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Eine Botschaft der Hoffnung für verzagte Gefangene

Eine Botschaft der Hoffnung für verzagte Gefangene

Kapitel sechzehn

Eine Botschaft der Hoffnung für verzagte Gefangene

Jesaja 55:1-13

1. Beschreibe die Lage der jüdischen Exilanten in Babylon.

ES WAR eine finstere Zeit in der Geschichte Judas. Gottes Bundesvolk war gewaltsam aus seinem Heimatland weggeführt worden und schmachtete nun in Gefangenschaft in Babylon. Es stimmt, die Juden hatten ein gewisses Maß an Freiheit und konnten ihren täglichen Verrichtungen nachgehen (Jeremia 29:4-7). Manche eigneten sich berufliche Fertigkeiten an oder widmeten sich geschäftlichen Unternehmungen (Nehemia 3:8, 31, 32). * Dennoch hatten die jüdischen Gefangenen kein leichtes Leben. Sie befanden sich sowohl in physischer als auch in geistiger Knechtschaft. Sehen wir uns einmal an, inwiefern.

2, 3. Inwiefern wurde die Anbetung Jehovas durch das Exil der Juden beeinträchtigt?

2 Bei der Zerstörung Jerusalems durch das babylonische Heer im Jahr 607 v. u. Z. wurde nicht nur eine Nation verwüstet, sondern auch der wahren Anbetung wurde ein schwerer Schlag versetzt. Man raubte den Tempel Jehovas aus und zerstörte ihn. Den Priesterdiensten setzte man ein Ende, indem man einige vom Stamm Levi gefangen nahm und andere zu Tode brachte. Da es nun kein Haus der Anbetung mehr gab, keinen Altar und keine organisierte Priesterschaft, war es den Juden unmöglich, dem wahren Gott Schlachtopfer darzubringen, wie es im mosaischen Gesetz vorgeschrieben war.

3 Treue Juden konnten zwar ihre religiöse Identität noch dadurch bewahren, dass sie die Beschneidung pflegten und sich so weit wie möglich an das mosaische Gesetz hielten; sie konnten sich beispielsweise verbotener Speisen enthalten und den Sabbat beobachten. Aber sie beschworen dadurch den Spott derer herauf, die sie gefangen hielten, denn in den Augen der Babylonier waren die religiösen Rituale der Juden töricht. Die Verzagtheit der Exilanten spricht aus den Worten des Psalmisten, der sagte: „An den Strömen Babylons — dort saßen wir. Auch weinten wir, wenn wir Zions gedachten. An die Pappeln in ihrer Mitte hängten wir unsere Harfen. Denn dort forderten die, die uns gefangen hielten, von uns die Worte eines Liedes und die uns verspotteten — Freude: ‚Singt uns eines der Lieder Zions‘ “ (Psalm 137:1-3).

4. Wieso würden die Juden vergeblich erwarten, durch andere Nationen befreit zu werden, doch von wem konnten sie Hilfe erwarten?

4 Von wem konnten die jüdischen Gefangenen denn Trost erwarten? Woher käme ihre Rettung? Mit Sicherheit nicht von einer der Nachbarnationen. Sie alle waren gegenüber dem babylonischen Heer machtlos und viele waren den Juden feindlich gesinnt. Dennoch war die Lage nicht hoffnungslos. Die Juden befanden sich zwar noch im Exil, doch Jehova, gegen den sie als freies Volk rebelliert hatten, ließ ihnen freundlich eine ermutigende Einladung zukommen.

