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Das Christentum — War Jesus der Weg zu Gott?

Das Christentum — War Jesus der Weg zu Gott?

Kapitel 10

Das Christentum — War Jesus der Weg zu Gott?

Mit Ausnahme des Kapitels über das Judentum wurden bis jetzt die Hauptreligionen behandelt, die zum großen Teil auf Mythologie fußen. Im folgenden wird eine weitere Religion untersucht, die den Anspruch erhebt, die Menschheit Gott näherzubringen — das Christentum. Worauf stützt sich das Christentum, auf Mythen oder auf historische Tatsachen?

1. (a) Wieso gibt die Vergangenheit der Christenheit Anlaß zum Mißtrauen gegenüber dem Christentum? (b) Welcher Unterschied wird hier zwischen der Christenheit und dem Christentum gemacht?

DIE Vergangenheit der Christenheit * — ihre Kriege, ihre Inquisition, ihre Kreuzzüge sowie ihre religiöse Heuchelei — hat sich für das Christentum nicht günstig ausgewirkt. Fromme Muslime und andere nennen als Argument, warum sie das Christentum ablehnen, die moralische Verdorbenheit und Entartung der westlichen „christlichen“ Welt. Die sogenannten christlichen Nationen haben ihr moralisches Ruder verloren und haben wegen der Felsen der Untreue, der Habgier und der Zügellosigkeit Schiffbruch erlitten.

2, 3. (a) Welcher Unterschied besteht zwischen dem Lebenswandel, den die ersten Christen führten, und dem der Angehörigen der heutigen Christenheit? (b) Welche Fragen werden beantwortet werden?

2 Daß sich die Maßstäbe des Urchristentums von dem heutigen liberalen Sittenkodex unterschieden, bezeugt Professorin Elaine Pagels in ihrem Buch Adam, Eve, and the Serpent. Es heißt darin: „Viele Christen der ersten vier Jahrhunderte waren stolz darauf, daß sie in sexueller Hinsicht Einschränkungen unterworfen waren: Sie lehnten die Vielehe und oft auch die Ehescheidung ab, die nach der jüdischen Tradition erlaubt waren. Und sie verwarfen außereheliche sexuelle Handlungen, die unter ihren heidnischen Zeitgenossen üblich waren; dazu gehörten die Prostitution und die Homosexualität.“

3 Es entstehen deshalb die berechtigten Fragen: Spiegeln die Geschichte der Christenheit und ihr heutiger Zustand in sittlicher Hinsicht wirklich die Lehren Jesu Christi wider? Was für ein Mensch war Jesus? Half er der Menschheit, Gott näherzukommen? War er der verheißene Messias, von dem in hebräischen Prophezeiungen die Rede ist? Das sind einige der Fragen, die im vorliegenden Kapitel behandelt werden.

Jesus — Welches sind seine Beglaubigungsmerkmale?

4. Welchen deutlichen Unterschied stellt man beim Lesen des vorliegenden Buches zwischen dem Christentum (und seinen Anfängen) und den Hauptreligionen der Welt fest?

4 Aus früheren Kapiteln ist zu erkennen, daß in fast allen großen Religionen der Welt die Mythologie eine wichtige Rolle spielt. Als wir aber im vorangegangenen Kapitel bis auf den Ursprung des Judentums zurückgingen, stießen wir nicht auf einen Mythos, sondern auf eine historische Gestalt, Abraham, sowie auf seine Vorfahren und seine Nachkommen. Die Anfänge des Christentums beruhen ebenfalls nicht auf einem Mythos, und bei seinem Gründer, Jesus, handelt es sich nicht um eine mythische Gestalt, sondern um eine historische Persönlichkeit. (Siehe Kasten, Seite 237.)

5. (a) Welche drei Beglaubigungsmerkmale Jesu beweisen, daß er der verheißene „Same“ Abrahams war? (b) Wer schrieb die Christlichen Griechischen Schriften nieder?

5 Der erste Vers der Christlichen Griechischen Schriften, die allgemein als Neues Testament bekannt sind (siehe Kasten, Seite 241), lautet: „Das Buch der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Matthäus 1:1). Stellte Matthäus, ein ehemaliger jüdischer Steuereinnehmer und Jünger Jesu, der dessen Lebensbericht niederschrieb, hiermit eine leere Behauptung auf? Keineswegs. In den folgenden 15 Versen ist die Geschlechtslinie von Abraham bis Jakob zu finden, der „der Vater Josephs [wurde], des Mannes der Maria, von der Jesus geboren wurde, der Christus genannt wird“. Jesus war demnach tatsächlich ein Nachkomme Abrahams, Judas und Davids und wies als solcher drei der Beglaubigungsmerkmale des in 1. Mose 3:15 vorhergesagten „Samens“ und des „Samens“ Abrahams auf (1. Mose 22:18; 49:10; 1. Chronika 17:11).

6, 7. Warum war der Geburtsort Jesu von Bedeutung?

6 Ein weiteres Beglaubigungsmerkmal des messianischen Samens war sein Geburtsort. Wo wurde Jesus geboren? Matthäus erklärt, Jesus sei „in Bethlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes geboren worden“ (Matthäus 2:1). Der Arzt Lukas bestätigt das in seinem Bericht, wenn er darin über den späteren Pflegevater Jesu sagt: „Natürlich ging auch Joseph von Galiläa aus der Stadt Nazareth nach Judäa zur Stadt Davids hinauf, die Bethlehem genannt wird, weil er aus dem Hause und der Familie Davids stammte, um sich mit Maria einschreiben zu lassen, die ihm, wie versprochen, zur Ehe gegeben worden und jetzt hochschwanger war“ (Lukas 2:4, 5).

7 Warum war es wichtig, daß Jesus weder in Nazareth noch in einer anderen Stadt, sondern in Bethlehem geboren wurde? Weil im 8. Jahrhundert v. u. Z. der hebräische Prophet Micha eine Prophezeiung geäußert hatte, die lautete: „Und du, o Bethlehem-Ephratha, das zu klein ist, um schließlich unter den Tausenden Judas zu sein, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher in Israel werden soll, dessen Ursprung aus frühen Zeiten ist, aus den Tagen unabsehbarer Zeit“ (Micha 5:2). Dadurch, daß Jesus in Bethlehem geboren wurde, hatte er ein weiteres Beglaubigungsmerkmal des verheißenen Samens und des Messias (Johannes 7:42).

