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Jehova Gott ist in seinem heiligen Tempel

Jehova Gott ist in seinem heiligen Tempel

Kapitel acht

Jehova Gott ist in seinem heiligen Tempel

Jesaja 6:1-13

1, 2. (a) Wann hatte der Prophet Jesaja seine Tempelvision? (b) Warum verlor König Usija die Gunst Jehovas?

 „IM Todesjahr des Königs Usija sah ich indes Jehova auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen, und seine Schleppen füllten den Tempel“ (Jesaja 6:1). Mit diesen Worten des Propheten beginnt das 6. Kapitel des Buches Jesaja. Man schreibt das Jahr 778 v. u. Z.

2 Usijas 52-jährige Herrschaft als König von Juda war größtenteils äußerst erfolgreich. Da er tat, „was recht war in Jehovas Augen“, genoss er bei seinen militärischen, baulichen und landwirtschaftlichen Unternehmungen die Unterstützung Gottes. Sein Erfolg führte aber auch zu seinem Ruin, denn sein Herz wurde schließlich hochmütig, „sodass er gegenüber Jehova, seinem Gott, treulos handelte und in den Tempel Jehovas kam, um auf dem Räucheraltar Räucherwerk zu verbrennen“. Wegen dieser anmaßenden Tat und seiner Wut gegen die Priester, die ihn tadelten, starb er als Aussätziger (2. Chronika 26:3-22). Um diese Zeit begann Jesaja seinen Dienst als Prophet.

3. (a) Sieht Jesaja Jehova tatsächlich? Erkläre es. (b) Welche Szene sieht Jesaja, und aus welchem Grund?

3 Wo sich Jesaja zur Zeit der Vision befindet, erfahren wir nicht. Fest steht aber, dass es sich bei dem, was er mit dem buchstäblichen Auge wahrnimmt, um eine Vision handelt. Jesaja sieht nicht wirklich den Allmächtigen, denn „kein Mensch hat GOTT jemals gesehen“ (Johannes 1:18; 2. Mose 33:20). Doch selbst in einer Vision flößt der Anblick des Schöpfers, Jehova, Ehrfurcht ein. Als Universalherrscher und Quell aller rechtmäßigen Regierungsgewalt sitzt er auf einem erhabenen Thron, der sinnbildlich seine Rolle als ewiger König und Richter darstellt. Die Schleppen seines langen, wallenden Gewandes füllen den Tempel. Jesaja soll zu einem prophetischen Dienst berufen werden, der Jehovas souveräne Macht und Gerechtigkeit verherrlichen wird. Als Vorbereitung darauf erhält er eine Vision von der Heiligkeit Gottes.

4. (a) Warum muss es sich um Symbolik handeln, wenn Jehova in Visionen, die in der Bibel festgehalten sind, beschrieben oder dargestellt wird? (b) Was erfahren wir aus der Vision Jesajas über Jehova?

4 Im Gegensatz zu den Visionen, über die Hesekiel, Daniel und Johannes berichten, wird in Jesajas Vision nicht das Aussehen Jehovas beschrieben. Auch unterscheiden sich all diese Berichte voneinander in Bezug auf das, was im Himmel zu sehen ist (Hesekiel 1:26-28; Daniel 7:9, 10; Offenbarung 4:2, 3). Man darf allerdings nicht Charakter und Zweck solcher Visionen übersehen. Die Beschreibungen der Gegenwart Jehovas sind nicht wörtlich aufzufassen. Das buchstäbliche Auge kann Geistiges nicht wahrnehmen noch kann der begrenzte menschliche Verstand den geistigen Bereich begreifen. Daher wird das, was in den Visionen vermittelt werden soll, in Worte gekleidet, die Menschen vertraut sind. (Vergleiche Offenbarung 1:1.) In Jesajas Vision erübrigt sich eine Beschreibung des Aussehens Gottes. Jesaja erfährt durch seine Vision, dass sich Jehova in seinem heiligen Tempel befindet, dass er heilig ist und dass seine Gerichte unfehlbar sind.

