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Nach dem Hochzeitstag

Nach dem Hochzeitstag

Kapitel 3

Nach dem Hochzeitstag

1. Wieso könnte sich das Zusammenwirken, das in Prediger 4:9, 10 beschrieben wird, nützlich auf die Ehe auswirken?

DIE Hochzeit ist vorüber. Du hast mit deinem Ehepartner die Grundlage für eine neue Familie gelegt. Ist dein Glück nun vollständig? Du bist nicht mehr allein, sondern hast einen Gefährten, dem du dich anvertrauen kannst, mit dem du deine Freuden und auch deine Probleme teilen kannst. Hast du festgestellt, daß sich Prediger 4:9, 10 in deinem Fall bewahrheitet hat? Dort heißt es: „Zwei sind besser als einer, weil sie eine gute Belohnung für ihre harte Arbeit haben. Denn wenn einer von ihnen fallen sollte, kann der andere seinen Mitgenossen aufrichten. Wie aber wird es denn mit dem einen sein, der fällt, wenn nicht ein anderer da ist, um ihn aufzurichten?“ Gibt es in deiner Ehe solch ein harmonisches Zusammenwirken? Gewöhnlich kostet es einige Zeit und Mühe, um diese glückliche Vereinigung des Lebens zweier Menschen zu erreichen. Aber in vielen Ehen geschieht dies leider nie.

2, 3. (a) Welchen Realitäten muß man nach dem Hochzeitstag ins Gesicht sehen? (b) Weshalb ist es nur vernünftig, zu erwarten, daß man sich nach der Hochzeit dem anderen anpassen muß?

2 In Märchen und Romanen geht es oft um das Problem, daß zwei Menschen, die sich lieben, schließlich zueinanderfinden. Danach leben sie in Glück und Freuden, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. In Wirklichkeit ist das tägliche glückliche Zusammenleben nach der Hochzeit das eigentliche Problem. Nach den Freuden des Hochzeitstages kommt die Routine des täglichen Lebens: früh aufstehen, zur Arbeit gehen, einkaufen, kochen, waschen, putzen und so weiter.

3 Die Ehe verlangt Anpassung. Ihr beide seid zumindest mit einigen Erwartungen und Idealen in die Ehe gegangen, die nicht sehr praktisch und realistisch waren. Wenn sie nicht erfüllt werden, mag sich nach den ersten Wochen eine gewisse Enttäuschung bemerkbar machen. Vergiß jedoch nicht, daß du eine große Änderung in deinem Leben vorgenommen hast. Du lebst nicht mehr allein oder bei deinen Angehörigen, bei denen du bisher warst. Nun bist du mit einem anderen Menschen zusammen. Und du magst feststellen, daß du diesen Menschen doch nicht so gut kennst, wie du zuerst dachtest. Du hast einen neuen Zeitplan, vielleicht eine neue Arbeit, ein anderes Haushaltsbudget und mußt dich an neue Freunde und Verwandte gewöhnen. Der Erfolg deiner Ehe und dein Glück hängen von deiner Bereitschaft ab, dich anzupassen.

BIST DU ANPASSUNGSFÄHIG?

4. Welche biblischen Grundsätze könnten einem Verheirateten helfen, sich dem anderen anzupassen? (1. Korinther 10:24; Philipper 4:5).

4 Einigen fällt es schwer, sich anzupassen, weil sie stolz sind. Doch wie die Bibel sagt, geht „Stolz ... einem Sturz voraus und ein hochmütiger Geist dem Straucheln“. Sturheit kann verhängnisvoll sein (Sprüche 16:18). Jesus empfahl, man solle bereit sein, sich zu fügen und nachzugeben. Er sagte: „Wenn jemand ... dein inneres Kleid in Besitz nehmen will, so überlasse ihm auch dein äußeres Kleid; und wenn jemand ... dich für eine Meile zum Dienst zwingt, so gehe mit ihm zwei Meilen.“ Statt mit jemandem zu streiten, der dir nahesteht, solltest du den Rat des Apostels Paulus beherzigen: „Warum laßt ihr euch nicht lieber Unrecht tun?“ (Matthäus 5:40, 41; 1. Korinther 6:7). Wenn Christen so weit gehen können, um mit anderen Frieden zu halten, so sollten zwei Verheiratete, die sich lieben, bestimmt in der Lage sein, sich einander anzupassen, damit ihre neue Gemeinschaft glücklich wird.