8. Führe einige Prophezeiungen an, die sich an Jesus erfüllten.

8 In Wirklichkeit erfüllten sich an Jesus viele weitere Prophezeiungen der Hebräischen Schriften, was beweist, daß er alle Beglaubigungsmerkmale des verheißenen Messias aufwies. Warum nicht einige Prophezeiungen in der Bibel nachlesen? (Siehe Kasten, Seite 245.) * Jetzt möchten wir aber die Botschaft und den Dienst Jesu kurz untersuchen.

Jesu Leben weist den Weg

9. (a) Wie begann Jesus seinen öffentlichen Dienst? (b) Wieso wissen wir, daß Gott an Jesus Wohlgefallen gefunden hatte?

9 Aus dem Bibelbericht geht hervor, daß Jesus ganz normal, wie alle Kinder seiner Tage, großgezogen wurde, und er besuchte die Synagoge seines Wohnortes und den Tempel in Jerusalem (Lukas 2:41-52). Im Alter von 30 Jahren begann er mit seinem öffentlichen Dienst. Zuerst ging er zu Johannes, seinem Cousin, der Juden zum Zeichen ihrer Reue im Jordan taufte. Im Bericht des Lukas heißt es diesbezüglich: „Als nun alles Volk getauft wurde, wurde auch Jesus getauft, und als er betete, wurde der Himmel geöffnet, und der heilige Geist kam in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf ihn herab, und eine Stimme kam aus dem Himmel: ‚Du bist mein Sohn, der geliebte; an dir habe ich Wohlgefallen gefunden‘ “ (Lukas 3:21-23; Johannes 1:32-34).

10, 11. (a) Wodurch zeichneten sich die Predigt- und Lehrmethoden Jesu aus? (b) Wie machte Jesus die Wichtigkeit des Namens seines Vaters deutlich?

10 Zur bestimmten Zeit begann Jesus mit seinem Dienst als der gesalbte Sohn Gottes. Er durchreiste ganz Galiläa und Judäa und verkündigte die Botschaft von Gottes Königreich; darüber hinaus wirkte er Wunder, beispielsweise heilte er Kranke. Er tat dies kostenfrei und strebte nicht nach Reichtum; auch wollte er sich nicht selbst erhöhen. Sagte er doch, daß Geben beglückender sei als Empfangen. Außerdem lehrte er seine Jünger, wie man predigt (Matthäus 8:20; 10:7-13; Apostelgeschichte 20:35).

11 Wenn man die Botschaft und die Methoden Jesu analysiert, stellt man fest, daß zwischen seiner Verfahrensweise und der vieler Prediger der Christenheit ein augenfälliger Unterschied besteht. Er versuchte nicht, die Massen durch Aufwallung der Gefühle zu beeinflussen oder ihnen mit dem Höllenfeuer Angst einzujagen. Jesus benutzte vielmehr einfache Logik sowie Gleichnisse oder Veranschaulichungen aus dem täglichen Leben, um das Herz und den Verstand der Menschen anzusprechen. Die berühmte Bergpredigt ist ein ausgezeichnetes Beispiel für seine Lehrmethoden. Zu dieser Predigt gehört auch Jesu Mustergebet; durch das Gebet zeigt er deutlich, was für einen Christen vorrangig ist: die Heiligung des Namens Gottes (siehe Kasten, Seite 258, 259) (Matthäus 5:1 bis 7:29; 13:3-53; Lukas 6:17-49).

12. (a) Auf welche Weise brachte Jesus beim Lehren und in seiner Handlungsweise Liebe zum Ausdruck? (b) Inwiefern sähe es in der Welt anders aus, wenn die christliche Liebe wirklich praktiziert würde?

12 Jesus brachte im Umgang mit seinen Nachfolgern und mit den anderen Menschen Liebe und Mitgefühl zum Ausdruck (Markus 6:30-34). Während er die Botschaft von Gottes Königreich predigte, unterließ er es nicht, Liebe zu üben und Demut zu bekunden. Daher konnte er in den letzten Stunden seines Lebens zu seinen Jüngern sagen: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Johannes 13:34, 35). Das Wesentliche am Christentum ist also in Wirklichkeit die aufopfernde Liebe, die auf Grundsätzen beruht (Matthäus 22:37-40). Das bedeutet in der Praxis, daß ein Christ sogar seine Feinde lieben sollte, auch wenn er ihre bösen Werke haßt (Lukas 6:27-31). Denken wir einmal kurz darüber nach. Wie anders sähe es doch in der Welt aus, wenn alle eine solche Liebe bekundeten! (Römer 12:17-21; 13:8-10).

13. Inwiefern unterschied sich die Lehre Jesu von dem, was Konfuzius, Laotse und Buddha lehrten?

13 Was Jesus lehrte, war jedoch weit mehr als eine Sittenlehre oder eine Philosophie gleich der des Konfuzius oder des Laotse. Jesus lehrte auch nicht wie Buddha, daß man durch den Weg der Erkenntnis und der Erleuchtung seine Erlösung selbst erwirken könne. Er wies vielmehr auf Gott als den Quell des Heils oder der Errettung hin, wenn er sagte: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott sandte seinen Sohn nicht in die Welt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde“ (Johannes 3:16, 17).

14. Wieso konnte Jesus sagen: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“?

14 Da sich in Jesu Worten und Taten die Liebe seines Vaters widerspiegelte, brachte er die Menschen Gott näher. Das war ein Grund, warum er sagen konnte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich. ... Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen. Wie kommt es, daß du sagst: ‚Zeige uns den Vater.‘? Glaubst du nicht, daß ich in Gemeinschaft bin mit dem Vater und der Vater in Gemeinschaft ist mit mir? Die Dinge, die ich zu euch spreche, rede ich nicht aus mir selbst; sondern der Vater, der in Gemeinschaft mit mir bleibt, tut seine Werke. ... Ihr habt gehört, daß ich zu euch sagte: Ich gehe weg, und ich komme zu euch zurück. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater hingehe, denn der Vater ist größer als ich“ (Johannes 14:6-28). Ja, Jesus war „der Weg und die Wahrheit und das Leben“, denn er führte die Juden zu seinem Vater, ihrem wahren Gott Jehova, zurück. Die Suche der Menschheit nach Gott erhielt also mit Jesus plötzlich neuen Antrieb, denn Gott sandte in seiner unermeßlichen Liebe Jesus als Licht- und Wahrheitssignal auf die Erde, damit er die Menschen zum Vater führe (Johannes 1:9-14; 6:44; 8:31, 32).

