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Maria

Maria

(Marịa) [von dem hebr. Mirjam, was vielleicht „Rebellisch“ bedeutet].

In der Bibel werden sechs Frauen mit Namen Maria erwähnt.

1. Maria, die Mutter Jesu. Sie war die Tochter Helis, obwohl in der Geschlechtslinie, die Lukas angibt, Marias Mann, Joseph, als der „Sohn des Heli“ aufgeführt wird. In M’Clintocks und Strongs Cyclopædia (1881, Bd. III, S. 774) heißt es diesbezüglich: „Bei der Zusammenstellung ihrer Geschlechtstafeln haben die Juden bekanntlich ausschließlich die Männer berücksichtigt, wobei sie, sofern das Blut des Großvaters durch eine Tochter auf dessen Enkel überging, den Namen der Tochter selbst ausließen und stattdessen den Mann jener Tochter als Sohn des Großvaters mütterlicherseits betrachteten (4Mo xxvi, 33; xxvii, 4-7).“ Zweifellos aus diesem Grund sagt der Geschichtsschreiber Lukas, Joseph sei der „Sohn des Heli“ gewesen (Luk 3:23).

Maria war aus dem Stamm Juda und ein Nachkomme Davids. Es konnte daher von ihrem Sohn Jesus gesagt werden, dass er „dem Fleische nach aus dem Samen Davids hervorging“ (Rö 1:3). Jesus hatte durch seinen Adoptivvater Joseph, der ein Nachkomme Davids war, das gesetzliche Recht auf den Thron Davids, und durch seine Mutter hatte er als „Nachkomme“, „Same“ und „Wurzel“ Davids das erbliche Recht auf „den Thron Davids, seines Vaters“ (Mat 1:1-16; Luk 1:32; Apg 13:22, 23; 2Ti 2:8; Off 5:5; 22:16).

Entspricht die Überlieferung der Wahrheit, dann war Anna die Frau Helis und die Mutter Marias, und Annas Schwester hatte eine Tochter namens Elisabeth, die die Mutter von Johannes dem Täufer war. Gemäß dieser Überlieferung war Elisabeth die Cousine Marias. Auch in der Bibel selbst heißt es, dass Maria mit Elisabeth, die „von den Töchtern Aarons“ war und aus dem Stamm Levi kam, verwandt war (Luk 1:5, 36). Einige vertreten den Standpunkt, dass Marias Schwester Salome die Frau des Zebedäus war, dessen zwei Söhne, Jakobus und Johannes, zu den Aposteln Jesu zählten (Mat 27:55, 56; Mar 15:40; 16:1; Joh 19:25).

Von einem Engel aufgesucht. Zu Beginn des Jahres 2 v. u. Z. sandte Gott den Engel Gabriel zur Jungfrau Maria, die in der Stadt Nazareth wohnte. Der Engel grüßte sie auf sehr ungewöhnliche Weise: „Guten Tag, du Hochbegünstigte, Jehova ist mit dir.“ Als er ihr sagte, sie werde schwanger werden und einen Sohn gebären, dessen Name Jesus sein solle, fragte Maria, die zu jener Zeit mit Joseph nur verlobt war: „Wie soll dies sein, da ich keinen ehelichen Verkehr mit einem Mann habe?“ „Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Geborene heilig, Gottes Sohn, genannt werden“, erklärte der Engel. Begeistert über diese Aussicht, jedoch mit angemessener Bescheidenheit und Demut, antwortete sie: „Siehe! Jehovas Sklavin! Mir geschehe nach deiner Erklärung“ (Luk 1:26-38).

Damit Maria das wirklich glauben konnte, wurde ihr gesagt, dass Elisabeth, ihre Verwandte, in ihrem hohen Alter schon sechs Monate schwanger sei, weil Jehova die Unfruchtbarkeit von ihr genommen habe. Maria besuchte sie, und als sie in das Haus Elisabeths eintrat, hüpfte im Leib Elisabeths das Kind vor Freude. Daraufhin beglückwünschte Elisabeth Maria und sagte: „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Schoßes!“ (Luk 1:36, 37, 39-45). Dann äußerte Maria inspirierte Worte und lobpries Jehova für seine Güte (Luk 1:46-55).

