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Hoher Priester

Hoher Priester

Der Hauptvertreter des Volkes vor Gott. Ihm wurde auch die Aufsicht über alle anderen Priester übertragen.

Die Bibel verwendet verschiedene Bezeichnungen für den Hohen Priester: „der Hohe Priester“ (wtl. „der große Priester“) (4Mo 35:25, 28; Jos 20:6, Fn.), „der Priester, der gesalbte“ (3Mo 4:3), „der Oberpriester“ (oder „der Hohe Priester“, wtl. „der Hauptpriester“) (2Ch 26:20, Fn.; 2Kö 25:18, Fn.), „das Haupt“ (2Ch 24:6) oder einfach „der Priester“ (2Ch 26:17). Im letzteren Fall geht meist aus dem Kontext hervor, dass der Hohe Priester gemeint ist. In den Christlichen Griechischen Schriften bezeichnet der Ausdruck „die Oberpriester“ offensichtlich die führenden Männer der Priesterschaft. Dazu gehörten ehemalige Hohe Priester, die abgesetzt worden waren, sowie möglicherweise auch die Häupter der 24 Priesterabteilungen (Mat 2:4; Mar 8:31).

Aaron, der erste Hohe Priester Israels, wurde von Gott eingesetzt (Heb 5:4). Das Hohepriestertum Israels wurde mit der Person Aarons eingeführt und ging vom Vater auf den ältesten Sohn über, es sei denn, jener Sohn starb oder erwies sich als unwürdig, wie im Fall der beiden ältesten Söhne Aarons, die gegen Jehova sündigten und starben (3Mo 10:1, 2). In Erfüllung einer Prophezeiung Gottes enthob König Salomo einen Hohen Priester seines Amtes und ersetzte ihn durch einen anderen befähigten Mann aus der Linie Aarons (1Kö 2:26, 27, 35). Als die Nation später unter die Herrschaft von Nichtjuden kam, wurden die Hohen Priester von jenen heidnischen Herrschern nach Belieben ein- und abgesetzt. Dennoch scheint man die Linie Aarons in dem gesamten Verlauf der Geschichte der Nation bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 u. Z. ziemlich gut beibehalten zu haben; allerdings mag es Ausnahmen gegeben haben, wie zum Beispiel Menelaus, auch Onias genannt (siehe Flavius Josephus, Jüdische Altertümer, 12. Buch, Kap. 5, Abs. 1), der laut 2. Makkabäer 3:4, 5 und 4:23 (EÜ) ein Benjaminiter war.

Anforderungen und Voraussetzungen für den Amtsträger. Der Würde des Amtes entsprechend, da sich der Hohe Priester Jehova nahen musste, wenn er die Nation vor ihm vertrat, und da seinem Amt sinnbildliche Bedeutung zukam, waren die Anforderungen streng.

In 3. Mose 21:16-23 ist ein für alle Priester geltendes Verzeichnis disqualifizierender körperlicher Gebrechen aufgeführt. Dem Hohen Priester wurden zusätzliche Einschränkungen auferlegt: Er durfte nur eine Jungfrau aus Israel heiraten; er durfte keine Witwe heiraten (3Mo 21:13-15). Darüber hinaus war es ihm nicht erlaubt, sich für die Toten zu verunreinigen, das heißt, er durfte keine Leiche berühren, nicht einmal den Leichnam seines Vaters oder seiner Mutter, sonst wäre er unrein geworden. Genauso wenig durfte er sein Haar ungepflegt hängen lassen oder für die Toten seine Kleider zerreißen (3Mo 21:10-12).

