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Astrologen

Astrologen

Das Wort gaserín kommt nur im aramäisch geschriebenen Teil des Buches Daniel vor (Da 2:4b bis 7:28). Die Grundbedeutung ist „heraushauen“, und das Wort bezog sich vermutlich auf diejenigen, die den Himmel in Felder einteilten (Da 2:34). In einigen deutschen Übersetzungen (EB, 1963; Lu; vEß; Zu) wird das ursprüngliche aramäische Wort gaserín mit „Wahrsager“ wiedergegeben (Da 2:27; 4:7 [V. 4, Lu; vEß; Zu]; 5:7, 11). Dieser Sternenkult wurde von Personen ausgeübt, die „Wahrsager, Planeten- und Nativitätssteller“ waren (W. Gesenius, Hebräisches und chaldäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, 4. Auflage, 1. Teil, Leipzig 1834, Sp. 367). Die Astrologie ist im Wesentlichen polytheistisch. Sie hat ihren Ursprung im unteren Mesopotamien und entstand wahrscheinlich kurz nach der Sintflut, als die Menschen sich von der reinen Anbetung Jehovas abwandten. Der Name „Chaldäer“ wurde mit der Zeit so gut wie gleichbedeutend mit „Astrologe“.

Nach der Lehre dieser Pseudowissenschaft, der Astrologie, herrschte über jeden Teil des Himmels ein anderer Gott. Alle Bewegungen der Gestirne und die Erscheinungen am Himmel – wie Sonnenauf- und -untergang, Tagundnachtgleiche, Sonnenwende, Mondphasen, Sonnen- und Mondfinsternisse und Meteore – schrieb man dem Wirken dieser Götter zu. Über all diese Bewegungen am Himmel wurden daher genaue Aufzeichnungen gemacht und von ihrem Eintreten kunstvolle Karten und Tabellen angefertigt, mit deren Hilfe man dann die Geschicke der Menschen und das Weltgeschehen vorhersagte. Man glaubte, diese Himmelsgötter würden sowohl das öffentliche als auch das private Leben der Menschen beeinflussen. Deshalb wurde keine politische oder militärische Entscheidung getroffen, ohne vorher durch die Astrologen die Omen lesen und deuten zu lassen und ihren Rat erhalten zu haben. Das trug dazu bei, dass die Priester schließlich große Macht und großen Einfluss auf das Leben der Menschen ausübten. Sie behaupteten, übernatürliche Macht, Einsicht und große Weisheit zu besitzen. Es gab bei den Babyloniern keinen großen Tempel, der nicht eine eigene Sternwarte hatte.

Als der Prophet Jesaja im 8. Jahrhundert v. u. Z. den Untergang Babylons vorhersagte, forderte er die Sterndeuter oder astrologischen Ratgeber dieser Stadt auf, sie zu retten, indem er sagte: „Du [Babylon] bist müde geworden durch die Menge deiner Ratgeber. Lass sie nun aufstehen und dich retten, die Anbeter der Himmel, die Sternebeschauer, diejenigen, die an den Neumonden Kenntnis vermitteln von den Dingen, die über dich kommen werden“ (Jes 47:13).

Daniel und seine drei Gefährten waren einst Gefangene in diesem Land der Astrologen. Als der babylonische König diese Hebräer prüfte, „was jede Sache von Weisheit und Verständnis betrifft“, fand er sie „zehnmal besser als alle Magie treibenden Priester und die Beschwörer, die in seinem ganzen königlichen Reich waren“ (Da 1:20). Daniel wurde danach „Oberster der Magie treibenden Priester“ genannt (Da 4:9). Es gilt jedoch zu beachten, dass er die Anbetung Jehovas nie aufgab, um ein Sterngucker und „Himmelseinteiler“ zu werden. Als zum Beispiel die Astrologen und die übrigen „Weisen“ dem König Nebukadnezar seinen Traum nicht bekannt geben konnten, wurde er so zornig, dass er ausrief: „Ihr [werdet] in Stücke gehauen werden, und eure eigenen Häuser werden in öffentliche Aborte umgewandelt werden“ (Da 2:5). Dieser umfassende Befehl betraf auch Daniel und seine Gefährten, doch noch bevor er vollstreckt wurde, brachte man Daniel vor den König. Daniel sagte zu ihm: „Es existiert ein Gott in den Himmeln, der ein Offenbarer von Geheimnissen ist“ und fügte noch hinzu: „Was mich betrifft, es wird mir dieses Geheimnis nicht durch irgendwelche Weisheit, die in mir mehr als in irgendwelchen anderen Lebenden vorhanden ist, geoffenbart“ (Da 2:28, 30).