Nach einem Aufenthalt von etwa drei Monaten bei Elisabeth im Bergland von Judäa kehrte Maria nach Nazareth zurück (Luk 1:56). Als Joseph feststellte (vermutlich hatte Maria ihm die Angelegenheit erzählt), dass sie schwanger war, wollte er sie heimlich durch Scheidung entlassen und sie nicht öffentlich der Schande preisgeben. (Verlobte wurden so angesehen, als seien sie verheiratet; um eine Verlobung aufzulösen, war eine Scheidung erforderlich.) Aber es erschien ihm Jehovas Engel, und dieser offenbarte ihm, dass das, was in ihr gezeugt worden war, durch heiligen Geist war. Daraufhin befolgte Joseph die göttliche Anweisung und nahm Maria zur Frau; „doch hatte er keinen ehelichen Verkehr mit ihr, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus“ (Mat 1:18-25).

Bringt Jesus in Bethlehem zur Welt. Unterdessen war von Cäsar Augustus eine Verordnung ausgegangen, gemäß der sich jeder in seinem Geburtsort einschreiben lassen musste. Es erwies sich, dass Gott dafür gesorgt hatte, dass diese Verordnung zur rechten Zeit gegeben wurde, denn es musste sich die Prophezeiung hinsichtlich des Geburtsortes Jesu erfüllen (Mi 5:2). So unternahm Joseph mit Maria, die hochschwanger war, die beschwerliche, 110 km lange Reise von ihrem im N gelegenen Wohnort Nazareth nach Bethlehem, das im S lag. Da es im Unterkunftsraum keinen Platz für die Familie gab, kam das Kind unter sehr einfachen Verhältnissen zur Welt und wurde in eine Krippe gelegt. Dies geschah wahrscheinlich um den 1. Oktober 2 v. u. Z. (Luk 2:1-7; siehe BILDER, Bd. 2, S. 537; JESUS CHRISTUS).

Als Hirten den Engel sagen hörten: „Euch ist heute in Davids Stadt ein Retter geboren worden, welcher Christus, der Herr, ist“, eilten sie nach Bethlehem und fanden dort das Zeichen: Der Säugling Marias war „in Wickelbänder eingebunden“ und lag „in einer Krippe“. Sie erzählten der glücklichen Familie, was der große Engelchor gesungen hatte: „Herrlichkeit Gott in den Höhen droben und Frieden auf Erden unter Menschen guten Willens.“ „Maria begann alle diese Worte zu bewahren, indem sie Folgerungen zog in ihrem Herzen“ (Luk 2:8-20).

Am achten Tag ließ Maria, weil sie dem Gesetz Jehovas gehorchte, ihren Sohn beschneiden. Nach dem 40. Tag brachten sie und ihr Mann das Kind zum Tempel nach Jerusalem, um das vorgeschriebene Opfer darzubringen. Das Gesetz forderte das Opfer eines jungen Widders und einer männlichen Taube oder einer Turteltaube. Wenn die Familie es sich nicht leisten konnte, ein Schaf zu opfern, sollten zwei Turteltauben oder zwei männliche Tauben geopfert werden. Maria brachte entweder „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“ dar, woraus zu entnehmen ist, dass Joseph finanziell nicht gut gestellt war (Luk 2:21-24; 3Mo 12:1-4, 6, 8). Als Simeon, ein gerechter Mann, das Kind sah, verherrlichte er Jehova, weil er in hohem Alter vor seinem Tod den „Retter“ gesehen hatte. Er wandte sich an Maria und sagte: „Ja, ein langes Schwert wird deine eigene Seele durchdringen.“ Damit meinte er nicht, sie würde mit einem buchstäblichen Schwert durchbohrt werden, sondern wollte auf den Schmerz und das Leid hinweisen, das der vorhergesagte Tod ihres Sohnes an einem Marterpfahl hervorrufen würde (Luk 2:25-35).

Kehrt nach Nazareth zurück. Etwas später wurde Joseph durch einen Engel vor dem Plan von Herodes dem Großen gewarnt, der das kleine Kind töten wollte; der Engel wies Joseph an, mit Jesus nach Ägypten zu fliehen (Mat 2:1-18). Nach dem Tod des Herodes kehrte die Familie zurück und ließ sich in Nazareth nieder, wo Maria in den folgenden Jahren weitere Kinder zur Welt brachte, mindestens vier Söhne und außerdem einige Töchter (Mat 2:19-23; 13:55, 56; Mar 6:3).

