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Aus Beispielen der Treulosigkeit lernen

Aus Beispielen der Treulosigkeit lernen

Kapitel achtzehn

Aus Beispielen der Treulosigkeit lernen

Jesaja 22:1-25

1. Wie könnte es gewesen sein, wenn man sich im Altertum in einer belagerten Stadt befand?

 STELLEN wir uns einmal vor, wie es wäre, wenn wir in einer Stadt des Altertums lebten, die gerade belagert wird. Außerhalb der Mauern befindet sich ein starker, unbarmherziger Feind. Wie wir wissen, hat er andere Städte bereits eingenommen. Jetzt ist er entschlossen, auch unsere Stadt zu erobern und zu plündern, die Einwohner zu vergewaltigen und zu töten. Die feindlichen Heere sind viel zu mächtig, als dass man sich ihnen in einem offenen Kampf stellen könnte; es bleibt nur zu hoffen, dass die Stadtmauern den nötigen Schutz bieten. Wenn wir über die Mauern schauen, sehen wir, wie der Feind Belagerungstürme herbeischafft. Zudem hat er Belagerungsmaschinen, mit denen er riesige Steinbrocken gegen die Verteidigungsanlagen schleudern kann, um sie zu zerstören. Wir sehen die Sturmböcke und Sturmleitern, die Bogenschützen, die Wagen und eine Unmenge von Soldaten. Welch ein erschreckender Anblick!

2. Um welche Belagerung handelt es sich bei der in Jesaja, Kapitel 22 beschriebenen?

2 In Jesaja, Kapitel 22 wird von solch einer Belagerung berichtet, einer Belagerung Jerusalems. Wann findet sie statt? Es ist schwer zu sagen, auf welche Belagerung alle beschriebenen Umstände zutreffen. Offensichtlich ist die Prophezeiung am besten als eine pauschale Beschreibung der verschiedenen Belagerungen zu verstehen, die Jerusalem erleben wird, als eine allgemeine Warnung vor künftigen Ereignissen.

3. Wie reagieren die Einwohner Jerusalems auf die von Jesaja beschriebene Belagerung?

3 Wie verhalten sich die Einwohner Jerusalems angesichts der Belagerung, die Jesaja schildert? Rufen sie als Angehörige von Gottes Bundesvolk Jehova an, damit er sie rette? Nein, sie verraten eine sehr törichte Einstellung, eine Einstellung, wie sie auch heute bei manchen zu erkennen ist, die behaupten, Gott anzubeten.

Eine belagerte Stadt

4. (a) Was ist mit dem „Tal der Vision“ gemeint, und warum hat es diesen Namen? (b) Wie ist es um den geistigen Zustand der Bewohner Jerusalems bestellt?

4 Schon im 21. Kapitel des Buches Jesaja wurde jede der drei Gerichtsbotschaften mit dem Ausdruck „der prophetische Spruch“ eingeleitet (Jesaja 21:1, 11, 13). Das 22. Kapitel beginnt ebenso: „Der prophetische Spruch über das Tal der Vision: Was ist denn mit dir, dass du insgesamt auf die Dächer gestiegen bist?“ (Jesaja 22:1). Mit dem „Tal der Vision“ ist Jerusalem gemeint. Obwohl die Stadt erhöht liegt, wird sie als Tal bezeichnet, denn sie ist von noch höheren Bergen umgeben. Mit der „Vision“ steht sie in Verbindung, weil dort viele göttliche Visionen und Offenbarungen empfangen worden sind. Daher sollten die Einwohner der Stadt den Worten Jehovas Beachtung schenken. Doch sie lassen ihn außer Acht und sind zur falschen Anbetung übergelaufen. Der Feind, der die Stadt belagert, dient als Werkzeug zur Vollstreckung des Strafgerichts Gottes an seinem eigenwilligen Volk (5. Mose 28:45, 49, 50, 52).

