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Israel

Israel

(Ịsrael) [„Streiter (Beharrender) mit Gott“ oder „Gott streitet“].

1. Der Name, den Jakob im Alter von 97 Jahren von Gott erhielt. In der Nacht, in der Jakob das Wildbachtal Jabbok durchquerte – er befand sich gerade auf dem Weg, seinen Bruder Esau zu treffen –, kämpfte er mit jemand, von dem sich dann herausstellte, dass es ein Engel war. Wegen der Beharrlichkeit Jakobs im Kampf änderte Gott als Zeichen seines Segens den Namen Jakob in Israel um. Zur Erinnerung daran nannte Jakob den Ort Peniel oder Penuel (1Mo 32:22-31; siehe JAKOB Nr. 1). In Bethel bestätigte Gott später die Namensänderung, und von jenem Zeitpunkt an wurde Jakob bis zu seinem Lebensende des Öfteren Israel genannt (1Mo 35:10, 15; 50:2; 1Ch 1:34). In vielen der mehr als 2500 Fälle, in denen der Name Israel vorkommt, bezieht er sich jedoch auf die Nation der Nachkommen Jakobs (2Mo 5:1, 2).

2. Alle Nachkommen Jakobs zusammen zu irgendeiner Zeit (2Mo 9:4; Jos 3:7; Esr 2:2b; Mat 8:10). Als Nachkommen der 12 Söhne Jakobs wurden sie oft die „Söhne Israels“ genannt und manchmal auch „Haus Israel“, „Volk Israel“, „Männer von Israel“, „Staatswesen Israels“ oder „Israeliten“ (1Mo 32:32; Mat 10:6; Apg 4:10; 5:35; Eph 2:12; Rö 9:4; siehe ISRAELIT).

Im Jahr 1728 v. u. Z. musste der Haushalt Jakobs wegen einer Hungersnot nach Ägypten ziehen, und dort blieben seine Nachkommen 215 Jahre als ansässige Fremdlinge. Die Zahl der Israeliten „des Hauses Jakob, die nach Ägypten kamen“, betrug 70, die Frauen der Söhne Jakobs nicht mitgezählt. Doch während ihres vorübergehenden Aufenthalts dort wurden sie eine sehr große Gemeinschaft von Sklaven, insgesamt zwei bis drei Millionen oder mehr (1Mo 46:26, 27; 2Mo 1:7; siehe EXODUS [2. MOSE]).

Jakob segnete seine 12 Söhne auf dem Sterbebett in folgender Reihenfolge: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Issachar, Dan, Gad, Ascher, Naphtali, Joseph, Benjamin; durch sie wurde die patriarchalische Stammesordnung beibehalten (1Mo 49:2-28). Als sich aber die Israeliten in Sklaverei befanden, hatten die Ägypter unabhängig von der patriarchalischen Ordnung ein eigenes Aufsichtssystem und setzten einige Israeliten als Beamte ein. Diese zählten die hergestellten Ziegelsteine und halfen den ägyptischen Aufsehern, die die Israeliten zur Arbeit antrieben (2Mo 5:6-19). Moses gab jedoch der Versammlung die Anweisungen Jehovas durch die „älteren Männer Israels“ bekannt, die die Stellung als Haupt in ihrem Vaterhaus geerbt hatten. Sie begleiteten ihn auch, als er vor Pharao erschien (2Mo 3:16, 18; 4:29, 30; 12:21).

Zur gegebenen Zeit, am Ende der vorherbestimmten 400-Jahr-Periode der Bedrückung, im Jahr 1513 v. u. Z., bezwang Jehova die damals bestehende Weltmacht Ägypten und befreite sein Volk Israel aus der Sklaverei, wobei er auf außerordentliche Weise seine Souveränität und Allmacht kundtat. Mit den Israeliten zog „viel Mischvolk“, Nichtisraeliten, die gern das Los mit dem auserwählten Volk Gottes teilten (1Mo 15:13; Apg 7:6; 2Mo 12:38).

Die Geburt der Nation. Da die Versammlung Israels, die durch den Bund mit Abraham entstanden war, unter diesem Bund als Einzelperson betrachtet wurde, konnte ein naher Verwandter sie aus der Sklaverei zurückkaufen. Durch den gesetzlichen Bund war Jehova dieser nahe Verwandte, ja er war ihr Vater. Als rechtmäßiger Rückkäufer strafte er Pharao, indem er dessen Erstgeborenen tötete, denn Pharao weigerte sich, Gottes „erstgeborenen“ Sohn, Israel, freizulassen (2Mo 4:22, 23; 6:2-7). Israel wurde so auf gesetzliche Weise aus Ägypten befreit und wurde das besondere Eigentum Jehovas. Er sagte: „Nur euch habe ich erkannt von allen Familien des Erdbodens“ (Am 3:2; 2Mo 19:5, 6; 5Mo 7:6). Gott erachtete es jedoch als gut, mit dem Volk Israel nicht ausschließlich wie mit einer patriarchalischen Gesellschaft zu verfahren, sondern wie mit einem Staat. Dieser Staat wurde von Jehova gegründet, und er setzte über Israel eine theokratische Regierung ein, deren Verfassung der Gesetzesbund war.

