Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Geschlechtsregister

Geschlechtsregister

Der Stammbaum eines Geschlechts, in dem die Vorfahren und die Verwandtschaft verzeichnet sind; auch Genealogie genannt. Jehova Gott ist der bedeutendste Verfasser von Geschlechtsregistern: Er hat über die Schöpfung, über die Anfänge, über Geburt und Abstammung „Buch geführt“. Er ist der „Vater, dem jede Familie im Himmel und auf Erden ihren Namen verdankt“ (Eph 3:14, 15). Demnach dürfen wir erwarten, dass sein Wort, die Bibel, eine genaue Aufzeichnung der Geschlechtsregister enthält, die in seinem Vorsatz eine bedeutende Rolle spielen.

Dem Menschen ist der Wunsch angeboren, seine Abstammung zu kennen und seinen Familiennamen zu erhalten. Viele Völker des Altertums führten umfassende Geschlechtsregister, insbesondere über die Abstammungslinien ihrer Priester und Könige. Die Ägypter führten solche Register und auch die Araber. Man hat Keilschrifttafeln mit den Geschlechtsregistern babylonischer und assyrischer Könige gefunden. Jüngere Beispiele sind Geschlechtsregister der Griechen, der Kelten, der Sachsen und der Römer.

Das hebräische Verb für das Registrieren der gesetzlichen Abstammung ist jacháß, das mit „in das Geschlechtsregister eingetragen“ (1Ch 5:17) wiedergegeben wird; das verwandte Substantiv ist jáchaß und wird mit „Geschlechtsregister“ übersetzt (Ne 7:5). Der griechische Begriff genealogía kommt in 1. Timotheus 1:4 sowie in Titus 3:9 vor und bezieht sich auf persönliche Ahnentafeln oder „Geschlechtsregister“.

Der Apostel Matthäus leitet sein Evangelium wie folgt ein: „Das Buch der Geschichte [genéseōs, eine Form von génesis] Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Mat 1:1). Das griechische Wort génesis bedeutet wörtlich „Abstammungslinie“, „Ursprung (Entstehung)“. Mit diesem griechischen Begriff wird in der Septuaginta das hebräische tōle·dhṓth übersetzt, das etwa die gleiche Grundbedeutung hat. Es bezeichnet an den zahlreichen Stellen, an denen es im 1. Buch Mose vorkommt, offensichtlich „Geschichte“. (Vgl. 1Mo 2:4, Fn.)

Matthäus beschränkt sich natürlich nicht auf ein Geschlechtsregister Christi. Er setzt seinen Bericht mit der Geschichte über die Geburt Jesu, seinen Dienst, seinen Tod und seine Auferstehung fort. Dies war nicht unüblich, zumal die frühesten griechischen Geschichten ein genealogisches Muster hatten. Damals drehte sich eine Geschichte um die Personen, die in dem jeweiligen Geschlechtsregister enthalten waren oder darin vorgestellt wurden. Die Geschlechtsregister waren ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte und bildeten oftmals deren Einleitung. (Siehe 1Ch 1 bis 9.)

In Verbindung mit der Verurteilung in Eden gab Gott die Verheißung von dem Samen der „Frau“, der der Schlange den Kopf zermalmen sollte (1Mo 3:15). Dies konnte zu der Überlegung geführt haben, der Same habe eine menschliche Abstammungslinie. Doch erst, als Abraham gesagt wurde, dass sein Same das Mittel sei, durch das sich alle Nationen segnen würden, wurde ausdrücklich erklärt, dass die Linie des Samens einem irdischen Lauf folge (1Mo 22:17, 18). Dadurch erlangte das Familiengeschlechtsregister der Linie Abrahams eine überragende Bedeutung. In der Bibel wird nicht nur über die Herkunft Abrahams berichtet, sondern auch über die aller Nationen, die von Noahs Söhnen Sem, Ham und Japhet abstammen (1Mo 10:32).

Wie E. J. Hamlin in The Interpreter’s Dictionary of the Bible erklärt, ist die Völkertafel im 1. Buch Mose „einzig in der alten Literatur ... Eine solche Konzentration auf die Geschichte ist in keiner anderen heiligen Literatur der Welt zu finden“ (herausgegeben von G. A. Buttrick, 1962, Bd. 3, S. 515).

Zweck der Geschlechtsregister. Über die natürliche Neigung des Menschen hinaus, Aufzeichnungen über seine Geburt und seine Verwandtschaft zu führen, waren Geschlechtsregister für die Chronologie von Bedeutung, vor allem in der frühen Menschheitsgeschichte. Außerdem wurden Aufzeichnungen über bestimmte Abstammungslinien aufgrund von Verheißungen, Prophezeiungen und Handlungen Gottes unverzichtbar.

Nach der Sintflut wies Noahs Segensspruch darauf hin, dass Gott die Nachkommen Sems begünstigen würde (1Mo 9:26, 27). Später offenbarte Gott Abraham, dass das, was sein „Same“ genannt werden würde, durch Isaak kommen werde (1Mo 17:19; Rö 9:7). Es lag daher auf der Hand, dass die Kenntlichmachung dieses Samens eine gewissenhafte Aufzeichnung des Geschlechtsregisters erforderlich machte. Demgemäß wurde im Lauf der Zeit die Linie Judas, des Stammes, dem eine führende Rolle verheißen worden war (1Mo 49:10), und insbesondere die Familie Davids, die königliche Linie, sorgfältig registriert (2Sa 7:12-16). Diese Aufzeichnungen ergaben dann das Geschlechtsregister des Messias, des Samens – eine Abstammungslinie, der außergewöhnliche Bedeutung zukam (Joh 7:42).

Das nächste äußerst sorgsam behütete Geschlechtsregister war das des Stammes Levi, in dem die priesterliche Familie Aarons besonders berücksichtigt wurde (2Mo 28:1-3; 4Mo 3:5-10).

