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Der Buddhismus — Die Suche nach Erleuchtung ohne Gott

Der Buddhismus — Die Suche nach Erleuchtung ohne Gott

Kapitel 6

Der Buddhismus — Die Suche nach Erleuchtung ohne Gott

1. (a) Wie tritt der Buddhismus in der westlichen Gesellschaft in Erscheinung? (b) Welche Gründe für diese Entwicklung in der westlichen Welt können angegeben werden?

DER Buddhismus — um die Jahrhundertwende außerhalb Asiens noch kaum bekannt — ist heute eine Weltreligion. Ja, im Westen stellen viele Leute überrascht fest, daß der Buddhismus direkt in ihrer Nachbarschaft blüht und gedeiht. Zum großen Teil ist das die Folge der internationalen Flüchtlingsbewegung. Viele Asiaten haben sich in Westeuropa, Nordamerika, Australien und in anderen Teilen der Erde niedergelassen. Immer mehr Immigranten schlagen in ihrem neuen Land Wurzeln und bringen natürlich auch ihre Religion mit. Auf diese Weise kommen zum ersten Mal mehr Menschen des Westens mit dem Buddhismus direkt in Berührung. Aus diesem Grund und wegen der in den traditionellen Kirchen geübten Toleranz und auch wegen des Verfalls auf religiösem Gebiet haben sich einige Leute zu dieser „neuen“ Religion bekehrt (2. Timotheus 3:1, 5).

2. Wo überall gibt es heute Anhänger des Buddhismus?

2 Gemäß dem Werk 1989 Britannica Book of the Year hat der Buddhismus weltweit etwa 300 Millionen Anhänger, ungefähr je 200 000 in Westeuropa und Nordamerika, 500 000 in Lateinamerika und 300 000 in der Sowjetunion. Doch die meisten Anhänger des Buddhismus sind noch immer in asiatischen Ländern wie Sri Lanka, Myanmar (Birma), Thailand, Japan, Korea und China zu finden. Wer war aber Buddha? Wie begann der Buddhismus? Was sind seine Lehren und Bräuche?

Das Problem zuverlässiger Quellen

3. Welches Quellenmaterial ist über Buddhas Leben vorhanden?

3 „Was über Buddhas Leben bekannt ist, stammt größtenteils aus den kanonischen Texten, von denen die meisten in Pali, einer Sprache des alten Indien, geschrieben sind“, heißt es in dem Buch Die Religionen der Welt — Eine illustrierte Religionsgeschichte. Das bedeutet, daß aus der Zeit Buddhas kein Quellenmaterial vorhanden ist, das über Siddhārtha Gautama, den Stifter der Religion — er lebte im 6. Jahrhundert v. u. Z. in Nordindien —, Aufschluß gibt. Das stellt natürlich ein Problem dar. Doch noch bedeutsamer ist die Frage, wann und wie die „kanonischen Texte“ entstanden sind.

4. Wie wurde die authentische Lehre Buddhas anfangs überliefert?

4 Nach buddhistischer Tradition wurde bald nach dem Tod Gautamas ein Konzil von 500 Mönchen einberufen, um festzulegen, welches die authentische Lehre des Meisters sei. Ob ein solches Konzil tatsächlich stattgefunden hat, ist von buddhistischen Gelehrten und Historikern oft diskutiert worden. Es ist jedoch wichtig, zu beachten, daß sogar in buddhistischen Texten zugegeben wird, die festgelegte authentische Lehre sei nicht schriftlich niedergelegt worden, sondern die Jünger Buddhas hätten sie sich eingeprägt. Es verging noch eine lange Zeit, bis die buddhistischen heiligen Texte dann tatsächlich aufgezeichnet wurden.

5. Wann wurden die Pali-Texte niedergeschrieben?

5 Nach srilankischen Chroniken aus dem 4. und 6. Jahrhundert u. Z. wurden die frühesten Aufzeichnungen dieser „kanonischen Texte“ in Pali während der Herrschaft von König Wattagamani Abhaja im 1. Jahrhundert v. u. Z. gemacht. Andere Berichte über das Leben Buddhas faßte man vielleicht nicht vor dem 1. oder sogar nicht vor dem 5. Jahrhundert u. Z. ab, also fast 1 000 Jahre nach seiner Zeit.

6. Welche Kritik wird an den „kanonischen Texten“ geübt? (Vergleiche 2. Timotheus 3:16, 17.)

6 In dem Abingdon Dictionary of Living Religions heißt es daher: „Die ‚Biographien‘ wurden erst spät geschrieben und sind voller Legenden und Mythen, und die ältesten kanonischen Texte sind das Ergebnis eines langen Prozesses der mündlichen Überlieferung; während dieser Zeit wurde vieles verbessert und hinzugefügt.“ Ein Gelehrter „behauptete [sogar], daß nicht ein einziges Wort der niedergeschriebenen Lehre mit absoluter Sicherheit Gautama zugeschrieben werden kann“. Ist eine solche Kritik berechtigt?

Buddhas Empfängnis und Geburt

7. Wie soll laut buddhistischen Texten die Empfängnis Buddhas stattgefunden haben?

7 Greifen wir z. B. die folgenden Auszüge aus Jātakam, einem Teil des Pali-Kanons, heraus und aus Buddhacarita, einem aus dem 2. Jahrhundert u. Z. stammenden Text in Sanskrit über das Leben Buddhas. Zuerst sei der Bericht erwähnt, der davon handelt, wie Buddhas Mutter, Königin Māyā, ihn in einem Traum empfing.

„Die vier Großkönige hoben sie samt ihrem Bett auf und brachten sie nach dem Himālaya ... Darauf kamen ihre Gattinnen und brachten Māyā nach dem Anotatta-See; hier badeten sie sie, um sie von der menschlichen Unreinheit zu befreien ... Nicht weit von dort ist der Silberberg, dessen Spitze ein goldenes Haus ist; da machten sie ein nach Osten gerichtetes Lager zurecht und legten Māyā darauf nieder. Hierauf stieg der Bodhisattva ... als ein herrlicher weißer Elefant ... von da herab, stieg den Silberberg hinan ..., umschritt dreimal von rechts das Lager seiner Mutter, berührte ihre rechte Seite und ging so gleichsam in ihren Leib ein. So nahm er am letzten Tage des Asālha-Nakkhatta seine Wiedergeburt.“

8. Was wurde über Buddhas Zukunft vorausgesagt?

8 Als die Königin den Traum ihrem Mann, dem König, erzählte, ließ er 64 ausgezeichnete Hindupriester rufen, gab ihnen zu essen und kleidete sie ein; daraufhin bat er um die Deutung. Sie erklärten:

„Sei unbesorgt, o Großkönig! ... Einen Sohn wirst du erhalten. Wenn dieser das häusliche Leben wählen wird, wird er ein König werden, ein Weltherrscher; wenn er aber das Haus verlassen und die Weltflucht betätigen wird, wird er ein Buddha werden, der in der Welt alles Dunkel vertreibt.“

9. Welche ungewöhnlichen Ereignisse sollen stattgefunden haben, nachdem Buddhas Zukunft vorhergesagt worden war?

9 Danach sollen sich 32 Wunder ereignet haben:

„Da wankten, erzitterten und erbebten wie mit einem Schlage alle zehntausend Welten ... In allen Höllen erlosch das Feuer, ... bei allen Wesen verschwand die Krankheit, ... alle Instrumente ertönten, wiewohl nicht berührt, von selbst, ... in dem großen Weltmeer war süßes Wasser, ... das ganze System der zehntausend Welten drehte sich und war zusammengedrückt ... wie ein Bündel zusammengebundener Kränze ... voll höchster Herrlichkeit.“

10. Wie wird in buddhistischen heiligen Texten die Geburt Buddhas beschrieben?

10 Dann nahte die ungewöhnliche Geburt Buddhas in einem Garten mit Sālabäumen, Lumbini-Wald genannt. Als die Königin einen Sālazweig ergreifen wollte, bog er sich herab und kam ihrer Hand nahe. Sie hielt ihn fest, und stehend gebar sie ihren Sohn.

