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Befehlshaberstab

Befehlshaberstab

Ein langer Stecken, der das Recht eines Befehlshabers, Befehle zu erteilen, symbolisiert. Der Ausdruck „Befehlshaberstab“ erscheint in der Neuen-Welt-Übersetzung viermal als Wiedergabe des Partizips mechoqéq, das sich von der hebräischen Wurzel chaqáq herleitet, die „einzeichnen“ oder „einritzen“ und folglich „festsetzen“ bedeutet (Jes 30:8; Hes 4:1; Spr 8:27; Jes 10:1). In alter Zeit wurden Gesetze, die man festsetzte, in Stein- oder Metalltafeln eingezeichnet oder eingeritzt. Das gleiche hebräische Wort kann sich auf einen Befehlshaber beziehen, der Verordnungen erlässt, auf einen „Satzungsgeber“ (5Mo 33:21). Unter den Gesetzgebern ist Jehova, der höchste „Satzungsgeber“, unvergleichlich (Jes 33:22).

Der lange Stab eines Befehlshabers ruhte, wenn dieser saß, oft zwischen seinen Knien auf der Erde und war gegen die Falte seines Gewandes gelehnt. Diese Tatsache verleiht dem Segen, den Jakob auf dem Sterbebett über Juda aussprach, einen besonderen Sinn: „Das Zepter wird nicht von Juda weichen noch der Befehlshaberstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt“ (1Mo 49:10). An dieser Stelle ist das hebräische Wort mechoqéq in einigen Übersetzungen mit „Gesetzgeber“ wiedergegeben worden (EB, 1963, Fn.; KJ; Yg), aber seine andere Bedeutung, „Befehlshaberstab“ (NW) oder „Führerstab“ (Pa, ZB), ist in diesem Fall passender und wird durch neuzeitliche Lexikografen gestützt (L. Koehler und W. Baumgartner, Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament, 3. Auflage, Leiden 1967, S. 334; J. Fürst, Hebräisches und chaldäisches Schul-Wörterbuch über das Alte Testament, Leipzig 1920, S. 192). Dass in 1. Mose 49:10 offensichtlich ein Gegenstand und keine Person gemeint ist, geht aus verschiedenen Übersetzungen hervor, die als Wiedergaben z. B. „Herrscherstab“ (EB, EÜ), „Stab des Herrschers“ (Lu) und „Stab“ (Ar, Fn.) verwenden. Ein bestimmter Stab, ein „Befehlshaberstab“, bildet auch eine gute Parallele zu „Zepter“ und passt zu der im selben Vers erscheinenden Wendung „zwischen seinen Füßen hinweg“. In ähnlicher Weise heißt es in 4. Mose 21:17, 18, dass ein Brunnen ausgegraben wurde „mit einem Befehlshaberstab, mit ihren eigenen Stäben“, obgleich eine mögliche Lesart an dieser Stelle wäre: „mit einem Befehlshaber, mit ihren Herrschern“. Eine alternative Lesart für „noch der Befehlshaberstab“ in 1. Mose 49:10 ist „noch ein Befehlshaber“.

Da ein Zepter ebenfalls ein Stab oder Stecken ist, könnte man denken, es bestehe kein Unterschied zwischen dem „Zepter“ und dem „Befehlshaberstab“ aus 1. Mose 49:10. Offenbar wollte aber Jakob doch auf einen Unterschied hinweisen. Gleichgerichtete Ausdrücke kommen in poetischen Äußerungen häufig vor. Doch trotz einer gewissen Ähnlichkeit stellt man bei einer näheren Prüfung fest, dass der eine Ausdruck, verglichen mit dem anderen, einen feinen Sinnunterschied vermittelt und dadurch das Gesagte oft besser verstanden wird. Jakob wandte offenbar dieses Mittel an, als er seine Söhne segnete. Von Dan sagte er zum Beispiel: „Dan erweise sich als eine Schlange am Wegesrand, eine Hornschlange am Pfad“ (1Mo 49:17). Er verwendete diese gleichgerichteten Ausdrücke in einem guten Sinn, um zu zeigen, dass Dan eine Gefahr für die Feinde Israels sein würde.

Von Gott selbst heißt es, dass er die Worte sprach: „Juda ist mein Befehlshaberstab“ (Ps 60:7; 108:8). Während der Befehlshaberstab andeutet, dass sein Besitzer ein Führer mit Befehlsgewalt ist, bedeutet das Zepter in der Hand eines Königs, dass ihm die höchste Regierungsgewalt oder das Hoheitsrecht zusteht (Ps 45:6). Die Verwendung der Ausdrücke „Zepter“ und „Befehlshaberstab“ in 1. Mose 49:10 dürfte deshalb darauf hinweisen, dass der Stamm Juda beträchtliche Gewalt und Macht empfangen würde. Es sollte sich dabei aber offensichtlich um mehr als nur um die Gewalt und die Herrschaft innerhalb des Stammes handeln, denn Schilo, dem „der Gehorsam der Völker gehören“ würde, sollte aus dem Stamm Juda kommen. Das deutete auf königliche Gewalt und Macht über die Völker hin. Als David, ein Nachkomme Judas, König über Israel wurde, gelangten das Zepter und der Befehlshaberstab in den Besitz des Stammes Juda, von dem sie bis zum Kommen Schilos, des Messias, nicht weichen sollten (2Sa 7:8-16). Gott hat den verheißenen Schilo, Jesus Christus, einen Nachkommen Judas und Davids, tatsächlich „als Führer und Gebieter für die Völkerschaften“ gegeben (Jes 55:4). Dieser vorhergesagte messianische Herrscher sollte über die Nationen und Völker Herrschaft und Macht ausüben (Ps 2:8, 9; Da 7:13, 14). Daher ist ihm nicht nur das „Zepter“ oder königliche Souveränität, sondern auch der „Befehlshaberstab“, die Befehlsgewalt, übertragen worden. (Siehe SCHILO.)