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Das Heilmittel für die in ihren Hoffnungen Enttäuschten

Das Heilmittel für die in ihren Hoffnungen Enttäuschten

3. Kapitel

Das Heilmittel für die in ihren Hoffnungen Enttäuschten

1. Welcher Tag war es immer noch, als Jehova Haggai erweckte, um den Juden behilflich zu sein, den Zusammenhang zwischen welchen zwei Dingen zu sehen?

NOCH ist es der 1. Elul oder der erste Tag des sechsten Mondmonats im zweiten Jahr der Regierung des Darius I., des Königs des Perserreiches. Gemäß unserem heutigen Kalender wäre das um die Mitte des Monats August des Jahres 520 v. u. Z. (Haggai 1:1) Durch seinen Propheten Haggai lenkte Jehova die Aufmerksamkeit auf die Wege der Glieder seines zurückgekauften Volkes, das er in sein Heimatland zurückgeführt hatte, nachdem dieses siebzig Jahre lang verödet gewesen war. (2. Chronika 36:17-21) Jehova drang in sie, sich die außergewöhnliche Art und Weise, wie sich die Dinge bei ihnen zutrugen, zu Herzen zu nehmen. Dann wären sie imstande, den Zusammenhang zu sehen zwischen der Tatsache, daß sich all die harte Arbeit, die sie auf dem Lande leisteten, gar nicht lohnte, und der Tatsache, daß sie das Haus der Anbetung Jehovas wüst liegen ließen, obwohl sie, was ihre Behausungen betraf, gut für sich selbst sorgten. — Haggai 1:2-6.

2. Was für eine Streitfrage war es im Grunde genommen für jene Juden, und wer also konnte das rechte Heilmittel verschreiben, und wie begann er es zu tun?

2 Ging es denn den Juden, nachdem sie nun schon siebzehn Jahre wieder in ihrem Heimatland waren, aus einem religiösen Grunde so schlecht? Wenn ja, so war es Jehova, der ihnen unfehlbar diesen Grund zeigen und auch das Heilmittel verschreiben konnte. Er hatte kein Gefallen daran, daß sie so sehr um ihr materielles Wohl besorgt waren und dabei sein Haus der Anbetung vernachlässigten. Nachdem er ihre unausgeglichene Einstellung so lange ertragen hatte, sagte er durch den Propheten Haggai zu ihnen: „Dies ist, was Jehova der Heerscharen gesprochen hat: ,Richtet euer Herz auf eure Wege!‘ ,Geht zum Berg hinauf, und ihr sollt Bauholz herbeibringen. Und baut das Haus, damit ich Gefallen daran habe und ich verherrlicht werde‘, hat Jehova gesprochen.“ Um dann zu zeigen, was in Wirklichkeit daran schuld war, daß ihre harte Arbeit so enttäuschende Ergebnisse zeitigte, ließ er Haggai ferner prophezeien:

3. Wer erhob den Anspruch, für ihre schlechte wirtschaftliche Lage verantwortlich zu sein?

3 „ ,Es wurde nach vielem ausgeschaut, doch siehe, es gab nur wenig; und ihr habt es ins Haus gebracht, und ich blies darauf — weswegen?‘ ist der Ausspruch Jehovas der Heerscharen. ,Wegen meines Hauses, das wüst liegt, während ihr rennt, ein jeder für sein eigenes Haus. Daher hielten die Himmel ihren Tau über euch zurück, und die Erde selbst hielt ihren Ertrag zurück. Und ich rief ständig nach Trockenheit über die Erde und über die Berge und über das Getreide und über den neuen Wein und über das Öl und über das, was der Erdboden hervorzubringen pflegte, und über den Erdenmenschen und über das Haustier und über all die Mühe der Hände.‘ “ — Haggai 1:7-11.

4. Trotz des Verbotes des Reichsherrschers schrieb Jehova den Juden welche Handlungsweise vor, und welche entscheidende Frage erhob sich dadurch für die Juden?

4 Als die vorhergehenden Worte verkündet wurden, war das verfassungswidrige Verbot, das von dem verstorbenen Perserkönig Artaxerxes über den Bau des Tempels Jehovas in Jerusalem verhängt worden war, immer noch in Kraft. Aber Jehova der Heerscharen, der durch Haggai sprach, sagte den Juden, die es nicht leicht hatten, sie sollten Baumaterialien holen und „das Haus“ bauen, „damit ich Gefallen daran habe und ich verherrlicht werde“. (Haggai 1:8) Folgendes wurde nun die strittige Frage: „Wem soll gehorcht werden — Jehovas Willen oder dem Verbot des Reichsherrschers, dem Willen eines nun verstorbenen, falsch unterrichteten Mannes? Wessen Verfügung soll ausgeführt werden, diejenige des lebendigen Gottes, des Höchsten, des großen Theokraten, oder diejenige eines toten persischen Reichsherrschers?“ Wenn sie sich so verhielten wie die späteren christlichen Apostel, indem sie ‘Gott, dem Herrscher, mehr gehorchten als den Menschen’, so würden sie die Einwände und den Widerstand derer herausfordern, die das Verbot befürworteten, doch würden sie Gottes Wohlgefallen erlangen. (Apostelgeschichte 5:29) Sie gefielen schon jenen heidnischen Gegnern, mißfielen aber Gott. Waren sie nun gewillt, das Mißfallen ihrer heidnischen Widersacher zu erregen und dadurch das Wohlgefallen Jehovas der Heerscharen zu erlangen?