Das Gesetz schrieb zwar Frauen nicht vor, an der Passahfeier teilzunehmen, doch Maria hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Jahr für Jahr Joseph auf der Reise von etwa 150 km nach Jerusalem zu begleiten, um dem jährlichen Fest beizuwohnen (2Mo 23:17; 34:23). Auf einer dieser Reisen – es war um das Jahr 12 u. Z., die Familie befand sich auf dem Heimweg und war schon eine Tagereise von Jerusalem entfernt – wurde Jesus vermisst. Seine Eltern kehrten sofort nach Jerusalem zurück, um nach ihm zu suchen. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel, wo er den Lehrern zuhörte und ihnen Fragen stellte. Maria rief aus: „Kind, warum hast du so an uns gehandelt? Sieh, dein Vater und ich haben dich ganz verzweifelt gesucht.“ Jesus antwortete: „Wie habt ihr mich nur suchen können? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ Für den Sohn Gottes war es ganz logisch, dass er sich im Tempel aufhielt, wo er biblische Unterweisung erhalten konnte. Maria bewahrte „alle diese Worte sorgfältig in ihrem Herzen“ (Luk 2:41-51).

Der zwölfjährige Jesus hatte für sein Alter eine sehr gute Auffassungsgabe. „Alle ..., die ihm zuhörten, staunten immer wieder über sein Verständnis und seine Antworten“ (Luk 2:47). Jesu biblische Erkenntnis und sein Verständnis der Schriften offenbarten, dass seine Eltern ihn gut geschult hatten. Maria und Joseph müssen das Kind mit großem Fleiß „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ erzogen haben; außerdem müssen sie ihm geholfen haben, die Gewohnheit zu pflegen, jeden Sabbat in die Synagoge zu gehen (Luk 4:16; Eph 6:4).

Von Jesus geachtet und geliebt. Nach seiner Taufe wurde Maria von Jesus nicht bevorzugt behandelt; er sprach sie nicht mit „Mutter“ an, sondern einfach mit „Frau“ (Joh 2:4; 19:26). Das war keineswegs ein Ausdruck der Respektlosigkeit; im modernen deutschen Text mag dies so klingen. Maria war zwar Jesu leibliche Mutter, doch ab seiner Taufe war Jesus in erster Linie Gottes geistgezeugter Sohn, und seine „Mutter“ war „das Jerusalem droben“ (Gal 4:26). Jesus hob dies hervor, als ihn Maria und ihre anderen Kinder bei einer Gelegenheit, als er lehrte, unterbrachen und ihn baten, zu ihnen hinauszukommen. Jesus erklärte, dass in Wirklichkeit diejenigen seine Mutter und seine nahen Verwandten seien, die zu seiner geistigen Familie gehörten, und zeigte so, dass geistige Dinge wichtiger sind als menschliche Interessen (Mat 12:46-50; Mar 3:31-35; Luk 8:19-21).

Als auf einer Hochzeit in Kana in Galiläa der Wein ausging und Maria zu Jesus sagte: „Sie haben keinen Wein“, antwortete er: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ (Joh 2:1-4). Jesus gebrauchte hier eine alte Frageform, die man in den Hebräischen Schriften mehrmals findet (Jos 22:24; Ri 11:12; 2Sa 16:10; 19:22; 1Kö 17:18; 2Kö 3:13; 2Ch 35:21; Hos 14:8) und in den Griechischen Schriften sechsmal (Mat 8:29; Mar 1:24; 5:7; Luk 4:34; 8:28; Joh 2:4). Wörtlich kann diese Frage mit „Was [ist] mir und dir?“ wiedergegeben werden und besagt: „Was gibt es an Gemeinsamem zwischen mir und dir?“, oder: „Was haben wir, du und ich, gemein?“, oder: „Was habe ich mit dir zu schaffen?“ In jedem Fall, wo diese Frage gestellt wird, handelt es sich um eine abweisende Frage, die Widerspruch zu einem Vorschlag, einer Einmischung oder Verdächtigung anzeigen soll. Jesus gab also mithilfe dieser Frageform seiner Mutter auf liebevolle Weise einen sanften Verweis und zeigte ihr so, dass er nicht unter ihrer Leitung stand, sondern unter der Leitung der höchsten Autorität, der Autorität, die ihn gesandt hatte (1Ko 11:3). Da Maria feinfühlig und demütig war, wusste sie sofort, was er meinte, und nahm die Zurechtweisung an. Sie trat zurück und ließ ihn die Führung übernehmen und sagte zu den Dienern: „Was immer er euch sagt, tut“ (Joh 2:5).

