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Griechisch

Griechisch

Eine Sprache, die zur indogermanischen Sprachfamilie gehört. (Hebräisch zählt zu den semitischen Sprachen, die einer anderen Sprachfamilie eingegliedert sind.) Die Christlichen Schriften wurden ursprünglich in Griechisch abgefasst (mit Ausnahme des Matthäusevangeliums, das zuerst in Hebräisch geschrieben wurde). In der gleichen Sprache erschien auch die erste vollständige Übersetzung der Hebräischen Schriften, die Septuaginta. Griechisch ist eine flektierende oder abwandelnde Sprache, die durch Wurzelerweiterungen (sie bilden zusammen mit der Wurzel den Stamm) sowie durch Endungen eine Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten bietet.

Koine. Die Jahre um 300 v. u. Z. bis etwa 500 u. Z. waren das Zeitalter der Koine, einer Mischung verschiedener griechischer Dialekte, von denen das Attische den größten Einfluss ausübte. Die Koine wurde zu einer Weltsprache. Sie hatte gegenüber den anderen Sprachen jener Tage den entscheidenden Vorteil, dass sie fast in aller Welt verstanden wurde. Die Koine wurde als Gemeinsprache angesehen, d. h. als gemeinsame oder allgemeine Sprache oder allen gemeinsamer Dialekt. Wie weit die Koine verbreitet war, kann man daran erkennen, dass die Erlasse der kaiserlichen Statthalter und des römischen Senats in die Koine übersetzt wurden, bevor man sie im ganzen Römischen Reich bekannt gab. Als Jesus Christus an den Pfahl genagelt wurde, war daher die Inschrift, die über seinem Kopf angebracht war, nicht nur in dem amtlichen Lateinisch und in Hebräisch abgefasst, sondern auch in Griechisch (Koine) (Mat 27:37; Joh 19:19, 20).

Über den Gebrauch der griechischen Sprache im Land Israel schrieb ein Gelehrter: „Obwohl die Masse des jüdischen Volkes den Hellenismus und seine Erscheinungsformen verwarf, hatte man durchaus keine Bedenken, mit den Griechen Umgang zu pflegen und sich der griechischen Sprache zu bedienen. ... Die palästinischen Lehrer schätzten die griechische Übersetzung der Heiligen Schrift sehr und sahen darin ein Mittel, den Heiden die Wahrheit zu überbringen“ (N. Bentwich, Hellenism, 1919, S. 115). In erster Linie war die Septuaginta natürlich für die Juden geschaffen worden, besonders für die, die in der Diaspora lebten und die nicht mehr das reine Hebräisch sprachen, sondern denen Griechisch geläufiger war. Althebräische Ausdrücke, die den jüdischen Gottesdienst betrafen, wurden schließlich durch Ausdrücke griechischen Ursprungs ersetzt. Das Wort synagōgḗ, das „Versammeln“ bedeutet, ist ein Beispiel dafür, dass die Juden griechische Wörter übernahmen.

Die Koine der inspirierten christlichen Bibelschreiber. Da die Schreiber der inspirierten Christlichen Schriften darauf bedacht waren, dass die Botschaft, die sie zu übermitteln hatten, für jeden verständlich war, schrieben sie nicht im klassischen Griechisch, sondern in der Koine. Alle Schreiber waren selbst Juden. Obwohl sie Semiten waren, lag ihnen nichts an der Verbreitung der semitischen Kultur. Stattdessen waren sie daran interessiert, die Wahrheit des unverfälschten Christentums zu verbreiten, und mithilfe der griechischen Sprache konnten sie mehr Menschen erreichen und ihren Auftrag, ‘Jünger aus Menschen aller Nationen zu machen’, besser ausführen (Mat 28:19, 20). Außerdem sahen sie in der Koine ein ausgezeichnetes Mittel, die tiefgründigen Gedanken auszudrücken, die sie anderen zu unterbreiten wünschten.

Die erhabene Botschaft der inspirierten christlichen Bibelschreiber verlieh der Koine Würde, Wärme und Aussagekraft. Griechische Wörter wurden im jeweiligen Kontext der inspirierten Heiligen Schrift inhaltsreicher, gewichtiger und erhielten einen stärkeren geistig-religiösen Sinn.

