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Die rivalisierenden Könige auf dem Weg ins 20. Jahrhundert

Die rivalisierenden Könige auf dem Weg ins 20. Jahrhundert

Kapitel fünfzehn

Die rivalisierenden Könige auf dem Weg ins 20. Jahrhundert

1. Wer war gemäß einem Historiker im 19. Jahrhundert in Europa führend?

„DAS Europa des 19. Jahrhunderts zeichnet sich durch einen Dynamismus aus, der alles bis dahin Bekannte übertrifft“, schreibt der Historiker Norman Davies. Er fügt hinzu: „Europa strotzte vor Kraft wie nie zuvor — technisch, wirtschaftlich, kulturell und auch was seinen interkontinentalen Einfluß betraf.“ Führend in dem „triumphalen Jahrhundert des starken Europas“ war, wie Davies bemerkt, „in erster Linie Großbritannien ... und in den letzten Jahrzehnten Deutschland“.

‘GENEIGT, SCHLECHTES ZU TUN’

2. Welche Mächte nahmen am Ende des 19. Jahrhunderts die Stellung des „Königs des Nordens“ und die des „Königs des Südens“ ein?

2 Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Deutsche Reich der „König des Nordens“, und Großbritannien nahm die Stellung des „Königs des Südens“ ein (Daniel 11:14, 15). „Was diese beiden Könige betrifft“, sagte der Engel Jehovas, „ihr Herz wird geneigt sein, Schlechtes zu tun, und Lüge werden sie an e i n e m Tisch ständig reden.“ Weiter erklärte er: „Aber nichts wird gelingen, denn das Ende ist noch für die bestimmte Zeit“ (Daniel 11:27).

3, 4. (a) Wer war der erste Kaiser des Deutschen Reiches, und welcher Bund wurde geschlossen? (b) Welche Politik verfolgte Kaiser Wilhelm?

3 Am 18. Januar 1871 wurde Wilhelm I. der erste Kaiser des Deutschen Reiches. Er ernannte Otto von Bismarck zum Reichskanzler. Bismarck war darauf bedacht, das neue Reich zu stärken. Er vermied daher Auseinandersetzungen mit anderen Staaten und verbündete sich mit Österreich-Ungarn und Italien im sogenannten Dreibund. Doch die Interessen dieses neuen Königs des Nordens kollidierten recht bald mit denen des Königs des Südens.

4 Nachdem Wilhelm I. und sein Nachfolger, Friedrich III., 1888 gestorben waren, bestieg der 29jährige Wilhelm II. — kurz Kaiser Wilhelm genannt — den Thron. Er zwang Bismarck abzudanken und verfolgte mit seiner Politik das Ziel, Deutschlands Einfluß in der Welt auszudehnen. Unter Wilhelm II. zeigte Deutschland „ein anmaßendes und dünkelhaftes Gebaren“, wie ein Historiker schrieb.

5. Inwiefern saßen die beiden Könige „an e i n e m Tisch“, und was redeten sie dort?

5 Als Zar Nikolaus II. von Rußland in Den Haag (Niederlande) für den 24. August 1898 eine Friedenskonferenz einberief, herrschte international eine gespannte Atmosphäre. Auf dieser Konferenz und auf der folgenden im Jahre 1907 wurde durch Abkommen der Ständige Schiedsgerichtshof in Den Haag errichtet. Sowohl das Deutsche Reich als auch Großbritannien traten diesem Gerichtshof bei und gaben sich damit den Anschein, für Frieden einzutreten. Sie saßen „an e i n e m Tisch“ als scheinbare Freunde, doch ‘ihr Herz war geneigt, Schlechtes zu tun’. Die diplomatische Taktik, ‘an e i n e m Tisch Lüge zu reden’, war nicht dazu angetan, wahren Frieden zu fördern. Was ihre politischen, kommerziellen und militärischen Ambitionen betrifft, konnte ‘nichts gelingen’, weil das Ende der beiden Könige „noch für die [von Jehova Gott] bestimmte Zeit“ war.