In der Bibel ist weder eine untere noch eine obere Altersgrenze für Hohe Priester ausdrücklich angegeben. Für Leviten wird zwar eine obere Altersgrenze von 50 Jahren genannt, nicht aber für Priester; stattdessen lässt der Bibelbericht erkennen, dass der Hohe Priester auf Lebenszeit eingesetzt war (4Mo 8:24, 25). Aaron war 83 Jahre alt, als er mit Moses vor Pharao trat. Allem Anschein nach wurde er im folgenden Jahr zum Hohen Priester gesalbt (2Mo 7:7). Als er starb, war er 123 Jahre alt. Während all dieser Zeit diente er, ohne aus dem Amt auszuscheiden (4Mo 20:28; 33:39). Als die Zufluchtsstädte eingerichtet wurden, wurde der lebenslangen Amtszeit des Hohen Priesters insofern Rechnung getragen, als der unabsichtliche Totschläger bis zum Tod des Hohen Priesters in der Stadt bleiben musste (4Mo 35:25).

Einsetzung. Einige Hinweise auf die Art des Amtes, das Jehova Aaron übertragen wollte, sind den Vorrechten zu entnehmen, die ihm nach dem Auszug aus Ägypten zuteilwurden. Auf dem Weg durch die Wildnis zum Sinai wurde Aaron beauftragt, den Krug mit Manna zu nehmen und ihn vor das ZEUGNIS hinzustellen als etwas, was aufzubewahren war. Das Zelt der Zusammenkunft und die Bundeslade gab es damals noch nicht (2Mo 16:33, 34, Fn.). Später wurde Aaron die Verantwortung für das heilige Zelt und die Bundeslade übertragen. Aaron und zwei seiner Söhne, die namentlich erwähnt werden, sowie 70 von den älteren Männern Israels hatten das Vorrecht, ein Stück weit auf den Horeb hinaufzugehen, wo sie dann eine Vision von dem wahren Gott erhielten (2Mo 24:1-11).

Die erste tatsächliche Äußerung über seinen Vorsatz, Aaron und seine Söhne für die Priesterschaft abzusondern, machte Jehova, als er Moses Anweisungen über die Herstellung der priesterlichen Gewänder gab (2Mo 28). Nachdem Gott Moses diese Anweisungen gegeben hatte, erklärte er ihm, wie er bei der Einsetzung der Priester vorzugehen habe, und gab dann mit Bestimmtheit bekannt: „Das Priesteramt soll ihnen zuteilwerden als eine Satzung auf unabsehbare Zeit“ (2Mo 29:9).

In Übereinstimmung mit Jehovas Majestät und Reinheit durften Aaron und seine Söhne ihren Priesterpflichten erst nachkommen, nachdem sie durch die Einsetzungsfeier geheiligt und dazu ermächtigt worden waren (2Mo 29). Als Mittler des Gesetzesbundes nahm Moses die Einsetzung vor. Im Rahmen einer Heiligungszeremonie, die vom 1. bis zum 7. Nisan 1512 v. u. Z. dauerte, also 7 Tage, wurde die Priesterschaft völlig eingesetzt, und ihre Hände wurden mit Macht gefüllt, um als Priester zu amtieren (3Mo 8). Am folgenden Tag, dem 8. Nisan, wurde eine einleitende Sühnefeier für die Nation durchgeführt (diese ähnelte weitgehend dem Dienst, den die Priester am regulären Sühnetag verrichteten, der jährlich am 10. Tischri gefeiert werden musste; diese erste Amtsausübung der Priesterschaft wird in 3. Mose 9 beschrieben). Dies war passend und notwendig, denn das Volk Israel bedurfte der Reinigung von seinen Sünden, wozu auch die kurz zuvor begangene Übertretung in Verbindung mit dem Goldenen Kalb gehörte (2Mo 32).