5. Welche positive oder welche negative Einstellung könnte man gegenüber seinem Ehepartner haben?

5 Es wird immer Gelegenheiten geben, glücklich oder unglücklich zu sein. Auf welche wirst du besonders achten? Wirst du dich auf das Positive konzentrieren, oder wirst du beim Negativen verweilen? Die junge Ehefrau mag denken: „Was ist aus dem romantischen Mann geworden, der vor der Hochzeit immer mit mir ausging und mir seine Zeit schenkte? Er ist in ein ausgefahrenes Gleis geraten. Er nimmt mich für selbstverständlich. Er ist einfach nicht mehr so wie vorher.“ Oder versteht sie, daß er jetzt hart arbeitet, um gut für seine Familie zu sorgen? Und fällt dem jungen Ehemann auf, daß sich seine Frau mit Kochen und Putzen abmüht, manchmal sehr müde ist und daher nicht mehr soviel Zeit hat, sich besonders schön zu machen? Oder sagt er sich: „Was ist denn mit der jungen Dame passiert, die ich geheiratet habe? Jetzt, wo sie einen Mann hat, ist sie völlig verändert.“?

6. Wie berührt es das gegenseitige Verhältnis, wenn sich Mann und Frau wirklich bemühen, ihre Ehe glücklich zu machen?

6 Beide sollten genügend Reife besitzen, um zu erkennen, daß keiner von ihnen mehr die Zeit und die Energie hat, all das zu tun, was er vor der Hochzeit tat. Jetzt ist es an der Zeit, anpassungsfähig zu sein und die befriedigende Verantwortung auf sich zu nehmen, die Ehe glücklich zu machen. Einer genügt, um die Ehe zu ruinieren, aber zwei sind nötig, um sie glücklich zu machen. Eine Ehe glücklich zu machen ist eine Leistung. Eine Leistung verlangt Anstrengung trotz Schwierigkeiten. Wenn ihr beide gemeinsam diese Anstrengung unternehmt, wird jeder von euch seinen Teil zu der Leistung beitragen. Diese gemeinsame Anstrengung mit einem gemeinsamen Ziel hält euch zusammen; sie bindet euch aneinander; sie macht aus euch beiden eins. Im Laufe der Zeit entsteht dann ein Band der Liebe, das alles übertrifft, was ihr in Erwartung der Ehe empfunden habt. Dieses vereinigende Glück ist so stark, daß man gern bereit ist, sich dem unterschiedlichen Wesen des anderen anzupassen.

7. Wann ist es gut, nachzugeben, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen?

7 Stolz verschwindet, während die Liebe wächst, und es liegt nicht nur Glück im Geben, sondern auch im Nachgeben, wenn es um persönliche Vorlieben und nicht um Grundsätze geht. Es mag sich dabei um die Anschaffung von Einrichtungsgegenständen handeln oder um die Frage, wo man den Urlaub verbringen soll. Wenn jeder auf das Glück des anderen bedacht ist, entspricht das Ehepaar den Worten des Apostels Paulus: „[Behaltet] nicht nur eure eigenen Dinge im persönlichen Interesse im Auge ..., sondern im persönlichen Interesse auch die der anderen“ (Philipper 2:4).

EINE AUSGEGLICHENE EINSTELLUNG ZUR SEXUALITÄT

8, 9. Was sagt die Bibel über die intimen ehelichen Beziehungen?

