Nach Markus 1:1-45
Fußnoten
Studienanmerkungen
Markus: Markus (von lateinisch Marcus) war der römische Beiname von dem Johannes, der in Apg 12:12 erwähnt wird. Seine Mutter Maria gehörte zu den ersten Jüngern und wohnte in Jerusalem. Johannes Markus war der Cousin von Barnabas (Kol 4:10), den er auf verschiedenen Reisen begleitete. Und er war auch ein Reisegefährte von Paulus und anderen Missionaren (Apg 12:25; 13:5, 13; 2Ti 4:11). Aus dem Markusevangelium geht zwar nicht hervor, dass Markus es verfasst hat, doch Schriftsteller aus dem 2. und 3. Jh. schreiben es ihm zu.
Nach Markus: Die Evangelienschreiber gaben sich in ihren Berichten nicht selbst als Schreiber zu erkennen und die Originaltexte hatten offensichtlich auch keinen Titel. In einigen Abschriften des Markusevangeliums erscheint jedoch der Titel Euaggélion katá Márkon („Gute Botschaft [Evangelium] nach Markus“); in anderen Abschriften wird der kürzere Titel Katá Márkon („Nach Markus“) verwendet. Es ist nicht bekannt, wann genau diese Überschriften hinzugefügt wurden bzw. in Gebrauch kamen. Möglicherweise geschah dies im 2. Jh. u. Z., denn der lange Titel erscheint in Handschriften, die auf das späte 2. oder frühe 3. Jh. datiert werden. Wie einige Bibelwissenschaftler annehmen, könnten die ersten Worte im Bibelbuch Markus („Anfang der guten Botschaft über Jesus Christus, den Sohn Gottes“) der Grund gewesen sein, warum der Ausdruck „Evangelium“ (wtl. „gute Botschaft“) für diese Berichte in Gebrauch kam. Wahrscheinlich wurde es aus praktischen Gründen üblich, einen Titel zusammen mit dem Namen des Schreibers zu verwenden; so hatte man für jedes der Bücher eine eindeutige Bezeichnung.
der guten Botschaft: Siehe Anm. zu Mat 4:23; 24:14 und Worterklärungen.
guten Botschaft über Jesus Christus: Der zugrunde liegende griechische Ausdruck kann auch mit „gute Botschaft von Jesus Christus“ übersetzt werden und würde dann die gute Botschaft bezeichnen, die Jesus bekannt machte.
den Sohn Gottes: In einigen Manuskripten kommen diese Worte nicht vor, doch viele der ältesten Manuskripte stützen die vorliegende Wiedergabe.
Propheten Jesaja: Das folgende Zitat stammt zum Teil aus Mal 3:1 und zum Teil aus Jes 40:3. Beide Prophezeiungen werden auf Johannes den Täufer angewandt. Die Klammer soll helfen, die Zitate voneinander zu unterscheiden. Das Zitat aus Jesaja beginnt in Vers 3 und hebt die Kernbotschaft von Johannes hervor. Das Zitat aus Maleachi dreht sich um Johannes’ Rolle als Bote. Möglicherweise werden beide Zitate Jesaja zugeschrieben, um den Fokus auf seine Voraussage zu legen.
Jehovas: Es handelt sich hier um ein Zitat aus Jes 40:3. Dort erscheint der Gottesname im hebräischen Urtext in Form der vier hebräischen Konsonanten יהוה (JHWH). (Siehe Anh. C.) Markus wendet die Prophezeiung auf das an, was „Johannes der Täufer“ tat, um den Weg für Jesus vorzubereiten (Mar 1:4). (Siehe Anm. zu Mat 3:3; Joh 1:23.)
Ebnet seine Straßen: Siehe Anm. zu Mat 3:3.
der Täufer: Oder „der Untertaucher“, „der Eintaucher“. Das hier und in Mar 6:14, 24 gebrauchte griechische Partizip ho baptízōn bedeutet wtl. „der Taufende“. Es unterscheidet sich in der Form geringfügig von dem griechischen Substantiv baptistḗs, das in Mar 6:25; 8:28 sowie im Matthäus- und im Lukasevangelium verwendet wird. In Mar 6:24, 25 werden die beiden Ausdrücke im Griechischen synonym gebraucht. (Siehe Anm. zu Mat 3:1.)
