Genesis (1. Mose)
Das erste Buch des Pentateuchs (gr. „fünf Schriftrollen“ oder „Fünfband“). „Genesis“ („Ursprung [Entstehung]“, „Geburt“), die Bezeichnung für das erste dieser Bücher, stammt aus der Septuaginta, während sein hebräischer Titel Bereʼschíth („Im Anfang“) dem ersten Wort seines einleitenden Satzes entspricht.
Wann und wo geschrieben. Die Genesis oder das erste Buch Mose gehörte offensichtlich zu den ursprünglichen Schriften (der Thora) und wurde wahrscheinlich im Jahr 1513 v. u. Z. von Moses in der Wildnis Sinai vollendet. Nach den ersten beiden Versen (1:1, 2), die von der Erschaffung des Himmels und der Erde berichten, behandelt das Buch einen Zeitraum von Tausenden von Jahren, die für die Vorbereitung der Erde als Wohnstätte des Menschen nötig waren (siehe SCHÖPFUNG; TAG). Danach schildert es die Zeit von der Erschaffung des Menschen an bis zum Tod Josephs im Jahr 1657 v. u. Z. (Siehe CHRONOLOGIE [Von der Erschaffung des Menschen bis zur Gegenwart].)
2. Mose 17:14: „Schreibe dies zum Gedenken in das Buch“, beweisen sehr deutlich, dass das Schreiben in den Tagen von Moses allgemein üblich war. Adam muss die Fähigkeit gehabt haben, eine Schrift zu erfinden, da Gott ihm als vollkommenem Menschen eine Sprache verliehen hatte sowie die Fähigkeit, sie vollkommen zu gebrauchen. Die Bibel gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass er es gemacht hat (1Mo 2:19, 23).
Schreiber. Der früher von Skeptikern erhobene Einwand, in den Tagen Mose sei das Schreiben noch unbekannt gewesen, wird heute allgemein zurückgewiesen. P. J. Wiseman führt in seinem Buch Die Entstehung der Genesis (1957, S. 38) aus, dass archäologische Forschungen Folgendes hinreichend bewiesen haben: „Solange wir die Geschichte der Menschheit zurückverfolgen können, vermag der Mensch zu schreiben.“ Heute geben so gut wie alle Gelehrten zu, dass das Schreiben schon lange vor der Zeit Mose (im zweiten Jahrtausend v. u. Z.) bekannt war. Aussprüche wie der inWoher hatte Moses den Stoff für die Genesis?
Die in der Genesis beschriebenen Ereignisse spielten sich alle vor der Geburt von Moses ab. Möglicherweise hat er die betreffenden Informationen direkt durch göttliche Offenbarung erhalten. Es liegt auf der Hand, dass jemand (entweder er selbst oder jemand vor ihm) über die Ereignisse vor der Erschaffung des Menschen auf diese Weise Aufschluss erhalten haben muss (1Mo 1:1-27; 2:7, 8). Moses könnte aber diesen und die übrigen Informationen auch durch mündliche Überlieferung erhalten haben. Da die Menschen damals sehr lange lebten, hätte die Weitergabe der Informationen von Adam bis Moses nur fünf Menschen als Bindeglieder erfordert: Methusalah, Sem, Isaak, Levi und Amram. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Moses den in der Genesis enthaltenen Aufschluss großenteils durch bereits vorhandene Aufzeichnungen oder Schriftstücke erhielt. Diese Ansicht vertrat der niederländische Gelehrte Campegius Vitringa schon im 18. Jahrhundert, wobei er davon ausging, dass in der Genesis (nach der King James Version) zehnmal die Äußerung „dies sind die Geschlechter“ und einmal „das ist das Buch der Geschlechter“ vorkommt (1Mo 2:4; 5:1; 6:9; 10:1; 11:10, 27; 25:12, 19; 36:1, 9; 37:2). Das Wort „Geschlechter“ in dieser Äußerung entspricht dem hebräischen Wort tōle·dhṓth, das besser mit „Geschichte“ oder „Ursprung“ übersetzt wird. Zum Beispiel kann die Wendung „die Geschlechter des Himmels und der Erde“ kaum passend sein, wogegen man sich unter den Worten „die Geschichte des Himmels und der Erde“ eher etwas vorstellen kann (1Mo 2:4). Damit in Übereinstimmung steht in der Elberfelder Bibel, der französischen Übersetzung von Crampon und in der spanischen von Bover-Cantera der Ausdruck „Geschichte“ wie in der Neuen-Welt-Übersetzung. So, wie die Menschen heute an einer genauen Geschichtsschreibung interessiert sind, waren sie es bestimmt schon von Anfang an.