„GEGEN DEN HEILIGEN BUND“

6, 7. (a) Inwiefern ‘kehrte’ der König des Nordens ‘in sein Land zurück’? (b) Wie reagierte der König des Südens auf die Erweiterung des Einflußbereichs des Nordkönigs?

6 Der Engel Gottes fuhr fort zu sagen: „Und er [der König des Nordens] wird in sein Land zurückkehren mit einer großen Menge Habe, und sein Herz wird gegen den heiligen Bund sein. Und er wird wirksam handeln und gewiß in sein Land zurückkehren“ (Daniel 11:28).

7 Kaiser Wilhelm kehrte in das „Land“ oder den irdischen Zustand des alten Königs des Nordens zurück. Inwiefern? Insofern als er eine imperialistische Herrschaft aufbaute, durch die das Deutsche Reich vergrößert und sein Einfluß ausgedehnt werden sollte. Wilhelm II. verfolgte in Afrika und anderen Gebieten kolonialistische Ziele. Er wollte Großbritannien die Vormachtstellung zur See streitig machen und ging deshalb daran, eine schlagkräftige Flotte aufzubauen. „In wenig mehr als einem Jahrzehnt wurde aus Deutschland als unbedeutender Seemacht die zweitgrößte nach Großbritannien“ ist in The New Encyclopædia Britannica zu lesen. Um seine Vormachtstellung zu behaupten, mußte Großbritannien tatsächlich den Ausbau seiner Flotte intensivieren. Auch handelte es mit Frankreich die Entente cordiale aus und ein ähnliches Abkommen mit Rußland, wodurch die sogenannte Tripelentente entstand. Jetzt war Europa militärisch in zwei Lager gespalten: Auf der einen Seite stand der Dreibund und auf der anderen die Tripelentente.

8. Wie kam das Deutsche Reich zu „einer großen Menge Habe“?

8 Das Deutsche Reich verfolgte eine aggressive Politik, die Deutschland „eine große Menge Habe“ eintrug, weil es im Dreibund die führende Rolle spielte. Österreich-Ungarn und Italien waren katholisch. Deshalb stand der Dreibund auch in der Gunst des Papstes, was nicht auf den König des Südens und die Tripelentente zutraf, zu der sich hauptsächlich nichtkatholische Staaten zusammengeschlossen hatten.

9. Inwiefern war der König des Nordens im Herzen „gegen den heiligen Bund“?

9 Wie verhielten sich Jehovas Diener? Sie hatten längst erklärt, daß 1914 die „bestimmten Zeiten der Nationen“ enden würden * (Lukas 21:24). In jenem Jahr wurde im Himmel Gottes Königreich aufgerichtet, an dessen Spitze Jesus Christus, der Erbe König Davids, steht (2. Samuel 7:12-16; Lukas 22:28, 29). Bereits im März 1880 wurde in der englischen Ausgabe der Zeitschrift Der Wachtturm die Herrschaft des Königreiches Gottes mit dem Ende der „bestimmten Zeiten der Nationen“ oder der „Zeiten der Heiden“ (Lutherbibel) in Zusammenhang gebracht. Aber das Herz des deutschen Königs des Nordens war ‘gegen den heiligen Königreichsbund’. Statt die Herrschaft des Königreiches anzuerkennen, ‘handelte’ Kaiser Wilhelm ‘wirksam’, indem er seine Weltherrschaftspläne förderte. Dadurch säte er jedoch den Samen für den Ersten Weltkrieg.

DER KÖNIG WIRD IN EINEM KRIEG „VERZAGEN“

10, 11. Wie begann der Erste Weltkrieg, und inwiefern war das „zur bestimmten Zeit“?