Die Seraphe

5. (a) Wer sind die Seraphe, und was bedeutet dieser Begriff? (b) Warum bedecken die Seraphe ihr Gesicht und ihre Füße?

5 Hören wir Jesajas weitere Worte: „Seraphe standen über ihm. Jeder hatte sechs Flügel. Mit zweien hielt er sein Gesicht bedeckt, und mit zweien hielt er seine Füße bedeckt, und mit zweien flog er jeweils umher“ (Jesaja 6:2). In der Bibel ist nur in Jesaja, Kapitel 6 von Seraphen die Rede. Offensichtlich handelt es sich um Engelgeschöpfe, die im Dienst Jehovas stehen und eine sehr hohe Stellung einnehmen, was Vorrechte und Ehre angeht, denn sie stehen um den Thron Jehovas herum. Im Unterschied zu dem stolzen König Usija füllen sie ihre Stellung in aller Demut und Bescheidenheit aus. Da sie sich in der Gegenwart des himmlischen Souveräns befinden, bedecken sie mit einem Paar Flügel ihr Gesicht, und aus Ehrerbietung vor dem heiligen Ort bedecken sie mit einem weiteren Paar ihre Füße. Dem Souverän des Universums so nahe, halten sich die Seraphe umso mehr zurück, damit sie nicht von Gottes eigener Herrlichkeit ablenken. Der Begriff „Seraph“ bedeutet „Feuriger“ oder „Brennender“ und lässt darauf schließen, dass sie hell strahlen, doch sie verbergen ihr Gesicht vor dem stärkeren Glanz und der größeren Herrlichkeit Jehovas.

6. Welche Stellung nehmen die Seraphe im Verhältnis zu Jehova ein?

6 Das dritte Flügelpaar gebrauchen die Seraphe zum Fliegen, zweifellos um an ihrem Platz zu schweben oder zu ‘stehen’. (Vergleiche 5. Mose 31:15.) Was ihre Stellung betrifft, schreibt Professor Franz Delitzsch: „Die Seraphim ... werden zwar nicht das Haupt des Thronenden überragt haben, ... sie schwebten aber oberhalb seines die Halle füllenden Gewandes“ (Biblischer Commentar über das Alte Testament). Das erscheint vernünftig. Sie „standen über ihm“ nicht als Jehova übergeordnet, sondern sie bedienen ihn in absoluter Dienstbereitschaft.

7. (a) Welche Aufgabe erfüllen die Seraphe? (b) Warum rufen die Seraphe Jehovas Heiligkeit dreimal aus?

7 Hören wir jetzt jenen bevorrechtigten Seraphen zu. „Dieser rief jenem zu und sprach: ‚Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen. Die Fülle der ganzen Erde ist seine Herrlichkeit‘ “ (Jesaja 6:3). Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Jehovas Heiligkeit verkündet wird und dass seine Herrlichkeit im ganzen Universum, einschließlich der Erde, anerkannt wird. Alles, was er erschaffen hat, spiegelt seine Herrlichkeit wider, und sie wird bald von allen Bewohnern der Erde wahrgenommen werden (4. Mose 14:21; Psalm 19:1-3; Habakuk 2:14). Der dreimalige Ausruf „Heilig, heilig, heilig“ ist kein Beweis für eine Dreieinigkeit, sondern eine dreifache Betonung der Heiligkeit Gottes. (Vergleiche Offenbarung 4:8.) Jehova ist im höchsten Grade heilig.

8. Was folgt auf die Erklärung der Seraphe?

8 Die Zahl der Seraphe wird zwar nicht genannt, doch möglicherweise gibt es in der Nähe des Thrones mehrere Gruppen von Seraphen. Sie wiederholen — eine Gruppe nach der anderen — in wohlklingendem Gesang die Erklärung über Gottes Heiligkeit und Herrlichkeit. Was ist die Folge? Hören wir wieder zu, während Jesaja weiter sagt: „Die Zapfen der Schwellen erbebten bei der Stimme des Rufenden, und das Haus selbst füllte sich allmählich mit Rauch“ (Jesaja 6:4). In der Bibel ist Rauch oder eine Wolke häufig das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes (2. Mose 19:18; 40:34, 35; 1. Könige 8:10, 11; Offenbarung 15:5-8). Dadurch wird eine Herrlichkeit angezeigt, der sich menschliche Geschöpfe nicht nahen dürfen.