Kleidung des Hohen Priesters von Israel

Eine der bedeutenden Handlungen, die Moses bei der Einsetzung Aarons zum Hohen Priester ausführen musste, war, Aaron zu salben, indem er über sein Haupt das heilige Salböl ausgoss, das nach Gottes Anweisungen eine besondere Zusammensetzung hatte (3Mo 8:1, 2, 12; 2Mo 30:22-25, 30-33; Ps 133:2). Von den Nachfolgern Aarons wird als von den ‘Priestern, den gesalbten’, gesprochen. In der Bibel ist zwar kein Fall einer Salbung mit buchstäblichem Öl aufgezeichnet, aber sie enthält das folgende Gesetz: „Und die heiligen Kleider, die Aaron gehören, werden seinen Söhnen nach ihm dienen, um sie darin zu salben und ihre Hand darin mit Macht zu füllen. Sieben Tage wird der Priester sie tragen, der ihm aus der Mitte seiner Söhne nachfolgt und der in das Zelt der Zusammenkunft kommt, um an der heiligen Stätte den Dienst zu verrichten“ (2Mo 29:29, 30).

Amtskleidung. Außer den Leinengewändern, die der Hohe Priester bei seinen üblichen Tätigkeiten anhatte und die denen der Unterpriester glichen, trug er bei bestimmten Anlässen besondere Kleider der Herrlichkeit und Schönheit. In 2. Mose, Kapitel 28 und 39 wird sowohl der Entwurf für die Amtskleidung beschrieben als auch ihre Anfertigung, die unter der Leitung von Moses nach den Anweisungen Gottes vorgenommen wurde. Das unterste Kleid (außer den leinenen kurzen Hosen, die von allen Priestern getragen wurden und die „von den Hüften und bis zu den Oberschenkeln“ reichten, „um das nackte Fleisch zu bedecken“, 2Mo 28:42) war das aus feinem (wahrscheinlich weißem) Leinen hergestellte und mit Würfelmuster gewebte lange Gewand (hebr. kuttóneth). Dieses Gewand war anscheinend langärmelig und reichte bis zu den Knöcheln. Wahrscheinlich war es in einem Stück gewebt. Eine Schärpe aus feinem gezwirnten Leinen, die mit blauem, purpurrötlichem und karmesinfarbenem Faden gewebt war, umgab den Körper – wahrscheinlich oberhalb der Taille (2Mo 28:39; 39:29).

Der Turban, der sich offensichtlich von der Kopfbedeckung der Unterpriester unterschied, war ebenfalls aus feinem Leinen angefertigt (2Mo 28:39). Auf der Vorderseite des Turbans war ein glänzendes Stirnblatt aus purem Gold befestigt, in das die Worte „Heiligkeit gehört Jehova“ eingraviert waren (2Mo 28:36). Dieses Stirnblatt wurde „das heilige Zeichen der Hingabe“ genannt (2Mo 29:6; 39:30).

Über dem langen Leinengewand wurde das blaue ärmellose Obergewand (hebr. meʽíl) getragen. Es war wahrscheinlich ebenfalls in einem Stück gewebt und war oben an der Öffnung ringsherum mit einer starken Borte versehen, um ein Einreißen zu verhindern; man zog es an, indem man es über den Kopf streifte. Das ärmellose Obergewand war kürzer als das lange Leinengewand, und am unteren Saum hingen ringsum abwechselnd goldene Glöckchen und Granatäpfel aus blauem, purpurrötlichem und karmesinfarbenem Faden. Wenn der Hohe Priester seiner Tätigkeit im Heiligtum nachging, konnte man die Glöckchen hören (2Mo 28:31-35).

Das schürzenartige Ephod, das aus einem Vorder- und einem Rückenteil bestand und bis unter die Taille reichte, wurde von allen Priestern und zuweilen sogar von Nichtpriestern getragen (1Sa 2:18; 2Sa 6:14). Das Ephod des hohepriesterlichen Ornats war jedoch eine ganz besondere und kostbare Stickerarbeit. Es wurde aus feinem gezwirnten Leinen mit purpurrötlich gefärbter Wolle, karmesinfarbenem Stoff und Goldfäden angefertigt; diese Fäden waren wiederum aus Gold hergestellt worden, das man zunächst zu dünnen Platten geschlagen und dann zu Fäden geschnitten hatte (2Mo 39:2, 3). Das Ephod war mit Schulterstücken besetzt, die möglicherweise auf jeder Seite von den Schultern bis zum Gürtel reichten. Auf den Schulterstücken waren zwei goldene Fassungen, die mit je einem Onyxstein besetzt waren; in jeden Stein waren sechs der Namen der Söhne Israels (Jakobs) in der Reihenfolge ihrer Geburt eingraviert. Ein Gürtel, der aus dem gleichen Stoff bestand, hielt das Ephod um die Taille herum fest; er war „daran“, an dem Ephod, also möglicherweise als Teil davon daran befestigt (2Mo 28:6-14).