„Kommt zum Wasser!“

5. Was bedeuten die Worte „Kommt zum Wasser!“?

5 Durch Jesaja wendet sich Jehova in seiner Prophezeiung an die jüdischen Gefangenen in Babylon: „Heda, all ihr Durstigen! Kommt zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst! Ja kommt her, kauft Wein und Milch sogar ohne Geld und ohne Kaufpreis“ (Jesaja 55:1). Diese Worte sind reich an Sinnbildern. Nehmen wir zum Beispiel die Einladung „Kommt zum Wasser!“. Ohne Wasser ist kein Leben möglich. Ohne diese kostbare Flüssigkeit kommen wir Menschen nur etwa eine Woche aus. Es ist somit passend, dass Jehova durch die Metapher Wasser zeigt, wie seine Worte auf die jüdischen Gefangenen wirken werden. Seine Botschaft wird für sie ebenso erfrischend sein wie ein kühler Trunk an einem heißen Tag. Sie wird die Gefangenen aus ihrer Niedergeschlagenheit herausheben, denn sie stillt ihren Durst nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Und sie wird ihnen die Hoffnung einflößen, aus der Gefangenschaft befreit zu werden. Damit die jüdischen Exilanten aus Gottes Botschaft Nutzen ziehen, müssen sie sie allerdings sozusagen trinken, das heißt, ihr Aufmerksamkeit schenken und entsprechend handeln.

6. Welchen Nutzen werden die Juden haben, wenn sie „Wein und Milch“ kaufen?

6 Jehova bietet auch „Wein und Milch“ an. Milch stärkt den Körper junger Menschen und fördert bei Kindern das Wachstum. In ähnlicher Weise wird Jehovas Volk durch seine Worte geistig gestärkt und befähigt, das Verhältnis zu ihm zu vertiefen. Was ist vom Wein zu sagen? Wein wird häufig bei festlichen Anlässen gereicht. In der Bibel wird er mit Wohlstand und Freude in Zusammenhang gebracht (Psalm 104:15). Durch die Aufforderung „Kauft Wein“ versichert Jehova seinem Volk, dass es „nichts anderes als erfreut“ sein wird, wenn es von ganzem Herzen zur wahren Anbetung zurückkehrt (5. Mose 16:15; Psalm 19:8; Sprüche 10:22).

7. Wieso ist Jehovas Mitleid gegenüber den exilierten Juden so bemerkenswert, und was lehrt uns das über ihn?

7 Wie barmherzig von Jehova, den exilierten Juden diese geistige Erfrischung anzubieten! Bedenken wir, wie eigenwillig und rebellisch die Juden waren, so ist sein Mitleid umso bemerkenswerter. Sie verdienen nicht etwa Jehovas Wohlwollen. Der Psalmist David schrieb jedoch Jahrhunderte zuvor: „Jehova ist barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte. Er wird nicht für alle Zeit fortfahren zu rügen, noch wird er auf unabsehbare Zeit grollen“ (Psalm 103:8, 9). Weit davon entfernt, sein Volk zu verwerfen, unternimmt Jehova den ersten Schritt zur Versöhnung. Er ist ein Gott, der wirklich ‘Gefallen hat an liebender Güte’ (Micha 7:18).

Unangebrachtes Vertrauen

8. Worauf haben viele Juden vertraut, und das trotz welcher warnenden Worte?

8 Was die Rettung betrifft, haben bis dahin nicht viele Juden ihr volles Vertrauen auf Jehova gesetzt. Bevor die Stadt Jerusalem fiel, hofften zum Beispiel viele ihrer Herrscher, von mächtigen Nationen unterstützt zu werden, und prostituierten sich gewissermaßen sowohl Ägypten als auch Babylon (Hesekiel 16:26-29; 23:14). Aus gutem Grund sagte ihnen Jeremia warnend: „Verflucht ist der kräftige Mann, der sein Vertrauen auf den Erdenmenschen setzt und tatsächlich Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz sich von Jehova selbst abwendet“ (Jeremia 17:5). Aber genau das tat Gottes Volk.

9. Inwiefern könnten viele Juden ‘Geld bezahlen für das, was nicht Brot ist’?

9 Jetzt sind die Juden einer der Nationen versklavt, auf die sie vertraut hatten. Haben sie daraus etwas gelernt? Viele möglicherweise nicht, denn Jehova fragt sie: „Warum bezahlt ihr ständig Geld für das, was nicht Brot ist, und warum gilt eure Mühe dem, was nicht zur Sättigung gereicht?“ (Jesaja 55:2a). Vertrauen die gefangenen Juden auf jemand anders als Jehova, dann ‘bezahlen sie Geld für das, was nicht Brot ist’. Sie werden bestimmt nicht aus Babylon freigelassen werden, das grundsätzlich keine Gefangenen in ihre Heimat zurückkehren lässt. Den exilierten Juden hat Babylon mit seinem Imperialismus, seinem Kommerz und der falschen Anbetung wirklich nichts zu bieten.

