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Falke

Falke

[hebr. nez].

Gemäß heutigen Lexikografen bezieht sich dieser hebräische Begriff auf Falken; nach einigen umfasst er auch Habichte, die zwar viele Ähnlichkeiten mit den Falken aufweisen, aber von Ornithologen zu einer anderen „Familie“ gerechnet werden. Als ein Greifvogel, der sich von Schlangen, Eidechsen, Kleinsäugern und Vögeln ernährt, zählte „der Falke nach seiner Art“ („alle Habichtarten“, JB) zu den Vögeln, die nach dem mosaischen Gesetz als „unrein“ galten (3Mo 11:16; 5Mo 14:15).

Manche Falken wetteifern mit dem Mauersegler um den Platz des schnellsten Fliegers der Vogelwelt; so soll ein Falke gemäß Beobachtern während eines Sturzfluges eine Geschwindigkeit von 290 km⁄h erreicht haben. Einer der in Palästina vorkommenden Falken ist der Wanderfalke (Falco peregrinus), ein ziemlich bekannter Zug- oder Wandervogel. Auch dem etwas größeren Lannerfalken (Falco biarmicus) begegnet man, der einst häufig in engen Schluchten vom Berg Hermon bis hinab in das Gebiet des Toten Meeres vorkam. Den Würgfalken (Falco cherrug) sieht man gelegentlich im westlichen Negeb.

Der kleinere gewöhnliche Turmfalke (Falco tinnunculus), der etwa 36 cm lang ist, gehört zur gleichen Gattung. Er ist in Palästinas ländlichen Siedlungen und in Gärten das ganze Jahr hindurch sehr häufig zu sehen; er nistet sogar auf größeren Gebäuden in den Städten.

In Hiob 39:26 heißt es vom Falken, dass er sich „emporschwingt“ und „seine Flügel zum Südwind hin ausbreitet“. Einige nehmen an, dass sich dieser Text auf einen Zugvogel, der nach Süden fliegt („die Schwingen zum Flug nach dem Süden spannt“, He), bezieht, was auf den Rötelfalken (Falco naumanni) und bis zu einem gewissen Grad auch auf den Wanderfalken zutrifft. Andere glauben jedoch, dass der Text beschreibt, wie sich der Vogel gegen den Wind wendet und unter Ausnutzung der Kraft seiner Flügel gegen den Wind fliegt und auf diese Weise immer höher steigt. Es heißt, dass sich Falken in große Höhen aufschwingen und dabei stets bemüht sind, höher zu steigen als jeder andere Vogel, den sie gerade verfolgen, um sich dann mit rasender Geschwindigkeit auf die unter ihnen fliegende Beute zu stürzen; „hierbei nutzen sie nicht selten den Wind aus, und wenn sie gegen den Wind fliegen, werden sie wie ein Drachen vom Wind getragen“ (Funk and Wagnalls New Standard Encyclopedia, 1931, Bd. XI, S. 329, 330). Dementsprechend wird der Turmfalke oft auch als „Rüttelfalke“ bezeichnet, „weil er während der Jagd in der Luft rüttelt (d. h. auf der Stelle bleibt). Er fliegt gegen den Wind und schlägt mit den Flügeln, während er den Boden nach Beute absucht“ (The World Book Encyclopedia, 1987, Bd. 11, S. 237).

Der Falke nahm in der Religion Ägyptens einen herausragenden Platz ein. Er wurde zum Symbol des Horos (Horus), des falkenköpfigen Gottes Ägyptens, der zusammen mit Isis und Osiris die Haupttriade oder „heilige Familie“ unter den Göttern und Göttinnen Ägyptens bildete. Wenn man den Titel „Pharao“ schrieb, gebrauchte man immer das Symbol des Falken, und in einigen Fällen galt der Pharao sogar als die Inkarnation des Horos. Unter den Hunderten von mumifizierten Vögeln, die man in Ägypten gefunden hat, kommt der Falke, insbesondere der Turmfalke, mit am häufigsten vor. Gemäß Herodot wurde in Ägypten jeder, der einen Falken tötete, selbst wenn es unabsichtlich geschah, zu Tode gebracht.