„Dieser ging, wie ein Prediger vom Lehrstuhl oder wie ein Mann von der Leiter herabsteigt, aus dem Mutterleibe hervor, indem er beide Hände und Füße ausstreckte und dastand, ohne infolge seines Aufenthaltes im Mutterleibe durch eine Unreinheit befleckt zu sein ...“

„Sobald er [der zukünftige Buddha] geboren war, stellte er sich mit beiden Beinen fest auf die Erde, machte sieben Schritte nach Norden — dabei wurde über ihm ein weißer Baldachin getragen — und schaute nach allen Himmelsrichtungen; dabei rief er mit unvergleichlicher Stimme: In der ganzen Welt bin ich der Erste, der Beste und der Herausragendste; das war meine letzte Geburt; nie mehr werde ich wiedergeboren!“

11. Welche Schlußfolgerung haben einige Gelehrte hinsichtlich der in den buddhistischen heiligen Texten aufgezeichneten Berichte über Buddhas Leben gezogen?

11 Genauso ausführliche Erzählungen gibt es über seine Kindheit, seine Begegnungen mit jungen Verehrerinnen, sein Umherwandern, ja über fast jede Begebenheit seines Lebens. Es überrascht vielleicht nicht, daß die meisten Gelehrten alle diese Berichte als Legenden und Mythen abtun. Ein Beamter am Britischen Museum vertritt sogar den Standpunkt, daß es wegen „der vielen Legenden und Wundererzählungen unmöglich ist, ... einen geschichtlichen Lebensbericht zusammenzustellen“.

12, 13. (a) Was ist die traditionelle Weise, wie Buddhas Leben geschildert wird? (b) Welches Geburtsjahr Buddhas wird allgemein anerkannt? (Vergleiche Lukas 1:1-4.)

12 Dessenungeachtet ist ein traditioneller Bericht über Buddhas Leben weit verbreitet. Ein moderner, in Colombo (Sri Lanka) veröffentlichter Text, A Manual of Buddhism, enthält folgende vereinfachte Fassung:

„An einem Vollmondtag im Mai des Jahres 623 v. Chr. wurde in Nepal ein indischer Schakja-Prinz namens Siddhattha Gotama * geboren. Sein Vater war König Suddhodana und seine Mutter Königin Majadewi. Sie starb wenige Tage nach der Geburt des Kindes, und so wurde Mahapradschapati Gautami seine Pflegemutter.

Mit 16 Jahren heiratete er seine Kusine, die schöne Prinzessin Jaschodhara.

Nach seiner Heirat führte er fast 13 Jahre ein luxuriöses Leben in seliger Unwissenheit über die Schicksalsschläge, die die Menschen außerhalb der Palasttore zu erdulden hatten.

Im Laufe der Zeit wurde ihm die Realität immer mehr bewußt. In seinem 29. Lebensjahr, einem Wendepunkt in seiner Laufbahn, wurde sein Sohn Rahula geboren. Diesen betrachtete er als Hindernis, denn er erkannte, daß alle, die geboren werden, ohne Ausnahme der Krankheit und dem Tod preisgegeben sind. Es wurde ihm also klar, daß das Leid allgegenwärtig ist, und er entschloß sich, für die universelle Krankheit der Menschheit ein Allheilmittel zu finden.

Er gab die königlichen Freuden auf und verließ eines Nachts sein Zuhause, ... schnitt sich das Haar ab, zog sich ein einfaches Gewand eines Asketen an und ging auf die Suche nach der Wahrheit.“

13 Diese in seiner Biographie enthaltenen wenigen Einzelheiten stehen natürlich in krassem Gegensatz zu den auf Phantasie beruhenden Erzählungen in den „kanonischen Texten“. Und mit Ausnahme seines Geburtsjahres werden sie allgemein anerkannt.

Die Erleuchtung — Wodurch kam sie?

14. Wodurch trat in Gautamas Leben eine Wende ein?

14 Was war der zuvor erwähnte „Wendepunkt in seiner Laufbahn“? Die Wende trat ein, als Siddhārtha zum ersten Mal in seinem Leben einen Kranken, einen Greis und einen Toten sah. Diese Erfahrung ließ in ihm eine quälende Frage über den Sinn des Lebens aufsteigen: Wird der Mensch nur geboren, um zu leiden, alt zu werden und zu sterben? Dann soll Siddhārtha einem heiligen Mann begegnet sein, der auf der Suche nach Wahrheit den Freuden der Welt entsagt hatte. Das gab ihm den Anstoß, seine Familie, seinen Besitz und seinen königlichen Namen aufzugeben. Die folgenden sechs Jahre brachte er bei Lehrern des Hinduismus und bei Gurus zu, von denen er sich eine Antwort erhoffte, jedoch ohne Erfolg. In den Erzählungen heißt es, daß er sich der Meditation hingab, fastete, Joga betrieb und sich in strengster Askese übte. Trotzdem fand er keinen inneren Frieden und erlangte keine Erleuchtung.

15. Wie gelangte Gautama schließlich zu der angeblichen Erleuchtung?

15 Schließlich kam er zu der Erkenntnis, daß strenge Askese ebenso nutzlos war wie das von ihm zuvor geführte Leben in Überfluß. Jetzt verfolgte er den „mittleren Weg“, wie er ihn nannte, und mied sowohl die eine als auch die andere extreme Lebensweise. Er war überzeugt, daß es eine Antwort auf seine Frage gab, daß er sie aber nur durch Meditation finden konnte. Deshalb ließ er sich unter einem Pipalbaum, einem indischen Feigenbaum, nieder und gab sich der Meditation hin. Er widerstand allen Angriffen und Versuchungen des Teufels Mara und setzte seine Meditation vier Wochen (einige sagen sieben Wochen) beharrlich fort, bis er angeblich alle Erkenntnis und alles Verständnis überschritten hatte. Dann gelangte er zur Erleuchtung.

16. (a) Was wurde Gautama? (b) Welche unterschiedlichen Ansichten werden über Buddha vertreten?

16 Auf diese Weise wurde Gautama gemäß buddhistischer Terminologie zum Buddha — zum Erwachten oder Erleuchteten. Er hatte das endgültige Ziel, das Nirwana, erreicht, einen Zustand vollkommenen Friedens und der Erleuchtung, frei von Begierde und Leiden. Er wurde auch als der Sākyamuni (der Weise der Sākya [des Schakja-Stammes]) bekannt, und oft redete er von sich als dem Tathagata (der so [zum Lehren] Gegangene). Die verschiedenen buddhistischen Sekten sind darüber jedoch unterschiedlicher Ansicht. Einige sehen in ihm nur einen Menschen, der für sich selbst den Weg zur Erleuchtung fand und ihn dann seine Nachfolger lehrte. Andere betrachten ihn als den letzten einer Reihe von Buddhas, die in die Welt gekommen seien, um dharma (Pali: dhamma), die Lehre oder den Weg Buddhas, zu verkünden oder wiederzubeleben. Wieder andere sehen ihn als einen Bodhisattwa an, einen, der Erleuchtung erlangt hatte, aber das Eingehen ins Nirwana hinausschob, um anderen bei ihrer Suche nach Erleuchtung zu helfen. Wie dem auch sei, dieses Ereignis, die Erleuchtung, nimmt in allen buddhistischen Schulen einen äußerst wichtigen Platz ein.