8 Die Bibel ist nicht prüde, was den Geschlechtsverkehr angeht. In poetischen Redewendungen beschreibt sie den ekstatischen Zustand, in den Mann und Frau dadurch versetzt werden; sie zeigt aber auch, daß die geschlechtliche Vereinigung auf Ehemann und Ehefrau beschränkt bleiben sollte. In Sprüche 5:15-21 finden wir folgende Worte:

„Trinke Wasser aus deiner eigenen Zisterne und Rieselndes aus der Mitte deines eigenen Brunnens. Sollten deine Quellen nach draußen zerstreut werden, deine Wasserbäche auf die öffentlichen Plätze selbst? Möge es sich erweisen, daß sie für dich allein sind und nicht für Fremde mit dir. Möge sich dein Wasserquell als gesegnet erweisen, und freue dich mit der Ehefrau deiner Jugend, einer liebenswerten Hindin und einer anmutigen Gemse. Mögen ihre eigenen Brüste dich zu allen Zeiten berauschen. Durch ihre Liebe mögest du fortwährend im Taumel sein. Warum also solltest du, mein Sohn, mit einer Fremden im Taumel sein oder den Busen einer Ausländerin umarmen? Denn die Wege des Mannes sind vor den Augen Jehovas, und er betrachtet alle seine Bahnen.“

9 Es wäre jedoch ein Fehler, das Geschlechtliche überzubetonen und so den Anschein zu erwecken, das Eheglück hänge vom Geschlechtsleben des Ehepaares ab oder es könne einen Ausgleich für schwerwiegende Mängel auf anderen Gebieten ihrer Gemeinschaft bilden. Die heutige Überflutung mit Sex durch Bücher, Filme und Werbung — die zum großen Teil darauf ausgerichtet sind, das erotische Verlangen zu wecken — läßt das Geschlechtliche als das Wichtigste erscheinen. Aber Gottes Wort vertritt einen anderen Standpunkt. Es empfiehlt Selbstbeherrschung auf allen Gebieten des Lebens. Auch in der Ehe kann das Fallenlassen sämtlicher Hemmungen zu Praktiken führen, die das Eheverhältnis herabwürdigen (Galater 5:22, 23; Hebräer 13:4).

10. Was muß ein Ehepaar in bezug auf die sexuelle Anpassung berücksichtigen?

10 Die sexuelle Anpassung ist oft schwierig und kann nach der Hochzeit eine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Die Ursache dafür ist gewöhnlich Unwissenheit und das Versäumnis, die Bedürfnisse des Partners zu erkennen. Hier mag es eine Hilfe sein, sich vorher mit einem geachteten verheirateten Freund zu unterhalten. Mann und Frau sind nicht nur körperlich verschieden, sondern sie empfinden auch unterschiedlich. Sehr wichtig hierbei ist, daß der Mann Rücksicht auf das Bedürfnis der Frau nach Zärtlichkeit nimmt. Falsche Bescheidenheit oder Prüderie sowie die Ansicht, das Geschlechtliche sei irgendwie unanständig, sind jedoch fehl am Platz. Auch sollte der Geschlechtsverkehr nicht zu einer Eroberung werden, wie einige Männer denken. „Der Mann leiste seiner Frau das, was ihr zusteht“, sagt die Bibel, „doch gleicherweise auch die Frau ihrem Mann.“ Und während sie das tun, sollten sie den biblischen Grundsatz beachten: „Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ Wenn diese Liebe vorhanden ist und beide den Wunsch haben, dem anderen zu gefallen, werden sie sich einander gut anpassen können (1. Korinther 7:3; 10:24).

UNSTIMMIGKEITEN OHNE VERSTIMMUNG

11—13. Was sollten wir bei Meinungsverschiedenheiten im Sinn behalten, damit solche Unstimmigkeiten nicht zu einem ernsten Problem werden?

11 Keine zwei Menschen auf der Erde sind genau gleich. Jeder ist auffallend anders. Das bedeutet auch, daß keine zwei Menschen auf allen Gebieten übereinstimmen. Die meisten Unstimmigkeiten sind bedeutungslos, doch einige mögen ernsterer Natur sein. Es gibt Ehepaare, bei denen Unstimmigkeiten schnell einen großen Streit heraufbeschwören. Man schreit den anderen an, wirft ihm Gegenstände nach, stößt und schlägt ihn; ein Ehepartner mag für Tage oder Wochen fortgehen, oder die beiden reden einfach nicht mehr miteinander. Es ist jedoch gut möglich, verschiedener Meinung zu sein, ohne solche Zustände aufkommen zu lassen. Wie? Indem man eine grundlegende Wahrheit einsieht.