5. Worüber konnten die Widersacher und Gegner keine Gewalt haben, und was konnten sie für die Juden nicht beseitigen?

5 Weder jene heidnischen Widersacher noch das Perserreich hatten Gewalt über das Wetter des Landes Juda. Sie konnten den Himmel nicht veranlassen, in der trockenen Jahreszeit den nötigen Tau zu geben. Sie konnten die Erde nicht veranlassen, ihren Ertrag zu geben, so daß die jüdischen Bebauer des Erdbodens nicht nur viel ausgesät und viel zurückerwartet, sondern auch viel eingebracht hätten. Oder umgekehrt konnten jene Beamten des Perserreiches und die benachbarten Widersacher der Juden die Trockenheit während der gewöhnlich nassen Jahreszeit nicht beseitigen, weder die Trockenheit, die über die Erde, über das Getreide, über den neuen Wein, über das Öl und über alle anderen Erzeugnisse des Bodens kam, noch die Trockenheit, die über Mensch und Haustier und über das kam, wofür sich die Menschen mit ihren Händen abmühten. Aber Jehova der Heerscharen konnte das bewirken, denn diese Widerwärtigkeiten wurden von ihm als Ausdruck seines Mißfallens verursacht.

6. Wen sollten die Juden deshalb fürchten, doch inwiefern bekundeten sie diese Furcht nicht?

6 Verschieden von jenen Israeliten, die in Jeremia 5:24 erwähnt werden, sollten sich die heimgekehrten Juden nicht vor dem Zorn des Perserreiches fürchten, sondern sollten sagen: „Laßt uns nun Jehova, unseren Gott, fürchten, Ihn, der den Regenguß und den Herbstregen und den Frühjahrsregen zu seiner Zeit gibt, Ihn, der sogar die vorgeschriebenen Wochen der Ernte für uns bewahrt.“ (Jeremia 10:10-13) Diese Furcht vor Jehova konnten sie nicht dadurch offenbaren, daß sie lediglich in ihre eigenen Privathäuser liefen, um so schnell wie möglich in ihre eigenen behaglichen Heimstätten zu gelangen, während sie zur gleichen Zeit das Haus der Anbetung ihres Gottes wüst liegen ließen. Das Haus einer so großen Persönlichkeit, wie Jehova der Heerscharen, der große Theokrat, es ist, sollte an die erste Stelle gesetzt werden. Menschenfurcht durfte sie nicht davon abhalten, es zu bauen, damit er daran Gefallen finde und verherrlicht werde.

7, 8. (a) Warum gebot Jehova den Juden, Bauholz für das Haus herbeizubringen? (b) Weshalb war solch ein materielles Haus für Jehova nicht nötig, und warum war es dennoch passend?

7 Das war es, wodurch solch enttäuschenden Zuständen in materieller und geistiger Hinsicht abgeholfen werden konnte, indem sie nämlich Gott, dem Herrscher, mehr gehorchten als den Menschen und darangingen, Gottes Haus der Anbetung zu bauen. Sie sollten den bewaldeten Berg hinaufgehen und Bäume fällen und Bauholz für den Bau des allerwichtigsten Hauses herbeibringen. Nicht, daß Gottes Tempel ausschließlich aus Holz gebaut werden sollte, aber die Steine des zertrümmerten früheren Tempels lagen dort an Ort und Stelle, und Holz für das Getäfel und für andere notwendige Dinge war das unentbehrlichste Material, das zubereitet werden mußte. Nicht, als ob Jehova der Heerscharen ein irdisches, materielles Haus als eine Wohnstätte benötigte, um unter den Juden inmitten ihrer gutgebauten Häuser zu wohnen. Er besaß bereits eine Wohnstätte in den heiligen Himmeln, die nicht mit Menschenhänden gemacht worden war, und dieser Tempel aus Stein und Holz auf dem Berge Moria in Jerusalem war nur eine Darstellung eines künftigen geistigen Tempels, eines wahren Hauses der Anbetung Gottes, des Höchsten. Es war genauso, wie Salomo, der Erbauer des Tempels, gesagt hatte:

8 „Wird Gott aber wahrhaftig auf der Erde wohnen? Siehe! Die Himmel, ja die Himmel der Himmel selbst, können dich nicht fassen, wieviel weniger dann dieses Haus, das ich gebaut habe!“ — 1. Könige 8:27.

9. (a) Wie also würde Gott in diesem Hause wohnen? (b) Indem die Juden in einem solchen Tempel Anbetung darbrachten, würden sie was erneuern, und mit welchen Ergebnissen für sich selbst?

9 Somit würde Gott in dem wieder erbauten Tempel in Jerusalem nicht persönlich, sondern nur durch seinen Geist wohnen, durch seine heilige, unsichtbare wirksame Kraft, und dadurch, daß er sein Angesicht oder seine Aufmerksamkeit diesem Tempel zuwendete. Er würde ihn heiligen oder ihn zu einem heiligen Hause machen, und der Tempel wäre der Mittelpunkt der religiösen Anbetung für die ganze Nation. Dort würden Opfer für Einzelpersonen oder für die ganze Nation auf dem einen von Gott gutgeheißenen Altar dargebracht werden, und dort wäre der Ort, an dem sich die Nation während ihrer drei jährlichen Feste und an dem Sühnetag der ganzen Nation versammeln würde. Dort konnten der Hohepriester Josua, der Sohn Jehozadaks, und alle Unterpriester zugunsten des Volkes amten. So konnte die Nation Israel erneut die Verbindung mit ihrem theokratischen Herrscher, Jehova, aufrechterhalten und konnte in geistig gutem Zustand bleiben. Jehova würde durch den Wiederaufbau des Tempels, auf den sein Name gelegt würde, verherrlicht werden, und er würde sein Wohlgefallen kundmachen, indem er Segnungen auf sie herabgießen würde, Segnungen von geistiger und materieller Art.

GOTT ALS DEM HERRSCHER GEHORCHEN? ODER DEN MENSCHEN?

10, 11. An wen wurde Haggais einleitende Prophezeiung gerichtet, und welche Entscheidung war getroffen worden, wie das die nachfolgende Handlungsweise zeigte?