Vitringa und andere haben unter dem Begriff tōle·dhṓth in der Genesis ein bereits vorhandenes historisches Dokument verstanden, über das Moses verfügte und auf das er sich bei einem Großteil seiner Aufzeichnungen der Genesis stützte, wofür es allerdings keinen biblischen Beweis gibt. Sie nehmen an, dass die unmittelbar in Verbindung mit diesen „Geschichten“ namentlich erwähnten Personen (Adam, Noah, Noahs Söhne, Sem, Terach, Ismael, Isaak, Esau und Jakob) entweder die Schreiber oder die ursprünglichen Besitzer jener schriftlichen Aufzeichnungen waren. Das lässt natürlich immer noch die Frage offen, wie Moses in den Besitz dieser Aufzeichnungen kam. Auch bleibt die Frage ungeklärt, wieso Schriftstücke von Männern, die keine treuen Anbeter Jehovas waren (wie Ismael und Esau), als wichtige Quellen der verwendeten Informationen hätten dienen sollen. Es ist durchaus möglich, dass der Ausdruck „dies ist die Geschichte“ lediglich eine Einleitung ist, durch die die verschiedenen Teile des langen, umfassenden Geschichtsberichts passenderweise voneinander abgegrenzt wurden. Matthäus gebrauchte in der Einleitung seines Evangeliums einen ähnlichen Ausdruck (Mat 1:1; siehe SCHREIBEN).
Man kann also zu keiner endgültigen Schlussfolgerung gelangen, was die unmittelbare Quelle betrifft, durch die Moses den von ihm aufgezeichneten Aufschluss empfing. Vielleicht erhielt er ihn nicht nur auf die e i n e der erwähnten Arten, sondern auf alle drei – zum Teil durch direkte Offenbarung, teilweise durch mündliche Überlieferung und zum Teil durch schriftliche Dokumente. Wichtig ist dabei, dass Jehova Gott den Propheten Moses leitete und dieser somit unter göttlicher Inspiration schrieb (2Pe 1:21).
Der Inhalt sollte künftigen Generationen als göttliche Richtschnur dienen. Er sollte der Nation Israel immer wieder vorgelesen werden (5Mo 31:10-12; 2Kö 23:2, 3; Ne 8:2, 3, 18), und ihre Könige sollten sich davon leiten lassen (5Mo 17:18, 19).
Die „Quellentheorie“ der Kritiker. Nach der Theorie einiger Bibelkritiker soll die Genesis nicht das Werk eines einzigen Schreibers oder Zusammenträgers sein, sondern soll von mehreren Schreibern verfasst worden sein, von denen einige
angeblich lange Zeit nach Moses gelebt haben. Gestützt auf vermeintliche Unterschiede in Stil und Wortwahl, brachten sie die sogenannte Quellentheorie auf. Nach dieser Theorie gibt es drei Quellen, die man „J“ (Jahwist), „E“ (Elohist) und „P“ (Priesterschrift) nennt. Die zweimalige Erwähnung gewisser Ereignisse oder die Ähnlichkeit einiger Erzählungen in verschiedenen Teilen der Genesis hat einige veranlasst, noch weitere Quellen zu vermuten, ja man gliederte das Buch Genesis immer mehr auf und führte es schließlich auf bis zu 14 unterschiedliche Quellen zurück. Man behauptet, diese verschiedenen Quellen oder Schreiber hätten unterschiedliche Ansichten und Theologien vertreten, dass aber die Genesis als Verschmelzungsprodukt doch irgendwie ein aus diesen Quellen hervorgegangenes, zusammenhängendes Ganzes bilde. Um ihre Theorien zu stützen, müssen die Kritiker viele absurde Argumente vorbringen, von denen hier einige angeführt werden.Die eigentliche Grundlage der Quellentheorie war die Verwendung verschiedener Titel für Gott. Die Kritiker behaupten, das weise auf verschiedene Schreiber hin. Wie unlogisch diese Ansicht jedoch ist, zeigt sich darin, dass in nur einem kleinen Abschnitt der Genesis folgende Titel vorkommen: „Gott, der Höchste“ (ʼEl ʽEljṓn, 1Mo 14:18); „[der,] der Himmel und Erde hervorgebracht hat“ (14:19); „Souveräner Herr“ (ʼAdhonáj, 15:2); „Gott des Sehens“ (16:13); „Gott, der Allmächtige“ (ʼEl Schaddáj, 17:1); „Gott“ (ʼElohím, 17:3); „der wahre Gott“ (ha·ʼElohím, 17:18) und „der Richter der ganzen Erde“ (18:25). Wollte man, gestützt darauf, behaupten, jeder dieser Verse stamme von einem anderen Schreiber, würde man auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen, und es wäre auch absurd. In Wirklichkeit werden diese verschiedenen Titel in der Genesis wegen ihrer Bedeutung auf Gott angewandt – weil sie die verschiedenen Eigenschaften Jehovas erkennen lassen sowie sein unterschiedliches Wirken und seine Verfahrensweise mit seinem Volk.
