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Kinder — Verpflichtung und Belohnung

Kinder — Verpflichtung und Belohnung

Kapitel 7

Kinder — Verpflichtung und Belohnung

1—4. (a) Welches sind einige der erstaunlichen Einzelheiten in Verbindung mit der Entwicklung eines Kindes im Mutterleib? (b) Wieso kann man Psalm 127:3 besser verstehen, wenn man einiges über diese Dinge weiß?

DER Gedanke, Vater oder Mutter zu werden, hat etwas Erregendes und zugleich etwas Ernüchterndes an sich. Die Geburt eines Kindes ist zwar ein alltägliches Ereignis, doch jede Geburt ist das Ergebnis solch verwickelter Vorgänge, daß man darüber nur staunen kann. Wenn wir einiges über diese Vorgänge wissen, verstehen wir besser, warum sich der inspirierte Psalmist zu dem Ausspruch gedrängt fühlte: „Siehe! Söhne sind ein Erbe von Jehova; die Leibesfrucht ist eine Belohnung“ (Psalm 127:3). Beachte, welch komplizierte Vorgänge schließlich zur Geburt eines Kindes führen.

2 Eine männliche Samenzelle vereinigt sich in einer Frau mit einer Eizelle. Die beiden Zellen verschmelzen zu einer Zelle, und diese beginnt sich zu teilen: Aus der befruchteten Eizelle werden zwei Zellen, aus den zwei Zellen werden vier, aus den vier acht, und so geht es weiter, bis sich aus der einen Zelle ein Mensch, bestehend aus schätzungsweise 60 000 000 000 000 Zellen, entwickelt hat. Anfänglich sind die Zellen alle gleich, dann beginnen sie sich zu differenzieren — es entstehen Knochenzellen, Muskelzellen, Nervenzellen, Leberzellen, Augenzellen, Hautzellen usw.

3 Den Geheimnissen der Vermehrung und der Differenzierung ist man teilweise auf die Spur gekommen, aber vieles ist noch ungeklärt. Was veranlaßt die befruchtete Eizelle, sich zu teilen? Wodurch wird bei der fortschreitenden Teilung der Zellen bewirkt, daß sie sich differenzieren? Was veranlaßt diese verschiedenartigen Zellen, sich zu Organen von besonderen Formen, Größen und Funktionen zu ordnen, um beispielsweise eine Leber, eine Nase oder eine kleine Zehe zu bilden? Diese Veränderungen beginnen zu festgesetzten Zeiten. Was steuert die Zeitpläne? Überdies ist der wachsende Embryo im Leibe seiner Mutter ein „Fremdkörper“, dessen Erbgut von dem ihren verschieden ist. Normalerweise stößt ihr Körper fremdes Gewebe — wie ein Hauttransplantat oder ein Organtransplantat von anderen Personen — ab. Warum toleriert er diesen Embryo mit seinem körperfremden Erbgut und nährt ihn rund 280 Tage lang?

4 Alle diese bewunderungswürdigen Vorgänge spielen sich programmgemäß ab, weil Jehova Gott sie in den durch Samenzelle und Eizelle entstandenen Keim einprogrammiert hat. Der Psalmist deutet das in den Worten, die er an den Schöpfer richtete, wie folgt an: „Deine Augen sahen selbst den Embryo von mir, und in dein Buch waren alle seine Teile eingeschrieben hinsichtlich der Tage, da sie gebildet wurden und unter ihnen noch nicht einer da war“ (Psalm 139:16).

ENTWICKLUNG UND GEBURT

5—8. Was geschieht im Mutterleib zwischen der vierten Schwangerschaftswoche und der Geburt des Kindes?

5 Der Embryo entwickelt sich sehr schnell. Am Anfang der vierten Woche besitzt er ein Gehirn, ein Nervensystem und ein Gefäßsystem mit einem Herzen, das Blut durch die Blutgefäße pumpt. Sechs Wochen lang wird das Blut im Dottersack gebildet. Dann übernimmt die Leber diese Aufgabe, und schließlich wird sie darin vom Knochenmark abgelöst. In der fünften Woche beginnen sich Arme und Beine zu bilden, und in weiteren drei Wochen sind Finger und Zehen erkennbar. In der siebenten Woche ist die wichtigste Muskulatur ausgebildet, und Augen, Ohren, Nase und Mund sind vorhanden.