10. (a) Wie wird Jehova die exilierten Juden belohnen, wenn sie auf ihn hören? (b) Welchen Bund hatte Jehova mit David geschlossen?

10 Jehova bittet sein Volk inständig: „Hört mir aufmerksam zu, und esst, was gut ist, und an Fettigkeit finde eure Seele ihre Wonne. Neigt euer Ohr, und kommt zu mir. Hört, und eure Seele wird am Leben bleiben, und ich will einen auf unabsehbare Zeit dauernden Bund mit euch schließen in Bezug auf die liebenden Gütigkeiten gegenüber David, die zuverlässig sind“ (Jesaja 55:2b, 3). Die einzige Hoffnung für diese geistig schlecht ernährten Menschen liegt bei Jehova, der jetzt in der Prophezeiung durch Jesaja zu ihnen spricht. Ihr Leben hängt davon ab, dass sie auf Gottes Botschaft hören, denn dann wird, wie er sagt, ‘ihre Seele am Leben bleiben’. Worum handelt es sich indes bei dem „auf unabsehbare Zeit dauernden Bund“, den Jehova mit denen schließen wird, die auf ihn hören? Es ist ein Bund „in Bezug auf die liebenden Gütigkeiten gegenüber David“. Jahrhunderte zuvor verhieß Jehova David, sein Thron werde „bis auf unabsehbare Zeit gefestigt werden“ (2. Samuel 7:16). Bei dem „auf unabsehbare Zeit dauernden Bund“ geht es somit um Herrschaft.

Ein bleibender Erbe für ein ewiges Königreich

11. Warum könnte die Erfüllung dessen, was Gott David verheißen hat, den Exilanten in Babylon weit hergeholt scheinen?

11 Die Vorstellung von einer Herrschaft in der Linie Davids könnte jenen jüdischen Exilanten freilich weit hergeholt scheinen. Immerhin haben sie ihr Land verloren und sogar als Nation zu bestehen aufgehört — doch nicht für immer. Jehova hat seinen Bund mit David nicht vergessen. Ungeachtet dessen, wie unwahrscheinlich es vom menschlichen Standpunkt aus scheint, Gottes Vorsatz in Bezug auf ein ewiges Königreich in der Linie Davids wird Gelingen haben. Doch wie und wann? Im Jahr 537 v. u. Z. befreit Jehova sein Volk aus der Babylonischen Gefangenschaft und lässt es in die Heimat zurückkehren. Führt das zur Aufrichtung eines auf unabsehbare Zeit dauernden Königreiches? Nein, die Israeliten bleiben weiter einem heidnischen Großreich unterworfen: Medo-Persien. „Die bestimmten Zeiten“, in denen die Nationen ihre Herrschaft ausüben, sind noch nicht vorüber (Lukas 21:24). Da es in Israel keinen König gibt, wird die Verheißung, die Jehova David gab, noch Jahrhunderte unerfüllt bleiben.

12. Welchen Schritt unternahm Jehova in Bezug auf die Erfüllung seines Königreichsbundes mit David?

12 Mehr als 500 Jahre nach Israels Befreiung aus der Babylonischen Gefangenschaft unternahm Jehova einen bedeutenden Schritt im Hinblick auf die Erfüllung des Königreichsbundes. Er übertrug das Leben seines erstgeborenen Sohnes, der der Anfang seines Schöpfungswerkes war, von der himmlischen Herrlichkeit in den Mutterleib der jüdischen Jungfrau Maria (Kolosser 1:15-17). Als Jehovas Engel dieses Ereignis ankündigte, erklärte er Maria: „Dieser wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden; und Jehova Gott wird ihm den Thron Davids, seines Vaters, geben, und er wird für immer als König über das Haus Jakob regieren, und sein Königreich wird kein Ende haben“ (Lukas 1:32, 33). Jesus wurde also in der königlichen Linie Davids geboren und erbte das Recht auf das Königtum. Einmal inthronisiert, würde Jesus „bis auf unabsehbare Zeit“ herrschen (Jesaja 9:7, Daniel 7:14). Damit war nun der Weg frei für die Verwirklichung der jahrhundertealten Verheißung Jehovas, König David einen bleibenden Erben zu geben.