12 Wir alle sind unvollkommen und machen Fehler, und trotz der besten Absichten machen sich Schwächen bemerkbar. Der Apostel Paulus stellte dies an sich selbst fest: „Das Gute, das ich wünsche, tue ich nicht, sondern das Schlechte, das ich nicht wünsche, das treibe ich“ (Römer 7:19). Wir haben die Sünde von unseren Ureltern ererbt. Es steht nicht in unserer Macht, Vollkommenheit zu erreichen. Wer könnte daher sagen: „Ich habe mein Herz gereinigt; ich bin rein geworden von meiner Sünde.“ (Sprüche 20:9; Psalm 51:5; Römer 5:12)?

13 Wir haben uns mit unseren eigenen Schwächen abgefunden und finden Entschuldigungen dafür. Können wir uns dann nicht auch mit den Schwächen unseres Ehepartners abfinden und sie entschuldigen? Zweifellos werden wir bereitwillig zugeben, daß wir Sünder sind. Doch was ist, wenn wir auf eine bestimmte Sünde aufmerksam gemacht werden? Verteidigen wir uns dann und zögern, sie zuzugeben? Sehen wir ein, daß es jedem schwerfällt, zuzugeben, daß er im Unrecht ist, auch unserem Ehepartner, und sind wir daher großzügig mit ihm? „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen“, lautet ein inspirierter Spruch. Zweifellos stimmst du wie die meisten Menschen der Goldenen Regel zu. Jesus erwähnte sie in seiner berühmten Bergpredigt: „Alles daher, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun.“ Die meisten Menschen bekennen sich zu dieser Regel, doch nur wenige halten sich daran. Wenn sie wirklich angewandt würde, könnten viele zwischenmenschliche Probleme gelöst werden, auch Eheprobleme (Sprüche 19:11; Matthäus 7:12).

14, 15. (a) Was kann passieren, wenn man einen ungünstigen Vergleich zwischen seinem Ehepartner und einer anderen Person zieht? (b) Bezüglich welcher Angelegenheiten werden solche Vergleiche manchmal angestellt?

14 Wir alle möchten als Individuum betrachtet und behandelt werden. Wie reagieren wir, wenn man uns mit jemand anders vergleicht und unsere Eigenschaften und Fähigkeiten als minderwertig ansieht? Gewöhnlich fühlen wir uns verletzt oder ärgern uns. Wir sagen dann gewissermaßen: „Ich bin schließlich nicht der andere. Ich bin ICH.“ Solche Vergleiche sind im allgemeinen nicht anspornend, weil wir verständnisvoll behandelt werden möchten.

15 Folgende Beispiele mögen dies zeigen: Äußerst du als Ehemann Wertschätzung für die Mahlzeiten, die deine Frau zubereitet, oder beklagst du dich, daß sie nicht so gut kochen kann wie deine Mutter? Was weißt du, wie gut deine Mutter kochen konnte, als sie jung verheiratet war? Deine Frau kocht vielleicht sogar besser als sie damals. Gib deiner Frau eine Chance, in ihre neuen Pflichten hineinzuwachsen und Übung zu bekommen. Und beklagst du dich als Ehefrau darüber, daß dein junger Ehemann nicht soviel Geld nach Hause bringt wie dein Vater? Wieviel verdiente denn dein Vater, als er jung verheiratet war? Doch spielt das alles gar keine Rolle. Was zählt, ist, daß du deinen Mann unterstützt. Stehst du auf und bereitest das Frühstück zu, bevor er zur Arbeit geht, so daß er merkt, daß du seine Bemühungen unterstützt und schätzt? Zankt ihr euch wegen der Verwandten, oder gibt es Unstimmigkeiten darüber, mit wem ihr Freundschaft pflegen und wie ihr eure Freizeit gestalten wollt? Solche und andere Unstimmigkeiten können aufkommen. Wie werdet ihr sie beseitigen?