5. Warum steigen die Bewohner wahrscheinlich auf ihre Dächer?

5 Beachten wir, dass die Bewohner Jerusalems ‘insgesamt auf die Dächer ihrer Häuser gestiegen’ sind. In alter Zeit hatten die Häuser der Israeliten Flachdächer, wo sich die Familien häufig aufhielten. Warum sie es dieses Mal tun, sagt Jesaja nicht, doch in seinen Worten klingt Missbilligung an. Wahrscheinlich sind sie auf die Dächer gestiegen, um ihre falschen Götter anzurufen. In den Jahren vor der Zerstörung Jerusalems (607 v. u. Z.) ist das bei ihnen Brauch (Jeremia 19:13; Zephanja 1:5).

6. (a) Welche Verhältnisse herrschen in Jerusalem? (b) Warum frohlocken einige, doch was steht bevor?

6 Jesaja sagt weiter: „Du warst voller Getümmel, eine ungestüme Stadt, eine frohlockende Stadt. Deine Erschlagenen sind nicht die mit dem Schwert Erschlagenen noch die in der Schlacht Gestorbenen“ (Jesaja 22:2). Menschenmengen sind in die Stadt geströmt und es herrscht ein großes Getümmel. Auf den Straßen geht es laut zu und die Menschen sind in Furcht. Aber einige frohlocken, vielleicht weil sie sich sicher fühlen oder glauben, die Gefahr gehe vorüber. a Zu dieser Zeit zu frohlocken ist jedoch töricht. Nicht wenige in der Stadt werden einen viel grausameren Tod sterben als durch die Schärfe des Schwertes. Eine belagerte Stadt ist von Nahrungsquellen außerhalb abgeschnitten. Die Vorräte in der Stadt gehen zur Neige. Hungernde Menschen erkranken in beengten Verhältnissen nur allzu leicht. So werden viele in Jerusalem vom Hunger oder von Seuchen dahingerafft. Das geschieht sowohl 607 v. u. Z. als auch 70 u. Z. (2. Könige 25:3; Klagelieder 4:9, 10). b

7. Wie verhalten sich die Herrscher Jerusalems während der Belagerung, und was widerfährt ihnen?

7 Welches Beispiel gibt in dieser Krisenzeit die Regierung in Jerusalem? Jesaja antwortet: „Alle deine Diktatoren sind gleichzeitig geflohen. Ohne eines Bogens zu bedürfen, sind sie gefangen genommen worden. All die Deinen, die gefunden worden sind, sind zusammen gefangen genommen worden. Weit weg waren sie enteilt“ (Jesaja 22:3). Die Herrschenden und Mächtigen laufen davon, werden aber gefasst. Ohne dass man auch nur einen Bogen gegen sie spannt, nimmt man sie gefangen und führt sie ab. Das geschieht 607 v. u. Z. Nachdem eine Bresche in die Stadtmauer geschlagen worden ist, flieht König Zedekia bei Nacht zusammen mit seinen Mächtigen. Der Feind erfährt das, verfolgt sie und holt sie in der Ebene von Jericho ein. Die mächtigen Männer werden zerstreut. Zedekia wird ergriffen, geblendet, in Kupferfesseln gelegt und nach Babylon weggeführt (2. Könige 25:2-7). Welch tragische Folgen seiner Treulosigkeit!

Bestürzt über das Unheil

8. (a) Wie reagiert Jesaja auf die Prophezeiung des über Jerusalem angekündigten Unheils? (b) Was wird in Jerusalem vor sich gehen?

8 Jesaja ist von dieser Prophezeiung tief bewegt. Er erklärt: „Wendet den Blick von mir weg. Ich will bitterlich weinen. Dringt nicht darauf, mich wegen der Verheerung der Tochter meines Volkes zu trösten“ (Jesaja 22:4). Trauerte Jesaja schon wegen des über Moab und Babylon vorausgesagten Geschicks (Jesaja 16:11; 21:3), so klagt er jetzt noch mehr und seine Bestürzung ist umso größer, wenn er an das Unheil denkt, das sein eigenes Volk ereilen soll. Er ist untröstlich. Warum? „Denn es ist der Tag der Verwirrung und der Zertretung und der Bestürzung, den der Souveräne Herr, Jehova der Heerscharen, im Tal der Vision hat. Da ist der Zertrümmerer der Mauer und der Schrei zum Berg hin“ (Jesaja 22:5). In Jerusalem wird entsetzliche Verwirrung herrschen. Die Menschen werden, von Panik erfasst, ziellos umherirren. Wenn der Feind beginnt, eine Bresche in die Stadtmauern zu schlagen, wird es einen „Schrei zum Berg hin“ geben. Soll das heißen, die Bewohner der Stadt würden Gott in seinem heiligen Tempel auf dem Berg Moria anrufen? Möglicherweise. Doch angesichts ihrer Untreue bedeutet es wahrscheinlich nichts anderes, als dass ihre Schreckensschreie von den umliegenden Bergen her widerhallen.

