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Sprüche (Buch)

Sprüche (Buch)

Eine Sammlung von Sprichwörtern oder weisen Sprüchen, die aus einigen anderen Sammlungen zusammengestellt wurde. Wie aus dem Buch selbst hervorgeht, sollte damit bezweckt werden, dass „man Weisheit und Zucht erkennt, um die Reden des Verstandes zu erfassen, um die Zucht anzunehmen, welche Einsicht verleiht, Gerechtigkeit und Recht und Rechtschaffenheit, um den Unerfahrenen Klugheit zu geben, einem jungen Mann Erkenntnis und Denkvermögen“ (Spr 1:2-4). „Der Zweck ist, dass du auf dem Weg der Guten wandelst und die Pfade der Gerechten einhältst“ (2:20).

In der Einleitung zu drei Abschnitten des Buches werden die darin enthaltenen Sprüche Salomo zugeschrieben (Spr 1:1; 10:1; 25:1). Das entspricht der Tatsache, dass Salomo „dreitausend Sprüche“ reden konnte (1Kö 4:32). Ohne Zweifel wurden daher viele, wenn nicht sogar alle Sprüche in diesen Abschnitten während der Herrschaft Salomos aufgezeichnet. Salomo sagte über sich selbst: „Außer der Tatsache, dass der Versammler weise geworden war, lehrte er auch das Volk fortwährend Erkenntnis, und er stellte Erwägungen und gründliche Nachforschungen an, damit er viele Sprüche in gute Form bringe. Der Versammler suchte die gefälligen Worte zu finden und die richtigen Worte der Wahrheit niederzuschreiben“ (Pr 12:9, 10).

Es sind jedoch verschiedene Einwände dagegen erhoben worden, die meisten Sprüche Salomo zuzuschreiben. Bestimmte Sprüche (Spr 16:14; 19:12; 20:2; 25:3) sollen abfällige Aussagen über Herrscher enthalten und könnten daher nicht aus der Zeit Salomos stammen. Bei näherer Betrachtung stellt man jedoch fest, dass hier nicht geringschätzig von Königen geredet wird, sondern vielmehr voller Hochachtung, da gezeigt wird, dass man Könige wegen ihrer Macht zu Recht fürchten sollte. (Vgl. 24:21.) Wer behauptet, ein Polygamist wie Salomo könne sich hinsichtlich der Beziehung zwischen Mann und Frau nicht für die Monogamie ausgesprochen haben (5:15-19; 18:22; 19:13, 14), übersieht, dass das Gesetz nicht zur Polygamie ermunterte, sondern sie nur duldete und regelte. Es ist außerdem gut möglich, dass die Juden im Allgemeinen monogam lebten. Die Kritiker lassen auch außer Acht, dass die Sprüche von Gott inspiriert sind, es sich also nicht lediglich um die Meinung Salomos handelt. Trotzdem kann es durchaus sein, dass sich Salomo aufgrund eigener Beobachtungen und Erfahrungen der Weisheit des ursprünglichen Maßstabs Gottes für die Ehe (die Monogamie) bewusst wurde. (Vgl. Pr 2:8; 7:27-29.)

Die Sprüche, die nicht Salomo zugeschrieben werden, stammen von anderen weisen Männern und auch einer Frau (Spr 22:17; 30:1; 31:1; siehe AGUR; LEMUEL). Wann die Sammlung dieser Sprüche ihre endgültige Fassung erhielt, ist nicht genau bekannt. Die letzte Andeutung einer Zeitangabe im Buch selbst ist eine Bezugnahme auf die Regierungszeit Hiskias (25:1). Es besteht also Grund zu der Annahme, dass die Sprüche als Buch vor dem Tod dieses Herrschers (ca. 717 v. u. Z.) endgültig zusammengestellt waren. Die Wiederholung gewisser Sprüche lässt vermuten, dass das Buch aus verschiedenen einzelnen Sammlungen zusammengestellt wurde. (Vergleiche 10:1 mit 15:20; 10:2 mit 11:4; 14:20 mit 19:4; 16:2 mit 21:2.)