6 Der Psalmist sagt außerdem zu Jehova Gott: „Mein Gebein war nicht vor dir verborgen, als ich insgeheim gemacht wurde“ (Psalm 139:15). In der neunten Woche haben die Knorpel des Skelettsystems begonnen, sich in Knochen umzuwandeln, und das sich entwickelnde Kind wird nun nicht mehr Embryo, sondern Fetus genannt. „Du selbst brachtest meine Nieren hervor“ (Psalm 139:13). Dieser Abschnitt des von Gott eingerichteten Entwicklungsprozesses fällt in den vierten Monat, in dem die Nieren anfangen, das Blut zu filtern.

7 Das vier Monate alte Baby bewegt und dreht sich und krümmt seine winzigen Finger oder Zehen, wenn es am Handteller oder an der Fußsohle ein Kitzeln verspürt. Es kann sogar Dinge mit den Fingern ergreifen; auch lutscht es am Daumen und bereitet sich so auf das Saugen an der Brust der Mutter vor. Es kann einen Schluckauf haben, und die Mutter spürt seine Bewegungen. Im sechsten Monat sind viele Organe sozusagen vollständig entwickelt. Die Nasenlöcher haben sich geöffnet, die Augenbrauen sind vorhanden, bald werden sich die Augen öffnen und die Ohren ihre Tätigkeit aufnehmen, so daß das Kind sogar im Mutterleib durch starken Lärm erschreckt werden kann.

8 Nach vierzig Wochen setzen die Wehen ein. Die Gebärmuttermuskeln ziehen sich zusammen, und das Kind wird ausgestoßen. Dabei wird oft der Kopf des Kindes etwas deformiert, aber da die Knochen des Schädels noch nicht fest miteinander verwachsen sind, nimmt er nach der Geburt wieder seine normale Form an. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Mutter für ihr Kind alles getan: Sie hat es mit Sauerstoff, Nahrung und Wärme versorgt, es geschützt und die Abfallprodukte seines Stoffwechsels beseitigt. Nun muß das Kind anfangen, etwas für sich zu tun, und zwar ganz schnell, sonst stirbt es.

9. Welche Veränderungen müssen ganz schnell vor sich gehen, damit das Kind außerhalb des Mutterleibes leben kann?

9 Es muß zu atmen beginnen, damit die Lunge das Blut mit Sauerstoff versorgen kann. Aber um das zu ermöglichen, ist eine weitere drastische Veränderung notwendig, die sofort vor sich gehen muß: Das Blut im Körper des Kindes muß einen anderen Weg nehmen. Solange der Fetus im Mutterleib war, befand sich in der Scheidewand des Herzens eine Öffnung. Diese Wand trennte den rechten vom linken Vorhof und verhinderte, daß ein großer Teil des kindlichen Blutes den Weg zur Lunge nahm. Die Hauptmenge des Blutes, das zur Lunge floß, wurde durch ein großes Gefäß daran vorbeigeleitet. Beim Kind im Mutterleib fließen nur etwa 10 Prozent des Blutes durch die Lunge. Nach der Geburt muß jedoch alles Blut durch die Lunge fließen, und zwar sofort! Um das zu ermöglichen, zieht sich wenige Sekunden nach der Geburt das große Blutgefäß, das das Blut an der Lunge vorbeigeleitet hat, zusammen, und das Blut, das durch das Gefäß geströmt war, fließt nun in die Lunge. Inzwischen schließt sich die Öffnung in der Scheidewand des Herzens, und alles Blut in der rechten Herzkammer wird jetzt in die Lunge gepumpt, um mit Sauerstoff gesättigt zu werden. Das Kind atmet, das Blut wird mit Sauerstoff angereichert, dramatische Veränderungen sind vor sich gegangen — und das Kind lebt! Der inspirierte Psalmist faßt alles so schön zusammen, indem er sagt: „Du hieltest mich abgeschirmt im Leibe meiner Mutter. Ich werde dich lobpreisen, weil ich auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht bin“ (Psalm 139:13, 14).

10. Welches Gefühl sollte die Eltern erfüllen, wenn sie darüber nachdenken, auf welch wunderbare Weise ein Kind im Mutterleib gebildet wird?