9. Beschreibe die Streitmacht, die Jerusalem bedroht.

9 Was für ein Feind bedroht Jerusalem? Jesaja sagt uns: „Elam, es hat den Köcher erhoben, im Kriegswagen des Erdenmenschen, mit Reitpferden; und Kir selbst hat den Schild entblößt“ (Jesaja 22:6). Die Feinde sind schwer bewaffnet. Sie haben Bogenschützen, deren Köcher mit Pfeilen gefüllt sind. Die Krieger bereiten ihre Schilde auf die Schlacht vor. Zu dem feindlichen Heer, das über Streitwagen und kampferprobte Pferde verfügt, gehören Soldaten aus Elam, nördlich des heutigen Persischen Golfs gelegen, sowie Soldaten aus Kir, das wahrscheinlich in der Nähe von Elam liegt. Allein schon die Namen der erwähnten Länder lassen erkennen, aus welch großer Entfernung die Eindringlinge kommen. Somit könnten auch der Armee, die Jerusalem in den Tagen Hiskias bedrohte, durchaus elamitische Bogenschützen angehört haben.

Verteidigungsversuche

10. Welche Entwicklung lässt für die Stadt nichts Gutes ahnen?

10 Jesaja beschreibt, welche Situation sich entwickelt: „Es wird geschehen, dass die auserlesensten deiner Tiefebenen voll Kriegswagen werden sollen, und die Reitpferde, sie sollen auch wirklich am Tor Stellung beziehen, und einer wird die Abschirmung Judas entfernen“ (Jesaja 22:7, 8a). Streitwagen und Pferde drängen sich in den Ebenen außerhalb von Jerusalem und stellen sich auf, um die Stadttore zu attackieren. Was ist „die Abschirmung Judas“, die entfernt wird? Wahrscheinlich handelt es sich um ein Stadttor, dessen Einnahme die Verteidiger nichts Gutes ahnen lässt. c Ist diese schützende Abschirmung einmal beseitigt, so ist die Stadt ihren Angreifern ausgeliefert.

11, 12. Welche Verteidigungsmaßnahmen ergreifen die Bewohner Jerusalems?

11 Jetzt lenkt Jesaja die Aufmerksamkeit auf die Versuche des Volkes, sich zu verteidigen. Zuallererst denkt man an Waffen. „Du wirst an jenem Tag hinschauen zum Waffenlager des Waldhauses, und ihr werdet die Mauerrisse der Stadt Davids gewiss sehen, denn es werden bestimmt ihrer viele sein. Und ihr werdet die Wasser des unteren Teiches sammeln“ (Jesaja 22:8b, 9). Waffen sind im Waffenlager des Waldhauses deponiert. Dieses Depot baute Salomo. Es wurde aus Zedern vom Libanon errichtet, weshalb es als „das Haus des Waldes Libanon“ bekannt geworden ist (1. Könige 7:2-5). Die Risse in der Mauer werden näher untersucht. Man legt einen Wasservorrat an — eine wichtige Maßnahme für den Verteidigungsfall. Wasser ist für die Einwohner lebenswichtig. Ohne Wasser hält eine Stadt einer Belagerung nicht stand. Wie uns jedoch auffällt, heißt es nicht, man habe sich an Jehova gewandt mit der Bitte um Befreiung, sondern man vertraut auf die eigenen Möglichkeiten. Mögen wir niemals diesen Fehler begehen! (Psalm 127:1).