Drei Monate nach dem Auszug aus Ägypten wurde Israel eine unabhängige Nation, die unter den am Berg Sinai feierlich eingesetzten Gesetzesbund zu stehen kam (Heb 9:19, 20). Die Zehn Worte oder die Zehn Gebote, die „von Gottes Finger“ geschrieben worden waren, bildeten den Rahmen des nationalen Gesetzes, zu dem etwa 600 weitere Gesetze, Vorschriften, Verordnungen und richterliche Entscheidungen hinzugefügt wurden. Es war daher die umfassendste Gesetzessammlung, die irgendeine Nation der alten Zeit besaß. Durch das Gesetz wurde das Verhältnis zu Gott und zum Mitmenschen genau geregelt (2Mo 31:18; 34:27, 28).

Da Israel völlig theokratisch regiert wurde, lag die richterliche, die gesetzgebende und die ausführende Gewalt bei Jehova (Jes 33:22; Jak 4:12). Dieser Große Theokrat übertrug seinerseits seinen ernannten Vertretern gewisse Amtsbefugnisse. Im geschriebenen Recht war eine Dynastie von Königen vorgesehen, die Jehova in zivilen Angelegenheiten vertreten sollten. Diese Könige waren indes keine absoluten Herrscher, da die Priesterschaft vom Königtum getrennt und davon unabhängig war. In Wirklichkeit saßen die Könige stellvertretend auf dem „Thron Jehovas“ und waren seinen Anweisungen und seiner Zurechtweisung unterworfen (5Mo 17:14-20; 1Ch 29:23; 2Ch 26:16-21).

Nach dem Staatsrecht stand die Anbetung Jehovas über allem, und sie beherrschte jeden Lebens- und Wirkungsbereich der Nation. Götzendienst galt als schwerer Fall von Hochverrat, der mit dem Tod bestraft werden konnte (5Mo 4:15-19; 6:13-15; 13:1-5). Die heilige Stiftshütte – später der Tempel – mit den vorgeschriebenen Opfern war das sichtbare Zentrum der Anbetung. Die von Gott ernannte Priesterschaft war im Besitz der Urim und Tummim, mit deren Hilfe sie auf wichtige Fragen oder in Bezug auf schwierige Probleme, bei denen es um Leben oder Tod ging, von Jehova Antwort erhielt (2Mo 28:30). Für Männer, Frauen und Kinder wurden regelmäßige Versammlungen vorgesehen (für Männer war die Anwesenheit Pflicht), die dazu beitrugen, die geistige Gesundheit und die Einheit der Nation zu bewahren (3Mo 23:2; 5Mo 31:10-13).

Man traf Vorkehrungen für ein System von Richtern, die über „Zehnerschaften“, „Fünfzigschaften“, „Hundertschaften“ und „Tausendschaften“ gesetzt wurden. Auf diese Weise konnten die Rechtsfälle des Volkes zügig behandelt werden. Es bestand die Möglichkeit, bei Moses Berufung einzulegen, der die Angelegenheit, falls nötig, zur endgültigen Entscheidung vor Jehova bringen konnte (2Mo 18:19-26; 5Mo 16:18). Der organisatorische Aufbau der Streitkräfte wurde in Bezug auf die Einberufung zum Militärdienst und Verteilung der Befehlsgewalt nach einem zahlenmäßig ähnlichen System ausgerichtet (4Mo 1:3, 4, 16; 31:3-6, 14, 48).

In die verschiedenen zivilen, richterlichen und militärischen Ämter wurden diejenigen eingesetzt, die die Stellung des Stammeshauptes geerbt hatten – erfahrene, weise und verständige ältere Männer (5Mo 1:13-15). Diese vertraten die gesamte Versammlung Israels vor Jehova, und im Allgemeinen sprachen Jehova und Moses durch sie zum Volk (2Mo 3:15, 16). Sie hörten sich geduldig die Gerichtsfälle an, brachten die verschiedenen Regeln des Gesetzesbundes zur Durchführung (5Mo 21:18-21; 22:15-21; 25:7-10), handelten in Übereinstimmung mit den Entscheidungen Gottes (5Mo 19:11, 12; 21:1-9), übernahmen im Heer die Führung (4Mo 1:16), bestätigten Verträge (Jos 9:15) und erfüllten als Komitee unter der Leitung des Hohen Priesters noch andere Verpflichtungen (Jos 22:13-16).

Der junge theokratische Staat Israel, in dem die Autorität zentralisiert war, behielt jedoch die patriarchalische Ordnung bei – die Aufteilung der Nation in 12 Stämme. Um aber den Stamm Levi vom Militärdienst zu befreien (damit er seine Zeit ausschließlich religiösen Angelegenheiten widmen konnte) und dennoch 12 Stämme beizubehalten, denen im Land der Verheißung je ein Gebiet zugeteilt wurde, nahm man in den Geschlechtsregistern des Volkes einige formelle Änderungen vor (4Mo 1:49, 50; 18:20-24). Außerdem war da noch die Angelegenheit hinsichtlich des Erstgeburtsrechts. Als Erstgeborener Jakobs hatte Ruben das Recht, einen doppelten Anteil zu erben (vgl. 5Mo 21:17), doch er verwirkte dieses Recht, weil er mit der Nebenfrau seines Vaters Ehebruch beging (1Mo 35:22; 49:3, 4). Diese Lücken in den 12 Stämmen, die Lücke durch Levi und die Lücke durch denjenigen, der das Erstgeburtsrecht besessen hatte, mussten ausgefüllt werden.

