Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Assyrien

Assyrien

(Assỵrien).

Der Name bezeichnete das Land, das im Altertum das n. Ende der mesopotamischen Ebene einnahm oder den äußersten N des heutigen Iraks. Im Wesentlichen lag Assyrien innerhalb des Dreiecks, das durch den Tigris und den Kleinen Sab gebildet wird. Diese beiden Flüsse waren im Allgemeinen die w. und die s. Grenze, während die Berge des alten Armenien die n. und das Zagrosgebirge (auch Sagros) und Medien die ö. Grenze bildeten. Es ist jedoch zu bemerken, dass sich diese Grenzen oft verschoben. Assyrien breitete sich s. des Kleinen Sab aus, wenn Babylon schwach war, musste sich aber zurückziehen, wenn die assyrische Politik erfolglos und die babylonische erfolgreich war. Solche Verschiebungen gab es auch an den anderen Grenzen, besonders am Tigris, denn Assyrien dehnte seinen Einflussbereich schon früh w. dieses Flusses aus. Das Assyrische Reich umfasste natürlich ein weit größeres Gebiet (KARTE, Bd. 1, S. 954).

Zwischen Assyrien und Babylon herrschte im Lauf der Geschichte stets ein enges Verhältnis. Es waren Nachbarländer, die in einer Region ohne echte natürliche Grenzen lagen. Das eigentliche Assyrien war jedoch größtenteils im Hochland in einem zerklüfteten Terrain gelegen, wo ein belebenderes Klima herrschte als in Babylon. Seine Bewohner waren energischer und aggressiver als die Babylonier. Auf Reliefs werden sie als kräftig und dunkelhäutig mit starken Augenbrauen und Bart und markanter Nase dargestellt.

Assur, w. des Tigris, ist vermutlich die ursprüngliche Hauptstadt der Region gewesen. Später jedoch wurde Ninive die bedeutendste Hauptstadt, während sowohl Kalach als auch Chorsabad assyrischen Monarchen zeitweise als Hauptstädte dienten. Eine Handelsstraße zum Mittelmeer und nach Kleinasien verlief entlang dem n. Teil Assyriens, und andere Straßen zweigten nach Armenien und in Richtung Urmiasee ab. Viele der Kriege Assyriens wurden geführt, um die Kontrolle über solche Handelsstraßen zu erlangen oder zu verteidigen.

Militarismus. Assyrien war hauptsächlich eine Militärmacht, und das geschichtliche Bild von seinen Eroberungen zeichnet sich durch große Grausamkeit und Raubgier aus (BILDER, Bd. 1, S. 958). Einer der kriegerischen assyrischen Könige, Assurnasirpal, beschrieb mit folgenden Worten, wie er eine aufständische Stadt bestrafte:

„Einen Pfeiler errichtete ich bei ihrem Stadtthore; den Grossen, soviele ihrer von mir abgefallen waren, zog ich die Haut ab und belegte damit den Pfeiler; die einen hing ich auf mitten am Pfeiler, die andern stellte ich auf dem Pfeiler auf Pfählen auf ... Den ... Rebellen ... schnitt ich die Glieder ab ..., viele Gefangenen verbrannte ich mit Feuer, viele Männer nahm ich lebend gefangen, den einen schnitt ich Hände und Arme (?), anderen Nase (?) und Ohren (und Arme) ab, vielen Männern stach ich die Augen aus; einen Pfeiler errichtete ich von Lebendigen, einen von Köpfen; auf ...... Bäumen in Gebiet ihrer Stadt steckte ich dort ihre Köpfe auf, ihre Knaben und Mädchen verbrannte ich in der Gluth ..., 20 [ihrer Krieger] nahm ich lebend gefangen, spiesste sie auf Pfähle ..., die übrigen vernichtete ich durch Verschmachten in der Wüste des Euphrat“ (Keilinschriftliche Bibliothek, herausgegeben von Eberhard Schrader, Berlin 1889, Bd. I, S. 67, 71, 101).

