Lukas verfasste sein Evangelium wahrscheinlich nach Matthäus und vor Markus. Anscheinend schrieb er seinen Bericht auf, nachdem er mit Paulus am Ende von dessen dritter Missionsreise von Philippi zurückgekommen war. Paulus war anschließend zwei Jahre in Cäsarea in Haft, ehe er zur Verhandlung seines Falls vor den römischen Kaiser nach Rom gebracht wurde. In diesen zwei Jahren könnte Lukas den Bericht zusammengestellt haben.

Lukas schrieb sein Evangelium für keine bestimmte Leserschaft, im Gegensatz zu Matthäus, der sein Evangelium offensichtlich in erster Linie für die Juden verfasste, und Markus, der sich vor allem an eine nicht jüdische Leserschaft wandte, besonders an die Römer. Rund 60 Prozent des Lukasevangeliums sind in keinem anderen Evangelium zu finden. Lukas berichtet von mindestens sechs Wundern, die bei Matthäus, Markus und Johannes nicht vorkommen (Luk 5:1-6; 7:11-15; 13:11-13; 14:1-4; 17:12-14; 22:50, 51). Außerdem hat er viele Vergleiche Jesu festgehalten, von denen die anderen Evangelisten nicht berichten. Einige Beispiele dafür sind in Luk 10:30-35; 15:11-32 und 16:19-31 zu finden.

Als Arzt geht Lukas genauer auf den Zustand von Kranken ein (Luk 4:38; 5:12; Kol 4:14). Sein Bildungsgrad lässt sich auch an seinem Wortschatz erkennen, der umfangreicher ist als der gesamte Wortschatz der drei anderen Evangelisten.

Der Name Lukas kommt in dem Evangelium selbst nicht vor, doch wird Lukas im Muratorischen Fragment (spätes 2. Jh. u. Z.) als der Schreiber genannt. Auch Klemens von Alexandria und Irenäus, Autoren des 2. Jahrhunderts u. Z., betrachteten ihn als den Verfasser.

Lukas gehörte nicht zu den zwölf Aposteln, und wahrscheinlich wurde er auch erst nach Jesu Tod ein Jünger. Folglich hat er das, worüber er in seinem Evangelium berichtet, nicht selbst erlebt. Allerdings begleitete er Paulus am Ende von dessen dritter Missionsreise nach Jerusalem (Apg 21:15-17). In dem Land, wo der Sohn Gottes gewirkt hatte, muss Lukas gute Voraussetzungen vorgefunden haben, um das Leben und den Dienst von Jesus Christus genau zu rekonstruieren. Er konnte zum Beispiel viele befragen, die bei verschiedenen Begebenheiten in Jesu Leben dabei gewesen waren, wie noch lebende Jünger von Jesus und möglicherweise auch Jesu Mutter Maria. Wahrscheinlich stand ihm außerdem das Matthäusevangelium zur Verfügung.