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Eine Rückkehr zu dem wahren Gott

Eine Rückkehr zu dem wahren Gott

Kapitel 15

Eine Rückkehr zu dem wahren Gott

„Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Johannes 13:34, 35).

1, 2. Wie sollte sich die Liebe unter wahren Christen auswirken?

MIT diesen Worten stellte Jesus ein Kriterium für alle auf, die den Anspruch erheben, seine wahren Nachfolger zu sein. Christliche Liebe müßte über alle Spaltungen zufolge von Rasse, Stammeszugehörigkeit und Nationalität hinausgehen. Es wäre nötig, daß wahre Christen, wenn sie eine solche Liebe ausleben, „kein Teil der Welt“ sind, so wie Jesus „kein Teil der Welt“ war und ist (Johannes 17:14, 16; Römer 12:17-21).

2 Wie zeigt ein Christ, daß er „kein Teil der Welt“ ist? Wie sollte er beispielsweise angesichts der politischen Unruhen, der Revolutionen und der Kriege in unserer Zeit handeln? Der christliche Apostel Johannes schrieb: „Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, stammt nicht von Gott noch der, der seinen Bruder nicht liebt. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, daß wir einander lieben sollten.“ Und Jesus selbst erklärte, warum seine Jünger nicht kämpften, um ihn zu befreien, denn er sagte: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft ... Nun aber ist mein Königreich nicht von daher.“ Sogar als Jesu Leben auf dem Spiel stand, ließen sich seine Gehilfen nicht darauf ein, die Differenzen wie die Welt auf kriegerische Weise beizulegen (1. Johannes 3:10-12; Johannes 18:36).

3, 4. (a) Was prophezeite Jesaja in bezug auf den „Schlußteil der Tage“? (b) Welche Fragen bedürfen einer Antwort?

3 Über 700 Jahre vor Christus prophezeite Jesaja, daß sich Angehörige aller Nationen zur wahren Anbetung Jehovas versammeln und den Krieg nicht mehr lernen würden. Er sagte: „Und es soll geschehen im Schlußteil der Tage, daß der Berg des Hauses Jehovas fest gegründet werden wird über dem Gipfel der Berge, ... und zu ihm sollen alle Nationen strömen. Und viele Völker werden bestimmt hingehen und sagen: ‚Kommt, und laßt uns zum Berg Jehovas hinaufziehen, zum Haus des Gottes Jakobs; und er wird uns über seine Wege unterweisen, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln.‘ Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort Jehovas von Jerusalem. Und er wird gewiß Recht sprechen unter den Nationen und die Dinge richtigstellen hinsichtlich vieler Völker. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. Nation wird nicht gegen Nation das Schwert erheben, auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen“ * (Jesaja 2:2-4).

4 Welche der Religionen der Welt hat diesen Anforderungen auf herausragende Weise entsprochen? Wer hat sich geweigert, das Kriegshandwerk zu erlernen, obwohl man sie mit Gefängnis bestraft, in Konzentrationslager geschickt und zum Tode verurteilt hat?

Christliche Liebe und Neutralität

5. Welchen Ruf in bezug auf die christliche Neutralität haben sich Jehovas Zeugen als einzelne erworben, und warum haben sie so gehandelt?

5 Jehovas Zeugen sind weltweit dafür bekannt, daß sie gemäß ihrer persönlichen Gewissensentscheidung für die christliche Neutralität Stellung beziehen. Da sie ihre Liebe und Einheit, die sie als weltweite Versammlung von Christen haben, die sich zu Gott hingezogen fühlen, nicht aufgeben wollen, haben sie in unserem Jahrhundert Gefängnisse, Konzentrationslager, Folter und Verfolgung erduldet, und aus einigen Ländern hat man sie ausgewiesen. Im nationalsozialistischen Deutschland fanden zwischen 1933 und 1945 etwa eintausend Zeugen Jehovas den Tod, und Tausende wurden eingesperrt, weil sie es ablehnten, Hitlers Krieg zu unterstützen. Auch im faschistischen Spanien unter Franco kamen Hunderte von jungen Zeugen ins Gefängnis, und viele verbrachten Jahre — im Durchschnitt zehn Jahre — in Militärgefängnissen, statt das Kriegshandwerk zu lernen. Bis auf den heutigen Tag schmachten viele junge Zeugen Jehovas in mehreren Ländern wegen ihrer christlich neutralen Haltung im Gefängnis. Jehovas Zeugen behindern jedoch nicht die militärischen Programme der Regierungen. Die unerschütterliche christliche Neutralität in politischen Angelegenheiten ist eines der unveränderlichen Merkmale ihrer Glaubensansichten in allen Konflikten und Kriegen des 20. Jahrhunderts gewesen. Das kennzeichnet sie als wahre Nachfolger Christi und unterscheidet sie von den Kirchen der Christenheit (Johannes 17:16; 2. Korinther 10:3-5).

6, 7. Was haben Jehovas Zeugen hinsichtlich des Christentums verstanden?

6 Jehovas Zeugen zeigen, daß sie den wahren Gott, Jehova, anbeten, indem sie sich an die Bibel und an das Beispiel Jesu halten. Sie haben die Liebe Gottes, die durch das Leben und Opfer Jesu zum Ausdruck kommt, kennengelernt. Nach ihrem Verständnis führt wahre christliche Liebe zu einer unzertrennlichen weltweiten Bruderschaft — über politische, rassische und nationale Grenzen hinweg. Mit anderen Worten, das Christentum ist mehr als international — es ist supranational; es überschreitet nationale Grenzen, Zuständigkeiten oder Interessen. Es betrachtet das Menschengeschlecht als eine Familie, die einen gemeinsamen Vorfahren hat und einen gemeinsamen Schöpfer, Jehova Gott (Apostelgeschichte 17:24-28; Kolosser 3:9-11).