Die Erleuchtung — Was ist damit gemeint?

17. (a) Wo und vor wem hielt Buddha seine erste Predigt? (b) Umreiße kurz die „vier edlen Wahrheiten“.

17 Nach seiner Erleuchtung begann Buddha nach anfänglichem Zögern, andere seine neugefundene Wahrheit, dharma, zu lehren. In einem Hirschpark bei Benares hielt er vor fünf Bhikkhus — Jüngern oder Mönchen — seine erste und wahrscheinlich auch seine bedeutendste Predigt. Darin lehrte er, daß man, um Erlösung zu finden, den Weg des sinnlichen Vergnügens sowie den Weg der Askese meiden und den „mittleren Weg“ gehen müsse. Außerdem müsse man die „vier edlen Wahrheiten“ verstehen und beachten (siehe den Kasten auf der gegenüberliegenden Seite), die auf folgende Weise kurz zusammengefaßt werden können:

1. Alle Existenz ist von Leiden gekennzeichnet.

2. Leiden entstehen aus einem Verlangen oder einer Gier.

3. Die Aufhebung der Gier hebt das Leiden auf.

4. Der Weg zur Aufhebung des Leidens ist der „achtfache Pfad“, durch den das Verhalten, das Denken und das Glauben geregelt wird.

18. Was sagte Buddha über die Quelle seiner Erleuchtung? (Vergleiche Hiob 28:20, 21, 28; Psalm 111:10.)

18 Diese Predigt über den „mittleren Weg“ und über die „vier edlen Wahrheiten“ stellt das Wesentliche der Erleuchtung Buddhas dar und bildet den Inhalt der gesamten Lehren Buddhas. (Im Gegensatz dazu vergleiche Matthäus 6:25-34; 1. Timotheus 6:17-19; Jakobus 4:1-3; 1. Johannes 2:15-17.) Gautama behauptete nicht, daß er für seine Predigt von Gott inspiriert worden sei, aber mit den Worten „hat der Tathāgata die Kenntnis ... gewonnen“ gibt er sich selbst die Ehre. Es heißt, daß Buddha auf seinem Sterbebett zu seinen Jüngern sagte, sie sollten „zur Wahrheit stehen ... als zu ... [ihrer] Richtschnur ... und zu niemandem Zuflucht suchen ... außer zu sich selbst“. Nach den Worten Buddhas kommt also die Erleuchtung nicht von Gott, sondern dadurch, daß man sich persönlich bemüht, richtiges Denken zu entwickeln und gute Taten zu vollbringen.

19. Warum wurde die Botschaft Buddhas damals gern angenommen?

19 Es ist leicht, zu erkennen, warum diese Lehre von der damaligen indischen Gesellschaft gern angenommen wurde. Durch diese Lehre wurden einerseits die Habgier und die korrupten religiösen Bräuche der Brahmanen oder der Priesterkaste des Hinduismus und andererseits die strenge Askese der Anhänger des Dschainismus sowie anderer mystischer Kulte verurteilt. Buddhas Lehre machte auch den Opfergaben und Riten, den Myriaden von Göttern und Göttinnen und dem bedrückenden Kastensystem, das jeden Lebensbereich des Volkes beherrschte und es versklavte, ein Ende. Kurz gesagt, diese Lehre verhieß Freiheit für alle, die dem Weg Buddhas folgten.

Der Einfluß des Buddhismus wächst

20. (a) Was sind die „drei Kleinode“ des Buddhismus? (b) Wie weit dehnte Buddha seinen Predigtfeldzug aus?

20 Die fünf Bhikkhus nahmen die Lehre Buddhas an, wodurch der erste Sangha oder Mönchsorden gegründet wurde. Nun waren die „drei Kleinode“ (Tri-ratna) des Buddhismus vollständig: der Buddha, das Dharma und der Sangha. Diese sollten den Menschen helfen, auf den Weg der Erleuchtung zu gelangen. Gautama, der Buddha, startete nun, so vorbereitet, einen Predigtfeldzug durch das ganze Gangestal. Leute aus allen sozialen Schichten und Stellungen hörten ihm zu und wurden seine Jünger. Bis zu seinem Tod mit 80 Jahren war er sehr bekannt geworden und hatte sich die Achtung anderer erworben. Seine letzten Worte an seine Jünger sollen gewesen sein: „Vergänglich ist alles, was da geworden ist. Strebt nach eurem Heil!“

21. (a) Wer spielte bei der Ausbreitung des Buddhismus eine wichtige Rolle? (b) Wie wirkten sich seine Bemühungen aus?

21 Im 3. Jahrhundert v. u. Z., etwa 200 Jahre nach Buddhas Tod, regierte der größte Förderer des Buddhismus, Kaiser Aschoka, und brachte den größten Teil Indiens unter seine Herrschaft. Das durch seine Eroberungen verursachte Gemetzel und die Umwälzungen betrübten ihn, und so nahm er den Buddhismus an und gewährte ihm staatliche Unterstützung. Er errichtete religiöse Monumente, berief Konzile ein und ermahnte die Leute, den Lehren Buddhas gemäß zu leben. Aschoka schickte auch buddhistische Missionare in alle Teile Indiens sowie nach Sri Lanka, Syrien, Ägypten und Griechenland. Der Buddhismus, einst eine indische Sekte, wurde hauptsächlich zufolge der Bemühungen Aschokas zu einer Weltreligion. Zu Recht wird dieser von einigen als der zweite Stifter des Buddhismus angesehen.

22. Wie faßte der Buddhismus in ganz Asien festen Fuß?

22 Von Sri Lanka breitete sich der Buddhismus ostwärts nach Myanmar (Birma) und Thailand sowie in verschiedene Teile Indochinas aus. Im Norden erreichte er Kaschmir und Zentralasien. Von diesen Gebieten aus überquerten buddhistische Mönche schon im 1. Jahrhundert u. Z. die gefährlichen Berge und durchreisten öde Gebiete, um ihre Religion nach China zu bringen. Von China war es für den Buddhismus nur ein kleiner Schritt nach Korea und Japan. Er gelangte auch nach Tibet, dem nördlichen Nachbarn Indiens, und wurde mit den dortigen Glaubensansichten vermischt, wodurch der Lamaismus entstand; dieser beherrschte dort das religiöse und das politische Leben. Bis zum 6. oder 7. Jahrhundert u. Z. hatte der Buddhismus in ganz Südostasien und im Fernen Osten festen Fuß gefaßt. Doch was geschah in Indien?

23. Was geschah in Indien mit dem Buddhismus?

23 Während der Buddhismus in anderen Ländern immer mehr an Einfluß gewann, geriet er in Indien nach und nach in Verfall. Die Mönche waren so sehr mit Philosophie und Metaphysik beschäftigt, daß sie den Kontakt mit den Laienanhängern verloren. Auch der Verlust der königlichen Schirmherrschaft sowie die Annahme hinduistischen Gedankenguts und hinduistischer Bräuche beschleunigten den Niedergang des Buddhismus in Indien. Sogar buddhistische heilige Stätten wie Lumbini, wo Gautama geboren wurde, und Bodh Gaya, wo er „Erleuchtung“ erlangte, verfielen. Bis zum 13. Jahrhundert war der Buddhismus aus Indien, seinem Ursprungsland, so gut wie verschwunden.

24, 25. Welche weiteren Entwicklungen im Buddhismus waren im 20. Jahrhundert zu beobachten?