10 Die einleitende Botschaft des Propheten Haggai war besonders „an Serubbabel, den Sohn Schealtiels, den Statthalter von Juda, und an Josua, den Sohn Jehozadaks, den Hohenpriester“, gerichtet. (Haggai 1:1) Dies verpflichtete sie, die Führung zu übernehmen und der ganzen Nation das rechte Beispiel zu geben. Indes wußten diese beiden Männer, der Statthalter und der Hohepriester, was sie von den Widersachern zu erwarten hatten, wenn sie den Bau des Tempels in Jerusalem von neuem in Angriff nahmen. Was zeigt die Geschichte in bezug auf das, was sie taten — gehorchten sie Jehova der Heerscharen als dem Herrscher oder den Menschen? Sie setzten die geistigen Interessen an die erste Stelle und gehorchten Gott. Haggai berichtet:

11 „Und Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Josua, der Sohn Jehozadaks, der Hohepriester, und alle Übriggebliebenen des Volkes begannen auf die Stimme Jehovas, ihres Gottes, und auf die Worte Haggais, des Propheten, zu hören, da Jehova, ihr Gott, ihn gesandt hatte; und das Volk begann sich Jehovas wegen zu fürchten.“ — Haggai 1:12.

12. Verstand das Volk, wer es war, der Haggai sandte, und welche Furcht überwand es?

12 Aufgrund der Botschaft, die der Prophet dem Volke an jenem Tage des sechsten Neumondes des Jahres verkündigte, wußten dessen Glieder, wo dieser mutige Haggai in der Streitfrage, ob man Gott oder den Menschen gehorchen solle, stand. Sie erkannten, daß Jehova Haggai gesandt hatte, und darum hörten sie auf ihn als den, der Jehovas Botschaft der Stunde übermittelte. Mit offenem Herzen nahmen sie das auf, was er zu sagen hatte, obwohl es in Form eines Verweises war. Sie verstanden den wesentlichen Punkt in Gottes Argumentation mit ihnen. Sie erkannten ihr Versagen, ihre Pflichtvergessenheit. Sie hatten guten Grund, Jehova zu fürchten. Er war der Oberbefehlshaber der himmlischen Heere, der durch seinen Propheten Haggai sprach, und ihre Furcht vor diesem Jehova der Heerscharen überwand jede Furcht vor Menschen oder selbst vor dem Perserreich. Dennoch brauchten sie Ermunterung, und Haggai wurde nun dazu benutzt, sie ihnen zukommen zu lassen.

13. Welche ermutigende Botschaft übermittelte Haggai dann dem Volke?

13 „Und Haggai, der Bote Jehovas, sprach gemäß Jehovas Auftrag an den Boten weiter zum Volk, indem er sagte: ,Ich bin mit euch‘ ist der Ausspruch Jehovas.“ — Haggai 1:13.

14. Was bedeutete diese Botschaft für die Tempelbauleute angesichts all der Widersacher, und welcher Regel, die Jesus Christus später äußerte, würden sie folgen, indem sie sich ans Bauen machten?

14 Was für eine Botschaft hätte jene gottesfürchtigen Juden mehr ermuntern können als diese? Die Widersacher in der Nachbarschaft mochten das ganze Perserreich auf ihrer Seite haben, aber die zurückgekauften Israeliten hatten zufolge ihres Gehorsams Jehova der Heerscharen auf ihrer Seite. Jehova hatte nicht etwa Mißfallen daran, daß sie darangingen, seinen Tempel wieder aufzubauen. Gemäß der Regel, die Jesus Christus mehr als fünfhundertfünfzig Jahre später niederlegte, mußten die Dinge, die dem Cäsar (oder dem Reichsherrscher) gehörten, dem Cäsar gegeben werden, die Dinge aber, die Gott gehörten, mußten ebenfalls Gott gezollt werden, und seine Dinge stehen an erster Stelle. (Matthäus 22:21) Wenn sie nach dieser Regel handelten, wäre Jehova mit ihnen. Das verbürgte ihnen beim Bauen des Tempels Erfolg.

15. Warum vergingen nun mehr als drei Wochen, bevor das Volk die Arbeiten am Hause Jehovas aufnahm und fortsetzte?

15 Im Vertrauen nun auf ihren Gott, den Allmächtigen, machte sich die Nation an das Hauptprojekt, wofür ihre Glieder die lange Rückreise von Babylon in ihr heiliges Heimatland unternommen hatten. Mindestens drei Wochen vergingen, nicht weil sie aus irgendwelcher Furcht die Arbeiten verschoben hätten, sondern um die Dinge für einen richtigen Anfang zu organisieren. Sie wurden alle von Gottes Geist oder von seiner unsichtbaren wirksamen Kraft sehr angespornt, ja sie wirkte in ihnen als eine treibende Kraft. Dann kam der vierundzwanzigste Tag jenes Mondmonats Elul, und was geschah? Haggai, der dort war, sagt es uns: „Und Jehova ging daran, den Geist Serubbabels, des Sohnes Schealtiels, des Statthalters von Juda, und den Geist Josuas, des Sohnes Jehozadaks, des Hohenpriesters, und den Geist aller Übriggebliebenen des Volkes zu erwecken; und sie begannen hereinzukommen und das Werk im Hause Jehovas der Heerscharen, ihres Gottes, zu tun. Es war am vierundzwanzigsten Tag des sechsten Monats, im zweiten Jahr des Königs Darius.“ — Haggai 1:14, 15.

16. Welcher Einstellung waren die Juden zum Opfer gefallen, bevor Haggai zu prophezeien begann, doch was zu tun, wurden sie nun angespornt?