Wildnis: Gemeint ist die Wildnis von Judäa. (Siehe Anm. zu Mat 3:1.)
Taufe als Symbol der Reue: Wtl. „Taufe der Reue“. Die Taufe wusch keine Sünden weg. Doch wer sich von Johannes taufen ließ, bereute öffentlich, dass er gegen das Gesetz gesündigt hatte, und brachte seine Entschlossenheit zum Ausdruck, sich zu ändern. Menschen mit so einer Einstellung konnten zum Christus geführt werden (Gal 3:24). Auf diese Weise bereitete Johannes ein Volk vor, das sehen würde, „wie Gott für Rettung sorgt“ (Luk 3:3-6; siehe Anm. zu Mat 3:2, 8, 11 und Worterklärungen zu „Taufe; taufen“; „Reue“).
Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems: Bei „ganz Judäa“ und „alle Einwohner“ handelt es sich um Hyperbeln. Sie sollen zeigen, wie groß das Interesse an der Botschaft von Johannes war. Das heißt jedoch nicht, dass wirklich jeder, der in Judäa oder Jerusalem lebte, zu Johannes kam.
taufen: Oder „eintauchen“, „untertauchen“. (Siehe Anm. zu Mat 3:11 und Worterklärungen zu „Taufe; taufen“.)
gaben offen ihre Sünden zu: Siehe Anm. zu Mat 3:6.
Kleidung aus Kamelhaar: Siehe Anm. zu Mat 3:4.
Heuschrecken: Siehe Anm. zu Mat 3:4.
wilden Honig: Siehe Anm. zu Mat 3:4.
stärker: Siehe Anm. zu Mat 3:11.
Sandalen: Siehe Anm. zu Mat 3:11.
getauft: Oder „untergetaucht“. (Siehe Anm. zu Mat 3:11 und Worterklärungen zu „Taufe; taufen“.)
euch mit heiligem Geist taufen: Oder „euch in heiliger aktiver Kraft untertauchen“. Johannes der Täufer machte hier bekannt, dass Jesus eine neue Art der Taufe einführen würde: die Taufe mit heiligem Geist. Durch diese Taufe würde jemand ein geistgezeugter Sohn Gottes werden und die Aussicht erhalten, im Himmel zu leben und als König über die Erde zu regieren (Off 5:9, 10).
Zu dieser Zeit: Gemäß Luk 3:1-3 begann Johannes seinen Dienst „im 15. Jahr der Regierung von Tiberius Cäsar“, also im Frühjahr 29 u. Z. (Siehe Anm. zu Luk 3:1.) Etwa sechs Monate später, im Herbst desselben Jahres, ließ sich Jesus von Johannes taufen. (Siehe Anh. A7.)
sobald: Das ist die erste von elf Stellen, wo im griechischen Text von Markus, Kapitel 1 das Wort euthýs vorkommt (Mar 1:10, 12, 18, 20, 21, 23, 28, 29, 30, 42, 43). Es wird je nach Kontext mit Ausdrücken wie „sobald“, „gleich darauf“, „sofort“, „es dauerte nicht lange“ und „im selben Augenblick“ wiedergegeben. Dieses Wort kommt im Markusevangelium über 40 Mal vor. Es verleiht dem Text Dynamik und Tempo.
sah er: Bezieht sich offensichtlich auf Jesus. Gemäß Joh 1:32, 33 beobachtete auch Johannes der Täufer das Geschehen, doch Markus beschreibt es anscheinend aus Jesu Perspektive.
Himmel: Siehe Anm. zu Mat 3:16.