7 Während fast alle anderen Religionen in Kriege verstrickt waren — in Bruderkriege und Massenvernichtungskriege —, haben Jehovas Zeugen bewiesen, daß sie sich die zuvor zitierte Prophezeiung aus Jesaja 2:4 zu Herzen nehmen. Man könnte jedoch innehalten und sich fragen: Woher kommen Jehovas Zeugen eigentlich? Wie sind sie organisatorisch aufgebaut?

Gottes lange Reihe von Zeugen

8, 9. Welche Einladung hat Gott an die Menschheit ergehen lassen?

8 Vor über 2 700 Jahren sprach der Prophet Jesaja auch die Einladung aus: „Sucht Jehova, während er sich finden läßt. Ruft ihn an, während er sich als nahe erweist. Der Böse verlasse seinen Weg und der schadenstiftende Mann seine Gedanken; und er kehre um zu Jehova, der sich seiner erbarmen wird, und zu unserem Gott, denn er wird in großem Maße vergeben“ (Jesaja 55:6, 7).

9 Jahrhunderte später erklärte der christliche Apostel Paulus gegenüber Griechen in Athen, die „der Furcht vor [mythischen] Gottheiten hingegeben zu sein“ schienen: „[Gott] hat aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht, damit sie auf der ganzen Erdoberfläche wohnen, und er verordnete die bestimmten Zeiten und die festgesetzten Wohngrenzen der Menschen, damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und wirklich finden mögen, obwohl er tatsächlich einem jeden von uns nicht fern ist“ (Apostelgeschichte 17:22-28).

10. Wieso wissen wir, daß Gott Adam und Eva und ihren Kindern nicht fern war?

10 Bestimmt ist Gott den ersten Menschengeschöpfen Adam und Eva nicht fern gewesen. Er redete mit ihnen und vermittelte ihnen seine Gebote und Wünsche. Außerdem verbarg sich Gott nicht vor ihren Söhnen Kain und Abel. Er wies den haßerfüllten Kain zurecht, als er wegen des Opfers neidisch war, das Abel Gott dargebracht hatte. Kain erwies sich indes als eifersüchtig, als religiös intolerant und ermordete seinen Bruder Abel, statt seine Form der Anbetung zu ändern (1. Mose 2:15-17; 3:8-24; 4:1-16).

11. (a) Was bedeutet das Wort „Märtyrer“? (b) Wie wurde Abel der erste Märtyrer?

11 Weil Abel Gott treu war bis in den Tod, wurde er der erste Märtyrer. * Er war auch der erste Zeuge Jehovas und der Vorläufer einer langen, die gesamte Geschichte durchziehenden Reihe von Zeugen, die ihre Lauterkeit bewahrten. Daher konnte Paulus sagen: „Durch Glauben brachte Abel Gott ein wertvolleres Opfer dar als Kain, durch welchen Glauben er das Zeugnis erlangte, daß er gerecht war, indem Gott Zeugnis gab hinsichtlich seiner Gaben; und durch ihn redet er noch, obwohl er gestorben ist“ (Hebräer 11:4).

12. Wer gehört noch zu den Beispielen für treue Zeugen Jehovas?

12 In demselben Brief an die Hebräer zählt Paulus eine ganze Reihe von treuen Männern und Frauen auf, wie z. B. Noah, Abraham, Sara und Moses, die durch ihre Bewahrung der Lauterkeit schließlich eine ‘große Wolke von Zeugen’ (griechisch: martýrōn) bildeten und für andere, die den wahren Gott kennenlernen und ihm dienen möchten, ermunternde Vorbilder wurden. Sie waren Männer und Frauen, die ein enges Verhältnis zu Jehova Gott hatten. Sie hatten ihn gesucht und auch gefunden (Hebräer 11:1 bis 12:1).

13. (a) Warum ist Jesus ein herausragender Beweis für die Liebe Gottes? (b) Auf welche besondere Weise ist Jesus ein Beispiel für seine Nachfolger?

13 Unter diesen Zeugen ragt einer heraus, der in der Offenbarung wie folgt beschrieben wird: „Jesus Christus, ... ‚Der treue Zeuge‘ “. Jesus ist ein weiterer klarer Beweis für die Liebe Gottes, denn Johannes schrieb: „Wir selbst [haben] gesehen und legen Zeugnis davon ab, daß der Vater seinen Sohn als Retter der Welt ausgesandt hat. Wer immer das Bekenntnis ablegt, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist, mit dem bleibt Gott in Gemeinschaft und er in Gemeinschaft mit Gott. Und wir selbst haben die Liebe, die Gott in unserem Fall hat, kennengelernt und an sie geglaubt.“ Jesus — ein gebürtiger Jude — war ein wahrer Zeuge; er starb in Treue zu seinem Vater, Jehova, den Märtyrertod. In den Jahrhunderten danach waren alle seine echten Nachfolger sowohl Zeugen Christi als auch des wahren Gottes, Jehova (Offenbarung 1:5; 3:14; 1. Johannes 4:14-16; Jesaja 43:10-12; Matthäus 28:19, 20; Apostelgeschichte 1:8).