10 Wie dankbar sollten Ehepaare für diese Gabe Jehovas sein, für die Fähigkeit, einen Menschen ins Dasein zu bringen, ein Kind, das von beiden etwas hat und dennoch anders ist als beide! Wahrlich „ein Erbe von Jehova“!

FÜR DAS „ERBE“ SORGE TRAGEN

11. Welche Fragen sollte sich ein Ehepaar stellen, das sich mit dem Thema Kinder auseinandersetzt, und warum?

11 Jehova Gott hat nicht allein aus sittlichen Gründen bestimmt, daß der Geschlechtsverkehr nur zwischen Verheirateten ausgeübt werden darf. Er dachte auch an die Ankunft von Kindern. Ein Kind braucht sowohl einen Vater als eine Mutter, die nicht nur einander lieben, sondern die auch ihr Kind lieben und es hegen und pflegen. Der Säugling braucht „Nestwärme“, er braucht die Geborgenheit des familiären Milieus, er braucht einen Vater und eine Mutter, die sich über ihr Kind freuen und für eine Umgebung sorgen, die für sein Gedeihen und die Entwicklung seiner Persönlichkeit notwendig ist. Ein Ehepaar, das sich mit dem Thema Kinder auseinandersetzt, sollte sich fragen: Möchten wir ein Kind? Können wir für seine Bedürfnisse sorgen — nicht nur für die körperlichen, sondern auch für die seelischen und geistigen? Werden wir es richtig erziehen und ihm ein gutes Beispiel geben? Sind wir bereit, die Verantwortung, die die Elternschaft mit sich bringt, auf uns zu nehmen und die damit verbundenen Opfer zu bringen? Als wir Kinder waren, hatten wir vielleicht den Eindruck, daß unsere Eltern uns zu sehr an die Kandare nahmen, aber wenn man selbst Kinder hat, stellt man fest, welch schwierige Aufgabe es ist, Kinder großzuziehen. Doch bringt die Elternschaft nicht nur Verantwortung; sie kann auch sehr beglücken.

12—14. (a) Wie kann eine Schwangere durch ihre Ernährung dazu beitragen, daß sich ein gesundes Kind entwickelt? (b) Wie kann sie durch das Befolgen der Ratschläge in bezug auf Alkoholgenuß, Rauchen und das Einnehmen von Arzneimitteln dazu beitragen? (c) Wie kann sie dadurch, daß sie ihre Gefühle beherrscht, dazu beitragen?

12 Nun sind die Würfel gefallen — sei es zufolge der elterlichen Entscheidung oder zufolge biologischer Umstände. Du bist schwanger. Das stellt dich vor die Aufgabe, für das „Erbe von Jehova“ Sorge zu tragen. Dazu gehört eine gewisse Umstellung deiner Ernährung. Einiges mußt du jetzt unbedingt essen, während du anderes meiden oder einschränken solltest. Besonders wichtig sind Nahrungsmittel, die reich an Eisen sind *; denn das Kind im Mutterleib speichert so viel Eisen, daß es ihm bis sechs Monate nach der Geburt reicht. Du solltest auch mehr Milch trinken (oder mehr Käse essen), um dein Kind mit dem für den Aufbau der Knochen benötigten Kalzium zu versorgen. Um eine zu große Gewichtszunahme zu vermeiden, solltest du dich mit Kohlehydraten * vorsehen. Es stimmt schon, daß du für zwei ißt, aber der eine von euch beiden ist winzig klein.

13 Je nach deiner Lebensweise gilt es, noch weitere Faktoren zu berücksichtigen. Wenn eine werdende Mutter Alkohol trinkt, trinkt das Kind in ihrem Leib mit. Deshalb ist Vorsicht unerläßlich, denn wenn sie zuviel Alkohol trinkt, könnte das bei dem Kind zu körperlichen und geistigen Fehlentwicklungen führen. Es ist schon passiert, daß Frauen, die viel getrunken haben, ein „betrunkenes“ Kind zur Welt gebracht haben. Wenn die Mutter raucht, gelangt Nikotin in den Blutkreislauf des Kindes und bewirkt, daß auch in seinem Blut Sauerstoff durch Kohlenmonoxyd ersetzt wird. Dadurch mag das Kind schon vor seiner Geburt der Aussicht beraubt werden, je eine normale Gesundheit zu besitzen. Bei Raucherinnen kommen Fehl- und Totgeburten viel häufiger vor als bei Nichtraucherinnen. Nimmt die Mutter suchterzeugende Mittel ein, kann das Kind, wenn es zur Welt kommt, süchtig sein; auch gibt es Mittel, die zwar nicht süchtig machen, aber das Kind dennoch gefährden können. Es wird jetzt vermutet, daß sogar der übermäßige Kaffeegenuß beim Kind Schädigungen verursachen kann.

