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Heiligkeit

Heiligkeit

Heiliger Zustand oder heiliges Wesen. Heiligkeit bedeutet „religiöse Reinheit“, „Heiligung“. Unter dem hebräischen Wort qó·dhesch verstand man ursprünglich auch einen Zustand des Abgesondertseins oder des Geheiligtseins für Gott, der heilig ist; für den Dienst Gottes bestimmt sein. In den Christlichen Griechischen Schriften bedeuten die mit „heilig“ (hágios) und „Heiligkeit“ (hagiasmós [auch „Heiligung“] hagiótēs; hagiōsýnē) wiedergegebenen Wörter ebenfalls „Absonderung für Gott“; sie werden auch auf die Heiligkeit als Eigenschaft Gottes und auf die Reinheit oder Vollkommenheit des Wandels eines Menschen angewandt.

Jehova. Heiligkeit ist eine Eigenschaft, die Jehova gehört (2Mo 39:30; Sach 14:20). Christus Jesus redete ihn mit „heiliger Vater“ an (Joh 17:11). Auch von den Engeln im Himmel wird berichtet, dass sie sagen: „Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen“, wodurch sie ihm Heiligkeit und Reinheit im höchsten Grad zuschreiben (Jes 6:3; Off 4:8; vgl. Heb 12:14). Er ist der Heiligste; er überragt alle anderen an Heiligkeit (Spr 30:3; das hier mit „der Heiligste“ wiedergegebene hebräische Wort steht im Plural und bezeichnet einen Hoheits- oder Majestätsplural). Am Turban des Hohen Priesters war ein glänzendes goldenes Stirnblatt angebracht, auf dem die Worte eingraviert waren „Heiligkeit gehört Jehova“. Immer wenn die Israeliten das sahen, wurden sie daran erinnert, dass Jehova der Quell aller Heiligkeit ist. Das Stirnblatt wurde „das heilige Zeichen der Hingabe“ genannt, um anzudeuten, dass der Hohe Priester für einen besonders heiligen Dienst abgesondert worden war (2Mo 28:36; 29:6). Nach der Befreiung aus dem Roten Meer sangen die Israeliten in Moses’ Siegeslied: „Wer ist dir gleich unter den Göttern, o Jehova? Wer ist dir gleich, der du dich mächtig erweist in Heiligkeit?“ (2Mo 15:11; 1Sa 2:2). Als zusätzliche Bestätigung dafür, dass er sein Wort erfüllen würde, hat Jehova sogar bei seiner Heiligkeit geschworen (Am 4:2).

Gottes Name ist heilig, von jeder Verunreinigung abgesondert (1Ch 16:10; Ps 111:9). Sein Name, Jehova, sollte als einziger heiliggehalten oder geheiligt werden (Mat 6:9). Respektlosigkeit gegenüber seinem Namen ist ein Vergehen, das den Tod verdient (3Mo 24:10-16, 23; 4Mo 15:30).

Da Jehova Gott der Urheber aller gerechten Grundsätze und Gesetze (Jak 4:12) ist und da alle Heiligkeit von ihm ausgeht, wird eine Person oder Sache aufgrund ihres Verhältnisses zu Jehova und zu seiner Anbetung heilig. Ohne den Heiligsten erkannt zu haben, ist es unmöglich, Verständnis und Weisheit zu besitzen (Spr 9:10). Jehova kann nur in Heiligkeit angebetet werden. Wer vorgibt, ihn anzubeten, aber irgendwelche unreinen Handlungen begeht, ist in Gottes Augen verabscheuungswürdig (Spr 21:27). Als Jehova vorhersagte, dass er für sein Volk einen Weg bereiten werde, damit es aus dem Babylonischen Exil nach Jerusalem zurückkehren könne, sagte er: „Er wird der ‚Weg der Heiligkeit‘ genannt werden. Der Unreine wird nicht darüberziehen“ (Jes 35:8). Der kleine Überrest, der 537 v. u. Z. zurückkehrte, ließ sich nicht von politischen oder selbstsüchtigen Erwägungen leiten, sondern war von dem aufrichtigen heiligen Wunsch erfüllt, die wahre Anbetung wiederherzustellen. (Vgl. die Prophezeiung in Sach 14:20, 21.)