14. Welche Frage bedarf jetzt einer Antwort?

14 Aus Jesajas Prophezeiung ging hervor, daß der „Schlußteil der Tage“ oder die „letzten Tage“, wie es in anderen Teilen der Bibel heißt, durch eine Rückkehr zu dem wahren Gott, Jehova, gekennzeichnet seien. * Angesichts der religiösen Vielfalt und Verwirrung, auf die das vorliegende Buch eingeht, erhebt sich die Frage: Wer hat in den letzten Tagen, in denen wir leben, wirklich nach dem wahren Gott gesucht und ihn „mit Geist und Wahrheit“ angebetet? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zuerst den Ereignissen des 19. Jahrhunderts zuwenden (Jesaja 2:2-4; 2. Timotheus 3:1-5; Johannes 4:23, 24).

Ein junger Mann auf der Suche nach Gott

15. (a) Wer war Charles Taze Russell? (b) Welche religiösen Zweifel hatte er unter anderem?

15 Im Jahre 1870 begann ein eifriger junger Mann, Charles Taze Russell (1852—1916), viele Fragen über die traditionellen Lehren der Christenheit zu stellen. In seiner Jugend war er in dem Herrenbekleidungsgeschäft tätig, das sein Vater in der geschäftigen Industriestadt Allegheny (heute zu Pittsburgh gehörend), Pennsylvanien (USA), führte. Seine religiöse Vergangenheit war durch den Glauben der Presbyterianer und der Kongregationalisten geprägt. Er war jedoch verwirrt von den Lehren über die Vorherbestimmung und die ewige Qual in der Feuerhölle. Aus welchen Gründen zweifelte er einige dieser Grundlehren der Religionen der Christenheit an? Er schrieb: „Ein Gott, der seine Macht dazu gebrauchen würde, menschliche Wesen zu erschaffen, von denen er wußte, ja die er im voraus dazu bestimmte, daß sie ewig gequält werden sollten, konnte weder weise noch gerecht oder liebevoll sein. Der Maßstab seines Handelns wäre niedriger als der vieler Menschen“ (Jeremia 7:31; 19:5; 32:35; 1. Johannes 4:8, 9).

16, 17. (a) An welchen Lehren war Russells Kreis zur Erforschung der Bibel interessiert? (b) Welche größere Meinungsverschiedenheit kam auf, und wie antwortete Russell?

16 Russell war noch keine zwanzig, als er mit anderen jungen Männern einen Kreis zur Erforschung der Bibel gründete, der wöchentlich zusammenkam. Die Angehörigen jenes Kreises begannen damit, die Lehren der Bibel über weitere Themen zu untersuchen, wie z. B. die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele sowie von Christi Loskaufsopfer und seinem zweiten Kommen. 1877 verkaufte Russell im Alter von 25 Jahren seine Anteile an dem gutgehenden Geschäft seines Vaters und wurde Vollzeitprediger.

17 Im Jahre 1878 kam es zwischen Russell und einem seiner Mitarbeiter zu einer größeren Meinungsverschiedenheit, weil dieser die Lehre verworfen hatte, daß Christi Tod ein Sühnopfer für Sünder sei. In seiner Widerlegung schrieb Russell: „Christus vollbrachte durch seinen Tod und seine Auferstehung verschiedene gute Dinge für uns. Er erlitt an unserer Stelle den Tod; er starb als der Gerechte für die Ungerechten — alle waren ungerecht. Jesus Christus schmeckte durch die Gnade Gottes für jedermann den Tod. ... Er wurde der Urheber der ewigen Rettung für alle, die ihm gehorchen.“ Er fuhr fort: „Erlösen heißt zurückkaufen. Was kaufte Christus für alle Menschen zurück? Leben. Wir verloren es durch den Ungehorsam des ersten Adam. Der zweite Adam [Christus] kaufte es mit seinem eigenen Leben zurück“ (Markus 10:45; Römer 5:7, 8; 1. Johannes 2:2; 4:9, 10).

18. (a) Wozu führte die Meinungsverschiedenheit hinsichtlich des Lösegeldes? (b) Wie verfuhren die Bibelforscher in bezug auf Spenden?

18 Da Russell schon immer ein eiserner Verfechter der Lehre vom Lösegeld gewesen war, brach er alle Verbindungen zu seinem früheren Mitarbeiter ab. Im Juli 1879 begann Russell mit der Herausgabe der Zeitschrift Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence — heute weltweit bekannt als Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich. Im Jahre 1881 gründete er zusammen mit anderen ergebenen Christen eine gemeinnützige Bibelgesellschaft. Sie wurde Zion’s Watch Tower Tract Society genannt, die heute als die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania bekannt ist, das gesetzliche Werkzeug, dessen sich Jehovas Zeugen bedienen. Von Anfang an bestand Russell darauf, daß bei den Zusammenkünften der Versammlung keine Kollekte durchgeführt und auch in den Veröffentlichungen der Watch Tower Society nicht um Spenden gebeten wird. Diejenigen, die sich Russell anschlossen, um ein tiefgehendes Bibelstudium zu betreiben, wurden einfach Bibelforscher genannt.

Eine Rückkehr zur Wahrheit der Bibel

19. Welche Lehren der Christenheit verwarfen die Bibelforscher?

19 Als Folge ihres Bibelstudiums verwarfen Russell und seine Mitverbundenen schließlich die Lehre der Christenheit von einer geheimen „Heiligsten Dreifaltigkeit“, die Lehre von einer dem Menschen innewohnenden unsterblichen Seele und die Lehre von einer ewigen Qual im Höllenfeuer. Sie verwarfen auch die Notwendigkeit einer besonderen, akademisch gebildeten Geistlichkeit. Sie wollten zu den einfachen Anfängen des Christentums zurückkehren — damals wurden die Versammlungen von geistig befähigten Ältesten geleitet, die nicht an ein Gehalt oder an eine Entlohnung dachten (1. Timotheus 3:1-7; Titus 1:5-9).