12 Was ist angesichts der Risse in der Stadtmauer zu tun? „Die Häuser Jerusalems werdet ihr tatsächlich zählen. Auch werdet ihr die Häuser niederreißen, um die Mauer unerreichbar zu machen“ (Jesaja 22:10). Die Häuser werden geschätzt, um festzustellen, welche eingerissen werden könnten, damit man Material hat, die Risse auszubessern. So will man verhindern, dass der Feind die volle Kontrolle über die Mauer erlangt.

Ein Volk ohne Glauben

13. Wie versuchen die Bewohner, sich einen Wasservorrat zu sichern, wen aber vergessen sie?

13 „Es wird ein Sammelbecken geben, das ihr zwischen den beiden Mauern für die Wasser des alten Teiches machen sollt. Und ihr werdet bestimmt nicht auf dessen großen Erschaffer schauen, und den, der es vor langem bildete, werdet ihr gewiss nicht sehen“ (Jesaja 22:11). Die hier und in Vers 9 beschriebenen Anstrengungen, Wasser anzusammeln, erinnern uns an das, was König Hiskia unternahm, um die Stadt vor den einfallenden Assyrern zu schützen (2. Chronika 32:2-5). Doch die Bewohner der Stadt haben gemäß dieser Prophezeiung Jesajas absolut keinen Glauben. Im Gegensatz zu Hiskia denken sie bei ihren Arbeiten an der Verteidigungsanlage der Stadt überhaupt nicht an den Schöpfer.

14. Welche unkluge Einstellung haben die Einwohner trotz Jehovas Warnungsbotschaft?

14 Jesaja fährt fort: „Der Souveräne Herr, Jehova der Heerscharen, wird an jenem Tag zum Weinen und zur Trauer und zur Kahlheit und zum Umgürten mit Sacktuch aufrufen. Doch siehe, Frohlocken und Freude, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken. ‚Man esse und trinke, denn morgen werden wir sterben‘ “ (Jesaja 22:12, 13). Die Einwohner Jerusalems bereuen ihre Auflehnung gegen Jehova nicht. Weder weinen sie noch schneiden sie sich das Haar noch tragen sie zum Zeichen der Reue Sacktuch. Wenn sie es täten, würde ihnen Jehova wahrscheinlich die bevorstehenden Schrecken ersparen. Stattdessen geben sie sich dem sinnlichen Vergnügen hin. Dieselbe Einstellung haben heute viele, die nicht an Gott glauben. Weil sie keine Hoffnung haben — weder auf eine Auferstehung der Toten noch auf Leben im künftigen Paradies auf der Erde —, führen sie ein ausschweifendes Leben und sagen: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen werden wir sterben“ (1. Korinther 15:32). Wie kurzsichtig! Wenn sie doch nur ihr Vertrauen auf Jehova setzen würden, dann hätten sie eine unvergängliche Hoffnung! (Psalm 4:6-8; Sprüche 1:33).

15. (a) Wie lautet Jehovas Botschaft des Strafgerichts an Jerusalem, und wer vollstreckt sein Urteil? (b) Warum wird die Christenheit ein ähnliches Geschick treffen wie Jerusalem?

15 Den Bewohnern der belagerten Stadt Jerusalem fehlt jegliche Sicherheit. Jesaja sagt: „Vor meinen Ohren hat sich Jehova der Heerscharen geoffenbart: , „Dieses Vergehen wird nicht gesühnt werden zu euren Gunsten, bis ihr sterbt“, hat der Souveräne Herr, Jehova der Heerscharen, gesagt‘ “ (Jesaja 22:14). Dem Volk wird wegen seiner Herzenshärte nicht vergeben. Ihm steht unausweichlich der Tod bevor. Das ist gewiss. Der Souveräne Herr, Jehova der Heerscharen, hat es gesagt. In Erfüllung der prophetischen Worte Jesajas kommt zweimal Unheil über das untreue Jerusalem. Zunächst wird die Stadt von babylonischen Streitkräften zerstört und später von römischen. Genauso wird Unheil über die untreue Christenheit kommen, deren Angehörige vorgeben, Gott anzubeten, ihn aber in Wirklichkeit durch ihre Werke verleugnen (Titus 1:16). Die Sünden der Christenheit und die anderer Religionen der Welt, die sich über die gerechten Wege Gottes hinwegsetzen, haben „sich aufgehäuft bis zum Himmel“. Wie das Vergehen des abtrünnigen Jerusalem ist ihr Vergehen zu schwer, als dass es gesühnt werden könnte (Offenbarung 18:5, 8, 21).