10 „Zur bestimmten Zeit wird er [der König des Nordens] zurückkehren“, sagte der Engel voraus, „und er wird tatsächlich gegen den Süden kommen; aber es wird sich erweisen, daß es zuletzt nicht gleich ist wie zuerst“ (Daniel 11:29). Die von Gott „bestimmte Zeit“, die Herrschaft der Nationen über die Erde zu beenden, kam 1914, als er das himmlische Königreich aufrichtete. Am 28. Juni jenes Jahres wurden der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajevo (Bosnien) von einem serbischen Terroristen ermordet. Das war der Funke, der den Ersten Weltkrieg auslöste.

11 Kaiser Wilhelm forderte Österreich-Ungarn auf, sich an Serbien zu rächen. Der deutschen Unterstützung sicher, erklärte Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Aber Rußland kam Serbien zu Hilfe. Als Deutschland Rußland den Krieg erklärte, unterstützte Frankreich (ein Verbündeter in der Tripelentente) Rußland. Deutschland erklärte daraufhin Frankreich den Krieg. Um Paris leichter erreichen zu können, marschierten die deutschen Truppen in Belgien ein, dessen Neutralität von Großbritannien garantiert worden war. Daher erklärte Großbritannien Deutschland den Krieg. Weitere Nationen traten in den Krieg ein, und Italien wechselte zur anderen Seite. Im Krieg erklärte Großbritannien Ägypten zu seinem Protektorat, um zu verhindern, daß der König des Nordens den Sueskanal abschnitt und in Ägypten, das alte Land des Südkönigs, einfiel.

12. In welcher Hinsicht war es im Ersten Weltkrieg ‘nicht gleich wie zuerst’?

12 „Trotz der Größe und Stärke der Alliierten schien Deutschland fast den Krieg zu gewinnen“ ist in The World Book Encyclopedia zu lesen. In früheren Konflikten zwischen den beiden Königen war durchweg das Römische Reich, der König des Nordens, siegreich gewesen. Diesmal war es jedoch ‘nicht gleich wie zuerst’. Der König des Nordens verlor den Krieg. Der Engel nannte den Grund dafür: „Es werden gegen ihn gewiß die Schiffe von Kittim kommen, und er wird verzagen müssen“ (Daniel 11:30a). Worum handelte es sich bei den „Schiffen von Kittim“?

13, 14. (a) Was waren im wesentlichen die „Schiffe von Kittim“, die gegen den König des Nordens kamen? (b) Inwiefern kamen im Verlauf des Ersten Weltkriegs weitere Schiffe von Kittim?

13 Zur Zeit Daniels hieß Zypern Kittim. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Zypern von Großbritannien annektiert. Außerdem schließt gemäß einem Werk der Name Kittim „in erweitertem Sinn den W[esten] im allgemeinen ein, bes[onders] allerdings den seefahrenden W[esten]“ (The Zondervan Pictorial Encyclopedia of the Bible). In einer englischen Bibelübersetzung wird der Ausdruck „Schiffe von Kittim“ mit „Schiffe der westlichen Küstengegenden“ wiedergegeben (New International Version). Im Ersten Weltkrieg erwiesen sich die Schiffe von Kittim hauptsächlich als die Schiffe Großbritanniens, das im Westen dem europäischen Festland vorgelagert ist.

14 Im Verlauf des Krieges wurde die britische Flotte durch weitere Schiffe von Kittim verstärkt. Am 7. Mai 1915 versenkte das deutsche U-Boot U20 an der Südküste Irlands das Passagierschiff Lusitania. Unter den Todesopfern befanden sich 128 Amerikaner. Später dehnte Deutschland den U-Boot-Krieg auf den Atlantik aus. Das führte dazu, daß US-Präsident Woodrow Wilson am 6. April 1917 Deutschland den Krieg erklärte. Verstärkt durch Kriegsschiffe und Truppen der USA, führte der König des Südens — nun die anglo-amerikanische Weltmacht — uneingeschränkt Krieg gegen seinen Rivalen.