Alphabet. Alle heutigen europäischen Alphabete stammen entweder direkt oder indirekt vom griechischen Alphabet ab. Dennoch waren die Griechen nicht die Erfinder des Alphabets. Sie entlehnten es nämlich von den Semiten. Das kann man daran erkennen, dass die griechischen Alphabetbuchstaben (etwa aus dem 7. Jahrhundert v. u. Z.) den hebräischen Buchstaben (etwa aus dem 8. Jahrhundert v. u. Z.) ähnelten. Auch war die Reihenfolge der Buchstaben bis auf wenige Ausnahmen gleich. Außerdem ist die Ähnlichkeit in der Aussprache der Namen einiger Buchstaben sehr groß, zum Beispiel álpha (griechisch) und ʼáleph (hebräisch), bḗta (griechisch) und bēth (hebräisch), délta (griechisch) und dáleth (hebräisch). Die Koine hatte 24 Buchstaben. Als man das semitische Alphabet der griechischen Sprache anpasste, machte man einen wertvollen Zusatz, indem man die semitischen Konsonanten (Mitlaute), für die man keine entsprechenden Konsonanten hatte (ʼáleph, heʼ, chēth, ʽájin, waw und jōdh), nahm und sie zu Vokallauten (Vokal = Selbstlaut) umfunktionierte: a, e (kurz), ē (lang), o, y und i.

Wortschatz. Der griechische Wortschatz zeichnet sich durch einen ziemlich großen Umfang und durch Genauigkeit aus. Demjenigen, der in Griechisch schrieb, standen genügend Wörter zur Verfügung, um feine Unterschiede machen zu können, wenn es ihm auf Nuancen in der Bedeutung ankam. So unterscheidet das Griechische zwischen gewöhnlicher Erkenntnis, gnṓsis (1Ti 6:20), und vertiefter Erkenntnis, epígnōsis (1Ti 2:4), und zwischen állos (Joh 14:16), was „ein anderer“ im Sinn von gleichartig bedeutet, und héteros, was „ein anderer“ im Sinn von andersartig bedeutet (Gal 1:6). Viele Ausdrücke und Begriffe in anderen Sprachen gehen auf griechische Wörter zurück und enthalten grundlegende griechische Wurzeln. Das hat dazu geführt, dass die jeweilige Sprache präziser und differenzierter geworden ist.

Substantive (Hauptwörter). Substantive werden nach Kasus (Fall), Genus (Geschlecht) und Numerus (Zahlform) dekliniert. Dazugehörige Wörter wie Pronomen (Fürwörter) und Adjektive (Eigenschaftswörter) werden in Übereinstimmung mit ihrem Bezugswort oder mit dem Wort, das sie näher bestimmen, dekliniert.

Kasus (Fall). Im Allgemeinen vertritt man die Ansicht, dass die Koine fünf Fälle hatte (einige Gelehrte erhöhen diese Zahl auf acht). Im Deutschen werden die Fälle zum Teil durch besondere Endungen gekennzeichnet, zum Teil werden sie durch den vorangestellten Artikel deutlich. In der Koine erfordert jeder Fall gewöhnlich eine andere Form oder Endung.

Artikel (Geschlechtswort). Im Deutschen gibt es den bestimmten Artikel (der, die, das) und den unbestimmten (ein, eine, ein). Die Koine weist dagegen nur den bestimmten Artikel auf (ὁ [ho], ἡ [hē], τό [to]), dessen Gebrauch im Allgemeinen dem des bestimmten Artikels im Deutschen entspricht. Der griechische Artikel wird wie die Substantive nach Kasus, Genus und Numerus gebeugt.

Der griechische Artikel wird nicht nur gebraucht, um Substantive hervorzuheben, sondern er steht auch bei Infinitiven (Grund-, Nennform), Adjektiven, Adverbien (Umstandswörter), Redewendungen, Satzteilen und sogar bei ganzen Sätzen. Der Gebrauch des Artikels bei einem Adjektiv ist in Johannes 10:11 zu finden, wo es nach dem Griechischen wörtlich heißt: „Ich bin der Hirte der vortreffliche.“ Das ist nachdrücklicher als einfach: „Ich bin der vortreffliche Hirte.“ Es ist so, als ob „vortrefflich“ in Kursivschrift gesetzt wäre.