Ein selbstsüchtiger Verwalter

16, 17. (a) Wer erhält jetzt eine warnende Botschaft von Jehova, und warum? (b) Was wird mit Schebna wegen seines hochmütigen Bestrebens geschehen?

16 Nachdem sich der Prophet mit einem untreuen Volk befasst hat, wendet er sich nun einer untreuen Einzelperson zu. Jesaja schreibt: „Dies hat der Souveräne Herr, Jehova der Heerscharen, gesprochen: ‚Geh, tritt ein zu diesem Verwalter, zu Schebna, der über das Haus gesetzt ist: „Was gibt es hier, was für dich von Interesse ist, und wer ist hier, der für dich von Interesse ist, dass du dir hier eine Grabstätte ausgehauen hast?“ Auf einer Höhe haut er sich seine Grabstätte aus; in einem zerklüfteten Felsen meißelt er einen Wohnsitz für sich aus‘ “ (Jesaja 22:15, 16).

17 Schebna ist als ‘Verwalter über das Haus gesetzt’, wahrscheinlich über das Haus des Königs Hiskia. Er hat somit eine einflussreiche Stellung inne und kommt im Rang gleich nach dem König. Von ihm wird viel erwartet (1. Korinther 4:2). Er sollte sich zwar in erster Linie den Belangen der Nation widmen, sucht aber Ehre für sich. Er lässt sich ein stattliches Grabmal, vergleichbar mit dem eines Königs, hoch oben in einen Felsen hauen. Jehova beobachtet das und inspiriert Jesaja, den untreuen Verwalter zu warnen: „Siehe! Jehova wirft dich mit heftigem Wurf hinab, o kräftiger Mann, und packt dich mit Gewalt. Er wird dich ganz bestimmt fest zusammenwickeln wie einen Ball für ein weites Land. Dort wirst du sterben, und dort werden die Wagen deiner Herrlichkeit die Unehre des Hauses deines Herrn sein. Und ich will dich von deinem Posten stoßen; und aus deiner Amtsstellung wird man dich herunterreißen“ (Jesaja 22:17-19). Wegen seines Egoismus wird Schebna nicht einmal ein gewöhnliches Grab in Jerusalem haben. Stattdessen wird er wie ein Ball in ein fernes Land geworfen werden und dort sterben. Darin liegt eine Warnung für alle, denen in Gottes Volk Autorität übertragen worden ist. Machtmissbrauch führt zum Autoritätsverlust und möglicherweise zur Verbannung.

18. Wer wird Schebna ablösen, und was hat es zu bedeuten, dass der Betreffende die Amtsgewänder Schebnas und den Schlüssel des Hauses Davids erhalten wird?

18 Wie aber wird Schebna aus seiner Stellung entfernt werden? Jehova erklärt durch Jesaja: „Es soll geschehen an jenem Tag, dass ich meinen Knecht rufen will, nämlich Eljakim, den Sohn Hilkijas. Und ich will ihn mit deinem langen Gewand bekleiden, und deine Schärpe werde ich ihm fest umbinden, und deine Herrschaft werde ich in seine Hand geben; und er soll dem Bewohner Jerusalems und dem Hause Juda ein Vater werden. Und ich will den Schlüssel des Hauses Davids auf seine Schulter legen, und er soll öffnen, ohne dass jemand schließt, und er soll schließen, ohne dass jemand öffnet“ (Jesaja 22:20-22). Eljakim, der Schebna ablösen wird, soll die Amtsgewänder des Verwalters erhalten zusammen mit dem Schlüssel des Hauses Davids. In der Bibel wird der Ausdruck „Schlüssel“ sinnbildlich für Befugnis, Regierungsmacht oder -gewalt gebraucht. (Vergleiche Matthäus 16:19.) In alter Zeit hatte der mit der Schlüsselgewalt betraute Ratgeber eines Königs gewöhnlich die Aufsicht über die königlichen Gemächer und konnte auch bestimmen, wer in den Dienst des Königs aufgenommen wurde. (Vergleiche Offenbarung 3:7, 8.) Das Verwalteramt ist folglich ein bedeutendes Amt, und von dem, der es innehat, wird viel erwartet (Lukas 12:48). Schebna mag befähigt sein, doch weil er untreu ist, wird Jehova ihn ersetzen.