Das Brustschild der Rechtsprechung war zweifellos der kostbarste und prächtigste Teil der Kleidung des Hohen Priesters. Es war aus dem gleichen Stoff hergestellt wie das Ephod und war rechteckig – doppelt so lang wie breit –, wurde aber doppelt gelegt, sodass es ein Quadrat bildete, dessen Seiten ungefähr 22 cm lang waren. Beim Doppeltlegen entstand eine Art Tasche oder Beutel. (Siehe BRUSTSCHILD.) Das Brustschild schmückten 12 in Gold gefasste Edelsteine, in die jeweils der Name eines der Söhne Israels eingraviert war. Die Steine – Rubin, Topas, Smaragd und andere Edelsteine – waren in vier Reihen angeordnet. Zwei in seilartiger Machart gedrehte Goldketten wurden am Brustschild befestigt, und an den Ecken wurden goldene Ringe angebracht. Die oberen Ringe waren mit den Goldketten an den Schulterstücken des Ephods befestigt; die beiden unteren Ringe waren mit blauen Schnüren genau oberhalb des Gürtels an die Schulterstücke des Ephods gebunden (2Mo 28:15-28).

Die Urim und die Tummim wurden von Moses „in das Brustschild“ getan (3Mo 8:8). Es ist nicht bekannt, worum es sich bei den Urim und den Tummim handelte. Einige Gelehrte halten sie für Lose, die auf die Anweisung Jehovas hin geworfen oder aus dem Brustschild gezogen wurden und deren Antwort auf eine Frage grundsätzlich in einem Ja oder einem Nein bestand. Wenn dem so ist, mochten sie sich in der „Tasche“ des Brustschildes befunden haben (2Mo 28:30, RSt). Vielleicht geht dies aus dem Text in 1. Samuel 14:41, 42 hervor. Andere sind dagegen der Ansicht, die Urim und Tummim hätten irgendwie mit den Steinen im Brustschild zu tun, doch das erscheint weniger wahrscheinlich. Die Urim und die Tummim werden auch in 4. Mose 27:21, 5. Mose 33:8, 1. Samuel 28:6, Esra 2:63 und Nehemia 7:65 erwähnt. (Siehe URIM UND TUMMIM.)

Diese schönen Kleider trug der Hohe Priester, wenn er sich Jehova nahte, um ihn in einer bedeutsamen Angelegenheit zu befragen (4Mo 27:21; Ri 1:1; 20:18, 27, 28). Auch am Sühnetag musste er, nachdem die Darbringung der Sündopfer abgeschlossen war, die weißen leinenen Kleider abstreifen und seine Kleider der Herrlichkeit und Schönheit anziehen (3Mo 16:23, 24). Anscheinend trug er diese Kleidung auch bei anderen Anlässen.

Die Anweisungen hinsichtlich des Sühnetages, die in 3. Mose, Kapitel 16 aufgezeichnet sind, besagen nicht ausdrücklich, dass der Hohe Priester, wenn er seine Prachtkleidung angezogen hatte, seine Hände erhob und das Volk segnete. Doch in dem Bericht über die Sühnehandlungen am Tag nach der Einsetzung der Priesterschaft, die dem Sühnetagszeremoniell sehr ähnlich sind, lesen wir: „Dann erhob Aaron seine Hände zum Volk hin und segnete sie“ (3Mo 9:22). Welche Wünsche der Segen einschließen sollte, hatte Jehova erkennen lassen, als er Moses gebot: „Rede zu Aaron und seinen Söhnen und sprich: ‚So solltet ihr die Söhne Israels segnen, indem ihr zu ihnen sagt: „Jehova segne dich und behüte dich. Jehova lasse sein Angesicht dir gegenüber leuchten und erweise dir Gunst. Jehova erhebe sein Angesicht zu dir hin und verleihe dir Frieden“‘“ (4Mo 6:23-27).