Himmel aufriss: Gott bewirkte offensichtlich, dass Jesus Dinge wahrnehmen konnte, die mit dem himmlischen Bereich zu tun haben. Er könnte ihm zu diesem Zeitpunkt auch die Erinnerung an sein Leben im Himmel zurückgegeben haben. Einige Äußerungen Jesu lassen erkennen, dass er sich nach seiner Taufe seines vormenschlichen Lebens bewusst war. Das wird besonders an seinem innigen Gebet in der Passahnacht des Jahres 33 deutlich. Wie dieses Gebet zeigt, erinnerte er sich daran, was sein Vater alles gesagt und getan hatte und welche Herrlichkeit er selbst im Himmel gehabt hatte (Joh 6:46; 7:28, 29; 8:26, 28, 38; 14:2; 17:5). All diese Erinnerungen könnten bei seiner Taufe und Salbung zurückgekommen sein.
wie eine Taube: Die Taube wurde einerseits als Opfertier für religiöse Zwecke verwendet (Mar 11:15; Joh 2:14-16). Andererseits galt sie als Symbol für Unschuld und Reinheit (Mat 10:16). Als Noah eine Taube aus der Arche freiließ, kam sie mit einem Olivenblatt zurück, was zeigte, dass das Wasser der Sintflut zurückgegangen war (1Mo 8:11) und eine Ära der Ruhe und des Friedens bevorstand (1Mo 5:29). Vielleicht gebrauchte Jehova bei Jesu Taufe aus diesen Gründen eine Taube. Sie sollte womöglich auf Jesu Rolle als Messias aufmerksam machen. Er war der reine, sündenlose Sohn Gottes, der sein Leben für die Menschheit opfern und so die Grundlage für eine Ära der Ruhe und des Friedens legen würde – mit ihm als König. Als Gottes Geist oder aktive Kraft auf Jesus herabkam, sah das möglicherweise wie das Flattern einer Taube aus, die sich auf einem Ast niederlässt.
auf ihn: Oder „in ihn“, d. h. in ihn hinein.
eine Stimme kam aus dem Himmel: Die erste von drei Begebenheiten in den Evangelien, bei denen Jehova direkt zu Menschen sprach. (Siehe Anm. zu Mar 9:7; Joh 12:28.)
Du bist mein Sohn: Als Geistwesen war Jesus der Sohn Gottes (Joh 3:16). Vom Zeitpunkt seiner Geburt an war er dann wie der vollkommene Adam ein menschlicher „Sohn Gottes“ (Luk 1:35; 3:38). Doch es ist naheliegend, dass es bei Gottes Aussage hier um mehr geht als nur um Jesu Identität. Gott machte durch diese Erklärung zusammen mit der Ausgießung des heiligen Geistes offenbar deutlich, dass der Mensch Jesus nun sein geistgezeugter Sohn war. D. h., Jesus wurde mit der Hoffnung „wiedergeboren“, in den Himmel zurückzukehren, und er wurde mit heiligem Geist zu Gottes auserwähltem König und Hohen Priester gesalbt (Joh 3:3-6; 6:51; vgl. Luk 1:31-33; Heb 2:17; 5:1, 4-10; 7:1-3).
Ich habe Gefallen an dir: Oder „Ich habe Wohlgefallen an dir“, „Ich habe große Freude an dir“. Die gleiche Formulierung wird in Mat 12:18 verwendet, einem Zitat aus Jes 42:1 über den angekündigten Messias oder Christus. Durch die Ausgießung des heiligen Geistes sowie durch Gottes Erklärung wurde Jesus eindeutig als der Messias kenntlich gemacht. (Siehe Anm. zu Mat 3:17; 12:18.)
trieb ihn der Geist: Oder „veranlasste ihn die aktive Kraft, … zu gehen“. Das griechische Wort pneuma bezieht sich hier auf Gottes Geist. Er kann als treibende Kraft in einem Menschen wirken und ihn dazu bewegen, etwas in Übereinstimmung mit Gottes Willen zu tun (Luk 4:1; siehe Worterklärungen zu „Geist“).
Satan: Siehe Anm. zu Mat 4:10.
wilden Tieren: Zur Zeit Jesu gab es in Israel viel mehr wilde Tiere als heute. In der Wildnis lebten Hyänen, Leoparden, Löwen, Wildschweine und Wölfe. Markus erwähnt als einziger Evangelist, dass es in dieser Gegend wilde Tiere gab. Offenbar schrieb er hauptsächlich für nichtjüdische Leser wie Römer und andere, die mit der Geografie Israels nicht so vertraut waren.