Stil und Anordnung. Das Buch der Sprüche ist im Stil der hebräischen Poesie abgefasst, die sich durch Gedankenrhythmus auszeichnet, d. h. durch Parallelismus, bei dem entweder ähnliche Gedanken (Spr 11:25; 16:18; 18:15) oder gegensätzliche (10:7, 30; 12:25; 13:25; 15:8) aufeinanderfolgen. Der erste Teil (1:1 bis 9:18) besteht aus kurzen Reden, die ein Vater an seinen Sohn oder seine Söhne richtet. Dieser Teil bildet eine Einleitung zu den kurzen, prägnanten Sprüchen, die in den übrigen Teilen des Buches zu finden sind. Die letzten zweiundzwanzig Verse sind in akrostichischem oder alphabetischem Stil geschrieben, einem Stil, den auch David bei einigen seiner Psalmen gebrauchte (Ps 9, 10, 25, 34, 37, 145).

Von Gott inspiriert. Die Schreiber der Christlichen Griechischen Schriften erkannten das Buch der Sprüche als einen Teil des inspirierten Wortes Gottes an. Der Apostel Petrus (1Pe 4:18; 2Pe 2:22; Spr 11:31 [LXX]; 26:11) und der Jünger Jakobus (Jak 4:6; Spr 3:34, LXX) nahmen darauf Bezug, ebenso der Apostel Paulus, als er an die Korinther (2Ko 8:21; Spr 3:4, LXX), die Römer (Rö 12:16, 20; Spr 3:7; 25:21, 22) und die Hebräer schrieb (Heb 12:5, 6; Spr 3:11, 12). Außerdem sind in den Christlichen Griechischen Schriften zahlreiche Parallelgedanken zu finden. (Vergleiche Spr 3:7 mit Rö 12:16; Spr 3:12 mit Off 3:19; Spr 24:21 mit 1Pe 2:17; Spr 25:6, 7 mit Luk 14:7-11.)

Die Erkenntnis Jehovas ist der Weg des Lebens. Im Buch der Sprüche wird Erkenntnis häufig mit Unterscheidungsvermögen, Weisheit, Verständnis und Denkvermögen in Verbindung gebracht. Bei der Erkenntnis, die das Buch vermitteln möchte oder empfiehlt, handelt es sich also um mehr als bloßes Kopfwissen oder eine Reihe von Tatsachen oder Belehrungen. Das Buch der Sprüche zeigt, dass wahre Erkenntnis damit beginnt, dass man sein Verhältnis zu Jehova richtig einschätzt. Gemäß Kapitel 1, Vers 7 lautet das Thema des Buches: „Die Furcht Jehovas ist der Anfang der Erkenntnis“.

Die wichtigste Erkenntnis, die man sich aneignen kann, ist die Erkenntnis über Gott selbst. „Den Heiligsten erkennen, das ist Verständnis“, heißt es in Sprüche 9:10. Diese Erkenntnis schließt mehr ein, als nur zu wissen, dass Gott existiert und der Schöpfer aller Dinge ist, ja sie schließt mehr ein als die Kenntnis vieler Einzelheiten seines Handelns. Ihn zu „erkennen“ bedeutet, seine vorzüglichen Eigenschaften und seinen großen Namen zu schätzen sowie ein vertrautes Verhältnis zu ihm zu haben.

Jesus Christus sagte zu Juden, die eine Gotteserkenntnis hatten: „Niemand erkennt den Sohn völlig als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater völlig als nur der Sohn und jeder, dem der Sohn ihn offenbaren will“ (Mat 11:27). Die Kenntnis der Eigenschaften Jehovas fördert die echte Gottesfurcht und bringt uns zu der Einsicht, dass Jehova allein unserer Anbetung und unseres Dienstes würdig ist und dass die Erkenntnis über ihn und der Gehorsam ihm gegenüber der Weg des Lebens sind. „Die Furcht Jehovas ist ein Born des Lebens, um sich abzuwenden von den Schlingen des Todes“ und: „Die Furcht Jehovas gereicht zum Leben“ (Spr 14:27; 19:23).