20. Was erkannten jene Bibelforscher hinsichtlich der parousía Christi und des Jahres 1914?

20 Bei ihrer Untersuchung des Wortes Gottes waren jene Bibelforscher stark an den Prophezeiungen der Christlichen Griechischen Schriften interessiert, die mit dem „Ende der Welt“ und dem „Kommen“ Christi zu tun hatten (Matthäus 24:3, Lu). Als sie sich dem griechischen Text zuwandten, fiel ihnen auf, daß Christi „Kommen“ in Wirklichkeit eine „parousía“ oder unsichtbare Gegenwart war. Demnach hatte Christus seine Jünger nicht über Beweise für ein künftiges sichtbares Kommen unterrichtet, sondern für seine unsichtbare Gegenwart in der Zeit des Endes. Bei diesem Studium waren die Bibelforscher auch sehr daran interessiert, die Chronologie der Bibel in bezug auf Christi Gegenwart zu verstehen. Ohne alle Einzelheiten verstanden zu haben, erkannten Russell und seine Mitverbundenen, daß 1914 ein entscheidendes Datum in der Menschheitsgeschichte sein würde (Matthäus 24:3-22; Lukas 21:7-33, Int).

21. Welche Verantwortung empfanden Russell und seine Mitgläubigen?

21 Russell wußte, daß ein großes Predigtwerk verrichtet werden mußte. Er war sich der Worte Jesu aus Matthäus bewußt, die lauten: „Und diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:14; Markus 13:10). In bezug auf die Tätigkeit herrschte bei jenen Bibelforschern vor 1914 ein Dringlichkeitsgefühl vor. Sie glaubten, daß ihre Predigttätigkeit in jenem Jahr einen Höhepunkt erreichen werde, und deshalb fühlten sie sich gedrängt, alles zu unternehmen, um anderen zu helfen, „diese gute Botschaft vom Königreich“ kennenzulernen. Schließlich wurden C. T. Russells biblische Predigten in Tausenden von Zeitungen rund um den Globus veröffentlicht.

Erprobungen und Veränderungen

22—24. (a) Wie reagierten die meisten Bibelforscher, als C. T. Russell starb? (b) Wer wurde nach Russell der Präsident der Watch Tower Society?

22 Im Jahre 1916 starb Charles Taze Russell im Alter von 64 Jahren unerwartet auf einer Predigtreise durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Wie würde es nun mit den Bibelforschern weitergehen? Würde ihr Werk zusammenbrechen, so als ob sie Nachfolger eines Menschen wären? Wie würden sie den Prüfungen des 1. Weltkriegs (1914—1918) begegnen, an dessen Kämpfen die Vereinigten Staaten bald beteiligt wären?

23 Die Reaktion der meisten Bibelforscher war so, wie W. E. Van Amburgh, ein Mitglied des Vorstands der Watch Tower Society, sie beschrieb: „Dieses große, weltweite Werk ist nicht das einer Person. Dafür ist es viel zu groß. Es ist Gottes Werk und unterliegt keinem Wechsel. Gott hat viele Diener in der Vergangenheit gebraucht, und er wird es auch in der Zukunft tun. Wir haben uns nicht einem Menschen oder dem Werk eines Menschen geweiht, sondern dazu, den Willen Gottes zu tun, wie er ihn uns durch sein Wort und durch seine göttliche Führung offenbaren wird. Gott steht noch am Steuer“ (1. Korinther 3:3-9).

24 Im Januar 1917 wurde Joseph F. Rutherford, ein Jurist und ein eifriger Erforscher der Bibel, zum zweiten Präsidenten der Watch Tower Society gewählt. Er war ein dynamischer Mann, der sich nicht einschüchtern ließ. Er wußte, daß das Königreich Gottes gepredigt werden mußte (Markus 13:10).

Neuer Eifer und ein neuer Name

25. Wie reagierten die Bibelforscher auf die Herausforderung in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg?

25 Die Watch Tower Society organisierte 1919 und 1922 Kongresse in den Vereinigten Staaten. Nach der Verfolgung in den USA in Verbindung mit dem 1. Weltkrieg war es damals beinahe wie ein erneutes Pfingsten für die wenigen tausend Bibelforscher (Apostelgeschichte 2:1-4). Statt der Menschenfurcht nachzugeben, folgten sie mit noch größerem Elan dem Ruf der Bibel, hinauszugehen und den Nationen zu predigen. 1919 gab die Watch Tower Society eine Begleitzeitschrift zu dem Watch Tower heraus, The Golden Age (Das Goldene Zeitalter), eine Zeitschrift, die heute weltweit als Erwachet! bekannt ist. Sie hat sich als ein wirksames Werkzeug erwiesen, den Menschen die Bedeutung der Zeit, in der wir leben, bewußt zu machen und ihnen Vertrauen in die Verheißung des Schöpfers einzuflößen, eine friedliche neue Welt herbeizuführen.

26. (a) Auf welche Verantwortung legten die Bibelforscher immer größeren Wert? (b) Welches klarere Verständnis der Bibel gewannen die Bibelforscher?