24 Im 20. Jahrhundert veränderte sich das Gesicht des Buddhismus erneut. Politische Unruhen in China, in der Mongolei, in Tibet und in Ländern Südostasiens versetzten ihm einen vernichtenden Stoß. Tausende von Klöstern und Tempeln wurden zerstört, und Hunderttausende von Mönchen und Nonnen wurden fortgetrieben, eingesperrt oder sogar getötet. Trotzdem ist der buddhistische Einfluß auf die Denkweise und die Bräuche der Menschen in diesen Ländern deutlich zu erkennen.

25 In Europa und in Nordamerika scheint die buddhistische Auffassung davon, daß man in sich selbst die „Wahrheit“ suchen muß, großen Anklang zu finden, und mit Meditationsübungen will man der Hektik des Lebens in der westlichen Welt entfliehen. Interessanterweise schrieb der im Exil lebende Dalai-Lama von Tibet, Tenzin Gyatso, im Vorwort des Buches Living Buddhism: „Vielleicht spielt heute der Buddhismus eine Rolle dabei, daß die Menschen der westlichen Welt an die geistige Dimension ihres Lebens erinnert werden.“

Die verschiedenen Richtungen des Buddhismus

26. In was hat sich der Buddhismus aufgespalten?

26 Man spricht zwar vom Buddhismus allgemein als von einer einzigen Religion, aber in Wirklichkeit hat er sich in mehrere Schulen aufgespalten. Da die Natur Buddhas und seine Lehren verschieden ausgelegt werden, hat jede Schule ihre eigenen Lehren, Bräuche und Schriften. Die Schulen sind wiederum in zahllose Gruppen und Sekten unterteilt, von denen viele von den lokalen Kulturen und Traditionen stark beeinflußt worden sind.

27, 28. Beschreibe den Therawada-Buddhismus. (Vergleiche Philipper 2:12; Johannes 17:15, 16.)

27 Der Therawada („Schule der Alten“) oder Hinajana („kleines Fahrzeug“), eine Schulrichtung des Buddhismus, fand in Sri Lanka, Myanmar (Birma), Thailand, Kamputschea (Kambodscha) und Laos Verbreitung. Einige sehen diese Richtung als die konservative Schule an. Sie hebt hervor, daß man sich, wenn man Weisheit erlangen und für sein eigenes Heil sorgen wolle, von der Welt lossagen und als Mönch leben, d. h. sich in einem Kloster der Meditation und dem Studium hingeben müsse.

28 In einigen der erwähnten Länder ist es nicht ungewöhnlich, Gruppen junger Männer zu begegnen, die mit geschorenem Kopf in safrangelbem Gewand barfuß umhergehen und Almosengefäße tragen, damit sie darin von den Laien, deren Aufgabe es ist, sie zu unterstützen, das Lebensnotwendige empfangen können. Normalerweise verbringen Männer zumindest einen Teil ihres Lebens in einem Kloster. Das Endziel des Klosterlebens besteht darin, daß man ein Arhat wird, d. h. jemand, der geistige Vollkommenheit und Erlösung von dem leidvollen Kreislauf der Wiedergeburten erlangt hat. Buddha hat den Weg gezeigt; es liegt bei jedem selbst, ihn zu gehen oder nicht.

29. Was sind die Merkmale des Mahajana-Buddhismus? (Vergleiche 1. Timotheus 2:3, 4; Johannes 3:16.)

29 Der Mahajana („großes Fahrzeug“) ist eine buddhistische Schulrichtung, die in China, Korea, Japan und Vietnam verbreitet ist. Die Bezeichnung wurde dieser Schulrichtung gegeben, weil sie die Lehre Buddhas hervorhebt, die besagt: „Die Wahrheit und der Heilsweg sind etwas für alle, ob jemand nun in einer Höhle, in einem Kloster oder in einem Haus lebt ... Sie sind nicht nur etwas für diejenigen, die sich von der Welt losgesagt haben.“ Die Leitidee des Mahajana-Buddhismus ist: Die Liebe und das Mitleid Buddhas sind so groß, daß er niemandem das Heil vorenthalten würde. Diese Schulrichtung lehrt, daß jeder in der Lage sei, ein Buddha, ein Erleuchteter, oder ein Bodhisattwa zu werden, weil allen Menschen die Buddha-Natur zu eigen sei. Erleuchtung werde nicht durch strenge Selbstdisziplin erlangt, sondern dadurch, daß man an Buddha glaube und allen Lebewesen gegenüber Mitgefühl bekunde. Das spricht natürlich die praktisch denkende breite Masse an. Aber wegen dieser liberaleren Gesinnung sind zahllose Gruppen und Sekten entstanden.

30. Welches Ziel suchen Anhänger der „Schule des reinen Landes“ zu erreichen? (Vergleiche Matthäus 6:7, 8; 1. Könige 18:26, 29.)

30 Zu den vielen Mahajana-Sekten, die sich in China und in Japan entwickelt haben, gehören die Schule des reinen Landes und der Zen-Buddhismus. Den Mittelpunkt in der erstgenannten Sekte bildet der Glaube an die rettende Macht des Amida-Buddha, der seinen Nachfolgern eine Wiedergeburt im „reinen Land“ oder „Paradies des Westens“ verspricht, einem von Göttern und Menschen bewohnten Land der Wonne und Freude. Von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zum Nirwana. Durch das Wiederholen der Formel „Anbetung dem Amida-Buddha“ — manchmal täglich Tausende von Malen — reinigen sich die Gläubigen, und so erlangen sie Erleuchtung und werden ins „Paradies des Westens“ hineingeboren.

31. Was sind die Merkmale des Zen-Buddhismus? (Vergleiche Philipper 4:8.)

31 Der Zen-Buddhismus (in China die Ch’an-Schule) führt seinen Namen auf das Meditieren zurück. Die Wörter ch’an (chinesisch) und zen (japanisch) entsprechen dem sanskritischen Ausdruck dhyana, der „Meditation“ bedeutet. Diese Schule lehrt, daß Studium, gute Werke und Zeremonien wenig Nutzen bringen. Man kann Erleuchtung erlangen, indem man einfach über unlösbare Rätsel nachsinnt, wie z. B.: „Wie klingt es, wenn man mit nur einer Hand klatscht?“ oder: „Was findet man dort, wo nichts ist?“ Die mystische Natur des Zen-Buddhismus kommt in der hochentwickelten Kunst des Arrangierens von Blumen, des Schönschreibens, der Tuschmalerei, der Dichtung, des Gartenbaus usw. zum Ausdruck, und diese Künste haben im Westen eine große Resonanz gefunden. Heute gibt es in vielen westlichen Ländern Meditationszentren.

32. Wie wird der tibetische Buddhismus praktiziert?

32 Zum Schluß sei noch der tibetische Buddhismus oder Lamaismus erwähnt. Diese Form des Buddhismus wird manchmal Mantrajana (Mantra-Fahrzeug) genannt, denn ein hervorstechendes Merkmal ist das Vortragen von mantras, einer Reihe von Silben mit oder ohne Bedeutung. Im Lamaismus wird kein Nachdruck auf Weisheit und Barmherzigkeit gelegt, sondern auf Zeremonien, Gebete, Magie und Spiritismus. Mit Hilfe von Gebetsschnüren und Gebetsmühlen werden Gebete täglich Tausende Male wiederholt. Die Durchführung der komplizierten Zeremonien kann nur durch die mündliche Unterweisung der Lamas oder Mönchsführer erlernt werden, von denen die bekanntesten der Dalai-Lama und der Pantschen-Lama sind. Wenn einer dieser beiden Lamas stirbt, geht man auf die Suche nach einem Kind, von dem man meint, der Lama habe sich in ihm inkarniert, und es wird der nächste geistliche Führer. Der Ausdruck Lama wird außerdem ganz allgemein auf alle Mönche angewandt, und es gab eine Zeit, wo sie schätzungsweise ein Fünftel der gesamten Bevölkerung Tibets ausmachten. Lamas waren auch Lehrer, Ärzte, Grundbesitzer und Politiker.