Außerdem waren unter dem Gesetz Geschlechtsregister unentbehrlich, um das Verhältnis der Stämme zueinander bei der Landverteilung festzulegen und um die Verhältnisse innerhalb einer Familie zu ermitteln, wenn Einzelpersonen Land erbten. Diese Aufzeichnungen dienten dem notwendigen Zweck, den nächsten Blutsverwandten ausfindig zu machen, der als der goʼél berechtigt war, die Schwagerehe einzugehen (5Mo 25:5, 6), seinen Verwandten zurückzukaufen (3Mo 25:47-49) und das Blut eines getöteten Verwandten an dem Totschläger zu rächen (4Mo 35:19). Ferner verbot der Gesetzesbund Ehen innerhalb gewisser Grade der Blutsverwandtschaft oder der Schwägerschaft, was ebenfalls eine Kenntnis der genealogischen Verhältnisse erforderlich machte (3Mo 18:6-18).

Wie streng sich die Israeliten an diese Geschlechtsregister hielten, wird durch eine Situation veranschaulicht, die sich nach der Rückkehr aus Babylon ergab, als einige – angeblich priesterlicher Herkunft – ihr Verzeichnis nicht finden konnten. Serubbabel bestimmte, dass sie nicht eher von den hochheiligen Dingen, die der Priesterschaft zur Verfügung standen, essen durften, bis sie ihre Abstammung öffentlich feststellen konnten (Ne 7:63-65). Die Registrierung des Volkes schloss auch die Nethinim ein, denn obgleich keine Israeliten, waren sie offiziell eine dem Tempeldienst geweihte Gruppe (Ne 7:46-56).

Was die Chronologie betrifft, so war in den meisten Fällen durchaus nicht beabsichtigt, dass die genealogischen Listen vollständige Angaben liefern sollten. Und dennoch sind sie oftmals insofern ein Hilfsmittel der Chronologie, als sie dazu dienen, gewisse Punkte in der Zeitrechnung zu überprüfen oder wichtige Einzelheiten zu ergänzen. Auch können die genealogischen Listen gewöhnlich nicht als ein Anzeiger für das Bevölkerungswachstum herangezogen werden, denn vielfach werden gewisse Zwischenglieder ausgelassen, wo sie für das speziell angeführte Geschlechtsregister keine Rolle spielen. Und da Genealogien in der Regel nicht die Namen von Frauen enthalten, sind die Namen der Ehefrauen und der Nebenfrauen, die ein Mann gehabt haben mag, ebenfalls nicht aufgeführt; desgleichen kann es sein, dass nicht alle Söhne, die er von diesen Ehefrauen gehabt hat, genannt sind; gelegentlich mögen sogar einige der Söhne seiner Hauptfrau ausgelassen worden sein.

Von Adam bis zur Sintflut. Die Bibel bezeugt die Existenz von Aufzeichnungen über Verwandtschaftsverhältnisse von den Anfängen der Menschheit an. Bei der Geburt von Adams Sohn Seth sagte Eva: „Gott hat anstelle Abels einen anderen Samen gesetzt, weil Kain ihn getötet hat“ (1Mo 4:25). Vertreter der Linie, die mit Seth begann, überlebten die Sintflut (1Mo 5:3-29, 32; 8:18; 1Pe 3:19, 20).

Von der Sintflut bis Abraham. Aus der Linie von Noahs Sohn Sem, der Noahs Segen empfing, kam Abram (Abraham) hervor, der „Freund Jehovas“ (Jak 2:23). Dieses Geschlechtsregister bildet zusammen mit dem zuvor erwähnten die einzige Grundlage für die Chronologie der Menschheitsgeschichte bis zu Abraham. In dem Register, das die Zeit vor der Flut betrifft, verläuft die aufgezeichnete Linie über Seth und in der Liste für die Zeit nach der Sintflut über Sem. Ausnahmslos wird die Zeit von der Geburt eines Mannes bis zur Geburt seines Sohnes genannt (1Mo 11:10-24, 32; 12:4). Es gibt sonst keine umfassenden Aufzeichnungen von Geschlechtsregistern für diese Geschichtsperiode – ein Hinweis darauf, dass diese Aufzeichnungen sowohl der Genealogie als auch der Chronologie dienen. In wenigen anderen Fällen erfolgt die zeitliche Einordnung von Ereignissen mithilfe von genealogischen Informationen. (Siehe CHRONOLOGIE [Von 2370 v. u. Z. bis zum Bund mit Abraham].)

Von Abraham bis Christus. Durch Gottes eigenes Eingreifen bekamen Abraham und Sara einen Sohn, Isaak, durch den der „Same“ der Verheißung kommen sollte (1Mo 21:1-7; Heb 11:11, 12). Aus Isaaks Sohn Jakob (Israel) gingen die ursprünglichen 12 Stämme hervor (1Mo 35:22-26; 4Mo 1:20-50). Juda sollte der Stamm sein, der den König stellte, und schließlich war es nur noch die Familie Davids. Levis Nachkommen bildeten den priesterlichen Stamm, wobei das Priesteramt auf die Linie Aarons beschränkt war. Damit Jesus Christus, der König, einen Rechtsanspruch auf den Thron geltend machen konnte, musste er nachweislich aus der Familie Davids und der Linie Judas stammen. Er brauchte aber nicht levitischer Abstammung zu sein, denn durch den Eid Gottes war sein Priestertum nach der Weise Melchisedeks (Ps 110:1, 4; Heb 7:11-14).

Andere hervorragende genealogische Listen. Außer der Abstammungslinie von Adam bis Jesus Christus und den umfassenden Genealogien der 12 Söhne Jakobs gibt es Geschlechtsregister der Anfänge der mit Israel verwandten Völker. Diese Verzeichnisse erfassen die Brüder Abrahams (1Mo 11:27-29; 22:20-24), die Söhne Ismaels (1Mo 25:13-18), Moab und Ammon, die Söhne Lots, des Neffen Abrahams (1Mo 19:33-38), die Söhne Abrahams von Ketura, von denen die Midianiter und andere Stämme abstammten (1Mo 25:1-4), sowie die Nachkommenschaft Esaus (Edoms) (1Mo 36:1-19, 40-43).

Diese Nationen sind wegen ihrer Verwandtschaft mit Israel, Gottes auserwähltem Volk, von Bedeutung. Sowohl Isaaks Frau als auch Jakobs Frauen stammten aus der Familie von Abrahams Bruder (1Mo 22:20-23; 24:4, 67; 28:1-4; 29:21-28). Gott teilte den Nationen Moab, Ammon und Edom an Israel grenzende Gebiete zu, und Israel wurde angewiesen, sich keine Übergriffe auf das Landerbe dieser Völker zu erlauben und sie nicht zu belästigen (5Mo 2:4, 5, 9, 19).