26 In den 20er und 30er Jahren legten die Bibelforscher mehr und mehr Gewicht auf die frühchristliche Predigtmethode — das Predigen von Haus zu Haus (Apostelgeschichte 20:20). Jeder Gläubige hatte die Verantwortung, so vielen Menschen wie möglich über die Königreichsherrschaft Christi Zeugnis zu geben. Sie verstanden schließlich klar aus der Bibel, daß die große Streitfrage, vor der die Menschheit steht, die Streitfrage der universellen Souveränität ist, die von Jehova Gott geklärt wird, wenn er Satan zermalmt und all seine verderbten Werke mit ihm (Römer 16:20; Offenbarung 11:17, 18). Im Zusammenhang mit dieser Streitfrage wurde erkannt, daß die Rettung des Menschen weniger wichtig war als die Rechtfertigung Gottes als rechtmäßiger Souverän. Deswegen müßte es auf der Erde Zeugen geben, die bereit wären, Gottes Vorsätze und seine Oberhoheit zu bezeugen. Wie wurde diesem Mangel abgeholfen? (Hiob 1:6-12; Johannes 8:44; 1. Johannes 5:19, 20).

27. (a) Welches anspornende Ereignis trat 1931 ein? (b) Nenne einige besondere Glaubenslehren der Zeugen Jehovas.

27 Im Juli 1931 hielten die Bibelforscher einen Kongreß in Columbus (Ohio) ab, auf dem Tausende von Anwesenden einer Resolution zustimmten, die besagte, daß sie mit Freuden „den Namen, den der Mund Gottes, des Herrn, genannt hat, annehmen und wünschen, unter folgendem Namen bekannt zu sein und also genannt zu werden: ‚Jehovas Zeugen‘ “. Seither sind Jehovas Zeugen weltweit nicht nur wegen ihrer besonderen Glaubensansichten bekannt, sondern auch für ihren eifrigen Dienst von Haus zu Haus und auf der Straße (siehe Seite 356, 357) (Jesaja 43:10-12; Matthäus 28:19, 20; Apostelgeschichte 1:8).

28. Welches klarere Verständnis erhielten die Zeugen im Jahre 1935 über die Königreichsherrschaft?

28 Im Jahre 1935 erlangten die Zeugen ein klareres Verständnis über die himmlische Königreichsklasse, die mit Christus im Himmel regieren wird, und über ihre Untertanen auf der Erde. Sie wußten schon, daß sich die Zahl der gesalbten Christen, die berufen worden sind, mit Christus vom Himmel aus zu regieren, nur auf 144 000 belaufen würde. Welche Hoffnung sollte der übrige Teil der Menschheit haben? Eine Regierung braucht Untertanen, um ihre Daseinsberechtigung zu haben. Auch diese himmlische Regierung, das Königreich, würde Millionen gehorsame Untertanen hier auf der Erde haben. Sie würden die „große Volksmenge“ bilden, „die kein Mensch zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“. Und sie würden ausrufen: „Die Rettung verdanken wir unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm [Christus Jesus]“ (Offenbarung 7:4, 9, 10; 14:1-3; Römer 8:16, 17).

29. Welche herausfordernde Aufgabe erkannten die Zeugen und nahmen sie dann an?

29 Dieses Verständnis über die große Volksmenge half Jehovas Zeugen zu erkennen, daß ihnen eine gewaltige Aufgabe bevorstand — all jene Millionen Menschen, die sich auf der Suche nach dem wahren Gott befinden und die große Volksmenge bilden würden, zu suchen und zu unterweisen. Das würde einen internationalen Erziehungsfeldzug einschließen. Geübte Redner und Prediger wären erforderlich. Schulen würden gebraucht. All das hatte der folgende Präsident der Watch Tower Society vor Augen.

Weltweite Suche nach Menschen, die Gott suchen

30. Welche Ereignisse der 30er und 40er Jahre wirkten sich auf die Zeugen aus?

30 Im Jahre 1931 gab es nicht einmal 50 000 Zeugen in weniger als 50 Ländern. Die Ereignisse in den 30er und 40er Jahren erleichterten das Predigen bestimmt nicht. In diese Zeit fiel der Aufstieg des Faschismus und des Nationalsozialismus sowie der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. 1942 starb J. F. Rutherford. Die Watch Tower Society benötigte eine tatkräftige Führung, um dem Predigtwerk weitere Triebkraft zu verleihen.

31. Was wurde 1943 eingerichtet, um die Verkündigung der guten Botschaft auszuweiten?

31 Im Jahre 1942 wurde Nathan H. Knorr im Alter von 36 Jahren zum dritten Präsidenten der Watch Tower Society gewählt. Er war ein tatkräftiger Organisator, dem es völlig klar war, daß das weltweite Predigen der guten Botschaft in aller Welt so schnell wie möglich gefördert werden müsse, wenngleich die Nationen immer noch in den Zweiten Weltkrieg verwickelt waren. Deshalb verwirklichte er sofort den Plan für eine Schule, auf der Missionare ausgebildet werden sollten — die sogenannte Wachtturm-Bibelschule Gilead. * Die ersten hundert Studenten, ausnahmslos Vollzeitdiener, wurden im Januar 1943 eingeschrieben. Sie studierten knapp sechs Monate lang intensiv die Bibel und damit zusammenhängende dienstamtliche Themen, bevor sie in die ihnen zugeteilten Gebiete gesandt wurden, die hauptsächlich in anderen Ländern lagen. Bis 1990 haben 89 Klassen die Schule absolviert, und Tausende von Dienern Gottes sind von Gilead aus in die ganze Welt ausgezogen.

32. Welche Fortschritte haben Jehovas Zeugen seit 1943 gemacht?

32 Im Jahre 1943 predigten nur 126 329 Zeugen in 54 Ländern. Trotz grausamer Gegnerschaft des Nationalsozialismus, Faschismus, Kommunismus und der Katholischen Aktion sowie der sogenannt demokratischen Länder der Zeit des Zweiten Weltkriegs erreichten Jehovas Zeugen eine Höchstzahl von über 176 000 Königreichsverkündigern im Jahre 1946. Vierundvierzig Jahre danach waren bereits fast 4 Millionen in über 200 Ländern, Inseln und Territorien tätig. Ohne Zweifel haben ihre eindeutige namentliche Kennzeichnung und ihre Tätigkeit dazu beigetragen, daß sie weltweit bekannt geworden sind. Daß sie jedoch so viel erreichen konnten, ist noch auf andere Faktoren zurückzuführen (Sacharja 4:6).