Als Jesus an den Pfahl gebracht wurde, stand Maria dabei. Für sie war Jesus mehr als der geliebte Sohn, er war der Messias, ihr Herr und Retter, der Sohn Gottes. Maria war anscheinend inzwischen Witwe geworden. Jesus, der Erstgeborene der Hausgemeinschaft Josephs, kam also seiner Verantwortung nach und bat den Apostel Johannes, der vermutlich sein Cousin war, Maria mit in sein Heim zu nehmen und sich um sie wie um seine eigene Mutter zu kümmern (Joh 19:26, 27). Warum vertraute Jesus sie nicht einem seiner Halbbrüder an? Es wird nicht gesagt, dass einer von ihnen anwesend war. Außerdem glaubten sie noch nicht an Jesus, und für ihn waren geistige Bindungen von größerer Bedeutung als familiäre Bindungen (Joh 7:5; Mat 12:46-50).

Eine treue Jüngerin. Aus dem, was in der Bibel zuletzt über Maria gesagt wird, geht hervor, dass sie eine gläubige und gottergebene Frau war, eine Frau, die auch nach der Himmelfahrt Jesu mit weiteren Treuen eng verbunden war. Die elf Apostel, Maria und andere waren in einem Obersaal versammelt, und „diese alle verharrten einmütig im Gebet“ (Apg 1:13, 14).

2. Maria, die Schwester von Martha und Lazarus. Sie waren Jesu Freunde, zu denen er besondere Zuneigung hatte, und er besuchte sie in ihrem Heim in Bethanien, das etwa 2 römische Meilen (2,8 km) vom Tempelberg in Jerusalem entfernt am O-Hang des Ölberges lag (Joh 11:18). Bei Jesu Besuch im dritten Jahr seines Dienstes war Martha, weil sie eine gute Gastgeberin sein wollte, übermäßig auf das leibliche Wohl Jesu bedacht. Aber Maria zeigte ihre Gastfreundschaft auf andere Weise. Sie ‘setzte sich zu den Füßen des Herrn nieder und lauschte unablässig seinem Wort’. Als sich Martha beklagte, dass ihre Schwester nicht mithalf, lobte er Maria und sagte: „Maria ihrerseits hat das gute Teil erwählt, und es wird nicht von ihr weggenommen werden“ (Luk 10:38-42).

Erlebt die Auferweckung des Lazarus. Wenige Monate nach dem eben erwähnten Besuch wurde Lazarus todkrank. So überbrachte man Jesus, der sich wahrscheinlich etwas ö. des Jordan in Peräa befand, die Nachricht. Bis Jesus jedoch ankam, war Lazarus bereits vier Tage tot. Als bekannt wurde, dass Jesus kam, ging ihm Martha schnell entgegen, um ihn zu begrüßen, während Maria „im Haus sitzen“ blieb. Erst als Martha zurückkehrte und ihrer trauernden Schwester ins Ohr flüsterte: „Der Lehrer ist da und ruft dich“, eilte Maria hinaus und ging zu ihm. Sie fiel ihm zu Füßen und schluchzte: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Sie gebrauchte dieselben Worte wie ihre Schwester Martha, als diese zuerst zu Jesus kam. Als er sah, wie Maria und auch die anderen Juden, die bei ihr waren, weinten, musste auch er seufzen und weinen. Nachdem Jesus das außergewöhnliche Wunder gewirkt hatte, Lazarus von den Toten aufzuerwecken, glaubten „viele der Juden, die zu Maria gekommen waren [um sie zu trösten] ... an ihn“ (Joh 11:1-45).

Salbt Jesus mit Öl. Fünf Tage vor dem letzten Passah, das Jesus feierte, waren er und seine Jünger wiederum Gäste in Bethanien, doch diesmal im Haus Simons, des Aussätzigen. Maria und ihre Angehörigen befanden sich ebenfalls dort. Martha servierte das Abendessen; Maria lauschte wieder aufmerksam dem Sohn Gottes. Als sich Jesus zu Tisch legte, nahm Maria „ein Pfund echtes, sehr kostbares [es hatte den Wert von einem Jahreslohn], wohlriechendes Nardenöl“ und goss es ihm über das Haupt und über die Füße. Die meisten begriffen damals nicht, warum Maria so handelte. Sie hatte es aus Liebe zu Jesus und aus Hochachtung vor ihm getan, doch in Wirklichkeit war dies als Vorbereitung für den Tod und das Begräbnis Jesu geschehen, das sehr nahe bevorstand. Wie zuvor wurde Maria von anderen kritisiert, weil sie ihre Liebe zum Ausdruck gebracht hatte, und wie zuvor verteidigte Jesus ihre Handlungsweise, und er schätzte ihre Liebe und ihre Ergebenheit sehr. Er sagte: „Wo immer diese gute Botschaft in der ganzen Welt gepredigt wird, wird auch das, was diese Frau tat, zur Erinnerung an sie erzählt werden“ (Mat 26:6-13; Mar 14:3-9; Joh 12:1-8).