Auf vielen Reliefs wird dargestellt, wie ihre Gefangenen an Stricken geführt wurden, die mit Haken an den Lippen oder an der Nase befestigt waren, oder wie ihnen mit dem Speer die Augen ausgestochen wurden. Somit folterten die Assyrer in ihren Kriegen ihre Gefangenen häufig auf sadistische Weise und prahlten noch damit, indem sie sorgfältige Aufzeichnungen darüber führten. Dass sie für ihre Grausamkeit bekannt waren, war für sie zweifellos ein militärischer Vorteil, denn Völker, die von einem assyrischen Angriff bedroht waren, wurden von Furcht ergriffen und leisteten deswegen oft keinen großen Widerstand. Assyriens Hauptstadt Ninive wurde vom Propheten Nahum treffend als ein „Lager der Löwen“ und als „Stadt des Blutvergießens“ beschrieben (Nah 2:11, 12; 3:1).

Welche Art Religion übten die Assyrer aus?

Die Assyrer übernahmen ihre Religion großenteils von Babylon, und obwohl sie ihren nationalen Gott Assur als den höchsten Gott ansahen, betrachteten sie Babylon weiterhin als religiöses Hauptzentrum. Der assyrische König diente als Hoher Priester Assurs. Auf einem Siegel, das A. H. Layard in den Ruinen eines assyrischen Palastes fand und das jetzt im Britischen Museum aufbewahrt wird, wird der Gott Assur mit drei Köpfen dargestellt. Der Glaube an Göttertriaden bildete einen wichtigen Bestandteil der assyrischen Anbetung, ebenso wie die Verehrung einer Fünfergottheit. Die Haupttriade bestand aus Anu, dem Herrn des Himmels, Bel, dem Herrn der von Menschen, Landtieren und Vögeln bewohnten Region, und Ea, dem Herrn der irdischen und unterirdischen Wasser. Eine zweite Triade bestand aus Sin, dem Mondgott, Schamasch, dem Sonnengott, und Ramman, dem Sturmgott, doch seine Stelle wurde auch oft von Ischtar, der Sternkönigin, eingenommen. (Vgl. 2Kö 23:5, 11.) Dann folgten die fünf Götter, die fünf Planeten darstellten. Über die Götter, die Triaden bildeten, heißt es in Unger’s Bible Dictionary (1965, S. 102): „Diese Götter werden manchmal einzeln hintereinander mit Redewendungen angerufen, die anscheinend einen jeden abwechselnd in eine Vorrangstellung gegenüber den anderen rückten.“ Zu ihrem Pantheon gehörten jedoch auch unzählige geringere Gottheiten, von denen viele als Beschützer von Ortschaften galten. Zum Beispiel erwähnt die Bibel, dass Sanherib ermordet wurde, als er gerade Nisroch anbetete (Jes 37:37, 38).

Relief aus dem Nordpalast in Ninive. Der König und seine Gemahlin bei einem Gartenfest; an dem Baum vor dem Harfenisten hängt der Kopf eines besiegten Königs.

Die Religion, die in Verbindung mit diesen Göttern ausgeübt wurde, war animistisch, das heißt, die Assyrer glaubten, jeder Gegenstand und jede Naturerscheinung sei durch einen Geist belebt. Ein gewisser Unterschied zu anderen Naturreligionen umliegender Nationen bestand darin, dass für die Assyrer der Krieg die echteste Äußerung der Staatsreligion war (BILD, Bd. 1, S. 956). So sagte zum Beispiel Tiglath-Pileser I. über seine Kämpfe: „Mein Herr, Assur, drängte mich weiter.“ Assurbanipal schreibt in seinen Annalen: „Auf Befehl von ASSUR, SIN und SCHAMASCH, den großen Göttern, meinen Herren, die mich beschützten, fiel ich in das Mannäerland ein und durchzog es siegreich“ (Records of the Past: Assyrian and Egyptian Monuments, Bd. V, London 1875, S. 18; Bd. IX, 1877, S. 43). Sargon rief regelmäßig Ischtars Hilfe an, bevor er in den Krieg zog. Die Heere marschierten hinter den Standarten der Götter, wahrscheinlich an Stangen befestigten hölzernen oder metallenen Symbolen. Große Bedeutung wurde den Omen beigemessen, die durch das Untersuchen der Leber von Opfertieren, durch den Vogelflug und durch die Stellung der Planeten ermittelt wurden. In dem Buch Ancient Cities von W. B. Wright (1886, S. 25) heißt es: „Die Nation widmete sich dem Kriegshandwerk, und die Priester schürten unaufhörlich den Krieg. Sie bezogen ihren Unterhalt größtenteils aus der Kriegsbeute, von der ihnen stets ein bestimmter Teil zuging, ehe andere ihren Anteil erhielten; denn dieses Volk von Plünderern war außerordentlich religiös.“