Eine Organisation, die biblische Bildung vermittelt

33. Warum haben Jehovas Zeugen Königreichssäle?

33 Jehovas Zeugen halten wöchentlich Bibelstudienzusammenkünfte in ihren Königreichssälen ab, die über 60 000 Versammlungen auf der Erde zur Verfügung stehen. Diese Zusammenkünfte haben keine rituelle oder emotionelle Grundlage, sondern sie haben den Erwerb genauer Erkenntnis Gottes, seines Wortes und seiner Vorsätze zur Grundlage. Dazu kommen Jehovas Zeugen dreimal wöchentlich zusammen, um ihr Verständnis der Bibel zu vertiefen und zu lernen, wie man die Botschaft der Bibel predigt und andere lehrt (Römer 12:1, 2; Philipper 1:9-11; Hebräer 10:24, 25).

34. Worin besteht der Zweck der Theokratischen Predigtdienstschule?

34 Zum Beispiel gehört zu einer Zusammenkunft, die während der Woche stattfindet, die Theokratische Predigtdienstschule, in die sich Glieder der Versammlung einschreiben lassen können. Diese Schule, der ein fähiger christlicher Ältester vorsteht, dient dazu, Männer, Frauen und Kinder in der Kunst des Lehrens und im Ausdrucksvermögen gemäß biblischen Grundsätzen zu schulen. Der Apostel Paulus sagte: „Eure Rede sei stets gefällig, mit Salz gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr jedem zu antworten habt.“ Die Zeugen lernen in ihren christlichen Zusammenkünften auch, wie sie die Königreichsbotschaft „mit Milde und tiefem Respekt“ überbringen können (Kolosser 4:6; 1. Petrus 3:15).

35. Welche anderen Zusammenkünfte halten die Zeugen ab, und von welchem Nutzen sind diese?

35 An einem anderen Tag versammeln sich die Zeugen zu einem 45minütigen biblischen Vortrag und einer einstündigen Betrachtung eines biblischen Themas (anhand von Fragen und Antworten) aus dem Bereich der christlichen Lehre oder des christlichen Lebenswandels. Die Anwesenden haben die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Jedes Jahr besuchen die Zeugen auch drei größere Zusammenkünfte, Kongresse, die ein bis vier Tage dauern und auf denen sich gewöhnlich Tausende versammeln, um biblische Vorträge zu hören. Durch diese und andere kostenlose Zusammenkünfte vertieft jeder Zeuge Jehovas seine Erkenntnis über Gottes Verheißungen hinsichtlich der Erde und der Menschheit. Ferner genießt er eine hervorragende Erziehung in christlicher Moral. Jeder kommt dem wahren Gott, Jehova, näher, indem er sich nach den Lehren und dem Beispiel Christi Jesu ausrichtet (Johannes 6:44, 65; 17:3; 1. Petrus 1:15, 16).

Wie sind die Zeugen organisiert?

36. (a) Haben Jehovas Zeugen eine bezahlte Geistlichkeit? (b) Wer übernimmt die Führung in der Versammlung?

36 Wenn Jehovas Zeugen Zusammenkünfte abhalten und zum Predigen organisiert sind, muß verständlicherweise jemand dasein, der die Führung übernimmt. Allerdings haben sie keine bezahlte Geistlichkeit und heben auch keinen charismatischen Führer aufs Podest (Matthäus 23:10). Jesus sagte nämlich: „Kostenfrei habt ihr empfangen, kostenfrei gebt“ (Matthäus 10:8; Apostelgeschichte 8:18-21). In jeder Versammlung gibt es geistig befähigte Älteste und Dienstamtgehilfen — viele sind berufstätig und haben für eine Familie zu sorgen —, die freiwillig die Führung im Lehren und Leiten der Versammlung übernehmen. Genauso war es bei den Christen im ersten Jahrhundert (Apostelgeschichte 20:17; Philipper 1:1; 1. Timotheus 3:1-10, 12, 13).

37. Wie werden Älteste und Dienstamtgehilfen ernannt?

37 Wie werden diese Ältesten und Dienstamtgehilfen ernannt? Ihre Ernennung erfolgt unter der Aufsicht der leitenden Körperschaft gesalbter Ältester aus verschiedenen Ländern, die wie die Körperschaft der Apostel und Ältesten in Jerusalem vorgeht, die in der frühen Christenversammlung die Führung übernahm. Wie das Kapitel 11 zeigte, hatte kein Apostel den Primat über die anderen. Sie gelangten als Körperschaft zu Entscheidungen, und diese wurden von den Versammlungen respektiert, die über die damalige römische Welt verstreut waren (Apostelgeschichte 15:​4-6, 22, 23, 30, 31).

38. Wie arbeitet die leitende Körperschaft?

38 Die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas verfährt heute ebenso. Sie kommt wöchentlich in der Weltzentrale in Brooklyn (New York) zusammen, und es werden dann Anweisungen an die Zweigkomitees in der ganzen Welt gesandt, die die gottesdienstliche Tätigkeit in jedem Land beaufsichtigen. Weil Jehovas Zeugen dem Beispiel der ersten Christen folgen, konnten sie in großen Teilen der Erde die gute Botschaft vom Königreich Gottes verkündigen. Dieses Werk wird in weltweitem Ausmaß fortgesetzt (Matthäus 10:23; 1. Korinther 15:58).