Die obige Begebenheit – die Salbung Jesu durch Maria, von der Matthäus, Markus und Johannes berichten – sollte nicht mit der Salbung verwechselt werden, die in Lukas 7:36-50 erwähnt wird. Beide Geschehnisse haben einiges gemeinsam, es gibt aber auch Unterschiede. Das erste Geschehnis fand, wie Lukas berichtet, im n. Gebiet von Galiläa statt; das zweite trug sich im S in Bethanien in Judäa zu. Im ersten Fall wurde Jesus im Haus eines Pharisäers gesalbt; im zweiten im Haus Simons, des Aussätzigen. Die erste Salbung wurde von einer namentlich nicht erwähnten Frau durchgeführt, die als „eine Sünderin“ bekannt war, vermutlich eine Prostituierte; die letztere führte Maria, die Schwester Marthas, durch. Außerdem lag zwischen beiden Geschehnissen ein Zeitunterschied von mehr als einem Jahr.

Einige Kritiker sagen, zwischen den Ausführungen des Johannes und denen des Matthäus und des Markus bestehe ein Widerspruch. Gemäß dem Bericht des Johannes wurde das Parfüm über Jesu Füße gegossen und nicht über seinen Kopf (Mat 26:7; Mar 14:3; Joh 12:3). Albert Barnes kommentiert Matthäus 26:7 diesbezüglich wie folgt: „Es ist jedoch kein Widerspruch. Wahrscheinlich goss sie es sowohl über seinen Kopf als auch über seine Füße. Da Matthäus und Markus das Erstere erwähnt hatten, berichtete Johannes – er zeichnete sein Evangelium zum Teil auf, um Geschehnisse wiederzugeben, die von den beiden anderen ausgelassen worden waren –, dass das Salböl auch über die Füße des Retters gegossen wurde. Es war üblich, Salböl auf den Kopf zu gießen. Es über die Füße zu gießen war ein Akt, der bemerkenswerte Demut und Liebe zum Retter verriet und es daher verdiente, besonders erwähnt zu werden“ (Barnes’ Notes on the New Testament, 1974).

3. Maria Magdalene. Sie stammte ihrem Beinamen gemäß (der „Zu Magdala gehörend“ bedeutet) wahrscheinlich aus dem Ort Magdala (siehe MAGADAN), der sich am w. Ufer des Galiläischen Meeres etwa auf halbem Weg von Kapernaum nach Tiberias befand. Es wird nicht berichtet, dass Jesus jemals diesen Ort besuchte, obwohl er viel Zeit in dem umliegenden Gebiet verbrachte. Auch ist nicht sicher, dass es Marias Heimatstadt oder Wohnort war. Da Lukas sie als „Maria, die sogenannte Magdalene“, bezeichnet, glauben einige, er wolle damit etwas Besonderes andeuten (Luk 8:2).

Jesus hatte sieben Dämonen aus Maria Magdalene ausgetrieben. Das war für sie Grund genug, Glauben an ihn als den Messias zu bekunden und diesen Glauben durch aufopfernde Werke und Dienstleistungen zu beweisen. Das erste Mal wird sie in dem Bericht erwähnt, der vom zweiten Jahr der Predigttätigkeit Jesu handelt, als Jesus und seine Apostel ‘von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zogen, wobei sie predigten und die gute Botschaft vom Königreich verkündigten’. Maria Magdalene sowie Johanna, die Frau des Beauftragten des Herodes, Susanna und andere Frauen gebrauchten ihre eigenen Mittel, um sich weiterhin um die Bedürfnisse Jesu und seiner Apostel zu kümmern (Luk 8:1-3).

Am bekanntesten über Maria Magdalene ist das, was in Verbindung mit dem Tod und der Auferstehung Jesu über sie erwähnt wird. Als Jesus als das Lamm Gottes zur Schlachtung geführt wurde, befand sie sich unter den Frauen, „die Jesus von Galiläa her begleitet hatten, um ihm zu dienen“, und die ‘aus einiger Entfernung zusahen’, als Jesus am Marterpfahl hing. Jesu Mutter Maria, Salome und die „andere Maria“ (Nr. 4) waren bei ihr (Mat 27:55, 56, 61; Mar 15:40; Joh 19:25).