Kultur, Literatur und Gesetze. Die Assyrer bauten eindrucksvolle Paläste und schmückten die Wände mit Reliefplatten, auf denen sehr wirklichkeitsnahe Szenen aus Krieg und Frieden dargestellt wurden. Geflügelte Stiere mit Menschenkopf, aus einem einzigen, bis zu 36 t schweren Kalksteinblock gehauen, schmückten die Eingänge. Zylindersiegel zeigen feine Gravierungen. (Siehe ARCHÄOLOGIE.) Metallgussarbeiten verraten erhebliche Kenntnisse der Metallurgie. Einige Könige bauten Aquädukte und entwickelten Bewässerungssysteme, legten botanische und zoologische Gärten mit Pflanzen und Tieren aus vielen Ländern an. Viele Paläste hatten offenbar ein gut geplantes Abwassersystem und sehr gute sanitäre Anlagen.

Assyrische Kriegswagen ziehen mit religiösen Standarten in die Schlacht

Wandrelief aus Nimrud, auf dem dargestellt ist, wie assyrische Soldaten Götter einer besiegten Stadt wegtragen

Von besonderem Interesse sind die großen Bibliotheken gewisser assyrischer Monarchen mit Zehntausenden von Keilschrifttafeln, Prismen und Zylindern, auf denen bedeutende geschichtliche Ereignisse, religiöse Einzelheiten sowie rechtliche und wirtschaftliche Angelegenheiten aufgezeichnet wurden. Gewisse Gesetze aus einer bestimmten Periode der assyrischen Geschichte zeigen jedoch wieder die Grausamkeit, durch die sich die Nation so häufig auszeichnete. Als Strafe für bestimmte Verbrechen war Verstümmelung vorgesehen. Eine Sklavin durfte zum Beispiel nicht verhüllt auf die Straße gehen. Missachtete sie diese Vorschrift, so wurden ihr die Ohren abgeschnitten. Wie wenig eine verheiratete Frau rechtlich geschützt war, geht aus folgendem Gesetz hervor: „Abgesehen von den Strafen [für die Gattin eines Mannes], die auf der Tafel [geschrieben sind], kann der Mann seine Gattin [marken], (sie) scheren, [ihre] Oh[ren] zerschlagen und dur[chbohren]. Eine Schuld seinerseits besteht nicht“ (Altorientalische Texte zum Alten Testament, herausgegeben von H. Greßmann, Berlin und Leipzig 1926, S. 421, 422).

Biblische und weltliche Geschichte. Die erste Bezugnahme auf Assyrien im Bibelbericht finden wir in 1. Mose 2:14, wo Moses vom Hiddekel (Tigris) – ursprünglich einer der vier Hauptflüsse des Stromes, der „von Eden ausging“ – sagt, er fließe „östlich von Assyrien“ (1Mo 2:10).

