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Warum an anderen Religionen interessiert sein?

Warum an anderen Religionen interessiert sein?

Kapitel 1

Warum an anderen Religionen interessiert sein?

1—7. Führe an, wodurch sich verschiedene Religionen der Welt auszeichnen.

GANZ gleich, wo man lebt, beobachtet man zweifellos, daß die Religion das Leben von Millionen Menschen, vielleicht auch das eigene, beeinflußt. In hinduistischen Ländern ist häufig zu sehen, daß die Menschen Rituale der Pudscha verrichten — eine Zeremonie, bei der sie ihren Göttern Opfergaben darbringen, zum Beispiel Kokosnüsse, Blumen oder Äpfel. Ein Priester bringt dann den Tilaka an der Stirn der Gläubigen an, einen Punkt aus einem roten oder gelben Farbstoff. Auch kommen jedes Jahr Millionen an den Ganges, um sich durch dessen Wasser rituell zu reinigen.

2 In katholischen Ländern beten die Menschen in Kirchen und Kathedralen und halten dabei ein Kruzifix oder einen Rosenkranz in der Hand. Dabei dienen die Perlen des Rosenkranzes dazu, die Gebete zu zählen, die meist aus Frömmigkeit gegenüber Maria dargebracht werden. Auch ist es nicht schwer, einen Priester oder eine Nonne zu erkennen, da sie in ihren schwarzen Gewändern geradezu auffallen.

3 In protestantischen Ländern gibt es eine Vielzahl von Kirchen und anderen Gotteshäusern, und sonntags gehen die Gemeindemitglieder gewöhnlich in ihrer besten Kleidung dorthin und versammeln sich, um Kirchenlieder zu singen und sich Predigten anzuhören. Nicht selten tragen ihre Geistlichen einen schwarzen Anzug und einen steifen Halskragen.

4 In islamischen Ländern ertönt von den Minaretts die Stimme der Muezzins, der muslimischen Gebetsrufer, die fünfmal am Tag die Gläubigen zum ṣalāt rufen, zum rituellen Gebet. Der Qurʼān ist für sie die Heilige Schrift des Islams. Nach islamischem Glauben ist der Qurʼān von Gott offenbart und im siebten Jahrhundert u. Z. vom Engel Gabriel dem Propheten Muḥammad übermittelt worden.

5 Zum Straßenbild zahlreicher buddhistischer Länder gehören die buddhistischen Mönche, die zum Zeichen ihrer Frömmigkeit safrangelbe, schwarze oder rote Gewänder tragen. Alte Tempel mit der Statue des heiteren Buddha zeugen von dem Alter des buddhistischen Glaubens.

6 Hauptsächlich in Japan ist der Schintoismus mit seinen Familienschreinen und den Opfergaben, die für die Ahnen dargebracht werden, Bestandteil des Alltags. Der Japaner findet nichts dabei, für die weltlichsten Dinge zu beten, sogar um Erfolg bei Prüfungen in der Schule.

7 Eine andere weltweit bekannte religiöse Tätigkeit ist, daß Menschen von Haus zu Haus gehen und mit Bibeln und biblischer Literatur auf den Straßen stehen. An den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! erkennt sie fast jeder als Zeugen Jehovas.

8. Was verrät die Geschichte der Glaubensausübung?

8 Was verrät die große Vielfalt der Glaubensausübung in der Welt? Daß die Menschen schon seit Tausenden von Jahren geistige Bedürfnisse und ein Verlangen nach geistigen Dingen verspüren. Die Menschen haben mit Härten und Belastungen gelebt, mit Zweifeln und Fragen, auch mit der Frage, warum sie sterben. Sie wenden sich Gott oder ihren Göttern zu, um gesegnet oder getröstet zu werden, und bringen ihre religiösen Empfindungen auf die unterschiedlichste Weise zum Ausdruck. Die Religionen versuchen auch, die großen Fragen anzugehen: Warum sind wir hier? Wie sollten wir leben? Was steht der Menschheit bevor?