Jehova, der Schöpfer. Jehova ist der allweise Schöpfer aller Dinge und der Urheber der Gesetze, denen diese Dinge unterworfen sind; er verdient es daher, von allen Geschöpfen angebetet zu werden (Spr 3:19, 20). Er hat das hörende Ohr und das sehende Auge – die beide sowohl buchstäblich als auch bildlich gedeutet werden können – gemacht. Zu ihm muss man daher aufblicken, wenn man mit dem richtigen Verständnis sehen und hören möchte. Man sollte sich bewusst werden, dass man ihm, der alles sieht und alles hört, Rechenschaft schuldet (20:12).

Gerechtigkeit. Das Buch der Sprüche preist Jehova als Mittelpunkt aller Dinge und als Urheber aller gerechten Grundsätze. Ein Beispiel: „Der genaue Zeiger und die genauen Waagschalen gehören Jehova; alle Gewichtssteine des Beutels sind sein Werk“ (Spr 16:11). Als Gesetzgeber verlangt er im Geschäftsleben ehrliches und gerechtes Handeln (11:1; 20:10). Wer ihn fürchtet, lernt, das zu lieben, was er liebt, und das zu hassen, was er hasst. Dadurch macht man seinen Lebensweg gerade, denn „die Furcht Jehovas bedeutet das Böse hassen“ (8:13). Aus den Sprüchen geht hervor, was Jehova besonders hasst: hohe Augen, eine falsche Zunge, Hände, die unschuldiges Blut vergießen, ein Herz, das schädliche Pläne schmiedet, Füße, die eilends zum Schlechten hinlaufen, einen falschen Zeugen, der Lügen vorbringt, und jeden, der Streitigkeiten unter Brüdern entfesselt (6:16-19; 12:22; 16:5). Wer diese Dinge wirklich hasst, ist auf dem Weg zum Leben schon ein gutes Stück vorangekommen.

Außerdem erhellt das Buch der Sprüche den Weg der Gerechten, indem es zeigt, was Jehova wohlgefällig ist. „Die auf ihrem Weg Untadeligen sind sein Wohlgefallen“, ebenso ihre Gebete (Spr 11:20; 15:8, 29). „Der Gute erlangt Wohlgefallen von Jehova“ (12:2). „Wer ... der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er“ (15:9).

Jehovas Urteil und Lenkung. Wer Jehova kennt, weiß aus Erfahrung, dass es „weder Weisheit noch irgendwelches Unterscheidungsvermögen, noch irgendeinen Rat [gibt] im Widerstand gegen Jehova“ (Spr 21:30). Der Vernünftige lässt sich daher vom Rat Jehovas leiten – selbst wenn er von anderen Plänen hört oder andere Pläne in seinem Herzen sind –, weil er weiß, dass ein gegenteiliger Rat vor dem Wort Jehovas nicht bestehen kann, er mag noch so klug oder einleuchtend erscheinen (Spr 19:21; vgl. Jos 23:14; Mat 5:18).

Der inspirierte König Salomo sagte: „Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen ... Beachte ihn auf all deinen Wegen, und er selbst wird deine Pfade gerade machen“ (Spr 3:5, 6). Das Herz eines Menschen wählt den Weg, den er gehen möchte, aber selbst wenn er den richtigen Weg wählt, kann er nur Gelingen haben, wenn er seine Schritte von Jehova lenken lässt (16:3, 9; 20:24; Jer 10:23).