Das Land ist nach Sems Sohn Assur benannt (1Mo 10:22). Somit wurde es kurz nach der Flut offenbar zuerst von Semiten besiedelt. Es wurde jedoch schon bald unterwandert, denn Hams Enkel Nimrod zog nach Assyrien aus und baute „Ninive ... und Rehoboth-Ir und Kalach und Resen zwischen Ninive und Kalach: das ist die große Stadt“ (1Mo 10:11, 12; vgl. Mi 5:6). Ob dies nach dem Turmbau zu Babel und der darauf folgenden Sprachverwirrung geschah, wird nicht gesagt (1Mo 11:1-9), wiewohl in 1. Mose, Kapitel 10 bereits von verschiedenen „Zungen“ die Rede ist (1Mo 10:5, 20, 31). Jedenfalls steht fest, dass sich Ninive, die Hauptstadt Assyriens, unter dem Einfluss Babylons entwickelte, was mit der weltlichen Geschichte übereinstimmt. Später kamen die Stämme, die von Abrahams Sohn Ismael abstammten, auf ihren Wanderzügen bis nach Assyrien (1Mo 25:18).

Die Zeit zwischen 1100 und 900 v. u. Z. (nach der Herrschaft Tiglath-Pilesers I.) war für Assyrien eine Schwächeperiode, was oft als ein günstiger Faktor für die Ausdehnung der Grenzen Israels unter der Herrschaft Davids (1077–1038 v. u. Z.) und die weitere Ausdehnung seines Einflusses unter Salomos Herrschaft (1037–998 v. u. Z.) angesehen worden ist. Der Erfolg dieser Ausdehnung war natürlich in erster Linie auf Gottes Unterstützung zurückzuführen und hing daher nicht von assyrischer Schwäche ab (2Sa, Kap. 8, 10; 1Kö 4:21-24).

Assurnasirpal II. und Salmanassar III. Während der Herrschaft Assurnasirpals II., der, wie bereits erwähnt, für seine ruchlosen Feldzüge und seine Grausamkeit bekannt war, begannen sich die assyrischen Angriffe Israel zu nähern. Inschriften zeigen, wie Assurnasirpal den Euphrat überquerte, Nordsyrien überrannte und von den Städten Phöniziens Tribut erhob. Sein Nachfolger, Salmanassar III., ist der erste König, von dem direkter Kontakt mit dem Nordreich Israel berichtet wird. Assyrische Inschriften beschreiben, wie Salmanassar nach Karkar am Orontes vorrückte, wo er, wie er behauptet, gegen eine Koalition von Königen kämpfte. Der Ausgang der Schlacht war nicht eindeutig. Der Schwarze Obelisk Salmanassars in Nimrud erwähnt, dass Jehu (ca. 904–877 v. u. Z.) Tribut zahlte, und enthält ein Relief, das möglicherweise zeigt, wie ein Abgesandter Jehus dem assyrischen Herrscher den Tribut überbrachte. (Siehe SALMANASSAR Nr. 1.)

Adad-Nerari III. und seine Nachfolger. Nach Schamschi-Adad V., dem Nachfolger Salmanassars III., kam Adad-Nerari III. auf den assyrischen Thron. Inschriften berichten von seinem Angriff auf Damaskus und davon, dass er von Joas von Samaria Tribut erhielt. Vielleicht um die Mitte des 9. Jahrhunderts v. u. Z. (ca. 844 v. u. Z.) wurde der Prophet Jona in die assyrische Hauptstadt Ninive gesandt, und aufgrund seiner Warnung vor der bevorstehenden Vernichtung bekundete die ganze Stadt einschließlich ihres Königs Reue (Jon 3:2-6). Es mag sein, dass der assyrische König jener Zeit Adad-Nerari III. war, aber das ist nicht sicher.

Die Geschichte berichtet von drei Königen, die auf Adad-Nerari III. folgten: Salmanassar IV., Assurdan III. und Assurnirari V., alles Söhne Adad-Neraris III. Dies war eine Zeit des Niedergangs, was die Angriffsfreudigkeit der Assyrer betrifft.