Amtliche Archive. Abgesehen von den Verzeichnissen, die von Familien geführt wurden, scheint man in Israel auch öffentliche Geschlechtsregister geführt zu haben. In 1. Mose, Kapitel 46 findet man ein Verzeichnis über die Personen, die dem Haus Jakobs bis zu der Zeit des Einzugs Jakobs in Ägypten und offensichtlich sogar darüber hinaus bis zum Zeitpunkt seines Todes geboren wurden. Ein Geschlechtsregister, in dem vorwiegend die Nachkommen Levis aufgeführt sind und das anscheinend aus einem früheren Register abgeschrieben wurde, erscheint in 2. Mose 6:14-25. Die erste Zählung der Nation wurde in der Wildnis Sinai im Jahr 1512 v. u. Z. vorgenommen, dem zweiten Jahr ihres Auszugs aus Ägypten; damals ließen die Israeliten ihre Abstammung bestätigen „hinsichtlich ihrer Familien im Hause ihrer Väter“ (4Mo 1:1, 18; siehe auch 4Mo 3). Die einzige andere schriftlich belegte Zählung Israels vor dem Exil, die in göttlichem Auftrag vorgenommen wurde, fand etwa 39 Jahre später in den Ebenen Moabs statt (4Mo 26).

Abgesehen von den in Moses’ Schriften verzeichneten Geschlechtsregistern, erstellten auch andere offizielle Chronisten solche Listen, darunter Samuel, der Schreiber der Bücher Richter und Ruth sowie eines Teils von 1. Samuel; Esra, der 1. und 2. Chronika und das Buch Esra schrieb, sowie Nehemia, der Schreiber des Buches, das seinen Namen trägt. Ferner gibt es innerhalb dieser Schriften Anhaltspunkte dafür, dass noch andere Personen Geschlechtsregister führten: Iddo (2Ch 12:15) und Serubbabel, der offensichtlich bestimmte, dass bei den aus dem Exil zurückgekehrten Israeliten eine Eintragung in das Geschlechtsregister vorgenommen wurde (Esr 2). Während der Herrschaft des gerechten Königs Jotham wurden die Stämme Israels, die im Land Gilead wohnten, in ein Geschlechtsregister aufgenommen (1Ch 5:1-17).

Diese Genealogien bewahrte man bis zum Beginn unserer Zeitrechnung sorgfältig auf. Ein Beweis hierfür ist, dass jede Familie in Israel imstande war, in die Stadt ihres Vaterhauses zurückzukehren und sich dort, der Verordnung von Cäsar Augustus entsprechend, die kurz vor Jesu Geburt ergangen war, eintragen zu lassen (Luk 2:1-5). Auch heißt es von Sacharja, dem Vater Johannes’ des Täufers, dass er der Priesterabteilung Abijas angehörte, und von Elisabeth, der Mutter des Johannes, dass sie von den Töchtern Aarons war (Luk 1:5). Von Anna, der Prophetin, wird gesagt, dass sie „aus dem Stamm Ascher“ war (Luk 2:36). Und nicht zuletzt machen die umfassenden Listen mit den Vorfahren Jesu in Matthäus, Kapitel 1 und in Lukas, Kapitel 3 deutlich, dass solche Aufzeichnungen in den öffentlichen Archiven geführt wurden und einsehbar waren.

Der Historiker Josephus bezeugt das Vorhandensein von amtlichen jüdischen Geschlechtsregistern, wenn er schreibt: „Mein Geschlecht ist nicht gering; es kommt von den ältesten Priestern her. ... Ich nun leite mein Geschlecht nicht nur von den Priestern als solchen ab, vielmehr von der ersten der vierundzwanzig diensttuenden Priesterabteilungen, was einen großen Unterschied ausmacht, und innerhalb dieser aus der vornehmsten Familie.“ Nachdem er darauf hingewiesen hat, dass seine Mutter von den Hasmonäern abstammte, sagt er abschließend: „Meinen Stammbaum lege ich hier vor, wie ich ihn in den öffentlichen Urkunden aufgezeichnet fand, und sage zugleich denen ab, die mich haben verleumden wollen“ (Das Leben des Flavius Josephus, übersetzt von E. B. Gorion, Berlin 1937, S. 7, 8).

Die amtlichen Geschlechtsregister der Juden wurden nicht von König Herodes dem Großen vernichtet, wie Africanus Anfang des 3. Jahrhunderts behauptete, sondern von den Römern bei der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 u. Z. (Flavius Josephus, Gegen Apion, 1. Buch, Abs. 7; Geschichte des Jüdischen Krieges, 2. Buch, Kap. 17, Abs. 6; 6. Buch, Kap. 6, Abs. 3). Seither können die Juden noch nicht einmal ihre Abstammung von den beiden bedeutendsten Linien, den Linien Davids und Levis, nachweisen.

Feststellung genealogischer Verwandtschaftsverhältnisse. Zur Ermittlung der Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Geschlechtsregister sind nicht selten der Kontext oder parallele Listen oder Texte aus verschiedenen Teilen der Bibel erforderlich. Zum Beispiel kann mit „Sohn“ in Wirklichkeit ein Enkel oder einfach ein Nachkomme gemeint sein (Mat 1:1). Zudem kann eine Namensliste wie ein Verzeichnis von Brüdern, den Söhnen eines einzigen Mannes, aussehen. Bei näherem Hinschauen und durch einen Vergleich mit anderen Texten mag es sich jedoch als ein Verzeichnis einer Geschlechterfolge entpuppen, in dem einige Söhne und außerdem einige Enkel oder spätere Nachkommen genannt werden. In 1. Mose 46:21 werden offensichtlich sowohl Söhne als auch Enkel Benjamins als „Söhne“ aufgeführt, wie ein Vergleich mit 4. Mose 26:38-40 ergibt.