Ein Beispiel dafür, dass der Artikel im Griechischen einen ganzen Satz bestimmt, ist in Römer 8:26 zu finden, wo der Satzteil „das, was wir beten sollten, so wie wir es nötig haben“ mit dem Artikel im Neutrum („das“) beginnt. Durch diese betonte Satzstellung drückt das Griechische aus, dass es sich um ein konkretes Problem handelt, ohne es beim Namen nennen zu müssen. Im Deutschen kann durch die Formulierung „das, was wir beten sollten“ (NW) Ähnliches erreicht werden. Damit handelt es sich um eine genaue, nahezu wörtliche Wiedergabe des Griechischen.

Verben (Zeit-, Tätigkeitswörter). Griechische Verben werden in erster Linie aus der Verbalwurzel gebildet, die hauptsächlich durch Affixe, d. h. Präfixe (Vorsilben) bzw. Suffixe (Nachsilben), erweitert werden kann und zusammen mit diesen den Stamm bildet, an den Endungen angefügt werden. Die Verben werden nach Genus verbi (auch Diathese genannt, Aktionsform oder Handlungsrichtung), Modus (Aussageweise), Tempus (Zeitform), Person und Numerus (Zahlform) konjugiert. Die Verben erfordern im Griechischen ein umfangreicheres und tieferes Studium als die Substantive. Ein besseres Verständnis der Koine – vor allem der Verben – hat es Übersetzern in den letzten Jahren ermöglicht, den Leser die wahre Würze der Christlichen Griechischen Schriften besser schmecken zu lassen und ihm ihre Bedeutung deutlicher vor Augen zu führen, als dies bei älteren Übersetzungen der Fall war. In den folgenden Absätzen wird gezeigt, wie sich eine Kenntnis der Besonderheiten des griechischen Verbs auf das Verständnis der Bibel ausgewirkt hat.

Genus verbi (Handlungsrichtung). Das Deutsche kennt nur zwei Genera verbi, nämlich Aktiv (Tatform) und Passiv (Leideform); das Griechische weist zusätzlich ein Medium auf, das eine der bezeichnendsten Erscheinungen der griechischen Sprache ist. Bei diesem Genus verbi ist das Subjekt (der Satzgegenstand) an den Ergebnissen der Handlung beteiligt oder veranlasst mitunter die Handlung. Das Medium betont das Interesse des Handelnden an der Handlung des Verbs.

Das Medium wurde auch in verstärkender Bedeutung gebraucht („intensives Medium“). Es diente dann etwa dem Zweck, den im Deutschen die Kursivschrift erfüllt. Nachdem Paulus mitgeteilt worden war, dass Fesseln und Drangsale auf ihn warteten, wenn er nach Jerusalem käme, sagte er: „Dessen ungeachtet schätze ich meine Seele nicht als teuer ein für mich, wenn ich nur meinen Lauf vollenden kann und den Dienst, den ich vom Herrn Jesus empfangen habe“ (Apg 20:22-24). Das hier mit „ich schätze“ (poioúmai) wiedergegebene Verb steht im Medium. Paulus wollte nicht sagen, er habe keine Wertschätzung für sein Leben. Aus seinen Worten geht vielmehr hervor, dass er der Erfüllung seines Dienstauftrages eine weit größere Bedeutung beimaß. So lautete sein Entschluss, ungeachtet wie andere darüber denken würden.