Weitere Beispiele: Wegen der Verwendung des Wortes baráʼ, „erschuf“, soll 1. Mose 1:1 aus der als „P“ bezeichneten Quelle stammen. Das gleiche Wort kommt aber auch in 1. Mose 6:7 vor, einem Text, der aus der Quelle „J“ stammen soll. Der Ausdruck „Land Kanaan“, der in mehreren Texten vorkommt (unter anderem in 1Mo 12:5; 13:12a; 16:3; 17:8), soll eine Eigentümlichkeit des als „P“ bezeichneten Schreibers sein, weshalb die Kritiker ihn für den Verfasser dieser Texte halten. Denselben Ausdruck findet man aber auch in den Kapiteln 42, 44, 47 und 50, die von denselben Kritikern jedoch „J“ und „E“ zugeschrieben werden. Die Kritiker behaupten zwar, vermeintliche Ungereimtheiten in der Genesis ließen sich nur mithilfe ihrer Theorien erklären, doch eine nähere Prüfung ergibt, dass diese Theorien selbst eine Menge Ungereimtheiten aufweisen.
Würde man den Stoff, wie er den einzelnen mutmaßlichen Quellen zugeschrieben wird, Teil für Teil und Satz für Satz aus dem Genesisbericht herausziehen und dann wieder zusammensetzen, so erhielte man eine Anzahl Berichte, von denen jeder an sich unlogisch und unzusammenhängend wäre. Vorausgesetzt, diese unterschiedlichen Quellen wären später von einem Kompilator zusammengestellt worden, wären wir zu der Annahme gezwungen, dass diese unzusammenhängenden Berichte schon vor ihrer Verschmelzung von der Nation Israel als historisch betrachtet und jahrhundertelang verwendet wurden. Doch welcher Schriftsteller – vor allem welcher Historiker – würde solche unzusammenhängende Erzählungen konstruieren, und wenn ja, welche Nation würde diese als Geschichte ihres Volkes anerkennen?
Wie unlogisch die Befürworter der „Quellentheorie“ sind, zeigt folgende Erklärung des Ägyptologen K. A. Kitchen: „In der Pentateuchkritik ist es seit Langem üblich, den ganzen Pentateuch in einzelne Quellen oder ‚Hände‘ aufzuteilen. ... Aber die Methode der Literaturkritik des Alten Testaments, diese Merkmale verschiedenen ‚Händen‘ oder Quellen zuzuschreiben, erweist sich, wenn man sie auf anderes altorientalisches Schrifttum anwendet, das genau dieselben Merkmale aufweist, als absurd.“ Als Beispiel führt er die biografische Inschrift eines Ägypters an, die gemäß den von der Pentateuchkritik angewandten Methoden verschiedenen „Händen“ zugeschrieben werden müsste. Diese Inschrift ist aber, wie die Tatsachen zeigen, „im Lauf einiger Monate, Wochen oder in noch kürzerer Zeit ausgedacht, zusammengestellt, geschrieben und eingemeißelt worden. Die stilistische Abwechslung kann nicht auf unterschiedliche ‚Hände‘ zurückgeführt werden, sondern die Stilabweichung hängt mit dem Thema zusammen und mit der Frage, welcher Stil dafür am geeignetsten war“ (The New Bible Dictionary, herausgegeben von J. Douglas, 1980, S. 349). Die Schwächen der Theorien der Kritiker sind ein noch überzeugenderer Beweis dafür, dass der logisch zusammenhängende Bericht, den die Genesis enthält, von e i n e m Mann, von Moses, unter göttlicher Inspiration geschrieben wurde.
