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Versammlung

Versammlung

Eine Gruppe von Personen, die sich zu einem bestimmten Zweck versammelt haben. Das in der Neuen-Welt-Übersetzung gewöhnlich mit „Versammlung“ wiedergegebene hebräische Wort qahál leitet sich von einem Wurzelwort her, das „zusammenrufen“, „versammeln“ bedeutet (4Mo 20:8; 5Mo 4:10). Es wird häufig auf eine organisierte Gruppe von Menschen angewandt und kommt in den Ausdrücken „Versammlung Israels“ (3Mo 16:17; Jos 8:35; 1Kö 8:14), „Versammlung des wahren Gottes“ (Ne 13:1), „Versammlung Jehovas“ (5Mo 23:2, 3; Mi 2:5) und „Jehovas Versammlung“ (4Mo 20:4; 1Ch 28:8) vor. qahál bezeichnet verschiedenartige Zusammenkünfte von Menschen, beispielsweise zur Anbetung (5Mo 9:10; 18:16; 1Kö 8:65; Ps 22:25; 107:32), zur Behandlung von Verwaltungsangelegenheiten (1Kö 12:3) und zur Kriegführung (1Sa 17:47; Hes 16:40). Im Buch Prediger wird Salomo „der Versammler“ (hebr. qohéleth) genannt (Pr 1:1, 12). Als König versammelte er das Volk zur Anbetung Jehovas; ein bemerkenswertes Beispiel dafür war die Gelegenheit, als er seine Untertanen nach Jerusalem zum neu erbauten Tempel zusammenrief (1Kö 8:1-5; 2Ch 5:2-6).

In den Christlichen Griechischen Schriften wird mit dem Wort „Versammlung“ der griechische Ausdruck ekklēsía wiedergegeben, der dem Wort „Ekklesia“ zugrunde liegt. Das Wort ekklēsía leitet sich von den beiden griechischen Wörtern ek, was „[her]aus“, und kaléō, was „rufen“, „nennen“ bedeutet, her. Es bezieht sich also auf eine Gruppe von Personen, die entweder offiziell oder inoffiziell heraus- oder zusammengerufen worden sind. Dieses Wort wird in Apostelgeschichte 7:38 mit Bezug auf die Versammlung Israels gebraucht; desgleichen für die „Versammlung“, die der Silberschmied Demetrius in Ephesus gegen den Apostel Paulus und seine Gefährten aufhetzte (Apg 19:23, 24, 29, 32, 41). Am häufigsten wird es jedoch mit Bezug auf die Christenversammlung gebraucht. Es steht für die Christenversammlung im Allgemeinen (1Ko 12:28); für eine Versammlung in einer Stadt wie Jerusalem (Apg 8:1), Antiochia (Apg 13:1) oder Korinth (2Ko 1:1); oder für eine bestimmte Gruppe, die sich im Haus einer Privatperson versammelte (Rö 16:5; Phm 2). Dementsprechend werden auch einzelne christliche Versammlungen oder „Versammlungen Gottes“ erwähnt (Apg 15:41; 1Ko 11:16). Einige deutsche Übersetzungen gebrauchen in Bibeltexten, die sich auf die Christenversammlung beziehen, das Wort „Kirche“, so z. B. in Apostelgeschichte 8:1 (EÜ). Da viele bei dem Ausdruck „Kirche“ eher an ein Gebäude denken, in dem Gottesdienste abgehalten werden, als an eine Versammlung, die ihre Religion ausübt, kann diese Wiedergabe irreführend sein.

Mit dem griechischen Wort ekklēsía wird in der Septuaginta gewöhnlich das hebräische Wort qahál übersetzt, wie etwa in Psalm 22:22 (21:23, LXX; vgl. NW, Fn.).

Die Versammlung Israels. Von Moses’ Zeit an sprach man vom Volk Israel als von einer Versammlung. Es war Jehovas Wille, dass diese Versammlung nicht demokratisch, d. h. nicht vom Volk, regiert wurde, sondern theokratisch, nämlich von Gott selbst. Deshalb schloss Gott mit Israel den Gesetzesbund (2Mo 19:3-9; 24:6-8). Da Moses der Mittler dieses Bundes war, konnte gesagt werden: „Moses erlegte uns als Befehl ein Gesetz auf, ein Besitztum der Versammlung Jakobs“ (5Mo 33:4). Jehova war ihr Richter, ihr Satzungsgeber und ihr König (Jes 33:22). Folglich war die Nation eine Versammlung Gottes und konnte als die „Versammlung Jehovas“ bezeichnet werden (4Mo 16:3; 1Ch 28:8).