33. Inwiefern ist der Buddhismus auf ähnliche Weise zersplittert wie die Christenheit? (Vergleiche 1. Korinther 1:10.)

33 Diese Hauptrichtungen des Buddhismus haben sich wiederum in viele Gruppen oder Sekten aufgespalten. Einige verehren einen bestimmten Führer, z. B. Nitschiren in Japan, der lehrte, daß nur das Lotos-Sutra des Mahajana die festgelegten Lehren Buddhas enthalte, und Nun Ch’in-Hai in Taiwan, der zahlreiche Anhänger hat. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Buddhismus nicht viel von der in zahllose Glaubensgemeinschaften und Sekten zersplitterten Christenheit. Ja, nicht selten beteiligen sich Leute, die vorgeben, Buddhisten zu sein, an Bräuchen des Taoismus, des Schintoismus, des Ahnenkults und sogar der Christenheit. * Alle buddhistischen Sekten behaupten, ihre Dogmen und Bräuche würden sich auf die Lehren Buddhas stützen.

Die drei Körbe und andere buddhistische Schriften

34. Was muß bei der Betrachtung der Lehren des Buddhismus im Sinn behalten werden?

34 Die dem Buddha zugeschriebenen Lehren wurden mündlich überliefert und erst Jahrhunderte nach seinem Tod niedergeschrieben. Die Schriften können also bestenfalls das enthalten, was er nach der Meinung seiner Nachfolger aus späteren Generationen sagte und tat. Das Problem wird dadurch noch größer, daß sich der Buddhismus bis dahin schon in viele Schulen aufgespalten hatte. Deshalb stellen verschiedene Texte den Buddhismus ganz unterschiedlich dar.

35. Welches sind die frühesten heiligen Texte des Buddhismus?

35 Die frühesten buddhistischen Texte wurden um das 1. Jahrhundert v. u. Z. in Pali, der angeblichen Muttersprache Buddhas, niedergeschrieben. Die Therawada-Schule erkennt sie als die authentischen Texte an. Sie bestehen aus 31 Büchern, die in drei Schriftensammlungen eingeteilt sind, und werden Tipitaka (Sanskrit: Tripitaka) genannt, was „drei Körbe“ oder „drei Sammlungen“ bedeutet. Das Winaja-Pitaka (Korb der Ordensdisziplinen) behandelt hauptsächlich Vorschriften und Regeln für Mönche und Nonnen. Das Sutta-Pitaka (Korb der Lehrreden) enthält Predigten, Gleichnisse und Sprüche Buddhas und seiner bedeutendsten Schüler. Und das Abhidhamma-Pitaka (Korb der höheren Lehrbegriffe) schließt Kommentare zur buddhistischen Lehre ein.

36. Was kennzeichnet die Schriften des Mahajana-Buddhismus?

36 Die Schriften der Mahajana-Schule gibt es meistens nur in Sanskrit, Chinesisch und Tibetisch, und sie sind sehr umfangreich. Allein der chinesische Text umfaßt über 5 000 Bände. Sie enthalten vieles, was in den frühen Schriften nicht zu finden ist, z. B. Berichte über Buddhas, die so zahlreich gewesen sein sollen, wie es Sandkörner im Ganges gibt, und die angeblich unzählige Millionen Jahre lebten und von denen jeder seiner eigenen Buddhawelt vorstand. Es ist keine Übertreibung, wenn ein Schriftsteller erklärt, charakteristisch für diese Texte seien „die Abweichungen voneinander, die blühende Phantasie, die Erwähnung interessanter Persönlichkeiten und die vielen Wiederholungen“.

37. Welche Probleme entstanden durch die Schriften des Mahajana? (Vergleiche Philipper 2:2, 3.)

37 Natürlich können nur wenige die rein theoretischen Abhandlungen verstehen. Folglich ist das, was sich aus dem Buddhismus später entwickelte, weit entfernt von dem, was Buddha ursprünglich beabsichtigte. Gemäß dem Winaja-Pitaka wollte er, daß seine Lehren nicht nur von der gebildeten Klasse verstanden wurden, sondern von allen Arten von Menschen. Deshalb bestand er darauf, daß seine Vorstellungen in der Sprache des allgemeinen Volkes und nicht in der heiligen toten Sprache des Hinduismus verbreitet wurden. Auf den Einwand der Therawada-Buddhisten, die Bücher des Mahajana seien nicht kanonisch, entgegneten dessen Anhänger, Gautama, der Buddha, habe zuerst das einfache und ungebildete Volk belehrt, aber den Gebildeten und Weisen später seine Lehren in den Büchern des Mahajana offenbart.

Der Kreislauf des Karmas und des Samsara

38. (a) Wie lassen sich buddhistische und hinduistische Lehren miteinander vergleichen? (b) Was ist die buddhistische Vorstellung von der Seele in der Theorie und in der Praxis?

38 Der Buddhismus befreite zwar das Volk bis zu einem gewissen Grad von den Fesseln des Hinduismus, aber die grundlegenden Vorstellungen des Buddhismus sind dennoch ein Erbe der hinduistischen Lehren vom Karma und vom Samsara. Der Buddhismus, wie er ursprünglich von Buddha gelehrt wurde, unterscheidet sich dadurch vom Hinduismus, daß er die Existenz einer unsterblichen Seele leugnet und von dem Menschen als von „einer Verbindung physischer und geistiger Kräfte“ spricht. * Aber trotzdem drehen sich seine Lehren um die Vorstellung, daß alle Menschen durch unzählige Wiedergeburten von einem Leben zum andern wandern (Samsara) und unter den Folgen vergangener und gegenwärtiger Taten zu leiden haben (Karma). Obwohl die Botschaft von der Erleuchtung und von der Erlösung aus diesem Kreislauf faszinierend zu sein scheint, mag sich mancher fragen: Wie fest ist ihre Grundlage? Welchen Beweis gibt es, daß jemandes Leiden die Folge seiner Taten in einem früheren Leben sind? Und kann man überhaupt beweisen, daß es so etwas wie ein früheres Leben gibt?

39. Wie erklärt ein buddhistischer Text das Karma-Gesetz?

39 Eine Erklärung zum Karma-Gesetz lautet:

„Kamma [die Entsprechung für Karma in Pali] ist selbst ein Gesetz. Daraus folgt aber nicht, daß ein Gesetzgeber vorhanden sein muß. Die gewöhnlichen Naturgesetze wie das Gesetz der Schwerkraft setzen keinen Gesetzgeber voraus. Dasselbe trifft auf das Kamma-Gesetz zu. Es ist in seinem Bereich wirksam ohne die Einmischung einer äußeren unabhängigen herrschenden Kraft“ (A Manual of Buddhism).

40. (a) Was ist daraus zu schließen, daß Naturgesetze vorhanden sind? (b) Was sagt die Bibel über Ursache und Wirkung?