Die Zeit ist gekommen: Oder „Die festgelegte Zeit ist erfüllt“. Das griechische Wort kairós („[festgelegte] Zeit“) bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die in den heiligen Schriften vorausgesagte Zeit, zu der Jesus seinen Dienst beginnen würde. Jetzt hatten die Menschen Gelegenheit, an die gute Botschaft zu glauben. kairós bezeichnet in der Bibel auch die Zeit der Begutachtung, die mit Jesu Dienst verbunden war (Luk 12:56; 19:44), sowie die für seinen Tod „festgelegte Zeit“ (Mat 26:18, Fn.).
Das Königreich Gottes: Oder „Gottes Königreich“. Dieser Ausdruck kommt im Markusevangelium 14 Mal vor, im Matthäusevangelium dagegen nur 4 Mal (Mat 12:28; 19:24; 21:31; 21:43). Dafür gebraucht Matthäus den synonymen Ausdruck „Königreich des Himmels“ rund 30 Mal. (Vgl. Mar 10:23 mit Mat 19:23, 24.) Das Königreich war Jesu Hauptpredigtthema (Luk 4:43). Die vier Evangelien enthalten mehr als 100 Bezugnahmen auf das Königreich, wobei die meisten von Jesus stammen. (Siehe Anm. zu Mat 3:2; 4:17; 25:34.)
See von Galiläa: Siehe Anm. zu Mat 4:18.
Netze … auswarfen: Siehe Anm. zu Mat 4:18.
Fischer: Siehe Anm. zu Mat 4:18.
Menschenfischern: Siehe Anm. zu Mat 4:19.
folgten ihm: Siehe Anm. zu Mat 4:20.
Jakobus … und dessen Bruder Johannes: Siehe Anm. zu Mat 4:21.
Zebedäus: Siehe Anm. zu Mat 4:21.
mit den Lohnarbeitern: Nur Markus erwähnt, dass in dem Fischereiunternehmen von Zebedäus und seinen Söhnen auch Lohnarbeiter beschäftigt waren. Das wusste er wahrscheinlich von Petrus, der offensichtlich an dem Unternehmen beteiligt war und das meiste, wovon Markus berichtet, selbst erlebt hatte (Luk 5:5-11; siehe auch „Einführung in Markus“). Zebedäus und seine Söhne konnten nicht nur Lohnarbeiter beschäftigen, sondern besaßen Lukas zufolge auch mindestens zwei Boote. Demnach muss ihr Geschäft gut gelaufen sein. (Siehe Anm. zu Mat 4:18.)
Kapernaum: Siehe Anm. zu Mat 4:13.
Synagoge: Siehe Worterklärungen.
seine Art zu lehren: Diese Formulierung umfasst nicht nur, wie Jesus lehrte, sondern auch, was er lehrte.
nicht wie die Schriftgelehrten: Statt sich auf hoch angesehene Rabbis zu berufen, wie es unter den Schriftgelehrten üblich war, sprach Jesus als Repräsentant Jehovas wie jemand mit Autorität, indem er seine Lehren auf Gottes Wort stützte (Joh 7:16).
bösen Geistes: Wtl. „unreinen Geistes“. Markus verwendete diesen Ausdruck synonym mit dem Ausdruck „Dämon“. (Vgl. Mar 1:23, 26, 27 mit 1:34, 39 sowie Mar 3:11, 30 mit 3:15, 22.) Das Wort „unrein“ betont zum einen, dass die Dämonen in moralischer Hinsicht unrein sind und keine Verbindung mehr zu dem reinen Gott haben. Zum anderen verdeutlicht es ihren verunreinigenden Einfluss auf Menschen.
Er schrie: Als der Mann die in Vers 24 aufgezeichneten Worte schrie, wies Jesus nicht ihn zurecht, sondern den unreinen Geist, der in Wirklichkeit hinter den Worten steckte (Mar 1:25; Luk 4:35).
Was haben wir mit dir zu tun …?: Siehe Anm. zu Mat 8:29.
wir … Ich: In Vers 23 wird nur ein böser Geist erwähnt, der von dem Mann Besitz ergriffen hatte. Der Geist gebrauchte zunächst den Plural („wir“), weil er offensichtlich auch für die anderen Dämonen sprach. Dann wechselte er in den Singular („ich“), weil er im letzten Satz nur für sich sprach.