Manchmal wird das hebräische Wort qahál („Versammlung“) zusammen mit dem hebräischen Wort ʽedháh („Gemeinde“) gebraucht (3Mo 4:13; 4Mo 20:8, 10). ʽedháh stammt von einer Wurzel, die „bestimmen“, „bestellen“ bedeutet, und kennzeichnet daher eine Gruppe, die nach Verabredung zusammengekommen ist. Häufig wird es auf die Gemeinschaft der Israeliten angewandt, beispielsweise in dem Ausdruck „Gemeinde Israel“ (2Mo 12:3). In der Nation Israel setzte sich die Versammlung (qahál; 4Mo 15:15) aus der eigentlichen hebräischen Bevölkerung zusammen, wohingegen die Gemeinde (ʽedháh) allem Anschein nach sowohl die Israeliten als auch die mit ihnen verbundenen ansässigen Fremdlinge einschloss (2Mo 12:19). Die Zugehörigkeit zur Versammlung im erweiterten, allgemeinen Sinn erstreckte sich also anscheinend auch auf beschnittene ansässige Fremdlinge (4Mo 15:14-16).

Jedoch durfte nicht jeder ein Mitglied der „Versammlung Jehovas“ werden. Keiner, der kastriert war oder „dem sein männliches Glied abgeschnitten“ war, durfte in die Versammlung kommen; ausgeschlossen waren auch uneheliche Söhne, Ammoniter und Moabiter, „selbst bis zur zehnten Generation“. Dagegen durften die Söhne der Edomiter und Ägypter, die ihnen „als die dritte Generation“ geboren wurden, „ihrerseits in die Versammlung Jehovas kommen“ (5Mo 23:1-8). Der Ausschluss der Söhne eines unehelich Geborenen „bis zur zehnten Generation“ bekräftigte Jehovas Gesetz gegen den Ehebruch (2Mo 20:14). Und obwohl die an ihren Geschlechtsteilen Verstümmelten aus der „Versammlung Jehovas“ ausgeschlossen waren, konnten sie aus den Worten Jesajas, die in Kapitel 56, Vers 1 bis 7 zu finden sind, Trost schöpfen. Personen, die im alten Israel von der „Versammlung Jehovas“ ausgeschlossen waren, konnten natürlich von den Vorkehrungen und Segnungen Jehovas für Menschen aller Nationen profitieren (1Mo 22:15-18).

Den Einzelnen in der Versammlung Israels wurde Barmherzigkeit erwiesen, wenn sie versehentlich sündigten. Wer dagegen willentlich falsch handelte, musste zu Tode gebracht werden (4Mo 15:27-31). Zum Beispiel wurde jemand aus der Versammlung ausgestoßen und vom Leben abgeschnitten, der rituell unrein war und sich nicht reinigte, der in diesem Zustand Fleisch vom Gemeinschaftsschlachtopfer aß, der das Fett eines Opfertieres oder Blut zu sich nahm oder der, während er unrein war, heilige Dinge aß (4Mo 19:20; 3Mo 7:21-27; 17:10, 14; 22:3). Auch Personen, die am Sabbat arbeiteten, wurden zu Tode gebracht (2Mo 31:14), ferner alle, die einen ihrer Nachkommen dem Molech opferten, die sich Geistermedien und berufsmäßigen Vorhersagern von Ereignissen zuwandten, sich gewisser Formen sexueller Unmoral schuldig machten oder die sich am alljährlichen Sühnetag nicht ‘in Betrübnis beugten’ (3Mo 20:1-6, 17, 18; 23:27-30; siehe auch 2Mo 30:31-33; 3Mo 17:3, 4, 8, 9; 18:29; 19:5-8).

Während sich die Versammlung Israels aus Einzelpersonen zusammensetzte, bestand die Nation selbst aus Stämmen, Familien und Hausgemeinschaften. Die Begebenheit in Verbindung mit Achan lässt möglicherweise diesen organisatorischen Aufbau erkennen, denn in diesem Fall trat Israel zunächst Stamm für Stamm an, dann Familie für Familie, als Nächstes Hausgemeinschaft für Hausgemeinschaft und schließlich kräftiger Mann für kräftiger Mann, bis Achan als Übeltäter herausgegriffen wurde (Jos 7:10-19).

