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Studie 9 — Die Archäologie und der inspirierte Bericht

Studie 9 — Die Archäologie und der inspirierte Bericht

Studien über die inspirierten Schriften und ihren Hintergrund

Studie 9 — Die Archäologie und der inspirierte Bericht

Eine Studie über archäologische Funde und über alte weltliche Geschichtsaufzeichnungen, die den Bibelbericht bestätigen

1. (a) Was versteht man unter biblischer Archäologie? (b) Was sind Artefakte?

BIBLISCHE Archäologie ist die wissenschaftliche Erforschung der Völker und der Ereignisse der biblischen Zeit, und zwar anhand von Schriften, Geräten, Gebäuden und anderen in der Erde gefundenen Überresten. Die Suche nach Überresten oder Artefakten an alten biblischen Stätten hat viel Forschungsarbeit erfordert, und Millionen Tonnen Erde wurden bewegt. Ein Artefakt ist irgendein Gegenstand, der menschliche Kunstfertigkeit erkennen läßt und auf das Leben und Wirken von Menschen hinweist. Artefakte können z. B. Töpferwaren sein, Trümmer von Bauwerken, Tontafeln, Inschriften, Urkunden, Denkmäler und in Stein gehauene Chroniken.

2. Von welchem Wert ist die biblische Archäologie?

2 Schon bald nach Beginn des 20. Jahrhunderts war die Archäologie zu einem Feld gründlicher Forschungen geworden. Größere Universitäten und Museen in Europa und Amerika förderten Forschungsreisen in biblische Länder. Infolgedessen haben Archäologen eine Fülle von Informationen erschlossen, die Licht auf die Verhältnisse in biblischen Zeiten werfen. Manchmal haben archäologische Funde deutlich gezeigt, daß die Bibel glaubwürdig und bis in die kleinste Einzelheit genau ist.

DIE ARCHÄOLOGIE UND DIE HEBRÄISCHEN SCHRIFTEN

3. Welche Ruinen und welche Aufzeichnungen aus alter Zeit bestätigen, daß es im alten Babylon Zikkurats gab?

3 Der Turm von Babel. Gemäß der Bibel war der Turm von Babel ein mächtiges Bauwerk (1. Mo. 11:1-9). Interessanterweise haben Archäologen in den Ruinen des alten Babylon und im umliegenden Gebiet Stellen freigelegt, an denen mehrere Zikkurats oder pyramidenähnliche Stufentempel gestanden haben, so z. B. die Ruinen des Tempels Etemenanki, der innerhalb der Mauern Babylons lag. Alte Aufzeichnungen über solche Tempel enthalten oft die Worte: „Seine Spitze soll bis an den Himmel reichen.“ König Nebukadnezar hat angeblich gesagt: „Etemenankis Spitze aufzusetzen, daß mit dem Himmel sie wetteifere, legte ich Hand an.“ In einem Fragment wird über den Einsturz einer solchen Zikkurat folgendes berichtet: „Der Bau dieses Tempels beleidigte die Götter. In einer Nacht rissen sie nieder, was gebaut worden war. Sie zerstreuten sie weit umher und machten ihre Sprache fremd. Den Fortschritt verhinderten sie.“ *

4. Welche archäologischen Entdeckungen hat man am Gihon gemacht, und wie hängen sie offensichtlich mit dem Bibelbericht zusammen?

4 Die Wassertunnel an der Gihonquelle. Charles Warren entdeckte 1867 bei Jerusalem einen alten Wasserkanal, der von der Gihonquelle in den Hügel zurückführte. Ein Schacht verlief nach oben, zur Stadt Davids hin. Das war anscheinend der Weg, auf dem Davids Männer zum erstenmal in die Stadt hineinkamen (2. Sam. 5:6-10). In den Jahren 1909 bis 1911 wurde das ganze Tunnelsystem von der Gihonquelle her freigelegt. Ein stattlicher, im Durchschnitt 1,8 m hoher Tunnel war 533 m weit in den massiven Felsen gemeißelt und führte von der Gihonquelle zum Teich Siloam im Tyropöontal (innerhalb der Stadt). Offensichtlich ist dies der von Hiskia gebaute Tunnel. Eine Inschrift in alten hebräischen Buchstaben an der Wand des engen Tunnels lautet auszugsweise: „Und so verhielt es sich mit dem Durchbruch: Als noch die Steinhauer schwangen die Beilhacken, jeder auf seinen Genossen zu, und als noch 3 Ellen zu durchschlagen [waren, wurde gehö]rt die Stimme eines jeden, der seinen Genossen rief, denn es war ein Spalt im Felsen von rechts nach [link]s. Und am Tage des Durchbruchs schlugen die Steinhauer — jeder auf seinen Genossen zu —, Beilhacke gegen Beilhacke. Da floß das Wasser vom Ausgangsort zum Teich an 1200 Ellen; und ein hundert Ellen betrug die Höhe des Felsens über den Köpfen der Steinhauer.“ Für die damalige Zeit wirklich eine technische Meisterleistung * (2. Kö. 20:20; 2. Chr. 32:30).