Heiliger Geist. Jehovas wirksame Kraft oder sein Geist untersteht seiner Kontrolle und führt stets seinen Vorsatz aus. Der heilige Geist ist rein, heilig und für den Dienst Gottes abgesondert. Aus diesem Grund wird er „heiliger Geist“ und „der Geist der Heiligkeit“ genannt (Ps 51:11; Luk 11:13; Rö 1:4; Eph 1:13). Der heilige Geist, der auf eine Person einwirkt, ist eine Kraft, die Heiligkeit oder Reinheit fördert. Jede unreine oder verkehrte Handlung bewirkt, dass dieser Geist abgehalten oder „betrübt“ wird (Eph 4:30). Der heilige Geist an sich ist zwar unpersönlich, aber er bringt Gottes heilige Persönlichkeit zum Ausdruck und kann daher auch „betrübt“ werden. Wer Sünde treibt, „löscht das Feuer des Geistes ... aus“ (1Th 5:19). Gibt jemand sein verkehrtes Handeln nicht auf, wird Gottes heiliger Geist sozusagen ‘verletzt’, was zur Folge haben könnte, dass Gott zum Feind des Rebellen wird (Jes 63:10). Eine Person, die den heiligen Geist betrübt, geht vielleicht sogar so weit, dass sie gegen ihn lästert – eine Sünde, von der Jesus sagte, sie werde weder im gegenwärtigen System der Dinge noch in dem kommenden vergeben werden (Mat 12:31, 32; Mar 3:28-30; siehe GEIST).

Jesus Christus. Jesus Christus ist in einem besonderen Sinn der Heilige Gottes (Apg 3:14; Mar 1:24; Luk 4:34). Seine Heiligkeit stammt von Jehova, seinem Vater, der ihn als seinen einziggezeugten Sohn erschaffen hat. Als derjenige, der seinem Vater im Himmel am nächsten steht, bewahrte er seine Heiligkeit im Himmel (Joh 1:1; 8:29; Mat 11:27). Nachdem sein Leben in den Mutterleib der Jungfrau Maria übertragen worden war, wurde er als heiliger menschlicher Sohn Gottes geboren (Luk 1:35). Er ist der Einzige, der als Mensch frei von Sünde war und vollkommene Heiligkeit bewahrte, ja der noch am Ende seines irdischen Lebens „loyal, arglos, unbefleckt, getrennt von den Sündern“ war (Heb 7:26). Er wurde aufgrund seiner eigenen Verdienste gerechtgesprochen (Rö 5:18). Andere Menschen können nur aufgrund der Heiligkeit Christi in Gottes Augen heilig werden. Auch können sie diesen Zustand nur durch den Glauben an sein Loskaufsopfer erreichen, d. h. durch den „allerheiligsten Glauben“, der, sofern man daran festhält, bewirkt, dass man in Gottes Liebe bleibt (Jud 20, 21).

Andere Personen. Die ganze Nation Israel galt als heilig, weil Gott die Israeliten auserwählt und geheiligt hatte, indem er ausschließlich mit ihnen in ein Bundesverhältnis getreten war, wodurch sie sein besonderes Eigentum wurden. Er sagte zu ihnen, sie würden, sofern sie ihm gehorchten, „ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation“ sein (2Mo 19:5, 6). Durch Gehorsam sollten sie sich ‘wirklich ihrem Gott als heilig erweisen’. Gott ermahnte sie mit den Worten: „Ihr sollt euch als heilig erweisen, denn ich, Jehova, euer Gott, bin heilig“ (4Mo 15:40; 3Mo 19:2). Die Speisegesetze, die Hygienevorschriften und die Sittengesetze, die Gott ihnen gegeben hatte, erinnerten sie ständig daran, dass sie ein für ihn abgesondertes und geheiligtes Volk waren. Durch die Schranken, die ihnen diese Gesetze auferlegten, wurde ihr Verkehr mit ihren heidnischen Nachbarn stark eingeschränkt. Das erwies sich als ein Schutz und half ihnen, heilig zu bleiben. Gehorchten sie Gottes Gesetzen jedoch nicht, so verloren sie ihre Heiligkeit (5Mo 28:15-19).