Wer den Pfad des Lebens gewählt hat, sollte sich bewusst sein, dass Jehova aufrichtig an ihm interessiert ist. Im Buch der Sprüche wird uns gesagt: „Die Augen Jehovas sind an jedem Ort, überwachen die Schlechten und die Guten“ (Spr 15:3). „Denn die Wege des Mannes sind vor den Augen Jehovas, und er betrachtet alle seine Bahnen“ (5:21). Jehova sieht nicht nur auf das, was jemand äußerlich zu sein scheint, sondern er prüft auch dessen Herz (17:3). „Jehova schätzt die Herzen ab“ (21:2), und er wägt den wahren Wert der Gedanken und Beweggründe sowie die innersten Wünsche des Betreffenden.

Jehova urteilt in jeder Hinsicht immer gerecht und im Interesse derer, die Rechtschaffenheit suchen. Zur bestimmten Zeit wird Gott die Bösen aus dem Land vertilgen, und ihr Leben wird der Preis für die Freiheit der Gerechten sein. Deshalb heißt es in den Sprüchen: „Der Böse ist ein Lösegeld für den Gerechten; und der treulos Handelnde nimmt den Platz der Rechtschaffenen ein“ (Spr 21:18). Zu diesen Bösen gehören die Stolzen, die für Jehova etwas Verabscheuungswürdiges sind. Sie werden „nicht straffrei sein“ (16:5). „Das Haus der Selbsterhöhten wird Jehova niederreißen“ (15:25). Er wird die „der Seele berauben“, die die Niedergedrückten berauben (22:22, 23).

Der Rechtschaffene, der die Handlungsweise Jehovas beachtet, macht seine Pfade gerade. (Vgl. Spr 4:26.) Er sieht, dass Parteilichkeit, hervorgerufen durch Bestechung (17:23) oder durch persönlichen Einfluss (18:5), dazu führen kann, dass man das Recht beugt. „Wer den Bösen für gerecht erklärt und wer den Gerechten für böse erklärt“, macht sich in Jehovas Augen zu etwas Verabscheuungswürdigem (17:15). Der Rechtschaffene lernt auch, nicht voreingenommen zu sein, d. h., erst beide Seiten anzuhören, bevor er ein Urteil fällt (18:13).

Sicherheit und Glück. Wer die von Jehova empfangene praktische Weisheit und das Denkvermögen bewahrt, zu dem sagt das Buch der Sprüche: „Jehova selbst wird sich in Wirklichkeit als deine Zuversicht erweisen, und er wird deinen Fuß bestimmt vor dem Fang bewahren“ (Spr 3:21, 26; 10:29; 14:26). Für den, der Jehova fürchtet, „wird es eine Zukunft geben“ (23:17, 18). Er wird aber nicht nur eine Zukunftshoffnung haben, sondern wird heute schon glücklich sein und sich sicher fühlen (3:25, 26). „Wenn Jehova an den Wegen eines Mannes Gefallen hat, veranlasst er, dass auch selbst seine Feinde mit ihm in Frieden sind“ (16:7). Gott wird den Gerechten nicht hungern lassen (10:3). Wer Gott mit seinen wertvollen Dingen ehrt, dessen „Vorratslager [werden] mit Überfluss gefüllt werden“ (3:9, 10). Auch wird Gott seinem Leben Tage hinzufügen (10:27).

Wer zu Jehovas Namen Zuflucht nimmt (seine Bedeutung versteht und ihn als das anerkennt, wofür er steht), wird erfahren, dass dieser wie ein starker Turm ist, zu dem Menschen in alter Zeit flohen, um vor dem Feind sicher zu sein (Spr 18:10; 29:25).

Die Folge der Demut gegenüber Jehova ist „Reichtum und Herrlichkeit und Leben“ (Spr 22:4). Barmherzigkeit und Wahrhaftigkeit sind das, was er verlangt; sie sind mehr wert als Schlachtopfer. Wer von Schlechtem weicht, ja wer Jehova fürchtet und ihm auf diese Weise dient, wird von ihm nicht verurteilt werden (Spr 16:6; vgl. 1Sa 15:22). Wer Jehovas Wege kennt, kann ‘der ganzen Bahn des Guten’ folgen (Spr 2:9).