16 Bevor Haggai am ersten Tag des sechsten Monats jenes Jahres prophezeite, hatten der Statthalter Serubbabel und der Hohepriester Josua und der heimgekehrte Überrest des jüdischen Volkes den Drang und die Neigung, das Gefühl der Dringlichkeit, den Eifer und die Begeisterung zum Wiederaufbau des Tempels verloren. Sie waren dem Widerstand und der Einmischung ihrer Widersacher zum Opfer gefallen und sagten sich: „Die Zeit ist nicht gekommen, die Zeit des Hauses Jehovas, daß es gebaut werde.“ (Haggai 1:2) Jetzt aber begannen sie zufolge der durch Haggai ausgerichteten Botschaft ihres Gottes die Dinge anders anzusehen. So erweckte der Oberbefehlshaber, Jehova der Heerscharen, ihrer aller Geist. Nachdem sie sich an die notwendige Organisierung und Vorbereitung gemacht hatten, begannen sie ihr wichtigstes Werk im Lande Juda, indem sie die Vorarbeiten zu dem ganzen Aufbauwerk am Tempel ihres Gottes in Angriff nahmen. Als Datum dafür wird der 24. Elul des zweiten Jahres des Darius I., des Königs von Persien, angegeben. Es war etwa Mitte September des Jahres 520 v. u. Z., also zur Zeit des Jahres, da sich nach der trockenen Jahreszeit des Hochsommers der Tau auf der Pflanzenwelt zu bilden begann.

17. Was schloß dieses vorausgehende Werk ein, und warum kümmerten sich die Juden nicht darum, ob die Widersacher von ihrem Werk Kenntnis nahmen?

17 Zweifellos gefiel es Jehova der Heerscharen, zu sehen, daß dieses fortschreitende Werk in Angriff genommen wurde. Es wurde Bauholz gehauen und zu Balken und Täfelwerk zersägt; auch mußten Steine gebrochen werden. Von der historischen Stätte des Tempels, die vor langer Zeit, im elften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, von König David gekauft worden war, mußten die Trümmer weggeräumt werden. (2. Samuel 24:18-25; 1. Chronika 21:18 bis 22:19; 2. Chronika 3:1) Diese Trümmer mögen sich durch die Jahre hindurch angehäuft haben. Ob die benachbarten heidnischen Widersacher der Juden von dieser vorbereitenden Tätigkeit Kenntnis nahmen, wissen wir nicht. Aber auch wenn sie es taten, so kümmerten sich die emsigen Juden nicht darum. Sie wußten, daß sie das Wohlgefallen ihres Gottes hatten und sein Werk verrichteten und daß Jehova der Heerscharen, der Unbesiegbare, auf ihrer Seite war. Dessenungeachtet würde bestimmt von feindlicher Seite heftiger Widerstand entstehen. Welchen Erfolg hätte er diesmal? Wir werden sehen.

GESCHICHTLICHE PARALLELE

18. Hat es hierzu eine Parallele in der Neuzeit gegeben, und auf wessen Schriften beziehen wir uns hier?

18 Gibt es irgendeine geschichtliche Parallele dazu in der Neuzeit, die dieses Ereignis der alten Zeit aus dem Gebiet einer rein toten Geschichte heraushebt? Wir haben Grund, das zu glauben. Ein jüdischer Schreiber vom ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, ein Pharisäer vom Stamm Benjamin namens Saulus von Tarsus in Kleinasien, warf einen Blick in die ehemalige Geschichte seines Volkes und schrieb dann seine Beobachtungen nieder. An wen schrieb er? Er sandte seinen Brief nach dem kaiserlichen Rom, nicht aber an irgendeinen sogenannten „Bischof von Rom, Nachfolger des Apostelfürsten, Stellvertreter Jesu Christi“. Ganz und gar nicht! Damals hatte die Christenheit mit einem solch religiösen Würdenträger noch keinen Anfang genommen, sondern mußte diesbezüglich erst noch auf Kaiser Konstantin den Großen, der im vierten Jahrhundert lebte, warten. Saulus von Tarsus, der nun ein Apostel Jesu Christi geworden war und Paulus genannt wurde, schrieb einen Brief an die Versammlung der ersten Christen in Rom und besprach vieles aus den inspirierten Hebräischen Schriften.

19. Was Paulus in Römer 15:4 erwähnte, schließt welches prophetische Buch ein?

19 In dem Teil, der jetzt als Römer, Kapitel fünfzehn, Vers vier erscheint, schrieb Paulus: „Denn alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ist zu unserer Unterweisung geschrieben worden, damit wir durch unser Ausharren und durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben können.“ (Römer 1:1-7) Zu diesen Schriften gehörte das Buch Haggai.

20. Warum können wir gemäß 1. Korinther 10:6-11 nach einem vorbildlichen Sinn in der Aufzeichnung Haggais Ausschau halten?

20 Der Apostel Paulus schrieb auch zwei Briefe an die Christenversammlung von Korinth, das in der römischen Provinz Achaia lag, und in seinem ersten Brief, im zehnten Kapitel, spricht er über Ereignisse im Leben der Juden vor alters und sagt: „Diese Dinge nun sind Vorbilder [typische Bilder, griechisch] für uns geworden, damit wir nicht Menschen seien, die schädliche Dinge begehren, so, wie jene sie begehrten. ... Diese Dinge nun widerfuhren ihnen fortgesetzt als Vorbilder [typische Bilder, griechisch], und sie sind zur Warnung für uns geschrieben worden, auf welche die Enden der Systeme der Dinge gekommen sind.“ (1. Korinther 10:6-11) Es ist daher vernünftig, zu erwarten, daß die von dem Propheten Haggai berichteten Ereignisse ebenfalls typisch oder von vorbildlichem Wert sind. In der Tat, in einem inspirierten Brief an die Hebräer zitiert der Apostel Paulus aus dem Buch Haggai und wendet den Text an, und zwar nicht auf die nichtchristianisierten Hebräer, sondern auf die natürlichen, beschnittenen Hebräer, die Jesus Christus als den lange verheißenen Messias angenommen hatten. (Haggai 2:6; Hebräer 12:25-29) So können wir heute in dem Bericht Haggais nach einem vorbildlichen Sinn ausschauen.