Wer waren die Magier, die den kleinen Jesus besuchten?

Astrologen (gr. mágoi; „Magier“, EB, 1963; Pa; ZB, Fn.) brachten dem kleinen Jesus Geschenke (Mat 2:1-16). Über diese mágoi wird in dem Werk The Imperial Bible-Dictionary (Bd. II, S. 139) gesagt: „Nach Herodot waren die Magier ein medischer Stamm [I, 101], der sich besonders der Traumdeutung widmete und mit der Ausübung der heiligen Riten betraut war ... Sie waren, kurz gesagt, die Gelehrten und Priester, die, wie man glaubte, die ungewöhnliche Macht besaßen, aus Büchern und aus der Beobachtung der Sterne die Zukunft vorherzusagen. ... Spätere Forschungen haben ergeben, dass nicht Medien und Persien, sondern eher Babylon das Zentrum der voll entfalteten Magie war. ‚Ursprünglich hießen ihre [die medischen] Priester nicht Magier ... Von den Chaldäern nahmen sie aber später den Namen Magier für ihren Priesterstamm an, und so ist es zu erklären, wenn Herodot die Magier einen Stamm der Meder nennt‘ ... (J. G. Müller in Herzogs Realencyklopädie [1857])“ (herausgegeben von P. Fairbairn, London 1874).

Es ist daher nicht von ungefähr, dass Justinus der Märtyrer, Origenes und Tertullian unter den in Matthäus 2:1 erwähnten mágoi Astrologen verstanden. Tertullian schrieb: „Der Zusammenhang, worin Magie und Astrologie stehen, ist bekannt. Die ersten, welche ... ihn [Jesus] beschenkten, waren Sterndeuter“ (Bibliothek der Kirchenväter, Bd. 1, 1912, Über den Götzendienst, Abschnitt 9, S. 149). Der Ausdruck „Magier“ wurde „im Osten eine allgemeine Bezeichnung für Astrologen“ (The New Funk & Wagnalls Encyclopedia, 1952, Bd. 22, S. 8076).

Die Umstandsbeweise sprechen also sehr dafür, dass die mágoi, die den kleinen Jesus besuchten, Astrologen waren. Ludwig Albrecht übersetzt in seinem Neuen Testament das fragliche Wort daher mit „Sterndeuter“ und sagt in einer Fußnote u. a. dazu Folgendes: „So hießen bei den Babyloniern die Priester und Gelehrten, die sich besonders mit Sternkunde und Sterndeuterei beschäftigten.“ Die Neue-Welt-Übersetzung gibt dieses Wort in Matthäus 2:1 somit passenderweise mit „Astrologen“ wieder.

Wie viele Astrologen „aus östlichen Gegenden“ kamen, um dem kleinen Jesus „Gold und duftendes Harz und Myrrhe“ zu bringen, wird nicht gesagt; es gibt keine wirkliche Grundlage für die traditionelle Ansicht, dass es drei gewesen seien (Mat 2:1, 11). Als Astrologen waren sie Diener falscher Götter, und sie ließen sich, ob wissentlich oder unwissentlich, von etwas leiten, was sie für einen sich bewegenden „Stern“ hielten. Sie machten Herodes darauf aufmerksam, dass der „König der Juden“ geboren sei, und Herodes suchte dann, Jesus zu töten. Der Anschlag scheiterte jedoch. Jehova griff ein und bewies, dass er mächtiger war als die Dämonengötter der Astrologen. Statt daher zu Herodes zurückzukehren, zogen die Astrologen, nachdem sie „im Traum eine göttliche Warnung“ erhalten hatten, auf einem anderen Weg nach Hause (Mat 2:2, 12).

Leberschau und Astrologie. Der Brauch, ‘die Leber zu beschauen’, war anscheinend ein besonderes Mittel der Astrologie (Hes 21:21). In einer Tempelschule in Babylon wurde ein Lebermodell aus Ton gefunden, das aus der Zeit Hammurabis stammt. Die eine Seite war in Felder eingeteilt, die „Tag“ und „Nacht“ darstellten. Der Rand war in 16 Teile eingeteilt, und jeder Teil war nach einer Himmelsgottheit benannt. Wie man bei dieser Art der Wahrsagung den Himmel willkürlich unterteilte, so unterteilte man auch die Leber der Opfertiere. Wenn diese Tiere geopfert wurden, betrachtete man die Leber – die man für ein kleines Abbild des Himmels hielt –, um von den Göttern irgendwelche Vorzeichen zu erhalten. (Siehe WAHRSAGEREI.)

