Haggai (Buch)
Ein inspiriertes Buch der Hebräischen Schriften, das zu den sogenannten „Kleinen Propheten“ gerechnet wird. Es besteht aus vier Botschaften, die Jehova an die aus dem Babylonischen Exil zurückgekehrten Juden richtete, um sie anzuspornen, den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem zu vollenden. Es ist auch ein prophetisches Buch und sagt u. a. voraus, dass das Haus Jehovas mit Herrlichkeit gefüllt werde und menschliche Königreiche gestürzt würden (Hag 2:6, 7, 21, 22).
Schreiber und Kanonizität. Der Schreiber des Buches war der Prophet Haggai, der die darin enthaltenen Botschaften persönlich übermittelte (Hag 1:1; 2:1, 10, 20; siehe HAGGAI). In den meisten alten Verzeichnissen der Hebräischen Schriften wird das Buch Haggai zwar nicht namentlich erwähnt, aber in ihren Hinweisen auf die zwölf „Kleinen Propheten“ ist es offensichtlich eingeschlossen, denn sonst wäre die Zahl 12 nicht vollständig. Die Juden haben die Zugehörigkeit des Buches Haggai zu den Hebräischen Schriften nie angezweifelt, und das in Hebräer 12:26 angeführte Zitat aus Haggai 2:6 ist eine eindeutige Bestätigung seiner Kanonizität. (Vgl. Hag 2:21.)
Stil. Die Sprache ist einfach, und die Bedeutung des Inhalts ist unmissverständlich. Manchmal werden Fragen aufgeworfen, die zum Nachdenken anregen (Hag 1:4, 9; 2:3, 12, 13, 19). Das Buch Haggai enthält strenge Zurechtweisungen sowie Ermunterungen und Hoffnung einflößende Prophezeiungen. Der göttliche Name, Jehova, kommt in den 38 Versen 35-mal vor, und es ist auch unverkennbar, dass die Botschaften von Gott stammten und Haggai der von ihm beauftragte Bote war (Hag 1:13).
Zeit der Niederschrift und Umstände. Die vier von Haggai niedergeschriebenen Botschaften wurden im zweiten Jahr des persischen Königs Darius Hystaspis (520 v. u. Z.) im Verlauf von ungefähr vier Monaten in Jerusalem verkündet, und wahrscheinlich war das Buch im Jahr 520 v. u. Z. vollendet (Hag 1:1; 2:1, 10, 20). Zum selben Zweck und zur selben Zeit wie der Prophet Haggai prophezeite auch Sacharja (Esr 5:1, 2; 6:14).
Botschaften von bleibendem Nutzen. Das Buch Haggai erzeugt u. a. Glauben an Jehova, ein unerlässliches Erfordernis für Diener Gottes. Es zeigt, dass Gott mit seinem Volk ist (Hag 1:13; 2:4, 5), und spornt es an, Gottes Interessen allem voranzustellen (Hag 1:2-8; Mat 6:33). Sein Inhalt lässt deutlich erkennen, dass Jehova kein Gefallen hat an einer bloß formellen Anbetung (Hag 2:10-17; vgl. Jes 29:13, 14; Mat 15:7-9), dass aber eine dem göttlichen Willen entsprechende Handlungsweise gesegnet wird (Hag 2:18, 19; vgl. Spr 10:22). Der Schreiber des Hebräerbriefes weist darauf hin, dass sich Haggai 2:6 in Verbindung mit Gottes Königreich unter Jesus Christus in einem größeren Ausmaß erfüllen wird (Heb 12:26-29).
[Kasten auf Seite 1040]
HÖHEPUNKTE VON HAGGAI
Vier Botschaften als Ansporn für die Juden, den Wiederaufbau des Tempels Jehovas voranzutreiben
Niederschrift in Jerusalem 17 Jahre nach der Rückkehr der Juden aus dem Exil, als die Bauarbeiten am Tempel noch nicht abgeschlossen waren
Botschaft an ein Volk, das in getäfelten Häusern wohnt, während das Haus Jehovas in Trümmern liegt (1:1-15)
Denen, die meinen, die Zeit für den Wiederaufbau des Tempels sei nicht gekommen, macht Jehova klar, dass er ihnen wegen der Vernachlässigung dieses Werkes seinen Segen entzogen hat, sodass die Ernten spärlich ausfallen und man Lohnarbeiter nur dürftig entlohnt
Serubbabel, Josua und die Übrigen des Volkes nehmen es sich zu Herzen; sie erhalten die Zusicherung, dass Jehova beim Wiederaufbau des Tempels mit ihnen sein wird; die Arbeit am Tempel beginnt
Ankündigung, dass Jehova sein Haus mit Herrlichkeit füllen wird (2:1-9)
In den Augen der Betagten, die noch die Herrlichkeit des Tempels Salomos gesehen haben, ist der neue Bau wie nichts
Jehova fordert Serubbabel, Josua und die Übrigen des Volkes auf, stark – nicht mutlos – zu sein und die Arbeit fortzusetzen; er sichert ihnen zu, dass die Herrlichkeit des wieder aufgebauten Tempels die des früheren Tempels übertreffen wird
Das Volk wird darauf aufmerksam gemacht, dass es selbst und sein ganzes Werk durch das Versäumnis, den Tempel wieder aufzubauen, vor Gott unrein geworden ist (2:10-19)
Die Antworten der Priester auf bestimmte Fragen zeigen, dass Heiligkeit nicht übertragbar ist, wohl aber Unreinheit
Jehova ermuntert das Volk, indem er ihm mitteilt, dass er von dem Tag an, an dem die Grundlage des Tempels gelegt worden ist, seinen Segen geben und die spärlichen Ernten beenden wird
Botschaft an Serubbabel, dass Jehova die Himmel und die Erde erschüttern wird (2:20-23)
Wenn Jehova Himmel und Erde erschüttert, wenn er sogar den Thron von Königreichen umstürzt, werden die Feinde ihre Waffen gegen sich selbst richten; somit wird es keiner Macht gelingen, den Wiederaufbau des Tempels zu unterbinden
Jehova wird Serubbabel wie seinen eigenen Siegelring machen als Garantie dafür, dass die Stellung Serubbabels sicher sein wird, ungeachtet irgendwelcher künftiger Ereignisse