9. Inwiefern sind die meisten Menschen auf irgendeine Art und Weise religiös?

9 Andererseits gibt es Millionen, die sich weder zu einer Religion noch zu irgendeiner Art Glauben an einen Gott bekennen. Sie sind Atheisten. Wieder andere sind Agnostiker und glauben, Gott sei unbekannt und wahrscheinlich unerkennbar. Das muß aber nicht bedeuten, daß sie keine Prinzipien oder keine ethischen Grundsätze haben, ebenso wie jemandes Bekenntnis zu einem Glauben nicht bedeuten muß, daß er sie hat. Wenn man jedoch Religion als „Ergebenheit gegenüber Grundsätzen, strikte Treue oder Loyalität, Gewissenhaftigkeit, fromme Zuneigung oder Anhänglichkeit“ auffaßt, dann sind die meisten Menschen, auch Atheisten und Agnostiker, auf irgendeine Art und Weise religiös (The Shorter Oxford English Dictionary).

10. Üben die verschiedenen Religionen in der Welt von heute einen Einfluß aus? Veranschauliche es.

10 In einer Welt, die zufolge der zunehmend schneller werdenden Verkehrs- und Kommunikationsmittel immer dichter zusammenrückt, ist der Einfluß der zahlreichen Religionen weltweit zu verspüren, ob es einem lieb ist oder nicht. Die Empörung, die 1989 das Buch Die Satanischen Verse ausgelöst hat — manche bezeichnen den Autor als „abgefallenen Muslim“ —, ist ein beredtes Zeugnis, wie religiöse Empfindungen sich weltweit äußern können. Führende islamische Geistliche haben dazu aufgerufen, das Buch zu verbieten und den Autor zu Tode zu bringen. Was veranlaßt die Menschen, so heftig zu reagieren, wenn es um ihren Glauben geht?

11. Warum ist es nicht verkehrt, sich mit den Glaubensansichten anderer zu befassen?

11 Die Antwort erfordert es, sich mit der Vorgeschichte der Religionen der Welt zu befassen. Geoffrey Parrinder schrieb treffend in dem Werk World Religions—From Ancient History to the Present: „Die verschiedenen Religionen zu erforschen muß nicht auf Untreue gegenüber dem eigenen Glauben hindeuten, sondern dieser wird eher größer, wenn man versteht, wie andere Menschen nach der Wirklichkeit gesucht haben und wie ihre Suche sie bereichert hat.“ Wissen führt zum Verständnis und Verständnis zur Toleranz gegenüber Menschen, die anderer Ansicht sind.

Warum nachforschen?

12. Welche Faktoren bestimmen gewöhnlich, welcher Religion jemand angehört?

12 Vielleicht hat man schon einmal gedacht oder gesagt: „Ich habe meinen Glauben. Das ist eine rein persönliche Sache. Darüber rede ich nicht mit anderen.“ Religion ist tatsächlich eine sehr persönliche Sache, denn Eltern und Verwandte pflanzen einem sozusagen von Geburt an religiöse oder ethische Vorstellungen ein. Daher übernimmt man gewöhnlich die religiösen Ideale der Eltern und Großeltern. Die Religion ist fast Familientradition. Was ist die Folge davon? Oft entscheiden andere, welchen Glauben man hat. Es hängt einfach davon ab, wo jemand geboren wurde und wann. Welcher Religion jemand angehört, wird nach den Worten des Historikers Arnold Toynbee nicht selten durch „den geographischen Zufall der Lage seines Geburtsortes“ bestimmt.

13, 14. Warum ist es nicht vernünftig, anzunehmen, daß die Religion, in die man hineingeboren worden ist, automatisch Gottes Wohlgefallen findet?

13 Ist es vernünftig, anzunehmen, daß die Religion, in die man sozusagen hineingeboren worden ist, zwangsläufig die ganze Wahrheit ist? Wer in Italien oder in Südamerika zur Welt kommt, wächst höchstwahrscheinlich katholisch auf. Wer in Indien geboren wird, wird fast ausnahmslos ein Hindu oder, falls er aus dem Pandschab stammt, ein Sikh. Wenn jemandes Eltern aus Pakistan sind, ist er offensichtlich ein Muslim. Und wer in den letzten Jahrzehnten in einem sozialistischen Land geboren wurde, hat eventuell keine andere Wahl gehabt, denn als Atheist erzogen zu werden (Galater 1:13, 14; Apostelgeschichte 23:6).