Molech und Astrologie in Israel. Es gibt Beweise, die zeigen, dass die Astrologie eng mit der Anbetung des Molech verbunden war, eines Gottes, den man zuweilen mit einem Stierkopf darstellte. Die Babylonier, Kanaaniter, Ägypter und andere verehrten den Stier als ein Symbol ihrer Gottheiten Marduk, Molech, Baal usw. Der Stier (Taurus) war eines der wichtigsten Tierkreiszeichen. Der Sonnengott wurde häufig durch Stiere dargestellt; die Hörner symbolisierten die Strahlen, und die starke Fortpflanzungskraft des Stieres bezeichnete die Kraft der Sonne als „Lebengeber“. Der weiblichen Entsprechung, der Kuh, zollte man – als ein Symbol von Ischtar oder Astarte, wie sie verschiedentlich genannt wurde – die gleiche Ehre. Als Aaron und Jerobeam in Israel die Anbetung des Stieres (Kälberanbetung) einführten, war dies somit in der Tat eine große Sünde in Jehovas Augen (2Mo 32:4, 8; 5Mo 9:16; 1Kö 12:28-30; 2Kö 10:29).

Die abtrünnigen Israeliten des Zehnstämmereiches wurden verurteilt, weil sie sich diesem astrologischen Kult anschlossen, denn „sie verließen ständig alle Gebote Jehovas, ihres Gottes, und gingen daran, sich gegossene Standbilder zu machen, zwei Kälber, und einen heiligen Pfahl zu machen, und sie begannen, sich vor dem ganzen Heer der Himmel niederzubeugen und Baal zu dienen; und sie fuhren fort, ihre Söhne und ihre Töchter durch das Feuer gehen zu lassen und Wahrsagerei zu treiben und nach Omen auszuschauen“ (2Kö 17:16, 17).

Im Zweistämmereich im S übernahmen sowohl der böse König Ahas als auch sein Enkel Manasse die Führung bei der Anbetung der Sterngötter und dem abscheulichen Brauch, ihre Kinder lebendig als Feueropfer darzubringen (2Kö 16:3, 4; 21:3, 6; 2Ch 28:3, 4; 33:3, 6). Doch der gute König Josia „setzte die Priester fremdländischer Götter ab, ... die dem Baal räucherten, der Sonne und dem Mond und den Sternbildern des Tierkreises und dem ganzen Heer der Himmel“, und er riss die Höhen nieder und machte das Tophet zur Anbetung untauglich, „damit niemand seinen Sohn oder seine Tochter dem Molech durchs Feuer gehen lasse“ (2Kö 23:5, 10, 24). Jehova verurteilte die Israeliten durch seine Propheten Zephanja und Jeremia wegen ihrer astrologischen Bräuche, bei deren Ausübung sie „sich auf den Dächern vor dem Heer der Himmel niederbeugen“ und „bei Malkam [Molech] Eidschwüre leisten“ (Ze 1:5; Jer 8:1, 2; 19:13).

Der Bericht des Stephanus über die Rebellion der Israeliten in der Wildnis enthält weiteren Aufschluss bezüglich der Verbindung zwischen der Anbetung des Molech, der Kälberanbetung und der Astrologie. Als sie zu Aaron riefen: „Mache uns Götter, damit sie vor uns hergehen“, „gab [Jehova] sie dahin, dem Heer des Himmels heiligen Dienst darzubringen, so wie es im Buch der Propheten geschrieben steht: ‚Ihr habt doch nicht etwa mir ... Opfertiere und Schlachtopfer dargebracht ...? Sondern das Zelt des Moloch und den Stern des Gottes Rephan habt ihr aufgenommen‘“ (Apg 7:40-43).

Die Astrologie von Gott verurteilt. Eine große Wahrheit kommt in den einfachen Worten zum Ausdruck: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde.“ Das schließt auch die Planeten unseres Sonnensystems und die Fixsterne in ihren Sternbildern ein (1Mo 1:1, 16; Hi 9:7-10; Am 5:8). Es war nicht im Sinn Jehovas, dass der Mensch diese Wunderwerke der Schöpfung zu Göttern machte. Er verbot daher seinem Volk ausdrücklich, etwas zur Anbetung nachzubilden, „was oben in den Himmeln“ ist (2Mo 20:3, 4). Jede Art von Astrologie war verboten (5Mo 18:10-12).