5. Welcher Fund in Karnak beweist, daß der Einmarsch Schischaks stattgefunden hat und daß die biblischen Ortsbezeichnungen zuverlässig sind?

5 Das Siegesrelief Schischaks. König Schischak von Ägypten wird in der Bibel siebenmal erwähnt. Da König Rehabeam das Gesetz Jehovas verlassen hatte, ließ Jehova zu, daß Schischak 993 v. u. Z. in Juda einfiel, ohne es jedoch vollständig zugrunde zu richten (1. Kö. 14:25-28; 2. Chr. 12:1-12). Bis vor wenigen Jahren schien es, als ob nur die Bibel von diesem Einmarsch berichtete. Dann kam ein umfangreiches Dokument des Pharaos ans Licht, den die Bibel Schischak (Scheschonk I.) nennt: ein eindrucksvolles Relief mit Hieroglyphen und Bildern an der Südmauer eines großen ägyptischen Tempels in Karnak (dem alten Theben). Auf diesem riesigen Relief ist der ägyptische Gott Amon mit einem sichelförmigen Schwert in seiner rechten Hand dargestellt. Er bringt Pharao Schischak 156 gefesselte palästinische Gefangene, die er mit Seilen an seiner linken Hand hält. Jeder Gefangene bedeutet eine Stadt oder ein Dorf, dessen Name in Hieroglyphen erscheint. Es folgen einige der Namen, die noch lesbar sind und identifiziert werden können: Rabbith (Jos. 19:20); Taanach, Beth-Schean und Megiddo (Jos. 17:11); Sunem (Jos. 19:18); Rehob (Jos. 19:28); Hapharajim (Jos. 19:19); Gibeon (Jos. 18:25); Beth-Horon (Jos. 21:22); Ajalon (Jos. 21:24); Socho (Jos. 15:35); Arad (Jos. 12:14). Auf dem Relief kommt auch der Ausdruck „Feld Abrams“ vor. Dies ist der erste Hinweis auf Abraham in ägyptischen Aufzeichnungen. *

6, 7. Welche Vergangenheit hat der Mesa-Stein, und welchen Aufschluß über den Krieg zwischen Israel und Moab enthält er?

6 Der Mesa-Stein. 1868 machte der deutsche Missionar F. A. Klein in Dhiban (Dibon) eine bemerkenswerte Entdeckung. Er fand eine alte Inschrift auf einem Stein, der dann als der Mesa-Stein bekannt wurde. Von der Schrift wurde ein Abklatsch gemacht, aber den Stein selbst zerbrachen die Beduinen, bevor er wegtransportiert werden konnte. Die Bruchstücke hat man jedoch größtenteils wiedergefunden, und heute wird der Stein im Louvre, Paris, und eine Nachbildung davon im Britischen Museum, London, aufbewahrt. Ursprünglich war er in Dibon in Moab aufgestellt worden. Er enthält König Mesas Beschreibung seiner Auflehnung gegen Israel (2. Kö. 1:1; 3:4, 5). Der Text lautet auszugsweise: „Ich bin Mešaʽ, der Sohn des Kmš[jt], König von Moab, der Dibonite ... Omri war König über Israel und hatte Moab lange Zeit gedemütigt, denn Kamoš war erzürnt über sein Land. Und sein Sohn folgte ihm, und auch er sprach: ‚Ich werde Moab demütigen.‘ Noch in meinen Tagen sprach er so, aber ich sah meine Lust an ihm und seinem Hause. Und ‚Israel ist dahin, dahin für immer!‘ ... Und Kamoš sprach zu mir: ‚Auf, nimm Nebo von Israel fort!‘ Da brach ich bei Nacht auf und bekämpfte es von Tagesanbruch bis zum Mittag. Und ich nahm es ein und tötete alles ... Und ich nahm von dort die [Gerä]te Jahwes und schleifte sie vor Kamoš.“ * Man beachte den Gebrauch des göttlichen Namens im letzten Satz. Der Name ist auf der untenstehenden Abbildung des Mesa-Steins zu sehen. Er hat die Form des Tetragrammatons und steht auf der rechten Seite der Inschrift in der 18. Zeile.