Die obige Situation ist sogar in den Geschlechtsregistern einiger bedeutender Familien anzutreffen. Zum Beispiel werden in 1. Chronika 6:22-24 zehn „Söhne Kehaths“ angeführt. Aber im Vers 18 werden Kehath wie in 2. Mose 6:18 nur vier Söhne zugeschrieben. Eine Untersuchung des Zusammenhangs ergibt, dass die Aufzählung der „Söhne Kehaths“ in 1. Chronika 6:22-24 in Wirklichkeit ein Teil des Geschlechtsregisters von Familien der Linie Kehaths ist, die aus ihren Reihen Vertreter stellten, die von David für bestimmte Tempelpflichten eingeteilt wurden.

Umgekehrt kann mit „Vater“ „Großvater“ oder sogar ein königlicher Vorgänger gemeint sein (Da 5:11, 18). An vielen Stellen, wie in 5. Mose 26:5, 1. Könige 15:11, 24 und 2. Könige 15:38, kann das hebräische Wort ʼav („Vater“) auch im Sinn von „Stammvater“ oder „Vorfahr“ gebraucht worden sein. Dementsprechend werden die hebräischen Wörter ʼem („Mutter“) und bath („Tochter“) gelegentlich für „Großmutter“ bzw. für „Enkelin“ gebraucht (1Kö 15:10, 13).

Städte und pluralische Namen. In einigen Listen wird von einem Mann gesagt, er sei der „Vater“ einer gewissen Stadt, wie in 1. Chronika 2:50-54, wo zum Beispiel Salma als „der Vater von Bethlehem“ bezeichnet wird und Schobal als „der Vater von Kirjath-Jearim“. Offensichtlich wurden die Städte Bethlehem und Kirjath-Jearim entweder von diesen Männern gegründet, oder sie wurden von ihren Nachkommen bevölkert. In der gleichen Liste heißt es weiter: „Die Söhne Salmas waren Bethlehem und die Netophathiter, Atroth-Beth-Joab und die Hälfte der Manahathiter, die Zoriter“ (1Ch 2:54). Die hier erwähnten Netophathiter, Manahathiter und Zoriter waren offenbar Familien.

In 1. Mose 10:13, 14 scheinen die Namen der Nachkommen Mizrajims Pluralformen zu sein. Man hat vermutet, dass es sich hier eher um die Namen von Familien oder Stämmen als von Einzelpersonen handelt. Man sollte indes nicht vergessen, dass sich auch andere Namen, die im Dual oder im Plural stehen, auf eine Einzelperson beziehen, wie zum Beispiel Ephraim, Appajim, Diblajim sowie der oben erwähnte Mizrajim, der Sohn Hams (1Mo 41:52; 1Ch 2:30, 31; Hos 1:3).

Gekürzte Listen. Oftmals fertigten die Bibelschreiber eine stark gekürzte genealogische Liste an. Sie erwähnten dann offenbar nur die Familienoberhäupter der prominenteren Häuser oder bedeutende Persönlichkeiten oder Personen, die für ihre spezielle Geschichtsbetrachtung am wichtigsten waren. Manchmal wollte der Chronist allem Anschein nach nur die Abstammung von einem gewissen entfernten Vorfahren aufzeigen; deshalb konnte er die Namen vieler Zwischenglieder auslassen.

Ein Beispiel für eine solche Kürzung findet man in Esras eigenem Geschlechtsregister (Esr 7:1-5). Er hat darin seine Abstammung von Aaron, dem Hohen Priester, aufgezeichnet, aber in 1. Chronika 6:3-14 erscheinen mehrere Namen in den Versen 7 bis 10, die in Esra 7:3 weggelassen sind. Wahrscheinlich tat Esra dies, um eine unnötige Wiederholung zu vermeiden und um die lange Namenliste zu verkürzen. Dennoch reichte die Liste vollkommen aus, um seine priesterliche Abstammung zu beweisen. Wenn sich Esra als „Sohn“ Serajas bezeichnete, meinte er damit, dass er dessen Nachkomme war, denn er muss Serajas Urenkel, wenn nicht gar sein Ururenkel, gewesen sein. Seraja war Hoher Priester und wurde von Nebukadnezar zur Zeit der Wegführung nach Babylon (607 v. u. Z.) getötet; sein Sohn Jozadak wurde ins Exil geführt (2Kö 25:18-21; 1Ch 6:14, 15). Josua (Jeschua), der Hohe Priester, der 70 Jahre später mit Serubbabel zurückkehrte, war Serajas Enkel (Esr 5:2; Hag 1:1). Esra reiste 69 Jahre danach nach Jerusalem, was es unmöglich macht, dass er wirklich der Sohn Serajas und der Bruder Jozadaks war.

An dieser Stelle zeigt der Vergleich der Geschlechtsregister noch etwas anderes: Obwohl Esra ein Nachkomme Aarons durch Seraja war, stammte er offensichtlich nicht aus jener Linie Serajas, in der das Amt des Hohen Priesters erblich war; er stammte nämlich nicht von Jozadak ab. Die hohepriesterliche Linie verlief von Seraja über Josua (Jeschua), Jojakim und Eljaschib, wobei der Letztere während der Statthalterschaft Nehemias Hoher Priester war. Esra hatte demnach mit der Kurzfassung seines Geschlechtsregisters sein Ziel erreicht: Es lieferte gerade genügend Namen, um seine Stellung in der Abstammungslinie Aarons zu belegen (Ne 3:1; 12:10).

Gründe für Abweichungen in genealogischen Listen. Oft wurde ein kinderlos verstorbener Sohn nicht genannt; in einigen Fällen mag der Mann eine Tochter, aber keinen Sohn gehabt haben, und das Erbe mag durch eine Tochter weitervermacht worden sein, die sich durch ihre Heirat einem anderen Familienoberhaupt des gleichen Stammes unterstellt hatte (4Mo 36:7, 8). Manchmal ging in einem Geschlechtsregister eine weniger prominente Familie in einer Familie eines anderen Hauptes auf, sodass sie nicht aufgeführt wurde. Deswegen konnte Kinderlosigkeit, die Weitergabe des Erbes durch Frauen, vielleicht eine Adoption oder auch das Unvermögen, ein eigenes Geschlecht oder Vaterhaus zu begründen, die Ursache dafür sein, dass Namen in genealogischen Listen ausgelassen wurden, während neu gegründete Häuser für neue Namen auf den Listen sorgen mochten. Es liegt daher auf der Hand, dass sich die Namensangaben in einem späteren Geschlechtsregister in vielen Punkten von denen in einer früheren Liste unterscheiden konnten.