40 Ist das eine logische Schlußfolgerung? Setzen die Naturgesetze wirklich keinen Gesetzgeber voraus? Der Raketenexperte Dr. Wernher von Braun sagte einmal: „Die im Universum geltenden Naturgesetze sind so präzise, daß wir ohne Schwierigkeit ein Raumschiff bauen können, das auf den Mond fliegt und dessen Flugzeit wir auf den Bruchteil einer Sekunde genau berechnen können. Diese Gesetze müssen von jemandem festgelegt worden sein.“ Die Bibel erwähnt ebenfalls das Gesetz von Ursache und Wirkung, wenn sie sagt: „Gott läßt sich nicht verspotten. Denn was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Galater 6:7). Statt daß gesagt wird, dieses Gesetz setze keinen Gesetzgeber voraus, wird darauf hingewiesen, daß ‘sich Gott nicht verspotten läßt’, woraus zu schließen ist, daß dieses Gesetz von seinem Schöpfer, Jehova, in Kraft gesetzt wurde.

41. (a) Welchen Vergleich kann man zwischen dem Karma-Gesetz und dem Gesetz, das bei Gericht angewendet wird, ziehen? (b) Stelle Karma der Verheißung der Bibel gegenüber.

41 Außerdem heißt es in der Bibel: „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod“ und: „Wer gestorben ist, ist von seiner Sünde freigesprochen.“ Selbst Gerichte erkennen an, daß eine Person wegen derselben Straftat nicht zweimal bestraft werden darf. Warum sollte also jemand, der seine Sünden schon mit dem Leben bezahlt hat, wiedergeboren werden, nur um erneut unter den Folgen seiner vergangenen Taten zu leiden? Und wie kann er bereuen und sich verbessern, wenn er nicht weiß, für welche in der Vergangenheit begangenen Taten er bestraft wird? Wäre das gerecht? Wäre dies mit der Barmherzigkeit vereinbar, die Buddhas hervorstechendste Eigenschaft gewesen sein soll? Demgegenüber heißt es in der Bibel nach der Erklärung „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod“ weiter: „Die Gabe aber, die Gott gibt, ist ewiges Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn.“ Ja, die Bibel enthält die Verheißung, daß Gott alle Verderbtheit sowie die Sünde und den Tod beseitigen und die Menschheit befreien und zur Vollkommenheit bringen wird (Römer 6:7, 23; 8:21; Jesaja 25:8).

42. Wie erklärt ein buddhistischer Gelehrter die Wiedergeburt?

42 Der buddhistische Gelehrte Dr. Walpola Rahula erklärt die Wiedergeburt wie folgt:

„Ein Wesen ist nichts als eine Verbindung von physischen und geistigen Kräften. Was als Tod bezeichnet wird, ist das völlige Aufhören der Funktionen des physischen Leibes. Sind aber mit dem Aufhören der Funktionen des Leibes auch alle anderen Kräfte lahmgelegt? Der Buddhismus antwortet: ‚Nein.‘ Der Wille, die Entschlossenheit, das Begehren und der Durst zu existieren, das Leben zu erhalten und sich zu vermehren, ist eine gewaltige Kraft, eine Kraft, die alle Lebewesen, alles, was existiert, ja die ganze Welt antreibt. Es ist die größte Kraft in der Welt. Gemäß dem Buddhismus verliert diese Kraft mit dem Aufhören der Funktionen des Leibes — beim Tod — nicht ihre Wirkung, sondern kommt immer wieder in einer anderen Form zum Ausdruck, wodurch eine neue Existenz entsteht, was Wiedergeburt genannt wird.“

43. (a) Wie wird aus biologischer Sicht jemandes Erbgut festgelegt? (b) Welche „Beweise“ werden manchmal für die Wiedergeburt angeführt? (c) Entsprechen diese „Beweise“ aber den Erfahrungstatsachen?

43 Zum Zeitpunkt der Zeugung eines Kindes werden von jedem Elternteil 50 Prozent der Erbfaktoren weitergegeben. Das Kind kann also unmöglich eine 100prozentige Entsprechung von jemand aus einer früheren Existenz sein. Es gibt kein bekanntes Naturgesetz, mit dem der Vorgang der Wiedergeburt belegt werden kann. Des öfteren führen diejenigen, die an die Lehre von der Wiedergeburt glauben, als Beweis die Erlebnisse von Personen an, die sich angeblich an Gesichter, Ereignisse und Orte erinnern können, die sie vorher nicht kannten. Ist das logisch? Wenn man behauptet, jemand, der Dinge aus der Vergangenheit bis ins einzelne berichten könne, müsse in jener Zeit gelebt haben, dann müßte man auch sagen, jemand, der die Zukunft vorhersagen könne — und es gibt viele, die vorgeben, dazu befähigt zu sein —, müsse in der Zukunft gelebt haben. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall.

44. Stelle das, was die Bibel über den „Geist“ sagt, der buddhistischen Lehre von der Wiedergeburt gegenüber.

44 Mehr als 400 Jahre vor der Zeit Buddhas sprach die Bibel von einer Lebenskraft. Über das, was beim Tod eines Menschen geschieht, wird gesagt: „Dann kehrt der Staub zur Erde zurück, so wie er gewesen ist, und der Geist selbst kehrt zu dem wahren Gott zurück, der ihn gegeben hat“ (Prediger 12:7). Das Wort „Geist“ ist die Übersetzung des hebräischen Ausdrucks rúach, der die Lebenskraft bezeichnet, die alle menschlichen und tierischen Lebewesen antreibt (Prediger 3:18-22). Der wesentliche Unterschied besteht jedoch darin, daß rúach eine unpersönliche Kraft ist; sie hat keinen eigenen Willen und behält auch nicht die Persönlichkeit oder die Charaktermerkmale des Verstorbenen. Sie geht beim Tod nicht von einer Person in eine andere über, sondern „kehrt zu dem wahren Gott zurück, der ... [sie] gegeben hat“. In anderen Worten, die Hoffnung auf künftiges Leben — die Hoffnung auf eine Auferstehung — hängt ganz von Gott ab (Johannes 5:28, 29; Apostelgeschichte 17:31).

Nirwana — das Unerreichbare erreichen?

45. Welche Auffassung haben die Buddhisten vom Nirwana?

45 Nun kommen wir zu Buddhas Lehre von der Erleuchtung und vom Heil. Im Buddhismus besteht die Grundvorstellung des Heils in der Befreiung vom Karma- und Samsara-Gesetz und im Erreichen des Nirwanas. Und was ist das Nirwana? Laut buddhistischen Texten kann man es unmöglich beschreiben oder erklären, man kann es nur erleben. Es ist kein Himmel, wohin man nach dem Tod gelangt, sondern es ist ein Zustand, der von allen schon zu Lebzeiten erreicht werden kann. Das Wort selbst soll „Auswehen, Aushauchen, Erlöschen“ bedeuten. Einige definieren also das Nirwana als das Aufhören aller Leidenschaft und Begierde; die Freiheit von allen Gefühlen, z. B. von Schmerz, Furcht, Begehren, Liebe oder Haß; ein Zustand des ewigen Friedens, der Ruhe und der Unveränderlichkeit. Kurz gesagt, es soll das Aufhören der individuellen Existenz sein.

46, 47. (a) Was ist nach der buddhistischen Lehre die Quelle des Heils? (b) Wieso widerspricht die buddhistische Auffassung von der Quelle des Heils dem, was die Erfahrung lehrt?

