Kapitel 2

Wie das Buch der guten Botschaft entstand

1. Was für ein Buch wäre der ganzen Menschheit von Nutzen?

WAS würdest du von einem Buch erwarten, das eine gute Botschaft für die ganze Menschheit enthält? Sicherlich müßte es in einer großen Anzahl von Sprachen zur Verfügung stehen. Auch müßte seine Botschaft bedeutungsvoll sein und Menschen aller Nationen helfen, selbst in der heutigen Zeit ein glückliches Leben zu führen, und ihnen eine Hoffnung für die Zukunft vermitteln. Dieses Buch haben wir schon im ersten Kapitel erwähnt. Es ist:

2. (a) Wie alt ist die Bibel? (b) Warum können die meisten Menschen die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen? (c) Wie weit ist die Bibel im Vergleich zu anderen Büchern verbreitet? (Römer 10:14, 18).

² Was für ein Buch ist die Bibel? Sie ist ein sehr altes Buch, denn mit ihrer Niederschrift wurde schon vor über 3 400 Jahren begonnen. Sie ist in jedes Land und selbst auf abgelegene Inseln gelangt. Man kann sie in einfachen Hütten und in modernen Wohnungen finden. Das ganze Buch oder Teile davon sind in mehr als 1 575 Sprachen und Dialekte übersetzt worden; fast jedermann kann also die Bibel in seiner eigenen Sprache lesen. Kein anderes Buch hat auch nur annähernd eine so weite Verbreitung gefunden. Seine Auflage geht in die Milliarden. Jedes Jahr werden Millionen Exemplare der Bibel weltweit verbreitet.

3. (a) Warum ist „Bibel“ ein passender Name für das Buch? (b) Aus welchem Material bestanden die ursprünglichen Schriften?

 ³ In Wirklichkeit besteht die Bibel aus sechsundsechzig kleinen Büchern, die zu einem einzigen Buch zusammengefaßt worden sind. Das Wort „Bibel“ stammt von dem griechischen Wort biblía, das „Büchlein“ bedeutet. Das Wort biblía selbst ist von biblos abgeleitet, und mit diesem Wort wurde das weiche Innere der Papyrusstaude bezeichnet. In biblischen Ländern wurde daraus eine Art Papier hergestellt. Eine Zeitlang verwendete man zum Abschreiben der Bibelbücher Papyrus, ursprünglich jedoch wurden sie vermutlich auf besonders bearbeitete Tierhäute geschrieben.

4. (a) Wie viele Schreiber verfaßten die Bibel? (b) In welchem Zeitraum wurde die Bibel geschrieben? (c) Inwiefern ist die Bibel ein einzigartiges Buch der Weisheit? (Johannes 17:17).

⁴ Die sechsundsechzig „Büchlein“ der Bibel wurden von etwa vierzig Schreibern in einem Zeitraum von über 1 600 Jahren verfaßt, nämlich zwischen 1513 v. u. Z. und 98 u. Z. Alle ihre Schreiber waren in bezug auf die Lehre in völliger Übereinstimmung, und sie entwickelten ein Thema, das sich durch die ganze Bibel zieht. Das Ergebnis war ein bemerkenswertes, ja einzigartiges Buch der Weisheit.

5. Welche Bezeichnungen sind besser als „Altes Testament“ und „Neues Testament“, und warum?

⁵ Einige Personen teilen die Bibel in zwei „Testamente“ ein und behaupten, das „Alte Testament“ habe nicht den gleichen Wert wie das „Neue Testament“. Das ist aber nicht der Fall, denn alles zusammen ist nur eine Bibel. Außerdem ist mit dem Wort „Testament“ ein Bund gemeint, und die Bibel handelt von mehr als nur zwei Bündnissen. Es ist daher besser, die beiden Teile der Bibel als die „Hebräischen Schriften“ und die „Griechischen Schriften“ zu bezeichnen, denn in diesen beiden Sprachen wurde der größte Teil der Bibel geschrieben. Die Hebräischen Schriften bilden  die Grundlage für das Verständnis der Griechischen Schriften, und die Griechischen Schriften sind eine Fortsetzung der Hebräischen Schriften und enthalten ihre Erfüllung. Jedes der sechsundsechzig „Büchlein“ hilft uns, ein abgerundetes Verständnis über den Vorsatz des Schöpfers der Menschheit zu erhalten.