Spricht das Herz an. Um seinen Zweck zu erfüllen, spricht das Buch der Sprüche das Herz an. Über 75 Mal wird das Herz mit dem Erlangen von Erkenntnis, Verständnis, Weisheit und Unterscheidungsvermögen in Verbindung gebracht. Es wird für Worte und Handlungen verantwortlich gemacht und als von Umständen und Verhältnissen beeinflussbar dargestellt. Man sollte das Herz dem Unterscheidungsvermögen zuwenden (Spr 2:2); das Herz sollte die rechten Gebote beachten (3:1); diese sollten ‘auf die Tafel des Herzens’ geschrieben werden (3:3). „Mehr als alles sonst“ sollte das Herz behütet werden (4:23). Mit dem ganzen Herzen sollte man auf Jehova vertrauen (3:5; siehe HERZ).

Zucht und das Herz. Das Buch der Sprüche legt großen Wert auf verschiedene Arten von Zucht (Spr 3:11, 12). Es heißt darin: „Wer Zucht meidet, verwirft seine eigene Seele, wer aber auf Zurechtweisung hört, erwirbt Herz“ (15:32). Zurechtweisung dringt also ins Herz ein und bringt es zurecht, wodurch jemand Verständigkeit oder Unterscheidungsvermögen erwirbt. „Die Törichten sterben weiterhin aus Mangel an Herz [zufolge fehlenden Unterscheidungsvermögens]“ (10:21). Weil bei der Kindererziehung das Herz angesprochen werden muss, wird uns gesagt: „Torheit ist an das Herz eines Knaben geknüpft; die Rute der Zucht ist das, was sie von ihm entfernen wird“ (22:15).

Der Geist und die Seele. Die Sprüche sind nicht bloß menschliche Weisheiten, die zeigen, wie es möglich ist, Menschen zu gefallen oder zu beeinflussen, sondern sie dringen als motivierende und das Denken beeinflussende Kraft tief in das Herz des Menschen ein, in seinen Geist bzw. seine geistige Einstellung und in seine Seele, d. h. in jede Faser seines Wesens und seiner Persönlichkeit (Heb 4:12). Jemand könnte zwar denken, er sei im Recht oder er könne sein Handeln rechtfertigen, da ‘alle Wege eines Mannes lauter sind in seinen eigenen Augen’, aber in Sprüche 16:2 werden wir daran erinnert, dass ‘Jehova die Geister abschätzt’ und somit die Gesinnung kennt. Macht oder Stärke werden in der Welt sehr hoch eingeschätzt, aber „wer langsam ist zum Zorn, ist besser als ein Starker, und wer seinen Geist beherrscht, als einer, der eine Stadt einnimmt“ (Spr 16:32).

Wer sich die Erkenntnis und die Weisheit dieses von Gott inspirierten Buches zu eigen macht, wird im gegenwärtigen Leben glücklich werden und auf den Pfad zum ewigen Leben gelangen. Da der, ‘der Herz erwirbt, seine eigene Seele liebt’, werden ihm – sofern er sich an den inspirierten Rat hält und die damit verbundene Zucht annimmt – „Länge der Tage und Jahre des Lebens“ hinzugefügt, ja dieser Rat und diese Zucht werden ‘sich als Leben für seine Seele erweisen’ (Spr 19:8; 3:2, 13-18, 21-26). „Jehova wird die Seele des Gerechten nicht hungern lassen“ (10:3). „Wer das Gebot bewahrt, bewahrt seine Seele“, lautet Salomos Ermahnung (19:16).