46 Buddha lehrte, daß man nicht mit Hilfe eines Gottes oder einer äußeren Kraft die Erleuchtung und das Heil — das vollkommene Nirwana — erlangt, sondern daß man von innen heraus durch eigene Anstrengungen, durch rechtes Tun und rechtes Denken, dieses Ziel erreicht. Dadurch entsteht die Frage: Kann etwas Unvollkommenes etwas Vollkommenes hervorbringen? Haben wir nicht alle die gleiche Erfahrung gemacht wie der hebräische Prophet Jeremia, der sagte, „daß nicht beim Erdenmenschen sein Weg steht. Es steht nicht bei dem Mann, der da wandelt, auch nur seinen Schritt zu richten.“ (Jeremia 10:23)? Ist es logisch, zu glauben, jemand könne das ewige Heil selbst, ohne fremde Hilfe, erlangen, wenn doch schon in kleinen alltäglichen Angelegenheiten kein Mensch seine Handlungsweise völlig unter Kontrolle haben kann? (Psalm 146:3, 4).

47 So, wie jemand, der in Treibsand einsinkt, sich höchstwahrscheinlich nicht selbst daraus befreien kann, ist die von Sünde und Tod gefangengehaltene Menschheit nicht in der Lage, sich selbst aus dieser Gefangenschaft zu befreien (Römer 5:12). Buddha lehrte jedoch, daß das Heil nur durch eigene Anstrengungen erlangt werden kann. Zum Abschied ermahnte er seine Jünger, sie sollten sich selbst Zuflucht sein, keine äußere Zuflucht suchen, sondern zur Wahrheit stehen als zu ihrer Richtschnur und zu niemandem Zuflucht suchen außer zu sich selbst.

Erleuchtung oder Enttäuschung?

48. (a) Wie beschreibt ein Buch die Auswirkung, die die komplizierten buddhistischen Anschauungen haben, beispielsweise die vom Nirwana? (b) Was ist die Folge davon, daß man sich in der Neuzeit in einigen Gegenden für buddhistische Lehren interessiert?

48 Wie wirkt sich eine solche Lehre aus? Verhilft sie ihren Anhängern zu echtem Glauben und echter Frömmigkeit? In dem Buch Living Buddhism wird berichtet, daß selbst „Mönche wenig über die Erhabenheit ihrer Religion nachdenken. Viele meinen, daß es ein hoffnungsloses, unrealistisches Unterfangen sei, das Nirwana anzustreben, und nur selten geben sie sich der Meditation hin. Abgesehen davon, daß sie sich dem ziellosen Studium des Tipitaka widmen, sind sie darauf bedacht, in der Gesellschaft eine wohlwollende Gesinnung zu fördern und sie zum Frieden zu beeinflussen.“ Und in einem Kommentar zu dem Wiederaufleben des Interesses an den Lehren Buddhas in der Neuzeit heißt es in der World Encyclopedia (japanisch): „Je mehr man sich bei der Betrachtung des Buddhismus auf eine bestimmte Richtung konzentriert, desto weniger erfüllt er seinen eigentlichen Zweck: den Menschen eine Anleitung zu geben. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, bedeutet der neuzeitliche Trend, den Buddhismus genau zu untersuchen, nicht unbedingt die Erneuerung eines lebendigen Glaubens. Man stellt vielmehr fest, daß eine Religion, wenn sie zum Gegenstand komplizierter metaphysischer Studien wird, ihre Kraft als lebendiger Glaube verliert.“

49. Wie betrachten viele den Buddhismus?

49 Die grundlegende Auffassung des Buddhismus ist, daß Erkenntnis und Verständnis zur Erleuchtung und zum Heil führen. Aber die komplizierten Lehren der verschiedenen Schulen des Buddhismus ließen nur die obenerwähnte „hoffnungslose“ Situation entstehen, und die meisten Gläubigen können die Lehren nicht verstehen. In ihren Augen gehört zum Buddhismus nichts weiter, als daß man Gutes tut sowie einige Riten ausübt und ein paar einfache Gebote befolgt. Er setzt sich nicht mit komplizierten Lebensfragen auseinander, Fragen wie: Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Wie sieht die Zukunft des Menschen und der Erde aus?

50. Welche Frage steigt in Anbetracht der Erfahrungen, die einige aufrichtige Buddhisten gemacht haben, auf? (Vergleiche Kolosser 2:8.)

50 Einige aufrichtige Buddhisten haben erkannt, wie verwirrend die komplizierten Lehren und die heute durchgeführten belastenden Riten des Buddhismus sind und daß sie nur zur Enttäuschung führen. Die humanitären Bemühungen buddhistischer Gruppen und Gemeinschaften in einigen Ländern haben das Leid und die Not vieler Menschen gelindert. Hat der Buddhismus aber sein Versprechen, daß durch ihn alle Erleuchtung und Freiheit erlangen, erfüllt?

Erleuchtung ohne Gott?

51. (a) Was wird in einer Erzählung über Buddhas Lehren gesagt? (b) Was ließ Buddha in seinen Lehren aus? (Vergleiche 2. Chronika 16:9; Psalm 46:1; 145:18.)

51 In Berichten über das Leben Buddhas heißt es, daß er mit seinen Jüngern einmal in einem Wald war. Er hob eine Handvoll Blätter auf und sagte zu seinen Jüngern: „Was ich euch gelehrt habe, ist mit den Blättern in meiner Hand zu vergleichen; was ich euch nicht gelehrt habe, ist mit den Blättern des ganzen Waldes zu vergleichen.“ Buddha wollte damit natürlich sagen, daß er ihnen nur einen Bruchteil von dem beigebracht hatte, was er wußte. Gautama, der Buddha, ließ aber etwas Wichtiges aus: Er sagte fast nichts über Gott; andererseits behauptete er auch nie, selbst Gott zu sein. Er soll sogar zu seinen Jüngern gesagt haben: „Wenn es tatsächlich einen Gott gibt, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß er sich um meine alltäglichen Angelegenheiten kümmert“ und: „Es gibt keine Götter, die dem Menschen helfen oder ihm helfen können.“

52. (a) Welche Auffassung hat der frühe Buddhismus von Gott? (b) Was verwirft der Buddhismus?

52 Von diesem Gesichtspunkt aus spielt der Buddhismus bei der Suche der Menschheit nach dem wahren Gott nur eine geringe Rolle. In dem Werk The Encyclopedia of World Faiths heißt es diesbezüglich: „Der frühe Buddhismus hat anscheinend die Frage nach Gott nicht in Betracht gezogen und mit Sicherheit weder einen Glauben an Gott gelehrt noch diesen Glauben gefordert.“ Da er betont, daß jeder sein Heil selbst suchen müsse, indem der Betreffende sich in sich selbst versenke, um zur Erleuchtung zu gelangen, vertritt der Buddhismus eine agnostizistische, wenn nicht sogar eine atheistische Auffassung. (Siehe Kasten, Seite 145.) In dem Versuch, die hinduistischen Fesseln des Aberglaubens und der verwirrenden Vielzahl mythischer Gottheiten abzuwerfen, ist der Buddhismus ins andere Extrem gefallen. Er verwirft die grundlegende Konzeption von einem höchsten Wesen, durch dessen Willen alles existiert und funktioniert (Apostelgeschichte 17:24, 25).

53. Was kann über die Suche nach Erleuchtung ohne Gott gesagt werden? (Vergleiche Sprüche 9:10; Jeremia 8:9.)

53 Das Ergebnis dieser egozentrischen und unabhängigen Denkweise ist ein wahrhaftes Labyrinth von Legenden, Traditionen, komplizierten Lehren und Auslegungen, die im Laufe der Jahrhunderte von den vielen Schulen und Sekten entwickelt wurden. Was eine einfache Lösung für die vielschichtigen Probleme des Lebens sein sollte, wurde zu einem religiösen, philosophischen System, das viel zu kompliziert ist, als daß es von den meisten Leuten verstanden werden kann. Statt dessen begnügt sich der Durchschnittsbuddhist mit der Verehrung von Götzen und Reliquien, Göttern und Dämonen, Geistern und Ahnen, und er übt viele Riten und Bräuche aus, die wenig mit dem zu tun haben, was Gautama, der Buddha, gelehrt hat. Offensichtlich führt also die Suche nach Erleuchtung ohne Gott nicht zum Erfolg.