7 Auf dem Mesa-Stein werden außerdem folgende Orte der Bibel erwähnt: Ataroth und Nebo (4. Mo. 32:34, 38); der Arnon, Aroer, Medeba und Dibon (Jos. 13:9); Bamoth-Baal, Beth-Baal-Meon, Jahaz und Kirjathajim (Jos. 13:17-19); Bezer (Jos. 20:8); Horonajim (Jes. 15:5); Beth-Diblathajim und Kerijoth (Jer. 48:22, 24). Somit bezeugt er die Geschichtlichkeit dieser Orte.

8. Was berichtet die Bibel über Sanherib, und was hat die Freilegung seines Palastes ergeben?

8 Prisma König Sanheribs. Die Bibel berichtet ausführlich über den Einfall der Assyrer unter König Sanherib im Jahre 732 v. u. Z. (2. Kö. 18:13 bis 19:37; 2. Chr. 32:1-22; Jes. 36:1 bis 37:38). Während der Jahre 1847 bis 1851 grub der englische Archäologe A. H. Layard in Ninive im Bereich des alten Assyrien die Reste des großen Palastes Sanheribs aus. Man stellte fest, daß der Palast etwa 70 Räume gehabt hatte, und zwar mit über 3 000 m Mauern, die mit reliefartig verzierten Platten belegt waren. Sanheribs Annalen oder jährliche Berichte von Ereignissen wurden auf Tonzylindern oder Prismen aufgezeichnet. Die offenbar kurz vor seinem Tod entstandene letzte Ausgabe dieser Annalen erscheint auf dem sogenannten Taylor-Prisma, das im Britischen Museum aufbewahrt wird. Das Oriental Institute der Universität Chicago besitzt allerdings einen noch besseren solchen Text auf einem Prisma, das unweit des Gebietes entdeckt wurde, wo Ninive, die Hauptstadt des Assyrischen Reiches, gelegen hat.

9. Wovon schreibt Sanherib in Übereinstimmung mit dem Bibelbericht, doch was verschweigt er, und warum?

9 In diesen letzten Annalen gibt Sanherib seine eigene prahlerische Darstellung von seinem Einmarsch in Juda: „Hiskia von Juda jedoch, der sich meinem Joch nicht unterworfen hatte — 46 seiner festen ummauerten Städte, sowie die zahllosen kleinen Städte in ihrem Umkreis, belagerte ich und eroberte ich durch das Anlegen von Belagerungsdämmen, Einsatz von Sturmwiddern, Infanteriekampf, Untergrabungen, Breschen und Sturmleitern (?). 200 150 Leute, große und kleine, männlich und weiblich, Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, Rinder und Kleinvieh ohne Zahl führte ich aus ihnen heraus und rechnete sie zur Beute. Ihn selbst schloß ich gleich einem Käfigvogel in seiner Residenz Jerusalem ein. ... Seine Städte, die ich geplündert hatte, trennte ich von seinem Lande ab und gab sie Mitinti, dem König von Asdod, Padī, dem König von Ekron[,] und Ṣilbēl, dem König von Gaza ... Hiskia aber ...[,] seine Elitetruppen ..., zusammen mit 30 Talenten Gold, 800 Talenten Silber, erlesenem Antimon, großen Blöcken ..., elfenbeinernen Betten, elfenbeinernen Lehnsesseln, Elefantenhaut, Elfenbein, Ebenholz, Walnußbaumholz (?), allem möglichen, einem schweren Schatz, sowie seinen Töchtern, Palastdamen, Sängern und Sängerinnen ließ er nach meiner Residenzstadt Ninive hinter mir her bringen. Um (seine) Abgabe zu übergeben und mir zu huldigen, schickte er seinen Gesandten.“ * Was diese Abgabe betrifft, die Sanherib Hiskia auferlegt hatte, so bestätigt die Bibel die 30 Talente Gold, erwähnt aber nur 300 Talente Silber. Ferner zeigt sie, daß sich dies auf die Zeit bezog, ehe Sanherib Jerusalem mit der Belagerung drohte. In seiner gefärbten Darlegung der assyrischen Geschichte schweigt Sanherib bewußt von seiner vernichtenden Niederlage in Juda, bei der Jehovas Engel in e i n e r Nacht 185 000 seiner Soldaten niederschlug und ihn dadurch zwang, sich wie ein geprügelter Hund nach Ninive zurückzuziehen. Dessenungeachtet läßt der prahlerische Bericht auf dem Prisma Sanheribs auf eine gewaltige Invasion in Juda schließen, und zwar bevor Jehova die Assyrer, als sie Jerusalem bedrohten, zur Umkehr zwang (2. Kö. 18:14; 19:35, 36).