Der historische Charakter der Genesis. Die Genesis ist die einzige Quelle, die einen vernünftigen, zusammenhängenden Geschichtsbericht liefert, der bis zum Anfang zurückreicht. Ohne ihren sachlichen Bericht über das erste Menschenpaar wären wir auf die fantasiereichen Erzählungen oder die gleichnishaften Erklärungen über den Ursprung des Menschen angewiesen, die in den Schöpfungsberichten heidnischer Völker zu finden sind. Ein Vergleich des ersten Buches Mose mit den heidnischen Schöpfungsberichten zeigt deutlich, dass der Bibelbericht diesen weit überlegen ist.
Nach dem bedeutendsten babylonischen Mythos tötete z. B. Marduk, der Hauptgott der Babylonier, die Göttin Tiamat, nahm dann ihren Leichnam und „hälftete [ihn] ... wie einen Trockenfisch, setzte die eine Hälfte hin und machte sie zum Firmament“.
Auf diese Weise entstanden die Erde und der Himmel. Über die Erschaffung des menschlichen Lebens heißt es in diesem Mythos: „Sie [die Götter] banden ihn (Kingu), brachten ihn vor Ea, legten ihm die Strafe auf (und) schnitten ihm die Adern durch. Aus seinem Blute formte er die Menschheit“ (Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament, herausgegeben von W. Beyerlin, Göttingen 1975, S. 109, 110). Die ägyptischen Schöpfungslegenden bringen die Schöpfung ebenfalls mit der Tätigkeit mehrerer Götter in Verbindung, widersprechen sich aber darin, welcher Stadtgott (ob der von Memphis oder der von Theben) die Schöpfung erdachte. Nach einer dieser Legenden erschuf der Sonnengott Re die Menschen aus seinen Tränen. Die griechischen Legenden haben große Ähnlichkeit mit den babylonischen. Bei den alten chinesischen Urkunden handelt es sich größtenteils um Kalender und chronologische Berechnungen oder Aufzeichnungen von höchstens lokaler oder vorübergehender Bedeutung.Aus keiner einzigen dieser alten Quellen erfahren wir etwas über die im 1. Buch Mose enthaltene Geschichte, Genealogie und Chronologie. Im Schrifttum der alten Völker stellt man im Allgemeinen Unsicherheit und Verwirrung in der Frage fest, wer der Gründer ihrer Nation war. Mit der Darstellung der frühen Geschichte Israels verhält es sich dagegen auffallend anders, denn sie ist genau und ausführlich. Wir sollten auch nichts anderes erwarten, wenn wir an den Zweck denken, den Gott mit seinem Volk verfolgte. Aus der Bibel erfahren wir, dass die Nation Israel direkt von Gott regiert wurde und dass er mit ihren Vorvätern – vor allem mit Abraham, Isaak und Jakob – in Verbindung stand. Ferner gebrauchte er Moses auf ganz besondere Weise, indem er den Israeliten durch ihn das Gesetz gab und sie so zu einer Nation machte. Die Geschichte Israels in ihrer schriftlichen Form war nicht nur Israel zum Nutzen, sondern ist zum Nutzen aller, die die Wege und die Handlungsweise des wahren Gottes kennenlernen und ihm dienen möchten.