6. (a) Was für Menschen schrieben die Bibel? (b) Zu welchem Zweck wurden diese Dinge vorzeiten geschrieben? (1. Korinther 10:11).

⁶ Genauso, wie die gute Botschaft der Bibel an alle Arten von Menschen gerichtet ist, so stammten auch ihre Schreiber aus den verschiedensten Lebensbereichen. Unter ihnen waren Schafhirten und Herdenbesitzer, Fischer und Bauern, ein Arzt und ein Steuereinnehmer. Mindestens zwei von ihnen waren Könige. Andere waren Priester, Propheten oder Schriftgelehrte. Einer der Schreiber hatte zuerst diejenigen, die an die gute Botschaft glaubten heftig verfolgt, aber er  änderte sich und wurde einer der eifrigsten Befürworter der guten Botschaft. Nach seiner Bekehrung schrieb dieser ehemalige führende Vertreter der falschen Religion, der Apostel Paulus, über die bis dahin vorhandenen Bibelbücher:

„Alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ist zu unserer Unterweisung geschrieben worden, damit wir durch unser Ausharren und durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben können“ (Römer 15:4).

7. Wieso könnte man die Bibel als ein orientalisches Buch bezeichnen? (Römer 3:1, 2).

⁷ Obwohl die Bibel in den Ländern der westlichen Welt ihre größte Verbreitung gefunden hat, ist sie doch in Wirklichkeit ein orientalisches Buch. Alle ihre Schreiber waren Orientalen und lebten im Nahen Osten. Der größte Teil ihrer Handlung spielt sich in Ländern des Orients ab, und sie spiegelt die dort herrschenden Bräuche wider. Zum Beispiel wird der zukünftige Herrscher der Menschheit mit einem orientalischen Hirten verglichen, der aufopfernd für seine Herde sorgt:

„Er ruft seine eigenen Schafe beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er die Seinen alle hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden werden sie keineswegs folgen ...; der vortreffliche Hirte gibt seine Seele zugunsten der Schafe hin“ (Johannes 10:3-5, 11).

Welch eine glückliche Zeit wird es doch sein, wenn dieser Hirte aus dem Nahen Osten unser liebevoller Herrscher sein wird!

WIE DIE GUTE BOTSCHAFT AUFGEZEICHNET WURDE

8. In welcher Hinsicht glichen die Bibelschreiber uns heute?

⁸ Die Männer, die die Bibel niederschrieben, waren unvollkommen, machten Fehler und konnten sich irren. Als Menschen unterschieden sie sich nicht von anderen. Der Apostel Paulus erklärte Männern, die ihn und seinen Missionargefährten Barnabas fälschlich für Götter hielten: „Auch wir sind Menschen und haben die gleichen Gebrechen wie ihr“ (Apostelgeschichte 14:15). Wie war es daher möglich, daß unvollkommene Menschen einen Bericht niederschrieben, der in Wirklichkeit Gottes Botschaft ist?

9. Wieso konnten unvollkommene Menschen eine vollkommene Botschaft für die Menschheit schreiben?

 ⁹ Weil sie nicht aus eigenem Antrieb schrieben, sondern von Gott inspiriert wurden. Was bedeutet hier das Wort „inspiriert“? Es bedeutet, daß Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, diese Männer durch seinen Geist oder durch seine unsichtbare befähigende Kraft antrieb und ihnen in den Sinn gab, was sie als sein „Wort“ oder seine Botschaft für die Menschheit niederschreiben sollten. Zum Beispiel sagte der Psalmenschreiber David:

„Der Geist Jehovas [Gottes] war es, der durch mich redete, und sein Wort war auf meiner Zunge“ (2. Samuel 23:2).

Und der Apostel Petrus schrieb über prophetische Botschaften:

„Keine Prophezeiung der Schrift [entspringt] irgendeiner privaten Auslegung ... Denn Prophetie wurde niemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist getragen wurden“ (2. Petrus 1:20, 21).

10. (a) Wieso war es für Gott leicht, treuen Menschen Botschaften zu übermitteln? Führe ein Beispiel an (2. Mose 34:27, 28; Jeremia 1:1, 2, 9; Hesekiel 1:1; Daniel 7:1). (b) Wie wurde die Zusammenstellung der vollständigen Bibel überwacht, und wie wird das vollständige Werk bezeichnet? (Offenbarung 22:18, 19).