„Gebieter für die Völkerschaften“

13. Inwiefern war Jesus sowohl während seines Dienstes auf der Erde als auch nach seiner Himmelfahrt ein ‘Zeuge für die Völkerschaften’?

13 Was wird dieser künftige König tun? Jehova sagt: „Siehe! Als Zeugen für die Völkerschaften habe ich ihn gegeben, als Führer und Gebieter für die Völkerschaften“ (Jesaja 55:4). Als Erwachsener war Jesus Jehovas Repräsentant auf der Erde, Gottes Zeuge für die Nationen. Während seines menschlichen Lebens galt sein Dienst den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“. Doch kurz vor seiner Himmelfahrt sagte Jesus zu seinen Nachfolgern: „Geht daher hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen ... Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschluss des Systems der Dinge“ (Matthäus 10:5, 6; 15:24; 28:19, 20). So wurde die Königreichsbotschaft zur entsprechenden Zeit zu Nichtjuden getragen und einige von ihnen hatten einen Anteil an der Erfüllung des mit David geschlossenen Bundes (Apostelgeschichte 13:46). Auf diese Weise blieb Jesus selbst nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt Jehovas ‘Zeuge für die Völkerschaften’.

14, 15. (a) Wie erwies sich Jesus als ein „Führer und Gebieter“? (b) Welche Aussicht hatten Jesu Nachfolger im 1. Jahrhundert?

14 Jesus sollte auch ein „Führer und Gebieter“ sein. Dieser prophetischen Beschreibung entsprechend übernahm er auf der Erde uneingeschränkt seine Aufgaben als Haupt; er ging in jeder Hinsicht führend voran, zog große Volksmengen an, lehrte sie Worte der Wahrheit und wies sie auf die Segnungen hin, die denen zuteil werden, die seiner Führung folgen (Matthäus 4:24; 7:28, 29; 11:5). Jesus schulte seine Jünger wirkungsvoll und bereitete sie auf den Predigtfeldzug vor, der bevorstand (Lukas 10:1-12; Apostelgeschichte 1:8; Kolosser 1:23). In nur dreieinhalb Jahren legte er die Grundlage für eine geeinte internationale Versammlung, der Tausende von Menschen vieler Rassen angehörten. Nur ein wahrer „Führer und Gebieter“ konnte eine solch gewaltige Aufgabe erfüllen. *

15 Diejenigen, die zur Christenversammlung des 1. Jahrhunderts hinzukamen, wurden mit Gottes heiligem Geist gesalbt und hatten die Aussicht, Mitherrscher mit Jesus in seinem himmlischen Königreich zu werden (Offenbarung 14:1). In Jesajas Prophezeiung wird allerdings noch über die Tage des frühen Christentums hinausgeblickt. Wie die Tatsachen erkennen lassen, begann Jesus Christus erst 1914 als König des Königreiches Gottes zu herrschen. Kurz darauf trat unter gesalbten Christen auf der Erde eine Situation ein, die in vieler Hinsicht derjenigen glich, in der sich die exilierten Juden im 6. Jahrhundert v. u. Z. befanden. Tatsächlich handelt es sich bei dem, was jenen Christen widerfuhr, um eine größere Erfüllung der Prophezeiung Jesajas.

Neuzeitliche Gefangenschaft und Befreiung

16. Welche Bedrängnis folgte der Inthronisierung Jesu im Jahr 1914?

16 Jesu Einsetzung als König im Jahr 1914 war gekennzeichnet durch eine beispiellose Weltbedrängnis. Wieso? Weil Jesus, nachdem er König geworden war, Satan und weitere böse Geistgeschöpfe aus dem Himmel hinauswarf. In seiner Bewegungsfreiheit auf die Erde beschränkt, begann Satan gegen die übrig gebliebenen Heiligen, den Überrest der gesalbten Christen, Krieg zu führen (Offenbarung 12:7-12, 17). Der Höhepunkt kam 1918, als das öffentliche Predigtwerk so gut wie eingestellt wurde und verantwortliche Vorstandsmitglieder der Watch Tower Society zu Unrecht staatsfeindlicher Umtriebe bezichtigt und inhaftiert wurden. Auf diese Weise gingen Jehovas neuzeitliche Diener in eine geistige Gefangenschaft, was an die buchstäbliche Gefangenschaft der Juden in alter Zeit erinnerte. Man überhäufte sie mit Schmähungen.