16. Was ist falsch an der Theorie, heftige Streitigkeiten würden dazu beitragen, Schwierigkeiten zu beseitigen?

16 Einige neuzeitliche Psychologen behaupten, Streitigkeiten dienten zur Lösung von Schwierigkeiten. Nach ihrer Theorie bauen sich Frustrationen auf, erzeugen Druck und entladen sich schließlich in einem heftigen Streit. In einem solchen Zornausbruch tritt lang aufgestauter Groll zutage, man macht ihm Luft, und dann ist er aus der Welt geschafft — so lautet die Theorie. Zuerst staut man die Frustrationen auf, man läßt sie kochen und schmoren, und schließlich kochen sie über. Es besteht jedoch die große Gefahr, daß man bei solchen Zornausbrüchen etwas sagt, was man gar nicht so meint, und dadurch können dem anderen unheilbare Wunden zugefügt werden. Du magst ihm so sehr unrecht tun, daß eine Barriere aufgerichtet wird, die du nicht wieder niederreißen kannst. In Sprüche 18:19 wird gewarnt: „Ein Bruder, gegen den man sich vergangen hat, ist mehr als eine starke Stadt; und es gibt Streitigkeiten, die wie der Riegel eines Wohnturms sind.“ Die Bibel gibt daher den vernünftigen Rat: „Halt ein, ehe der Zank ausbricht“ (Sprüche 17:14, Einheitsübersetzung).

SPRECHT MITEINANDER!

17. Wie könnte man verhindern, daß sich Groll aufstaut und schließlich zum Ausbruch kommt?

17 Statt Unstimmigkeiten in dich hineinzufressen, bis sie zum Ausbruch kommen, wäre es weit besser, sie zu besprechen, sobald sie aufkommen. Brütet man über einem Unrecht, so erscheint es einem meist viel schlimmer, als es wirklich ist. Besprich es gleich, oder vergiß es. War es nur eine beiläufige Bemerkung? Dann laß sie „vorbeilaufen“. Ist es nötig, darüber zu sprechen? Hat dein Partner etwas getan, was dich betrübt? Verurteile ihn nicht gleich; versuche, durch eine Frage das Gespräch darauf zu bringen. Zum Beispiel könntest du sagen: „Liebling, da ist etwas, was ich nicht verstehe. Könntest du mir helfen?“ Dann höre zu. Versuche, den Standpunkt des anderen zu verstehen. Beachte die Warnung aus Sprüche 18:13: „Wenn irgendeiner auf eine Sache eine Erwiderung gibt, ehe er sie angehört hat, so ist es ihm Torheit und Demütigung.“ Keiner von uns hat es gern, wenn ihn jemand vorschnell falsch beurteilt. Anstatt also schnell zu reagieren, bemühe dich, die Absicht deines Partners oder seinen Beweggrund für die Tat zu erkennen. Befolge den Rat aus Sprüche 20:5: „Rat im Herzen eines Mannes ist wie tiefe Wasser, aber der Mann von Unterscheidungsvermögen, der wird ihn herausschöpfen.“

18. Was könnte uns helfen, negative Stimmungen zu überwinden?

18 Bist du Stimmungen unterworfen? Es ist schwierig, mit einem launischen Menschen zusammen zu leben. Einige behaupten, über Stimmungen oder Launen habe man keine Kontrolle, sie seien von chemischen Stoffen im Gehirn abhängig. Wie dem auch sei, Gefühle sind ansteckend. Wir können durch die Menschen, die um uns herum sind, entweder aufgemuntert oder niedergedrückt werden. Musik kann in uns verschiedene Stimmungen wecken. Auch Geschichten können dies tun. Die Gedanken, die wir in unserem Sinn hegen, haben einen Einfluß darauf, wie wir uns fühlen. Wenn du über negativen Dingen brütest, wirst du niedergedrückt; du kannst dich bewußt dazu zwingen, positiv und optimistisch zu denken. Sinne über solche Gedanken nach (Philipper 4:8). Wenn dir dies schwerfällt, so versuche es einmal mit körperlicher Betätigung. Verrichte eine anstrengende Arbeit. Jäte Unkraut oder schrubbe den Fußboden; geh hinaus auf den Trimmdich-Pfad, gehe im Wald spazieren, oder, noch besser, versuche etwas Nützliches für jemand anders zu tun. Tue irgend etwas, um deine Aufmerksamkeit und deine Energie auf etwas anderes zu richten. Es ist weit besser, eine gute Laune zu nähren als eine schlechte. Und es macht viel mehr Spaß — sowohl dir als auch ganz bestimmt deinem Ehepartner.