Unwürdig, doch gereinigt

9. (a) Wie berührt die Vision Jesaja? (b) Welcher Unterschied zwischen Jesaja und König Usija wird deutlich?

9 Diese Vision vom Thron Jehovas berührt Jesaja tief. Er berichtet: „Ich sagte dann: ‚Wehe mir! Denn ich bin so gut wie zum Schweigen gebracht, denn ein Mann von unreinen Lippen bin ich, und mitten unter einem Volk von unreinen Lippen wohne ich; denn den König, Jehova der Heerscharen, haben meine Augen gesehen!‘ “ (Jesaja 6:5). Wie sehr sich doch Jesaja von König Usija unterscheidet! Usija maßte sich die Stellung der gesalbten Priesterschaft an und erkühnte sich, das Heilige des Tempels zu betreten. Er sah zwar die goldenen Leuchter, den goldenen Räucheraltar und die Tische des „Brotes der Gegenwart“, doch er sah weder das wohlwollende Angesicht Jehovas noch erhielt er irgendeinen besonderen Auftrag von ihm (1. Könige 7:48-50, Fußnote). Der Prophet Jesaja dagegen setzt sich weder über die Priesterschaft hinweg noch betritt er den Tempel. Doch er sieht Jehova in seinem heiligen Tempel, und Gott selbst ehrt ihn mit einem Auftrag. Während sich die Seraphe nicht wagen, den Herrn des Tempels auf seinem Thron anzublicken, wird Jesaja in der Vision gestattet, „den König, Jehova der Heerscharen“, zu sehen!

10. Warum überfällt Jesaja bei der Vision die Furcht?

10 Jesaja erkennt den Gegensatz zwischen Gottes Heiligkeit und seiner eigenen Sündhaftigkeit und kommt sich sehr unrein vor. Von Furcht erfüllt schlussfolgert er, er werde sterben (2. Mose 33:20). Er hört, wie die Seraphe mit reinen Lippen Gott preisen, aber seine eigenen Lippen sind unrein und darüber hinaus durch die unreinen Lippen des Volkes befleckt, in dessen Mitte er wohnt und dessen Äußerungen er hört. Jehova ist heilig und diese Eigenschaft sollten seine Diener widerspiegeln (1. Petrus 1:15, 16). Jesaja ist zwar schon als ein Sprecher für Gott erwählt worden, aber nun wird ihm bewusst, in welch sündigem Zustand er sich eigentlich befindet und dass seine Lippen nicht so rein sind, wie man es von einem Sprecher des herrlichen und heiligen Königs erwarten würde. Wie wird der Himmel darauf reagieren?

11. (a) Was tut einer der Seraphe, und was versinnbildlicht diese Handlung? (b) Wie kann das, was der Seraph Jesaja sagte, uns helfen, wenn wir uns als Diener Gottes unwürdig fühlen?

11 Statt den demütigen Jesaja aus der Gegenwart Jehovas zu verbannen, kommen ihm die Seraphe zu Hilfe. Im Bericht heißt es: „Da flog einer der Seraphe zu mir, und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Und dann berührte er meinen Mund und sprach: ‚Siehe! Dies hat deine Lippen berührt, und deine Vergehung ist gewichen, und deine Sünde, sie ist gesühnt‘ “ (Jesaja 6:6, 7). In symbolischem Sinne hat Feuer eine reinigende Kraft. Als der Seraph die glühende Kohle aus dem heiligen Feuer des Altars nimmt und an Jesajas Lippen hält, versichert er Jesaja, seine Sünden seien in dem nötigen Ausmaß gesühnt worden, sodass er Gottes Gunst erlangen und einen Auftrag übernehmen kann. Wie beruhigend für uns! Denn wir sind ebenfalls Sünder und eigentlich nicht würdig, uns Gott zu nahen. Doch wir sind durch das Loskaufsopfer Jesu erlöst worden, können Gottes Gunst erlangen und uns ihm im Gebet nahen (2. Korinther 5:18, 21; 1. Johannes 4:10).