10, 11. (a) Was sind die Lachischbriefe, und was spiegeln sie wider? (b) Inwiefern stützen sie das, was Jeremia schrieb?

10 Die Lachischbriefe. Die berühmte Festungsstadt Lachisch wird in der Bibel über 20mal genannt. Sie lag 44 km westsüdwestlich von Jerusalem. Man hat einen beträchtlichen Teil der Reste ausgegraben. 1935 fand man in einer Wachstube des Doppeltorhauses 18 Ostraka oder beschriftete Tonscherben, 1938 drei weitere. Es handelte sich um Briefe in althebräischer Schrift. Die 21 Tonscherben aus dieser Sammlung sind heute als die Lachischbriefe bekannt. Lachisch (oder Lachis) war eine der Festungen Judas, die am längsten gegen Nebukadnezar standhielten. Während der Jahre 609 bis 607 v. u. Z. wurde sie zu einem Haufen verkohlter Trümmer. Die Briefe spiegeln den Drang der Zeiten wider. Sie wurden anscheinend von übriggebliebenen Vorposten judäischer Truppen geschrieben und sind an Jaosch, einen Militärbefehlshaber in Lachisch, gerichtet. Einer der Briefe (Nr. IV) lautet auszugsweise: „Möge JHWH [Tetragrammaton, „Jehova“] meinen Herrn hören lassen gerade jetzt erfreuliche Nachrichten! ... Und (mein Herr) soll wissen, daß wir auf die [Feuer-]Signale von Lachis achten, gemäß allen Anweisungen, die mein Herr gibt, jedoch sehen wir nicht (die Zeichen von) Azeka.“ Das ist eine eindrucksvolle Bestätigung von Jeremia 34:7, wo Lachisch und Aseka als die beiden letzten noch übrigen befestigten Städte angeführt werden. Der Brief scheint anzudeuten, daß Aseka bereits gefallen war. In den Briefen findet sich häufig der göttliche Name in Form des Tetragrammatons, was zeigt, daß die Juden damals den Namen Jehova im täglichen Leben gebrauchten.

11 Ein anderer Brief (Nr. III) beginnt wie folgt: „Möge hören lassen JHWH [Jehova] meinen Herrn heilvolle Nachrichten! ... Andererseits wurde (mündlich) deinem Knecht Nachricht zuteil also: Herab zog der Heeresoberst Konijahu [Konja], der Sohn des Elnatan, in Richtung nach Ägypten, und den Hodojahu [Hodawja], den Sohn des Aḥijahu [Ahija], und seine Leute hat er gesandt, zu holen mzh [Proviant?].“ Dieser Brief spricht dafür, daß Juda nach Ägypten hinabzog, um Beistand zu suchen, wodurch es das Gebot Jehovas übertrat und Vernichtung über sich brachte (Jes. 31:1; Jer. 46:25, 26). Die Namen Elnat[h]an und Hoschaja, die im vollständigen Text des Briefes enthalten sind, kommen auch in Jeremia 36:12 und 42:1 vor. Drei andere Namen, die in den Briefen erwähnt werden, erscheinen ebenfalls im Buch Jeremia: Gemarja, Nerija und Jaasanja (Jer. 32:12; 35:3; 36:10). *

12, 13. Was wird in der Nabonid-Chronik beschrieben, und warum ist sie so wertvoll?