Die Nation Israel als Ganzes war also heilig; dennoch gab es in ihrer Mitte Personen, die in einem besonderen Sinn als heilig betrachtet wurden. Die Priester und vor allem der Hohe Priester wurden für den Dienst im Heiligtum abgesondert; sie vertraten das Volk vor Gott. In dieser Eigenschaft waren sie heilig und mussten heilig bleiben, um ihren Dienst verrichten zu können und von Gott jederzeit als heilig angesehen zu werden (3Mo 21; 2Ch 29:34). Die Propheten und andere von Gott inspirierte Bibelschreiber waren heilige Männer (2Pe 1:21). Der Apostel Petrus bezeichnete treue Frauen der alten Zeit als „heilig“ (1Pe 3:5). Israelitische Soldaten, die an einem Kriegszug teilnahmen, galten als heilig, denn die Kriege, die sie führten, waren Kriege Jehovas (4Mo 21:14; 1Sa 21:5, 6). Alle männlichen Erstgeborenen Israels waren Jehova heilig, weil er beim Passah in Ägypten die Erstgeborenen am Leben erhalten hatte; sie gehörten ihm (4Mo 3:12, 13; 8:17). Darum musste jeder Erstgeborene im Heiligtum losgekauft werden (2Mo 13:1, 2; 4Mo 18:15, 16; Luk 2:22, 23). Ein Mann (oder eine Frau), der ein Gelübde abgelegt hatte, um eine Zeit lang als Nasiräer zu leben, galt für die Dauer des Gelübdes als heilig. Er sollte sich während dieser Zeit ausschließlich einem besonderen Dienst Jehovas widmen. Der Nasiräer musste bestimmte gesetzliche Vorschriften beachten; eine Verletzung dieser Vorschriften machte ihn unrein. In einem solchen Fall musste er ein besonderes Opfer darbringen, um wieder heilig zu werden. Die Tage vor seiner Verunreinigung zählten nicht als Erfüllung seines Nasiräats; er musste von Neuem beginnen, sein Gelübde zu erfüllen (4Mo 6:1-12).

Stätten. Ein Ort wird durch die Gegenwart Jehovas heilig. (Wenn er Menschen erschien, tat er seine Gegenwart durch Engel kund, die ihn vertraten; Gal 3:19.) Moses stand auf heiligem Boden, als er den brennenden Dornbusch beobachtete, aus dem ein Engel als Vertreter Jehovas zu ihm sprach (2Mo 3:2-5). Josua wurde daran erinnert, dass er sich auf heiligem Boden befand, als ein Engel, der Fürst des Heeres Jehovas, in Menschengestalt vor ihm stand (Jos 5:13-15). Petrus, der die Umgestaltung Christi erwähnte und darauf Bezug nahm, dass Jehova bei dieser Gelegenheit redete, nannte die Stätte den „heiligen Berg“ (2Pe 1:17, 18; Luk 9:28-36).

Der Vorhof der Stiftshütte war heiliger Boden. Laut der Tradition dienten die Priester dort barfuß, weil sie im Heiligtum dienten, das mit Jehovas Gegenwart verbunden war. Die beiden Abteile des Heiligtums wurden „das Heilige“ und „das Allerheiligste“ genannt, gemäß der Nähe ihrer Lage zur Bundeslade (Heb 9:1-3). Der Tempel, der später in Jerusalem stand, war ebenfalls heilig (Ps 11:4). Heiligkeit wurde des Weiteren dem Berg Zion und Jerusalem zugeschrieben, weil sich dort das Heiligtum und „Jehovas Thron“ befanden (1Ch 29:23; Ps 2:6; Jes 27:13; 48:2; 52:1; Da 9:24; Mat 4:5).