15. (a) Was müssen wir tun, um Gott zu finden? (b) Worin zeigt sich Gottes Liebe hier auf der Erde?

15 Wegen des Dienstes und des Beispiels Jesu konnte der Missionar Paulus später zu den Griechen in Athen sagen: „Und er [Gott] hat aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht, damit sie auf der ganzen Erdoberfläche wohnen, und er verordnete die bestimmten Zeiten und die festgesetzten Wohngrenzen der Menschen, damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und wirklich finden mögen, obwohl er tatsächlich einem jeden von uns nicht fern ist. Denn durch ihn haben wir Leben und bewegen uns und existieren“ (Apostelgeschichte 17:26-28). Ja, Gott ist zu finden, wenn man die Mühe nicht scheut, die mit der Suche nach Gott verbunden ist (Matthäus 7:7, 8). Gott hat sich und seine Liebe geoffenbart, indem er die Erde auf eine Weise erschaffen hat, daß scheinbar unendlich viele verschiedene Arten von Lebewesen darauf leben können und alle Menschen mit dem Notwendigen versorgt werden, seien sie nun gerecht oder ungerecht. Er hat der Menschheit auch sein geschriebenes Wort, die Bibel, gegeben und seinen Sohn gesandt, der als Loskaufsopfer dienen sollte. * Darüber hinaus hat Gott die Hilfe gewährt, die notwendig ist, um den Weg zu ihm zu finden (Matthäus 5:43-45; Apostelgeschichte 14:16, 17; Römer 3:23-26).

16, 17. Wie muß sich die wahre christliche Liebe äußern?

16 Natürlich darf sich die christliche Liebe nicht nur in Worten äußern, sondern, was viel wichtiger ist, sie muß sich auch in der Handlungsweise zeigen. Aus diesem Grund schrieb der Apostel Paulus: „Die Liebe ist langmütig und gütig. Die Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus, läßt sich nicht aufreizen. Sie rechnet das Böse nicht an. Sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles. Die Liebe versagt nie“ (1. Korinther 13:4-8).

17 Jesus ließ auch deutlich erkennen, wie wichtig es ist, das Königreich der Himmel — Gottes Regierung über das gehorsame Menschengeschlecht — zu verkündigen (Matthäus 10:7; Markus 13:10).

Jeder Christ ein Evangelist

18. (a) Was wurde in Jesu Bergpredigt hervorgehoben? (b) Wozu ist jeder Christ verpflichtet? (c) Wie bereitete Jesus seine Jünger auf ihren Dienst vor, und welche Botschaft sollten sie verkündigen?

18 In der Bergpredigt führte Jesus der Volksmenge ihre Verpflichtung vor Augen, andere durch ihre Worte und ihre Handlungsweise zu erleuchten. Er sagte: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt kann nicht verborgen sein, wenn sie auf einem Berg liegt. Man zündet eine Lampe an und stellt sie nicht unter das Maßgefäß, sondern auf den Leuchter, und sie leuchtet allen, die im Haus sind. Ebenso laßt euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure vortrefflichen Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen“ (Matthäus 5:14-16). Jesus schulte seine Jünger, damit sie auf ihren Missionsreisen predigen und lehren konnten. Und welche Botschaft sollten sie verkündigen? Dieselbe wie Jesus, nämlich daß das Königreich Gottes die Erde in Gerechtigkeit regieren würde. Bei einer Gelegenheit sagte Jesus diesbezüglich: „Auch anderen Städten muß ich die gute Botschaft vom Königreich Gottes verkündigen, denn dazu bin ich ausgesandt worden“ (Lukas 4:43; 8:1; 10:1-12). Und als er davon sprach, was zu dem Zeichen der letzten Tage gehören würde, sagte er: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:3-14).

19, 20. (a) Warum zeichnete sich das wahre Christentum von jeher durch rege Predigttätigkeit aus? (b) Welche grundlegenden Fragen müssen nun beantwortet werden?

19 Ehe der auferstandene Jesus im Jahre 33 u. Z. in den Himmel auffuhr, wies er seine Jünger an: „Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden. Geht daher hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschluß des Systems der Dinge“ (Matthäus 28:18-20). Unter anderem deshalb war das Christentum von seiner Gründung an eine Religion, deren rege Bekehrungstätigkeit den Ärger und die Eifersucht der Anhänger der damals vorherrschenden griechischen und römischen Religionen erregte, die auf Mythologie beruhten. Das läßt die Verfolgung des Paulus in Ephesus deutlich erkennen (Apostelgeschichte 19:23-41).

20 Es entstehen nun die Fragen: Was geschieht mit den Toten gemäß der Botschaft von Gottes Königreich? Welche Hoffnung für die Toten verkündete Christus? Stellte er „unsterblichen Seelen“ seiner Gläubigen Erlösung vom „Höllenfeuer“ in Aussicht, oder was versprach er? (Matthäus 4:17).

Die Hoffnung auf ewiges Leben

21, 22. (a) Womit verglich Jesus den Zustand, in dem sich der tote Lazarus befand, und warum? (b) Welche Hoffnung hegte Martha in Verbindung mit ihrem toten Bruder?

21 Den größten Aufschluß über die von Jesus verkündigte Hoffnung erhalten wir vielleicht aus dem, was er sagte und tat, als sein Freund Lazarus starb. Wie betrachtete er dessen Tod? Als Jesus sich mit seinen Jüngern auf den Weg zum Haus des Lazarus machte, sagte er zu ihnen: „Lazarus, unser Freund, ist zur Ruhe gegangen, doch begebe ich mich dorthin, um ihn aus dem Schlaf zu wecken“ (Johannes 11:11). Jesus verglich den Zustand des Todes, in dem sich Lazarus befand, mit dem Schlaf. Wenn man tief schläft, ist man ohne Bewußtsein. Das stimmt mit den Worten aus den Hebräischen Schriften, aus Prediger 9:5, überein, wo es heißt: „Denn die Lebenden sind sich bewußt, daß sie sterben werden; was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewußt.“

22 Lazarus war zwar schon vier Tage tot, doch Jesus sagte nichts davon, daß sich seine Seele im Himmel, in der Hölle oder im Fegefeuer befinde. Als Jesus in Bethanien ankam und Martha, die Schwester des Lazarus, ihm entgegenkam, sagte er zu ihr: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Was entgegnete sie? Sagte sie, daß er schon im Himmel sei? Martha erwiderte: „Ich weiß, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag.“ Daraus ist deutlich zu erkennen, daß die Juden damals auf die Auferstehung hofften, auf eine Rückkehr zum Leben hier auf der Erde (Johannes 11:23, 24, 38, 39).