Jehova regelte diese Angelegenheit auf eine relativ einfache Weise. Er unternahm nur einen einzigen Schritt. Die beiden Söhne Josephs, Ephraim und Manasse, rückten zu Stammeshäuptern auf (1Mo 48:1-6; 1Ch 5:1, 2). Dadurch waren auch ohne den Stamm Levi die 12 Stämme wieder vollzählig, und den doppelten Gebietsanteil erhielt sozusagen Joseph, der Vater Ephraims und Manasses. Auf diese Weise wurde Ruben, dem Erstgeborenen Leas, das Erstgeburtsrecht weggenommen und Joseph, dem Erstgeborenen Rahels, gegeben (1Mo 29:31, 32; 30:22-24). Nach diesen Änderungen waren die Namen der 12 (nichtlevitischen) Stämme Israels Ruben, Simeon, Juda, Issachar, Sebulon, Ephraim, Manasse, Benjamin, Dan, Ascher, Gad und Naphtali (4Mo 1:4-15).

Von Sinai bis ins Land der Verheißung. Nur 2 der 12 Kundschafter, die in das Land der Verheißung geschickt worden waren, hatten nach ihrer Rückkehr einen Glauben, der stark genug war, um ihre Brüder anzuspornen, in das Land einzudringen und es zu erobern. Aufgrund des allgemeinen Unglaubens entschied Jehova, dass alle – mit wenigen Ausnahmen –, die älter als 20 Jahre waren und aus Ägypten ausgezogen waren, in der Wildnis sterben sollten (4Mo 13:25-33; 14:26-34). So kam es, dass das riesige Lager Israels 40 Jahre auf der Halbinsel Sinai umherzog. Sogar Moses und Aaron starben, ohne dass sie auch nur einen Fuß auf den Boden des Landes der Verheißung gesetzt hatten. Kurz nach dem Auszug aus Ägypten wurden unter dem Volk 603 550 kräftige Männer gezählt, aber etwa 39 Jahre später waren es nur noch 601 730; in der neuen Generation gab es also 1820 Männer weniger (4Mo 1:45, 46; 26:51).

Während des Nomadenlebens in der Wildnis beschützte Jehova die Israeliten vor ihren Feinden wie eine Mauer und wie ein Schild. Nur wenn sie gegen ihn rebellierten, ließ er zu, dass Unglück sie traf (4Mo 21:5, 6). Jehova versorgte sie auch mit allem Notwendigen. Er ließ ihnen Manna und Wasser zukommen, gab ihnen Hygienevorschriften, durch die ihre Gesundheit geschützt wurde, und verhinderte sogar, dass sich ihre Schuhe abnutzten (2Mo 15:23-25; 16:31, 35; 5Mo 29:5). Doch trotz der liebevollen übernatürlichen Fürsorge Jehovas beklagte sich das Volk Israel und murrte immer wieder, und von Zeit zu Zeit erhoben sich Rebellen, die gegen die theokratischen Ernennungen Einspruch erhoben. Jehova musste sie streng bestrafen, damit die Übrigen lernten, ihren großen Befreier zu fürchten und ihm zu gehorchen (4Mo 14:2-12; 16:1-3; 5Mo 9:24; 1Ko 10:10).

Die 40-jährige Wüstenwanderung der Israeliten ging zu Ende, als Jehova Sihon und Og, die Könige der Amoriter, in ihre Hand gab. Durch diesen Sieg erhielt Israel ein riesiges Gebiet ö. des Jordan, in dem sich die Stämme Ruben und Gad sowie der halbe Stamm Manasse niederließen (5Mo 3:1-13; Jos 2:10).

Israel zur Zeit der Richter. Nachdem Moses gestorben war, führte Josua die Israeliten im Jahr 1473 v. u. Z. über den Jordan in das Land, von dem gesagt wurde, ‘es fließe von Milch und Honig’ (4Mo 13:27; 5Mo 27:3). In einem stürmischen 6-jährigen Feldzug eroberten sie dann das Gebiet, das unter der Herrschaft von 31 Königen stand und w. des Jordan lag; befestigte Städte wie Jericho und Ai waren eingeschlossen (Jos 1 bis 12). Die Küstenebenen und gewisse Enklaven, wie z. B. die Festung der Jebusiter, die später die Stadt Davids wurde, waren Ausnahmen (Jos 13:1-6; 2Sa 5:6-9). Diese Gott gegenüber gegnerisch eingestellten Elemente, die man im Land ließ, wirkten auf die Israeliten wie Dornen und Disteln, und dadurch, dass sie mit Angehörigen dieser fremden Völker Ehen schlossen, wurde der Kummer nur noch größer. Während einer Zeit von mehr als 380 Jahren – vom Tod Josuas bis zur vollständigen Eroberung des Landes durch David – dienten diese Anbeter falscher Götter „als Werkzeuge, Israel auf die Probe zu stellen, damit man erkenne, ob sie Jehovas Geboten ... gehorchen würden“ (Ri 3:4-6).

Das eroberte Gebiet wurde, wie Jehova Moses geboten hatte, unter die Stämme durch das Los verteilt. Sechs „Zufluchtsstädte“ sonderte man für die Sicherheit der unabsichtlichen Totschläger aus. Diese und 42 weitere Städte sowie das umliegende Agrarland wurden dem Stamm Levi zugeteilt (Jos 13 bis 21).