Das Heer Israels wurde ermahnt, das Lager von menschlichen Exkrementen oder anderen Verunreinigungen sauber zu halten, denn „Jehova, dein Gott, schreitet inmitten deines Lagers; ... und dein Lager soll sich als heilig erweisen, damit er nichts Anstößiges an dir sieht und sich bestimmt davon abwendet, dich zu begleiten“ (5Mo 23:9-14). Hier wird körperliche Reinheit mit Heiligkeit in Verbindung gebracht.

Bestimmte Zeiten. Gewisse Tage oder Zeiten galten in Israel als heilig. Das heißt nicht, dass diese Zeiten an sich heilig gewesen wären, sondern sie waren es, weil sie besonders der Anbetung Jehovas gewidmet waren. Als Gott diese Zeiten bestimmte, dachte er an das Wohl und die Erbauung seines Volkes. Zu diesen Zeiten gehörten die wöchentlichen Sabbate (2Mo 20:8-11). An diesen Tagen konnten sich die Israeliten intensiv mit Gottes Gesetz befassen und ihre Kinder darüber belehren. Weitere Sabbate, verbunden mit heiligen Zusammenkünften, waren der Erste des siebten Monats (3Mo 23:24) und der Sühnetag am Zehnten des siebten Monats (3Mo 23:26-32). Während der Festzeiten fanden an bestimmten Tagen „heilige Zusammenkünfte“ statt (3Mo 23:37, 38). Diese Festzeiten waren das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote (3Mo 23:4-8), Pfingsten oder das Fest der Wochen (3Mo 23:15-21) und das Laubhüttenfest oder das Fest der Einsammlung (3Mo 23:33-36, 39-43; siehe ZUSAMMENKUNFT).

Außerdem war jedes siebte Jahr ein Sabbatjahr, ein heiliges Jahr. Im Sabbatjahr durfte das Land nicht bebaut werden. Diese Vorkehrung ermöglichte es den Israeliten, mehr Zeit als während des wöchentlichen Sabbats darauf zu verwenden, sich mit dem Gesetz Jehovas zu befassen, darüber nachzusinnen und ihre Kinder darüber zu belehren (2Mo 23:10, 11; 3Mo 25:2-7). Schließlich war jedes 50. Jahr ein Jubeljahr und galt ebenfalls als heilig. Auch dieses Jahr war ein Sabbatjahr, diente aber außerdem dazu, die Nation in wirtschaftlicher Hinsicht in den Zustand zu versetzen, den Gott bei der Landverteilung geschaffen hatte. Es war ein heiliges Jahr der Freilassung, der Ruhe und der Erquickung (3Mo 25:8-12).

Jehova gebot den Israeliten, am Sühnetag – einem Tag, an dem eine „heilige Zusammenkunft“ stattfinden sollte – ‘ihre Seelen in Betrübnis zu beugen’. Das bedeutete, dass sie fasten, sich ihrer Sünden bewusst werden und sie bekennen, ja ihretwegen auf gottgefällige Weise betrübt sein sollten (3Mo 16:29-31; 23:26-32). Doch kein Tag, der für Jehova heilig war, sollte für sein Volk ein Tag des Weinens und der Traurigkeit sein, sondern es sollte sich an diesen Tagen freuen und Jehova wegen der wunderbaren, durch seine liebende Güte getroffenen Vorkehrungen lobpreisen (Ne 8:9-12).

Jehovas heiliger Ruhetag. Die Bibel zeigt, dass Gott vor ungefähr 6000 Jahren von seiner schöpferischen Tätigkeit zu ruhen begann und dass er den „Tag“ heiligte (1Mo 2:2, 3). Dieser große Ruhetag Jehovas sollte sich über einen langen Zeitraum erstrecken. Das geht aus den Worten des Apostels Paulus hervor, die zeigen, dass Christen immer noch die Möglichkeit haben, durch Glauben und Gehorsam in die Ruhe dieses Tages einzugehen. Da es sich dabei um einen heiligen Tag handelt, ist er für Christen eine Zeit der Befreiung und der Freude inmitten einer verzweifelten, der Sünde verfallenen Welt (Heb 4:3-10; siehe TAG).