17. Inwiefern änderte sich die Situation der Gesalbten im Jahr 1919, und wie wurden sie damals gestärkt?

17 Doch die Gefangenschaft von Gottes gesalbten Dienern dauerte nicht lange. Am 26. März 1919 wurden die Vorstandsmitglieder aus der Haft entlassen, und später ließ man alle gegen sie erhobenen Anklagen fallen. Jehova goss auf sein befreites Volk heiligen Geist aus und stärkte seine Diener für das vor ihnen liegende Werk. Freudig nahmen sie die Einladung an, „Wasser des Lebens kostenfrei“ zu nehmen (Offenbarung 22:17). Sie kauften „Wein und Milch sogar ohne Geld und ohne Kaufpreis“ und wurden in geistiger Hinsicht für die bevorstehende wunderbare Ausdehnung gestärkt, eine Ausdehnung, die der gesalbte Überrest nicht vorausgesehen hatte.

Eine große Volksmenge läuft Gottes Gesalbten zu

18. Welche beiden Gruppen findet man unter den Jüngern Jesu Christi vor, und was bilden sie heute?

18 Unter Jesu Jüngern gibt es zwei verschiedene Zukunftsaussichten. Zuerst ist eine „kleine Herde“ von 144 000 Personen eingesammelt worden: gesalbte Christen jüdischer und nichtjüdischer Herkunft, die das „Israel Gottes“ bilden. Sie hoffen, mit Jesus in seinem himmlischen Königreich zu herrschen (Lukas 12:32; Galater 6:16; Offenbarung 14:1). Des Weiteren ist in den letzten Tagen eine „große Volksmenge“ „anderer Schafe“ in Erscheinung getreten. Sie hoffen, ewig auf einer paradiesischen Erde zu leben. Diese vielen Menschen — deren genaue Zahl nicht vorherbestimmt ist — dienen vor dem Ausbruch der großen Drangsal an der Seite der kleinen Herde; beide Gruppen bilden „e i n e Herde“ unter „e i n e m Hirten“ (Offenbarung 7:9, 10; Johannes 10:16).

19. Wie hat eine „Nation“, die dem Israel Gottes nicht bekannt gewesen ist, auf den Ruf jener geistigen Nation reagiert?

19 Die Einsammlung dieser großen Volksmenge ist aus den folgenden Worten der Prophezeiung Jesajas zu ersehen: „Siehe! Eine Nation, die du nicht kennst, wirst du rufen, und die von einer Nation, die dich nicht gekannt haben, werden dir sogar zulaufen um Jehovas, deines Gottes, willen und wegen des Heiligen Israels, weil er dich schöngemacht haben wird“ (Jesaja 55:5). Die Glieder des gesalbten Überrests erkannten in den Jahren nach ihrer Befreiung aus geistiger Gefangenschaft zunächst noch nicht, dass durch sie vor Harmagedon eine große „Nation“ zur Anbetung Jehovas gerufen würde. Doch im Laufe der Zeit schlossen sich ihnen viele redlich gesinnte Menschen an, die nicht die himmlische Hoffnung hatten, aber Jehova mit dem gleichen Eifer dienten. Diesen Neuen fiel auf, dass Gottes Volk schöngemacht worden war, und sie erkannten, dass Jehova mit ihm war (Sacharja 8:23). In den 1930er-Jahren verstanden die Gesalbten, um wen es sich bei dieser Gruppe in ihrer Mitte handelte, deren Zahl ständig wuchs. Sie erkannten, dass noch ein großes Einsammlungswerk vor ihnen lag. Die große Volksmenge beeilte sich, sich mit Gottes Bundesvolk zu verbinden, und das aus gutem Grund.

20. (a) Warum ist es heutzutage dringend, ‘Jehova zu suchen’, und wie kann man das tun? (b) Wie wird Jehova reagieren, wenn ihn jemand sucht?