Tiglath-Pileser III. Der erste in der Bibel namentlich erwähnte Assyrerkönig ist Tiglath-Pileser III. (2Kö 15:29; 16:7, 10), in 2. Könige 15:19 auch „Pul“ genannt. In 1. Chronika 5:26 kommen beide Namen vor, und deshalb dachten einige in der Vergangenheit, es handle sich um zwei verschiedene Könige. In babylonischen und assyrischen Königslisten beziehen sich jedoch beide Namen auf dieselbe Person. Einige vermuten, dieser König sei ursprünglich als Pul bekannt gewesen und habe nach seiner Thronbesteigung den Namen Tiglath-Pileser angenommen. (Siehe PUL Nr. 1.)

Während der Herrschaft Menahems von Israel (ca. 790–781 v. u. Z.) drang Tiglath-Pileser III. in den Herrschaftsbereich des Nordreiches ein. Menahem zahlte ihm tausend Talente Silber (6 606 000 $) und erreichte so den Rückzug des Assyrers (2Kö 15:19, 20). Später schloss sich jedoch König Pekach von Israel (ca. 778–759 v. u. Z.) dem Syrerkönig Rezin gegen König Ahas von Juda (761–746 v. u. Z.) an. Obwohl Jesaja die sichere Zerschlagung der syrisch-israelitischen Bedrohung durch den König von Assyrien voraussagte (Jes 7:1-9, 16, 17; 8:3, 4), war König Ahas so unweise und sandte Tiglath-Pileser ein Bestechungsgeschenk mit der Bitte, die beiden verbündeten Könige anzugreifen und so die Gefahr von Juda abzuwenden. Der assyrische Herrscher nahm daraufhin eine Anzahl Städte im N des Königreiches Israel ein sowie die Gebiete Gilead, Galiläa und Naphtali. Zu einem früheren Zeitpunkt während seiner Herrschaft hatte Tiglath-Pileser die Politik eingeführt, die Bevölkerung eroberter Gebiete umzusiedeln, um so die Möglichkeit späterer Aufstände zu verringern, und so deportierte er nun einige der Israeliten (1Ch 5:6, 26). Außerdem war Juda jetzt von Assyrien abhängig, und König Ahas von Juda reiste nach Damaskus, das ebenfalls an die Assyrer gefallen war, und huldigte dort offenbar Tiglath-Pileser (2Kö 15:29; 16:5-10, 18; 2Ch 28:16, 20, 21; vgl. Jes 7:17-20).

Salmanassar V. Salmanassar V. folgte Tiglath-Pileser III. auf den Thron. Hoschea (ca. 758 bis 740 v. u. Z.), der in Israel den Thron an sich riss, beugte sich zunächst der Tributforderung Assyriens. Später ging er eine Verschwörung mit Ägypten ein, um Israel vom assyrischen Joch zu befreien. Darauf belagerte Salmanassar Samaria drei Jahre lang. Schließlich fiel die Stadt (740 v. u. Z.), und Israel wurde ins Exil geführt (2Kö 17:1-6; 18:9-11; Hos 7:11; 8:7-10). In den meisten Nachschlagewerken heißt es, Salmanassar sei vor der vollständigen Eroberung Samarias gestorben und Sargon II. sei König gewesen, als die Stadt schließlich gefallen sei. (Siehe jedoch SALMANASSAR Nr. 2; SARGON.)

Sargon II. Sargon berichtet in seinen Annalen, er habe 27 290 Israeliten in verschiedene Gegenden am oberen Euphrat und in Medien deportiert. Wir haben auch eine Beschreibung seines Feldzugs gegen Philistäa, in dessen Verlauf er Gath, Aschdod und Asdudimmu eroberte. Zur Zeit dieses Feldzugs wurde der Prophet Jesaja angewiesen, warnend darauf hinzuweisen, dass es völlig nutzlos sei, von Ägypten oder Äthiopien Schutz vor dem assyrischen Angreifer zu erwarten (Jes 20:1-6). Vielleicht wurden erst während Sargons Herrschaft Bewohner von Babylon und Syrien nach Samaria gebracht, um es wieder zu bevölkern, denn der Assyrerkönig sandte später einen israelitischen Priester aus dem Exil zurück, damit dieser sie in der „Religion des Gottes des Landes“ unterweise (2Kö 17:24-28; siehe SAMARIA Nr. 2; SAMARITER).