23. Welches Wunder wirkte Jesus, und wie reagierten diejenigen darauf, die es sahen?

23 Jesus erwiderte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer Glauben an mich ausübt, wird zum Leben kommen, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und Glauben an mich ausübt, wird überhaupt nie sterben. Glaubst du das?“ (Johannes 11:25, 26). Als Beweis ging Jesus zu der Gruft, in der Lazarus begraben war, und brachte ihn vor den Augen seiner Schwestern Maria und Martha sowie einiger Nachbarn wieder zum Leben. Im Bibelbericht heißt es weiter: „Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was er tat, glaubten daher an ihn ... So legte dann die Volksmenge, die bei ihm war, als er Lazarus aus der Gedächtnisgruft herausrief und ihn von den Toten auferweckte, fortwährend Zeugnis ab“ (Johannes 11:45; 12:17). Sie hatten das Wunder selbst gesehen; deshalb waren sie davon überzeugt, daß es wirklich geschehen war, und sie legten Zeugnis davon ab. Auch die religiösen Gegner Jesu müssen geglaubt haben, daß dieses Ereignis stattgefunden hatte, denn der Bibelbericht zeigt, daß die Oberpriester und die Pharisäer planten, Jesus zu töten, und sie sagten: „Dieser Mensch tut viele Zeichen“ (Johannes 11:30-53).

24. (a) Wo war Lazarus vier Tage gewesen? (b) Was sagt die Bibel über die Unsterblichkeit?

24 Wohin war Lazarus während der vier Tage, an denen er tot war, gegangen? Nirgendwohin. Er war ohne Bewußtsein, als würde er im Grab schlafen, und ihn erwartete eine Auferstehung. Jesus segnete ihn, indem er ihn auferweckte. Aber nach dem Bericht des Johannes sagte Lazarus nichts davon, daß er während der vier Tage im Himmel, in der Hölle oder im Fegefeuer gewesen sei. Wieso nicht? Weil er keine unsterbliche Seele hatte, die an solche Orte hätte gelangen können * (Hiob 36:14; Hesekiel 18:4).

25. (a) Was ist damit gemeint, wenn in der Bibel vom ewigen Leben die Rede ist? (b) Wovon hängt das Kommen des von Gott verheißenen Königreiches ab?

25 Wenn also Jesus vom ewigen Leben sprach, meinte er entweder das Leben im Himmel als umgewandelter unsterblicher Mitherrscher mit ihm in seinem Königreich oder das Leben als Mensch auf einer paradiesischen Erde unter dieser Königreichsherrschaft * (Lukas 23:43; Johannes 17:3). Es wird sich äußerst segensreich für die Erde auswirken, wenn Gott gemäß seiner Verheißung in sinnbildlicher Weise bei der Menschheit wohnen wird. All das hängt natürlich davon ab, ob Jesus wirklich von Gott gesandt wurde und sein Wohlgefallen fand (Lukas 22:28-30; Titus 1:1, 2; Offenbarung 21:1-4).

Gottes Wohlgefallen — Wirklichkeit und kein Mythos

26. Welches außergewöhnliche Erlebnis hatten Petrus, Jakobus und Johannes?

26 Wieso wissen wir, daß Jesus Gott wohlgefällig war? Als erster Grund kann erwähnt werden, daß bei der Taufe Jesu eine Stimme zu hören war, die aus dem Himmel kam und sagte: „Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Matthäus 3:17). Später wurde diese Aussage vor anderen Zeugen bestätigt. Die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes, ehemalige Fischer aus Galiläa, gingen mit Jesus auf einen hohen Berg (wahrscheinlich auf den Hermon, der 2 814 m hoch ist). Dort spielte sich vor ihren Augen etwas Außergewöhnliches ab: „Und er [Jesus] wurde vor ihnen umgestaltet, und sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine äußeren Kleider wurden glänzend wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Moses und Elia, die sich mit ihm unterhielten. ... [Es] überschattete sie eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: ‚Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; hört auf ihn!‘ Als die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr“ (Matthäus 17:1-6; Lukas 9:28-36).

27. (a) Welche Auswirkung hatte die Umgestaltung Jesu auf die Jünger? (b) Wieso wissen wir, daß Jesus keine mythische Gestalt war?

27 Diese hör- und sichtbare Bestätigung von Gott stärkte den Glauben des Petrus sehr, denn später schrieb er: „Nein, nicht dadurch, daß wir kunstvoll ersonnenen unwahren Geschichten [griechisch: mýthois, Mythen] folgten, machten wir euch mit der Macht und Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus bekannt, sondern dadurch, daß wir Augenzeugen seiner herrlichen Größe wurden. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als von der großartigen Herrlichkeit Worte wie diese an ihn ergingen: ‚Dieser ist mein Sohn, mein geliebter, an dem ich selbst Wohlgefallen gefunden habe.‘ Ja, diese Worte hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren“ (2. Petrus 1:16-18). Die jüdischen Jünger Petrus, Jakobus und Johannes sahen tatsächlich das Wunder der Umgestaltung Jesu und hörten vom Himmel her die Stimme Gottes, der mit seinen Worten sein Wohlgefallen zum Ausdruck brachte. Ihr Glaube stützte sich nicht auf Mythologie oder auf „jüdische Fabeln“ (siehe Kasten, Seite 237), sondern auf Tatsachen, auf etwas, was sie selbst gesehen und gehört hatten (Matthäus 17:9; Titus 1:13, 14). *

Jesu Tod und ein weiteres Wunder

28. Welche falschen Anschuldigungen brachte man im Jahre 33 u. Z. gegen Jesus vor?

28 Im Jahre 33 u. Z. wurde Jesus festgenommen und von der geistlichen Obrigkeit der Juden vor Gericht gebracht. Weil er sich als Gottes Sohn bezeichnete, wurde er fälschlicherweise der Gotteslästerung angeklagt (Matthäus 26:3, 4, 59-67). Da die Juden ihn offensichtlich lieber durch die römische Obrigkeit zu Tode bringen lassen wollten, übergaben sie ihn Pilatus und brachten erneut falsche Anschuldigungen gegen ihn vor. Diesmal behaupteten sie, er habe verboten, Cäsar Steuern zu zahlen, und er habe gesagt, er selbst sei ein König (Markus 12:14-17; Lukas 23:1-11; Johannes 18:28-31).