20 In den Tagen Jesajas erging der Ruf: „Sucht Jehova, während er sich finden lässt. Ruft ihn an, während er sich als nahe erweist“ (Jesaja 55:6). Heute sind diese Worte sowohl für diejenigen passend, die das Israel Gottes bilden, als auch für die wachsende große Volksmenge. Der Segen Jehovas ist an Bedingungen geknüpft und seine Einladung wird irgendwann nicht mehr ergehen. Jetzt ist es angebracht, Gottes Wohlgefallen zu suchen. Ist die von Jehova bestimmte Zeit für sein Strafgericht einmal herbeigekommen, wird es zu spät sein. Daher sagt Jesaja: „Der Böse verlasse seinen Weg und der Schaden stiftende Mann seine Gedanken; und er kehre um zu Jehova, der sich seiner erbarmen wird, und zu unserem Gott, denn er wird in großem Maße vergeben“ (Jesaja 55:7).

21. Inwiefern hat sich die Nation Israel in Bezug auf die Erklärung ihrer Vorväter als untreu erwiesen?

21 Die Wendung „er kehre um zu Jehova“ lässt erkennen, dass diejenigen, die bereuen sollen, früher einmal eine Beziehung zu Gott hatten. Diese Worte erinnern uns daran, dass sich viele Aspekte dieses Teils der Prophezeiung Jesajas zuerst auf die jüdischen Gefangenen in Babylon beziehen. Jahrhunderte zuvor erklärten die Vorväter dieser Gefangenen ihre Entschlossenheit, Jehova zu gehorchen, als sie sagten: „Es ist für uns undenkbar, Jehova zu verlassen, um anderen Göttern zu dienen“ (Josua 24:16). Doch wie die Geschichte bezeugt, geschah das ‘Undenkbare’, und zwar wiederholt! Wegen seines Unglaubens befindet sich Gottes Volk in Babylon im Exil.

22. Warum sagt Jehova, seine Gedanken und Wege seien höher als die der Menschen?

22 Was wird geschehen, wenn die Juden bereuen? Durch Jesaja verspricht Jehova, er werde „in großem Maße vergeben“. Und er fügt hinzu: „ ‚Denn eure Gedanken sind nicht meine Gedanken, noch sind meine Wege eure Wege‘, ist der Ausspruch Jehovas. ‚Denn wie die Himmel höher sind als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken‘ “ (Jesaja 55:8, 9). Jehova ist vollkommen und seine Gedanken und Wege sind unerreichbar hoch. Selbst seine Barmherzigkeit bewegt sich in einer für Menschen unerreichbaren Größenordnung. Bedenken wir: Wenn wir einem Mitmenschen vergeben, so vergibt ein Sünder einem Sünder. Uns ist bewusst, dass wir früher oder später darauf angewiesen sein werden, dass auch uns ein Mitmensch vergibt (Matthäus 6:12). Aber Jehova, der niemals der Vergebung bedarf, vergibt „in großem Maße“! Er ist wirklich ein Gott von großer liebender Güte. Und er öffnet in seiner Barmherzigkeit die Schleusen der Himmel und schüttet Segen über diejenigen aus, die von ganzem Herzen zu ihm umkehren (Maleachi 3:10).

Segnungen für diejenigen, die zu Jehova umkehren

23. Wie veranschaulicht Jehova, dass sich sein Wort gewiss erfüllt?

23 Jehova verheißt seinem Volk: „Denn so, wie der strömende Regen und der Schnee von den Himmeln herabkommt und nicht an jenen Ort zurückkehrt, es sei denn, er habe tatsächlich die Erde satt getränkt und sie Ertrag hervorbringen und sprossen lassen und dem Sämann tatsächlich Samen gegeben und Brot dem Essenden, so wird sich mein Wort erweisen, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht ergebnislos zu mir zurückkehren, sondern es wird gewiss das tun, woran ich Gefallen gehabt habe, und es wird bestimmt Erfolg haben in dem, wozu ich es gesandt habe“ (Jesaja 55:10, 11). Alles, was Jehova sagt, erfüllt sich mit Sicherheit. Wie Regen und Schnee vom Himmel fallen und ihren Zweck erfüllen, indem sie die Erde tränken, sodass Frucht hervorkommt, ebenso uneingeschränkt zuverlässig ist das Wort, das aus dem Mund Jehovas hervorgeht. Was Jehova verheißt, erfüllt er auch, und zwar mit absoluter Sicherheit (4. Mose 23:19).