Gegenstände. Gewisse Dinge wurden für den Gottesdienst abgesondert. Auch ihre Heiligkeit war nur darauf zurückzuführen, dass sie für den Dienst Jehovas geheiligt worden waren; sie selbst waren nicht heilig, und sie wurden auch nicht als Zaubermittel oder Fetisch verwendet. Dass z. B. die Bundeslade, einer der heiligsten Gegenstände, kein Zaubermittel war, zeigte sich, als die beiden bösen Söhne Elis sie in die Schlacht gegen die Philister mitnahmen (1Sa 4:3-11). Zu den Dingen, die Gott für heilig erklärt hatte, gehörten der Opferaltar (2Mo 29:37), das Salböl (2Mo 30:25), das besondere Räucherwerk (2Mo 30:35, 37), die Kleider der Priester (2Mo 28:2; 3Mo 16:4) und das Schaubrot (2Mo 25:30; 1Sa 21:4, 6) sowie alle Einrichtungsgegenstände des Heiligtums: der goldene Räucheraltar, der Schaubrottisch und die Leuchter sowie ihre Geräte. Viele dieser Gegenstände werden in 1. Könige 7:47-51 aufgezählt. Da sie Abbilder himmlischer Dinge waren und zum Nutzen derer, die die Rettung ererben werden, als Vorbilder dienten (Heb 8:4, 5; 9:23-28), waren sie in einem erweiterten Sinn heilig.

Das geschriebene Wort Gottes wird als „heilige Schriften“ bezeichnet. Es wurde unter dem Einfluss des heiligen Geistes geschrieben und besitzt die Kraft, diejenigen, die seinen Geboten gehorchen, zu heiligen (Rö 1:2; 2Ti 3:15).

Tiere und Ernteerzeugnisse. Die männliche Erstgeburt der Rinder, Schafe und Ziegen war für Jehova heilig und durfte nicht losgekauft werden. Sie musste geopfert und ein Teil davon musste den geheiligten Priestern gegeben werden (4Mo 18:17-19). Heilig waren ferner die Erstlingsfrucht, der Zehnte sowie alle Opfer und die dem Dienst des Heiligtums geheiligten Gaben (2Mo 28:38). Was Jehova heilig war, durfte nicht gering geschätzt oder auf eine gewöhnliche oder profane Weise verwendet werden. Ein Beispiel hierfür ist das Gesetz über den Zehnten. Angenommen, ein Israelit hatte den Zehnten von seiner Weizenernte beiseitegelegt und er selbst oder einer seiner Hausgenossen nahm dann unabsichtlich etwas davon für den Eigenverbrauch (beispielsweise zum Kochen), so machte sich der Betreffende der Verletzung des Gesetzes Gottes über heilige Dinge schuldig. Das Gesetz verlangte, dass er dem Heiligtum die gleiche Menge erstattete, ja er musste sogar 20 Prozent hinzufügen und darüber hinaus noch einen fehlerlosen Widder von seiner Kleinviehherde als Opfer darbringen. Das flößte den Israeliten großen Respekt vor den heiligen Dingen ein, die Jehova gehörten (3Mo 5:14-16).

Christliche Heiligkeit. Gottes Sohn, der Führer der Christen, war bei seiner Geburt als Mensch heilig (Luk 1:35), und er bewahrte diese Heiligkeit während seines ganzen irdischen Lebens (Joh 17:19; Apg 4:27; Heb 7:26). Seine Heiligkeit war durch und durch echt, sie war vollkommen, und alle seine Gedanken, Worte und Taten waren davon durchdrungen. Durch die Bewahrung der Heiligkeit bis zu seinem Opfertod ermöglichte er es anderen, ebenfalls in einen Zustand der Heiligkeit zu gelangen. Demzufolge werden die zu seinen Nachfolgern Berufenen mit einer „heiligen Berufung berufen“ (2Ti 1:9). Sie werden Jehovas Gesalbte, geistige Brüder Jesu Christi, und werden „Heilige“ genannt (Rö 15:26; Eph 1:1; Php 4:21). Ihre Heiligkeit beruht auf ihrem Glauben an das Loskaufsopfer Christi (Php 3:8, 9; 1Jo 1:7); sie ist also nicht etwas, was ihnen aufgrund ihres eigenen Verdienstes innewohnt oder ihnen eigen ist, sondern sie erlangen sie durch Jesus Christus (Rö 3:23-26).

