Nach Lukas 10:1-42
Fußnoten
Studienanmerkungen
Danach: Die in Luk 10:1 bis 18:14 beschriebenen Ereignisse sind nur im Lukasevangelium zu finden. Doch einiges davon wird auch von anderen Evangelisten erwähnt, allerdings in Verbindung mit früheren Begebenheiten aus dem Leben Jesu. Was Lukas in diesen Kapiteln berichtet, ereignete sich anscheinend nach dem Laubhüttenfest im Herbst 32 u. Z. (Siehe Anh. A7.) Ab diesem Zeitpunkt verlagerte Jesus seine Predigttätigkeit offensichtlich in den S, und zwar in die Gegend von Jerusalem und die Bezirke Judäa und Peräa. In seinen letzten sechs Monaten auf der Erde predigte er vorwiegend dort.
70: In einigen frühen Handschriften steht hier die Zahl 72, was sich auch in verschiedenen Bibelübersetzungen widerspiegelt. Doch die Zahl 70 findet sich in vielen anderen frühen maßgebenden Handschriften wie dem Codex Sinaiticus (4. Jh. u. Z.), dem Codex Alexandrinus und dem Codex Ephraemi Syri rescriptus (beide aus dem 5. Jh.). Bibelwissenschaftler haben für diese geringfügige Abweichung in den Lesarten verschiedene Erklärungen. Die Grundaussage bleibt aber gleich. Die meisten alten Handschriften und Übersetzungen stimmen in dem wesentlichen Punkt überein, dass Jesus eine große Gruppe Jünger jeweils zu zweit zum Predigen aussandte.
70 weitere: Damit sind wahrscheinlich 70 Jünger zusätzlich zu den 12 Aposteln gemeint, die schon vorher geschult und ausgesandt worden waren (Luk 9:1-6).
Sandalen: Damit ist anscheinend ein Extrapaar Sandalen gemeint. Bei langen Reisen war es üblich, ein zweites Paar Sandalen mitzunehmen, falls sich die Sohlen abnutzten oder die Riemen rissen. Als Jesus bei einer früheren Gelegenheit ähnliche Anweisungen gab, sagte er seinen Jüngern, sie sollten die Sandalen tragen, die sie bereits besaßen (Mar 6:8, 9). Und laut Mat 10:9, 10 wies er sie an, sich keine Sandalen zu besorgen, also keine Sandalen zusätzlich zu denen, die sie schon an den Füßen trugen.
grüßt niemanden: Oder „umarmt niemanden zur Begrüßung“. Das griechische Wort aspázomai („grüßen“) konnte je nach Situation mehr bedeuten als einen einfachen, freundlichen Gruß. Es konnte auch die Umarmungen und langen Unterhaltungen einschließen, die üblich waren, wenn sich zwei Bekannte trafen. Jesus wollte nicht sagen, dass seine Jünger unhöflich sein sollten. Vielmehr ging es darum, unnötige Ablenkungen zu vermeiden und die Zeit gut zu nutzen. Der Prophet Elisa gab seinem Diener Gehasi einmal ähnliche Anweisungen (2Kö 4:29). Sowohl bei Jesus als auch bei Elisa ging es um etwas Dringendes, und es galt, keine Zeit zu verlieren.
jemand …, der Frieden liebt: Wtl. „ein Sohn des Friedens“. Der griechische Ausdruck gibt anscheinend eine hebräische Wendung wieder, die eine friedliche oder friedliebende Person bezeichnet. In diesem Kontext ist jemand gemeint, der mit Gott versöhnt werden möchte. Er hört sich „die gute Botschaft des Friedens“ an und reagiert positiv darauf, wodurch zwischen ihm und Gott Frieden entsteht (Apg 10:36).
Wechselt nicht ständig von einem Haus in ein anderes: Bei einer früheren Gelegenheit hatte Jesus den 12 Aposteln ähnliche Anweisungen gegeben (Mat 10:11; Mar 6:10; Luk 9:4). Jetzt wies er die 70 Prediger an, sie sollten in einer Stadt dort bleiben, wo man sie gastfreundlich aufnehmen würde, und nicht ständig von einem Haus zum nächsten wechseln. Sie sollten also nicht nach einem Gastgeber suchen, der ihnen mehr Komfort oder bessere Unterhaltung bieten konnte. Dadurch würden sie zeigen, dass solche Dinge für sie im Vergleich zu ihrem Predigtauftrag nur zweitrangig wären.