14 Ist also die Religion, in die man hineingeboren wird, automatisch die wahre Religion, die Religion, die Gottes Wohlgefallen findet? Hätte man sich die Jahrtausende über daran gehalten und hätte man stets gedacht: „Was für meine Vorfahren gut war, ist auch für mich gut“, würden noch heute viele den primitiven Schamanismus und alte Fruchtbarkeitskulte ausüben.

15, 16. Welchen Nutzen hat es, andere Religionen zu untersuchen?

15 Angesichts der Verschiedenartigkeit der religiösen Ausdrucksformen, die sich in den vergangenen 6 000 Jahren weltweit herausgebildet haben, ist es zumindest lehrreich und erweitert den Gesichtskreis, wenn man versteht, was andere glauben und woher ihre Ansichten stammen. Außerdem könnte dies neue Perspektiven eröffnen: eine konkretere Hoffnung für die Zukunft.

16 Heute haben Ein- und Auswanderungen sowie Bevölkerungsumschichtungen dazu geführt, daß Menschen verschiedener Religionen Nachbarn geworden sind. Wenn einer die Ansichten des anderen versteht, können zwischen Menschen verschiedenen Glaubens die Verständigung und das Gespräch sinnvoller werden. Vielleicht würde dies auch überall auf der Welt zumindest zum Teil den Haß verscheuchen, den religiöse Unterschiede hervorrufen. Große Meinungsverschiedenheiten in bezug auf Glaubensansichten können zwar aufkommen; aber es ist kein Grund, jemand zu hassen, nur weil er eine andere Ansicht vertritt (1. Petrus 3:15; 1. Johannes 4:20, 21; Offenbarung 2:6).

17. Warum sollte man religiös Andersdenkende nicht hassen?

17 Im alten jüdischen Gesetz hieß es: „Du sollst deine Verwandten in deinem Herzen nicht hassen. Weise deinen Verwandten zurecht, aber lade wegen ihm keine Schuld auf dich. Du solltest nicht Rache nehmen noch Groll gegen deine Landsmänner hegen. Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst: Ich bin der HERR [Jehova]“ (3. Mose 19:17, 18, Ta). Und der Stifter des Christentums sagte: „Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Fahrt fort, eure Feinde zu lieben, denen Gutes zu tun, die euch hassen, ... und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“ (Lukas 6:27, 35). Unter der Überschrift „Die Geprüfte“ wird im Qurʼān ein ähnlicher Grundsatz angeführt (Sure 60:7, übersetzt von Max Henning): „Vielleicht daß Allah zwischen euch und denen unter ihnen, die euch (bisher) feind sind, Liebe setzt; denn Allah ist mächtig und Allah ist verzeihend, barmherzig.“

18. Inwiefern ist es nicht gleichgültig, was man glaubt?

18 Toleranz und Verständnis sind zwar nötig, aber deshalb ist es nicht gleichgültig, was man glaubt. Der Historiker Geoffrey Parrinder schrieb: „Manchmal wird gesagt, alle Religionen hätten dasselbe Ziel oder seien gleiche Wege zur Wahrheit, oder sogar, daß alle dieselben Lehren lehrten ... Doch die alten Azteken, die die noch schlagenden Herzen ihrer Opfer der Sonne entgegenhielten, hatten bestimmt keine so gute Religion wie der friedliche Buddha.“ Sollte Gott außerdem, was die Anbetung betrifft, nicht selbst bestimmen, was für ihn annehmbar ist und was nicht? (Micha 6:8).

Wonach ist die Religion zu beurteilen?

19. Wie sollte sich die Religion auf den Lebenswandel auswirken?

19 Die meisten Religionen haben eine bestimmte Sammlung von Glaubenssätzen oder Dogmen. Meist bilden sie jedoch eine schwerverständliche Theologie, die den Laien überfordert. Immer anwendbar ist dagegen der Grundsatz von Ursache und Wirkung. Die Lehren einer Religion sollten sich auf die Persönlichkeit und das Benehmen eines Gläubigen auswirken. Demnach ist der Lebenswandel einer Person normalerweise mehr oder weniger ein Spiegelbild ihrer Religion oder ihres Glaubens. Wie wirkt sich der Glaube auf mich persönlich aus? Bewirkt mein Glaube, daß ich ein freundlicher, großzügiger, ehrlicher, demütiger, toleranter und mitfühlender Mensch bin? Das sind berechtigte Fragen, zumal ein bedeutender religiöser Lehrer, Jesus Christus, sagte: „Jeder gute Baum [bringt] vortreffliche Frucht hervor, aber jeder faule Baum bringt wertlose Frucht hervor; ein guter Baum kann nicht wertlose Frucht tragen, noch kann ein fauler Baum vortreffliche Frucht hervorbringen. Jeder Baum, der nicht vortreffliche Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ihr werdet also diese Menschen wirklich an ihren Früchten erkennen“ (Matthäus 7:17-20).