14 Außerdem können bei der Mutter durch seelische Belastungen hormonelle Veränderungen auftreten und bewirken, daß der Fetus überaktiv wird, und wenn das Kind zur Welt kommt, wird es unruhig und nervös sein. Das werdende Leben ist zwar ‘im Leibe seiner Mutter abgeschirmt’, doch es wäre ein Fehler, anzunehmen, daß es von der Welt völlig abgeschnitten ist, denn durch die Mutter kann es beeinflußt werden. Da sie also die einzige Verbindung zur Außenwelt ist, liegt es in erster Linie an ihr, ob der Einfluß ein guter oder ein schlechter ist. Entscheidend ist auch, wie sie sich pflegt, wie sie lebt und wie sie auf die Situationen des Alltags reagiert. Selbstverständlich kommt sie ohne die Unterstützung ihrer Umgebung nicht aus, und ganz besonders benötigt sie die Liebe und die Fürsorge ihres Mannes. (Vergleiche 1. Samuel 4:19.)

ENTSCHEIDUNGEN, DIE ZU TREFFEN SIND

15, 16. Welche Fragen müssen in bezug auf den Ort und die Art der Entbindung entschieden werden?

15 Möchtest du in einem Krankenhaus oder zu Hause entbinden? Mancherorts hat man so gut wie keine Wahl. Während es in vielen Gegenden gar keine Krankenhäuser gibt, ist in anderen Gebieten die Hausentbindung eine Seltenheit, und weil es an Hebammen fehlt, mögen auch Risiken damit verbunden sein. Wenn möglich sollte sich die werdende Mutter während der Schwangerschaft von einem Arzt untersuchen lassen, um zu erfahren, ob eine normale oder eine komplizierte Geburt zu erwarten ist.

16 Möchtest du, daß man bei dir während der Entbindung Betäubungsmittel anwendet, oder entschließt du dich für die „natürliche Geburt“? Das müßt ihr, du und dein Mann, entscheiden, nachdem ihr die Vor- und Nachteile erwogen habt. Bei der „natürlichen Geburt“ hat der Mann ebenfalls seine Aufgabe, und ein weiterer Vorteil ist, daß das Kind von Anfang an bei seiner Mutter bleibt. Von einigen wird der Standpunkt vertreten, daß dies Vorzüge seien, die schwer ins Gewicht fielen, sofern die Untersuchung ergebe, daß mit einer normalen Geburt zu rechnen sei. Von seiten gewisser Forscher hört man, daß Kinder, die auf die schonungsvolle Weise der „natürlichen Geburt“ zur Welt kämen, weniger emotionale Probleme und psychosomatische Krankheiten hätten als andere Kinder.

17—19. Welche Vorteile hat es, wie die Forschung ergeben hat, wenn das Kind von der Geburt an bei der Mutter ist?

17 In der Zeitschrift Psychology Today (Ausgabe vom Dezember 1977) konnte man lesen:

„Seit Jahrzehnten wissen die Psychologen, daß das erste Lebensjahr des Kindes auf seine spätere geistige und körperliche Entwicklung einen irreversiblen Einfluß haben kann. Jetzt zeigt es sich, daß die ersten 24 Lebensstunden — vielleicht sogar die ersten 60 Minuten — ebenso entscheidend sein können. Besonders wichtig sind die emotionellen Beziehungen, die die Mutter gleich nach der Entbindung zum Kind entwickelt, und die Art und Weise, wie sie für das Kind zu sorgen beginnt. Die jüngsten Studien zeigen ebenfalls, daß die ersten Stunden viel damit zu tun haben können, wie die Mutter zu ihrem Kind eingestellt ist, wie sehr sie ihm zugetan ist und wie stark ihre mütterlichen Gefühle sind.“

18 Wenn die Mutter während der Entbindung nicht narkotisiert wird, ist das Kind hellwach, die Augen sind geöffnet, es schaut umher, folgt Bewegungen und wendet sich in die Richtung, aus der menschliche Stimmen kommen; vor allem reagiert es auf die höhere Tonlage der weiblichen Stimme. Der Augenkontakt zwischen Mutter und Kind ist schnell hergestellt. Das ist offenbar wichtig. Viele Mütter erklärten, daß sie eine viel stärkere Bindung zu ihrem Kind verspürten, nachdem es sie angeschaut hatte. Hautkontakt zwischen Mutter und Kind direkt nach der Geburt gilt als vorteilhaft für beide.