Sodom wird es … nicht so schlimm ergehen: Wie Jesus hier andeutet, könnten zumindest einige von denen, die bei der Zerstörung von Sodom und Gomorra umkamen, an dem Tag – d. h. am Gerichtstag – auferweckt werden (Mat 10:15; 11:22, 24; Luk 10:14). In dem Fall würden sie zu den Ungerechten gehören, die auferstehen (Apg 24:15). Ob alle Einwohner von Sodom und Gomorra auferweckt werden, liegt im Ermessen von Jehova, dem gerechten „Richter der ganzen Erde“, und seinem Sohn (1Mo 18:25; Joh 5:22; siehe auch Anm. zu Joh 5:29).
Tyrus und Sidon: Diese Städte waren nicht jüdisch. Sie lagen in Phönizien an der Mittelmeerküste. (Siehe Anh. B10.)
Himmel: Siehe Anm. zu Mat 11:23.
Grab: Siehe Anm. zu Mat 11:23.
70: Siehe Anm. zu Luk 10:1.
Ich sehe schon, wie Satan wie ein Blitz aus dem Himmel gefallen ist: Jesus machte hier offensichtlich eine prophetische Äußerung. Er sprach von Satans Hinauswurf aus dem Himmel so, als ob er schon geschehen wäre. Laut Off 12:7-9 würden der Krieg im Himmel und Satans Fall erst in Verbindung mit der Geburt des messianischen Königreiches stattfinden. Jesus betonte durch seine Worte die garantierte Niederlage Satans und der Dämonen in diesem zukünftigen Kampf. Das tat er vor dem Hintergrund, dass Gott kurz zuvor den 70 Jüngern – schwachen, unvollkommenen Menschen – die Macht gegeben hatte, Dämonen auszutreiben (Luk 10:17).
Schlangen und Skorpione: Jesus gebrauchte diese Tiere hier als Bild für schädliche Dinge. (Vgl. Hes 2:6.)
kleinen Kindern: Siehe Anm. zu Mat 11:25.
Jehova: Es handelt sich hier um ein Zitat aus 5Mo 6:5. Dort erscheint der Gottesname im hebräischen Urtext in Form der vier hebräischen Konsonanten יהוה (JHWH). (Siehe Anh. C.)
Herzen, … Seele, … Kraft, … Denken: Ein Gesetzesexperte zitierte hier 5Mo 6:5, wo im hebräischen Urtext drei Begriffe stehen: Herz, Seele und Kraft. Doch gemäß dem in Griechisch geschriebenen Bericht von Lukas nannte der Mann vier Begriffe: Herz, Seele, Kraft und Denken. Wie seine Antwort zeigt, war es zur Zeit Jesu offensichtlich allgemein anerkannt, dass die vier griechischen Begriffe den Bedeutungsumfang der drei hebräischen abbildeten. (Mehr dazu siehe Anm. zu Mar 12:30.)
deiner ganzen Seele: Oder „deinem ganzen Ich (Leben)“. (Siehe Worterklärungen zu „Seele“.)
deinen Mitmenschen: Siehe Anm. zu Mat 22:39.
Leben: D. h. ewiges Leben.
gerecht: Siehe Worterklärungen zu „Gerechtigkeit“.
ein gewisser Samariter: Im Allgemeinen blickten die Juden auf die Samariter herab und wollten nichts mit ihnen zu tun haben (Joh 4:9). Manche benutzten das Wort „Samariter“ sogar als Beleidigung (Joh 8:48). Laut der Mischna soll ein Rabbi gesagt haben: „Wer Brot der Samaritaner isst, ist wie einer, der Schweinefleisch isst“ (Schebiit 8:10). Viele Juden hielten Zeugenaussagen von Samaritern nicht für glaubwürdig und sie nahmen auch keine Dienstleistungen von ihnen an. Auf diese Verachtung seitens der Juden spielte Jesus an, als er durch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter eine wichtige Lehre vermittelte.
versorgte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie: Das Gleichnis Jesu, das der Arzt Lukas aufgeschrieben hat, zeigt, wie damals Wunden versorgt wurden. Öl und Wein waren dabei übliche Hausmittel. Öl verwendete man manchmal, um Wunden weich und geschmeidig zu halten (vgl. Jes 1:6), und Wein diente als Antiseptikum oder mildes Desinfektionsmittel. Lukas schreibt außerdem, dass die Wunden verbunden wurden. Das tat man, um sie zu schützen.