Wilhelm Möller weist die Behauptungen derer, die vieles in der Genesis als Legenden oder Sagen abtun, mit den Worten zurück: „Ich glaube nicht, dass man jemand davon überzeugen könnte, dass Sagen und Märchen in irgendeinem Volk im Lauf der Zeit als streng geschichtliche Ereignisse empfunden und betrachtet werden, sodass wir nun vielleicht bereit wären, die Personen und Geschehnisse der Nibelungensage oder des Rotkäppchenmärchens als volle, unbezweifelbare Wahrheit aufzufassen. Das hätte gemäß den Behauptungen der Kritiker beim Volk Israel jedoch der Fall sein müssen“ (The International Standard Bible Encyclopædia, herausgegeben von J. Orr, 1960, Bd. II, S. 1209; siehe ferner Wilhelm Möller, Wider den Bann der Quellenscheidung, 1912, S. 88). Dann weist er darauf hin, dass die Propheten den Bericht über die Zerstörung von Sodom und Gomorra als wahrheitsgetreu anerkannten (Jes 1:9; Am 4:11) und dass für sie Abraham, Isaak, Jakob und Joseph tatsächlich gelebt hatten (Jes 29:22; Mi 7:20). Außerdem wird Abraham in den Christlichen Griechischen Schriften häufig erwähnt. Sogar Jesus Christus nimmt in seiner Erklärung über die Auferstehung auf ihn Bezug (Mat 22:32). Hätten Abraham, Isaak und Jakob nicht wirklich gelebt, so hätte Jesus bestimmt eine andere Veranschaulichung gebraucht (Mat 22:31-33).
Nutzen des Buches. Aus der Genesis erfahren wir, wie das Universum ins Dasein kam. In Form eines Tatsachenberichts schildert sie die Wunder der Schöpfung, ohne dadurch den Hauptzweck des Buches in den Schatten zu stellen. Sie unterscheidet sich dadurch von den heidnischen Schöpfungsgeschichten, die diese Wunder zur Hauptsache machen und sie durch absurde Darstellungen und offensichtliche Unwahrheiten hervorheben. Die Genesis berichtet über das Schöpfungswerk und zeigt, welchen Zweck Gott mit der Erschaffung des Menschen verfolgte und welches Verhältnis zwischen ihm und dem Menschen sowie zwischen Mensch und Tier bestehen sollte. Wir erfahren daraus die Ursache für den Tod und die Schwierigkeiten, mit denen die Menschheit zu kämpfen hat, erhalten aber auch die Hoffnung auf eine Befreiung. Sie weist darauf hin, dass alle Menschen von dem einen Menschen, Adam, abstammen, der sündigte und das Leben für seine Nachkommen verwirkte; dadurch hilft sie uns verstehen, wieso das Loskaufsopfer e i n e s Menschen, Jesu Christi, für die Sünden der Menschheit Sühne leisten konnte. Die Genesis lässt uns erkennen, dass die symbolische Schlange, Satan, der Teufel, die Streitfrage um die Rechtmäßigkeit der Souveränität Gottes aufwarf. Sie vermittelt die sichere Hoffnung auf die Vernichtung Satans und die Befreiung der Menschheit. Sie berichtet eingehend über die Entstehung Babylons und den Ursprung der falschen Religion nach der Sintflut und hilft uns dadurch, Babylon die Große zu erkennen, die in der Offenbarung erwähnt wird. (Siehe BABYLON DIE GROSSE.)