Sei still: Wtl. „Trag einen Maulkorb“. Der böse Geist wusste, dass Jesus der Christus oder Messias war und bezeichnete ihn als den „Heiligen Gottes“ (V. 24). Doch Jesus erlaubte keinem Dämon, für ihn als Zeuge auszusagen (Mar 1:34; 3:11, 12).
Simons Schwiegermutter: Siehe Anm. zu Luk 4:38.
Fieber: Siehe Anm. zu Luk 4:38.
nach Sonnenuntergang: Mit dem Sonnenuntergang endete der Sabbat (3Mo 23:32; Mar 1:21; siehe Anm. zu Mat 8:16; 26:20). Jetzt konnten die Juden ihre Kranken zu Jesus bringen, ohne dass sie fürchten mussten, dafür kritisiert zu werden. (Vgl. Mar 2:1-5; Luk 4:31-40.)
Kranken und von Dämonen Besessenen: Manchmal riefen Dämonen bei den Menschen, von denen sie Besitz ergriffen hatten, körperliche Störungen hervor (Mat 12:22; 17:15-18). In der Bibel wird zwischen gewöhnlichen Krankheiten und von Dämonen verursachten Leiden unterschieden. Jesus konnte alle Menschen heilen, ganz gleich, was die Ursache für ihr Leiden war (Mat 4:24; 8:16; Mar 1:34).
Die ganze Stadt: Offensichtlich ist dieser Ausdruck ähnlich wie die Wörter „ganz“ und „alle“ in Mar 1:5 als Hyperbel zu verstehen. Damit wird anschaulich eine große Zahl Menschen beschrieben.
sie wussten, dass er Christus war: Einige griechische Manuskripte enthalten hier die Lesart „sie kannten ihn“, was man auch mit „sie wussten, wer er war“ wiedergeben kann. In der Parallelstelle Luk 4:41 heißt es: „Sie wussten, dass er der Christus war.“
Alle: Offensichtlich eine Hyperbel, die verdeutlicht, dass viele nach Jesus suchten.
predigte in ganz Galiläa: Diese Worte markieren den Beginn von Jesu erster Predigtreise durch Galiläa. Er nahm Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes mit – vier Jünger, die er kurz zuvor ausgewählt hatte (Mar 1:16-20; siehe Anh. A7).
Aussätziger: Siehe Anm. zu Mat 8:2 und Worterklärungen zu „Aussatz; Aussätziger“.
auf Knien: Im Vorderen Orient war es früher eine Geste des Respekts, sich vor jemandem hinzuknien, vor allem wenn es sich um eine höhergestellte Person handelte und man eine Bitte an sie richtete. Markus ist der einzige Evangelist, der bei der Schilderung dieser Begebenheit diesen speziellen Ausdruck gebrauchte.
empfand er tiefes Mitgefühl: Oder „empfand er Mitleid“. (Siehe Anm. zu Mat 9:36.) In einigen neueren Bibeln heißt es hier, dass er ärgerlich wurde. Doch in den meisten alten Manuskripten, auch in den ältesten und besonders maßgeblichen, findet sich die Lesart „empfand er tiefes Mitgefühl [Mitleid]“. Außerdem zeigt der Textzusammenhang, dass Jesus aus Mitgefühl und nicht aus Ärger handelte.
berührte ihn: Siehe Anm. zu Mat 8:3.
Das will ich: Siehe Anm. zu Mat 8:3.
niemandem irgendetwas erzählst: Wahrscheinlich gab Jesus diese Anweisung, weil er weder sich selbst in den Vordergrund stellen wollte noch sonst etwas tun wollte, was von Jehova und der Königreichsbotschaft abgelenkt hätte. So erfüllten sich die prophetischen Worte aus Jes 42:1, 2, wo über Jehovas Diener vorausgesagt wurde: „Auf der Straße wird er seine Stimme nicht hören lassen“; d. h., er würde nicht auf irgendeine sensationelle Weise auf sich aufmerksam machen (Mat 12:15-19). Jesu Demut war erfrischend anders als die Heuchelei derer, die sich an den Ecken der Hauptstraßen hinstellten, „um beim Beten gesehen zu werden“ (Mat 6:5). Die Menschen sollten offensichtlich durch stichhaltige Beweise zu der Überzeugung gelangen, dass er der Christus ist, nicht durch sensationelle Berichte über seine Wunder.