Zwei sinnbildliche Pflöcke

19, 20. (a) Inwiefern wird sich Eljakim für sein Volk als Segen erweisen? (b) Was wird mit jemandem geschehen, der sich weiterhin auf Schebna verlässt?

19 Schließlich bedient sich Jehova einer sinnbildlichen Sprache, um den Machtwechsel von Schebna auf Eljakim zu beschreiben. Er erklärt: „ ‚Ich will ihn [Eljakim] als Pflock an einem dauernden Ort einschlagen, und er soll dem Hause seines Vaters zu einem Thron der Herrlichkeit werden. Und sie sollen all die Herrlichkeit des Hauses seines Vaters an ihn hängen, die Nachkommen und die Sprösslinge, all die Gefäße von kleiner Art, die Gefäße in der Art von Schalen wie auch alle großen Kruggefäße.‘ ‚An jenem Tag‘, ist der Ausspruch Jehovas der Heerscharen, ‚wird der Pflock [Schebna], der an einem dauernden Ort eingeschlagen ist, entfernt werden, und er soll umgehauen werden und fallen, und die Last, die daran ist, soll weggetilgt werden, denn Jehova selbst hat es geredet‘ “ (Jesaja 22:23-25).

20 Der erste in diesen Versen erwähnte Pflock ist Eljakim. Er wird für das Haus seines Vaters Hilkija ein „Thron der Herrlichkeit“ werden. Im Unterschied zu Schebna wird er dem Haus seines Vaters keine Schande machen noch seinen Vater in Verruf bringen. Eljakim wird für die Gefäße im Haushalt, das heißt für die anderen im königlichen Dienst, eine dauerhafte Stütze sein (2. Timotheus 2:20, 21). Mit dem zweiten Pflock ist dagegen Schebna gemeint. Selbst wenn er in Sicherheit zu sein scheint, wird er entfernt werden. Wer sich auf ihn verlässt, wird fallen.

21. Wer wurde in der heutigen Zeit wie Schebna ersetzt, warum und durch wen?

21 Was Schebna widerfährt, erinnert uns daran, dass alle, die Gott anzubeten behaupten und Dienstvorrechte annehmen, diese dazu gebrauchen sollten, anderen zu dienen und Jehova Lobpreis zu bereiten. Sie sollten ihre Stellung nicht dazu missbrauchen, sich zu bereichern oder die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken. Die Christenheit spielt sich zum Beispiel seit langem so auf, als sei sie als Verwalter eingesetzt worden, als irdischer Repräsentant Jesu Christi. Doch so, wie Schebna dadurch Unehre auf seinen Vater brachte, dass er seine eigene Ehre suchte, entehren die Führer der Christenheit den Schöpfer, indem sie Reichtümer für sich aufhäufen und nach Macht streben. Als 1918 die Zeit anbrach, „dass das Gericht beim Hause Gottes anfange“, entließ daher Jehova die Christenheit. Ein anderer Verwalter — der „treue Verwalter, der verständige“ — wurde bestimmt und über Jesu Hausgenossen auf der Erde gesetzt (1. Petrus 4:17; Lukas 12:42-44). Diese Klasse hat bewiesen, dass sie würdig ist, den königlichen „Schlüssel“ des Hauses Davids zu übernehmen. Wie ein vertrauenswürdiger „Pflock“ hat sie sich als eine zuverlässige Stütze für die verschiedenen „Gefäße“ erwiesen, für die gesalbten Christen, die mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten betraut sind und von ihr geistige Nahrung erwarten. Auch die „anderen Schafe“, die den ‘ansässigen Fremdlingen innerhalb der Tore’ des alten Jerusalem gleichen, sind auf diesen „Pflock“, den neuzeitlichen Eljakim, angewiesen (Johannes 10:16; 5. Mose 5:14).