Eine Anzahl Familienoberhäupter mögen in einem Verzeichnis erscheinen, das wie eine Liste von Brüdern aussieht, aber in Wirklichkeit auch Neffen einschließt. So sagte Jakob, als er die Söhne Josephs „adoptierte“: „Ephraim und Manasse werden mein werden wie Ruben und Simeon“ (1Mo 48:5). Demzufolge werden Ephraim und Manasse später neben ihren Onkeln als Stammeshäupter gezählt (4Mo 2:18-21; Jos 17:17).

Nehemia, Kapitel 10, enthält eine Anzahl Namen von Personen, die eine „feste Vereinbarung“, die Gebote Gottes auszuführen, durch Siegel bestätigten (Ne 9:38). Die in diesen Listen angegebenen Namen müssen nicht notwendigerweise die Namen der Einzelpersonen sein, die die Vereinbarungen eingingen, sondern können sich auch auf die beteiligten Häuser beziehen, deren Haupt erwähnt wird. (Vgl. Esr 10:16.) Ein Anhaltspunkt hierfür ist der Umstand, dass viele der verzeichneten Namen die gleichen sind wie die Namen derer, die etwa 80 Jahre vorher mit Serubbabel aus Babylon zurückkehrten. Während also jene Personen, die die Verpflichtungen eingingen, in einigen Fällen den gleichen Namen wie das Haupt ihres Vaterhauses gehabt haben mögen, dürfte es sich doch meistens um Vertreter der namentlich aufgeführten Vaterhäuser gehandelt haben.

Wiederholung von Namen. Recht oft tritt in einer genealogischen Liste ein Name mehr als einmal auf. Der Gebrauch des gleichen Namens für einen späteren Nachkommen war ohne Zweifel eine Methode, die es dieser Person erleichterte, ihre Abstammungslinie festzustellen, obgleich natürlich manchmal Personen mit dem gleichen Namen in getrennten Familienlinien vorkamen. Stellvertretend für die vielen Fälle, in denen Namen in der gleichen Ahnenlinie mehr als einmal vorkommen, seien folgende genannt: Zadok (1Ch 6:8, 12); Asarja (1Ch 6:9, 13, 14) und Elkana (1Ch 6:34-36).

In einer Reihe von Fällen unterscheiden sich die Namen in Parallellisten. Der Grund dafür mag sein, dass gewisse Personen mehr als einen Namen führten, wie zum Beispiel Jakob, der auch „Israel“ genannt wurde (1Mo 32:28). Außerdem mag es geringfügige Veränderungen in der Schreibweise eines Namens gegeben haben, wodurch dem Namen sogar hin und wieder eine andere Bedeutung verliehen wurde. Einige Beispiele sind: Abram („Vater ist hoch [ist erhaben]“) und Abraham („Vater einer Menge“), Sarai (vielleicht „Streitbar“) und Sara („Fürstin“). Elihu, ein Vorfahr des Propheten Samuel, scheint auch Eliab und Eliel genannt worden zu sein (1Sa 1:1; 1Ch 6:27, 34).

In den Christlichen Griechischen Schriften werden gelegentlich Beinamen verwendet, wie bei Simon Petrus, der „Kephas“ genannt wurde; „Kephas“ kommt von dem aramäischen Wort, das mit dem griechischen Namen für „Petrus“ gleichbedeutend ist (Luk 6:14; Joh 1:42); ein weiteres Beispiel ist Johannes Markus (Apg 12:12). Eine Person konnte wegen einer typischen Eigenschaft einen Namen erhalten. Simons Beiname „der Kananäer“ (oder „der Eiferer“) unterscheidet diesen Apostel von Simon Petrus (Mat 10:4; Luk 6:15). In einigen Fällen wird ein Unterschied durch Ausdrücke wie „Jakobus, der Sohn des Alphäus“, gemacht, was diesen Jakobus von Jakobus, dem Sohn des Zebedäus und Bruder des Apostels Johannes, unterscheidet (Mat 10:2, 3). Manchmal wurde die Stadt, der Bezirk oder das Land, wo jemand herkam, dem Namen hinzugefügt, wie bei Joseph von Arimathia und bei Judas, dem Galiläer (Mar 15:43; Apg 5:37). Judas Iskariot soll Judas „Mann von Kerijoth“ bedeuten (Mat 10:4). Die gleichen Methoden wurden in den Hebräischen Schriften angewandt (1Mo 25:20; 1Sa 17:4, 58). Um jemandes Identität zu klären, konnte der Name des Bruders angegeben werden (Joh 1:40). Frauen mit dem gleichen Namen unterschied man auf ähnliche Weise: Man führte den Namen des Vaters, der Mutter, des Bruders, der Schwester, des Ehemanns oder des Sohnes an (1Mo 11:29; 28:9; 36:39; Joh 19:25; Apg 1:14; 12:12).

Wenn in den Hebräischen oder in den Christlichen Griechischen Schriften ein Familienname oder ein Titel gebraucht wird, kann man die betreffende Person identifizieren, indem man ihren Eigennamen ermittelt oder die Zeit, in der sie lebte, und die geschichtlichen Ereignisse, mit denen sie zu tun hatte. Abimelech beispielsweise war offensichtlich entweder ein Personenname oder ein Titel dreier Philisterkönige, vergleichbar mit „Pharao“ bei den Ägyptern (1Mo 20:2; 26:26; 40:2; 2Mo 1:22; 3:10). Von welchem Abimelech oder Pharao jeweils die Rede ist, lässt sich demnach aufgrund der Zeit und der Umstände bestimmen. Herodes war ein Familienname; Cäsar war ein Familienname, der dann ein Titel wurde. Wenn jemand auf einen Herodes zu sprechen kam, konnte er – falls es nicht eindeutig war, wen er meinte – den Personennamen oder einen zusätzlichen Titel angeben wie Herodes Antipas, Herodes Agrippa oder dementsprechend bei den Cäsaren Cäsar Augustus, Tiberius Cäsar; oder man erwähnte nur den Personennamen des Betreffenden, wie zum Beispiel Agrippa (Luk 2:1; 3:1; Apg 25:13).