zeig dich dem Priester: Wenn jemand vom Aussatz geheilt war, musste er das laut mosaischem Gesetz von einem Priester bestätigen lassen. Er musste zum Tempel gehen und dort bestimmte Opfer, die Moses vorgeschrieben hatte, darbringen (3Mo 14:2-32).
Medien
Die Ereignisse sind, wo immer möglich, in chronologischer Reihenfolge angegeben
Die Karten zu den Evangelien zeigen unterschiedliche Ereignisse aus Jesu Leben
(1) Johannes der Täufer predigt nicht weit vom Jordan entfernt in der Wildnis (Mat 3:1, 2; Mar 1:3-5; Luk 3:2, 3)
(2) Jesu Taufe im Jordan; Jehova bezeichnet Jesus als seinen Sohn (Mat 3:13, 16, 17; Mar 1:9-11; Luk 3:21, 22)
(3) Jesus beginnt in Galiläa zu predigen (Mat 4:17; Mar 1:14, 15; Luk 4:14, 15)
(4) Am Ufer des Sees von Galiläa lädt Jesus vier Jünger ein, Menschenfischer zu werden (Mat 4:18-22; Mar 1:16-20)
(5) Jesus lehrt in der Synagoge in Kapernaum (Mar 1:21; Luk 4:31, 38)
(6) Jesus steigt auf einen Berg bei Kapernaum und wählt die zwölf Apostel aus (Mar 3:13-15; Luk 6:12, 13)
(7) Auf dem See von Galiläa beruhigt Jesus einen Sturm (Mat 8:23-26; Mar 4:37-39; Luk 8:22-24)
(8) Wahrscheinlich in Kapernaum berührt eine Frau Jesu Obergewand und wird geheilt (Mat 9:19-22; Mar 5:25-29; Luk 8:43, 44)
(9) Am NO-Ufer des Sees von Galiläa versorgt Jesus 5000 Männer mit Essen (Mat 14:19-21; Mar 6:39-42, 44; Luk 9:14, 16, 17; Joh 6:10, 11)
(10) Jesus schickt die Jünger mit dem Boot Richtung Bethsaida (Mat 14:22; Mar 6:45)
(11) In der Gegend von Tyrus und Sidon heilt Jesus die Tochter einer syrisch-phönizischen Frau (Mat 15:21, 22, 28; Mar 7:24-26, 29)
(12) Auf dem Weg zum See von Galiläa durchquert Jesus das Gebiet der Dekapolis (Mar 7:31)
(13) In Bethsaida heilt Jesus einen Blinden (Mar 8:22-25)
(14) Jesus lehrt in Peräa (Mat 19:1-3; Mar 10:1, 2)
(15) In der Nähe von Jericho heilt Jesus Blinde (Mat 20:29, 30, 34; Mar 10:46, 47, 51, 52; Luk 18:35, 40-43)
(16) Jesus reinigt den Tempel (Mat 21:12, 13; Mar 11:15-17; Luk 19:45, 46)
(17) Jesus beobachtet bei den Schatzkästen im Vorhof der Frauen, wie eine arme Witwe zwei Münzen spendet (Mar 12:42-44; Luk 21:1-4)
(18) Auf dem Weg vom Tempel zum Ölberg sagt Jesus die Zerstörung des Tempels voraus (Mat 24:1, 2; Mar 13:1, 2; Luk 21:5, 6)
(19) In Jerusalem werden Vorbereitungen für das Passah getroffen (Mar 14:13-16; Luk 22:10-13)
(20) Jesus wird zum Haus des Hohen Priesters Kaiphas gebracht (Mat 26:57-59; Mar 14:60-62; Luk 22:54)
(21) Jesus wird im Saal des Sanhedrins verhört (Mar 15:1; Luk 22:66-69)
Die Wörter in den Ursprachen der Bibel, die mit „Wildnis“ wiedergegeben werden (hebräisch midhbár, griechisch érēmos), bezeichnen im Allgemeinen ein dünn besiedeltes, unbebautes Land. Oft handelt es sich um Steppen mit Gras und Sträuchern und sogar mit Weideflächen. Es können jedoch auch wasserlose Gegenden bzw. Wüsten gemeint sein. In den Evangelien ist mit „Wildnis“ normalerweise die Wildnis von Judäa gemeint. In dieser Gegend lebte und predigte Johannes der Täufer, und Jesus wurde dort vom Teufel versucht (Mar 1:12).