19 Forscher behaupten, daß Störungen bei Säuglingen, die in Krankenhäusern behandelt werden müßten, manchmal auf die ersten Stunden des Lebens zurückzuführen seien. Vergleiche, die zwischen Kindern angestellt wurden, die bei der Geburt die herkömmliche Klinikbehandlung gehabt hatten, und anderen, die man von Anfang an bei ihrer Mutter gelassen hatte, zeigen, daß es den Kindern, bei denen die „natürliche Methode“ angewandt worden war, nach einem Monat besserging als den anderen. „Noch interessanter“, schrieb die Zeitschrift Psychology Today, „ist die Tatsache, daß Kinder, die nach der Entbindung nicht von ihrer Mutter getrennt wurden, im Alter von fünf Jahren einen bedeutend höheren Intelligenzquotienten und bei Sprachtests eine höhere Punktzahl aufwiesen als Kinder, die die herkömmliche Klinikbehandlung gehabt hatten.“

20. Was muß man auch berücksichtigen, wenn man in diesen Fragen eine vernünftige Entscheidung treffen möchte?

20 Bei alldem müssen jedoch die Umstände gebührend berücksichtigt werden. Wir dürfen die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, daß unsere Ureltern uns Unvollkommenheit vererbt haben. Das beraubt die „natürliche Geburt“ heute eines Teils ihrer „Natürlichkeit“, und unsere ererbten Mängel können Komplikationen hervorrufen (1. Mose 3:16; 35:16-19; 38:27-29). Zieht bei euren Entscheidungen eure persönlichen Umstände in Betracht, und entscheidet euch für das, was ihr in eurem Fall für das Vernünftigste haltet, ob es der „idealen“ Entbindung, die andere anstreben mögen, entspricht oder nicht.

21, 22. Welches sind einige Vorteile des Stillens?

21 Wirst du dein Kind stillen? Das Stillen hat sowohl für dich als auch für dein Kind viele Vorzüge. Die Muttermilch ist die beste Nahrung für das Kind. Sie ist leicht verdaulich und schützt es vor Infektionen, vor Verdauungsstörungen und vor Erkrankungen der Atmungsorgane. In den ersten paar Tagen sondert die Brust die sogenannte Vormilch (Kolostrum) ab. Das ist eine gelbliche Flüssigkeit, die für das Neugeborene aus drei Gründen besonders gut ist: 1. Sie ist arm an Fett und Kohlehydraten und daher leichter zu verdauen. 2. Sie enthält mehr Antikörper als die Milch, die ein paar Tage später gebildet wird. 3. Sie wirkt leicht abführend und reinigt so den Darm des Kindes von dem sogenannten Kindspech, das sich vor der Geburt in seinem Darm angesammelt hat (es besteht aus Darmschleim, Darmhautzellen, Gallenfarbstoffen u. a.).

22 Das Stillen hat auch für die Mutter Vorteile. Durch das Saugen des Kindes wird die Gebärmutter zu rhythmischen Kontraktionen angeregt, wodurch Blutungen, die nach der Entbindung auftreten, verringert werden. Durch das Saugen werden die Brustdrüsen veranlaßt, mehr Milch zu produzieren, und Mütter, die befürchteten, sie hätten nicht genug Milch, stellen oft fest, daß reichlich vorhanden ist. Regelmäßiges Stillen verzögert — allerdings nicht immer — die Eireifung und die Monatsregel und wirkt so als natürliche Methode der Geburtenregelung. Die amerikanische Gesellschaft für Krebsforschung schrieb: „Unter den Müttern, die stillen, ist der Brustkrebs weniger verbreitet.“ Das Stillen kommt auch dem Haushaltsplan der Familie zugute.

DIE ENTWICKLUNG DES KINDES — WORAUF RICHTEST DU DEN „PFEIL“?