EIN GEISTIGES ISRAEL WIRD MIT EINBEZOGEN

21. Wie beschreibt der Apostel Johannes in Offenbarung 11:1-4 einen vorbildlichen Tempel, der ihm geoffenbart wurde?

21 Haggai wurde in Verbindung mit dem vorbildlichen Tempel Jehovas in Jerusalem gebraucht, der in den Tagen des Statthalters Serubbabel und des Hohenpriesters Josua (Jesus, griechisch) wieder aufgebaut wurde. Der letzte überlebende christliche Apostel, Johannes, der Sohn des Zebedäus von Galiläa, wurde vom Römischen Reich auf die Strafinsel Patmos verbannt und hatte dort eine Reihe inspirierter Visionen. In einer dieser Visionen sah er einen Vorbild-Tempel, über den er schreibt: „Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Stabe gleich, als er sprach: ‚Steh auf und miß das Tempelheiligtum Gottes und den Altar und die darin Anbetenden. Aber was den Vorhof außerhalb des Tempelheiligtums betrifft, wirf ihn hinaus und miß ihn nicht, denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die heilige Stadt zweiundvierzig Monate lang niedertreten. Und ich will meine zwei Zeugen tausendzweihundertsechzig Tage mit Sacktuch bekleidet prophezeien lassen.‘ “ — Offenbarung 11:1-4.

22. (a) Was für Zeugen waren jene „zwei Zeugen“? (b) Worauf verließ sich Johannes jetzt in bezug auf die Beziehung zu Jehova?

22 In diesem Fall wären diese symbolischen „zwei Zeugen“ des Gottes des Tempels christliche Zeugen des höchsten Gottes, denn dem Apostel Johannes wurden Dinge gezeigt, die noch geschehen sollten, nicht Dinge der vergangenen jüdischen Geschichte. (Offenbarung 1:1-6) Der Apostel Johannes zählte sich selbst zu den christlichen Zeugen. (Offenbarung 1:9; 19:9, 10) Als dem Johannes diese Offenbarung gegeben wurde, waren, so, wie der Messias, Jesus Christus, es vorausgesagt hatte, der wieder erbaute Tempel von Jerusalem in der römischen Provinz Judäa und auch die heilige Stadt zerstört, und dies vom Jahre 70 unserer Zeitrechnung an. (Matthäus 24:1-22; Markus 13:1-20; Lukas 21:5-24) Weil Johannes ein Jünger des Messias geworden war, den die jüdische Nation verworfen hatte, hatte er sich von den ungläubigen natürlichen Israeliten getrennt. Er war hinsichtlich der Grundlage seiner Beziehung zu Jehova der Heerscharen nicht mehr von seiner Geburt als Israelit abhängig. Um mit Jehova der Heerscharen in Verbindung zu sein, war er davon abhängig, daß er ein geistiger Israelit, ein vom Geiste Gottes Gezeugter, war. Johannes war nun ein „Jude, der es innerlich ist“. Seine Beschneidung war „die des Herzens durch Geist“. — Römer 2:29.

23. Zu welchem „Israel“ gehörte Johannes nun, und in welchem Tempel betete er Jehova an?

23 In geistiger Hinsicht also war der Apostel Johannes eine „neue Schöpfung“. (2. Korinther 5:17) Das ist es, was gemäß den Worten des Apostels Paulus laut Galater 6:14-16 bei Gott zählt: „Nie möge es geschehen, daß ich mich rühme, ausgenommen des Marterpfahls unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt an den Pfahl gebracht worden ist und ich der Welt. Denn weder Beschneidung ist etwas noch Unbeschnittenheit, sondern eine neue Schöpfung ist etwas. Und alle, die nach dieser Regel des Benehmens ordentlich wandeln werden, über sie komme Frieden und Barmherzigkeit, ja über das Israel Gottes.“ Der Apostel Johannes war ein Glied dieses geistigen „Israel Gottes“. Als solches brauchte er keinen Tempel aus Stein und Holz in Jerusalem, um Jehova der Heerscharen anzubeten. Als ein geistiger Israelit betete er Jehova Gott in seinem großen geistigen Tempel an, dem Tempel, von dem der materielle, irdische Tempel, der in Jerusalem gestanden hatte, ein Vorbild war. (Hebräer 9:23-26; 8:1, 2) Stellen wir uns vor, wir müßten einen materiellen Tempel in Jerusalem haben, um Jehova Gott anzubeten! In welcher Lage wären wir dann? Wir können aber im geistigen Tempel anbeten wo Johannes anbetete.

24. Wer also waren jene symbolischen „zwei Zeugen“, wann wurden sie von den Nationen niedergetreten, und wie prophezeiten sie in Sacktuch?

24 Somit sind in der Offenbarung, die Johannes erhalten hat diejenigen, die von Gott als „meine zwei Zeugen“ bezeichnet werden, geistige Israeliten, Gott hingegebene, getaufte Nachfolger des Messias, nämlich Jesu Christi, dem Johannes nachfolgte. Als Anbeter Jehovas der Heerscharen wurden sie sozusagen im Vorhof des geistigen Tempels von den heidnischen Nationen „zweiundvierzig Monate lang“ niedergetreten. Das geschah während des Ersten Weltkrieges, in den Jahren 1914 bis 1918. Während jener Zeit prophezeiten diese symbolischen „zwei Zeugen“ in Sacktuch in dem Sinne, daß die Botschaft, die sie öffentlich verkündigten, eine Botschaft der Trauer war. Sie sagte die kommende Vernichtung, den gewaltsamen Tod, aller heidnischen Nationen voraus, jetzt, da die „Zeiten der Nationen“ im Frühherbst des Jahres 1914 geendet hatten. (Lukas 21:24) Gleich düster aussehenden Propheten im Trauergewand aus Sacktuch prophezeiten sie während des Ersten Weltkrieges tausendzweihundertsechzig Tage lang. (Offenbarung 11:1-3) Was widerfuhr ihnen danach, wie der Apostel Johannes es voraussah?

25. Was widerfuhr ihnen gemäß der Vision des Johannes, nachdem sie ihr Zeugnisgeben beendet hatten?

25 „Und wenn sie ihr Zeugnisgeben beendet haben, wird das wilde Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen und sie besiegen und sie töten. Und ihre Leichname werden auf der breiten Straße der großen Stadt liegen, die in geistigem Sinne Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr an den Pfahl gebracht wurde.“ — Offenbarung 11:7, 8.