Frauennamen. Mitunter wurden in den Geschlechtsregistern Frauen namentlich aufgeführt. Man tat dies, wenn sie geschichtlich eine Rolle spielten. In 1. Mose 11:29, 30 wird Sarai (Sara) offenbar deshalb erwähnt, weil der verheißene Same durch sie kommen sollte und nicht durch eine andere Frau Abrahams. In der gleichen Schriftstelle wird auch Milka genannt, vielleicht weil sie die Großmutter Rebekkas, der Frau Isaaks, war; dadurch zeigte sich, dass Rebekka direkt von den Verwandten Abrahams abstammte, denn Isaak sollte keine Frau von den anderen Nationen haben (1Mo 22:20-23; 24:2-4). In 1. Mose 25:1 wird der Name der späteren Frau Abrahams, Ketura, angegeben. Dies zeigt, dass Abraham nach dem Tod Saras wieder heiratete und dass seine Zeugungskraft mehr als 40 Jahre nach ihrer durch ein Wunder Jehovas bewirkten Erneuerung immer noch erhalten geblieben war (Rö 4:19; 1Mo 24:67; 25:20). Ferner wird durch die Erwähnung Keturas die Verwandtschaft Midians und anderer arabischer Stämme mit Israel sichtbar.

Lea, Rahel und Jakobs Nebenfrauen werden zusammen mit den Söhnen, die sie geboren haben, ebenfalls genannt (1Mo 35:21-26). Das trägt dazu bei, die Art und Weise zu verstehen, wie Gott später mit diesen Söhnen verfuhr. Aus ähnlichen Gründen stehen auch die Namen anderer Frauen in den Geschlechtsregistern. Wenn ein Erbe durch eine Frau weitergegeben wurde, konnte ihr Name mit angegeben werden (4Mo 26:33). Tamar, Rahab und Ruth sind natürlich herausragende Fälle. Jede von ihnen wurde auf recht bemerkenswerte Weise zu einem Bindeglied in der Ahnenlinie des Messias, Jesus Christus (1Mo 38; Ru 1:3-5; 4:13-15; Mat 1:1-5). Weitere Beispiele für die Erwähnung von Frauen in den genealogischen Listen sind u. a. in 1. Chronika 2:35, 48, 49 und 3:1-3, 5 zu finden.

Geschlechtsregister und Generationen. In einigen Geschlechtsregistern findet man die Namen eines Mannes und seiner Nachkommen bis zum Ururenkel aufgeführt. Von einem bestimmten Gesichtspunkt aus betrachtet, könnte man hier vier bzw. fünf Generationen zählen. Doch der zuerst genannte Mann könnte lange genug gelebt haben, um all diese Generationen von Nachkommen zu sehen. Von seinem Standpunkt aus konnte also eine „Generation“ die Zeit von seiner Geburt bis zu seinem Tod bedeuten oder auch von seiner Geburt bis zu dem entferntesten Nachkommen, den er noch zu seinen Lebzeiten sah. Wenn diese Art von „Generation“ gemeint ist, umfasst sie natürlich eine viel längere Zeitperiode als vom zuvor genannten Gesichtspunkt aus gesehen.

Folgendes Beispiel mag dies erläutern: Adam lebte 930 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Während dieser Zeit sah er mindestens acht Generationen seiner Nachkommen, doch zugleich überschnitt sich seine Lebensdauer mit der Lamechs, des Vaters von Noah. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, brach die Sintflut also in der dritten Generation der Menschheitsgeschichte herein (1Mo 5:3-32).

In der Bibel findet man einige wenige Fälle, wo die letztere Berechnungsweise zugrunde liegt. Jehova verhieß Abraham, seine Nachkommen würden ansässige Fremdlinge in einem Land werden, das nicht das ihre sei, und würden „in der vierten Generation“ nach Kanaan zurückkehren (1Mo 15:13, 16). Die in 4. Mose in den Kapiteln 1 bis 3 festgehaltene Volkszählung lässt erkennen, dass es während des 215-jährigen Aufenthalts in Ägypten viele Generationen im Sinn des Altersabstands von Vater und Sohn gegeben haben muss. Die Gesamtzahl der Männer, die kurz nach dem Auszug aus Ägypten 20 Jahre alt oder älter waren, betrug nämlich 603 550 (der Stamm Levi ausgenommen). Dagegen könnte man die in 1. Mose 15:16 erwähnten vier Generationen von der Zeit des Einzugs in Ägypten bis zum Auszug wie folgt berechnen: 1. Levi, 2. Kehath, 3. Amram, 4. Moses (2Mo 6:16, 18, 20). Die durchschnittliche Lebensdauer dieser Personen betrug weit mehr als 100 Jahre. Jede dieser vier „Generationen“ sah somit zahlreiche Nachkommen, möglicherweise die Ururenkel oder noch weitläufigere Abkömmlinge, wenn man für den Zeitabstand vom Vater bis zur Geburt des ersten Sohnes 20 oder manchmal sogar 30 Jahre rechnet. Auf diese Weise lässt sich erklären, wie vier Generationen die Entstehung einer solch großen Bevölkerung bis zur Zeit des Auszugs erleben konnten. (Siehe AUSZUG AUS ÄGYPTEN.)

Ein weiteres Problem, das sich Bibelgelehrten stellt, betrifft die eben erwähnte Volkszählung. In 4. Mose 3:27, 28 heißt es, dass von Kehath vier Familien ausgingen, was zur Zeit des Auszugs die hohe Zahl von 8600 männlichen Personen (8300 gemäß einigen Hss. der LXX) im Alter von einem Monat aufwärts ergab. Es hat also den Anschein, als hätte Moses zu dieser Zeit Tausende Brüder, Cousins und Neffen gehabt. Einige haben hieraus gefolgert, Moses sei nicht der Sohn Amrams, des Sohnes Kehaths, gewesen, sondern der Sohn eines anderen Amram, und es hätten mehrere Generationen dazwischengelegen, sodass genügend Zeit geblieben wäre, dass sich eine solch große männliche Bevölkerung in nur vier kehathitischen Familien bis zur Zeit des Auszugs Israels aus Ägypten hätte entwickeln können.