Das Verhalten gegenüber Menschen und Tieren. Gemäß dem Buch der Sprüche gebraucht der wahre Diener Gottes seine Zunge zum Guten (Spr 10:20, 21, 31, 32); er verleumdet andere nicht, noch verletzt er jemand durch gedankenloses Reden (12:6, 8, 17-19; 18:6-8, 21). Durch eine milde Antwort wendet er den Grimm eines Gegners, der ihn herausgefordert hat, ab (15:1; 25:15). An Zank und Streit findet er kein Gefallen; er gerät nicht in Zorn, sondern übt Selbstbeherrschung, weil er weiß, dass er sonst eine nicht wiedergutzumachende Torheit begehen könnte (Spr 14:17, 29; 15:18; vgl. Kol 3:8). Ja er hat nicht einmal Gemeinschaft mit Personen, die sich vom Zorn beherrschen lassen und die Wutanfälle haben, denn er weiß, dass er dadurch in eine Schlinge geraten könnte (Spr 22:24, 25; vgl. 13:20; 14:7; 1Ko 15:33).

Gutes tun statt Böses verüben. Die inspirierten Sprüche spornen dazu an, im Gutestun die Initiative zu ergreifen. Nicht nur denen sollte man Gutes tun, die bei einem ‘in Sicherheit wohnen’ und die einem nichts Böses angetan haben (Spr 3:27-30), sondern man sollte auch Böses mit Gutem vergelten (25:21, 22). Man sollte streng über sein Herz wachen, damit man sich nicht über das Unglück dessen freut, den man verachtet oder der einen hasst (17:5; 24:17, 18).

Geschwätz und Verleumdung. Das Buch der Sprüche geht auf die Schwierigkeiten, den Kummer und den Schaden ein, der durch Geschwätz verursacht wird, sowie auf die schwere Schuld, die auf dem Schwätzer lastet. Die Worte eines Verleumders werden von denen, die sie hören, wie „Leckerbissen“ gierig verschlungen; sie werden nicht auf die leichte Schulter genommen, sondern hinterlassen einen bleibenden Eindruck, da sie „in die innersten Teile des Leibes“ hinuntergehen. Sie verursachen deshalb Schwierigkeiten, und der Verleumder kann seine Hände nicht in Unschuld waschen. Er mag zwar als sehr wohlwollend erscheinen und seinen wirklichen Herzenszustand verdecken, aber Gott wird dafür sorgen, dass der Hass und die Schlechtigkeit in seinem Innern „in der Versammlung aufgedeckt werden“. Er wird in die Grube fallen, die er für jemand anders gegraben hat (Spr 26:22-28).

Eheleben und Kindererziehung. Die eheliche Treue ist in den Sprüchen ein strenges Gebot. Man sollte sich ‘mit der Ehefrau seiner Jugend’ freuen und nicht woanders Befriedigung suchen (Spr 5:15-23). Ehebruch führt ins Verderben und in den Tod (5:3-14; 6:23-35). Eine gute Frau ist eine „Krone“ und ein Segen für ihren Mann. Eine schändlich handelnde Frau dagegen ist für ihren Mann „wie Fäulnis in seinem Gebein“ (12:4). Eine streitsüchtige Frau kann einem Mann das Leben sogar unerträglich machen (25:24; 19:13; 21:19; 27:15, 16). Selbst wenn sie noch so schön und anmutig ist, kann sie „wie ein goldener Nasenring im Rüssel eines Schweines“ sein (11:22; 31:30). Eine törichte Frau reißt ihr eigenes Haus nieder (14:1). Der hohe Wert einer guten Ehefrau – ihr Fleiß, ihre Zuverlässigkeit und ihre treue Haushaltsführung sowie ihre Unterwürfigkeit gegenüber ihrem Mann – wird in Sprüche, Kapitel 31 eingehend beschrieben.

Eltern sind – wie gezeigt wird – für ihre Kinder voll verantwortlich, und die Notwendigkeit der Zucht wird nachdrücklich betont (Spr 19:18; 22:6, 15; 23:13, 14; 29:15, 17). Die Verantwortung des Vaters wird zwar besonders hervorgehoben, aber das Kind muss sowohl den Vater als auch die Mutter respektieren, wenn es von Jehova Leben bekommen möchte (19:26; 20:20; 23:22; 30:17).