In jeder Stadt setzte man innerhalb ihrer Tore Richter und Beamte ein, die Gerichtsfälle gemäß den Vorschriften des Gesetzesbundes behandelten (5Mo 16:18), sowie ältere Männer, die als Beauftragte die allgemeinen Interessen der Stadt vertraten (Ri 11:5). Die Stämme als solche blieben zwar bestehen, und die Landerbteile blieben erhalten, doch eine Zentralgewalt, wie sie während des Aufenthalts in der Wildnis bestanden hatte, fehlte weitgehend. Aus dem Lied Deboras und Baraks, den Ereignissen während der Kriegführung Gideons und den Aktivitäten Jephthas geht hervor, welche Probleme dadurch entstanden, dass sie nicht mehr in Einheit handelten, als Moses und sein Nachfolger Josua nicht mehr lebten und das Volk es versäumte, zu Jehova Gott, ihrem unsichtbaren Haupt und Führer, um Leitung aufzuschauen (Ri 5:1-31; 8:1-3; 11:1 bis 12:7).

Nach dem Tod Josuas und der älteren Männer seiner Generation wurde das Volk, was seine Treue und seinen Gehorsam gegenüber Jehova betraf, wankelmütig; es schwang wie ein großes Pendel zwischen der wahren und der falschen Anbetung hin und her (Ri 2:7, 11-13, 18, 19). Wenn die Israeliten Jehova verließen und den Baalen dienten, entzog er ihnen seinen Schutz und ließ zu, dass die umliegenden Nationen in das Land einfielen und es plünderten. Durch diese Bedrückung wurde ihnen zum Bewusstsein gebracht, dass sie in Einheit handeln mussten, und so wandte sich das widerspenstige Israel an Jehova, der dann Richter oder Retter erweckte, damit sie das Volk befreiten (Ri 2:10-16; 3:15). Nach Josua gab es eine ganze Reihe dieser mutigen Richter: Othniel, Ehud, Schamgar, Barak, Gideon, Tola, Jair, Jephtha, Ibzan, Elon, Abdon und Simson (Ri 3 bis 16).

Jede Befreiung trug zur Einheit der Nation bei. Es gab noch andere Ereignisse, die das Gleiche bewirkten. Als einmal die Nebenfrau eines Leviten auf schändliche Weise vergewaltigt wurde, waren 11 Stämme sehr empört und gingen gemeinsam gegen den Stamm Benjamin vor, wodurch sie erkennen ließen, dass sie sich als Nation mitschuldig und dafür mitverantwortlich fühlten (Ri, Kap. 19, 20). Alle Stämme wurden gemeinsam nach Silo versammelt, wo sich in der Stiftshütte die Bundeslade befand (Jos 18:1). Als die Bundeslade von den Philistern erbeutet wurde, weil die Priesterschaft, besonders die Söhne des Hohen Priesters Eli, zu jener Zeit Schlechtigkeit trieben, empfand die ganze Nation dies als einen Verlust (1Sa 2:22-36; 4:1-22). Nach dem Tod Elis wurde Samuel Prophet und Richter in Israel. Dies wirkte sich einigend auf das Volk aus, denn Samuel reiste in Israel umher, um Fragen und Streitigkeiten zu behandeln (1Sa 7:15, 16).

Das geeinte Königreich. Samuel war äußerst ungehalten darüber, dass Israel im Jahr 1117 v. u. Z. die Bitte vorbrachte: „Setze nun einen König für uns ein, der uns richten soll, wie ihn alle Nationen haben.“ Jehova sagte jedoch zu Samuel: „Hör auf die Stimme des Volkes ...; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, damit ich nicht König über sie sei“ (1Sa 8:4-9; 12:17, 18). Daraufhin wurde Saul, der Benjaminiter, als der erste König Israels ausgewählt. Anfangs erwies er sich zwar als ein guter Herrscher, doch bald wurde er vermessen, was zu Ungehorsam führte. Die Folge des Ungehorsams war wiederum Rebellion, und in seiner Rebellion ging er schließlich so weit, dass er ein Geistermedium befragte. So kam es, dass er sich nach 40 Jahren als ein völliger Versager erwies (1Sa 10:1; 11:14, 15; 13:1-14; 15:22-29; 31:4).

Anstelle von Saul wurde David aus dem Stamm Juda, ‘ein Mann, der Jehovas Herzen angenehm war’ (1Sa 13:14; Apg 13:22), zum König gesalbt. Unter seiner Führung wurden die Grenzen des Landes so weit ausgedehnt, wie es verheißen worden war: „... von dem Strom Ägyptens bis zu dem großen Strom, dem Strom Euphrat“ (1Mo 15:18; 5Mo 11:24; 2Sa 8:1-14; 1Kö 4:21).

Während der 40-jährigen Herrschaft Davids wurden zusätzlich zu der Stammesordnung verschiedene besondere Ämter ins Dasein gerufen. Außer den einflussreichen älteren Männern, die der Zentralgewalt dienten, umgab den König selbst ein enger Kreis von Ratgebern (1Ch 13:1; 27:32-34). Dann gab es noch einen größeren Kreis von hohen Amtsträgern, der aus Stammesfürsten, Obersten, Hofbeamten und Militärpersonal bestand und mit Verwaltungspflichten betraut war (1Ch 28:1). Damit gewisse Angelegenheiten wirkungsvoll gehandhabt werden konnten, setzte David 6000 Leviten als Richter und Beamte ein (1Ch 23:3, 4). Weitere Ämter wurden geschaffen und weitere Aufseher eingesetzt, die sich um die Bebauung der Felder, um die Weingärten und die Weinkellereien, die Olivenhaine und die Ölvorräte sowie um den Viehbestand kümmerten (1Ch 27:26-31). Ein Schatzamt nahm sich ausschließlich der finanziellen Interessen des Königs an. Schätze, die sich anderswo befanden, beispielsweise in entlegenen Städten oder Dörfern, wurden separat beaufsichtigt (1Ch 27:25).