In Israel handelten oft verantwortliche Stellvertreter im Namen des Volkes (Esr 10:14). Deshalb brachten die „Vorsteher der Stämme“ nach der Aufrichtung der Stiftshütte Gaben (4Mo 7:1-11). Ferner bestätigten in den Tagen Nehemias stellvertretend Priester, Leviten und „die Häupter des Volkes“ durch Siegel die „feste Vereinbarung“ (Ne 9:38 bis 10:27). Während der Wüstenwanderung Israels gab es „Vorsteher der Gemeinde, Berufene der Zusammenkunft, Männer von Ruhm“, von denen sich 250 zusammen mit Korah, Dathan, Abiram und On gegen Moses und Aaron versammelten (4Mo 16:1-3). Eine göttliche Anweisung befolgend, wählte Moses 70 der älteren Männer und Beamten Israels aus, die ihm helfen sollten, „die Last des Volkes“ zu tragen, die er allein nicht tragen konnte (4Mo 11:16, 17, 24, 25). In 3. Mose 4:15 werden die „älteren Männer der Gemeinde“ erwähnt, und aus alldem geht hervor, dass die älteren Männer der Nation, ihre Häupter, ihre Richter und ihre Beamten als Vertreter des Volkes amtierten (4Mo 1:4, 16; Jos 23:2; 24:1).

In der Wildnis wurden zwei Silbertrompeten zur Einberufung der Gemeinde und zum Aufbruch des Lagers verwendet. Die Gemeinde sollte sich verabredungsgemäß bei Moses am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft einstellen, wenn auf beiden Trompeten geblasen wurde. Erscholl nur eine, dann sollten „die Vorsteher als Häupter der Tausendschaften Israels“ dort erscheinen (4Mo 10:1-4). Manchmal beriefen Könige Zusammenkünfte ein (1Kö 8:5; 2Ch 20:4, 5); Hiskia sandte z. B. Läufer aus, um das Volk zur großen Passahfeier seiner Tage nach Jerusalem zu rufen (2Ch 30:1, 2, 10-13).

In späterer Zeit übte der Sanhedrin großen Einfluss aus. Er war ein richterliches Gremium, das sich aus 71 Mitgliedern zusammensetzte – dem Hohen Priester und 70 anderen prominenten Männern der Nation –, der „Versammlung der älteren Männer“ (Mat 26:59; Luk 22:66).

Während des Babylonischen Exils oder kurz danach kamen allgemein Synagogen als Versammlungsgebäude für die Juden in Gebrauch. Mit der Zeit wurden in verschiedenen Orten Synagogen errichtet; Jesus lehrte z. B. in der Synagoge in Nazareth (Luk 4:16-21). Eigentlich waren die Synagogen Schulen, in denen die Schriften gelesen und gelehrt wurden, und sie waren Gebetsstätten und Orte, an denen man Gott lobpries (Apg 15:21; siehe SYNAGOGE).

Die Versammlung Israels nahm eine einzigartige Stellung ein. Moses erinnerte sie: „Du bist ein heiliges Volk für Jehova, deinen Gott. Dich hat Jehova, dein Gott, erwählt, sein Volk zu werden, ein besonderes Eigentum aus allen Völkern, die auf der Oberfläche des Erdbodens sind“ (5Mo 7:6). Doch die jüdische Versammlung hörte auf, die Versammlung Gottes zu sein; sie wurde verstoßen, weil sie seinen Sohn verwarf (Apg 4:24-28; 13:23-29; Mat 21:43; 23:37, 38; Luk 19:41-44).

Die christliche Versammlung Gottes. Bereits bevor die jüdische Nation verworfen wurde und nicht mehr die Versammlung Gottes war, bezeichnete sich Jesus Christus als der „Felsen“, auf den er seine „Versammlung“ bauen würde (Mat 16:18). So verstand es Petrus, zu dem er sprach, denn der Apostel bezeichnete Jesus später als sinnbildlichen „Stein“, der von Menschen verworfen wurde, „bei Gott aber auserwählt, kostbar“ ist, und als „Grundeckstein“, auf den jemand seinen Glauben setzen könne, ohne enttäuscht zu werden (1Pe 2:4-6; Ps 118:22; Jes 28:16). Auch Paulus identifizierte Jesus Christus eindeutig als Grundlage, auf der die Christenversammlung aufgebaut ist (Eph 2:19-22; 1Ko 3:11). Und da Jehova ihr Eigentümer ist, wird von ihr passenderweise als von der „Versammlung Gottes“ gesprochen (Apg 20:28; Gal 1:13).