23. Welche Grundsätze in bezug auf die Kindererziehung werden in Psalm 127:4, 5 angedeutet?

23 „Wie Pfeile in der Hand des Kriegers, so sind Söhne aus den Jahren der Jugend. Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat!“ (Psalm 127:4, 5, Einheitsübersetzung). Ein Pfeil ist nur dann von Nutzen, wenn man ihn genau auf das Ziel richtet, bevor man ihn abschießt. Man muß mit Sorgfalt und Geschicklichkeit zielen, um ins Schwarze zu treffen. Auch für Eltern ist es unerläßlich, daß sie ernsthaft und gebetsvoll darüber nachdenken, was sie tun müssen, damit das Kind einen guten Start fürs Leben hat. Wird es, wenn es der elterlichen Obhut entwachsen ist, ein ausgeglichener, reifer Mensch sein, von seinen Mitmenschen geachtet und eine Ehre für Gott?

24. (a) Was für eine häusliche Atmosphäre für ihre Kinder zu schaffen, sollten Eltern bemüht sein? (b) Warum ist das wichtig?

24 Schon vor der Geburt des Kindes solltet ihr entscheiden, wie ihr für das Kind sorgen und wie ihr es erziehen wollt. Die Welt des Neugeborenen bilden zur Hauptsache die Eltern. Wie wird diese Welt sein? Verrät sie, daß sich die Eltern den Rat aus Gottes Wort zu Herzen genommen haben: „Möge alle boshafte Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und lästerliches Reden samt aller Schlechtigkeit von euch entfernt werden. Werdet aber freundlich gegeneinander, voll zarten Erbarmens, indem ihr einander bereitwillig vergebt, so, wie auch Gott euch durch Christus bereitwillig vergeben hat.“ (Epheser 4:31, 32)? Die häusliche Atmosphäre wird sich auf das Kind auswirken. Bemüht euch daher, die Welt eures Kindes zu einer Welt des Friedens und der Geborgenheit zu machen, zu einer Welt der innigen Liebe. Bei einem zärtlich geliebten Kind, das in einer solchen Welt groß wird, entwickelt sich das Gemütsleben entsprechend. Es spürt eure Empfindungen und folgt eurem Beispiel. Euer Schöpfer hat auf wunderbare Weise durch Gesetze die Entwicklung des Kindes im Mutterleib gesteuert. Wie werdet ihr das Kind nun, da es den Mutterleib verlassen hat, formen? Sehr viel hängt davon ab, was für eine Atmosphäre ihr zu Hause schafft. Das ist genauso entscheidend dafür, zu was für einem Menschen das Kind heranwachsen wird, wie die Gene. „Erziehe einen Knaben gemäß dem Wege für ihn; auch wenn er alt wird, wird er nicht davon abweichen“ (Sprüche 22:6).

25, 26. Warum ist es vernünftig, daß Eltern ihren Kindern viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen?

25 Weder der Mann noch die Frau kann einen einzigen Grashalm hervorbringen, aber zusammen können sie einen Menschen hervorbringen — ein Geschöpf, das unendlich kompliziert und das anders ist als alle übrigen Personen auf der Erde! Das ist etwas so Erstaunliches, ein solch großes Wunder, daß es unbegreiflich ist, warum heute so viele die heilige Pflicht, die damit verbunden ist, nicht wertschätzen. Die Leute pflanzen Blumen, gießen sie, düngen sie, rupfen Unkraut — nur um einen prächtigen Garten zu haben. Sollten wir nicht weit mehr Zeit und Mühe investieren, um zu erreichen, daß unsere Kinder prächtige Menschen werden?

26 Ein Ehepaar hat das Recht darauf, Kinder zu haben. Die Kinder ihrerseits haben das Recht, Eltern zu haben, aber nicht nur dem Namen nach, sondern tatsächlich. Ein Gott hingegebener Christ mag viel Zeit und Kraft aufwenden, um anderen Personen biblische Erkenntnisse zu vermitteln, in der Hoffnung, sie zu Jüngern zu machen, aber er ist nicht immer erfolgreich. Sollten christliche Eltern nicht noch mehr Zeit aufwenden, um ‘ihre Kinder in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas aufzuziehen’? (Epheser 6:4). Ist es nicht ein Grund zu großer Freude, wenn sie ein Kind aufziehen, das dann ein treuer Diener Jehovas, des Lebengebers, wird? Die Eltern, die diesem Sohn oder dieser Tochter das Leben gegeben haben, werden sich reich belohnt fühlen (Sprüche 23:24, 25).