Im Jahr 1037 v. u. Z. folgte Salomo seinem Vater David auf den Thron. Er herrschte 40 Jahre „über alle Königreiche vom STROM [Euphrat] bis zum Land der Philister und bis an die Grenze Ägyptens“. Seine Herrschaft zeichnete sich besonders durch Frieden und Wohlstand aus, denn die umliegenden Nationen „brachten Gaben und dienten Salomo alle Tage seines Lebens“ (1Kö 4:21). Die Weisheit Salomos war sprichwörtlich; er war der weiseste König der alten Zeit. Während seiner Herrschaft erreichte Israel den Höhepunkt seiner Macht und Herrlichkeit. Eines der größten Werke Salomos war der Bau des wunderschönen Tempels. Die Pläne dafür hatte er von seinem Vater David erhalten, der sie unter Inspiration bekommen hatte (1Kö, Kap. 3 bis 9; 1Ch 28:11-19).

Trotz all seiner Herrlichkeit, seines Reichtums und seiner Weisheit versagte Salomo schließlich, denn er ließ zu, dass ihn seine vielen fremdländischen Frauen von der reinen Anbetung, der Anbetung Jehovas, abzogen und ihn verleiteten, sich unheiligen Bräuchen der falschen Religion zuzuwenden. Als Salomo starb, stand er nicht in Jehovas Gunst, und sein Sohn Rehabeam folgte ihm auf den Thron (1Kö 11:1-13, 33, 41-43).

Rehabeam mangelte es an weiser Voraussicht, und er vermehrte die Bürden, die dem Volk schon von der Regierung Salomos auferlegt worden waren. Dies führte dann dazu, dass, wie es der Prophet Jehovas vorhergesagt hatte, die nördlichen zehn Stämme unter der Leitung Jerobeams abtrünnig wurden (1Kö 11:29-32; 12:12-20). So kam es, dass das Königreich Israel im Jahr 997 v. u. Z. geteilt wurde.

In Bezug auf Einzelheiten über das geteilte Königreich siehe  ISRAEL Nr. 3.

Israel nach dem Babylonischen Exil. Während der 390 Jahre, die dem Tod Salomos und der Teilung des früher geeinten Königreiches folgten, bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 607 v. u. Z. findet der Ausdruck „Israel“ nur auf die 10 Stämme Anwendung, die unter der Herrschaft des Nordreiches standen (2Kö 17:21-23). Doch nach der Rückkehr eines Überrests aller 12 Stämme aus dem Exil bis zur zweiten Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 u. Z. schließt der Ausdruck „Israel“ erneut alle Nachkommen Jakobs ein, die zu jener Zeit lebten. Die Angehörigen aller 12 Stämme wurden wiederum als „ganz Israel“ bezeichnet (Esr 2:70; 6:17; 10:5; Ne 12:47; Apg 2:22, 36).

Im Jahr 537 v. u. Z. kehrten fast 50 000 (42 360 Israeliten und über 7500 Sklaven und berufsmäßige Sänger) mit Serubbabel und dem Hohen Priester Josua (Jeschua) nach Jerusalem zurück, und sie begannen, das Haus der Anbetung Jehovas wieder aufzubauen (Esr 3:1, 2; 5:1, 2). Später, im Jahr 468 v. u. Z., kehrten weitere Israeliten mit Esra zurück (Esr 7:1 bis 8:36), und danach, im Jahr 455 v. u. Z., gingen zweifellos wiederum andere Israeliten mit Nehemia, der den besonderen Auftrag hatte, die Mauern und die Tore der Stadt wieder aufzubauen, nach Jerusalem (Ne 2:5-9). Wie aus dem Buch Esther hervorgeht, blieben jedoch viele Israeliten im ganzen Reich verstreut wohnen (Est 3:8; 8:8-14; 9:30).

Israel erlangte zwar nicht mehr die Souveränität, die es zuvor als unabhängige Nation gehabt hatte, doch es wurde ein hebräischer Staat, der unter der persischen Herrschaft große Freiheit genoss. Stellvertretende Herrscher und Statthalter (wie Serubbabel und Nehemia) wurden unter den Israeliten ausgewählt und über sie eingesetzt (Ne 2:16-18; 5:14, 15; Hag 1:1). Die älteren Männer Israels und die Stammeshäupter blieben weiterhin die Räte und die Vertreter des Volkes (Esr 10:8, 14). Die Priesterschaft wurde, gestützt auf die sorgfältig aufbewahrten Geschlechtsregister, neu organisiert. Da die levitischen Priester nun wieder ordnungsgemäß ihren Dienst verrichteten, konnten erneut Opfer dargebracht und auch die anderen Vorschriften des Gesetzesbundes beobachtet werden (Esr 2:59-63; 8:1-14; Ne 8:1-18).

