Jawan
(Jạwan).
Der an vierter Stelle aufgeführte Sohn Japhets und Vater von Elischa, Tarschisch, Kittim und Dodanim (oder Rodanim). Als Nachkommen Noahs nach der Sintflut gehörten sie zu denen, die die „Inseln der Nationen“ bevölkerten – eine Wendung, die sich nicht nur auf Land beziehen kann, das von Wasser umgeben ist, sondern auch auf Küstenländer (1Mo 10:2, 4, 5; 1Ch 1:5, 7). Untersuchungen von Geschichtsforschern haben ergeben, dass die Nachkommen Jawans und seiner vier Söhne die Inseln und Küstenländer des Mittelmeers von Zypern (Kittim) bis zum w. Mittelmeer besiedelten. (Siehe DODANIM; ELISCHA; KITTIM; TARSCHISCH Nr. 1.)
Jawan (hebr. Jawán) identifiziert man mit dem Stammvater der Ionier des Altertums, die von einigen als „der Urstamm der Griechen“ bezeichnet werden (C. F. Keil, Biblischer Commentar über das Alte Testament: Genesis und Exodus, Leipzig 1878, S. 133). Der Dichter Homer (wahrscheinlich aus dem 8. Jahrhundert v. u. Z.) verwendete den Namen Iáones für die frühen Griechen, und beginnend mit Sargon II. (8. Jahrhundert v. u. Z.), erscheint der Name Jawanu in assyrischen Inschriften.
Im Lauf der Zeit beschränkte sich der Name Ionien auf Attika (die Landschaft um Athen), die W-Küste Kleinasiens (etwa die Küsten der späteren Provinzen Lydien und Karien) und die vorgelagerten Inseln des Ägäischen Meeres. In der Bezeichnung für das Meer zwischen S-Griechenland und S-Italien hat sich der Name „ionisch“ erhalten; er ist anerkanntermaßen sehr alt, was die Ansicht untermauert, dass sich diese Form des Namens Jawan einst sowohl auf das griechische Festland bezog als auch auf das kleinere Gebiet, das man später „Ionien“ nannte.
Der Erste, der die Nachkommen Jawans nach dem Bericht in 1. Mose erwähnt – etwa in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts v. u. Z. –, ist der Prophet Joel. Er verurteilt die Tyrier, Sidonier und Philister, weil sie als Sklavenhändler die Söhne Judas und Jerusalems an „die Söhne der Griechen“ (wtl. „der Ionier“) verkauften (Joel 3:4-6). Im 8. Jahrhundert v. u. Z. sagte Jesaja vorher, dass einige der Juden, die den Zorn Gottes überleben würden, in viele Länder, auch nach „Jawan“, reisen und dort Jehovas Herrlichkeit verkünden würden (Jes 66:19).
Sklaven und Kupfergeräte wurden im späten 7. oder frühen 6. Jahrhundert v. u. Z. als Waren aufgeführt, mit denen „Jawan, Tubal und Meschech [die letzteren Gegenden lagen offensichtlich im ö. bzw. n. Kleinasien]“ das wohlhabende Handelszentrum Tyrus belieferten (Hes 27:13). In Vers 19 der gleichen Prophezeiung wird Jawan noch einmal erwähnt, doch die Tatsache, dass die im Kontext angeführten anderen Orte in Syrien, Palästina und Arabien liegen, hat einige zu der Auffassung gebracht, der Name stehe dort zufolge eines Abschreibfehlers. Statt „und Jawan von Usal“ gibt die Septuaginta Jawan mit „Wein“ wieder und mit „und Wein ... Aus Asel [Usal] ...“ (nach der Ausgabe von A. Rahlfs). In der Einheitsübersetzung liest man „Wein aus Usal“. Andere glauben jedoch, dass sich Jawan hier auf eine griechische Kolonie, die in Arabien lag, beziehen könnte oder dass es sich dabei vielleicht um den Namen eines Stammes oder einer Ortschaft in Arabien handelt.
In Daniels Prophezeiung wird „Jawan“ gewöhnlich mit „Griechenland“ übersetzt, da diese Bedeutung eindeutig aus der geschichtlichen Erfüllung der Schriften Daniels hervorgeht (Da 8:21; 10:20; 11:2). Ebenso sagt die Prophezeiung Sacharjas (520–518 v. u. Z.) den siegreichen Feldzug der ‘Söhne Zions’ gegen Jawan (Griechenland) voraus (Sach 9:13).