26. Wie erfüllte sich jenes prophetische Bild während des Ersten Weltkrieges?

26 Dieses wilde Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, wird später als Symbol der Weltorganisation der Politik gezeigt, die jetzt jahrtausendealt ist. Im Frühjahr 1918, ehe der Erste Weltkrieg vorüber war, benutzte diese tierische politische Organisation die Kriegsverhältnisse, um die biblischen Schriften zu verbieten, die von der Klasse der „zwei Zeugen“ benutzt wurden, und setzte Gott hingegebene Christen gefangen, die sich zuvörderst damit beschäftigten, sie zu veröffentlichen. So wurde das freie, öffentliche Werk der symbolischen „zwei Zeugen“ getötet, und soweit es das öffentliche Zeugnisgeben für Jehovas theokratische Herrschaft betrifft, wurden sie wie Tote, wie Leichname, die auf den Straßen der Christenheit lagen und der Schande und der religiösen Verfolgung ausgesetzt waren.

27. In welchem Zustand glichen sie um jene Zeit den Israeliten, warum aber dauerte dieser für diese „Zeugen“ nicht lange?

27 Zu jener Zeit glichen die Gott hingegebenen, getauften christlichen Anbeter im geistigen Tempel Jehovas der Heerscharen den natürlichen Israeliten, die von 607 bis 537 v. u. Z. im Exil in Babylon geweilt hatten. Aber in der erwähnten prophetischen Vision der Offenbarung wurde vorausgesehen, daß dieser Zustand unter den symbolischen „zwei Zeugen“ nicht lange andauern würde — sozusagen nur ‘dreieinhalb Tage’. Was dann? Wurden ihre Leichname begraben? Nein! Sie wurden wiederbelebt. „Und nach den dreieinhalb Tagen kam von Gott her Geist des Lebens in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße, und große Furcht befiel die, die sie sahen.“ (Offenbarung 11:9-11) Somit wurden auch diese verfolgten christlichen „Propheten“, die Gottes neugeborenes messianisches Königreich verkündeten, weder in der Christenheit noch in dem ganzen übrigen Teil Babylons der Großen, des Weltreiches der falschen Religion, für immer begraben. Im Frühjahr 1919 kam „von Gott her Geist des Lebens in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße“, indem sie als die beauftragten Zeugen für das Königreich Gottes und seines Messias wieder öffentlich hervortraten. Wie der israelitische Überrest der Tage Haggais, der aus Babylon nach Jerusalem und Juda zurückgeführt worden war, nahmen sie ihren rechten geistigen Stand wieder ein.

28. Was mußten diese befreiten „Zeugen“ wie im Fall der heimgekehrten Juden der Zeit Haggais nun tun?

28 Obwohl damals Beamte und Mitglieder des Hauptbüros der Watch Tower Bible & Tract Society aus dem Gefängnis freigelassen wurden, waren immer noch Verbote der von dieser Gesellschaft herausgegebenen und früher international von den Gott hingegebenen, getauften christlichen Bibelforschern verbreiteten Schriften in Kraft. Doch wie im Fall der in ihr Heimatland zurückgebrachten Israeliten vor alters mußte die öffentliche Anbetung Jehovas der Heerscharen in seinem geistigen Tempel wiederbelebt, sozusagen aufgebaut werden. Der Dienst in seinem geistigen Tempel mußte in ihrem befreiten geistigen Stand den ersten Platz erhalten, und die Gelegenheiten der Nachkriegszeit, materialistische Ziele zu verfolgen, durften der Anbetung Gottes und dem Königreichsdienst nicht vorangestellt werden. Die Menschenfurcht mußte verschwinden, und sie mußten ganz auf den großen Theokraten, Jehova der Heerscharen, bauen und ihm restlos vertrauen. Die Zeit des Trauerns über die früher, während der Kriegszeit, erlittenen Verfolgungen und Beschwerden und die erduldete Gefangenschaft gehörte nun der Vergangenheit an. In ihrem wiederhergestellten geistigen Stand der rechten Beziehungen zu Jehova der Heerscharen waren sie in eine festliche Zeit geistigen Frohlockens und der Lobpreisung und Danksagung gegenüber ihrem großen Befreier, Jehova, eingetreten.

29. Für wen in neuzeitlicher Hinsicht war nun die Zeit gekommen, und wie begann die Stimme des Betreffenden gehört zu werden, wie dies aus der Ausgabe vom 15. Mai 1919 der Zeitschrift The Watch Tower hervorgeht?

29 Die Zeit für einen neuzeitlichen Haggai war gekommen, da der Name Haggai „festlich“, „Fest“ bedeutet, oder wenn Haggai nur die verkürzte Form für Haggiah ist, so bedeutet der Name „Fest [Chag] Jahs“, das heißt „Fest Jehovas“. Um diese passende Zeit begann eine Stimme wie diejenige Haggais, ‘des Boten Jehovas’, gehört zu werden. Laßt uns diese Botschaft beachten, die auf Seite 150 der Ausgabe vom 15. Mai 1919 der Zeitschrift The Watch Tower and Herald of Christ’s Presence veröffentlicht wurde. Diese Botschaft erschien in der zweiten Spalte unter dem Untertitel „Zeiten der Erfrischung“. Es hieß dort:

Alle Apostel des Herrn wiesen auf das zweite Kommen des Herrn hin und kennzeichneten es als einen Tag der Segnung für die Menschheit. St. Paulus bezog sich auf diese Zeit und sprach: ‘Gott hat einen Tag bestimmt, an welchem er die Welt richten wird in Gerechtigkeit.’ (Apostelgeschichte 17:31) Der Apostel Petrus beschreibt dies als eine Zeit der Erquickung, wenn Wiederherstellungssegnungen der ganzen Menschheit angeboten werden sollen, welche Segnungen Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten vorausgesagt hat. Alle Propheten von Samuel bis Maleachi sagten das Kommen dieses Tages voraus, und St. Paulus unterrichtet uns deutlich, daß alle diese Dinge zum Wohl derer, die gerade zu der Zeit leben, in der wir uns jetzt befinden, zuvor geschrieben wurden. (Römer 15:4) Jesus sagte in seiner großen Prophezeiung den Abfall der Geistlichkeit voraus und daß falsche Lehren gelehrt würden. Er prophezeite die schwierigen Zustände, die jetzt auf der Erde herrschen, und zeigte dann, daß sein Königreich allein den Menschen die gewünschten Segnungen bringen würde. Der Prophet sagte, er werde ‘alle Nationen erschüttern; und das Ersehnte aller Nationen werde dann kommen’. (Haggai 2:7) Die Erschütterung ist jetzt im Gange. Krieg, Revolution usw. bilden diese Erschütterung. „In jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht.“ — Daniel 12:1.