Nach dem Fall des Perserreiches und dem Aufstieg Griechenlands zur Weltherrschaft war Israel ein Spielball zwischen den ägyptischen Ptolemäern und den syrischen Seleukiden. Die Letzteren waren während der Herrschaft von Antiochos IV. Epiphanes entschlossen, die Religion und die Bräuche der Juden auszurotten. Diese Bemühungen erreichten im Jahr 168 v. u. Z. ihren Höhepunkt, als auf dem Tempelaltar in Jerusalem ein heidnischer Altar errichtet wurde, den man dem griechischen Gott Zeus weihte. Doch diese frevelhafte Tat bewirkte nur das Gegenteil: Sie löste den Aufstand der Makkabäer aus. Drei Jahre später, auf den Tag genau, wurde der gereinigte Tempel von dem siegreichen jüdischen Führer Judas Makkabäus bei einem Fest erneut Jehova geweiht. Dieses Fest (Chanukka) wird seitdem zur Erinnerung an jenes Ereignis von den Juden gefeiert.

Im folgenden Jahrhundert erlebte Israel große innere Unruhen, durch die es sich von den im Gesetz dargelegten Bestimmungen zur Verwaltung der Stämme immer weiter entfernte. Zu jener Zeit konnten die Makkabäer oder Hasmonäer, die Israel zur Selbstständigkeit verhalfen, verschiedene Erfolge erzielen. Außerdem kamen die Parteien der prohasmonäischen Sadduzäer und der antihasmonäischen Pharisäer ins Dasein. Schließlich wurde Rom, das inzwischen Weltmacht geworden war, aufgefordert einzugreifen. Daraufhin eroberte General Gnaeus Pompejus im Jahr 63 v. u. Z. nach einer dreimonatigen Belagerung Jerusalem und verleibte Judäa dem Reich ein. Um das Jahr 39 v. u. Z. setzte Rom Herodes den Großen als König der Juden ein, und etwa drei Jahre später zerschlug er erfolgreich die Herrschaft der Hasmonäer. Kurz vor seinem Tod wurde im Jahr 2 v. u. Z. Jesus geboren, „eine Herrlichkeit deines Volkes Israel“ (Luk 2:32).

Die römische Herrschaft über Israel wurde im 1. Jahrhundert u. Z. durch Bezirksherrscher (manchmal rechtmäßige Könige) und Statthalter oder Prokuratoren ausgeübt. In der Bibel werden Philippus, Lysanias und Herodes Antipas als Bezirksherrscher erwähnt (Luk 3:1) sowie Pontius Pilatus, Felix und Festus als Statthalter (Apg 23:26; 24:27) und auch die Könige Agrippa I. und Agrippa II. (Apg 12:1; 25:13). Bei den Juden selbst gab es immer noch so etwas wie eine Einteilung in die verschiedenen Stämme. Das wurde offensichtlich, als Cäsar Augustus die Verordnung erließ, jeder Israelit solle sich am jeweiligen Ort seines Vaterhauses einschreiben lassen (Luk 2:1-5). Die „älteren Männer“ und die levitischen Priester, die als Beamte fungierten, waren unter dem Volk noch immer sehr einflussreich (Mat 21:23; 26:47, 57; Apg 4:5, 23), obwohl sie zum großen Teil die Vorschriften des Gesetzesbundes durch menschliche Überlieferungen ersetzt hatten (Mat 15:1-11).

Unter diesen Umständen wurde das Christentum geboren. Zuerst erschien der Vorläufer Jesu, Johannes der Täufer, der bewirkte, dass viele Israeliten zu Jehova umkehrten (Luk 1:16; Joh 1:31). Dann führten Jesus und seine Apostel unter „den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ das Rettungswerk weiter und öffneten „Blinden“ die „Augen“, damit sie die Verkehrtheit menschlicher Überlieferungen und den überaus großen Nutzen der wahren Anbetung erkannten (Mat 15:24; 10:6). Aber nur ein Überrest nahm Jesus als den Messias an und wurde gerettet (Rö 9:27; 11:7). Er jubelte ihm als „König von Israel“ begeistert zu (Joh 1:49; 12:12, 13). Doch die Mehrheit glaubte nicht an Jesus (Mat 8:10; Rö 9:31, 32), sondern unterstützte die religiösen Führer, die schrien: „Weg mit ihm! Weg mit ihm! An den Pfahl mit ihm!“ „Wir haben keinen König außer Cäsar“ (Joh 19:15; Mar 15:11-15).

Bald stellte sich diese unerschütterliche Treue zu Cäsar als unecht heraus. Fanatische Elemente in Israel wiegelten das Volk immer wieder zu einem Aufstand auf, und jedes Mal litt die Provinz unter strengen Vergeltungsmaßnahmen der Römer, Maßnahmen, durch die wiederum der Hass der Juden auf die römische Herrschaft nur noch mehr geschürt wurde. Die Lage spitzte sich schließlich so sehr zu, dass die dort stationierten römischen Streitkräfte nicht mehr Herr der Lage blieben. Deshalb rückte der Statthalter von Syrien, Cestius Gallus, mit einer größeren Streitmacht gegen Jerusalem vor, um die Machtstellung Roms zu bewahren.