Herberge: Das griechische Wort bedeutet wtl. „Ort, wo alle aufgenommen (untergebracht) werden“. An solchen Orten konnten Reisende und ihre Tiere unterkommen. Der Wirt bot eine Grundversorgung an, und womöglich kümmerte er sich gegen Bezahlung um Personen, die man seiner Fürsorge überließ.
Der, der ihn barmherzig behandelt hat: Dem Gesetzesexperten widerstrebte es vielleicht, das Wort „Samariter“ in den Mund zu nehmen. Doch seine Antwort und die Schlussbemerkung von Jesus zeigen deutlich, was durch das Gleichnis gesagt werden soll: Wer ein guter Mitmensch sein möchte, muss barmherzig sein.
Dorf: Dabei handelte es sich wahrscheinlich um Bethanien, ein Dorf am SO-Hang des Ölbergs etwa 3 km von Jerusalem entfernt. (Siehe Anm. zu Joh 11:18.) In Bethanien wohnten Martha, Maria und Lazarus. Ähnlich wie Kapernaum als Jesu Zuhause in Galiläa galt (Mar 2:1), könnte man Bethanien als sein Zuhause in Judäa bezeichnen.
Martha: Hier wird nur Martha als diejenige erwähnt, die Jesus in ihr Haus einlud. Martha nahm oft die Dinge in die Hand (Luk 10:40; Joh 11:20). Wahrscheinlich war sie älter als ihre Schwester Maria (Luk 10:39).
Dabei braucht man doch nur wenig, eigentlich nur eine Sache: Einige alte Handschriften enthalten die kürzere Lesart: „Dabei braucht man doch nur eine Sache.“ Sie spiegelt sich auch in etlichen Bibelübersetzungen wider. Doch die Formulierung, die hier gebraucht wird, ist durch Handschriften gut belegt. Welche Lesart man auch bevorzugt, die Hauptaussage von Jesu Rat bleibt die gleiche: Alles, was mit dem Glauben zu tun hat, hat Priorität. Jesus lobte Maria, weil sie das befolgt und sich für „das Gute“ entschieden hatte.
das Gute: Oder „das Beste“. Wtl. „den guten Anteil“. Das griechische Wort merís („Anteil“) wird in der Septuaginta einerseits für Essensportionen oder -anteile gebraucht (1Mo 43:34; 5Mo 18:8), andererseits für einen Anteil im übertragenen Sinn (Ps 16:5; 119:57). Zu dem „Guten“, das Maria bekam, gehörte gute geistige Nahrung von Gottes Sohn.
Medien
Der Wolf (Canis lupus) ist ein aggressives, gieriges und unerschrockenes Tier. Oft reißt er mehr Schafe, als er fressen oder fortschleppen kann. Die in Israel lebenden Wölfe jagen vor allem nachts (Hab 1:8). In der Bibel werden Tiere mit ihren typischen Merkmalen und Verhaltensweisen häufig als Bild für positive oder negative Eigenschaften gebraucht. In der Sterbebettprophezeiung von Jakob beispielsweise wird der Stamm Benjamin als kämpferisch wie ein Wolf beschrieben (1Mo 49:27). Meistens steht der Wolf jedoch für schlechte Eigenschaften wie Aggressivität, Gier und Hinterhältigkeit. Mit Wölfen verglichen werden z. B. falsche Propheten (Mat 7:15), bösartige Gegner des Predigtwerks (Mat 10:16; Luk 10:3) und falsche Lehrer, die innerhalb der Christenversammlung Schaden anrichten (Apg 20:29, 30). Hirten waren sich der Gefahr bewusst, die von Wölfen ausging. Jesus sagte einmal: „Der Lohnarbeiter, der kein Hirte ist …, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht“, ja er „kümmert sich nicht um die Schafe“. Jesus dagegen – „der gute Hirte“ – gab sogar „sein Leben für die Schafe“ (Joh 10:11-13).