Diese Christenversammlung (gr. ekklēsía), die auf Christus gegründet ist, hat ihn auch zum Haupt. Folglich wird gesagt: „Auch hat er [Gott] alle Dinge seinen Füßen unterworfen und hat ihn zum Haupt über alle Dinge für die Versammlung gemacht, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt“ (Eph 1:22, 23; siehe auch Kol 1:18).

Zu Pfingsten 33 u. Z., als in Jerusalem auf die Nachfolger Jesu heiliger Geist ausgegossen wurde, trat die christliche Versammlung Gottes an die Stelle der Versammlung Israels. Die ersten voraussichtlichen Mitglieder dieser Versammlung wurden kurz nach Jesu Taufe zu Beginn seines Dienstes auf der Erde ausgewählt (Apg 2:1-4; Joh 1:35-43). Unter seinen ersten Nachfolgern suchte Jesus zwölf Apostel aus (Luk 6:12-16), und später berief er Saulus von Tarsus zum „Apostel für die Nationen“ (Apg 9:1-19; Rö 11:13). Die zwölf treuen Apostel des Lammes Jesus Christus, zu denen auch Matthias gehörte, der Judas ersetzte, bildeten die sekundäre Grundlage der Christenversammlung (Apg 1:23-26; Off 21:1, 2, 14).

Diese Versammlung wird als die „Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln eingetragen worden sind“, bezeichnet, deren Vollzahl unter Christus, dem Haupt, 144 000 beträgt (Heb 12:23; Off 7:4). Diese Herausgerufenen wurden „aus den Menschen ... erkauft“, um hier auf der Erde ein besonderes Werk durchzuführen und sich dann im Himmel Christus als Braut anzuschließen. So, wie für die Zugehörigkeit zur hebräischen Versammlung Gottes bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen waren, gibt es auch Erfordernisse für die Zugehörigkeit zur christlichen „Versammlung Gottes“. Die Dazugehörenden sind in geistiger Hinsicht jungfräulich, folgen dem Lamm, Jesus Christus, beständig, ungeachtet wohin er geht, „und in ihrem Mund wurde keine Unwahrheit gefunden; sie sind ohne Makel“ (Off 14:1-5).

Die Mitglieder der christlichen Versammlung Gottes werden von Jehova erwählt (Rö 8:30; 2Th 2:13). Die ersten Mitglieder dieser Versammlung wurden aus der von Gott verworfenen jüdischen Versammlung herausgerufen, die den Sohn Gottes nicht als ihren Messias angenommen hatte. Doch vom Jahr 36 u. Z. an – beginnend mit Kornelius – wurden auch Personen aus den Nationen zu Mitgliedern der Christenversammlung berufen, sodass Paulus schreiben konnte: „Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist weder männlich noch weiblich; denn ihr alle seid e i n e r in Gemeinschaft mit Christus Jesus“ (Gal 3:28; Apg 10:34, 35; Rö 10:12; Eph 2:11-16). Der Gesetzesbund, bei dem Moses als Mittler wirkte und der das Leben der Versammlung Israels regelte, wurde durch Christus erfüllt und von Jehova Gott aus dem Weg geräumt (Mat 5:17; 2Ko 3:14; Kol 2:13, 14); wer zur christlichen Versammlung Gottes gehört, ist Teilhaber der Segnungen des neuen Bundes, dessen Mittler der größere Moses ist, nämlich Jesus Christus (Mat 26:28; Heb 12:22-24; Apg 3:19-23). Die Priester und Könige Israels wurden mit Öl gesalbt (2Mo 30:22-30; 2Kö 9:6), diejenigen dagegen, die Gott zu Mitgliedern der Christenversammlung erwählte, wurden mit heiligem Geist gesalbt (2Ko 1:21, 22; 1Jo 2:20) und von Jehova Gott an Sohnes statt angenommen (Eph 1:5).

Im Wesentlichen bestand die Versammlung Israels aus gebürtigen Hebräern, doch die christliche Versammlung Gottes setzt sich aus gesalbten, geistigen Israeliten zusammen, die die Stämme des geistigen Israel bilden (Off 7:4-8). Da die Mehrzahl der Israeliten Jesus Christus verwarf, sind „nicht alle, die von Israel abstammen, ... wirklich ‚Israel‘“, d. h. das geistige Israel (Rö 9:6-9). Und über die christliche Versammlung Gottes, bestehend aus geistigen Juden, schrieb Paulus: „Nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch besteht die Beschneidung in dem, was äußerlich am Fleisch vollzogen worden ist; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und seine Beschneidung ist die des Herzens durch Geist“ (Rö 2:28, 29).