20. Welche Fragen erheben sich hinsichtlich Religion und Geschichte?

20 Bestimmt sollte uns die Weltgeschichte veranlassen, innezuhalten und uns zu fragen: Welche Rolle hat die Religion in den zahllosen Kriegen gespielt, die die Menschheit heimgesucht und unsagbares Leid verursacht haben? Warum haben so viele Menschen im Namen der Religion so viele Mitmenschen getötet? Die Kreuzzüge, die Inquisition, die Konflikte im Nahen Osten und in Nordirland, das gegenseitige Hinschlachten im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak (1980—1988), die Zusammenstöße zwischen Hindus und Sikhs in Indien — all das läßt in denkenden Menschen Fragen über religiöse Anschauungen und Moral aufkommen. (Siehe den Kasten.)

21. Nenne einige Früchte der Christenheit.

21 Bekannt für Heuchelei auf diesem Gebiet sind die Länder der Christenheit. In zwei Weltkriegen haben Katholiken auf das Geheiß „christlicher“ Machthaber Katholiken getötet, und Protestanten töteten Protestanten. Die Bibel stellt die Werke des Fleisches und die Früchte des Geistes einander gegenüber. Über die Werke des Fleisches heißt es: „Nun sind die Werke des Fleisches offenbar, und sie sind: Hurerei, Unreinheit, zügelloser Wandel, Götzendienst, Ausübung von Spiritismus, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Wortzänkereien, Spaltungen, Sekten, Neidereien, Trinkgelage, Schwelgereien und dergleichen Dinge. Vor diesen Dingen warne ich euch im voraus, so wie ich euch im voraus gewarnt habe, daß die, die solche Dinge treiben, Gottes Königreich nicht erben werden.“ Doch sogenannte Christen haben diese Dinge jahrhundertelang getrieben, und Geistliche haben über ein solches Verhalten meist hinweggesehen (Galater 5:19-21).

22, 23. Welche Früchte sollte dagegen die wahre Religion hervorbringen?

22 Die Früchte des Geistes sind andererseits: „Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.“ Solche friedsamen Früchte sollten alle Religionen hervorbringen. Bringen sie sie aber hervor? Und wie verhält es sich mit der Religion, der man selbst angehört? (Galater 5:22, 23).

23 Darum soll die folgende Betrachtung der Suche der Menschheit nach Gott mit Hilfe der Religionen der Welt dazu dienen, eine Reihe solcher Fragen zu beantworten. Aber nach welchen Gesichtspunkten sollte man eine Religion beurteilen? Nach wessen Maßstab?

„Mein Glaube genügt mir“

24, 25. Vor welcher herausfordernden Aufgabe steht jeder hinsichtlich seines Glaubens?

24 Viele Menschen biegen ein Gespräch über ein religiöses Thema mit der Bemerkung ab: „Mein Glaube genügt mir. Ich tu’ niemand etwas zuleide, und ich helfe anderen, soweit mir das möglich ist.“ Genügt das aber? Sind die persönlichen Kriterien in bezug auf Religion ausreichend?

25 Religion ist, wie ein Wörterbuch sagt, „der Ausdruck des Glaubens an eine übermenschliche Macht und Verehrung einer Macht, die als Schöpfer und Herrscher des Universums anerkannt wird“. Demgemäß kommt man nicht umhin, sich zu fragen: Genügt meine Religion dem Schöpfer und Herrscher des Universums? In diesem Fall stünde es auch dem Schöpfer zu, festzulegen, welches Verhalten, welche Anbetung und welche Lehre für ihn annehmbar ist oder nicht. Um dies festzulegen, müßte er der Menschheit seinen Willen offenbaren, und das, was er offenbarte, müßte für alle leicht erhältlich und allen leicht zugänglich sein. Überdies sollten seine Offenbarungen stets miteinander harmonieren und einheitlich sein, auch wenn sie in Abständen von Jahrhunderten gegeben wurden. Das stellt jeden vor eine herausfordernde Aufgabe: die Beweise zu prüfen und sich selbst davon zu überzeugen, was der annehmbare Wille Gottes ist.