Zu dem wahren Gott strömen

39. (a) Warum verhalten sich die Zeugen in politischen Fragen neutral? (b) Wie sehr hatten die Zeugen unter Verbot Gedeihen?

39 Im 20. Jahrhundert hatten Jehovas Zeugen überall auf der Erde Gedeihen. Das trifft sogar auf Länder zu, wo sie verboten oder geächtet sind. Die Verbote wurden hauptsächlich von Regimen ausgesprochen, die die neutrale Stellung von Jehovas Zeugen gegenüber der politischen und nationalistischen Unterstützung dieser Welt nicht verstanden haben. (Siehe Kasten, Seite 347.) Dennoch haben sich in solchen Ländern Zehntausende dem Königreich Gottes als der einzig wahren Hoffnung der Menschheit auf Frieden und Sicherheit zugewandt. In den meisten Ländern ist ein gewaltiges Zeugnis gegeben worden, und heute sind Millionen Zeugen Jehovas tätig. (Siehe Tabelle, Seite 361.)

40, 41. (a) Was erwarten die Zeugen Jehovas in naher Zukunft? (b) Welche Frage muß noch beantwortet werden?

40 Während Jehovas Zeugen christliche Liebe üben und auf „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ hoffen, erwarten sie in der nahen Zukunft weltbewegende Ereignisse, durch die allem Unrecht, aller Korruption und Ungerechtigkeit auf Erden ein Ende gemacht wird. Aus diesem Grund werden sie weiterhin die Menschen in ihrer Nachbarschaft besuchen und sich aufrichtig bemühen, ehrlichgesinnte Menschen dem wahren Gott, Jehova, näherzubringen (Offenbarung 21:1-4; Markus 13:10; Römer 10:11-15).

41 Was ist in der Zwischenzeit gemäß den biblischen Prophezeiungen für die Menschheit, für die Religion und für die verschmutzte Erde zu erwarten? Das letzte Kapitel wird diese wichtige Frage beantworten (Jesaja 65:17-25; 2. Petrus 3:11-14).

[Fußnoten]

^ Abs. 3 Die letzten zwei Sätze stehen an der „Jesaja-Wand“ vor den UN-Gebäuden und an einer Statue in den UN-Gärten. Tatsächlich ist deren Verwirklichung eines der Ziele der UN.

^ Abs. 11 Das griechische Wort mártyr, von dem sich das deutsche Wort „Märtyrer“ ableitet („einer, der durch seinen Tod Zeugnis ablegt“, W. E. Vine, An Expository Dictionary of New Testament Words), bedeutet eigentlich „Zeuge“ („einer, der versichert oder versichern kann, was er selbst gesehen oder durch genaue Belehrung oder auf andere Weise kennengelernt hat“, W. Grimm, Lexicon Graeco-Latinum in Libros Novi Testamenti).

^ Abs. 14 Eine eingehende Abhandlung über die „letzten Tage“ findet der Leser in dem Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft, 1982, Kapitel 18.

^ Abs. 31 Gilead, das von dem hebräischen Wort Galeʽédh abgeleitet wird, bedeutet „Zeugen-, Zeugnishaufen“. Siehe auch Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1, Seite 800, 938 (1. Mose 31:47-49).

[Studienfragen]

[Kasten auf Seite 347]

Christliche Neutralität im heidnischen Rom

In Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Liebe und des Friedens, die Jesus lehrte, und gestützt auf das persönliche Studium des Wortes Gottes, beteiligten sich die frühen Christen nicht an Kriegen oder an der dazugehörigen Ausbildung. Jesus hatte gesagt: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königreich nicht von daher“ (Johannes 18:36).

Noch im Jahre 295 u. Z. geschah folgendes: Maximilianus von Theveste, der Sohn eines römischen Veteranen, wurde zum Heeresdienst einberufen. Als der Prokonsul ihn nach seinem Namen fragte, antwortete er: „Warum willst du denn meinen Namen wissen? Ich darf nicht im Heere dienen, weil ich Christ bin. ... Ich kann nicht dienen, ich kann nicht sündigen gegen mein Gewissen.“ Der Prokonsul machte ihn darauf aufmerksam, daß er sein Leben verlieren würde, wenn er nicht gehorche. „Ich diene nicht; du kannst mich enthaupten lassen, aber ich will nicht den Herren dieser Welt dienen, sondern meinem Gott“ (Arnold J. Toynbee, Wie stehen wir zur Religion?).

In der Neuzeit sind die einzelnen Zeugen Jehovas aufgrund ihres persönlichen Studiums der Bibel der Stimme ihres Gewissens gefolgt und haben den gleichen Standpunkt eingenommen. In manchen Ländern haben viele mit dem Leben dafür bezahlt, vor allem im nationalsozialistischen Deutschland, wo sie während des Zweiten Weltkriegs erschossen, erhängt oder enthauptet wurden. Aber ihre weltweite Einheit, die auf christlicher Liebe beruht, ist nie gebrochen worden. In keinem Krieg ist je jemand durch die Hand eines christlichen Zeugen Jehovas gestorben. Wie anders die Weltgeschichte hätte verlaufen können, wenn jeder, der sich als Christ bezeichnete, nach dem christlichen Gebot der Liebe gelebt hätte! (Römer 13:8-10; 1. Petrus 5:8, 9).

[Kasten/Bilder auf Seite 356, 357]

Was glauben Jehovas Zeugen?

Frage: Was ist die Seele?

Antwort: Gemäß der Bibel ist die Seele (hebräisch: néphesch; griechisch: psyché) eine Person oder ein Tier oder das Leben einer Person oder eines Tieres.