Wenn in den Christlichen Griechischen Schriften „die Versammlung“ im Allgemeinen erwähnt wird, dann sind gewöhnlich ihre 144 000 Glieder gemeint, die gesalbten Nachfolger Christi, Jesus ausgenommen (Eph 5:32; Heb 12:23, 24). Die inspirierte Anwendung der Worte Davids aus Psalm 22:22 auf Jesus Christus in Hebräer 2:12 zeigt jedoch, dass der Ausdruck „Versammlung“ auch ihr Haupt, Jesus Christus, einschließen kann. David auszugsweise zitierend, erklärte der Schreiber des Hebräerbriefs: „Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, stammen alle von e i n e m , weswegen er [Jesus Christus] sich nicht schämt, sie ‚Brüder‘ zu nennen, wie er sagt: ‚Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden; inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen‘“ (Heb 2:11, 12). Gleich David, der zur Versammlung Israels gehörte, in deren Mitte er Jehova pries, kann Jesus Christus in diesem Fall als zu der geistigen Versammlung gehörend betrachtet werden, wobei deren andere Glieder seine „Brüder“ genannt werden. (Vgl. Mat 25:39, 40.) David gehörte zur Versammlung Israels, und auch Jesus gehörte ihr an, als er auf der Erde war und ihren Mitgliedern predigte. Ein Überrest dieser Versammlung wurde zu einem Teil der Versammlung Jesu.

Aufbau der Christenversammlung. Obgleich christliche Versammlungen Gottes an verschiedenen Orten gegründet wurden, waren sie nicht unabhängig voneinander tätig. Vielmehr erkannten sie alle die Autorität der in Jerusalem befindlichen leitenden Körperschaft der Christenversammlung an. Diese leitende Körperschaft setzte sich aus den Aposteln und den älteren Männern der Versammlung in Jerusalem zusammen, und es gab keine rivalisierenden Körperschaften an anderen Orten, die versucht hätten, die Versammlung zu beaufsichtigen. Es war diese treue leitende Körperschaft der Christenversammlung, der im ersten Jahrhundert u. Z. die Frage der Beschneidung vorgelegt wurde. Die Entscheidung, zu der die leitende Körperschaft unter der Leitung des heiligen Geistes kam, wurde angenommen und war für alle Christenversammlungen verbindlich, und sie unterwarfen sich ihr auch bereitwillig (Apg 15:22-31).

Die leitende Körperschaft in Jerusalem sandte reisende Vertreter aus. So wurde die eben erwähnte, von der leitenden Körperschaft getroffene Entscheidung durch Paulus und andere überbracht, denn es heißt: „Als sie nun durch die Städte reisten, überbrachten sie denen, die dort waren, die zu beachtenden Verordnungen, welche von den Aposteln und älteren Männern, die sich in Jerusalem befanden, beschlossen worden waren.“ Über die Auswirkungen heißt es weiter: „Die Versammlungen wurden daher tatsächlich im Glauben weiterhin befestigt und nahmen von Tag zu Tag an Zahl zu“ (Apg 16:4, 5). Zuvor, „als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen; und diese gingen hinab und beteten für sie, damit sie heiligen Geist empfingen“ (Apg 8:14, 15).

Die einzelnen Versammlungen hielten sich eng an die Führung der leitenden Körperschaft der Christenversammlung, die die Ernennung älterer Männer beaufsichtigte (Tit 1:1, 5). So wurden, entsprechend den unter Einwirkung des heiligen Geistes getroffenen Anweisungen der leitenden Körperschaft der Christenversammlung, in jeder Versammlung sowohl Aufseher als auch Dienstamtgehilfen ernannt. Die Männer, denen diese verantwortliche Stellung anvertraut wurde, mussten bestimmten Anforderungen entsprechen (1Ti 3:1-13; Tit 1:5-9). Reisende Vertreter der leitenden Körperschaft, wie z. B. Paulus, folgten Christus und gaben ein nachahmenswertes Beispiel (1Ko 11:1; Php 4:9). Tatsächlich sollten alle, die die Stellung eines geistigen Hirten einnahmen, „Vorbilder für die Herde“ sein (1Pe 5:2, 3), liebevoll an jedem Einzelnen in der Versammlung interessiert sein (1Th 2:5-12) und den in geistiger Hinsicht Kranken wirklich beistehen (Gal 6:1; Jak 5:13-16; siehe ÄLTERER MANN, ÄLTESTER; AUFSEHER; DIENER).