12 Die Nabonid-Chronik. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden bei Ausgrabungen in der Nähe von Bagdad zahlreiche Tontafeln und -zylinder gefunden, die viel Licht auf die Geschichte des alten Babylon warfen. Unter den Funden befand sich das sehr wertvolle, als Nabonid-Chronik bekannte Dokument, das sich jetzt im Britischen Museum befindet. König Nabonid von Babylon war der Vater seines Mitregenten Belsazar. Nabonid überlebte seinen Sohn, der in derselben Nacht getötet wurde, in der die Truppen Cyrus’, des Persers, Babylon einnahmen. Das war am 5. Oktober des Jahres 539 v. u. Z. (Dan. 5:30, 31). Die Nabonid-Chronik — ein bemerkenswert gut datierter Bericht vom Fall Babylons — ist eine Hilfe beim Ermitteln des Tages, an dem sich dieses Ereignis abspielte. Es folgt eine Übersetzung eines kleinen Teils der Nabonid-Chronik: „Als im Tašrît [Tischri (September/Oktober)] Kuraš [Cyrus] in Upê am Ufer des Tigris dem Heere von Akkad eine Schlacht lieferte ... Am 14. wurde Sippar ohne Kampf genommen. Nabûnâʼid [Nabonid] floh. Am 16. [11. Oktober 539 v. u. Z., Julianischer Kalender, oder 5. Oktober, Gregorianischer Kalender] zogen Gubaru, der Statthalter von Gutium und die Truppen des Kuraš ohne Kampf in Babylon ein. Nachher wurde Nabûnâʼid auf der Flucht in Babylon gefangen genommen. ... Am 3. Arah[s]amna [28. Oktober, Julianischer Kalender; der Arahsamna entspricht dem Marchäschwan (Oktober/November)] zog Kuraš in Babylon ein. ... [Grüne Zweige] wurden vor ihm ausgebreitet. Friede wurde der Stadt gewährt. Kuraš verkündete ganz Babylon Frieden. Gubaru, sein Statthalter, bestellte [Unter-]Statthalter in Babylon.“ *

13 Man beachte, daß Darius, der Meder, in dieser Chronik nicht erwähnt wird, und bis jetzt hat man weder in außerbiblischen Inschriften noch in anderen Dokumenten weltlicher Geschichte, die aus der Zeit vor Josephus (jüdischer Historiker des 1. Jahrhunderts u. Z.) stammen, Hinweise auf diesen Darius gefunden. Deshalb vermuten einige, Darius sei mit dem Gubaru aus dem obigen Bericht identisch. Was man über Gubaru weiß, scheint zwar mit den Erkenntnissen über Darius übereinzustimmen; dennoch kann eine Gleichsetzung der beiden Personen nicht als endgültig betrachtet werden. * Auf jeden Fall stellt die weltliche Geschichte mit Bestimmtheit fest, daß Cyrus bei der Eroberung Babylons eine Schlüsselrolle spielte und daß er danach dort als König regierte.

14. Wovon wird auf dem Cyrus-Zylinder berichtet?

14 Der Cyrus-Zylinder. Einige Zeit nachdem Cyrus als König der persischen Weltmacht zu herrschen begonnen hatte, wurde seine Eroberung der Stadt Babylon (539 v. u. Z.) auf einem Tonzylinder schriftlich festgehalten. Dieses bedeutende Dokument wird ebenfalls im Britischen Museum aufbewahrt. Es folgt ein Auszug aus dem übersetzten Text: „Ich Kyros [Cyrus], König des Weltreichs, großer und mächtiger König, König von Babel, König von Sumer und Akkad, König der vier Weltufer, ... die Städte [jenseits] des Tigris, deren Wohnsitze von altersher (?) verfallen waren — (überall) brachte ich die dort wohnenden Götter an ihren Ort zurück und ließ sie eine ewige Wohnung beziehen. Alle ihre Leute versammelte ich und brachte sie zurück zu ihren Wohnsitzen.“ *

15. Was offenbart der Cyrus-Zylinder über Cyrus, und inwiefern stimmt dies mit der Bibel überein?

15 Der Cyrus-Zylinder macht somit die Verfahrensweise des Königs deutlich, gefangene Völker in ihr Heimatgebiet zurückzubringen. Dementsprechend erließ Cyrus seine Verordnung für die Juden, in der sie aufgefordert wurden, nach Jerusalem zurückzukehren und dort das Haus Jehovas wieder aufzubauen. Interessanterweise hatte Jehova Cyrus bereits 200 Jahre früher mit Namen genannt und von ihm vorhergesagt, er werde Babylon einnehmen und das Volk Jehovas zurückkehren lassen (Jes. 44:28; 45:1; 2. Chr. 36:23).