¹⁰ Für Gott als das höchste Wesen und den Schöpfer des ganzen Universums war es nicht schwer, treuen Männern auf der Erde Botschaften zu übermitteln. In der heutigen Zeit sind Menschen zum Mond geflogen und haben von dort aus zur Erde Botschaften gefunkt, die aus über 400 000 Kilometer Entfernung deutlich und verständlich ankamen. Außerdem wurden über die gleiche Entfernung Fernsehbilder übertragen, so daß die Menschen hier auf der Erde in ihrem Wohnzimmer sitzen und zusehen konnten, wie die Astronauten auf dem Mond spazierengingen. Wenn schon der Mensch auf diese Weise Botschaften übermitteln kann, wie leicht muß es da für den Schöpfer aller Dinge sein, Menschen auf der Erde Botschaften und Visionen zu übermitteln, selbst wenn sie von weiter als von den ‘Himmeln der Himmel’ her kämen! (1. Könige 8:27). Und so, wie Gott den Bibelschreibern seine Gedanken in den Sinn gab, schrieben  sie sie als „das Wort Gottes“ — als seine Botschaft — nieder (Hebräer 4:12). Auch bewirkte Gott durch seinen Geist, daß die sechsundsechzig „Büchlein zusammengestellt wurden. Nur diese machen die vollständige Bibel aus und werden als „Bibelkanon“ bezeichnet.

EIN GENAUER UND ZUVERLÄSSIGER BERICHT

11. Führe ein Beispiel für die Genauigkeit und die logische Anordnung der Bibel an.

¹¹ Etwas Erstaunliches an der Bibel ist die Sorgfalt, mit der sie Einzelheiten berichtet, sowie ihre vollständige Harmonie. Zum Beispiel sind in 1. Mose, Kapitel 5 und 10 Geschlechtsregister aufgeführt, die von der Zeit des ersten Menschen, Adam, bis zur Zeit der Söhne Noahs reichen, wodurch ein Zeitraum von über 2 000 Jahren überbrückt wird. Später schrieb der Priester Esra das erste Buch der Chronika und wiederholte und erweiterte in den ersten neun Kapiteln diese früheren Geschlechtsregister. Seine Aufzeichnungen umfassen weitere 1 500 Jahre des Altertums und reichen bis in die Zeit, als die Israeliten aus der Babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten. Noch später wiederholten Matthäus und Lukas in ihren Evangelien wesentliche Teile dieser früheren Aufzeichnungen und erweiterten die Geschlechtsregister der Bibel bis zu Jesus Christus (Matthäus 1:1-17; Lukas 3:23-38). Unter der Leitung des Geistes Gottes zeichneten die Bibelschreiber somit die Abstammungslinie von unserem Urahnen Adam bis zu Jesus, dem „Sohn des Menschen“, auf und überbrückten dadurch mehr als 4 000 Jahre. Der Arzt Lukas schrieb über sein eigenes Evangelium:

„Ich [bin] allen Dingen von Anbeginn genau nachgegangen ..., [um sie] in logischer Reihenfolge zu schreiben“ (Lukas 1:3).

Der Bericht ist daher genau und logisch.

12. Wie kann Moses Aufschluß über die Frühgeschichte der Menschheit erhalten haben?

¹² Die Bibel spricht auch von frühen „Geschichten“ (1. Mose 2:4; 5:1). Diese sind möglicherweise mündlich überliefert worden. Wieso können wir dann sicher sein, daß die Angaben zuverlässig sind? Nun, Gott erschuf den ersten Menschen,  Adam, vollkommen. Später rebellierte er gegen Gott, so daß Gott ihn zum Tode verurteilte. Doch bis sein einst vollkommener Körper so weit verfallen war, daß er starb, verging eine lange Zeit. Er lebte 930 Jahre, bis in die Zeit Lamechs (des Vaters Noahs), der die Frühgeschichte der Menschheit somit unmittelbar von Adam erfahren haben konnte. Lamech konnte alles Noah und Noahs Sohn Sem mitteilen, dem es aufgrund seines noch nahezu vollkommenen Körpers möglich war, die Flut um 500 Jahre zu überleben. Sem war dann in der Lage, Abraham und dessen Sohn Isaak alle Einzelheiten über die Welt vor der Flut zu berichten. Isaak konnte den Bericht an seinen Enkel Levi weitergeben und Levi wahrscheinlich an seinen Enkel Amram, den Vater von Moses. Wenn die Frühgeschichte mündlich überliefert worden ist, waren somit nur fünf Bindeglieder zwischen Adam und Moses nötig: Lamech, Sem, Isaak, Levi und Amram.