Sorge für die Tiere. Selbst die Sorge für die Haustiere wird in den Sprüchen berücksichtigt. „Der Gerechte sorgt für die Seele seines Haustiers“ (Spr 12:10). „Du solltest unbedingt das Aussehen deines Kleinviehs kennen“ (27:23).

Stabilität und Integrität der Regierung. Das Buch der Sprüche enthält Grundsätze, deren Beachtung für eine gute Regierung Voraussetzung ist. Könige und andere Männer in hoher Stellung sollten eine Sache erforschen (Spr 25:2), liebende Güte und Wahrhaftigkeit bekunden (20:28) und ihren Untertanen – auch den Geringen – Recht widerfahren lassen (29:4; 31:9; 29:14). Sie dürfen keine bösen Männer als Ratgeber haben, wenn ihre Herrschaft durch Gerechtigkeit fest errichtet werden soll (25:4, 5). Ein Führer muss Unterscheidungsvermögen haben und ungerechten Gewinn hassen (28:16).

‘Gerechtigkeit erhöht eine Nation’ (Spr 14:34), wohingegen Übertretung häufige Regierungswechsel zur Folge hat (28:2). Revolutionen führen auch zu unbeständigen Verhältnissen, wovor in Sprüche 24:21, 22 mit folgenden Worten gewarnt wird: „Mein Sohn, fürchte Jehova und den König. Mit denen, die für eine Veränderung sind, lass dich nicht ein. Denn ihr Unheil wird sich so plötzlich erheben, dass – wer weiß vom Untergang derer, die für eine Veränderung sind?“

Nützlich zum Erteilen von Rat. Da die Sprüche die verschiedensten Bereiche des menschlichen Lebens behandeln, können sie gut als Grundlage benutzt werden, um praktischen Rat zu erteilen, wie es die Schreiber der Christlichen Griechischen Schriften taten. „Das Herz des Gerechten sinnt nach, um zu antworten“ (Spr 15:28). Es ist jedoch nicht weise, Spöttern Rat zu erteilen. „Wer den Spötter rügt, holt für sich Unehre, und wer einem Bösen eine Zurechtweisung erteilt – ein Makel an ihm. Weise einen Spötter nicht zurecht, damit er dich nicht hasst. Erteile einem Weisen eine Zurechtweisung, und er wird dich lieben“ (Spr 9:7, 8; 15:12; vgl. Mat 7:6). Da nicht alle Menschen Spötter sind, sollte jeder, der dazu befugt ist, anderen Rat zu erteilen, es tun, wie dies aus folgenden Worten hervorgeht: „Die Lippen des Gerechten sind es, die fortwährend viele weiden“ (Spr 10:21).

[Kasten auf Seite 1007]

HÖHEPUNKTE DER SPRÜCHE

Ein Buch, das aus verschiedenen Teilen in Form von Reden und Sammlungen weiser Sprüche über praktische Dinge des Lebens besteht

Die Sprüche werden hauptsächlich Salomo zugeschrieben, wurden jedoch in ihrer Gesamtheit erst während der Regierungszeit Hiskias zusammengestellt

Der alles übertreffende Wert der Weisheit

Weisheit zusammen mit Verständnis ist das Erste (4:5-8; 16:16)

Voraussetzungen für das Erlangen von Weisheit (2:1-9; 13:20)

Nutzen der Weisheit, wie Sicherheit, Schutz, Ehre und ein längeres und glücklicheres Leben (2:10-21; 3:13-26, 35; 9:10-12; 24:3-6, 13, 14)

Die personifizierte Weisheit war Jehovas Mitarbeiter (8:22-31)

Die tragischen Folgen des Versäumnisses, weise zu handeln (1:24-32; 2:22; 6:12-15)

Die richtige Einstellung gegenüber Jehova

Vertraue auf Jehova (3:5, 6; 16:20; 18:10; 29:25)

Fürchte ihn, und meide das Böse (3:7; 10:27; 14:26, 27; 16:6; 19:23)