DIE ARCHÄOLOGIE UND DIE CHRISTLICHEN GRIECHISCHEN SCHRIFTEN

16. Was hat die Archäologie in bezug auf die Griechischen Schriften zum Vorschein gebracht?

16 Wie im Fall der Hebräischen Schriften, so hat die Archäologie auch viele aufschlußreiche Artefakte zum Vorschein gebracht, die den inspirierten Bericht der Christlichen Griechischen Schriften bestätigen.

17. Wie bestätigt die Archäologie Jesu Stellungnahme zur Steuerfrage?

17 Denarmünze mit Bildnis des Tiberius. Aus der Bibel ist klar ersichtlich, daß Jesu Dienst in die Zeit der Herrschaft des Tiberius Cäsar fiel. Einige von Jesu Gegnern wollten ihm eine Falle stellen, als sie ihn fragten, ob man Cäsar Kopfsteuer zahlen dürfe. Der Bericht lautet: „Er durchschaute ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: ‚Warum stellt ihr mich auf die Probe? Bringt mir einen Denar, damit ich ihn anschaue.‘ Sie brachten einen. Und er sagte zu ihnen: ‚Wessen Bild und Aufschrift ist dies?‘ Sie sprachen zu ihm: ‚Cäsars.‘ Da sagte Jesus: ‚Zahlt Cäsars Dinge Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott.‘ Und sie begannen sich über ihn zu verwundern“ (Mar. 12:15-17). Archäologen haben eine Silberdenarmünze gefunden, die den Kopf des Tiberius Cäsar zeigt. Sie wurde um das Jahr 15 u. Z. in Umlauf gesetzt. Das steht damit im Einklang, daß Tiberius 14 u. Z. als Kaiser zu regieren begann, und ist ein zusätzlicher Beleg für die Feststellung der Schrift, daß Johannes der Täufer seinen Dienst im 15. Jahr des Tiberius, d. h. im Frühjahr des Jahres 29 u. Z., antrat (Luk. 3:1, 2).

18. Welchen Fund hat man, Pontius Pilatus betreffend, gemacht?

18 Inschrift mit dem Namen Pontius Pilatus. Der erste archäologische Fund, Pontius Pilatus betreffend, wurde 1961 in Cäsarea gemacht. Es handelte sich um eine Steinplatte mit dem lateinischen Namen Pontius Pilatus.

19. Was gibt es in Athen heute noch, das eine Bestätigung für den in Apostelgeschichte 17:16-34 beschriebenen Schauplatz ist?

19 Der Areopag. Im Jahre 50 u. Z. hielt Paulus in Athen (Griechenland) eine seiner berühmtesten überlieferten Reden (Apg. 17:16-34). Bei diesem Anlaß ergriffen gewisse Athener Paulus und führten ihn zum Areopag. Der Areopag oder Areshügel (Marshügel) ist ein kahler, felsiger, etwa 113 m hoher Hügel unmittelbar nordwestlich der Akropolis von Athen. Stufen im Felsen führen nach oben, wo noch rauhe, in den Felsen gehauene Sitze zu sehen sind, die drei Seiten eines Quadrats bilden. Den Areopag gibt es heute noch; er ist eine Bestätigung für den in der Bibel beschriebenen Schauplatz der historischen Rede des Paulus.

20. Wovon ist der Titusbogen immer noch ein Zeuge, und inwiefern?

20 Der Titusbogen. Jerusalem und sein Tempel wurden im Jahre 70 u. Z. von den Römern unter Titus zerstört. Titus feierte im darauffolgenden Jahr zusammen mit seinem Vater, Kaiser Vespasian, seinen Sieg in Rom. 700 ausgewählte jüdische Gefangene mußten in dem Triumphzug mitmarschieren. Auch eine Unmenge an Kriegsbeute wurde zur Schau gestellt, darunter Schätze aus dem Tempel. Titus wurde selbst Kaiser und amtierte von 79 bis 81 u. Z. Nach seinem Tod stellte man ein großes Monument fertig — den Titusbogen — und weihte es divo Tito (dem vergöttlichten Titus). Der Triumphzug des Titus ist auf beiden Seiten des Durchgangs durch den Bogen als Flachrelief dargestellt. Auf der einen Seite sind die mit Lorbeer bekränzten römischen Soldaten abgebildet. Sie halten Lanzen ohne Spitze und tragen die heiligen Einrichtungsgegenstände des Tempels in Jerusalem, zu denen der siebenarmige Leuchter gehört und der Schaubrottisch, auf dem man die heiligen Trompeten liegen sieht. Das Relief auf der anderen Seite zeigt den siegreichen Titus, in einem von vier Pferden gezogenen Wagen stehend, der von einer Frau — einem Sinnbild der Stadt Rom — gelenkt wird. * Jedes Jahr besichtigen Tausende von Touristen diesen Triumphbogen des Titus, der immer noch in Rom steht als stummer Zeuge für die Erfüllung der Prophezeiung Jesu und für den schrecklichen Vollzug des Gerichts Jehovas an dem rebellischen Jerusalem (Mat. 23:37 bis 24:2; Luk. 19:43, 44; 21:20-24).