Sanherib. Sanherib, der Sohn Sargons II., griff das Königreich Juda im 14. Jahr Hiskias an (732 v. u. Z.) (2Kö 18:13; Jes 36:1). Hiskia hatte sich gegen das assyrische Joch aufgelehnt, das dem Land zufolge der Handlungsweise seines Vaters Ahas auferlegt worden war (2Kö 18:7). Darauf reagierte Sanherib, indem er durch Juda zog, dabei angeblich 46 Städte eroberte (vgl. Jes 36:1, 2) und dann, von seinem Lager in Lachisch aus, von Hiskia einen Tribut von 30 Talenten Gold (ca. 11 560 000 $) und 300 Talenten Silber (ca. 1 982 000 $) forderte (2Kö 18:14-16; 2Ch 32:1; vgl. Jes 8:5-8). Obwohl diese Summe bezahlt wurde, schickte Sanherib seine Wortführer, um die bedingungslose Kapitulation Jerusalems zu fordern (2Kö 18:17 bis 19:34; 2Ch 32:2-20). Als Jehova darauf in einer Nacht den Tod von 185 000 assyrischen Soldaten bewirkte, sah sich der prahlende Assyrer gezwungen, nach Ninive zurückzukehren (2Kö 19:35, 36). Dort wurde er später von zweien seiner Söhne ermordet, und ein anderer Sohn, Asarhaddon (Esar-Haddon), folgte ihm auf den Thron (2Kö 19:37; 2Ch 32:21, 22; Jes 37:36-38). Diese Ereignisse, mit Ausnahme der Vernichtung der assyrischen Truppen, sind auch auf dem Prisma des Sanherib und auf einem Prisma des Asarhaddon verzeichnet (BILDER, Bd. 1, S. 957).

Asarhaddon. Während der Herrschaft Manasses (716–662 v. u. Z.) ließ Jehova zu, dass assyrische Heeroberste diesen König von Juda gefangen nach Babylon führten (das damals unter assyrischer Herrschaft stand) (2Ch 33:11). Einige vermuten, dass sich dies während Asarhaddons siegreichem Feldzug gegen Ägypten ereignete. Jedenfalls berichten Inschriften, dass Me-na-si-i (Manasse) von Juda Asarhaddon Tribut zahlte. Manasse wurde später nach Jerusalem zurückgebracht (2Ch 33:10-13). Aus Esra 4:2 scheint hervorzugehen, dass in den Tagen Asarhaddons immer noch Bewohner des Nordreiches Israel umgesiedelt wurden, was die Zeitspanne von „fünfundsechzig Jahren“ in der Prophezeiung von Jesaja 7:8 erklären mag. (Siehe AHAS Nr. 1; ESAR-HADDON.)

Assurbanipal. Asarhaddon bestimmte vor seinem Tod Assurbanipal zum Kronprinzen von Assyrien und einen anderen Sohn, Schamasch-Schum-Ukin, zum Kronprinzen von Babylon. Schamasch-Schum-Ukin lehnte sich später gegen seinen Bruder auf, doch Assurbanipal schlug den Aufstand nieder und plünderte Babylon.

Unter Assurbanipal erreichte das Land seine größte Ausdehnung. Er schlug einen Aufstand in Ägypten nieder und plünderte Theben (No-Amon). Die Grenzen des Assyrischen Reiches umfassten nun Elam, einen Teil Mediens bis zum Ararat, erstreckten sich nach W bis Zilizien in Kleinasien, durch Syrien und Israel (aber nicht Jerusalem) bis nach Ägypten, Arabien und Babylonien hinab. Assurbanipal ist offensichtlich der in Esra 4:10 erwähnte „große und ehrenwerte Asenappar“. (Siehe ASENAPPAR.)