Welch wunderbare Gelegenheit verpaßt die Geistlichkeit, indem sie nicht auf das Wort des Herrn achtet und den Menschen jetzt nicht kundtut, auf welche Weise sie das haben können, was sie sich wünschen: Frieden, Glück, Überfluß, Freiheit und ewiges Leben! Statt dessen nehmen viele von ihr an der Verfolgung demütiger Christen teil, die einst Glieder ihrer Herde waren und die danach streben, in Schwachheit das Kommen des Königreiches des Messias anzukündigen. Jesus sagte voraus, daß dies ein weiterer Beweis von der Aufrichtung der neuen Ordnung wäre. — Lukas 21:12, 13.

EIN NEUZEITLICHER HAGGAI

30. Wer verkündete in der Nachkriegszeit eine ermutigende Botschaft gleich derjenigen Haggais, und warum hatte Gott sie durch die Erlebnisse des Ersten Weltkrieges hindurch am Leben erhalten?

30 Die Geistlichkeit der Christenheit hat verfehlt, eine solch anspornende Botschaft, wie es die des ehemaligen Propheten Haggai war, kundzutun. Aber Tausende Gott hingegebener, getaufter christlicher Leser der Zeitschrift Der Wacht-Turm sind darauf eingegangen, nun, da sie die prüfungsvolle Zeit des Ersten Weltkrieges überstanden hatten und von Jehova der Heerscharen wieder in ihren rechtmäßigen geistigen Stand auf Erden eingesetzt worden waren. Es wurde ihnen geholfen, etwas sehr Folgenschweres zu erkennen. Was denn? Die Tatsache, daß sie, wenn sie die günstigen Gelegenheiten, materielle Wohlfahrt zu erlangen, die ihnen die Nachkriegszeit bot, voll ausnutzten, in geistiger Hinsicht leiden würden. Sie würden sich Jehovas Mißfallen zuziehen. Sie begannen zu verstehen, daß sie durch die Prüfungen und Verfolgungen während des Weltkrieges nicht deshalb bewahrt worden waren, um sich nun der materiellen Bequemlichkeiten des Lebens zu erfreuen und sich zusammen mit der Welt unter dem Schutz des beantragten Völkerbundes für Weltfrieden und Sicherheit häuslich niederzulassen. Im Gegenteil, Jehova hatte sie barmherzigerweise verschont, so daß sie ihre Aufmerksamkeit in erster Linie seiner Anbetung und seinem Dienst im geistigen Tempel zuwenden könnten. Er wollte, daß sie für das messianische Königreich als des Menschen einzige Hoffnung und nicht für den Völkerbund Zeugnis ablegen sollten.

31, 32. (a) Wieso mag damals wie in den Tagen Haggais eine gewisse Unsicherheit und Schüchternheit geherrscht haben, wie dies aus dem ersten Teil des Leitartikels der Ausgabe vom Oktober/November 1919 der Zeitschrift Der Wacht-Turm hervorgeht? (b) Doch welche besondere Ermutigung war darin auch enthalten?

31 Wie in den Tagen des Propheten Haggai, während des zweiten Jahres des Perserkönigs Darius I., mag es eine gewisse Unsicherheit und Schüchternheit in bezug auf die Betätigung im öffentlichen Dienst Jehovas gegeben haben. Dann erschien in der Ausgabe vom Oktober/November 1919 des Wacht-Turms der erste Teil des Leitartikels „Glückselig sind die Furchtlosen“. Der Leittext dieses Artikels war aus Lukas 12:32, wo es heißt: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (EB). Was die Sache noch begeisternder machte, war der Artikel „Hauptversammlung: Cedar Point, Eriesee“, der in der englischen Ausgabe vom 1. August 1919 erschien und eine ganze Seite umfaßte. Es sollte eine Zusammenkunft für die Dauer einer ganzen Woche werden, und unter anderem hieß es in dieser Bekanntmachung auf Seite 235:

32 „Es ist der Brauch der Gesellschaft [Watch Tower Bible & Tract Society], jedes Jahr eine Hauptversammlung abzuhalten. Letztes Jahr [1918] konnten wir sie wegen der damals herrschenden Verhältnisse nicht abhalten. Ungeachtet der lokalen größeren Zusammenkünfte, die in diesem Jahr stattfinden, scheint es dem Herrn wohlzugefallen, daß die Internationale Bibelforscher-Vereinigung eine Hauptversammlung abhält, um den Freunden Gelegenheit zu bieten, sie aus allen Teilen der Vereinigten Staaten und Kanadas zu besuchen. ... Es wird erwartet, daß es die größte und nutzbringendste der Hauptversammlungen werden wird, die seit vielen Jahren stattgefunden haben. Sie wird Gelegenheit zu Besprechungen und zur Vorbereitung auf das künftige große Werk bieten, das vor uns liegt.“

33. Was für eine weitere ermutigende Botschaft enthielt der zweite Teil derselben Ausgabe der Zeitschrift Der Wacht-Turm?