Nachdem Gallus den im N des Tempels gelegenen Stadtteil Bezetha in Brand gesteckt hatte, ließ er sw. des Tempels gegenüber dem königlichen Palast das Lager aufschlagen. Gemäß den Worten von Josephus wäre es ihm in diesem Moment ein Leichtes gewesen, gewaltsam in die Stadt einzudringen. Dadurch, dass er jedoch zögerte, gewannen die Rebellen an Stärke. Die vordersten der Römer hielten ihre Schilde so, dass sie vollständig davon bedeckt waren – sie bildeten die sogenannte „Schildkröte“ –, und machten sich daran, die Mauer zu unterhöhlen. Als die Römer wieder fast den Sieg davongetragen hätten, zogen sie sich im Herbst des Jahres 66 u. Z. zurück. Über diesen Rückzug sagte Josephus: „Cestius ... gab auf der Stelle den Soldaten den Befehl zum Rückzug, und obgleich er überhaupt keine Niederlage erlitten hatte, gab er die Hoffnung auf einen Erfolg auf und zog wider alle Vernunft von der Stadt ab“ (Der Jüdische Krieg, übersetzt von H. Endrös, Bd. 1, 1965, 2. Buch, Kap. 19, Abs. 7, S. 239). Der Angriff auf die Stadt, gefolgt von dem plötzlichen Rückzug, war für die Christen dort das Zeichen, „in die Berge zu fliehen“, und sie hatten nun auch Gelegenheit, diese Anweisung Jesu zu befolgen (Luk 21:20-22).

Im folgenden Jahr (67 u. Z.) ging Vespasian daran, den jüdischen Aufstand niederzuschlagen. Durch den unerwarteten Tod Neros im Jahr 68 öffnete sich jedoch für Vespasian der Weg, Kaiser zu werden. So kehrte er 69 nach Rom zurück und ließ seinen Sohn Titus den Feldzug fortsetzen. Im nächsten Jahr, im Jahr 70 u. Z., drang Titus in Jerusalem ein und zerstörte es. Drei Jahre später fiel Masada, die letzte jüdische Festung, in die Hände der Römer. Josephus sagte, während des ganzen Feldzuges gegen Jerusalem seien 1 100 000 Juden gestorben, viele von ihnen durch Pest oder Hungersnot, und 97 000 seien gefangen genommen und als Sklaven in alle Teile des Reiches zerstreut worden (Der Jüdische Krieg, übersetzt von H. Endrös, Bd. 2, 1966, 6. Buch, Kap. 9, Abs. 3, S. 217, 218).

In Bezug auf die Identität der „zwölf Stämme Israels“, die in Matthäus 19:28 und Lukas 22:30 erwähnt werden, siehe STAMM („Die zwölf Stämme Israels richten“).

3. Die Stämme, die zweimal ein Königreich für sich bildeten, das Nordreich Israel.

Mit dem Tod Sauls kam es ungefähr im Jahr 1078 v. u. Z. zur ersten Spaltung in der Regierung der Nation. Der Stamm Juda erkannte David als König an, doch die übrigen Stämme machten Sauls Sohn Isch-Boscheth zum König; zwei Jahre später wurde Isch-Boscheth umgebracht (2Sa 2:4, 8-10; 4:5-7). Im Lauf der Zeit wurde der Zwist beigelegt, und David wurde König über alle 12 Stämme (2Sa 5:1-3).

Als später während der Herrschaft Davids der Aufstand seines Sohnes Absalom niedergeworfen worden war, erkannten von Neuem alle Stämme David als König an. Als der König jedoch zu seinem Thron zurückkehrte, entstand hinsichtlich des Protokolls ein Streit. Die nördlichen 10 Stämme, „Israel“ genannt, waren mit den Männern von Juda in dieser Sache uneins (2Sa 19:41-43).

Alle 12 Stämme unterstützten vereint Davids Sohn Salomo in seiner Herrschaft. Doch etwa im Jahr 998 v. u. Z., nach Salomos Tod, spaltete sich das Königreich zum zweiten Mal. Nur die Stämme Benjamin und Juda unterstützten König Rehabeam, der in Jerusalem auf dem Thron seines Vaters Salomo saß. Israel, das aus den übrigen 10 Stämmen des N und des O bestand, erwählte sich Jerobeam als König (1Kö 11:29-37; 12:1-24; KARTE, Bd. 1, S. 947).

Zuerst war die Hauptstadt Israels Sichem und später Tirza. Während der Herrschaft Omris entschied man sich dann für Samaria. In den folgenden 200 Jahren blieb Samaria die Hauptstadt Israels (1Kö 12:25; 15:33; 16:23, 24). Jerobeam erkannte, dass durch eine vereinte Anbetung ein Volk zusammengehalten wird. Um die abgefallenen Stämme davon abzuhalten, nach Jerusalem zu gehen und dort im Tempel anzubeten, stellte er zwei goldene Kälber auf, jedoch nicht in der Hauptstadt, sondern an den beiden äußersten Enden des Territoriums Israels. Das eine Kalb stellte er im S in Bethel auf und das andere im N in Dan. Außerdem setzte er eine nichtlevitische Priesterschaft ein, die Israel in der Anbetung der goldenen Kälber und der bockgestaltigen Dämonen führen und unterweisen sollte (1Kö 12:28-33; 2Ch 11:13-15).

In den Augen Jehovas war die Sünde Jerobeams sehr groß (2Kö 17:21, 22). Wäre er Jehova treu geblieben und hätte er sich nicht dem abscheulichen Götzendienst zugewandt, hätte Gott sein Herrscherhaus bestehen lassen. Doch nun blieb der Thron nicht in seiner Familie. Sein Sohn Nadab wurde weniger als zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters ermordet (1Kö 11:38; 15:25-28).