19. Wie könnte man Verständnis für die Stimmungen seines Ehepartners zeigen?

19 Es kommt jedoch vor, daß man durch irgendwelche Ereignisse bekümmert ist. Man mag sich eine schwere Krankheit zuziehen oder von Schmerzen geplagt werden. Bei der Frau kann der monatliche Zyklus oder eine Schwangerschaft die Absonderung wirksamer Hormone verändern, die das Nervensystem und die Gefühle beeinflussen. Eine Frau mag eine prämenstruelle Phase durchmachen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Das ist ein bedeutender Faktor, den der Ehemann im Sinn behalten sollte, damit er sich nicht aufreizen läßt, sondern Verständnis bekunden kann. Unter solch besonderen Umständen sollten sowohl der Ehemann als auch die Ehefrau erkennen, was für die Stimmungsveränderung verantwortlich ist, und dann in positiver Weise reagieren. „Das Herz des Weisen läßt seinen Mund Einsicht bekunden, und seinen Lippen fügt es Überredungskraft hinzu.“ „Ein wahrer Gefährte liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Bedrängnis geboren ist“ (Sprüche 16:23; 17:17).

20—22. (a) Weshalb muß man sich vor unangebrachter Eifersucht hüten? (b) Wie könnte man seinem Ehepartner ein Gefühl der Sicherheit geben?

20 Ist dein Ehepartner eifersüchtig? Es ist ganz angebracht, daß jemand auf seinen Ruf bedacht ist, und es ist auch richtig, wenn jemand seine Ehe schützen will. Genau wie Adrenalin ein Herz wieder zum Schlagen bringt, so treibt einen die Eifersucht dazu an, etwas Liebgewordenes zu verteidigen. Das Gegenteil dieser positiven Form von Eifersucht wäre Gleichgültigkeit, und wir sollten gegenüber unserer Ehe nicht gleichgültig sein.

21 Doch gewöhnlich ist Eifersucht eine negative Eigenschaft. Sie wird durch Unsicherheit geweckt und durch die Phantasie genährt. Solch eine unvernünftige, übertriebene Eifersucht macht die Ehe zu einem unangenehmen Gefängnis, in dem Vertrauen und wahre Liebe nicht bestehen können. „Die Liebe ist nicht eifersüchtig“, und quälende Eifersucht ist „Fäulnis für das Gebein“ (1. Korinther 13:4; Sprüche 14:30).

22 Wenn dein Ehepartner eine gerechtfertigte Ursache hat, sich aufgrund von Eifersucht unsicher zu fühlen, dann beseitige diese Ursache sofort. Ist keine echte Ursache vorhanden, so tue alles in deiner Macht Stehende, das Vertrauen des Eifersüchtigen zu stärken — durch Worte und, was noch wichtiger ist, durch Taten. Versuche, sein Herz zu erreichen!

23. Was sollte man bedenken, wenn man die Hilfe Außenstehender suchen möchte, um Eheprobleme zu lösen?

23 Können Außenstehende helfen, Unstimmigkeiten zwischen Eheleuten zu schlichten? Das ist möglich, doch sie sollten nicht um Hilfe gebeten werden, wenn nicht beide Ehepartner damit einverstanden sind. Zuerst „führe deine eigene Rechtssache mit deinem Mitmenschen, und offenbare nicht das vertrauliche Gespräch eines anderen“ (Sprüche 25:9). Ein besonderes Risiko liegt darin, die Schwiegereltern oder andere Verwandte zu bitten, die Sache zu beurteilen. Wahrscheinlich werden sie nicht unparteiisch sein. Die Bibel sagt daher: „Ein Mann [wird] seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten“ (1. Mose 2:24). Das gleiche gilt für die Frau bezüglich ihres Verhältnisses zu ihren Eltern und zu ihrem Mann. Statt die Eltern oder die Schwiegereltern zu bitten, zu vermitteln und auf der Seite des einen Partners Stellung gegen den anderen zu beziehen, sollten Mann und Frau eng zusammenhalten und erkennen, daß ihre Probleme ihre eigene Sache sind und daß sie sie gemeinsam lösen müssen. Wenn du dich ohne Zustimmung deines Partners an Außenstehende wendest, sinkt ihr beide in den Augen anderer. Wenn ihr offen, ehrlich und liebevoll miteinander sprecht, gibt es keinen Grund, weshalb ihr eure Probleme nicht selbst lösen könntet. Andere, reife Personen können um Rat gefragt werden, aber die Lösung mußt du zusammen mit deinem Ehepartner selbst finden.