Nach Jesu Begräbnis bereiteten Maria Magdalene und andere Frauen vor dem Sabbat, der bei Sonnenuntergang begann, Gewürze und wohlriechende Öle. Nach dem Sabbat, bei Sonnenaufgang, am ersten Tag der Woche, brachten sie das wohlriechende Öl zum Grab (Mat 28:1; Mar 15:47; 16:1, 2; Luk 23:55, 56; 24:1). Als Maria sah, dass das Grab geöffnet und, wie es schien, leer war, lief sie schnell, um die bestürzende Nachricht Petrus und Johannes mitzuteilen, worauf diese zum Grab eilten (Joh 20:1-4). Als Maria zum Grab zurückkam, waren Petrus und Johannes schon fortgegangen; dann blickte sie hinein und war verblüfft, zwei Engel in Weiß zu sehen. Danach wandte sie sich rückwärts und sah Jesus dastehen. Da sie ihn für den Gärtner hielt, fragte sie, wo der Leichnam sei, denn sie wolle sich um ihn kümmern. Darauf antwortete er: „Maria!“, und sofort erkannte sie ihn. Impulsiv umarmte sie ihn und rief: „Rabbuni!“ Für einen Ausbruch menschlicher Gefühle war aber keine Zeit. Jesus würde nur eine kurze Weile bei ihnen sein. Maria musste sich beeilen, den anderen Jüngern von seiner Auferstehung zu berichten und darüber, dass Jesus auffahren würde, wie er sagte, „zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20:11-18).

4. Die „andere Maria“. Die Frau des Klopas (Alphäus) (siehe KLOPAS) und Mutter des Jakobus des Geringeren und des Joses (Mat 27:56, 61; Joh 19:25). Gemäß der Überlieferung – jedoch ohne biblische Stütze – heißt es, dass Klopas und Joseph, der Stiefvater Jesu, Brüder gewesen seien. Wenn das der Wahrheit entspricht, wäre diese Maria Jesu Tante und ihre Söhne seine Cousins gewesen.

Maria befand sich nicht nur unter den Frauen, „die Jesus von Galiläa her begleitet hatten, um ihm zu dienen“, sondern sie sah auch, wie er an den Pfahl gebracht wurde (Mat 27:55; Mar 15:40, 41). Zusammen mit Maria Magdalene hielt sie sich in jenen bitteren Nachmittagsstunden des 14. Nisan vor seinem Grab auf (Mat 27:61). Am dritten Tag kamen sie und andere mit Gewürzen und wohlriechendem Öl dorthin, um den Leib Jesu einzureiben, und zu ihrer Bestürzung fanden sie das Grab geöffnet. Ein Engel erklärte, dass Christus von den Toten auferstanden sei, und forderte sie auf, ‘es seinen Jüngern zu sagen’ (Mat 28:1-7; Mar 16:1-7; Luk 24:1-10). Als sie sich auf dem Weg befanden, erschien der auferstandene Jesus dieser Maria und den anderen (Mat 28:8, 9).

5. Maria, die Mutter von Johannes Markus. Sie war auch die Tante des Barnabas (Apg 12:12; Kol 4:10). Ihr Haus wurde von der Versammlung der ersten Christen in Jerusalem als Zusammenkunftsstätte benutzt. Markus, ihr Sohn, war sehr mit dem Apostel Petrus verbunden, der offensichtlich viel zum geistigen Wachstum des Markus beitrug, denn Petrus nennt ihn „Markus, mein Sohn“ (1Pe 5:13). Als Petrus aus dem Gefängnis des Herodes befreit wurde, begab er sich auf direktem Weg in ihr Haus, „wo ziemlich viele versammelt waren und beteten“. Das Haus muss ziemlich groß gewesen sein, und da Diener anwesend waren, kann man daraus schließen, dass Maria eine wohlhabende Frau war (Apg 12:12-17). Da auf ihr Haus Bezug genommen wird und nicht auf das ihres Mannes, wird angedeutet, dass sie wahrscheinlich Witwe war (Apg 12:12).

6. Maria von Rom. Paulus übermittelte ihr in seinem Brief an die Römer Grüße und lobte sie wegen der vielen „mühevollen Arbeit“, die sie für die Versammlung in Rom geleistet hatte (Rö 16:6).