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Sargon

Sargon

(Sạrgon) [aus dem Akkadischen „Der König ist legitim“].

Der Nachfolger Salmanassars V. als König von Assyrien. Historiker bezeichnen ihn als Sargon II. Ein früherer König, nicht von Assyrien, sondern von Babylon, wird Sargon I. genannt.

In der Bibel wird Sargon nur ein Mal mit Namen erwähnt (Jes 20:1). Zu Anfang des 19. Jahrhunderts maßen Bibelkritiker dieser Bezugnahme auf Sargon keinen historischen Wert bei. Doch vom Jahr 1843 an legte man bei Ausgrabungen die Ruinen seines Palastes in Chorsabad und Inschriften mit seinen königlichen Annalen frei (BILD, Bd. 1, S. 955, 960).

In seinen Annalen behauptete Sargon: „Samaria (Samerina) belagerte und eroberte ich“ (Altorientalische Texte zum Alten Testament, herausgegeben von H. Greßmann, Berlin und Leipzig 1926, S. 349). Doch das ist offenbar nur eine prahlerische Behauptung Sargons (oder derjenigen, die auf seinen Ruhm bedacht waren), in der die Leistungen des vorherigen Herrschers dem neuen Monarchen zugeschrieben wurden. In einer babylonischen Chronik, die möglicherweise etwas neutraler ist, heißt es über Salmanassar V.: „Die Stadt Samaria zerstörte er“ (Textbuch zur Geschichte Israels, herausgegeben von K. Galling, Tübingen 1979, S. 60). In 2. Könige 18:9, 10 wird lediglich gesagt, dass Salmanassar Samaria „zu belagern begann“ und ‘sie es einnehmen konnten’. Man vergleiche das mit 2. Könige 17:1-6, wo es heißt, dass Salmanassar, der König von Assyrien, Hoschea, den König von Samaria, tributpflichtig machte, und später heißt es, dass ‘der König von Assyrien Samaria einnahm’.

Nimrudprisma, auf dem sich Sargon brüstet, Feldzüge durchgeführt zu haben; einige davon sind vermutlich seinem Vorgänger zuzuschreiben

Inschriften, die Sargon betreffen, zeigen, wie unweise es ist, diesen antiken Geschichtsberichten großes Vertrauen zu schenken und sie sogar, was ihren Wert betrifft, dem Bibelbericht gleichzusetzen. Nach Sargons Thronbesteigung lehnten sich die Babylonier unter Merodach-Baladan mit der Unterstützung Elams gegen Assyrien auf. Bei Der kämpfte Sargon gegen sie, doch gelang es ihm offensichtlich nicht, den Aufstand niederzuschlagen. In seinen Inschriften behauptet Sargon, einen vollständigen Sieg errungen zu haben, dagegen heißt es in der babylonischen Chronik, dass die Elamiter die Assyrer besiegten, und in einem Text von Merodach-Baladan wird prahlerisch gesagt, dass dieser die assyrischen Heere schlug und ihre Waffen zerschmetterte. In dem Buch Ancient Iraq wird bemerkt: „Amüsante Einzelheit: Merodach-Baladans Inschrift wurde in Nimrud gefunden, wohin Sargon sie von Uruk gebracht hatte ..., in jener Stadt ersetzte er sie durch einen Tonzylinder, der seine eigene und natürlich völlig andere Version des Ereignisses trug. Das zeigt, dass die politische Propaganda und die Methoden des ‚kalten Krieges‘ keine Besonderheiten unseres Zeitalters sind“ (G. Roux, 1964, S. 258).

Gegen eine Koalition, die aus dem König von Hamath, dem König von Damaskus und anderen Verbündeten bestand, war Sargon erfolgreicher, denn in einer Schlacht bei Karkar am Orontes errang er den Sieg über sie. In 2. Könige 17:24, 30 ist von Leuten aus Hamath die Rede, die zu denen gehörten, die der „König von Assyrien“ in den Städten Samarias anstelle der ins Exil geführten Israeliten ansiedelte.