29. Wie starb Jesus?

29 Nachdem Jesus von einem Herrscher zum andern gebracht worden war, ging der römische Statthalter Pontius Pilatus auf Drängen des von religiöser Seite aus beeinflußten Pöbels den Weg des geringsten Widerstandes und verurteilte Jesus zum Tode. Demzufolge starb Jesus auf schmähliche Weise an einem Pfahl, und sein Leichnam wurde in eine Gruft gelegt. Aber innerhalb von drei Tagen geschah etwas, was die tieftraurigen Jünger Jesu freudig stimmte, ihren Glauben stärkte und sie anspornte, eifrig die gute Botschaft zu predigen (Johannes 19:16-22; Galater 3:13).

30. Welche Schritte unternahmen die religiösen Führer, um einen Schwindel zu verhindern?

30 Die religiösen Führer, die den Verdacht hatten, daß die Jünger vor einem Betrug nicht zurückschrecken würden, wandten sich mit folgender Bitte an Pilatus: „ ‚Herr, wir haben uns daran erinnert, daß jener Betrüger, als er noch lebte, gesagt hat: „Nach drei Tagen werde ich auferweckt werden.“ Daher gebiete, daß das Grab bis zum dritten Tag gesichert werde, damit nicht etwa seine Jünger kommen und ihn stehlen und zum Volk sagen: „Er ist von den Toten auferweckt worden!“ und dieser letzte Betrug schlimmer werde als der erste.‘ Pilatus sagte zu ihnen: ‚Ihr habt eine Wache. Geht und sichert es so, wie ihr es versteht.‘ Da gingen sie hin und sicherten das Grab, indem sie den Stein versiegelten und die Wache hatten“ (Matthäus 27:62-66). Wie sicher waren ihre Maßnahmen?

31. Was geschah, als gläubige Frauen zu Jesu Gruft kamen?

31 Am dritten Tag nach Jesu Tod gingen drei Frauen zur Gruft, um den Leichnam mit wohlriechendem Öl einzusalben. Was fanden sie vor? „Und ganz früh am ersten Tag der Woche kamen sie zur Gedächtnisgruft, als die Sonne aufgegangen war. Und sie sagten zueinander: ‚Wer wird uns den Stein von der Türöffnung der Gedächtnisgruft wegwälzen?‘ Als sie aber aufblickten, sahen sie, daß der Stein, obwohl er sehr groß war, weggewälzt war. Als sie in die Gedächtnisgruft eintraten, sahen sie einen jungen Mann, mit einem weißen langen Gewand bekleidet, auf der rechten Seite sitzen, und sie waren bestürzt. Er sprach zu ihnen: ‚Seid nicht so bestürzt. Ihr sucht Jesus, den Nazarener, der an den Pfahl gebracht wurde. Er ist auferweckt worden, er ist nicht hier. Seht den Ort, wo sie ihn hinlegten! Geht aber hin, sagt seinen Jüngern und Petrus: „Er geht euch nach Galiläa voraus; dort werdet ihr ihn sehen, so wie er es euch sagte“ ‘ “ (Markus 16:1-7; Lukas 24:1-12). Trotz des besonderen Wachtpostens der religiösen Führer war Jesus von seinem Vater auferweckt worden. Ist das ein Mythos oder eine historische Tatsache?

32. Welche guten Gründe hatte Paulus, an Jesu Auferstehung zu glauben?

32 Etwa 22 Jahre später erklärte Paulus, ein ehemaliger Christenverfolger, in einem Brief, wie es dazu kam, daß er an die Auferstehung Christi glaubte: „Denn ich habe euch als etwas von den ersten Dingen das übermittelt, was ich auch empfangen habe, nämlich daß Christus gemäß den Schriften für unsere Sünden starb und daß er begraben wurde, ja daß er gemäß den Schriften am dritten Tag auferweckt worden ist und daß er Kephas erschien, dann den Zwölfen. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt am Leben geblieben sind, einige aber sind im Tod entschlafen. Danach erschien er Jakobus, dann allen Aposteln“ (1. Korinther 15:3-7). Ja, Paulus hatte gute Gründe, wenn er um der Sache des auferstandenen Jesus willen sein Leben aufs Spiel setzte, denn etwa 500 Augenzeugen konnten die Auferstehung Jesu bestätigen, weil sie ihn mit eigenen Augen gesehen hatten (Römer 1:1-4). Paulus wußte also, daß Jesus auferstanden war, doch er hatte einen noch zwingenderen Grund, davon überzeugt zu sein. Das geht aus seinen weiteren Worten hervor: „Aber als letztem von allen erschien er auch mir, gleichsam einem vorzeitig Geborenen“ (1. Korinther 15:8, 9; Apostelgeschichte 9:1-19).

33. Warum waren die ersten Christen bereit, für ihren Glauben als Märtyrer zu sterben?

33 Die ersten Christen waren bereit, in den römischen Arenen als Märtyrer zu sterben. Warum? Weil sie wußten, daß sich ihr Glaube auf historische Tatsachen stützte und nicht auf Mythen. Es war eine Tatsache, daß Jesus der in den Prophezeiungen verheißene Christus oder Messias war, daß er von Gott zur Erde gesandt worden war, Gottes Wohlgefallen gefunden hatte, als Gottes unbescholtener Sohn an einem Pfahl gestorben und von den Toten auferweckt worden war (1. Petrus 1:3, 4).

34. Warum ist gemäß den Worten des Apostels Paulus die Auferstehung Jesu für den christlichen Glauben unerläßlich?

34 Es wäre gut, das ganze 15. Kapitel des ersten Briefes, den Paulus an die Korinther schrieb, zu lesen, damit man weiß, was er hinsichtlich der Auferstehung glaubte und warum sie für den christlichen Glauben unerläßlich ist. Er faßte seine Erklärungen mit folgenden Worten zusammen: „Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden, der Erstling derer, die im Tod entschlafen sind. Denn da der Tod durch einen Menschen [Adam] gekommen ist, kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen. Denn so, wie in Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (1. Korinther 15:20-22).

35. Welche Segnungen hat Gott für die Erde und für die Menschheit verheißen? (Jesaja 65:17-25).

35 Die Auferstehung Jesu sollte also mit der Zeit allen Menschen Nutzen bringen. * Außerdem wurde durch sie für Jesus der Weg geöffnet, schließlich auch die verbleibenden messianischen Prophezeiungen zu erfüllen. Seine gerechte Herrschaft von den unsichtbaren Himmeln aus wird sich bald über eine gereinigte Erde erstrecken. Dann wird sich bewahrheiten, was die Bibel über „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ sagt, wo Gott „jede Träne von ihren Augen abwischen [wird], und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen“ (Offenbarung 21:1-4).