12. Welchen Altar sieht Jesaja, und was wird durch das Feuer bewirkt?

12 Durch die Erwähnung des „Altars“ werden wir erneut daran erinnert, dass es sich hier um eine Vision handelt. (Vergleiche Offenbarung 8:3; 9:13.) Im Tempel in Jerusalem gab es zwei Altäre. Unmittelbar vor dem Vorhang des Allerheiligsten befand sich der kleine Räucheraltar und vor dem Eingang zum Heiligen stand der große Opferaltar, auf dem ständig ein Feuer unterhalten wurde (3. Mose 6:12, 13; 16:12, 13). Aber diese Altäre hatten sinnbildlichen Charakter und stellten größere Dinge dar (Hebräer 8:5; 9:23; 10:5-10). Feuer, das vom Himmel herabkam, verzehrte das Brandopfer auf dem Altar, als König Salomo den Tempel einweihte (2. Chronika 7:1-3). Und jetzt beseitigt Feuer von dem wahren, himmlischen Altar die Unreinheit der Lippen Jesajas.

13. Welche Frage wirft Jehova auf, und wen schließt er ein, wenn er von „uns“ spricht?

13 Hören wir mit Jesaja weiter zu. „Ich hörte nun die Stimme Jehovas sagen: ‚Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?‘ Und ich sprach dann: ‚Hier bin ich! Sende mich‘ “ (Jesaja 6:8). Die Frage, die Jehova aufwirft, soll zweifellos bei Jesaja eine Reaktion hervorrufen, denn in der Vision erscheint kein anderer menschlicher Prophet. Sie ist eine unmissverständliche Einladung an Jesaja, Jehovas Bote zu sein. Aber warum fragt Jehova: „Wer wird für uns gehen?“? Wenn er vom persönlichen Fürwort „ich“ (Singular) zum Fürwort „uns“ (Plural) wechselt, schließt er noch mindestens e i n e weitere Person mit ein. Wen meint er also? Könnte es nicht sein einziggezeugter Sohn sein, der spätere Mensch Jesus Christus? Ja, zu diesem Sohn hatte Gott auch gesagt: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bilde“ (1. Mose 1:26; Sprüche 8:30, 31). Dieser sein einziggezeugter Sohn befindet sich in den himmlischen Höfen bei Jehova (Johannes 1:14).

14. Wie reagiert Jesaja auf Jehovas Einladung, und was für ein Beispiel gibt er uns?

14 Jesaja reagiert ohne zu zögern! Ungeachtet dessen, um welche Botschaft es sich handeln könnte, antwortet er unverzüglich: „Hier bin ich! Sende mich.“ Auch erkundigt er sich nicht, was es ihm einträgt, wenn er die Aufgabe annimmt. Mit seiner Willigkeit ist er ein Vorbild für alle Diener Gottes von heute, die beauftragt sind, die ‘gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde’ zu predigen (Matthäus 24:14). Wie Jesaja halten sie an ihrem Auftrag fest, sie geben ‘allen Nationen Zeugnis’, und das trotz weit verbreiteter Gleichgültigkeit. Und sie drängen zuversichtlich wie Jesaja in dem Bewusstsein voran, dass ihr Auftrag von höchster Stelle kommt.

Jesajas Auftrag

15, 16. (a) Was soll Jesaja zu „diesem Volk“ sagen, und wie wird es darauf reagieren? (b) Ist die Reaktion des Volkes auf einen Fehler Jesajas zurückzuführen? Erkläre es.