15. Wann ‘verzagte’ der König des Nordens?

15 Von der anglo-amerikanischen Weltmacht angegriffen, ‘verzagte’ der König des Nordens und gestand im November 1918 seine Niederlage ein. Wilhelm II. ging in die Niederlande ins Exil, und Deutschland wurde eine Republik. Aber für den König des Nordens war noch nicht das Ende gekommen.

DER KÖNIG HANDELT „WIRKSAM“

16. Wie würde der König des Nordens gemäß der Prophezeiung auf seine Niederlage reagieren?

16 „Er [der König des Nordens] wird tatsächlich zurückkehren und Strafankündigungen gegen den heiligen Bund schleudern und wirksam handeln; und er wird zurückgehen müssen und wird denen Beachtung schenken, die den heiligen Bund verlassen“ (Daniel 11:30b). Das hatte der Engel vorausgesagt, und so kam es auch.

17. Was führte zum Aufstieg Adolf Hitlers?

17 Nach Kriegsende zwangen die siegreichen Alliierten 1918 Deutschland einen demütigenden Friedensvertrag auf. Das deutsche Volk empfand die Vertragsbedingungen als hart, und die neue Republik war von Anbeginn schwächlich. Deutschland litt einige Jahre lang große Not und hatte als Folge der Weltwirtschaftskrise schließlich 6 Millionen Arbeitslose. Anfang der 1930er Jahre ebneten die Verhältnisse den Weg für den Aufstieg Adolf Hitlers. Im Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler und im darauffolgenden Jahr Präsident des Dritten Reiches, wie es die Nationalsozialisten nannten. *

18. Inwiefern handelte Hitler „wirksam“?

18 Sogleich nach seiner Machtergreifung unternahm Hitler einen heftigen Angriff gegen „den heiligen Bund“, vertreten durch die gesalbten Brüder Jesu Christi (Matthäus 25:40). Dabei handelte er „wirksam“ gegen die loyalen Christen, von denen er viele grausam verfolgte. Hitler hatte wirtschaftliche und diplomatische Erfolge zu verzeichnen und handelte auch auf diesen Gebieten „wirksam“. Im Verlauf weniger Jahre machte er aus Deutschland einen Staat, der auf der Weltbühne eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen sollte.

19. Wen umwarb Hitler auf der Suche nach Unterstützern?

19 Hitler ‘schenkte denen Beachtung, die den heiligen Bund verlassen’ hatten. Wer war damit gemeint? Offensichtlich die Führer der Christenheit, die behaupteten, in einem Bundesverhältnis zu Gott zu stehen, aber aufgehört hatten, Jünger Jesu Christi zu sein. Hitler gelang es, sich den Beistand derer zu sichern, „die den heiligen Bund verlassen“ hatten. Zum Beispiel schloß er mit dem Papst in Rom ein Konkordat. 1935 schuf er das Reichsministerium für die kirchlichen Angelegenheiten. Eines seiner Ziele bestand darin, staatlicherseits größeren Einfluß auf die evangelische Kirche auszuüben.

DIE „STREITARME“ GEHEN VON DEM KÖNIG AUS

20. Welcher „Streitarme“ bediente sich der König des Nordens, und gegen wen?

20 Schon bald zettelte Hitler einen Krieg an, was der Voraussage des Engels entsprach: „Da werden Streitarme sein, die aufstehen werden, von ihm ausgehend; und sie werden tatsächlich das Heiligtum, die Festung, entweihen und das beständige Opfer entfernen“ (Daniel 11:31a). Die „Streitarme“ waren die Streitkräfte, mit denen der König des Nordens im Zweiten Weltkrieg gegen den König des Südens kämpfte. Am 1. September 1939 marschierten die „Streitarme“ des nationalsozialistischen Deutschland in Polen ein. Zwei Tage darauf erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg, um Polen Beistand zu leisten. Damit hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. Polen war schnell bezwungen. Und kurze Zeit danach besetzten deutsche Streitkräfte Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich. „Ende 1941 beherrschte das nationalsozialistische Deutschland den Kontinent“, wie The World Book Encyclopedia schreibt.