Das Problem kann man aber auf zweierlei Weise lösen. 1. Wie bereits erwähnt, wurden nicht immer alle Söhne eines Mannes namentlich angegeben. Daher ist es möglich, dass Kehaths vier namentlich angegebene Söhne mehr Söhne hatten als jene ausdrücklich aufgeführten. 2. Wenn auch Levi, Kehath, Amram und Moses, von dem Gesichtspunkt der jeweiligen Lebensdauer aus betrachtet, vier Generationen darstellen, könnte doch jeder im Lauf seines Lebens mehrere Generationen gesehen haben. Selbst wenn wir also jeweils 60 Jahre für die Zeit zwischen der Geburt von Levi und Kehath, Kehath und Amram sowie Amram und Moses einräumen, können innerhalb jeder 60-Jahr-Periode viele Generationen geboren worden sein. Moses könnte bis zur Zeit des Auszugs Ururgroßneffen und möglicherweise sogar deren Kinder gesehen haben. Somit ergibt sich aus der Gesamtzahl von 8600 (oder vielleicht 8300) männlichen Personen nicht notwendigerweise, dass es noch einen anderen Amram zwischen Amram, dem Sohn Kehaths, und Moses gegeben haben muss.

Eine weitere Frage erhebt sich in Verbindung mit der Abstammungslinie des verheißenen Samens, des Messias, nämlich in dem Geschlechtsregister von Nachschon an, dem Vorsteher des Stammes Juda nach dem Auszug aus Ägypten. In Ruth 4:20-22 erscheint Isai als das fünfte Glied in der Linie von Nachschon bis David. Die Zeitspanne vom Auszug bis zu David beträgt etwa 400 Jahre. Dies würde bedeuten, dass jeder dieser Vorväter Davids bei der Geburt seines Sohnes im Durchschnitt vielleicht (wie Abraham) 100 Jahre alt war. Das ist nicht ausgeschlossen und könnte so gewesen sein. Jene im Buch Ruth aufgeführten Söhne müssen nicht die Erstgeborenen gewesen sein, wie auch David nicht der Erstgeborene war, sondern der jüngste von mehreren Söhnen Isais. Außerdem könnte Jehova dafür gesorgt haben, dass die Abstammungslinie des Samens diesen fast wie ein Wunder erscheinenden Verlauf nahm, sodass man rückblickend feststellen konnte, dass er die ganze Zeit hindurch die Angelegenheiten, die den verheißenen Samen betrafen, gelenkt hatte, wie er es zweifellos bereits im Fall Isaaks und Jakobs getan hatte.

Es mögen auch in jenem 400 Jahre umfassenden Abschnitt des messianischen Geschlechtsregisters, der ebenfalls in 1. Chronika 2:11-15, Matthäus 1:4-6 und Lukas 3:31, 32 aufgezeichnet ist, absichtlich Namen ausgelassen worden sein. Andererseits kann aber die Tatsache, dass all die Listen in diesem Teil des Geschlechtsregisters übereinstimmen, bedeuten, dass keine Namen ausgelassen wurden. Doch selbst wenn die Chronisten, die diese Listen zusammenstellten, gewisse Namen ausließen, die sie für ihre Zwecke als unbedeutend oder nicht erforderlich ansahen, so würde dies kein Problem darstellen, denn die Annahme, dass weitere Generationen dazwischenlagen, würde weder der Chronologie noch anderen biblischen Angaben Abbruch tun.

Die Zuverlässigkeit biblischer Geschlechtsregister. Der gewissenhafte und ehrliche Erforscher der biblischen Geschlechtsregister wird nicht behaupten, die Chronisten der Bibel hätten sich in dem Bemühen, ihre Nation, einen Stamm oder eine Einzelperson zu verherrlichen, der Nachlässigkeit, Ungenauigkeit und Übertreibung schuldig gemacht. Man darf nicht vergessen, dass sich diejenigen, die Geschlechtsregister in ihre Schriften einbezogen (Esra und Nehemia beispielsweise), sich auf das Landesarchiv beriefen und ihr Material aus ihnen zugänglichen amtlichen Quellen schöpften. (Siehe CHRONIKA [BÜCHER].) Dort fanden sie die Informationen, die sie brauchten. Sie bedienten sich dieser Listen, um gegenüber allen hinreichend nachzuweisen, was damals nachgewiesen werden musste. Offensichtlich wurden ihre genealogischen Listen von ihren Zeitgenossen – Personen, die Zugang zu den Urkunden hatten und mit den Tatsachen vertraut waren – voll und ganz akzeptiert. Demzufolge muss man die besonderen Umstände berücksichtigen, unter denen die Listen angefertigt wurden. Als Esra und Nehemia mit dieser Aufgabe beschäftigt waren, war gerade eine Zeit der Reorganisation, und die Geschlechtsregister, die sie zusammenstellten, trugen wesentlich dazu bei, dass Dinge, die die lebenswichtigen Interessen der Nation berührten, reibungslos funktionierten.

Solche genealogischen Listen waren zeitlich bedingten Veränderungen unterworfen: Neue Namen wurden ergänzt und alte fallen gelassen. Aus der weiter zurückliegenden Vergangenheit wurden oftmals nur die wichtigeren Familienoberhäupter namentlich angeführt. Manchmal mochten weniger wichtige Namen auf gewissen Listen erscheinen, wenn sie von aktuellem Interesse waren. Die Quellen, die man in einigen Fällen auswertete, sind vielleicht nur Teillisten gewesen. Vielleicht fehlten Teile, oder der Chronist hat selbst Abschnitte übersprungen, weil er sie für seine Zwecke nicht brauchte. Und für unsere Zwecke heute sind sie auch nicht notwendig.

In wenigen Fällen mögen sich beim Abschreiben Fehler in den Text eingeschlichen haben, besonders in der Schreibweise von Namen. Diese stellen aber keine Probleme dar, die sich maßgeblich auf Abstammungslinien auswirken, die zum Verständnis der Bibel erforderlich sind; sie beeinträchtigen auch nicht die Fundamente des Christentums.