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaar und einen Ledergürtel, an dem auch etwas befestigt werden konnte. Die Kleidung des Propheten Elia sah ähnlich aus (2Kö 1:8). Kamelhaar war ein grober Stoff, aus dem normalerweise die Kleidung der Armen gefertigt wurde. Die Reichen dagegen trugen edle Gewänder aus Seide oder Leinen (Mat 11:7-9). Da Johannes von Geburt an ein Nasiräer war, hatte er sich möglicherweise noch nie die Haare schneiden lassen. An seinem Äußeren sah man wahrscheinlich sofort, dass er ein einfaches, ganz und gar Gott gewidmetes Leben führte.
Wenn in der Bibel von Heuschrecken die Rede ist, können verschiedene Heuschrecken- oder Grashüpferarten mit kurzen Fühlern gemeint sein, vor allem solche, die sich in großen Schwärmen bewegen. Sie haben einen hohen Proteingehalt und erinnern im Geschmack an Garnelen oder Krabben. Wie eine in Jerusalem vorgenommene Analyse ergab, bestehen Wüstenheuschrecken zu 75 % aus Eiweiß. Heutzutage werden sie vor dem Verzehr getrocknet, geröstet, gekocht oder frittiert; Flügel und Beine werden normalerweise entfernt.
Hier ist ein von wilden Honigbienen gebautes Nest (1) sowie eine triefende Honigwabe (2) abgebildet. Der Honig, den Johannes aß, wurde wahrscheinlich von der Wildbienenart Apis mellifera syriaca produziert, die in der Wildnis von Judäa heimisch ist. Diese aggressiven Bienen sind an das dortige trocken-heiße Klima angepasst, lassen sich aber nicht gut züchten. In Israel hielt man schon im 9. Jh. v. u. Z. Honigbienen in Tonzylindern. Bei Ausgrabungen im Jordantal fand man mitten in einem ehemals städtischen Gebiet (heute Tel Rehov) zahlreiche Überreste solcher Bienenstöcke. Der Honig aus diesen Bienenstöcken wurde von einer Bienenart produziert, die möglicherweise aus dem Gebiet der heutigen Türkei importiert wurde.
In biblischer Zeit hatten Sandalen eine flache Sohle aus Leder, Holz oder anderem Faserstoff und wurden mit Lederriemen am Fuß festgebunden. Sandalen dienten bei bestimmten Rechtsgeschäften als Symbol, und man gebrauchte sie auch als bildlichen Ausdruck. Wenn sich z. B. ein Mann weigerte, mit einer Witwe die Schwagerehe einzugehen, sollte sie ihm nach dem mosaischen Gesetz die Sandale ausziehen; er bekam von da an den unehrenhaften Familiennamen „Das Haus dessen, dem man die Sandale ausgezogen hat“ (5Mo 25:9, 10). Übereignete man jemandem Eigentum oder das Rückkaufsrecht, übergab man ihm in einer symbolischen Handlung eine Sandale (Ru 4:7). Jemandem die Sandalenriemen aufzubinden oder ihm die Sandalen zu tragen galt als niedrige Arbeit, die normalerweise von Sklaven verrichtet wurde. Johannes der Täufer gebrauchte das als Bild, um zu verdeutlichen, dass er im Vergleich zum Christus eine untergeordnete Stellung hatte.
Jesus ließ sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen. Die genaue Stelle ist nicht bekannt.