Aufgaben und Verantwortung. Die Würde, die Bedeutsamkeit und die Verantwortung, die mit dem Amt des Hohen Priesters verbunden waren, werden dadurch unterstrichen, dass die Sünden, die er begehen mochte, Schuld auf das Volk brachten (3Mo 4:3). Allein der Hohe Priester durfte in das Allerheiligste des Heiligtums hineingehen und das auch nur an einem einzigen Tag im Jahr, am Sühnetag (3Mo 16:2). Wenn er an jenem Tag in das Zelt der Zusammenkunft hineinging, durfte kein anderer Priester in das Zelt (3Mo 16:17). Er leitete alle Zeremonien am Sühnetag. Bei speziellen Anlässen leistete er für sein Haus und für das Volk Sühne (3Mo 9:7) und verwandte sich vor Jehova für das Volk, wenn Jehovas Zorn gegen die Israeliten entbrannt war (4Mo 15:25, 26; 16:43-50). Traten Fragen von nationaler Bedeutung auf, so war es seine Aufgabe, sich mit den Urim und den Tummim Jehova zu nahen (4Mo 27:21). Unter seiner Leitung wurde die rote Kuh geschlachtet und verbrannt, deren Asche für das Reinigungswasser Verwendung fand (4Mo 19:1-5, 9).

Offensichtlich konnte der Hohe Priester nach Belieben an jedem Priesterdienst oder an jeder priesterlichen Zeremonie teilnehmen. Als König David seine Herrschaft antrat, war die Priesterschaft stark angewachsen. Damit alle dienen konnten, teilte David die Priester in 24 Abteilungen ein (1Ch 24:1-18). Solange es eine Priesterschaft gab, blieb dieses System in Kraft. Im Gegensatz zu den Unterpriestern, deren Dienst im Heiligtum sich auf bestimmte Zeiten beschränkte, konnte der Hohe Priester immer am Dienst teilnehmen. (Die Unterpriester konnten zwar zu jeder Zeit mithelfen, bestimmte Aufgaben blieben aber den Priestern der jeweils diensthabenden Abteilung vorbehalten.) Sowohl für den Hohen Priester als auch für die Unterpriester waren die Festzeiten die arbeitsreichsten Tage.

Das Heiligtum samt dem damit in Verbindung stehenden Dienst sowie die Schatzkammer unterstanden dem Hohen Priester (2Kö 12:7-16; 22:4). In dieser verantwortlichen Stellung scheint ihm ein zweiter Priester als sein Hauptgehilfe zur Seite gestanden zu haben (2Kö 25:18). In späterer Zeit amtierte dieser Gehilfe, „Sagan“ genannt, anstelle des Hohen Priesters, wenn dieser aus irgendeinem Grund dienstunfähig war (A. Edersheim, The Temple, 1874, S. 75). Eleasar, Aarons Sohn, hatte eine besondere Aufsichtsstellung inne (4Mo 4:16).

Der Hohe Priester leitete auch die religiöse Unterweisung der Nation (3Mo 10:8-11; 5Mo 17:9-11).

Gemeinsam mit den nationalen Herrschern (Josua, die Richter und unter der Monarchie der König) bildete er das oberste Gericht der Nation (5Mo 17:9, 12; 2Ch 19:10, 11). Als (in späterer Zeit) der Sanhedrin geschaffen wurde, führte der Hohe Priester den Vorsitz (gewisse Überlieferungen besagen, dass er nicht in jedem Fall den Vorsitz führte – sondern nur, wenn er wollte) (Mat 26:57; Apg 5:21). Der Hohe Priester Eleasar teilte zusammen mit Josua das Land unter die zwölf Stämme auf (Jos 14:1; 21:1-3).