Die vielen Texte in der Bibel, in denen lebende Glieder der Versammlung als „Heilige“ bezeichnet werden, lassen deutlich erkennen, dass jemand nicht von Menschen oder durch eine Organisation zu einem „Heiligen“ gemacht wird. Auch wird er nicht erst nach seinem Tod zu einem Heiligen gemacht. Er wird dadurch zu einem „Heiligen“, dass er von Gott zur Teilhaberschaft am Erbe Christi berufen wird. Er ist in Gottes Augen heilig, während er noch auf der Erde ist und die Hoffnung auf ein Leben im Himmel, im geistigen Bereich, hat, wo Jehova Gott und sein Sohn zusammen mit den heiligen Engeln leben (1Pe 1:3, 4; 2Ch 6:30; Mar 12:25; Apg 7:56).

Ein reiner Wandel unerlässlich. Alle, die sich vor Jehova in diesem heiligen Zustand befinden, bemühen sich, mit der Hilfe seines Geistes die ihm und Christus eigene Heiligkeit zu erreichen (1Th 3:12, 13). Das setzt voraus, dass sie Gottes Wort der Wahrheit studieren und es im Leben anwenden (1Pe 1:22). Es setzt ferner voraus, dass sie sich von Jehova in Zucht nehmen lassen (Heb 12:9-11). Wenn also jemand wirklich heilig ist, führt er einen heiligen, reinen und sittlich einwandfreien Lebenswandel. Christen werden ermahnt, Gott ihre Leiber als ein Schlachtopfer darzustellen, das ebenso heilig ist, wie es die für ihn annehmbaren Opfer waren, die im Heiligtum der alten Zeit dargebracht wurden (Rö 12:1). Einen heiligen Wandel zu führen ist für sie ein Gebot: „In Übereinstimmung mit dem Heiligen, der euch berufen hat, werdet auch ihr selbst heilig in eurem ganzen Wandel, weil geschrieben steht: ‚Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin‘“ (1Pe 1:15, 16).

Alle Glieder des Leibes Christi sind „Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ (Eph 2:19). Sie werden mit einem aus lebendigen Steinen bestehenden Tempel für Jehova verglichen und bilden „eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum besonderen Besitz“ (1Pe 2:5, 9). Sie müssen sich „von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes“ reinigen, indem sie „die Heiligkeit in der Furcht Gottes vervollkommnen“ (2Ko 7:1). Ein Christ, der Gewohnheiten pflegt, durch die sein Körper befleckt oder geschädigt, beschmutzt oder verunreinigt wird, oder der der Lehre oder den moralischen Grundsätzen der Bibel zuwiderhandelt, liebt oder fürchtet Gott nicht und gibt seine Heiligkeit auf. Man kann nicht unreine Gewohnheiten pflegen und heilig bleiben.

Heilige Dinge müssen respektvoll behandelt werden. Wenn ein Angehöriger der Tempelklasse seinen Leib irgendwie verunreinigt, so befleckt und reißt er nicht nur sich selbst nieder, sondern auch den Tempel Gottes, und „wenn jemand den Tempel Gottes vernichtet, wird Gott ihn vernichten; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher Tempel ihr seid“ (1Ko 3:17). Er ist durch das Blut des einen, der der Heilige Gottes ist, losgekauft worden (1Pe 1:18, 19). Wer etwas, was Jehova heilig ist – sei es der eigene Körper oder irgendetwas, was Gott hingegeben worden ist –, missbraucht oder wer einem anderen Menschen, der Gott heilig ist, Schaden zufügt oder sich an ihm versündigt, wird von Gott bestraft werden (2Th 1:6-9).