27. Warum sollten Eltern bei der Erziehung eines Kindes seine Persönlichkeit berücksichtigen?

27 In Psalm 128:3 werden Kinder mit jungen Ölbäumen verglichen: „Deine Ehefrau wird wie ein fruchttragender Weinstock sein in den innersten Räumen deines Hauses. Deine Söhne werden wie Schosse von Olivenbäumen sein rings um deinen Tisch.“ Bäumen kann man durch Ziehen und Beschneiden verschiedene Formen geben. Es gibt Bäume, die am Spalier hochgezogen werden. Andere werden so geschnitten, daß sie sich zu Buschbäumen entwickeln. Bei den Bonsais beschneidet man sogar die Wurzeln, und man hält sie in kleinen Töpfen, um ihre Entwicklung zu hemmen und zu erreichen, daß sie klein bleiben. Wie das alte Sprichwort „Einen Baum muß man biegen, solange er jung ist“ deutlich zeigt, wird auch ein Kind durch Erziehung von klein auf geformt. Man sollte aber diesbezüglich Vernunft walten lassen. Einerseits muß das Kind angeleitet werden, damit es lernt, nach rechten Grundsätzen zu handeln. Andererseits darf man aber nicht erwarten, daß es dem Wunschbild der Eltern, das sie sich von seiner Persönlichkeit gemacht haben, entspricht. Man kann nicht erreichen, daß ein Ölbaum Feigen trägt. Erzieht euer Kind in den rechten Wegen, aber zwingt es nicht in eine vorher festgelegte Form, so daß es seine ureigene Persönlichkeit und seine Anlagen nicht frei entfalten kann. Laßt euch Zeit, das Kind, das ihr hervorgebracht habt, kennenzulernen. Und dann verfahrt mit ihm wie mit einem zarten jungen Bäumchen: Erzieht es mit der notwendigen Festigkeit, so daß es sich unter eurem Schutz und durch eure Unterstützung in der rechten Richtung entwickelt. Tut das jedoch mit dem nötigen Feingefühl, damit das Kind in seiner Entwicklung nicht behindert wird, sondern seine guten Anlagen voll entfalten kann.

EINE BELOHNUNG VON JEHOVA

28. Was können wir aus 1. Mose 33:5, 13, 14 lernen, wo berichtet wird, wie Jakob um seine Kinder besorgt war?

28 Jakob, der in alter Zeit gelebt hat, zeigte väterliche Fürsorge für seine Kinder. Als es darum ging, eine Reise zu unternehmen, die für sie zu anstrengend gewesen wäre, sagte Jakob zu dem, der den Vorschlag gemacht hatte: „Mein Herr weiß, daß die Kinder zart sind; und Schafe und Rinder, die säugen, sind in meiner Obhut, und sollte man sie einen einzigen Tag zu schnell treiben, so würde gewiß die ganze Kleinviehherde sterben. Mein Herr möge bitte seinem Knecht vorausziehen, doch laß mich selbst nach meiner Gemächlichkeit weitergehen, gemäß dem Schritt des Viehs, das vor mir ist, und gemäß dem Schritt der Kinder.“ Als Jakob zuvor mit seinem Bruder Esau zusammengetroffen war, hatte dieser gefragt: „Wer sind diese bei dir?“ Darauf hatte Jakob geantwortet: „Die Kinder, mit denen Gottes Gunst deinen Knecht beschenkt hat“ (1. Mose 33:5, 13, 14). Wie Jakob, so sollten auch heute Eltern auf ihre Kinder Rücksicht nehmen und sie als eine Gunst, mit der Jehova sie beschenkt hat, ansehen. Natürlich sollte ein Mann, bevor er sich eine Frau sucht, ernsthaft erwägen, ob er Frau und Kinder ernähren kann. Die Bibel gibt den Rat: „Verrichte deine Arbeit erst draußen und bestelle dein Feld, dann magst du dir eine Frau nehmen und eine Familie gründen“ (Sprüche 24:27, Bruns). In Übereinstimmung mit diesem praktischen Rat sollte ein Mann, bevor er einen Hausstand gründet, Vorsorge dafür treffen. Dann braucht sich ein Ehepaar nicht vor einer ungewollten Schwangerschaft zu fürchten, weil sie eine finanzielle Last bedeuten würde, sondern es kann sich trotzdem darüber freuen.

