlichen Griechischen Schriften hat das griechische Verb für „fürchten“ oft den Sinn von „Ehrfurcht (vor Gott) haben“ (Luk 1:50; Apg 10:2, 35; Off 14:7; siehe Anm. zu Apg 9:31; zur Verwendung des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, Kol 3:22).
mit ganzer Seele: Siehe Anm. zu Eph 6:6.
als wäre es für Jehova und nicht für Menschen: Paulus betont, dass Sklaven bei ihrer Arbeit immer an ihr Verhältnis zu Jehova Gott denken sollten. Wenn sie ihren „irdischen Herren“ bzw. Besitzern gehorchten und ihnen „mit aufrichtigem Herzen“ dienten, konnten sie verhindern, dass „vom Namen Gottes … abfällig geredet“ wurde (Kol 3:22; 1Ti 6:1). Im Epheserbrief, den Paulus etwa zeitgleich mit seinem Brief an die Kolosser verfasste, gibt er den gleichen Rat (Eph 6:6, 7; siehe „Einführung in Kolosser“; zur Verwendung des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, Kol 3:23).
von Jehova das Erbe als Lohn bekommen: Jehova wird in der Bibel immer wieder als jemand beschrieben, der die guten Taten seiner treuen Diener belohnt. Beispiele findet man in Ru 2:12, Ps 24:1-5 und Jer 31:16. Auch Jesus beschreibt seinen Vater als Belohner (Mat 6:4; Luk 6:35; zur Verwendung des Gottesnamens in diesem Vers siehe Anh. C3, Einleitung, Kol 3:24).
Dient als Sklaven für den Herrn, Christus: Paulus erinnert Christen, die Sklaven waren, daran, dass ihr eigentlicher Herr Christus war. In Eph 6:5, 6 gibt Paulus einen ähnlichen Rat: „Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren … als Sklaven von Christus, die den Willen Gottes mit ganzer Seele ausführen.“ Wer sich entscheidet, ein Sklave Christi zu werden, wird nicht noch weiter belastet, sondern findet Erleichterung (Mat 11:28-30; vgl. Anm. zu Rö 1:1).
Da gibt es keine Parteilichkeit: Wer unrecht tut – z. B. ein Herr, der seine Sklaven schlecht behandelt – wird dafür zur Rechenschaft gezogen. Wie ähnliche Aussagen in Rö 2:11 und Eph 6:9 zeigen, ist Gott als Richter unvoreingenommen und nicht parteiisch. (Hintergrundinformationen zu dem griechischen Wort für „Parteilichkeit“ findet man in der Anm. zu Rö 2:11.)
Medien
Auf dem Bild sieht man, wie Jung und Alt in der Versammlung in Kolossä zur Ehre Jehovas Lieder singen. Zu ihren Zusammenkünften trafen sich die Christen wahrscheinlich in einfachen Privatwohnungen und nicht in prunkvollen Gebäuden. In seinem Brief legt Paulus den Kolossern ans Herz: „Lehrt und ermutigt einander weiter mit Psalmen, Lobgesängen für Gott und geisterfüllten Liedern“ (Kol 3:16). Sie sangen also neben den inspirierten Psalmen aus den Hebräischen Schriften offenbar auch neue Lieder mit christlichen Inhalten (Mar 14:26). Paulus wusste aus eigener Erfahrung, welchen Trost und Auftrieb es gibt, Gott mit Liedern zu preisen (Apg 16:25).
Sklaverei war im gesamten Römischen Reich etwas Alltägliches. Das Verhältnis zwischen einem Sklaven und seinem Herrn war im römischen Gesetz bis zu einem gewissen Grad geregelt. Ein Großteil der Arbeiten, die im Haushalt wohlhabender Familien anfielen, wurde von Sklaven verrichtet. Sie kochten, putzten und kümmerten sich um die Kinder. Andere Sklaven arbeiteten in Werkstätten, Bergwerken oder in der Landwirtschaft. Wer etwas gebildeter war, konnte Arzt, Lehrer oder Sekretär sein. Sklaven waren in allen Berufen zu finden, außer im Militär. Unter bestimmten Umständen konnten Sklaven freigelassen werden. (Siehe Worterklärungen zu „Freier Mensch; Freigelassener“.) Die Christen im 1. Jh. stellten sich nicht gegen die staatlichen Regelungen auf dem Gebiet der Sklaverei. Auch befürworteten sie nicht, dass sich Sklaven gegen ihre Herren auflehnten (1Ko 7:21). Sie akzeptierten, dass andere – auch ihre Glaubensbrüder – das Recht hatten, Sklaven zu halten. Deshalb schickte Paulus den Sklaven Onesimus zu Philemon, seinem Herrn, zurück. Weil Onesimus Christ geworden war, unterstellte er sich freiwillig wieder seinem Herrn, der ebenfalls Christ war (Phm 10-17). Paulus gab Sklaven den Rat, ehrlich und fleißig zu sein (Tit 2:9, 10).