Jesus sagte, wer Gott dienen wolle, müsse ihn mit Geist und Wahrheit anbeten (Joh 4:24). Die Genesis enthält den wahrheitsgetreuen Bericht über den Anfang des Menschen und über Gottes Handeln mit ihm. Da dieser Bericht keine Legenden enthält, sondern der Wahrheit entspricht, sind wir in der Lage, die Wahrheit über die Geschichte des Menschen zu kennen. Wir können uns vorstellen, dass die Menschen bis zur Zeit der Sintflut von dem im Bibelbericht erwähnten Garten Eden gewusst haben, denn der Garten und die Cherube mit dem flammenden Schwert am Eingang waren noch da (1Mo 3:24). Diejenigen aber, die ihre eigenen Wege gehen wollten, achteten nicht auf die für sie sichtbaren Gegebenheiten. Noah dagegen diente Gott so, wie der Schöpfer es gemäß dem wahren Geschichtsbericht für den Menschen ursprünglich vorgesehen hatte. Durch Nimrod kam es nach der Sintflut beim Turm von Babel zu einer Auflehnung gegen Gott, aber die von Sem abstammenden Patriarchen folgten weiterhin dem wahren Weg. Als Gottes Zeit gekommen war, die Israeliten zu einer Nation zu organisieren und ihnen das Gesetz zu geben, brachte dies für sie nicht etwas vollständig Neues mit sich, keinen umwälzenden Wechsel, denn viele Bestimmungen des Gesetzes wurzelten in der patriarchalischen Gesellschaft, in der sie gelebt hatten. In der Cyclopædia von M’Clintock und Strong (1881, Bd. III, S. 782) heißt es unter „Genesis“: „Diese Theokratie kann nicht ohne Vorgeschichte entstanden sein. Die Gegebenheiten, die zu ihrer Gründung führten, sind in den Erzählungen der Genesis zu finden.“
Außerdem bereitete das Gesetz den Weg für den Messias und die Gründung des Christentums. Als Jesus Christus kam, konnten ihn diejenigen, die sich nach bestem Vermögen an das Gesetz gehalten hatten, sehr bald als Messias erkennen. Er trat nicht unvermittelt, ohne geschichtlichen Hintergrund und ohne entsprechende Erkennungsmerkmale, als großer Retter und Führer auf. Seine bis auf das erste Buch Mose zurückgehende Vorgeschichte ermöglichte es aufrichtig gesinnten Personen, ihn zu erkennen, und veranlasste sie, ihm nachzufolgen. Auf diese Weise konnte der Kern einer tatkräftigen Organisation von Judenchristen entstehen, die darauf vorbereitet waren, den Nationen eine überzeugende frohe Botschaft zu bringen. Die Heidennationen waren durch ihre Vorväter von der Wahrheit weggeführt worden. Sie waren ‘dem Staatswesen Israels entfremdet und Fremde gegenüber den Bündnissen der Verheißung; sie hatten keine Hoffnung und waren ohne Gott in der Welt’ (Eph 2:12). Sie mussten daher die von Anfang an bekannten Grundsätze Gottes kennenlernen, bevor sie Christen werden konnten.
Die Genesis bildet somit eine wertvolle Grundlage für das Verständnis aller anderen Bibelbücher und ist für das Christentum unentbehrlich. Sie liefert das Thema der Bibel: die Rechtfertigung der Souveränität Jehovas und die endgültige Verwirklichung seines Vorsatzes in Verbindung mit der Erde durch sein Königreich unter dem verheißenen Samen. Abgesehen von der ersten, grundlegenden Prophezeiung in 1. Mose 3:15, enthält die Genesis zahlreiche weitere Prophezeiungen, von denen sich seit ihrer Zusammenstellung bereits sehr viele erfüllt haben.
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HÖHEPUNKTE DES 1. BUCHES MOSE
Ein Bericht über Gottes Erschaffung und Vorbereitung der Erde als Wohnstätte für den Menschen, über die Aufgabe des Menschen in Verbindung mit Gottes Vorsatz und über Gottes Verfahrensweise mit gläubigen Menschen während der ersten ca. 2300 Jahre Menschheitsgeschichte
Umfasst den Zeitraum vom Anfang der materiellen Schöpfung bis zum Tod Josephs in Ägypten (1657 v. u. Z.)