Das Medium wird auch in Philipper 1:27 gebraucht, wo es heißt: „Nur betragt euch [oder „benehmt euch weiterhin als Bürger“] auf eine Weise, die der guten Botschaft über den Christus würdig ist.“ Das Verb politeuomai, „Bürger sein“, steht in diesem Text im Medium (politeuesthe) und bedeutet „sich weiterhin als Bürger benehmen“, das heißt sich an den Aktivitäten von Bürgern beteiligen, an der Verkündigung der guten Botschaft teilzunehmen. Die römischen Bürger nahmen im Allgemeinen aktiv am politischen Geschehen teil, denn das römische Bürgerrecht wurde sehr hoch geschätzt, besonders in Städten, deren Einwohnern wie im Fall Philippis von Rom das Bürgerrecht verliehen worden war. Demnach fordert hier Paulus Christen auf, sich nicht passiv zu verhalten, indem sie sich lediglich mit der Stellung eines Christen zufriedengäben; vielmehr sollten sie sich aktiv an der christlichen Tätigkeit beteiligen. Dies ist im Einklang mit seinen späteren Worten, die er an sie richtet: „Was uns betrifft, unser Bürgerrecht besteht in den Himmeln“ (Php 3:20).

Tempora (Zeitformen). Ein weiteres wichtiges, charakteristisches Merkmal des Griechischen, das zu seiner Genauigkeit beiträgt, ist der Gebrauch der Tempora, der Zeitformen des Verbs. Die Zeitform schließt zwei Elemente ein: die Aktionsart (auch Aspekt genannt), d. h. die Art und Weise der Handlung (das wichtigere Element), und die Zeitstufe (das weniger wichtige). Die griechische Sprache verfügt im Wesentlichen über drei Aktionsarten oder Aspekte (Betrachtungsweisen), die alle eine Handlung modifizieren: 1. die Fortdauer (Beispiel: „auf der Flucht sein“), die im Wesentlichen durch das Präsens ausgedrückt wird, das in der Hauptsache eine Handlung in ihrem Verlauf oder eine wiederholte oder gewohnheitsmäßige Handlung bezeichnet; 2. eine vollendete oder im Ergebnis vorliegende Handlung, ein erreichter Zustand (Beispiel: „geflohen [und nun in Sicherheit] sein“), was hauptsächlich durch das Perfekt zum Ausdruck gebracht wird; 3. das Punktuelle oder Momentane (Beispiel: „fliehen“), das durch den Aorist ausgedrückt wird. Natürlich gibt es noch andere Tempora, wie z. B. das Imperfekt, das Plusquamperfekt und das Futur.

Den Unterschied in den griechischen Tempora kann man folgendermaßen veranschaulichen: In 1. Johannes 2:1 schreibt der Apostel Johannes: „Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater“ (EÜ). Das griechische Verb für „sündigen“ steht im Aorist; somit ist die Handlung punktuell oder momentan. Der Aorist weist hier auf e i n e n Akt des Sündigens hin, wohingegen das Präsens den Zustand des Sünderseins oder das andauernde, fortgesetzte Sündigen bezeichnen würde. Johannes spricht also nicht von jemandem, der gewohnheitsmäßig sündigt, sondern von jemandem, der „eine Sünde begeht“. (Vgl. Mat 4:9, wo der Aorist anzeigt, dass der Teufel Jesus nicht aufforderte, ihm ständig oder fortgesetzt Anbetung zu erweisen, sondern nur „einen Akt der Anbetung“.)

Wenn nun in einer Lesart von 1. Johannes 3:6, 9 nicht berücksichtigt wird, dass das Verb hier jeweils im Präsens steht, scheint Johannes seinen eigenen, oben angeführten Worten zu widersprechen. Zum Beispiel heißt es in der Einheitsübersetzung: „Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht“, und: „Jeder, der von Gott stammt, tut keine Sünde.“ Solche Wiedergaben versäumen es, im Deutschen die Fortdauer der Handlung zu verdeutlichen, die bei den hier gebrauchten griechischen Verben durch das Präsens ausgedrückt wird. Wer genau sein will, übersetzt hier nicht „sündigt nicht“ und „tut keine Sünde“, sondern beachtet, dass die Handlung andauert, und gibt die Verben dementsprechend wieder: „treibt nicht Sünde“, „begeht nicht fortgesetzt Sünde“ (NW). In dem von Ludwig Thimme herausgegebenen Neuen Testament (1946) wird der zweite Teil von Vers 6, der ebenfalls eine Präsensform enthält, wie folgt wiedergegeben: „Wer aber ein Leben in der Sünde führt“, und der besagte Teil von Vers 9: „kann nicht in Sünde leben“. Jesus gebot seinen Nachfolgern: „So fahrt denn fort, zuerst das Königreich ... zu suchen“ (NW); sie sollten sich also ständig bemühen. Diese Wiedergabe ist genauer als lediglich: „Suchet vielmehr zuerst das Reich“ (JB) (Mat 6:33).