Der Tod des Hohen Priesters musste allen Zufluchtsstädten im Land bekannt gegeben werden; er bedeutete die Freilassung für alle Personen, die sich nur innerhalb der Grenzen der Zufluchtsstädte aufhalten durften, weil sie sich des unabsichtlichen Totschlags schuldig gemacht hatten (4Mo 35:25-29).

Die hohepriesterliche Linie. Die Abstammungslinie des Hohen Priesters und die Namen derer, die wirklich in diesem Amt dienten, sind der Begleittabelle zu entnehmen. In der Bibel werden nur wenige Männer, die in dieser Eigenschaft dienten, mit Namen angeführt; dafür enthält sie aber Geschlechtsregister­aufzeichnungen über die Linie Aarons. Ohne Zweifel diente eine beträchtliche Anzahl der in den Geschlechtsregister­verzeichnissen Aufgeführten als Hoher Priester, selbst wenn ein Bibelschreiber keinen Anlass sah, von ihren Taten zu berichten oder sie als Amtsinhaber eindeutig namentlich zu nennen. Die wenigen, die tatsächlich als Amtsinhaber mit Namen aufgeführt werden, können kaum die Zeitintervalle ausfüllen, am wenigsten die Lücke zwischen der Einführung der Priesterschaft im Jahr 1512 v. u. Z. und der Zerstörung Jerusalems im Jahr 607 v. u. Z. Außerdem werden in den Geschlechtsregister­verzeichnissen oft Namen übergangen, sodass auch nicht namentlich Genannte in dem Amt gedient haben mochten. Die Tabelle soll demnach kein lückenloses und bis in die letzten Einzelheiten genaues Verzeichnis sein, sondern sie soll dem Leser lediglich helfen, sich ein besseres Bild von der hohepriesterlichen Linie zu machen.

Das Priestertum Melchisedeks. Der erste Priester, der in der Bibel erwähnt wird, ist Melchisedek, der sowohl „Priester Gottes, des Höchsten“, als auch König von Salem (Jerusalem) war. Abraham traf auf diesen Priesterkönig, als er von der Besiegung der drei mit dem elamitischen König Kedorlaomer verbündeten Könige zurückkehrte. Abraham erkannte den göttlichen Ursprung der Autorität Melchisedeks an, indem er ihm den Zehnten seiner Beute gab und sich von ihm segnen ließ. Die Bibel berichtet weder von Melchisedeks Vorfahren noch von seiner Geburt oder seinem Tod. Auch hatte er weder Vorgänger noch Nachfolger (1Mo 14:17-24; siehe MELCHISEDEK).

Das Hohepriestertum Jesu Christi. In dem Bibelbuch Hebräer wird ausgeführt, dass Jesus Christus seit seiner Auferstehung und seinem Eingang in den Himmel „für immer Hoher Priester nach der Weise Melchisedeks“ sei (Heb 6:20; 7:17, 21). Um die Erhabenheit des Priestertums Christi und seine Überlegenheit über das aaronitische Priestertum zu beschreiben, zeigt der Schreiber, dass Melchisedek sowohl König als auch Priester war, weil ihn Gott, der Höchste, dazu bestimmt hatte, also nicht durch Erbfolge. Christus Jesus, der nicht aus dem Stamm Levi kam, sondern aus dem Stamm Juda, und zwar aus der Linie Davids, erbte sein Amt nicht aufgrund seiner Abstammung von Aaron, sondern weil er – wie Melchisedek – direkt von Gott eingesetzt wurde (Heb 5:10). In Psalm 110:4 ist die Verheißung aufgezeichnet: „Jehova hat geschworen – und er wird es nicht bedauern –: ‚Du bist Priester auf unabsehbare Zeit nach der Weise Melchisedeks!‘“ Außer dieser Verheißung, durch die er zu einem himmlischen König-Priester eingesetzt wurde, besitzt Christus auch aufgrund seiner Abstammung von David Königsmacht. Zufolge dieser Tatsache ist er der Erbe des Königtums, das in dem davidischen Bund verheißen wurde (2Sa 7:11-16). Demnach sind in seiner Person, wie im Fall Melchisedeks, die Ämter des Königs und des Priesters vereinigt.