26. Welches heilige Buch sollte als Maßstab für die wahre Anbetung gelten? Und warum?

26 Eines der ältesten Bücher, die beanspruchen, von Gott inspiriert zu sein, ist die Bibel. Sie ist das seit Menschengedenken am weitesten verbreitete und am häufigsten übersetzte Buch. Vor fast zweitausend Jahren sagte einer ihrer Schreiber: „Formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet durch die Neugestaltung eures Sinnes umgewandelt, damit ihr durch Prüfung feststellen könnt, was der gute und annehmbare und vollkommene Wille Gottes ist“ (Römer 12:2). Worauf sollte sich eine solche Prüfung stützen? Derselbe Schreiber erklärte: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk.“ Das inspirierte Wort Gottes sollte also als zuverlässiger Maßstab für die wahre und annehmbare Anbetung dienen (2. Timotheus 3:16, 17).

27. (a) Nenne die heiligen Schriften einiger Weltreligionen. (b) Inwiefern dürften ihre Lehren denen der Bibel nicht widersprechen?

27 Der älteste Teil der Bibel ist älter als alles andere religiöse Schrifttum der Welt. Die Thora oder die ersten fünf Bücher der Bibel, das Gesetz, das Moses unter Inspiration schrieb, geht bis in das 15. und 16. Jahrhundert v. u. Z. zurück. Die Niederschrift des Rigweda des Hinduismus (eine Sammlung von Hymnen) wurde um 900 v. u. Z. abgeschlossen, und darin wird kein Anspruch auf göttliche Inspiration erhoben. Die als „Dreikorb“ bezeichnete buddhistische Textsammlung datiert aus dem 5. Jahrhundert v. u. Z. Der Qurʼān, den Gott durch den Engel Gabriel übermittelt haben soll, ist ein Produkt des siebten Jahrhunderts u. Z. Das Buch Mormon, das angeblich ein Engel namens Moroni in den Vereinigten Staaten Joseph Smith ausgehändigt hat, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Wenn einige dieser Werke, wie behauptet wird, von Gott inspiriert sind, dann dürfte das, was sie in bezug auf religiöse Anleitung zu bieten haben, den Lehren der Bibel nicht widersprechen, die ja die ursprüngliche inspirierte Quelle ist. Außerdem sollten sie einige der brennendsten Fragen der Menschen beantworten.

Fragen, die einer Antwort bedürfen

28. Welche Fragen bedürfen unter anderem einer Antwort?

28 1. Lehrt die Bibel das, was die Mehrzahl der Religionen lehrt und was viele Menschen glauben, nämlich, daß der Mensch eine unsterbliche Seele hat, die beim Tod in ein anderes Reich, ins „Jenseits“, in den Himmel, die Hölle oder in das Fegefeuer, kommt, oder daß sie als Reinkarnation wiederkehrt?

2. Lehrt die Bibel, daß der Souverän des Universums namenlos ist? Lehrt sie, daß er e i n Gott ist oder drei Personen in einer Gottheit oder daß er in Form vieler Götter existiert?

3. Was sagt die Bibel über das, was Gott ursprünglich vorhatte, als er die Menschen für ein Leben auf der Erde erschuf?

4. Lehrt die Bibel, daß die Erde vernichtet wird? Oder weist sie nur auf ein Ende oder einen Abschluß des gegenwärtigen verderbten Weltsystems hin?

5. Wie sind innerer Frieden und Rettung wirklich zu erlangen?

29. (a) Von welchem Grundsatz sollten wir uns bei der Suche nach der Wahrheit leiten lassen? (b) Wie beantwortet die Bibel die angeführten Fragen?