Bei Verboten unterscheiden sich Präsens und Aorist ebenfalls deutlich. Im Präsens bedeutet ein Verbot mehr, als etwas nicht zu tun. Es bedeutet, damit aufzuhören. Auf dem Weg nach Golgotha sagte Jesus Christus zu den Frauen, die ihm folgten, nicht lediglich: „Weint nicht“, sondern vielmehr, da sie bereits weinten: „Hört auf, über mich zu weinen“ (Luk 23:28). Desgleichen sprach Jesus zu den Taubenverkäufern im Tempel: „Hört auf, das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus zu machen!“ (Joh 2:16). In der Bergpredigt sagte er: ‘Hört auf, euch Sorgen zu machen über das, was ihr essen, trinken oder anziehen werdet’ (Mat 6:25). Dagegen bedeutet ein Verbot im Aorist einen Befehl, etwas nicht zu tun, und zwar zu irgendeinem Zeitpunkt. Von Jesus heißt es, dass er seine Zuhörer aufforderte: „Macht euch also niemals Sorgen [d. h., macht euch zu keinem Zeitpunkt Sorgen] um den nächsten Tag“ (Mat 6:34). Hier wird also der Aorist gebraucht, um anzuzeigen, dass sich die Jünger zu keiner Zeit Sorgen machen sollten.

Ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit, beim Übersetzen die griechische Zeitform zu berücksichtigen, findet man in Hebräer 11:17. Einige Übersetzungen lassen die spezielle Bedeutung außer Acht, die in dem Tempus des Verbs liegt. In dem Neuen Testament von Rösch/Bott wird der zweite Teil dieses Verses folgendermaßen wiedergegeben: „Er [Abraham] opferte seinen einzigen Sohn [Isaak].“ Das Verb „opferte“ steht in diesem Text im Imperfekt. Diese Zeitform kann eine Handlung bezeichnen, die beabsichtigt war oder versucht wurde, aber nicht verwirklicht oder ausgeführt wurde. Deshalb vermittelt die Wiedergabe: „[Er] versuchte, seinen einziggezeugten Sohn als Opfer darzubringen“ (NW) ein getreueres Bild von dem Geschehnis. Dementsprechend heißt es in anderen Übersetzungen: „Seinen einzigen Sohn wollte er opfern“ (Alb). „Er war bereit, seinen einzigen Sohn zu opfern“ (GN). „Er war im Begriff, den Eingeborenen darzubringen“ (JB). Ein weiteres Beispiel ist in Lukas 1:59 zu finden, wo von der Zeit der Beschneidung von Sacharjas und Elisabeths Sohn die Rede ist. Das hier gebrauchte Imperfekt deutet darauf hin, dass die Stelle nicht lauten sollte: „Sie nannten es [das Kind] nach dem Namen seines Vaters: Zacharias“ (EB), sondern: „Sie schickten sich an, es nach dem Namen seines Vaters Sacharja zu benennen“ (NW), oder: „Sie wollten es nach seinem Vater Zacharias nennen“ (GN; vgl. EÜ, JB, RevEB). Dies stimmt mit dem überein, was dann tatsächlich geschah; gemäß den Anweisungen des Engels Gabriel nannte man das Kind nämlich Johannes (Luk 1:13).

Transliteration und Aussprache. Hiermit ist die Schreibweise eines griechischen Wortes in Buchstaben eines anderen Alphabets gemeint. In den meisten Fällen handelt es sich einfach um einen Austausch der einzelnen Buchstaben (eine buchstabengetreue Umsetzung, die man als Transliteration bezeichnet), z. B. b gegen β, g gegen γ. Das trifft auch auf den Austausch der griechischen Vokale zu wie a gegen α, e gegen ε, ē gegen η, i gegen ι, o gegen ο, y gegen υ und ō gegen ω. In den Fällen jedoch, in denen die Transliteration von der tatsächlichen Aussprache abweicht, wird in diesem Werk eine Transkription hinzugefügt (z. B. euaggélion [sprich: euangélion]).