Gott ließ die Israeliten wissen, wie er über den profanen Gebrauch der ihm gehörenden heiligen Dinge dachte. Er verbot ihnen den gewöhnlichen oder profanen Gebrauch von Dingen, die unter dem mosaischen Gesetz als heilig galten, beispielsweise die Erstlingsfrucht und der Zehnte (Jer 2:3; Off 16:5, 6; Luk 18:7; 1Th 4:3-8; Ps 105:15; Sach 2:8). Ein weiteres Beispiel ist Gottes Bestrafung der Babylonier wegen ihres gemeinen Missbrauchs seiner Tempelgefäße und ihrer Misshandlung der Angehörigen seiner heiligen Nation (Da 5:1-4, 22-31; Jer 50:9-13). Christen werden deshalb wiederholt ermahnt, die Heiligen Jehovas, die geistigen Brüder Jesu Christi, zu lieben und ihnen Güte zu erweisen; sie werden aber auch gelobt, weil sie das getan haben (Rö 15:25-27; Eph 1:15, 16; Kol 1:3, 4; 1Ti 5:9, 10; Phm 5-7; Heb 6:10; vgl. Mat 25:40, 45).

In Gottes Augen als heilig gelten. Treue Männer und Frauen, die gelebt haben, bevor Jesus auf die Erde kam und als Vorläufer den Weg zu himmlischem Leben erschloss, galten als heilig (Heb 6:19, 20; 10:19, 20; 1Pe 3:5). Heute nimmt eine „große Volksmenge“, die nicht zu den 144 000 „Versiegelten“ gehört, eine Stellung ein, in der sie von Gott ebenfalls als heilig betrachtet wird. Die Glieder dieser Volksmenge werden als Personen dargestellt, deren Gewänder rein sind, weil sie diese im Blut Christi gewaschen haben (Off 7:2-4, 9, 10, 14; siehe GROSSE VOLKSMENGE). Zur bestimmten Zeit werden alle im Himmel und auf der Erde Lebenden heilig sein, denn „die Schöpfung selbst ... [wird] von der Sklaverei des Verderbens frei gemacht werden ... zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Rö 8:20, 21).

Heiligkeit von Jehova gesegnet. Die Heiligkeit eines Menschen wirkt sich auf seine Familie als ein von Gott kommendes Verdienst aus. Wenn daher ein Verheirateter ein Christ und somit Gott heilig ist, ziehen sein Ehegefährte und seine Kinder, die keine getauften Diener Gottes sind, aus dem Verdienst des als heilig geltenden Gläubigen Nutzen. Aus diesem Grund empfiehlt der Apostel: „Wenn irgendein Bruder eine ungläubige Frau hat und sie dennoch einverstanden ist, bei ihm zu wohnen, so verlasse er sie nicht; und eine Frau, die einen ungläubigen Mann hat, der dennoch einverstanden ist, bei ihr zu wohnen, verlasse ihren Mann nicht. Denn der ungläubige Mann ist in Verbindung mit seiner Frau geheiligt, und die ungläubige Frau ist in Verbindung mit dem Bruder geheiligt; sonst wären ja eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig“ (1Ko 7:12-14). Der reine, gläubige Ehegefährte wird also durch die Verbindung mit dem Ungläubigen nicht unrein, und Gott betrachtet die Familie als Ganzes nicht als unrein. Darüber hinaus bietet die Verbindung des Gläubigen mit seiner Familie den ungläubigen Familienmitgliedern die beste Gelegenheit, gläubig zu werden, ihre Persönlichkeit umzugestalten und ihre „Leiber als ein lebendiges, heiliges, für Gott annehmbares Schlachtopfer darzustellen“ (Rö 12:1; Kol 3:9, 10). In der reinen, heiligen Atmosphäre, die der gläubige Diener Gottes herbeiführen kann, wird die Familie gesegnet. (Siehe HEILIGUNG [In der Ehe].)