Die Nation Israel handelte genauso wie ihr Herrscher. Vom Jahr 997 bis zum Jahr 740 v. u. Z. regierten, wenn man Tibni nicht mitrechnet (1Kö 16:21, 22), 19 Könige. Nur von neun Regenten folgte der Sohn auf den Thron, und das Herrscherhaus von nur einem einzigen erstreckte sich bis zur vierten Generation. Sieben der Könige Israels regierten zwei Jahre oder weniger, einige von ihnen nur wenige Tage. Einer beging Selbstmord, vier weitere starben eines frühzeitigen Todes, und sechs wurden von ehrgeizigen Männern ermordet, die dann anstelle ihrer Opfer den Thron bestiegen. Der beste der Regenten war Jehu. Er gefiel Jehova, denn er schaffte die scheußliche Baalsanbetung ab, die Ahab und Isebel gefördert hatten. Doch „Jehu seinerseits gab nicht acht, mit seinem ganzen Herzen in dem Gesetz Jehovas, des Gottes Israels, zu wandeln“, sondern ließ die von Jerobeam eingeführte Kälberanbetung im ganzen Land bestehen (2Kö 10:30, 31).

Jehova seinerseits war in der Tat langmütig mit Israel. Während der 257-jährigen Geschichte des Volkes schickte er immer wieder seine Diener, um die Herrscher und das Volk hinsichtlich ihrer schlechten Handlungsweise zu warnen, doch es nützte nichts (2Kö 17:7-18). Unter diesen ergebenen Dienern Gottes befanden sich auch die Propheten Jehu (nicht der König), Elia, Michaja, Elisa, Jona, Oded, Hosea, Amos und Micha (1Kö 13:1-3; 16:1, 12; 17:1; 22:8; 2Kö 3:11, 12; 14:25; 2Ch 28:9; Hos 1:1; Am 1:1; Mi 1:1).

Für Israel war es schwieriger als für Juda, sich vor Angriffen zu schützen. Seine Bevölkerungszahl war zwar doppelt so hoch wie die von Juda, doch es hatte über ein Gebiet zu wachen, das fast dreimal so groß war wie das Gebiet Judas. Israel führte nicht nur hin und wieder Krieg gegen Juda, sondern an seiner n. und ö. Grenze auch gegen Syrien. Außerdem übte Assyrien Druck aus. Salmanassar V. begann die letzte Belagerung Samarias im 7. Jahr der Regierung Hoscheas; es dauerte aber fast drei Jahre, bis die Stadt 740 v. u. Z. von den Assyrern eingenommen wurde (2Kö 17:1-6; 18:9, 10).

Die Assyrer entfernten die Bewohner eroberter Gebiete aus ihrem Land und ließen an deren Stelle Leute aus anderen Teilen des Reiches dort wohnen – eine Verfahrensweise, die von dem Vorgänger Salmanassars, Tiglath-Pileser III., eingeführt worden war. Auf diese Weise verhinderte man eventuelle Aufstände. So vermischten sich die Gruppen der verschiedenen Nationen, die in israelitisches Territorium versetzt worden waren, schließlich untereinander, und dasselbe geschah mit ihrer Religion; diese Leute waren später als die Samariter bekannt (2Kö 17:24-33; Esr 4:1, 2, 9, 10; Luk 9:52; Joh 4:7-43).

Mit dem Fall Israels gingen die zehn nördlichen Stämme jedoch nicht gänzlich verloren. Offensichtlich erlaubten die Assyrer einigen Angehörigen dieser Stämme, in israelitischem Gebiet zu bleiben. Andere waren zweifellos vor dem Jahr 740 v. u. Z. wegen des in Israel verübten Götzendienstes nach Juda geflohen, und ihre Nachkommen befanden sich demnach unter den Gefangenen, die 607 v. u. Z. nach Babylon weggeführt wurden (2Ch 11:13-17; 35:1, 17-19). Ohne Zweifel gab es auch Nachkommen aus den Reihen derjenigen, die von den Assyrern gefangen genommen worden waren (2Kö 17:6; 18:11) und die zu dem zurückgekehrten Überrest zählten, aus dem im Jahr 537 v. u. Z. und danach die 12 Stämme Israels bestanden (1Ch 9:2, 3; Esr 6:17; Hos 1:11; vgl. Hes 37:15-22).

4. Das Land der Verheißung oder das geografische Gebiet, das der Nation Israel (allen 12 Stämmen) zugeteilt wurde, im Gegensatz zu dem Gebiet anderer Nationen (1Sa 13:19; 2Kö 5:2; 6:23), und das von israelitischen Königen beherrscht wurde (1Ch 22:2; 2Ch 2:17).

Nach der Teilung der Nation wurde das Gebiet des Nordreiches manchmal das „Land Israel“ genannt, um es von dem Gebiet Judas zu unterscheiden (2Ch 30:24, 25; 34:1, 3-7). Nach dem Fall des Nordreiches blieb der Name „Israel“ jedoch bestehen, denn er wurde auf Juda bezogen, das einzige Königreich, das von den Nachkommen Israels (Jakobs) noch bestand. Deshalb meinte der Prophet Hesekiel mit dem Ausdruck „Boden Israels“ in erster Linie das Land des Königreiches Juda und seine Hauptstadt Jerusalem (Hes 12:19, 22; 18:2; 21:2, 3). Dieses geografische Gebiet war von 607 v. u. Z. an 70 Jahre vollständig verödet (Hes 25:3), doch ein treuer Überrest wurde dort wieder zusammengebracht (Hes 11:17; 20:42; 37:12).

Eine Beschreibung der geografischen und klimatischen Merkmale Israels sowie seiner Größe, seiner Lage, seiner Bodenschätze und ähnlicher Merkmale ist unter dem Stichwort PALÄSTINA zu finden.