33 In der gleichen Ausgabe (deutsch: Oktober/November 1919) erschien der zweite Teil des Artikels „Glückselig sind die Furchtlosen“. Der zweitletzte Abschnitt desselben lautete:

Diese kleine Schar von Christen kämpft den größten Kampf aller Zeiten. Es wird niemals einen gleichen geben. Der große Gott des Universums hat ihn angeordnet; der große Erlöser, der König der Könige und der Herr der Herren, ist der Anführer und Führer dieser kleinen Schar. Wir wissen, daß er des Sieges absolut gewiß ist, und daher wissen wir, daß [wir], nachdem wir berufen und dazu erwählt worden sind, in diesem Wettlaufe zu laufen, [sofern] wir dann fortfahren, treu und furchtlos zu sein, und von der Liebe zu unseren Handlungen angetrieben werden und ihm bei jeder möglichen Gelegenheit treu bis zum Ende dienen, ... schließlich als Sieger mit ihm dastehen und die Billigung des Vaters hören werden: „Wohlgetan, du guter und treuer Knecht.“ Laßt uns uns daher nicht fürchten, denn „deine Wohnung ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme“.

34. (a) Welche Wirkung hatte diese Botschaft auf den gesalbten Überrest? (b) Wieso war die achttägige Hauptversammlung in Cedar Point (Ohio, USA) wie ein „Fest Jehovas“?

34 Dies hatte dieselbe herzermunternde, anspornende Wirkung, wie wenn der Prophet Haggai zu diesem Gott hingegebenen, getauften Überrest geistiger Israeliten spräche: „ ‚Ich bin mit euch‘ ist der Ausspruch Jehovas.“ (Haggai 1:13) Cedar Point (Ohio) am Eriesee liegt an der Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten; daher strömten etwa 6 000 Glieder des Überrestes aus beiden Ländern zu dem achttägigen Kongreß in diesem Erholungsort. Sie freuten sich miteinander wie an einem „Fest Jehovas“. Sie lauschten begierig den vielen biblischen Ansprachen, die fähige Redner hielten, lernten das besondere Merkmal des Werkes kennen, das vor ihnen lag, und gingen auf diesen Aufschluß freudig ein. Am Samstag nachmittag, den 6. September symbolisierten nach einer Taufansprache mehr als 200 Personen ihre Hingabe an Jehova Gott durch ihre Taufe im Eriesee. Am Sonntag nachmittag hörten sich etwa 7 000 Personen den öffentlichen Vortrag „Die Hoffnung für die bedrängte Menschheit“ an, der von dem kurz zuvor, nämlich am 26. März 1919, aus der in ungerechter Weise über ihn verhängten Gefängnishaft entlassenen Präsidenten der Watch Tower Society gehalten wurde. Gottes messianisches Königreich war diese Hoffnung, nicht der Völkerbund.

35. Wie weitreichend war die Wirkung jener ersten Hauptversammlung der Nachkriegszeit, und welchem Ansporn in den Tagen Haggais kam sie gleich?

35 Die Wirkung dieser ersten Hauptversammlung nach dem Krieg machte sich rund um die Erde bei den Gott hingegebenen, getauften und gesalbten Überrestgliedern Jehovas Gottes bemerkbar. Ohne Menschenfurcht machten sie sich eifrig an das geistige Werk, das ihnen der große Theokrat in Aussicht gestellt hatte. Es war wie an jenem vierundzwanzigsten Tag des sechsten Monats (Elul) des zweiten Jahres des Darius I. von Persien, als Jehova den Geist des Statthalters Serubbabel und des Hohenpriesters Josua sowie des Überrestes des jüdischen Volkes dort in Juda erweckt hatte. Der Überrest gesalbter Christen setzte irdische, materielle Interessen an die zweite Stelle und widmete sich dem Dienst Jehovas der Heerscharen in seinem Tempel. Natürlich geschah all dies unter der unsichtbaren Leitung des größeren Serubbabel und des größeren Hohenpriesters Josua, nämlich des Herrn Jesus Christus, der seine messianische Regierung als König und Priester gleich dem ehemaligen Priester Melchisedek, König von Salem, angetreten hatte. (Psalm 110:1-4; Apostelgeschichte 2:34-36; Hebräer 5:5, 6; 7:1-22; Haggai 1:14, 15) Die Feinde mußten diese Tätigkeit des Überrestes bestimmt wahrnehmen.

36. Wie entsprach dies der Erfahrung der „zwei Zeugen“, nachdem sie wieder lebendig geworden waren und sich auf die Füße gestellt hatten, und was geschah also mit den neuzeitlichen „zwei Zeugen“?

36 Es war geradeso wie im Fall der symbolischen „zwei Zeugen“ Jehovas, die wiederbelebt wurden, nachdem sie dreieinhalb Tage auf der breiten Straße der „großen Stadt“ tot dagelegen hatten. Was folgte, nachdem sich diese „zwei Zeugen“ zum großen Schrecken ihrer Feinde auf die Füße gestellt hatten? „Und sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen: ,Kommt hierherauf.‘ Und sie gingen in der Wolke in den Himmel hinauf, und ihre Feinde sahen sie.“ (Offenbarung 11:7-12) *. Diese symbolischen „zwei Zeugen“ wurden somit himmlische Zeugen Jehovas Gottes, des Allmächtigen. Jener Vision getreu, folgte damals, im Jahre 1919 u. Z., der treue Überrest der gesalbten Zeugen dem Rufe Jehovas und begab sich furchtlos in seinen Tempeldienst. Das trennte dessen Glieder von der durch den Krieg schuldbeladenen Christenheit und ihrem Völkerbund und erhob sie himmelhoch über ihre religiösen Feinde, so daß nun das Niveau ihres geistigen Dienstes hoch über dem der Geistlichkeit der Christenheit liegt. Sie sind Diener und Zeugen Gottes, des Höchsten.

[Fußnote]

^ Abs. 36 Siehe 19. Kapitel, betitelt „Tod und Auferstehung der ,zwei Zeugen‘ “, Seite 306-332 des Buches „Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet“, 1970 veröffentlicht.

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