Diphthonge (Zwielaute). Die obige allgemeine Regel bezüglich des Austauschs der einzelnen Buchstaben gilt auch für die meisten Diphthonge: ai gegen αι, ei gegen ει, oi gegen οι. Der Buchstabe y psilón (υ) erscheint in Diphthongen nicht als y, sondern als u: αυ ist au, nicht ay; ευ ist eu, nicht ey; ου ist ou (sprich: u), nicht oy; ηυ ist ēu, nicht ēy. Eine Ausnahme bildet der Diphthong υι, der in der Umschrift als yi erscheint und üi ausgesprochen wird.

Laute, die auf den ersten Blick wie Diphthonge aussehen, aber getrennt gesprochen werden – also in Wirklichkeit gar keine Diphthonge sind –, haben über dem zweiten Vokalbuchstaben zwei Punkte ( ͏̈), das sogenannte Trema (diese getrennte Aussprache nennt man Diärese), zum Beispiel αϋ, εϋ, οϋ, ηϋ, ωϋ, αϊ, οϊ. Das Trema über einem iṓta (ϊ) oder y psilón (ϋ) zeigt an, dass es keinen echten Diphthong mit dem vorangehenden Vokal bildet. Daher wird das y psilón mit einem Trema nicht als u, sondern als y umschrieben. Die obigen Beispiele werden dementsprechend wie folgt wiedergegeben: ay, ey, oy, ēy, ōy, ai, oi.

Unter einigen Vokalen (α, η, ω) befindet sich ein kleines iṓta (ι) – das sogenannte Iota subscriptum. Hierbei handelt es sich um ein daruntergeschriebenes iṓta, das nicht ausgesprochen wird. Bei der Transliteration steht jedoch das für das iṓta in der Umschrift verwendete i nicht unter dem Vokal, sondern daneben. So wird ᾳ zu ai, ῃ zu ēi und ῳ zu ōi. In Verbindung mit großen Anfangsbuchstaben wird dieses „stumme“ iṓta klein daneben geschrieben, wird aber ebenfalls nicht ausgesprochen (Iota adscriptum). Die Transkription, die die tatsächliche Aussprache anzeigt, berücksichtigt in beiden Fällen dieses iṓta nicht.

Akzente (Betonungszeichen). Es gibt im Griechischen drei Arten des Akzentes: den Akut (΄), den Zirkumflex ( ͏̑ oder ͏͂) und den Gravis (`). Die Akzente stehen bei Kleinbuchstaben über dem Vokal (bei Diphthongen über dem zweiten Vokal) der tontragenden Silbe, bei großen Anfangsbuchstaben oben vor dem Vokal. In dieser Veröffentlichung wird die Betonung bei Umschriften in der Regel durch einen Akut gekennzeichnet. Somit wird für λόγος die Betonung wie folgt angegeben: lógos; ζῷον wäre dementsprechend zṓion (sprich: zṓon). Bei den Diphthongen αυ, ευ und ηυ erscheint die Betonung jedoch in Form eines Striches unter den beiden Vokalen (z. B. eu wie in pneuma).

Silben. Ein griechisches Wort hat so viele Silben, wie es Vokale oder Diphthonge hat. Demnach hat λόγος (lógos) zwei Vokale und daher zwei Silben. Die beiden Vokale eines Diphthongs sind in einer Silbe, nicht in zweien. Das Wort πνεῦμα (pneuma) hat einen Diphthong (eu) und einen weiteren Vokal (a) und hat somit zwei Silben.