Die Erschaffung der materiellen Himmel und der Erde sowie die Vorbereitung der Erde als Wohnstätte für den Menschen (1:1–2:25)
Sünde und Tod kommen in die Welt; ein „Same“ wird als Befreier verheißen (3:1–5:5)
Die Schlange betrügt die Frau; sie und Adam nehmen von der verbotenen Frucht
Die Schlange, die Frau und Adam werden verurteilt; der Same der Frau soll die Schlange zermalmen
Kain, der Erstgeborene Adams und Evas, ermordet seinen Bruder Abel
Gottes Urteil entsprechend stirbt Adam mit 930 Jahren
Böse Engel und Menschen verderben die Erde; Gott führt eine weltweite Flut herbei (5:6–11:9)
Noah wird in der Linie Seths, des Sohnes Adams, geboren; in seinen Tagen heiraten ungehorsame Engel Frauen und bringen die Nephilim hervor, die Gewalttaten verüben
Jehova beschließt die Vernichtung durch eine Sintflut, weist aber Noah an, eine Arche zu bauen, damit seine Familie und die Grundarten der Tiere am Leben bleiben
Das Wasser überflutet die ganze Erde; alle Menschen, fliegenden Geschöpfe und Landtiere außerhalb der Arche kommen um
Nach der Sintflut verbietet Jehova das Essen von Blut, verfügt die Todesstrafe für Mord und schließt den Regenbogenbund, verbunden mit der Verheißung, nie mehr eine Sintflut herbeizuführen
In der zweiten Generation nach der Flut beginnen die Menschen, einen Turm zu bauen, und widersetzen sich dadurch dem Vorsatz Gottes, wonach sie sich ausbreiten sollten; Jehova verwirrt ihre Sprache, und sie werden zerstreut
Jehovas Handlungsweise mit Abraham (11:10–25:26)
Sems Nachkomme Abram folgt Gottes Aufforderung, Ur zu verlassen
In Kanaan wird Abram die Verheißung gegeben, dass sein Same das Land erhalten wird
Lot trennt sich von seinem Onkel Abram, lässt sich bei Sodom nieder, wird gefangen genommen und danach von Abram befreit; Melchisedek segnet Abram
Abram nimmt Hagar als Nebenfrau, und sie gebiert Ismael
Jehova ändert Abrams Namen auf Abraham um und Sarais Namen auf Sara; der Bund der Beschneidung wird geschlossen
Jehovas Engel teilt Abraham mit, dass Sara einen Sohn gebären wird – Isaak
Als Abraham von der Verurteilung Sodoms hört, setzt er sich für die Gerechten ein
Engel drängen Lot und seine Familie zum Verlassen Sodoms; Lots Frau kommt wegen ihres Ungehorsams um
Geburt Isaaks; Ismaels Spott bei Isaaks Entwöhnung hat Entlassung zur Folge
Abraham gehorcht Jehova und versucht Isaak zu opfern, und bekommt die Bundesverheißungen zugesichert
Nach Saras Tod sorgt Abraham dafür, dass Isaak eine Frau bekommt
Isaaks Frau Rebekka gebiert Esau und Jakob
Jakob (Israel) und seine 12 Söhne; nach Ägypten, um am Leben zu bleiben (25:27–50:26)
Nachdem Jakob von Esau für eine Mahlzeit das Erstgeburtsrecht gekauft und später auf Rebekkas Drängen hin sich den Segen verschafft hat, den Isaak Esau zugedacht hatte, begibt er sich nach Paddan-Aram und sucht sich eine Frau
Rebekkas Bruder Laban hintergeht Jakob, um ihn mit Lea zu verheiraten; dann heiratet Jakob Rahel; von Lea und Rahel sowie von ihren beiden Mägden hat Jakob – bevor er Paddan-Aram mit seiner Familie verlässt – 11 Söhne und eine Tochter, Dina
Jakob ringt mit einem Engel, und seine Hüftgelenkpfanne wird ausgerenkt; er hält den Engel fest, weil er von ihm gesegnet werden möchte; sein Name wird in Israel umgewandelt
Nach einer friedlichen Begegnung mit Esau wohnt Jakob in Sukkoth und danach in Sichem, wo Dina Gewalt angetan wird
Rahel stirbt bei der Geburt Benjamins, des 12. Sohnes Jakobs
Joseph, der Erstgeborene Rahels, wird von seinen Halbbrüdern, die ihn hassen, nach Ägypten verkauft; er wird ein Sklave Potiphars
Aufgrund von Verleumdung kommt Joseph ins Gefängnis, und durch gewisse Umstände wird Pharao auf Josephs Fähigkeit, Träume zu deuten, aufmerksam
Joseph deutet Pharaos Träume von einer Hungersnot und wird zum zweiten Herrscher in Ägypten gemacht
Die Hungersnot in Kanaan zwingt die Söhne Jakobs, nach Ägypten zu gehen, um Nahrungsmittel zu holen; nach einiger Zeit gibt sich Joseph seinen Halbbrüdern zu erkennen
Jakob und seine Hausgenossen ziehen nach Ägypten; Joseph kümmert sich um sie
Nach seinen prophetischen Segenssprüchen über Josephs Söhne, Ephraim und Manasse, und über seine eigenen 12 Söhne stirbt Jakob in Ägypten