Dieses Bild mit Blick nach S wurde in der Nähe von Nazareth aufgenommen. Das fruchtbare Tal Jesreel, Schauplatz etlicher biblischer Berichte, erstreckt sich von O nach W (Jos 17:16; Ri 6:33; Hos 1:5). Links im Hintergrund ist der Hügel More zu sehen. An seinem Hang liegt die Stadt Nain, wo Jesus den Sohn einer Witwe auferweckte (Ri 7:1; Luk 7:11-15). In der Mitte, am Horizont, ist der Berg Gilboa zu erkennen (1Sa 31:1, 8). Jesus, der in Nazareth aufwuchs, kam vielleicht auch an diese Stelle, von der aus man eine Reihe von Orten sieht, die in der Geschichte Israels eine bedeutende Rolle spielten (Luk 2:39, 40).
In dieser wüstenähnlichen Gegend nahm Johannes der Täufer seine Tätigkeit auf und Jesus wurde dort vom Teufel versucht.
In der Wildnis, in der Jesus 40 Tage und Nächte verbrachte, gab es unter anderem Löwen (1), Leoparden (2) und Streifenhyänen (3). Löwen sind in dieser Gegend schon seit Hunderten von Jahren nicht mehr gesehen worden, doch Leoparden und Hyänen gibt es dort immer noch, auch wenn sie in den letzten Jahren kaum noch jemand zu Gesicht bekommen hat.
Die Fischer am See von Galiläa verwendeten zwei Arten von Wurfnetzen: engmaschige Netze für kleine und grobmaschige Netze für größere Fische. Mit einem Wurfnetz konnte ein Fischer entweder am Ufer oder im seichten Wasser stehend oder auch von einem Boot aus allein fischen – im Gegensatz zum Fischen mit dem Schleppnetz, wofür normalerweise mindestens ein Boot und mehrere Männer nötig waren. Wurfnetze hatten vermutlich einen Durchmesser von mindestens 6 m und waren am Rand mit Steinen oder Bleigewichten beschwert. Warf man sie richtig, landeten sie flach wie eine Scheibe auf dem Wasser. Bedingt durch die Gewichte begann der Rand zuerst zu sinken. Das Netz schwebte langsam zu Boden und die Fische darunter waren gefangen. Nun konnte der Fischer entweder hinuntertauchen und die Fische einsammeln oder das Netz vorsichtig an Land ziehen. Der Umgang mit dem Wurfnetz erforderte viel Geschick, Kraft und Ausdauer.
In der Bibel wird in Verbindung mit dem See von Galiläa oft auf Fische, das Fischen und den Beruf des Fischers Bezug genommen. In dem See sind etwa 20 verschiedene Fischarten heimisch, von denen rund die Hälfte für die Fischerei wirtschaftlich bedeutend ist. Diese lassen sich in drei Gruppen unterteilen. 1. Die Barbe, auch bini genannt. Die drei Barbenarten im See haben an den Winkeln ihres Mauls Barteln, daher auch der semitische Name bini, der „Haar“ bedeutet. Sie ernähren sich von Weichtieren und kleinen Fischen. Die Langköpfige Barbe (Barbus longiceps) (1) misst bis zu 75 cm und kann über 7 kg schwer werden. 2. Der Galiläische Buntbarsch (Tilapia galilaea) (2). Auf Arabisch heißt er muscht („Kamm“), denn die fünf Unterarten dieses Barsches haben eine Rückenflosse, die wie ein Kamm aussieht. Eine Unterart wird bis zu 45 cm lang und kann rund 2 kg wiegen. 3. Die Kinneret-Sardine (Acanthobrama terrae sanctae) (3). Sie ähnelt einem kleinen Hering und wurde schon in alter Zeit mit Salz haltbar gemacht.
Die hier abgebildete weiße Kalksteinmauer gehörte zu einer Synagoge, die irgendwann zwischen dem späten 2. und dem frühen 5. Jh. u. Z. gebaut wurde. Manche vermuten, dass Teile des schwarzen Basalts unter den Kalksteinen Überreste einer Synagoge aus dem 1. Jh. sind. Wenn das richtig ist, könnte Jesus an dieser Stelle gelehrt und einen Mann von einem Dämon befreit haben, wie in Mar 1:23-27 und Luk 4:33-36 beschrieben.