24, 25. Was könnte man tun, wenn es aufgrund von Stolz schwierig ist, ein Eheproblem zu lösen?

24 „Keiner soll höher von sich denken, als es angemessen ist“, rät der Apostel Paulus (Römer 12:3, Die Gute Nachricht). Dann fügt er hinzu: „In Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor“ (Römer 12:10). Wenn unser Stolz verletzt ist, hilft es manchmal, darüber nachzudenken, daß wir in Wirklichkeit gar nicht so groß sind, wie wir denken mögen. Bestimmt sind wir nicht groß im Vergleich zur Erde, und die Erde selbst ist klein im Vergleich zum Sonnensystem, und das wiederum ist nur ein winziger Teil des Universums. In Jehovas Augen sind alle Nationen „wie etwas Nichtseiendes ...; als nichts und als Unwirkliches sind sie vor ihm geachtet worden“ (Jesaja 40:17). Solche Gedanken helfen uns, alles in der richtigen Perspektive zu sehen und zu erkennen, daß es bei Unstimmigkeiten meist nur um verhältnismäßig geringfügige Dinge geht.

25 Manchmal wird uns auch Humor helfen, uns selbst nicht zu ernst zu nehmen. Es ist ein Zeichen von Reife, wenn man über sich selbst lachen kann. Viele Unebenheiten des Lebens werden dadurch geglättet.

„LEG DEIN BROT AUF DIE WASSERFLÄCHE“

26, 27. Welche biblischen Grundsätze sollte man anwenden, wenn der Ehepartner nicht auf die Bemühungen eingeht, Meinungsverschiedenheiten friedlich beizulegen, und warum?

26 Was kannst du tun, wenn dein Ehepartner nicht auf deine Bemühungen eingeht, Meinungsverschiedenheiten friedlich beizulegen? Befolge den Rat der Bibel: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.“ Jesus sollte uns ein Vorbild sein: „Als er beschimpft wurde, gab er nicht schimpfend zurück.“ Heute ist es allgemein üblich, Böses mit Bösem zu vergelten. Doch wenn du so handelst, läßt du zu, daß andere dich formen und etwas aus dir machen, was du gar nicht bist. Sie machen dich dann in Wirklichkeit so, wie sie sind. Wenn du das zuläßt, verleugnest du dich selbst sowie die Grundsätze, für die du eintrittst. Ahme statt dessen Jesus nach, der sich selbst stets treu blieb und der sich nie durch die Schwächen derer ändern ließ, die um ihn herum waren: „Wenn wir untreu sind, er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen“ (Römer 12:17; 1. Petrus 2:23; 2. Timotheus 2:13).

27 Wenn du stark genug bist, dem Kreislauf des Bösen durch das Gute Einhalt zu gebieten, dann mag es dir gelingen, einen Kreislauf des Guten in Gang zu setzen. „Eine Antwort, wenn milde, wendet Grimm ab“ (Sprüche 15:1). Eine milde Antwort ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, und dein Ehepartner wird dies empfinden. Da so viele Gleiches mit Gleichem vergelten, mag es dir gelingen, mit dem Guten einen Durchbruch zu erzielen und einen Kreislauf des Guten in Gang zu setzen. Einige Schrifttexte bestätigen dies. „Wer andere reichlich tränkt, wird auch selbst reichlich getränkt werden.“ „Mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden.“ „Leg dein Brot auf die Wasserfläche, denn noch nach vielen Tagen wirst du es wiederfinden“ (Sprüche 11:25; Lukas 6:38; Prediger 11:1, Einheitsübersetzung). Es wird vielleicht einige Zeit dauern, bis deine Bemühungen, Gutes zu tun, bei deinem Ehepartner Erfolg zeitigen. Du kannst nicht an einem Tag säen und schon am nächsten Tag ernten. Trotzdem ist der Spruch wahr: „Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten ... So laßt uns nicht nachlassen, das zu tun, was vortrefflich ist, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten“ (Galater 6:7-9).