22. (a) Wieso wurde Schebna zur rechten Zeit als Verwalter ersetzt? (b) Warum wurde in der Neuzeit der „treue Verwalter, der verständige“, zur rechten Zeit eingesetzt?

22 Eljakim löste Schebna ab, als Sanherib mit seinen Streitkräften Jerusalem bedrohte. Und der „treue Verwalter, der verständige“, ist eingesetzt worden, um in der Zeit des Endes zu dienen, die dann zum Abschluss kommt, wenn Satan mit seinen Streitkräften zum Schlussangriff auf das „Israel Gottes“ und dessen Gefährten, die „anderen Schafe“, übergeht (Galater 6:16). Wie zur Zeit Hiskias wird dieser Angriff mit der Vernichtung der Feinde der Gerechtigkeit enden. Wer sich auf den „Pflock an einem dauernden Ort“, den treuen Verwalter, stützt, wird ebenso überleben, wie die treuen Bewohner Jerusalems den Einfall der Assyrer in Juda überlebten. Wie klug also, wenn man sich nicht an den in Verruf geratenen „Pflock“ — die Christenheit — klammert!

23. Was geschieht schließlich mit Schebna, und was können wir daraus lernen?

23 Was geschieht mit Schebna? Es liegt kein Bericht darüber vor, wie sich die in Jesaja 22:18 aufgezeichnete Voraussage an ihm erfüllt hat. Als er sich selbst erhöht und daraufhin degradiert wird, gleicht er der Christenheit; doch vielleicht hat er aus der Zuchtmaßnahme etwas gelernt. Darin würde er allerdings der Christenheit ganz und gar nicht gleichen. Als der assyrische Rabschake die Kapitulation Jerusalems fordert, wird die Delegation, die sich mit ihm trifft, von Hiskias neuem Verwalter Eljakim angeführt. Doch Schebna befindet sich als Sekretär des Königs an seiner Seite. Offenbar steht Schebna immer noch im königlichen Dienst (Jesaja 36:2, 22). Welch vorzügliche Lehre für diejenigen, die eine Dienststellung in Gottes Organisation verlieren! Statt verbittert zu sein und zu grollen, handeln sie weise, wenn sie ihren Dienst für Jehova in irgendeiner Stellung fortsetzen, die er ihnen gewährt (Hebräer 12:6). Dadurch werden sie dem Unheil entgehen, das über die Christenheit hereinbrechen wird. Und bis in alle Ewigkeit werden sie sich der Gunst Gottes und seines Segens erfreuen.

[Fußnoten]

a Im Jahre 66 u. Z. frohlockten viele Juden, als sich das römische Heer, das Jerusalem belagert hatte, zurückzog.

b Wie der im 1. Jahrhundert lebende Historiker Josephus berichtet, herrschte 70 u. Z. eine solch schreckliche Hungersnot in Jerusalem, dass die Menschen Leder, Gras und Heu aßen. Es wird sogar von einer Mutter berichtet, die ihren eigenen Sohn geröstet und verzehrt hat.

c Mit der „Abschirmung Judas“ könnte auch etwas anderes gemeint sein, was dem Schutz der Stadt dient, wie zum Beispiel Festungen, in denen Waffen lagern und Soldaten untergebracht sind.

[Studienfragen]

[Bild auf Seite 231]

Als Zedekia flieht, wird er gefangen genommen und geblendet

[Bild auf Seite 232, 233]

Die Aussichten der in Jerusalem eingeschlossenen Juden sind trostlos

[Bild auf Seite 239]

Hiskia macht Eljakim zu einem „Pflock an einem dauernden Ort“

[Bild auf Seite 241]

Wie Schebna haben viele Führer der Christenheit dadurch Unehre auf den Schöpfer gebracht, dass sie Schätze aufgehäuft haben

[Bilder auf Seite 242]

In der Neuzeit ist eine treue Verwalterklasse über die Hausgenossen Jesu gesetzt worden