13. Warum ließ der Schöpfer durch Inspiration die Frühgeschichte aufzeichnen? (Psalm 102:18).

¹³ Aufgrund der ererbten Unvollkommenheit und wahrscheinlich auch wegen der veränderten Bedingungen nach der Flut wurden die Menschen jedoch ständig schwächer. Isaak lebte zum Beispiel nur 180 Jahre und Moses nur 120 Jahre. Während sich die Lebensspanne des Menschen auf siebzig bis achtzig Jahre verkürzte, hielt es der Schöpfer für angebracht, daß die Frühgeschichte der Menschheit in einem  bleibenden Bericht aufbewahrt wurde und somit genau blieb. Auf diese Weise sollten die Menschen immer zuverlässigen Aufschluß über die Anfänge der Menschheit haben. Der Schöpfer ließ Moses unter Inspiration diesen Bericht zusammenstellen, der der erste Teil der Bibel wurde.

14. (a) Wer war Moses? (Hebräer 11:23-27). (b) Wieso waren Moses und spätere Schreiber befähigt, den Bibelbericht niederzuschreiben? (Apostelgeschichte 3:21).

¹⁴ Wer war dieser Moses? Er war ein Nachkomme des Hebräers Abraham und wurde geboren, als sein Volk, die Israeliten, in ägyptischer Sklaverei war. Moses wurde von der Tochter Pharaos, des Herrschers von Ägypten, adoptiert und am Königshof aufgezogen und ausgebildet. Als jedoch eine Streitfrage aufkam, zeigte er, daß er den geistigen Reichtum den er unter Gottes Volk haben konnte, als viel höher erachtete als alle materiellen Reichtümer, die er  in Ägypten besessen haben mochte. Er zog es vor, sich mit Gottes Volk schlecht behandeln zu lassen. Im Laufe seines Lebens in Ägypten und später als Hirte in der Wildnis entwickelte er einen großen Glauben an Gott und wurde „bei weitem der sanftmütigste aller Menschen, die es auf der Oberfläche des Erdbodens gab“ (4. Mose 12:3). Er war befähigt, nicht nur die Nation der in die Millionen zählenden Israeliten aus Ägypten herauszuführen, sondern auch als Gottes Schreiber zu dienen, und so schrieb er unter dem Einfluß des Geistes Gottes den ersten Teil des Bibelberichts nieder. Nach ihm fügten andere gläubige Männer weitere Teile zum Bibelbericht hinzu, bis er schließlich 1 600 Jahre später vollständig war. Für uns heute ist es sehr interessant und wertvoll, den Inhalt der Bibel kennenzulernen.

[Studienfragen]

[Übersicht auf Seite 12]

Die Bibel reicht weiter in die Menschheitsgeschichte zurück als irgendein anderes altes Buch.

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

DAS ALTER BEDEUTENDER RELIGIÖSER SCHRIFTEN

Vor unserer Zeitrechnung (v. u. Z.)

Jahre

4026 Erschaffung des Menschen

2370 Sintflut

1473 Pentateuch (Bibel) 3 448 Jahre

500 Hinduistische „Bücher des Wissens“ (Weden) 2 475 Jahre

480 Konfuzianische „Große Lehre“ (Ta-hsio) 2 455 Jahre

443 Hebräische Schriften vollendet (Bibel) 2 418 Jahre

43 Buddhistische Schriften, „Drei Körbe“ 2 018 Jahre

Unserer Zeitrechnung (u. Z.)

Jahre

98 Gesamte Bibel vollendet 1 878 Jahre

650 Koran (heiliges Buch des Islams) 1 326 Jahre

720 Schintoistischer Kodschiki und Nihong 1 256 Jahre

1830 Buch Mormon 146 Jahre

1976

(Nichtbiblische Daten stützen sich auf die „Encyclopædia Britannica“, Ausgabe 1971.)

[Bilder auf Seite 16, 17]

Gott schrieb die Zehn Gebote.

Engel sprachen Gottes Wort.

Visionen in wachem Zustand

Gottes Geist überwachte Auswahl aus früheren Berichten.

Träume im Schlaf