Abtrünnigkeit und Verfolgung erwartet

36. Was trug sich zu Pfingsten 33 u. Z. zu, und was war die Folge?

36 Kurz nach Jesu Tod und Auferstehung geschah ein weiteres Wunder, das dem Predigtwerk der ersten Christen einen großen Aufschwung gab. Zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. goß Gott vom Himmel seinen heiligen Geist oder seine wirksame Kraft über etwa 120 in Jerusalem versammelte Christen aus. Die Folge: „Und Zungen wie von Feuer wurden ihnen sichtbar und wurden verteilt, und auf jeden von ihnen setzte sich eine, und sie alle wurden mit heiligem Geist erfüllt und fingen an, in verschiedenen Zungen zu reden, so wie der Geist ihnen gewährte, sich zu äußern“ (Apostelgeschichte 2:3, 4). Die fremdsprachigen Juden, die sich damals in Jerusalem aufhielten, waren erstaunt, diese vermeintlich ungebildeten galiläischen Juden in fremden Sprachen sprechen zu hören. Daraufhin wurden viele gläubig. Als die jüdischen Neubekehrten in ihre Heimatländer zurückkehrten, verbreitete sich die christliche Botschaft wie ein Lauffeuer (Apostelgeschichte 2:5-21).

37. Wie reagierten einige römische Herrscher auf die neue christliche Religion?

37 Doch schon bald zogen dunkle Wolken am Horizont auf. Die Römer mißtrauten dieser neuen, scheinbar atheistischen Religion, die keine Götzen kannte. Kaiser Nero fing an, die Christen grausam zu verfolgen, und diese Verfolgung dauerte in den ersten drei Jahrhunderten u. Z. an. * Viele Christen wurden verurteilt, in einer Arena zu sterben, damit der Sadismus und die Blutrunst der Kaiser und der Volksmengen befriedigt wurden. Diese strömten herbei, um sich anzusehen, wie die Gefangenen wilden Tieren vorgeworfen wurden.

38. Wodurch wurde, wie vorhergesagt, in der frühen Christenversammlung Unruhe verursacht?

38 Es gab zu jener Zeit noch etwas anderes, was Unruhe verursachte, und das war von den Aposteln vorhergesagt worden. Petrus sagte beispielsweise: „Es gab indes auch falsche Propheten unter dem Volk, wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird. Ebendiese werden unauffällig verderbliche Sekten einführen und werden sogar den Besitzer verleugnen, der sie erkauft hat, wodurch sie schnelle Vernichtung über sich bringen“ (2. Petrus 2:1-3). Abtrünnigkeit! Es handelte sich um einen Abfall von der wahren Anbetung. Man machte Zugeständnisse an die allgemein anerkannten religiösen Richtungen der römischen Welt, die von griechischer Philosophie und griechischem Gedankengut durchdrungen waren. Wie kam das? Diese und ähnliche Fragen werden im nächsten Kapitel behandelt (Apostelgeschichte 20:30; 2. Timotheus 2:16-18; 2. Thessalonicher 2:3).

[Fußnoten]

^ Abs. 1 Mit dem Ausdruck „Christenheit“ ist der Bereich sektiererischer Tätigkeit gemeint, der von den Religionsgemeinschaften beherrscht wird, die behaupten, christlich zu sein. Das Wort „Christentum“ bezieht sich auf die ursprüngliche, von Jesus Christus gelehrte Anbetungsform und den Weg zu Gott, auf den Christus hinwies.

^ Abs. 8 Siehe auch Hilfe zum Verständnis der Bibel, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft, 1984, 6. Band, Seite 1036—1038, unter „Messias“.

^ Abs. 15 Die biblische Lehre vom Lösegeld und seine Bedeutung wird in Kapitel 15 erklärt.

^ Abs. 24 An keiner Stelle in der Bibel erscheint der Ausdruck „unsterbliche Seele“. Das griechische Wort, das mit „unsterblich“ und „Unsterblichkeit“ wiedergegeben worden ist, kommt nur dreimal vor und bezieht sich auf einen neuen Geistesleib, den man annimmt oder den man erhält, aber nicht auf etwas Angeborenes. Das Wort ist auf Christus und die gesalbten Christen anwendbar, die Mitherrscher Christi in seinem himmlischen Königreich werden (1. Korinther 15:53, 54; 1. Timotheus 6:16; Römer 8:17; Epheser 3:6; Offenbarung 7:4; 14:1-5).

^ Abs. 25 Nähere Einzelheiten über diese Königreichsherrschaft sind im 15. Kapitel zu finden.

^ Abs. 27 In der Vision stellen „Moses“ und „Elia“ das Gesetz und die Propheten dar; beides wurde durch Jesus erfüllt. Eine genauere Erklärung der Umgestaltung ist in dem Werk Hilfe zum Verständnis der Bibel, 1987, 8. Band, Seite 1499, 1500 zu finden.

^ Abs. 35 Nähere Einzelheiten über die Auferstehung Jesu sind in dem Buch Die Bibel — Gottes oder Menschenwort?, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft, 1989, Seite 78—86 zu finden.

^ Abs. 37 Der römische Biograph Sueton (um 69 bis 140 u. Z.) schrieb, Bezug nehmend auf die Herrschaft Neros, folgendes: „Todesstrafen trafen die Christianer, eine Sekte mit einem neuen Aberglauben.“

[Studienfragen]

[Kasten/Bild auf Seite 237]

War Jesus eine mythische Gestalt?

„Ist der Bericht vom Leben des Begründers des Christentums nur ein Erzeugnis menschlichen Kummers, menschlicher Einbildungskraft, menschlichen Hoffens — ein Mythos wie die Mythen um Krischna, Osiris, Attis, Adonis, Dionysos und Mithras?“ fragt der Historiker Will Durant. Er gibt zur Antwort: „Auch den eifrigsten heidnischen oder jüdischen Gegnern des werdenden Christentums scheint es nie in den Sinn gekommen zu sein, diese [Christi] Existenz anzuzweifeln“ (Kulturgeschichte der Menschheit, Band 5: Weltreiche des Glaubens, München 1977, Seite 121, 123).