Die Silbentrennung erfolgte nach folgenden Regeln: 1. Wenn in der Mitte eines Wortes ein Konsonant steht, so bleibt dieser mit dem folgenden Vokal der nächsten Silbe verbunden. Aus dem Wort πατήρ würde dann pa·tḗr. 2. Mitunter tritt in einem griechischen Wort eine Konsonantenkombination in der Wortmitte auf. Wenn ein griechisches Wort mit der gleichen Kombination von Konsonanten beginnen kann, darf sie auch am Anfang einer Silbe stehen. Zum Beispiel würde κόσμος so getrennt: kó·smos. Die Konsonantenkombination sm verbleibt beim zweiten Vokal. Das ist deshalb so, weil viele griechische Wörter – wie Smýrna – mit diesen beiden Konsonanten beginnen. Wenn allerdings eine bestimmte Konsonantenkombination in der Wortmitte auftritt und kein griechisches Wort mit der gleichen Kombination beginnt, werden diese voneinander getrennt. Weil kein griechisches Wort mit ss beginnt, wird βύσσος deshalb folgendermaßen getrennt: býs·sos. Die Silbentrennung wird bei der Transliteration nicht angezeigt. Ein eingeschobener hochgestellter Punkt wird in den Fällen verwendet, in denen eine Verwechslung bei der Aussprache möglich ist (z. B. ais·chýnē).

Hauchzeichen. Jeder Vokal am Anfang eines Wortes muss ein Hauchzeichen erhalten, entweder den Spiritus asper („rauer Hauch“) oder den Spiritus lenis („weicher Hauch“). Der Spiritus lenis (᾿) ist nicht hörbar und wird deshalb bei der Transliteration nicht berücksichtigt. Der Spiritus asper (῾) entspricht dagegen dem deutschen h. Bei großen Anfangsbuchstaben werden beide Hauchzeichen vor das Wort gesetzt. Dann ist Ἰ I, während Ἱ mit Hi wiedergegeben wird. Bei kleinen Anfangsbuchstaben stehen die Hauchzeichen über dem ersten Buchstaben, bei den meisten Diphthongen am Wortanfang über dem zweiten. Daher erscheint αἰών in der Umschrift als aiṓn, aber ἁγνός als hagnós und αἱρέομαι als hairéomai.

Auch der griechische Buchstabe rhō (ρ), der mit r wiedergegeben wird, muss am Wortanfang den Spiritus asper (῾) bekommen. Die Transliteration von ῥαββεί ist also rhabbéi.

[Übersicht auf Seite 1018]

DAS GRIECHISCHE ALPHABET

Buchstabe

Name

Transliteration und Aussprache1

Α α

Alpha (Álpha)

a

Β β

Beta (Béta)

b

Γ γ

Gamma (Gámma)

g 2

Δ δ

Delta (Délta)

d

Ε ε

Epsilon (E psilón)

e (kurz)

Ζ ζ

Zeta (Zéta)

z (gesprochen: ds [stimmhaft])

Η η

Eta (Éta)

ē (lang)

Θ θ

Theta (Théta)

th

Ι ι

Jota (Ióta)

i (nie als j gesprochen)

Κ κ

Kappa (Káppa)

k

Λ λ

Lambda (Lámbda)

l

Μ μ

My (My)

m

Ν ν

Ny (Ny)

n

Ξ ξ

Xi (Xi)

x

Ο ο

Omikron (O mikrón)

o (kurz)

Π π

Pi (Pi)

p

Ρ ρ

Rho (Rhō)

r

Σ σ, ς3

Sigma (Sígma)

s (gesprochen: ß [stimmlos])4

Τ τ

Tau (Tau)

t

Υ υ

Ypsilon (Y psilón)

y (gesprochen: ü)5

Φ φ

Phi (Phi)

ph

Χ χ

Chi (Chi)

ch

Ψ ψ

Psi (Psi)

ps

Ω ω

Omega (Ō méga)

ō (lang)

1 Die hier angegebene Aussprache unterscheidet sich von der neugriechischen.

2 Vor κ, ξ, χ und vor einem weiteren γ ist γ ein Nasallaut und wird wie das deutsche n vor g und k in singen, Dank gesprochen.

3 ς steht nur am Wortende.

4 σχ wird nicht wie sch, sondern getrennt gesprochen (s·ch); auch σπ und στ lauten wie sp und st (nie schp und scht).

5 Als zweiter Buchstabe in einem Diphthong wird Ypsilon zu einem u.