29. Warum muß die Frage, ob man Kinder haben sollte, vorher sorgfältig erwogen werden?

29 Die Frage, ob man Kinder haben sollte, muß sehr sorgfältig erwogen werden, nicht nur, was das erste Kind betrifft, sondern auch in bezug auf weitere Kinder. Finden es Eltern schwierig, die Kinder, die sie bereits haben, zu ernähren, zu betreuen und zu erziehen? Dann sollte die Achtung vor ihrem Schöpfer sowie die Eigenschaft der Liebe sie ganz sicher veranlassen, darüber nachzudenken, inwieweit sie Selbstbeherrschung üben können, um zu verhindern, daß sie zu schnell wieder Familienzuwachs erhalten.

30. (a) Warum kann man sagen, daß ein Kind eigentlich Gott gehört? (b) Wie sollte das den Standpunkt der Eltern beeinflussen?

30 Wem gehört das Kind eigentlich? In einem Sinne gehört es euch. Aber in einem anderen Sinne gehört das Kind dem Schöpfer. Es ist eurer Obhut anvertraut, so wie ihr als Kinder der Obhut eurer Eltern anvertraut wart. Aber ihr wart nicht das Eigentum eurer Eltern, mit dem sie nach Belieben hätten verfahren dürfen, und in diesem Sinne seid auch ihr nicht Eigentümer eures Kindes. Die Eltern können den Augenblick der Empfängnis nicht bestimmen und die Entwicklung des Kindes im Mutterleib nicht steuern. Sie können die wunderbaren Vorgänge, die sich dabei abspielen, weder sehen noch voll und ganz verstehen (Psalm 139:13, 15; Prediger 11:5). Wenn körperliche Unvollkommenheit zu einer Fehl- oder einer Totgeburt führt, können sie das tote Kind nicht wieder zum Leben erwecken. Wir müssen daher demütig anerkennen, daß Gott unser aller Lebengeber ist und daß wir alle ihm gehören: „Jehova gehört die Erde und das, was sie erfüllt, das ertragfähige Land und die, die darauf wohnen“ (Psalm 24:1).

31, 32. (a) Wofür sind Eltern Gott verantwortlich? (b) Wie wirkt es sich aus, wenn man dieser Verantwortung richtig nachkommt?

31 Ihr seid für die Kinder verantwortlich, die ihr hervorbringt, auch seid ihr dem Schöpfer dafür Rechenschaft schuldig, wie ihr sie erzieht. Er erschuf die Erde, damit sie bewohnt werde, und er schenkte unseren Ureltern die Fähigkeit, sich fortzupflanzen, damit sie seinen Vorsatz hinsichtlich der Erde ausführen könnten. Dadurch, daß sie von ihm abgefallen sind, haben sie sich auf die Seite des Widersachers gestellt, der behauptet hat, daß Gott seine Souveränität über die Glieder seiner Familie im Himmel und auf der Erde nicht richtig ausübe. Dadurch, daß ihr eure Kinder zu Menschen erzieht, die ihrem Schöpfer treu sind, könnt ihr samt euren Kindern beweisen, daß dieser Widersacher ein Lügner, Jehova Gott aber wahrhaftig ist. In Sprüche 27:11 steht geschrieben: „Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz, damit ich dem, der mich höhnt, eine Antwort geben kann.“

32 Wenn ihr eure Aufgaben in Verbindung mit euren Kindern und die Pflichten, die ihr Gott gegenüber habt, erfüllt, werdet ihr das Empfinden haben, ein wahrhaft sinnvolles Leben zu führen. Ihr werdet voller Dankbarkeit und von ganzem Herzen den Worten aus Psalm 127:3 zustimmen können: „Die Leibesfrucht ist eine Belohnung.“

[Fußnoten]

^ Abs. 12 Zum Beispiel gewisse Fleischsorten, Blattsalate, bestimmte Hülsenfrüchte und Kohlsorten.

^ Abs. 12 Stärkehaltige Nahrungsmittel und solche, die ziemlich viel Zucker enthalten.

[Studienfragen]

[Bild auf Seite 93]

Ein enges Verhältnis jetzt erspart einen Generationskonflikt später.