24, 25. Welche Segnungen stehen jüdischen Exilanten in Aussicht, wenn sie der von Jesaja übermittelten Botschaft Jehovas entsprechend handeln?

24 Wenn also die Juden die durch Jesaja an sie gerichteten prophetischen Worte befolgen, werden sie unzweifelhaft die von Jehova verheißene Rettung erlangen. Die Folge wird sein, dass sie große Freude erleben. Jehova erklärt: „Mit Freude werdet ihr ausziehen, und mit Frieden werdet ihr hereingebracht werden. Die Berge und die Hügel, sie werden vor euch fröhlich werden mit Jubelruf, und selbst die Bäume des Feldes werden alle in die Hände klatschen. Statt des Dornendickichts wird der Wacholderbaum aufgehen. Statt der Brennnessel wird die Myrte aufgehen. Und es soll Jehova etwas zum Ruhm werden, ein Zeichen auf unabsehbare Zeit, das nicht weggetilgt werden wird“ (Jesaja 55:12, 13).

25 537 v. u. Z. ziehen die jüdischen Exilanten tatsächlich mit Freude aus Babylon aus (Psalm 126:1, 2). Bei ihrer Ankunft in Jerusalem finden sie ein Land vor, das von Dornendickichten und Brennnesseln überwuchert ist; das Land hat immerhin Jahrzehnte verödet dagelegen. Aber Gottes repatriiertes Volk kann nun bei einer herrlichen Umgestaltung mitwirken. Anstelle der Dornensträucher und Brennnesseln wachsen hohe Bäume wie der Wacholder und die Myrte. Jehovas Segen wird dadurch deutlich, dass sein Volk ihm „mit Jubelruf“ dient. Man könnte meinen, das Land selbst freue sich.

26. Was ist über den gesegneten Zustand des Volkes Gottes von heute zu sagen?

26 Im Jahr 1919 wurde der Überrest der gesalbten Christen aus seiner geistigen Gefangenschaft befreit (Jesaja 66:8). Gemeinsam mit der großen Volksmenge anderer Schafe dienen die Gesalbten jetzt Gott mit Freude in einem geistigen Paradies. Von jedem Makel babylonischen Einflusses frei, sind sie in ihrem begünstigten Zustand für Jehova „etwas zum Ruhm“ geworden. Ihre geistige Wohlfahrt verherrlicht seinen Namen und erhöht ihn als den Gott wahrer Prophetie. Was Jehova für sie vollbracht hat, beweist seine Göttlichkeit und zeugt von seiner Treue gegenüber seinem Wort und von seiner Barmherzigkeit gegenüber Reumütigen. Mögen alle, die fortgesetzt ‘Wein und Milch ohne Geld und ohne Kaufpreis kaufen’, sich freuen, ihm ewig dienen zu dürfen!

[Fußnoten]

^ Abs. 1 In alten babylonischen Geschäftsdokumenten tauchen viele jüdische Namen auf.

^ Abs. 14 Jesus beaufsichtigt weiterhin das Werk des Jüngermachens (Offenbarung 14:14-16). Heute betrachten ihn christliche Männer und Frauen als das Haupt der Versammlung (1. Korinther 11:3). Und zu der von Gott bestimmten Zeit wird Jesus in anderer Hinsicht als „Führer und Gebieter“ handeln, wenn er im Krieg von Harmagedon die entscheidende Schlacht gegen Gottes Feinde schlägt (Offenbarung 19:19-21).

[Studienfragen]

[Bild auf Seite 234]

Juden mit geistigem Durst sind eingeladen, ‘zum Wasser zu kommen’ und ‘Wein und Milch zu kaufen’

[Bild auf Seite 239]

Jesus erwies sich als ein „Führer und Gebieter“ für die Völkerschaften

[Bilder auf Seite 244, 245]

„Der Böse verlasse seinen Weg“