Der Sturz des Weltreiches. Die Chronik Nr. 21901 im Britischen Museum berichtet von dem Fall der assyrischen Hauptstadt Ninive nach einer Belagerung durch die vereinigten Streitkräfte Nabupolassars, des Königs von Babylon, und des Meders Kyaxares im 14. Jahr Nabupolassars (632 v. u. Z.). Sie „[verwandelten] die Stadt in einen Trümmer- und Sch[utthügel ...]“ (Altorientalische Texte, S. 364). So kam das assyrische Schreckensreich zu einem unrühmlichen Ende (Jes 10:12, 24-26; 23:13; 30:30-33; 31:8, 9; Nah 3:1-19; Ze 2:13).

Aus der oben erwähnten Chronik (Nr. 21901) geht hervor, dass im 14. Jahr Nabupolassars (632 v. u. Z.) Assur-Uballit II. versuchte, die assyrische Herrschaft von Haran, seiner Hauptstadt, aus fortzusetzen. Gemäß dieser Chronik trug sich im 17. Jahr Nabupolassars (629 v. u. Z.) Folgendes zu: „Im Monat Duʼuz [holte sich (?)] Aššuruballit ein großes ägyptisches Heer [.........] überschritt den Fluss und zog wider Harrân, um es zu erobern“ (Altorientalische Texte, S. 365). Offensichtlich unternahm Assur-Uballit den Versuch, Haran zurückzuerobern, nachdem er daraus vertrieben worden war. Diese Schilderung ist in Übereinstimmung mit dem Bericht aus 2. Könige 23:29 über den Feldzug Pharao Nechos, bei dem König Josia von Juda den Tod fand (ca. 629 v. u. Z.). In diesem Text heißt es, dass „Pharao Necho, der König von Ägypten, zu dem König von Assyrien an den Strom Euphrat herauf[kam]“ – allem Anschein nach, um ihm zu helfen. Der „König von Assyrien“, zu dem Necho heraufzog, könnte sehr wohl Assur-Uballit II. gewesen sein. Ihr Feldzug gegen Haran schlug fehl. Das Assyrische Reich hatte geendet.

Der Titel „König von Assyrien“ wurde auf den Perserkönig (Darius Hystaspis) angewandt, der zur Zeit des Wiederaufbaus des Tempels von Jerusalem (515 v. u. Z. vollendet) über Assyrien herrschte (Esr 6:22).

Assyrien in der Prophetie. Assyrien spielte in der Prophezeiung Bileams (um 1473 v. u. Z.) eine Rolle (4Mo 24:24). Zahlreiche Bezugnahmen auf Assyrien sind in den Prophezeiungen Jesajas, Jeremias, Hesekiels, Michas, Nahums, Zephanjas und Sacharjas zu finden. In der gesamten Prophezeiung Hoseas wird vor der Verwüstung des Nordreiches Israel durch Assyrien gewarnt. Häufig werden die abtrünnigen Königreiche Israel und Juda dafür verurteilt, dass sie sich auf heidnische Nationen verließen und oft „wie eine einfältige Taube ohne Herz“ zwischen Ägypten und Assyrien hin und her schwankten (Jer 2:18, 36; Klg 5:6; Hes 16:26, 28; 23:5-12; Hos 7:11). Die verheerenden Folgen dieser Handlungsweise wurden lebhaft beschrieben (Hes 23:22-27). Die Demütigung der Assyrer und die Zurückbringung der Israeliten aus dem Exil in ihr Heimatland waren ebenfalls prophezeit worden (Jes 11:11-16; 14:25; Jer 50:17, 18; Hes 32:22; Sach 10:10, 11). Und es war sogar vorausgesagt worden, dass es eine Zeit geben würde, in der zwischen Assyrien und Ägypten friedliche Beziehungen herrschen würden, und sie würden zusammen mit Israel in Gottes Gunst stehen und „ein Segen inmitten der Erde“ sein (Jes 19:23-25).