„Und Gott sprach weiter: ‚Die Erde bringe lebende Seelen nach ihren Arten hervor, Haustiere und sich regende Tiere und wildlebende Tiere der Erde nach ihrer Art.‘ ... Und Jehova Gott ging daran, den Menschen aus Staub vom Erdboden zu bilden und in seine Nase den Odem des Lebens zu blasen, und der Mensch wurde eine lebende Seele“ (1. Mose 1:24; 2:7).

Tiere und Menschen SIND lebende Seelen. Die Seele ist nicht etwas, das getrennt vom Körper existiert. Sie kann sterben und stirbt auch. „Siehe! Alle Seelen — mir gehören sie. Wie die Seele des Vaters, ebenso die Seele des Sohnes — mir gehören sie. Die Seele, die sündigt — sie selbst wird sterben“ (Hesekiel 18:4).

Frage: Ist Gott eine Dreieinigkeit?

Antwort: Jehovas Zeugen glauben, daß Jehova der Souveräne Herr des Universums ist, er ist ohnegleichen. „Höre, o Israel: Jehova, unser Gott, ist e i n Jehova“ (5. Mose 6:4). Christus Jesus war als das „Wort“ ein Geistgeschöpf und kam entsprechend dem Willen seines Vaters zur Erde. Er ist Jehova untertan. „Wenn ihm aber alle Dinge unterworfen sein werden, dann wird sich auch der Sohn selbst dem unterwerfen, der ihm alle Dinge unterworfen hat, so daß Gott allen alles sei“ (1. Korinther 15:28; siehe auch Matthäus 24:36; Markus 12:29; Johannes 1:1-3, 14-18; Kolosser 1:15-20).

Der heilige Geist ist keine Person, sondern Gottes wirksame oder tätige Kraft (Apostelgeschichte 2:1-4, 17, 18).

Frage: Verehren Jehovas Zeugen Götzen, oder beten sie sie an?

Antwort: Jehovas Zeugen üben keine Art Götzendienst aus, weder in Verbindung mit Götzen noch mit Personen oder Organisationen.

„Wir [wissen], daß ein Götze nichts ist in der Welt und daß es keinen GOTT gibt außer e i n e m. Denn wenn es auch solche gibt, die ‚Götter‘ genannt werden, ob im Himmel oder auf der Erde, wie es ja viele ‚Götter‘ und viele ‚Herren‘ gibt, so gibt es für uns tatsächlich e i n e n GOTT, den Vater, aus dem alle Dinge sind und wir für ihn, und es gibt e i n e n Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn“ (1. Korinther 8:4-6; siehe auch Psalm 135:15-18).

Frage: Feiern Jehovas Zeugen die Messe oder Kommunion?

Antwort: Jehovas Zeugen glauben nicht an eine Transsubstantiation, eine katholische Lehre. Sie feiern zum jährlichen Gedenken an Christi Tod das Abendmahl des Herrn an dem Datum, das dem jüdischen 14. Nisan (gewöhnlich im März oder April) entspricht. Bei dieser Zusammenkunft werden in der Versammlung ungesäuertes Brot und Rotwein als Symbole des sündenlosen Leibes und des Opferblutes Christi herumgereicht. Nur diejenigen, die die Hoffnung hegen, mit Christus in seinem himmlischen Königreich zu regieren, nehmen von den Symbolen (Markus 14:22-26; Lukas 22:29; 1. Korinther 11:23-26; Offenbarung 14:1-5). *

[Bilder]

Jehovas Zeugen versammeln sich regelmäßig zum Bibelstudium in Königreichssälen

Königreichssäle: Ichihara City (Japan) (vorige Seite) und Boituva (Brasilien)

[Fußnote]

[Übersicht auf Seite 361]

Einige Länder, in denen Jehovas Zeugen predigen

Land Tätige Zeugen

Argentinien 79 000

Australien 51 000

Brasilien 267 000

Deutschland,

Bundesrepublik 129 000

El Salvador 18 000

Finnland 17 000

Frankreich 109 000

Griechenland 24 000

Großbritannien 117 000

Indien 9 000

Italien 172 000

Japan 138 000

Kanada 98 000

Kolumbien 42 000

Korea 57 000

Libanon 2 500

Mexiko 277 000

Nigeria 137 000

Philippinen 102 000

Polen 91 000

Portugal 36 000

Puerto Rico 24 000

Sambia 72 000

Spanien 78 000

Südafrika 46 000

Ungarn 10 000

USA 818 000

Venezuela 47 000

36 unter Verbot 220 000

1989 weltweit 60 192 Versammlungen 3 787 000 Zeugen

[Bilder auf Seite 346]

An der UN-Friedensstatue ist zu lesen: „Wir werden unsere Schwerter zu Pflugscharen schmieden“; an der „Jesaja-Wand“ steht der Bibeltext (Jesaja 2:4)

[Bild auf Seite 351]

Jehovas Zeugen glauben an Christi Loskaufsopfer, das er für die Sünden der Menschheit darbrachte

[Bilder auf Seite 363]

Kongreßsäle von Jehovas Zeugen: Luftaufnahme vom Saal in East Pennines (England)

Kongreßsaal in Fort Lauderdale, Florida (USA); für Kongresse in Englisch, Spanisch und Französisch

[Bilder auf Seite 364]

Weltzentrale der Watch Tower Society, Brooklyn (New York); Büro-, Druckerei- und Wohngebäude

[Bilder auf Seite 365]

Zweigbüros der Watch Tower Society (von oben links) in Südafrika, Spanien und Neuseeland