Laut seinen Berichten griff Sargon in seinem fünften Jahr Karkemisch an, eine Stadt von wirtschaftlicher und militärischer Bedeutung am Oberlauf des Euphrat, und besiegte es. Danach gingen die Assyrer wie üblich vor und deportierten die Einwohner der Stadt und ersetzten sie durch Ausländer. In Jesajas Warnung vor der assyrischen Bedrohung (Jes 10:5-11) wird Karkemisch zusammen mit Hamath und anderen Städten als Beispiel der vernichtenden Macht Assyriens aufgeführt. Später berichtete Sargon, dass er in Samaria Araber angesiedelt habe (Textbuch zur Geschichte Israels, S. 63).

In assyrischen Berichten wird davon gesprochen, dass sich Azuri, der König von Aschdod, an einer Verschwörung gegen das assyrische Joch beteiligte, dass Sargon ihn absetzte und an seiner Stelle Azuris jüngeren Bruder einsetzte. Ein weiterer Aufstand folgte, worauf Sargon einen Angriff gegen Philistäa unternahm und „Asdod, Gimtu [Gath] und Asdudimmu belagerte und eroberte“ (Textbuch zur Geschichte Israels, S. 64). Offenbar nennt die Bibel in Verbindung mit diesem Ereignis in Jesaja 20:1 Sargon direkt mit Namen.

Später vertrieb Sargon Merodach-Baladan aus Babylon und eroberte die Stadt. Nach einer Inschrift war Sargon fünf Jahre König von Babylon.

Durch Sargons aggressive Herrschaft wurde das Assyrische Reich erneut sehr mächtig, auch brachte es die letzte große assyrische Dynastie hervor. Nach den Geschichtsschreibern hat Sargon 17 Jahre regiert. Da er seine Herrschaft vermutlich zur Zeit der Eroberung Samarias oder kurz danach, nämlich im sechsten Jahr Hiskias (2Kö 18:10), antrat und Sanherib, sein Sohn und Thronfolger, im 14. Jahr Hiskias in Juda einfiel (2Kö 18:13), wäre eine 17-jährige Herrschaft für Sargon nur möglich, wenn Sanherib zu der Zeit, als er Juda angriff, Mitregent gewesen wäre. Es ist aber auch sehr gut möglich, dass sich die Historiker irren. Um die Dauer dieser Regierungszeiten festzulegen, können sie sich gewiss nicht auf die Eponymenlisten stützen, wie das unter dem Stichwort CHRONOLOGIE gezeigt wird. Dort werden auch die allgemeine Unzuverlässigkeit der assyrischen Chronisten besprochen und ihre Unsitte, die verschiedenen Ausgaben der Annalen zu „frisieren“, um dem Selbstbewusstsein des Herrschers entgegenzukommen.

Während seiner Herrschaft baute Sargon ca. 20 km nö. von Ninive, in der Nähe des heutigen Dorfes Chorsabad, eine neue Hauptstadt. Auf einem völlig unbebauten Stück Land errichtete er die Stadt, die er Dur-Scharrukin (was vermutlich Sargons-Burg bedeutet) nannte. Auf einer Erhöhung von ca. 7,5 m erbaute er auf einem ca. 10 ha großen Gelände einen Königspalast mit 200 Räumen. Geflügelte Stierkolosse mit Menschenköpfen bewachten den Palasteingang, ein Paar war ca. 5 m hoch. Die Mauern waren mit Fresken und herausgemeißelten Reliefs geschmückt, auf denen seine Feldzüge und Großtaten dargestellt waren. Die Wände, an denen diese Reliefs waren, haben insgesamt eine Länge von ca. 2,5 km. Eine Inschrift Sargons besagt: „Möge er [der Gott Assur] mir, Sargon, der ich in diesem Palast wohne, langes Leben, körperliche Gesundheit, Freude des Herzens und Heiterkeit der Seele als mein Geschick bestimmen“ (Ancient Iraq, S. 262). Aus Aufzeichnungen geht jedoch hervor, dass Sargon ungefähr ein Jahr nach der Einweihung seines Palastes getötet wurde; wie er starb, ist unsicher. Sein Sohn Sanherib folgte ihm auf den Thron.