Der römische Historiker Sueton (um 69 bis 140 u. Z.) schrieb in seinem Werk Kaiserbiographien über Kaiser Claudius: „Die Juden, welche, aufgehetzt von Chrestus [Christus], fortwährend Unruhen erregten, vertrieb er aus Rom.“ Das geschah um das Jahr 52 u. Z. (Vergleiche Apostelgeschichte 18:1, 2.) Man beachte, daß Sueton die Existenz Christi mit keinem Wort in Frage stellte. Da es für die Christen eine Tatsache war, daß Christus gelebt hatte, verkündigten sie eifrig ihren Glauben trotz der Verfolgung, durch die einige ihr Leben verloren. Es ist kaum anzunehmen, daß sie wegen eines Mythos ihr Leben riskiert hätten. Der Tod und die Auferstehung Jesu hatten zu ihren Lebzeiten stattgefunden, und einige waren Augenzeugen dieser Ereignisse.

Der Historiker Durant kommt zu folgendem Schluß: „Es wäre ein Wunder, das alle Wunder der Evangelien überträfe, wenn einige einfache Männer im Verlaufe eines Menschenalters eine so machtvolle und faszinierende Persönlichkeit, eine so erhabene Ethik und eine so begeisternde Vision von der Brüderschaft aller Menschen erfunden hätten.“

[Bild]

In diesem Gebiet von Galiläa im Palästina der alten Zeit predigte Jesus und wirkte Wunder

[Kasten/Bild auf Seite 241]

Wer schrieb die Bibel?

Die christliche Bibel setzt sich aus den 39 Büchern der Hebräischen Schriften (siehe Kasten, Seite 220) zusammen, die von vielen Altes Testament genannt werden, und aus den 27 Büchern der Christlichen Griechischen Schriften, die oft als Neues Testament bezeichnet werden. * Die Bibel — sie wurde von etwa 40 Männern in einem Zeitraum von 1 600 Jahren (von 1513 v. u. Z. bis 98 u. Z.) geschrieben — ist also eine aus 66 Büchern bestehende kleine Bibliothek.

Die Griechischen Schriften umfassen vier Evangelien oder Berichte über das Leben Jesu und die von ihm verkündigte gute Botschaft. Zwei Evangelien wurden von direkten Nachfolgern Jesu — von Matthäus, einem Steuereinnehmer, und von Johannes, einem Fischer — niedergeschrieben. Die anderen beiden faßten die frühen Gläubigen Markus und der Arzt Lukas ab (Kolosser 4:14). Auf die Evangelien folgt die Apostelgeschichte, ein von Lukas zusammengestellter Bericht über die Missionstätigkeit der ersten Christen. Dann kommen 14 Briefe des Apostels Paulus, die entweder an einzelne Christen oder an ganze Versammlungen gerichtet waren, gefolgt von den Briefen des Jakobus, Petrus, Johannes und Judas. Das letzte Buch ist die Offenbarung, die von Johannes geschrieben wurde.

Daß so viele Personen, obwohl sie unterschiedlicher Herkunft waren und zu verschiedenen Zeiten lebten, ein harmonisches Buch verfassen konnten, ist ein schlagender Beweis dafür, daß die Bibel nicht einfach das Produkt menschlicher Intelligenz ist, sondern von Gott inspiriert wurde. In der Bibel selbst heißt es: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert [wörtlich: „gottgehaucht“] und nützlich zum Lehren.“ Die Heilige Schrift wurde demnach unter dem Einfluß des heiligen Geistes Gottes oder seiner wirksamen Kraft niedergeschrieben (2. Timotheus 3:16, 17, NW, Stud., Fußn.).

Bild]

Diese unvollständige römische Inschrift, in der der Name des Pontius Pilatus in Lateinisch erscheint (zweite Reihe: „IVS PILATVS“), bestätigt, daß er, wie die Bibel es sagt, in Palästina eine einflußreiche Persönlichkeit war

[Fußnote]

^ Abs. 100 In der katholischen Bibel sind noch weitere Bücher enthalten — die Apokryphen —, die von den Juden und den Protestanten nicht als kanonisch angesehen werden.

[Kasten auf Seite 245]

Der Messias in biblischer Prophetie

Prophezeiung Begebenheit Erfüllung

1. Mo. 49:10 Geboren im Mat. 1:2-16;

Stamm Juda Luk. 3:23-33

Ps. 132:11; Aus der Familie Mat. 1:1, 6-16; 

Jes. 9:7 Davids, des 9:27;

Sohnes Isais Apg. 13:22, 23

Mi. 5:2 Geboren in Luk. 2:4-11;

Bethlehem Joh. 7:42

Jes. 7:14 Geboren von Mat. 1:18-23;

einer Jungfrau Luk. 1:30-35

Hos. 11:1 Aus Ägypten Mat. 2:15

gerufen

Jes. 61:1, 2 Beauftragt Luk. 4:18-21

Jes. 53:4 Trug unsere Mat. 8:16, 17

Krankheiten

Ps. 69:9 Eifer um Mat. 21:12, 13;

Jehovas Haus Joh. 2:13-17

Jes. 53:1 Man glaubte Joh. 12:37, 38;

nicht an ihn Röm. 10:11, 16

Sach. 9:9; Als König und Mat. 21:1-9; 

Ps. 118:26 als ein in Mar. 11:7-11

Jehovas Namen

Kommender begrüßt

Jes. 28:16; Verworfen, wurde Mat. 21:42, 45, 46; 

Ps. 118:22, 23 aber Haupteckstein Apg. 3:14; 4:11;

1. Pet. 2:7

Ps. 41:9; Ein Apostel Mat. 26:47-50;

109:8 verriet ihn Joh. 13:18, 26-30

Sach. 11:12 Für 30 Silber- Mat. 26:15;

stücke verraten 27:3-10;

Mar. 14:10, 11

Jes. 53:8 Verhört und Mat. 26:57-68;

verurteilt 27:1, 2, 11-26

Jes. 53:7 Schwieg vor Mat. 27:12-14;

seinen Anklägern Mar. 14:61;

15:4, 5

Ps. 69:4 Ohne Ursache Luk. 23:13-25;

gehaßt Joh. 15:24, 25

Jes. 50:6; Geschlagen, Mat. 26:67; 

Mi. 5:1 angespien 27:26, 30;

Joh. 19:3

Ps. 22:18 Um Gewänder Mat. 27:35;

Lose geworfen Joh. 19:23, 24

Jes. 53:12 Sündern Mat. 26:55, 56;

zugerechnet 27:38;