Ehre ihn durch die Unterstützung der wahren Anbetung (3:9, 10)

Nimm Zucht an, denn sie ist ein Ausdruck seiner Liebe (3:11, 12)

Zeige Wertschätzung für sein Wort (3:1-4; 30:5, 6)

Stelle fest, was Jehova hasst, und handle im Einklang mit dieser Erkenntnis (6:16-19; 11:20; 12:22; 16:5; 17:15; 28:9)

Wenn wir Jehova gefallen, wird er für uns sorgen, uns beschützen und unsere Gebete erhören (10:3, 9, 30; 15:29; 16:3)

Vortrefflicher Rat über das Familienleben

Eine tüchtige Ehefrau ist ein Segen von Jehova (12:4; 14:1; 18:22; 31:10-31)

Eltern sollten ihre Kinder erziehen und in Zucht nehmen (13:1, 24; 22:6, 15; 23:13, 14; 29:15, 17)

Kinder sollten tiefen Respekt vor ihren Eltern haben (1:8, 9; 4:1-4; 6:20-22; 10:1; 23:22-26; 30:17)

Liebe und Frieden in der Familie sind äußerst wünschenswert (15:16, 17; 17:1; 19:13; 21:9, 19)

Wer Unsittlichkeit widersteht, vermeidet viel Schmerz und Leid (5:3-23; 6:23-35; 7:4-27; 9:13-18)

Charakterzüge, die man entwickeln sollte, und Eigenschaften, vor denen man sich hüten sollte

Nimm liebevoll Rücksicht auf die Armen und Niedergedrückten (3:27, 28; 14:21, 31; 19:17; 21:13; 28:27)

Sei freigebig, meide Habsucht (11:24-26)

Entwickle Fleiß; sei nicht faul (6:6-11; 10:26; 13:4; 20:4; 24:30-34; 26:13-16)

Bescheidenheit und Demut führen zu Ehre, Vermessenheit und Stolz zu Demütigung (11:2; 16:18, 19; 25:6, 7; 29:23)

Beherrsche den Zorn (14:29; 16:32; 25:28; 29:11)

Hüte dich vor einer schadenfrohen Einstellung oder vor Rachsucht (20:22; 24:17, 18, 28, 29; 25:21, 22)

Handle in allem gerecht (10:2; 11:18, 19; 14:32; 21:3, 21)

Praktische Richtlinien für das tägliche Leben

Sei für Zucht, Zurechtweisung und Rat empfänglich (13:18; 15:10; 19:20; 27:5, 6)

Sei ein wahrer Freund (17:17; 18:24; 19:4; 27:9, 10)

Nimm Gastfreundschaft besonnen an, ohne aufdringlich zu sein (23:1-3, 6-8; 25:17)

Materialismus ist nutzlos (11:28; 23:4, 5; 28:20, 22)

Harte Arbeit bringt Segen (12:11; 28:19)

Sei ehrlich im Geschäftsleben (11:1; 16:11; 20:10, 23)

Hüte dich davor, für andere – besonders für Fremde – Bürgschaft zu leisten (6:1-5; 11:15; 22:26, 27)

Meide unanständiges Reden; sei darauf bedacht, dass dein Reden erbaut (10:18-21, 31, 32; 11:13; 12:17-19; 15:1, 2, 4, 28; 16:24; 18:8)

Schmeicheleien sind trügerisch (28:23; 29:5)

Meide Zank (3:30; 17:14; 20:3; 26:17)

Halte dich von schlechter Gesellschaft fern (1:10-19; 4:14-19; 22:24, 25)

Lerne, mit Spöttern und Unvernünftigen richtig umzugehen (9:7, 8; 19:25; 22:10; 26:4, 5)

Meide die Fallgruben des Alkoholgenusses (20:1; 23:29-35; 31:4-7)

Sei nicht neidisch auf die Bösen (3:31-34; 23:17, 18; 24:19, 20)