Die Vortrefflichkeit des Hohenpriestertums Christi kommt noch auf andere Weise zum Ausdruck: Levi, der Stammvater der jüdischen Priesterschaft, zahlte sozusagen Melchisedek den Zehnten, denn Levi war noch in den Lenden Abrahams, als der Patriarch dem Priesterkönig Salems den Zehnten gab. Darüber hinaus wurde auch Levi in jener Eigenschaft von Melchisedek gesegnet, wobei die Regel lautet, dass der Geringere vom Größeren gesegnet wird (Heb 7:4-10). Ferner macht der Apostel darauf aufmerksam, dass der Umstand, dass Melchisedek „ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister ... [war] und weder einen Anfang der Tage noch ein Ende des Lebens“ hatte, das ewige Priestertum Jesu Christi darstellt, der zu einem „unzerstörbaren Leben“ auferweckt worden ist (Heb 7:3, 15-17).

Dessen ungeachtet erfüllt sich an Christus, obwohl er weder sein Priestertum einer leiblichen Abstammung von Aaron zu verdanken hat noch in seinem Amt einen Vorgänger oder Nachfolger hat, alles, was durch den aaronitischen Hohen Priester vorgeschattet wurde. Der Apostel macht dies unmissverständlich klar, wenn er zeigt, dass die zeltartige Stiftshütte, die in der Wildnis errichtet wurde, ein Muster „des wahren Zeltes [war], das Jehova aufschlug und nicht ein Mensch“, und dass die levitischen Priester „den heiligen Dienst in einer sinnbildlichen Darstellung und einem Schatten der himmlischen Dinge“ verrichteten (Heb 8:1-6; 9:11). Er führt aus, dass Jesus Christus, der keine Tieropfer darbringen musste, sondern seinen eigenen vollkommenen Leib, die Rechtmäßigkeit, ja die Notwendigkeit der Tieropfer beseitigte; Jesus ist dann „nicht mit dem Blut von Ziegenböcken und von jungen Stieren“ „durch die Himmel gegangen“, „sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal an die heilige Stätte und erlangte eine ewige Befreiung für uns“ (Heb 4:14; 9:12; 10:5, 6, 9). Er ging in die heilige Stätte, die durch das Allerheiligste, in das sich Aaron begab, vorgeschattet wurde, nämlich „in den Himmel selbst, um nun vor der Person Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9:24).

Im Gegensatz zu den Opfern, die die aaronitischen Priester darbrachten, braucht das Opfer Jesu, des gegenbildlichen Hohen Priesters, nicht wiederholt zu werden, weil sein Opfer die Sünde tatsächlich beseitigte (Heb 9:13, 14, 25, 26). Überdies lebte im Vorbild oder „Schatten“ kein Priester der aaronitischen Priesterschaft lange genug, um alle, denen er diente, vollständig zu retten und zur Vollkommenheit zu führen; Christus dagegen „kann ... auch die vollständig retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immerdar lebt, um für sie einzutreten“ (Heb 7:23-25).

So, wie der Hohe Priester in Israel nicht nur damit beschäftigt war, Opfer darzubringen, sondern auch die Aufgabe hatte, das Volk zu segnen, und für die Unterweisung des Volkes in den gerechten Gesetzen Gottes verantwortlich war, so ist es auch bei Jesus Christus. Bei seinem Erscheinen vor seinem Vater im Himmel hat er „für immer ein einziges Schlachtopfer für Sünden dargebracht und sich zur Rechten Gottes gesetzt, fortan wartend, bis seine Feinde als Schemel für seine Füße hingelegt würden“ (Heb 10:12, 13; 8:1). „Das zweite Mal, da er erscheint, wird es [daher] getrennt von Sünde sein und für die, die ihn zu ihrer Rettung ernstlich erwarten“ (Heb 9:28).