15 Jetzt erläutert Jehova, was Jesaja sagen soll und mit welcher Reaktion er zu rechnen hat: „Geh, und du sollst zu diesem Volk sprechen: ‚Hört immer wieder, aber versteht nicht; und seht immer wieder, aber erlangt keine Erkenntnis.‘ Mache das Herz dieses Volkes unempfänglich, und mache selbst ihre Ohren schwerhörig, und verklebe sogar ihre Augen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und damit ihr eigenes Herz nicht verstehe und damit sie nicht wirklich umkehren und Heilung für sich erlangen“ (Jesaja 6:9, 10). Heißt das, Jesaja solle den Juden barsch, taktlos und abweisend gegenübertreten, damit sie mit Jehova nicht ins Reine kommen? Auf gar keinen Fall! Schließlich sind es Jesajas Landsleute, mit denen er sich verbunden fühlt. Jehova deutet vielmehr mit seinen Worten an, wie das Volk auf seine Botschaft reagieren wird, ungeachtet dessen, wie treu Jesaja seine Aufgabe erfüllt.

16 Die Schuld liegt beim Volk selbst. Jesaja wird „immer wieder“ zu ihnen reden, doch sie werden weder die Botschaft annehmen noch Verständnis erlangen. Die Mehrheit wird eigensinnig und unempfänglich sein, als seien sie völlig blind und taub. Dadurch, dass Jesaja wiederholt zu „diesem Volk“ geht, lässt er es selbst den Nachweis erbringen, dass es nicht verstehen will. Es wird sich zeigen, dass Jesajas Landsleute gegenüber der an sie gerichteten Botschaft — der Botschaft Gottes — Sinn und Herz verschließen. Wie genau dies doch auch auf die Menschen in der heutigen Zeit zutrifft! Viele lehnen es ab, Jehovas Zeugen Gehör zu schenken, wenn diese die gute Botschaft von Gottes Königreich predigen.

17. Worauf bezieht sich Jesaja, wenn er fragt: „Wie lange ...?“?

17 Jesaja ist besorgt: „Da sagte ich: ‚Wie lange, o Jehova?‘ Darauf sprach er: ‚Bis die Städte tatsächlich krachend in Trümmer zusammenstürzen, sodass sie ohne Bewohner sind, und die Häuser ohne Erdenmenschen sind und der Erdboden zu einer Einöde verwüstet worden ist; und Jehova schafft die Erdenmenschen in der Tat weit fort, und der verödete Zustand inmitten des Landes wird sich bestimmt sehr weit erstrecken‘ “ (Jesaja 6:11, 12). Mit der Frage „Wie lange?“ erkundigt sich Jesaja nicht, wie lange er noch einem unempfänglichen Volk predigen muss, sondern er ist in Sorge um das Volk und fragt, wie lange es noch in einem schlechten geistigen Zustand sein wird und wie lange Jehovas Name noch auf der Erde entehrt wird. (Siehe Psalm 74:9-11.) Wie lange wird also die unbegreifliche Situation andauern?

18. Bis wann wird die schlechte geistige Verfassung des Volkes andauern, und wird Jesaja die vollständige Erfüllung der Prophezeiung erleben?

18 Wie die Antwort Jehovas zeigt, wird die schlechte geistige Verfassung des Volkes so lange andauern, bis sich alle Folgen des Ungehorsams gegenüber Gott eingestellt haben, die in seinem Bund erwähnt worden sind (3. Mose 26:21-33; 5. Mose 28:49-68). Die Nation wird ins Verderben laufen, das Volk verschleppt werden und das Land verwüstet daliegen. Jesaja wird es nicht mehr miterleben, wenn die babylonischen Heere im Jahre 607 v. u. Z. Jerusalem mitsamt dem Tempel zerstören, obgleich er mehr als 40 Jahre, bis hinein in die Regierungszeit Hiskias, des Großenkels von König Usija, prophezeien wird. Nichtsdestoweniger wird er seinen Auftrag bis zu seinem Tod, mehr als 100 Jahre vor dieser nationalen Katastrophe, treu ausführen.