21. (a) Wie haben Archäologie und Handschriftenfunde zusammengewirkt? (b) Wie sollte man die Archäologie richtigerweise betrachten?

21 Wie die Entdeckung alter Handschriften es ermöglicht hat, den reinen, ursprünglichen Text der Bibel wiederherzustellen, so hat die Entdeckung der Menge an Artefakten oft bewiesen, daß die Aussagen des Bibeltextes bis in die kleinsten Einzelheiten verläßlich sind, und zwar sowohl in geschichtlicher als auch in chronologischer als auch in geographischer Hinsicht. Es wäre indes verkehrt, zu schlußfolgern, die Archäologie stütze die Bibel in jedem Fall. Man darf nicht vergessen, daß die archäologische Forschung nicht unfehlbar ist. Archäologische Funde unterliegen der menschlichen Deutung, und einige dieser Deutungen haben sich hin und wieder geändert. Die Archäologie hat manchmal ungewollt die Zuverlässigkeit des Wortes Gottes bezeugt. Ja der verstorbene Sir Frederic Kenyon, der langjährige Direktor und Hauptbibliothekar des Britischen Museums, sagte einmal, die Archäologie habe die Bibel „durch eine ausführlichere Kenntnis ihres Hintergrundes und ihres Schauplatzes verständlicher“ gemacht. * Doch der Glaube sollte auf der Bibel beruhen, nicht auf der Archäologie (Röm. 10:9; Heb. 11:6).

22. Welche Beweise werden in der nächsten Studie behandelt?

22 Die Bibel enthält in sich selbst stichhaltige Beweise dafür, daß sie wirklich das zuverlässige „Wort des lebendigen und bleibenden Gottes“ ist, wie wir in der nächsten Studie sehen werden (1. Pet. 1:23).

[Fußnoten]

^ Abs. 3 S. L. Caiger, Bible and Spade, 1938, Seite 29.

^ Abs. 4 Textbuch zur Geschichte Israels, herausgegeben von K. Galling, 1979, Seite 66, 67; Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1, Seite 936—938, 1175.

^ Abs. 5 J. Finegan, Light From the Ancient Past, 1959, Seite 91, 126.

^ Abs. 6 Textbuch zur Geschichte Israels, Seite 52, 53.

^ Abs. 9 Textbuch zur Geschichte Israels, Seite 68, 69.

^ Abs. 11 Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1, Seite 179; Light From the Ancient Past, Seite 192—195.

^ Abs. 12 Altorientalische Texte zum Alten Testament, herausgegeben von H. Greßmann, 1926, Seite 368.

^ Abs. 14 Textbuch zur Geschichte Israels, Seite 83, 84.

^ Abs. 20 Light From the Ancient Past, Seite 329.

^ Abs. 21 The Bible and Archaeology, 1940, Seite 279.

[Studienfragen]

[Bilder auf Seite 333]

Der Mesa-Stein

Eine Vergrößerung des Tetragrammatons, das in altertümlichen Schriftzeichen in Zeile 18 rechts erscheint

[Bild auf Seite 334]

Prisma König Sanheribs

[Bild auf Seite 335]

Die Nabonid-Chronik

[Bild auf Seite 336]

Denarmünze mit dem Bildnis des Tiberius

[Bild auf Seite 337]

Der Titusbogen

[Bildnachweis auf Seite 337]

Bildnachweis zu Studie 9, nach Seiten geordnet.

Seite 333: Louvre, Paris;

Seite 334: mit freundlicher Genehmigung des Oriental Institute, Universität Chicago;

Seite 335: mit freundlicher Genehmigung der Kuratoren des Britischen Museums;

Seite 336: mit freundlicher Genehmigung der Kuratoren des Britischen Museums.