Ein Stab oder Stock war in biblischer Zeit ein alltäglicher Gegenstand. Man gebrauchte ihn, um sich aufzustützen (2Mo 12:11; Sach 8:4; Heb 11:21), zur Verteidigung (2Sa 23:21), zum Dreschen (Jes 28:27), zum Ernten von Oliven (5Mo 24:20; Jes 24:13) und für vieles mehr. Provianttaschen waren normalerweise aus Leder und wurden über der Schulter getragen. Unter anderem benutzten Reisende, Hirten und Landwirte solche Taschen für Verpflegung, Kleidung und andere Dinge. Als Jesus die Apostel auf eine Predigttour schickte und ihnen dafür Anweisungen gab, sagte er auch etwas über den Stab und die Provianttasche. Sie sollten nur das mitnehmen, was sie bereits hatten, und sich nicht durch zusätzliche Besorgungen aufhalten lassen; Jehova würde für sie sorgen. (Die Anm. zu Luk 9:3 und 10:4 enthalten weitere Details zu Jesu Anweisungen.)
Die Panoramaaufnahme im Video wurde an dem Aussichtspunkt Ofir nordöstlich des Sees von Galiläa gemacht. Chorazin (2) lag nur etwa 3 km von der Stelle entfernt, wo man das alte Kapernaum (1) vermutet. Kapernaum diente Jesus allem Anschein nach als Stützpunkt während seines gut zweijährigen intensiven Dienstes in Galiläa. In Kapernaum wohnten außerdem die Apostel Petrus und Andreas, und auch das Steuerbüro von Matthäus befand sich direkt in oder in der Nähe der Stadt (Mar 1:21, 29; 2:1, 13, 14; 3:16; Luk 4:31, 38). Petrus, Andreas und der Apostel Philippus kamen ursprünglich aus dem nahe gelegenen Bethsaida (3) (Joh 1:44). Im Umkreis von Kapernaum, Chorazin und Bethsaida vollbrachte Jesus viele Wunder. (Siehe Anhang A7-D, Karte 3B und A7-E, Karte 4.)
Die Straße (1) in diesem Video verläuft vermutlich ähnlich wie die Straße, die in alter Zeit Jerusalem mit Jericho verband. Sie war über 20 km lang und relativ steil, da der Höhenunterschied zwischen den beiden Städten rund 1000 m betrug. In dieser wilden und einsamen Gegend waren Raubüberfälle so häufig, dass dort zum Schutz der Reisenden eine Garnison stationiert werden musste. An der Stelle, an der die Straße aus der Wildnis von Judäa kam, lag das in der Römerzeit erbaute Jericho (2). Das alte Jericho (3) lag fast 2 km vom römischen Jericho entfernt.
Olivenöl ist im Mittelmeerraum aus dem Alltag nicht wegzudenken. Schon im Altertum wurde es als Lebensmittel, Heilmittel und Brennstoff genutzt. Außerdem verwendete man es zur Körperpflege sowie als Bestandteil von Duftstoffen. Das Fruchtfleisch einer reifen Olive besteht zu 20 bis 30 % aus Öl. Besonders hochwertiges Öl gewann man, indem man Oliven in einem Mörser zerstieß. Solches Öl wurde für die Lampen in der Stiftshütte genutzt (2Mo 27:20, 21). Größere Mengen an Oliven zerquetschte man in Ölpressen mit einem drehbaren Mühlstein (1). Die entstandene Masse wurde in Säcke gefüllt oder auf runde, gewebte Matten geschaufelt. Anschließend stapelte man die Säcke oder Matten übereinander und legte einen Balken darüber, der mit Gewichten beschwert wurde (2). Durch den Druck trat eine wässrige Flüssigkeit aus, von der sich das Öl trennte und oben absetzte. Anschließend konnte es einfach abgeschöpft werden (3). Auf den medizinischen Gebrauch von Olivenöl nahm Jesus in der Geschichte vom barmherzigen Samariter Bezug. Er sagte, dass der Samariter die Wunden des überfallenen Mannes mit Öl versorgte (Luk 10:34). Jakobus gebrauchte Öl als Bild dafür, wie heilsam es ist, wenn sich Älteste um jemanden kümmern, der im Glauben krank geworden ist. Ihr biblischer Rat und ihr „Gebet, das von Glauben zeugt“, können denjenigen trösten und ihm helfen, wieder ein gutes Verhältnis zu Jehova aufzubauen (Jak 5:14, 15).