19. Welche Zusicherung gibt Gott Jesaja, obwohl die Nation wie ein Baum gefällt werden würde?

19 Die Zerstörung, die Juda „zu einer Einöde verwüstet“ zurücklassen wird, kommt mit Sicherheit. Dennoch ist die Situation nicht hoffnungslos (2. Könige 25:1-26). Jehova versichert Jesaja: „Es wird darin noch ein Zehntel sein, und es muss wiederum etwas zum Verbrennen werden gleich einem großen Baum und gleich einem stattlichen Baum, an welchen, wenn sie umgehauen werden, ein Stumpf ist; ein heiliger Same wird der Stumpf davon sein“ (Jesaja 6:13). „Ein Zehntel“, „ein heiliger Same“, wird übrig bleiben, vergleichbar mit dem Stumpf eines gefällten stattlichen Baumes. Diese Zusicherung tröstet Jesaja sicherlich; ein heiliger Überrest wird innerhalb seines Volkes zu finden sein. Gleich einem stattlichen Baum, der als Brennholz gefällt wird, erlebt die Nation zwar ein wiederholtes „Verbrennen“, doch wird von dem sinnbildlichen Baum, von Israel, ein kraftvoller Stumpf übrig bleiben. Es wird ein Same oder eine Nachkommenschaft sein, die Jehova heilig ist. Zur bestimmten Zeit wird der Stumpf sprossen und der Baum wird wieder wachsen. (Vergleiche Hiob 14:7-9; Daniel 4:26.)

20. Wie erfüllte sich der letzte Teil der Prophezeiung Jesajas zum ersten Mal?

20 Bewahrheiteten sich die Worte dieser Prophezeiung? Ja. 70 Jahre nach der Verwüstung des Landes Juda kehrte ein gottesfürchtiger Überrest aus dem Exil in Babylon zurück. Diese Juden bauten den Tempel und die Stadt wieder auf und stellten im Land die wahre Anbetung wieder her. Jene Rückkehr der Juden in das ihnen von Gott gegebene Heimatland ermöglichte eine zweite Erfüllung der Prophezeiung, die Jehova Jesaja gegeben hatte. Worum handelte es sich dabei? (Esra 1:1-4).

Weitere Erfüllungen

21—23. (a) An wem erfüllte sich im 1. Jahrhundert die Prophezeiung Jesajas, und wie? (b) Wer war im 1. Jahrhundert der „heilige Same“, und wie wurde er bewahrt?

21 Durch Jesajas Prophetentätigkeit wurde das Werk dargestellt, das der Messias, Jesus Christus, etwa 800 Jahre später verrichtete (Jesaja 8:18; 61:1, 2; Lukas 4:16-21; Hebräer 2:13, 14). Obwohl größer als Jesaja, ließ sich Jesus genauso bereitwillig von seinem himmlischen Vater aussenden und sagte: „Siehe! Ich bin gekommen, um deinen Willen zu tun“ (Hebräer 10:5-9; Psalm 40:6-8).

22 Wie Jesaja verrichtete Jesus treu das ihm aufgetragene Werk und stieß auf dieselbe Reaktion. Jesu jüdische Zeitgenossen waren ebenso wenig bereit, die Botschaft anzunehmen, wie die Juden, denen der Prophet Jesaja gepredigt hatte (Jesaja 1:4). Jesus zeichnete sich in seinem Dienst durch den Gebrauch von Veranschaulichungen aus. Das veranlasste seine Jünger zu der Frage: „Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?“ Er antwortete ihnen: „Euch ist es gewährt, die heiligen Geheimnisse des Königreiches der Himmel zu verstehen, jenen Leuten aber ist es nicht gewährt. Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie, obgleich sie schauen, vergeblich schauen und, obgleich sie hören, vergeblich hören und auch den Sinn davon nicht erfassen; und an ihnen erfüllt sich die Prophezeiung Jesajas, welche sagt: ‚Hörend werdet ihr hören, doch keineswegs den Sinn davon erfassen; und schauend werdet ihr schauen, doch keineswegs sehen. Denn das Herz dieses Volkes ist unempfänglich geworden, und mit ihren Ohren haben sie gehört, ohne zu reagieren, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht etwa sehen und mit ihren Ohren hören und mit ihrem Herzen den Sinn davon erfassen und umkehren und ich sie heile‘ “ (Matthäus 13:10, 11, 13-15; Markus 4:10-12; Lukas 8:9, 10).