Die Überlegenheit Jesu Christi als Hoher Priester tritt noch in anderer Weise zutage. Als er wie seine „Brüder“ ein Mensch von Fleisch und Blut geworden war (Heb 2:14-17), wurde er gründlich auf die Probe gestellt; er erduldete alle Arten des Widerstandes und der Verfolgung und starb schließlich eines schmachvollen Todes. Es heißt: „Obwohl er Sohn war, lernte er Gehorsam durch die Dinge, die er litt; und nachdem er vollkommen gemacht worden war, wurde er für die ewige Rettung all derer verantwortlich, die ihm gehorchen“ (Heb 5:8, 9). Paulus erklärt, welcher Nutzen uns daraus erwächst, dass er auf diese Weise erprobt wurde: „Denn worin er selbst gelitten hat, als er auf die Probe gestellt wurde, kann er denen zu Hilfe kommen, die auf die Probe gestellt werden“ (Heb 2:18). Wer Hilfe benötigt, kann sicher sein, dass Jesus mit ihm barmherzig und mitfühlend umgehen wird. „Denn“, sagt Paulus, „als Hohen Priester haben wir nicht einen, der nicht mitfühlen kann mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem auf die Probe gestellt worden ist wie wir selbst, doch ohne Sünde“ (Heb 4:15, 16).

Christliche Unterpriester. Jesus Christus ist zwar der einzige Priester „nach der Weise Melchisedeks“ (Heb 7:17), er hat aber wie Aaron, der Hohe Priester Israels, eine Unterpriesterschaft, die ihm sein Vater, Jehova, zur Seite gestellt hat. Diesen Unterpriestern ist verheißen worden, im Himmel seine Miterben zu sein, wo sie auch als seine Mitkönige in seinem Königreich dienen würden (Rö 8:17). Sie sind als „eine königliche Priesterschaft“ bekannt (1Pe 2:9). In der Vision im Bibelbuch Offenbarung singen sie ein neues Lied, das davon handelt, dass Christus sie mit seinem Blut erkauft und sie „zu einem Königtum und zu Priestern für unseren Gott gemacht“ habe ... und dass sie „als Könige über die Erde regieren“ würden (Off 5:9, 10). Später ist in der Vision zu sehen, dass ihre Zahl 144 000 beträgt und dass sie als Nachfolger des Lammes „von der Erde erkauft worden“ sind, nämlich „als Erstlinge aus den Menschen für Gott und für das Lamm“ (Off 14:1-4; vgl. Jak 1:18). In diesem Kapitel der Offenbarung (14) wird in Bezug auf das Kennzeichen des wilden Tieres eine Warnung geäußert: ‘Für die Heiligen kommt es auf das Ausharren an’, wenn sie es vermeiden wollen, dieses Kennzeichen zu empfangen (Off 14:9-12). Diese 144 000 Erkauften sind diejenigen, die treu ausgeharrt haben und zum Leben kommen und mit Christus als Könige regieren, ja die „Priester Gottes und des Christus sein und ... als Könige die tausend Jahre mit ihm regieren“ werden (Off 20:4, 6). Dank der hohepriesterlichen Dienste Jesu gelangen sie in diese herrliche Stellung.

Begünstigte des himmlischen Priestertums. Die Vision von dem Neuen Jerusalem, die in der Offenbarung aufgezeichnet ist, lässt erkennen, wem die Dienste des großen Hohen Priesters und derer, die mit ihm als himmlische Unterpriester in Gemeinschaft sind, zugutekommen. Aaron und seine Familie dienten in Gemeinschaft mit dem Priesterstamm Levi den 12 Stämmen in Palästina. Was die heilige Stadt, das Neue Jerusalem, betrifft, so ‘werden die Nationen durch ihr Licht wandeln’ (Off 21:2, 22-24).

Siehe auch PRIESTER.