28. Welche guten Grundsätze aus dem Bibelbuch der Sprüche können uns helfen, ein glückliches Eheleben zu führen, und wie?

28 Hier folgen einige Schriftstellen und Fragen, die Ehepartner miteinander besprechen können:

Sprüche 14:29: „Wer langsam ist zum Zorn, hat Fülle von Unterscheidungsvermögen, wer aber ungeduldig ist, erhöht Torheit.“ Hast du nicht schon oft nach einigem Nachdenken festgestellt, daß es keinen echten Grund gibt, ärgerlich zu sein?

Sprüche 17:27: „Wer irgend seine Reden zurückhält, besitzt Erkenntnis, und ein Mann von Unterscheidungsvermögen ist kühlen Geistes.“ Bemühst du dich, kühlen Geistes zu bleiben, und hältst du Worte zurück, durch die sich dein Ehepartner erhitzen könnte?

Sprüche 25:11: „Wie goldene Äpfel in Silberziselierungen ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit dafür.“ Ein Wort, das zu einer bestimmten Zeit angebracht ist, mag zu einer anderen Zeit unangebracht sein. Achtest du darauf, das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen?

Sprüche 12:18: „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen, aber die Zunge der Weisen ist Heilung.“ Überlegst du dir, bevor du sprichst, welche Wirkung deine Worte auf deinen Ehepartner haben werden?

Sprüche 10:19: „Bei der Menge von Worten fehlt Übertretung nicht, wer aber seine Lippen in Schach hält, handelt verständig.“ Wenn wir erregt sind, sagen wir manchmal etwas, was wir gar nicht so meinen und was uns hinterher leid tut. Hütest du dich davor?

Sprüche 20:3: „Ehre ist es einem Mann, vom Streit abzustehen, doch jeder Törichte wird ihn vom Zaune brechen.“ Zum Streiten gehören zwei. Hast du genügend Reife, um als erster aufzuhören?

Sprüche 10:12: „Haß ist das, was Streitigkeiten erregt, aber Liebe deckt sogar alle Übertretungen zu.“ Rührst du ständig vergangene Auseinandersetzungen wieder auf, oder liebst du deinen Ehepartner so sehr, daß du sie vergißt?

Sprüche 14:9 („New English Bible“): „Ein Tor ist zu stolz, um etwas wiedergutzumachen; Rechtschaffene wissen, was Versöhnung bedeutet.“ Bist du zu stolz, um in deiner Ehe Zugeständnisse zu machen und Frieden zu suchen?

Sprüche 26:20: „Wo es kein Holz gibt, geht das Feuer aus.“ Kannst du aufhören zu streiten, oder mußt du immer das letzte Wort haben?

Epheser 4:26: „Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen.“ Gehen dir Meinungsverschiedenheiten lange nach, und machst du dir und deinem Ehegefährten dadurch das Leben schwer?

29. Welche grundlegenden Faktoren sollte man im Sinn behalten, wenn man sich das Glück in der Ehe erhalten möchte?

29 Weiser Rat nützt nur dann etwas, wenn er in die Tat umgesetzt wird. Versuche es doch einmal! Sei auch bereit, einen Vorschlag deines Ehepartners anzunehmen. Probiere ihn aus. Vielleicht läßt er sich gut anwenden. Wer ist daran schuld, wenn etwas schiefgeht? Das spielt keine Rolle. Wichtig ist, wie die Sache wieder in Ordnung gebracht werden kann. Sei anpassungsfähig, sprich dich aus, wenn Unstimmigkeiten bestehen, und nimm dich selbst nicht zu wichtig. Sprecht miteinander! Wenn du deinen Ehepartner wie dich selbst liebst, sollte es dir nicht zu schwer fallen, dich anzupassen und deine Ehe glücklich zu machen (Matthäus 19:19; 3. Mose 19:18).

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