Eine gewissenhafte Untersuchung der Bibel führt zur Beseitigung der zuweilen vertretenen irrigen Ansicht, dass die alten Geschlechtsregister aus 1. Mose, Kapitel 5 und 11 sowie aus anderen Bibelbüchern Namen enthalten, die nur in der Vorstellung und Phantasie des Chronisten existiert hätten und deren Erwähnung er aus eigenem Interesse für passend gehalten habe. Jene Chronisten waren ergebene Diener Jehovas und keine Nationalisten; sie waren auf Jehovas Namen bedacht und befassten sich damit, wie Gott mit seinem Volk handelte. Überdies bezogen sich nicht nur andere Bibelschreiber, sondern auch Jesus Christus auf viele Personen als solche, die tatsächlich gelebt haben (Jes 54:9; Hes 14:14, 20; Mat 24:38; Joh 8:56; Rö 5:14; 1Ko 15:22, 45; 1Ti 2:13, 14; Heb 11:4, 5, 7, 31; Jak 2:25; Jud 14). All diesen Beweisen zu widersprechen würde bedeuten, den Gott der Wahrheit der Lüge zu bezichtigen oder zu sagen, er benötige eine Fälschung oder einen Notbehelf, um den Glauben an sein Wort zu fördern. Ferner würde dies die Inspiration der Bibel in Zweifel ziehen.

Es ist so, wie der Apostel Paulus schrieb: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk“ (2Ti 3:16, 17). Daher kann man sich völlig auf die in der Bibel aufgezeichneten Geschlechtsregister verlassen. Sie lieferten nicht nur damals, als man sie zusammenstellte, äußerst wertvolle Daten, sondern wir können auch heute noch davon profitieren. Dank dieser genauen genealogischen Angaben haben wir die volle Gewissheit, dass Jesus Christus der langerwartete verheißene Same Abrahams ist. Sie sind uns eine große Hilfe, die Chronologie bis Adam zurückzuverfolgen – mit keiner anderen literarischen Quelle ist so etwas möglich. Wie wir wissen, hat Gott „aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht, damit sie auf der ganzen Erdoberfläche wohnen, und er verordnete die bestimmten Zeiten und die festgesetzten Wohngrenzen der Menschen“ (Apg 17:26). Tatsächlich geschah dies – wie wir gesehen haben –, „als der Höchste den Nationen ein Erbe gab, als er die Söhne Adams voneinander schied, da setzte er die Grenze der Völker fest mit Rücksicht auf die Zahl der Söhne Israels“ (5Mo 32:8). Und es ist uns klar geworden, wie die Nationen miteinander verwandt sind.

Da wir die Herkunft der Menschheit kennen – Adam war ja ursprünglich „der Sohn Gottes“ (Luk 3:38), und wir sind alle Nachkommen Adams –, verstehen wir die Worte gut: „So wie durch e i n e n Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und sich so der Tod zu allen Menschen verbreitet hat, weil sie alle gesündigt hatten –“ (Rö 5:12). Aufgrund einer solchen Erkenntnis begreifen wir ferner, wieso Jesus Christus „der letzte Adam“ und der „Ewigvater“ sein kann: weil alle Menschen von Adam abstammen, und „so, wie in Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (Jes 9:6; 1Ko 15:22, 45). Wir können nun den Vorsatz Gottes – gehorsame Menschen wieder in das Verhältnis von „Kindern Gottes“ zurückzubringen (Rö 8:20, 21) – besser verstehen. Wir haben wahrgenommen, dass Jehova denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, „bis auf tausend Generationen hin“ liebende Güte erweist (5Mo 7:9). Wir haben bemerkt, dass er als der bündnistreue Gott wahrhaftig und zuverlässig ist und dass er dafür gesorgt hat, dass ein Geschichtsbericht genau erhalten geblieben ist, auf den wir getrost unseren Glauben bauen können. Die Geschlechtsregister sowie andere hervorragende Merkmale der Bibel weisen Gott als den großen Geschichtsschreiber und als denjenigen aus, der diese Berichte bewahrte. (Siehe GESCHLECHTSREGISTER JESU CHRISTI.)

Der Rat des Paulus in Bezug auf Geschlechtsregister. Der Apostel Paulus schrieb um 61 bis 64 u. Z. an Timotheus und warnte ihn davor, „unwahren Geschichten und Geschlechtsregistern Aufmerksamkeit zu schenken, die zu nichts führen, sondern eher Fragen zur Nachforschung hervorrufen, als etwas von Gott darzureichen, was mit Glauben in Verbindung ist“ (1Ti 1:4). Wie berechtigt diese Warnung war, leuchtet einem eher ein, wenn man weiß, wie übertrieben die Juden später Ahnenforschung betrieben und wie penibel sie allen nur möglichen Unstimmigkeiten nachgingen. So heißt es im babylonischen Talmud (Pesachim 62b): „Zwischen Açel und Açel [1Ch 8:38 bis 9:44; ein genealogischer Teil der Bibel] lud er ihm eine Last von vierhundert Kamelen mit Schriftauslegungen auf“ (Der Babylonische Talmud, übertragen durch Lazarus Goldschmidt, Bd. 2, Berlin 1930, S. 497).

Sich dem Studium und der Erforschung derartiger Dinge zu widmen war sinn- und zwecklos, vor allem zu der Zeit, als Paulus an Timotheus schrieb. Es war nämlich nicht länger von entscheidender Bedeutung, die Geschlechtsregister aufzubewahren, um seine Abstammung nachzuweisen, da Gott nun keinerlei Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden in der Christenversammlung machte (Gal 3:28). Auch hatten diese Aufzeichnungen bereits den Nachweis erbracht, dass Christus aus der Linie Davids stammte. Überdies würde Jerusalem, bald nachdem Paulus jene warnenden Worte geschrieben hatte, mitsamt den Aufzeichnungen der Juden in Schutt und Asche liegen. Gott bewahrte sie nicht. Deshalb war Paulus darauf bedacht, dass Timotheus und die Glieder der Versammlungen nicht ihre Zeit damit verschwendeten, den eigenen Stammbaum zu erforschen oder ihn gar zu einem Streitgegenstand zu machen, denn dies hätte den christlichen Glauben in keiner Weise bereichert. Die in der Bibel enthaltene Genealogie beweist zur Genüge, dass Jesus der Messias ist – ein genealogisches Anliegen, das für Christen von größter Wichtigkeit ist. Die anderen biblischen Geschlechtsregister bezeugen überdies, dass der Bibelbericht authentisch, ja wirklich historisch ist.