21. Inwiefern wendete sich im Zweiten Weltkrieg das Blatt zuungunsten des Nordkönigs, und was war das Ergebnis?

21 Obwohl Deutschland und die Sowjetunion den deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag unterzeichnet hatten, fiel Hitler am 22. Juni 1941 in die Sowjetunion ein. Auf Grund dieser Aktion stellte sich die Sowjetunion auf die Seite Großbritanniens. Trotz anfänglicher spektakulärer Erfolge der deutschen Streitkräfte leisteten die sowjetischen Armeen energischen Widerstand. Am 6. Dezember 1941 mußten die deutschen Armeen bei Moskau eigentlich eine Niederlage einstecken. Japan, der Verbündete Deutschlands, bombardierte am darauffolgenden Tag Pearl Harbor (Hawaii). Als Hitler davon erfuhr, erklärte er seinen Vertrauten: „Jetzt ist es unmöglich, daß wir den Krieg noch verlieren.“ Am 11. Dezember erklärte er den Vereinigten Staaten überstürzt den Krieg. Er unterschätzte aber sowohl die Stärke der Sowjetunion als auch die der Vereinigten Staaten. Bald wendete sich das Blatt zu seinen Ungunsten, als die Sowjetarmee von Osten und die britischen und amerikanischen Streitkräfte von Westen her vorstießen. Aus einem Gebiet nach dem anderen mußten sich die deutschen Armeen zurückziehen. Nach Hitlers Selbstmord kapitulierte Deutschland am 7. Mai 1945 vor den Alliierten.

22. Wie ‘entweihte’ der König des Nordens ‘das Heiligtum’, und wie ‘entfernte er das beständige Opfer’?

22 „Sie [die NS-„Streitarme“] werden tatsächlich das Heiligtum, die Festung, entweihen und das beständige Opfer entfernen“, sagte der Engel. Im alten Juda war das Heiligtum ein Teil des Tempels in Jerusalem. Als jedoch die Juden Jesus verwarfen, verwarf Jehova sie und ihren Tempel (Matthäus 23:37 bis 24:2). Seit dem 1. Jahrhundert u. Z. handelt es sich bei dem Tempel Jehovas um einen geistigen Tempel; das Allerheiligste befindet sich in den Himmeln und der geistige Vorhof, in dem die gesalbten Brüder Jesu, des Hohenpriesters, dienen, auf der Erde. Seit den 1930er Jahren bringt eine „große Volksmenge“ in Gemeinschaft mit dem gesalbten Überrest Anbetung dar, weshalb von ihr gesagt wird, sie diene ‘im Tempel Gottes’ (Offenbarung 7:9, 15; 11:1, 2; Hebräer 9:11, 12, 24). In Ländern, auf die der König des Nordens Einfluß ausübte, entweihte er den irdischen Vorhof des Tempels, indem er den gesalbten Überrest und seine Gefährten unbarmherzig verfolgte. Die Verfolgung war so heftig, daß „das beständige Opfer“ — das öffentliche Schlachtopfer der Lobpreisung des Namens Jehovas — entfernt wurde (Hebräer 13:15). Trotz schrecklicher Leiden setzten jedoch die treuen gesalbten Christen zusammen mit den „anderen Schafen“ das Predigtwerk im Zweiten Weltkrieg fort (Johannes 10:16).