54. Nenne zwei andere religiöse Denker des Ostens, deren Lehren als nächstes behandelt werden.

54 Ungefähr zur gleichen Zeit, als Gautama den Weg zur Erleuchtung suchte, lebten in einem anderen Teil Asiens zwei Philosophen, von deren Vorstellungen Millionen Menschen beeinflußt wurden. Es waren Laotse und Konfuzius, zwei Weise, die seit Jahrhunderten von Chinesen und anderen verehrt werden. Was lehrten sie, und wie haben sie die Suche der Menschheit nach Gott beeinflußt? Das wird im folgenden Kapitel behandelt.

[Fußnoten]

^ Abs. 12 Das ist die Transkription seines Namens in Pali. In Sanskrit ist die Transkription Siddhārtha Gautama. Die Angaben über sein Geburtsjahr variieren jedoch; es werden unter anderem die Jahre 560, 563 und 567 v. u. Z. genannt. Die meisten Experten legen seine Geburt in das Jahr 560 oder zumindest in das 6. Jahrhundert v. u. Z.

^ Abs. 33 Viele Buddhisten in Japan feiern in aufwendiger Weise „Weihnachten“.

^ Abs. 38 Buddhistische Lehren wie die Lehre vom Anatta (Nichtselbst) verneinen die Existenz einer unwandelbaren oder dauernden Seele. Heute glauben allerdings die meisten Buddhisten, besonders diejenigen des Fernen Ostens, an die Wanderung einer unvergänglichen Seele. Das geht deutlich daraus hervor, daß sie ihre Ahnen verehren und an Qualen nach dem Tod in einer Hölle glauben.

[Studienfragen]

[Kasten auf Seite 139]

Die „vier edlen Wahrheiten“ Buddhas

Buddha erläuterte seine grundlegende Lehre durch die sogenannten „vier edlen Wahrheiten“. Es folgt ein Zitat aus dem dhamma-cakka-ppavattna-sutta (G. J. Bellinger, Der große Religionsführer, München 1986, S. 68):

▪ „Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden; mit Unlieben vereint sein ist Leiden. Von Lieben getrennt sein ist Leiden. Nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden. ...

▪ Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens: es ist der die Wiedergeburt erzeugende Durst, begleitet von Wohlgefallen und Begier, der hier und dort seine Freude findet: nämlich der Durst nach Lust, der Durst nach Werden und Dasein ...

▪ Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: Die Aufhebung dieses Durstes durch restlose Vernichtung des Begehrens, ihn fahren lassen, sich seiner entäußern, sich von ihm lösen, ihm keine Stätte gewähren.

▪ Dies, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von dem Weg, der hinführt zur Aufhebung des Leidens: Es ist dies der edle ,achtfache Pfad‘, der da heißt: rechtes Glauben, rechtes Denken, rechtes Sprechen, rechtes Tun, rechtes Leben, rechtes Streben, rechte Konzentration, rechtes Sichversenken.“

[Kasten auf Seite 145]

Der Buddhismus und Gott

„Der Buddhismus lehrt den Weg zur vollkommenen Rechtschaffenheit und Weisheit ohne einen persönlichen Gott; zur höchsten Kenntnis ohne eine ‚Offenbarung‘; ... zur Möglichkeit der Erlösung ohne einen Erlöser, zum Heil, das sich jeder selbst bringen kann“ (The Message of Buddhism von dem Bhikkhu Subhadra nach einem Zitat aus dem Buch What Is Buddhism?).

Sind Buddhisten also Atheisten? In dem Buch What Is Buddhism?, herausgegeben von der Buddhist Lodge, London, wird dazu gesagt: „Wenn mit einem Atheisten jemand gemeint ist, der die Auffassung von einem persönlichen Gott verwirft, sind wir Atheisten.“ Dann heißt es weiter: „Der Gedanke an ein Universum, das einem unveränderlichen Gesetz untersteht, ist genauso leicht geistig zu bewältigen wie die Vorstellung von einer weit entfernten Person, die vielleicht nie gesehen wird, von der man nicht weiß, wo sie sich aufhält, und die irgendwann einmal aus dem Nichts ein Universum erschaffen hat, das von Feindschaft, Ungerechtigkeit und Chancenungleichheit sowie von endlosem Leid und von Streit durchdrungen ist.“

Demnach tritt der Buddhismus theoretisch nicht für den Glauben an einen Gott oder Schöpfer ein. Aber in fast allen Ländern, wo heute der Buddhismus praktiziert wird, gibt es buddhistische Tempel und Stupas, und vor Bildnissen und Reliquien von Buddhas und Bodhisattwas sprechen fromme Buddhisten Gebete, bringen Opfergaben dar und bringen ihre Verehrung zum Ausdruck. Buddha, der nie behauptet hat, Gott zu sein, ist im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Gott geworden.

[Karte auf Seite 142]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Bis zum 7. Jahrhundert u. Z. hatte sich der Buddhismus von Indien aus in allen Teilen Ostasiens verbreitet

INDIEN

Benares

Bodh Gaya

3. JAHRHUNDERT v. u. Z. SRI LANKA

1. JAHRHUNDERT v. u. Z. KASCHMIR

ZENTRAL-ASIEN

1. JAHRHUNDERT u. Z. CHINA

MYANMAR

THAILAND

KAMPUTSCHEA

JAVA

4. JAHRHUNDERT u. Z. KOREA

6. JAHRHUNDERT u. Z. JAPAN

7. JAHRHUNDERT u. Z. TIBET

[Bilder auf Seite 131]

Der Baustil buddhistischer Tempel variiert weltweit

Chengteh (Nordchina)

Kofu (Japan)

New York (USA)

Chiang Mai (Thailand)

[Bild auf Seite 133]

Steinrelief: In dem Traum, den Māyā in Gandhara (Pakistan) hatte, wird der zukünftige Buddha als ein mit einem Heiligenschein umgebener weißer Elefant dargestellt, der in die rechte Seite Königin Māyās eingeht und sie schwanger macht

[Bilder auf Seite 134]

Buddhistische Mönche und Gläubige in einem Tempel in New York

[Bilder auf Seite 141]

Bildnisse von Buddha mit stilisierten Gesten

Er geht ins Nirwana ein

lehrt

meditiert

widersteht Versuchungen

[Bild auf Seite 147]

Eine Prozession in Tokio (Japan) an Buddhas Geburtstag. Der weiße Elefant im Hintergrund stellt Buddha dar.

[Bilder auf Seite 150]

Seiten des Lotos-Sutra (10. Jahrhundert) in Chinesisch, auf denen beschrieben wird, daß der Bodhisattwa Kuan-yin die Macht hat, jemanden oder etwas vor dem Feuer oder der Flut zu bewahren. Der Bodhisattwa Ksitigarbha (rechts) war im 14. Jahrhundert in Korea populär.

[Bild auf Seite 155]

Eine buddhistische Schriftrolle aus Kioto (Japan), die die „Höllen“qualen darstellt

[Bilder auf Seite 157]

Heutige Buddhisten verehren (von oben links im Uhrzeigersinn) in Bangkok (Thailand) ein Linga, in Kandy (Sri Lanka) eine Reliquie, einen Zahn Buddhas, sowie in Singapur und New York Buddhastatuen

[Bilder auf Seite 158]

Eine Buddhistin, die vor dem Familienaltar betet, und Kinder, die sich am Dienst im Tempel beteiligen