Luk. 22:37

Ps. 69:21 Man gab ihm Mat. 27:34, 48;

Essig und Galle Mar. 15:23, 36

Ps. 22:1 Von Gott verlassen Mat. 27:46;

Mar. 15:34

Ps. 34:20; Keine Gebeine Joh. 19:33, 36

2. Mo. 12:46 gebrochen

Jes. 53:5; Durchstochen Mat. 27:49; 

Sach. 12:10 Joh. 19:34, 37;

Offb. 1:7

Jes. 53:5, 8 Starb Opfertod, Mat. 20:28;

53:11, 12 um Sünden Joh. 1:29;

wegzutragen Röm. 3:24; 4:25

Jes. 53:9 Begraben bei Mat. 27:57-60;

den Reichen Joh. 19:38-42

Jona 1:17; Teile von drei Mat. 12:39, 40;

2:10 Tagen im Grab, 16:21; 17:23;

dann auferweckt 27:64

[Kasten/Bild auf Seite 258, 259]

Jesus und der Name Gottes

Als Jesus seine Jünger beten lehrte, sagte er: „Ihr sollt daher auf folgende Weise beten: ‚Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt. Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde‘ “ (Matthäus 6:9, 10).

Jesus wußte, daß der Name seines Vaters von großer Bedeutung war, und das hob er auch hervor. Deshalb richtete er an seine religiösen Feinde die Worte: „Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, doch ihr nehmt mich nicht auf; wenn jemand anders in seinem eigenen Namen käme, so würdet ihr diesen aufnehmen. ... Ich habe es euch gesagt, und doch glaubt ihr nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue, diese legen Zeugnis über mich ab“ (Johannes 5:43; 10:25; Markus 12:29, 30).

Als Jesus zu seinem Vater betete, sagte er: „ ‚Vater, verherrliche deinen Namen.‘ Darum kam eine Stimme vom Himmel: ‚Ich habe ihn verherrlicht und will ihn wieder verherrlichen.‘ “

Bei einer späteren Gelegenheit betete Jesus: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbar gemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort gehalten. Und ich habe ihnen deinen Namen bekanntgegeben und werde ihn bekanntgeben, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in Gemeinschaft mit ihnen“ (Johannes 12:28; 17:6, 26).

Als Jude mußte Jesus den Namen seines Vaters, Jehova (oder Jahwe), gewußt haben, denn er kannte den Bibeltext, in dem es heißt: „ ‚Ihr seid meine Zeugen‘, ist der Ausspruch Jehovas, ‚ja mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr erkennt und an mich glaubt und damit ihr versteht, daß ich derselbe bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet, und nach mir war weiterhin keiner. ... Und ihr seid meine Zeugen‘, ist der Ausspruch Jehovas, ‚und ich bin Gott‘ “ (Jesaja 43:10, 12).

Die Juden wurden also als Nation dazu auserwählt, Zeugen für Jehova zu sein. Als Jude war auch Jesus ein Zeuge für Jehova (Offenbarung 3:14).

Im ersten Jahrhundert sprachen die meisten Juden den geoffenbarten Namen Gottes wahrscheinlich nicht mehr aus. Es gibt jedoch Handschriften, die beweisen, daß die ersten Christen, die die griechische Septuaginta-Übersetzung der Hebräischen Schriften benutzten, das im griechischen Text enthaltene hebräische Tetragrammaton sehen konnten. George Howard, Professor für Religion und Hebraistik, sagte diesbezüglich: „Wo die Septuaginta, die die neutestamentliche Kirche gebrauchte und aus der sie zitierte, die hebräische Form des göttlichen Namens enthielt, verwendeten die neutestamentlichen Schreiber das Tetragrammaton zweifellos in ihren Zitaten. Aber als in der Septuaginta die hebräische Form des göttlichen Namens zugunsten griechischer Ersatzwörter ausgemerzt wurde, wurde sie auch in neutestamentlichen Zitaten aus der Septuaginta ausgemerzt.“

Deshalb schlußfolgert Professor Howard, daß die ersten Christen Bibelstellen wie Matthäus 22:44, wo Jesus vor seinen Feinden aus den Hebräischen Schriften zitierte, deutlich verstanden haben müssen. Howard sagt: „Die Kirche des ersten Jahrhunderts las wahrscheinlich: ‚JHWH sprach zu meinem Herrn‘ und gebrauchte nicht die spätere Fassung: ‚Der Herr sprach zu meinem Herrn‘, ... die wegen ihrer Ungenauigkeit unklar ist“ (Psalm 110:1).

Daß Jesus Gottes Namen verwendet haben muß, wird durch die Anklage bestätigt, die mehrere hundert Jahre nach seinem Tod von den Juden vorgebracht wurde. Sie sagten, falls Jesus Wunder wirkte, dann „nur deshalb, weil er sich des ‚geheimen‘ Namens Gottes bemächtigt hatte“ (The Book of Jewish Knowledge).

Jesus kannte mit Sicherheit Gottes einzigartigen Namen. Zweifellos gebrauchte er diesen Namen trotz der damaligen jüdischen Tradition. Er ließ nicht zu, daß durch Überlieferungen von Menschen das Gesetz Gottes ungültig gemacht wurde (Markus 7:9-13; Johannes 1:1-3, 18; Kolosser 1:15, 16).

[Bild]

Ein Papyrusfragment (1. Jahrhundert v. u. Z.), auf dem der hebräische Name Gottes in der griechischen Septuaginta zu sehen ist

[Bilder auf Seite 238]

Jesus verwendete beim Lehren viele Veranschaulichungen — das Aussäen von Samen, das Ernten, das Fischen, das Finden einer Perle, gemischte Herden, einen Weingarten und anderes (Matthäus 13:3-47; 25:32)

[Bild auf Seite 243]

Durch die Kraft Gottes wirkte Jesus viele Wunder; er sorgte z. B. dafür, daß sich der Sturm legte

[Bild auf Seite 246]

Das Tetragrammaton oder die vier Konsonanten JHWH (Jehova)

[Bild auf Seite 251]

In dem Bericht über die Auferweckung des Lazarus wird nichts davon erwähnt, nein, nicht einmal angedeutet, daß er eine unsterbliche Seele gehabt habe

[Bild auf Seite 253]

Für Petrus, Jakobus und Johannes war es kein Mythos, daß Gott an Jesus Wohlgefallen gefunden hatte — sie hatten es bei der Umgestaltung selbst gehört und gesehen