‘DAS ABSCHEULICHE DING WIRD AUFGESTELLT’

23. Was war das „abscheuliche Ding“ im 1. Jahrhundert?

23 Als das Ende des Zweiten Weltkriegs in Sicht war, setzte eine andere Entwicklung ein, genauso wie der Engel Gottes vorausgesagt hatte. „Sie werden gewiß das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, aufstellen“ (Daniel 11:31b). Auch Jesus hatte von dem „abscheulichen Ding“ gesprochen. Im 1. Jahrhundert war es das römische Heer, das 66 u. Z. nach Jerusalem kam, um den Aufstand der Juden niederzuschlagen (Matthäus 24:15; Daniel 9:27). *

24, 25. (a) Was ist das „abscheuliche Ding“ in unserer Zeit? (b) Wann und wie wurde das „abscheuliche Ding“ aufgestellt?

24 Welches „abscheuliche Ding“ ist in unserer Zeit aufgestellt worden? Offensichtlich handelt es sich um eine „abscheuliche“ Imitation des Königreiches Gottes. Es war der Völkerbund, das scharlachfarbene wilde Tier, das beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in den Abgrund ging, das heißt als Organisation für Weltfrieden zu bestehen aufhörte (Offenbarung 17:8). Das „wilde Tier“ sollte jedoch ‘aus dem Abgrund heraufsteigen’. Das geschah, als am 24. Oktober 1945 die Vereinten Nationen von 50 Mitgliedsstaaten einschließlich der damaligen Sowjetunion gegründet wurden. Auf diese Weise wurde das von dem Engel vorausgesagte „abscheuliche Ding“ — die Vereinten Nationen — aufgestellt.

25 Deutschland war in beiden Weltkriegen der führende Feind des Südkönigs und nahm die Stellung des Nordkönigs ein. Wer gelangte danach in diese Stellung?

[Fußnoten]

^ Abs. 9 Siehe Kapitel 6 des vorliegenden Buches.

^ Abs. 17 Das Heilige Römische Reich war das erste Reich und das Deutsche Reich das zweite.

^ Abs. 23 Siehe Kapitel 11 des vorliegenden Buches.

WAS HABEN WIR ERKANNT?

• Welche Mächte spielten Ende des 19. Jahrhunderts die Rolle des Königs des Nordens und des Königs des Südens?

• Inwiefern erwies es sich im Ersten Weltkrieg, daß das Ergebnis des Konflikts für den König des Nordens ‘zuletzt nicht gleich war wie zuerst’?

• Wie machte Hitler nach dem Ersten Weltkrieg aus Deutschland eine Macht, die auf der Weltbühne eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen sollte?

• Wie ging die Rivalität zwischen dem König des Nordens und dem König des Südens im Zweiten Weltkrieg aus?

[Studienfragen]

[Übersicht/Bilder auf Seite 268]

DIE KÖNIGE IN DANIEL 11:27-31

Der König Der König

des Nordens des Südens

Daniel 11:27-30a Deutsches Reich Großbritannien,

(Erster Weltkrieg) gefolgt von der

anglo-amerikanischen

Weltmacht

Daniel 11:30b, 31 Hitlers Drittes Reich Anglo-amerikanische

(Zweiter Weltkrieg) Weltmacht

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Präsident Woodrow Wilson mit König Georg V.

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Viele Christen wurden verfolgt und in Konzentrationslager eingeliefert

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Führende Persönlichkeiten der Christenheit unterstützten Hitler

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Der Wagen, in dem Erzherzog Ferdinand ermordet wurde

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Deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg

[Bild auf Seite 257]

In Jalta einigten sich 1945 der britische Premierminister Winston Churchill, der US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der sowjetische Ministerpräsident Joseph Stalin auf Pläne für die Besetzung Deutschlands, die Bildung einer neuen Regierung in Polen und die Einberufung einer Konferenz zur Gründung der Vereinten Nationen

[Bilder auf Seite 258]

(1) Erzherzog Ferdinand, (2) deutsche Flotte, (3) britische Flotte, (4) Lusitania, (5) Kriegserklärung der USA

[Bilder auf Seite 263]

Adolf Hitler war siegessicher, nachdem Japan, der Verbündete Deutschlands, Pearl Harbor bombardiert hatte