29 Jede Religion gibt darauf andere Antworten; aber bei unserer Suche nach dem ‘reinen Dienst vor Gott’ (EÜ) oder der reinen Religion gilt es, schließlich zu den Schlußfolgerungen zu gelangen, zu denen wir gemäß dem Willen Gottes gelangen sollten (Jakobus 1:27). Wieso können wir das sagen? Weil wir nach dem Grundsatz verfahren: „Gott werde als wahrhaftig befunden, wenn auch jeder Mensch als Lügner erfunden werde, so wie geschrieben steht: ‚Damit du dich in deinen Worten als gerecht erweist und den Sieg gewinnst, wenn du gerichtet wirst‘ “ (Römer 3:4). *

30. Welche Fragen werden im nächsten Kapitel beantwortet?

30 Wenden wir uns jetzt, da wir eine Grundlage für die Überprüfung der Religionen der Welt haben, dem frühen Verlangen der Menschheit nach Geistig-Religiösem zu. Was wissen wir darüber, wie die Religion aufkam? Welche Glaubensformen sind im Altertum und vielleicht bei Naturvölkern entstanden?

[Fußnote]

^ Abs. 29 Um unmittelbar eine biblisch begründete Antwort auf diese Fragen zu erhalten, ist es empfehlenswert, folgende Texte nachzuschlagen: (1) 1. Mose 1:26; 2:7; Hesekiel 18:4, 20; 3. Mose 24:17, 18; Matthäus 10:28; (2) 5. Mose 6:4; 1. Korinther 8:4-6; (3) 1. Mose 1:27, 28; Offenbarung 21:1-4; (4) Prediger 1:4; Matthäus 24:3, 7, 8; (5) Johannes 3:16; 17:3; Philipper 2:5-11; 4:6, 7; Hebräer 5:9.

[Studienfragen]

[Herausgestellter Text auf Seite 16]

Alle Religionen sollten friedsame Früchte hervorbringen. Bringen sie sie aber hervor?

[Kasten auf Seite 14]

Religion, Liebe und Haß

▪ „Religiöse Kriege neigen zu besonderer Heftigkeit. Wenn um des wirtschaftlichen Vorteils willen um Land gekämpft wird, erreichen sie den Punkt, wo sich die Schlacht nicht mehr lohnt, und man einigt sich. Ist die Ursache religiöser Natur, scheinen Einigung und Versöhnung etwas Böses zu sein“ (Roger Shinn, Professor für Sozialethik, Union Theological Seminary, New York).

▪ „Der Mensch ringt um seine Religion, schreibt für sie, kämpft für sie, stirbt für sie — er tut alles für sie; er will nur nicht für sie leben ... Wo die wahre Religion e i n Verbrechen verhindert hat, haben die falschen Religionen einen Vorwand für tausend geliefert“ (Charles Caleb Colton [1825]).

▪ „Wir haben gerade genug Religion in uns, einander zu hassen, aber nicht genug, einander zu lieben“ (Jonathan Swift [1667—1745]).

▪ „Niemals tut man so vollständig und so ruhig das Böse, als wenn man es mit [religiösem] Gewissen tut“ (Blaise Pascal [1623—1662]).

▪ „Der wahre Zweck einer höheren Religion besteht darin, die geistigen Weisungen und Wahrheiten, die ihren Wesenskern bilden, in möglichst viele Seelen auszustrahlen, damit deren jede auf diese Weise das wahre Ziel des Menschen erreichen kann. Das wahre Ziel des Menschen ist es, Gott zu preisen und sich Seiner zu freuen“ (Arnold Toynbee, Historiker).

[Bilder auf Seite 4]

Hindus verehren den Ganges — Ganga Ma oder Mutter Ganga genannt

Fromme Katholiken wenden sich beim Beten des Rosenkranzes an Maria

In einigen buddhistischen Ländern dienen die meisten Männer für eine bestimmte Zeit als Mönch in safrangelbem Gewand

Gläubige Muslime pilgern mindestens einmal nach Mekka

[Bild auf Seite 6]

Zeugen Jehovas, weltweit durch ihre Predigttätigkeit bekannt, in einer japanischen Stadt

[Bild auf Seite 9]

Die Taufe eines Kleinkindes in einer der Kirchen der Christenheit. Ist die Religion, in die man hineingeboren wird, zwangsläufig die wahre Religion?

[Bild auf Seite 11]

Menschenopfer der Azteken. Sind alle Religionen wirklich „gleiche Wege zur Wahrheit“?

[Bild auf Seite 13]

Im Namen der Religion haben Millionen Menschen Millionen ihrer Mitmenschen getötet