23 Mit seinem Zitat aus dem Buch Jesaja zeigte Jesus, dass sich die Prophezeiung auch in seinen Tagen erfüllte. Das Volk als Ganzes verriet eine Herzenseinstellung wie die Juden zur Zeit Jesajas. Sie verschlossen gegenüber Jesu Botschaft Augen und Ohren und erlebten ebenfalls eine Vernichtung (Matthäus 23:35-38; 24:1, 2). Das geschah, als die römischen Heere unter dem Feldherrn Titus im Jahre 70 u. Z. gegen Jerusalem zogen und die Stadt mitsamt dem Tempel zerstörten. Einige hatten jedoch auf Jesus gehört und waren seine Jünger geworden. Diese bezeichnete Jesus als „glücklich“ (Matthäus 13:16-23, 51). Er hatte sie davon unterrichtet, dass sie „in die Berge zu fliehen beginnen“ sollten, wenn sie „Jerusalem von Heeren umlagert“ sähen (Lukas 21:20-22). Der „heilige Same“, der Glauben ausgeübt hatte und aus dem eine geistige Nation, „das Israel Gottes“, gebildet worden war, wurde auf diese Weise gerettet (Galater 6:16). a

24. Worauf wandte Paulus Jesajas Prophezeiung an, und was lässt das erkennen?

24 Um das Jahr 60 u. Z. stand der Apostel Paulus in Rom unter Hausarrest. Dort arrangierte er mit den „Ersten der Juden“ und anderen ein Treffen. Vor ihnen legte er „von dem Königreich Gottes gründlich Zeugnis“ ab. Viele lehnten seine Botschaft ab, worauf er erklärte, dadurch erfülle sich die Prophezeiung Jesajas (Apostelgeschichte 28:17-27; Jesaja 6:9, 10). Somit führten Jesu Jünger einen Auftrag aus, der mit demjenigen Jesajas vergleichbar war.

25. Was haben die neuzeitlichen Zeugen Gottes erkannt, und wie reagieren sie?

25 Heute erkennen Jehovas Zeugen ebenfalls, dass Jehova Gott in seinem heiligen Tempel ist (Maleachi 3:1). Wie Jesaja sagen sie: „Hier bin ich! Sende mich.“ Eifrig lassen sie die Botschaft der Warnung vor dem herannahenden Ende des gegenwärtigen gottlosen Systems der Dinge erschallen. Aber wie Jesus andeutete, öffnen nur relativ wenige ihre Augen und Ohren, damit sie sehen und hören und damit sie gerettet werden (Matthäus 7:13, 14). Wie glücklich sind doch diejenigen, die ihr Herz neigen zuzuhören und „Heilung für sich erlangen“! (Jesaja 6:8, 10).

[Fußnote]

a Im Jahre 66 u. Z. umzingelten die römischen Heere unter Cestius Gallus als Reaktion auf einen jüdischen Aufstand Jerusalem und drangen bis zu den Tempelmauern in die Stadt ein. Ihr anschließender Rückzug ermöglichte es Jesu Jüngern, in die Berge von Peräa zu fliehen, bevor die Römer im Jahre 70 u. Z. zurückkehrten.

[Studienfragen]

[Bild auf Seite 94]

„Hier bin ich! Sende mich.“

[Bild auf Seite 97]

‘Bis die Städte in Trümmer zusammenstürzen, sodass sie ohne Bewohner sind’