Geradeso, wie Jehova die Nation Israel unter der Leitung von älteren Männern, Häuptern, Richtern und Beamten organisiert hatte (Jos 23:2), sorgte er somit auch für Aufsicht in der Christenversammlung, indem ältere Männer darin in Vertrauensstellungen eingesetzt wurden (Apg 14:23). Und so, wie verantwortliche Männer manchmal stellvertretend für die ganze Versammlung Israels handelten, etwa in Rechtsangelegenheiten (5Mo 16:18), traf Gott Vorkehrungen dafür, dass auch jede einzelne Christenversammlung in solchen Angelegenheiten von verantwortlichen Männern vertreten wurde, die der heilige Geist in Stellungen der Befugnis eingesetzt hatte (Apg 20:28; 1Ko 5:1-5). Für den Fall, dass zwischen Brüdern und Schwestern innerhalb der Christenversammlung Schwierigkeiten entstanden, dienten die in Matthäus 18:15-17 aufgezeichneten Worte Jesu Christi (geäußert, bevor die jüdische Versammlung Gottes von Jehova verworfen worden war, und daher anfangs auf sie anwendbar) als Grundlage, solche Schwierigkeiten zu behandeln oder beizulegen.

Jehova Gott hat die Glieder am geistigen „Leib“ Christi so gesetzt, „wie es ihm gefallen hat“. Und Paulus stellte fest: „Gott hat die Betreffenden in der Versammlung gesetzt: erstens Apostel; zweitens Propheten; drittens Lehrer; dann Machttaten; dann Gaben der Heilungen; Hilfeleistungen, Fähigkeiten zu leiten, verschiedene Arten von Zungen.“ Nicht alle übten dieselbe Tätigkeit aus, aber alle wurden von der Christenversammlung gebraucht (1Ko 12:12-31). Paulus erklärte, die Christenversammlung sei mit Aposteln, Propheten, Evangeliumsverkündigern, Hirten und Lehrern ausgestattet worden, „im Hinblick auf das Zurechtbringen der Heiligen, für das Dienstwerk, für die Erbauung des Leibes des Christus, bis wir alle zur Einheit im Glauben und in der genauen Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum voll erwachsenen Mann, zum Maße des Wuchses, der zur Fülle des Christus gehört“ (Eph 4:11-16).

Der Versammlung Israels wurden Gottes Gesetze gegeben, und sie lernte verstehen, „dass der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern von jeder Äußerung des Mundes Jehovas lebt der Mensch tatsächlich“ (5Mo 8:1-3). Auch Jesus Christus erkannte, dass der Mensch nicht von Brot allein leben kann, „sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht“ (Mat 4:1-4). Somit wurden entsprechende Vorkehrungen getroffen, damit die Christenversammlung über die nötige geistige Speise verfügt. Christus erwähnte den „Sklaven“, durch den diese Speise an die christlichen „Hausknechte“ ausgeteilt wird. In Jesu Prophezeiung über seine Gegenwart und den „Abschluss des Systems der Dinge“ zeigte er, dass der „Herr“ bei seiner Ankunft den „treuen und verständigen Sklaven“ „über seine ganze Habe“ setzen werde (Mat 24:3, 45-47).

Zusammenkünfte, in denen Jehova angebetet und sein Gesetz betrachtet wurde, waren in der Versammlung Israels von Bedeutung (5Mo 31:12; Ne 8:1-8). Ebenso sind Zusammenkünfte zur Anbetung Jehovas und zum Studium der Heiligen Schrift ein wesentliches Merkmal der christlichen Versammlung Gottes. Der Schreiber des Hebräerbriefs ermahnte seine Leser, ihr Zusammenkommen nicht aufzugeben (Heb 10:24, 25). In der späteren jüdischen Geschichte wurde in den Synagogen aus den heiligen Schriften vorgelesen und gelehrt, Gebete wurden dargebracht, und man pries Gott. Solche Merkmale wurden von den Christen übernommen und in ihren Versammlungsstätten gepflegt, allerdings ohne das ritualistische Beiwerk, das bei den Gottesdiensten in den Synagogen allmählich entstanden war. In der Synagoge gab es keine getrennte Priesterklasse; jeder gottesfürchtige jüdische Mann konnte sich am Vorlesen und Erklären der heiligen Schriften beteiligen. Vergleichbar damit gab es in der Versammlung der ersten Christen keinerlei Trennung zwischen Geistlichen und Laien. Natürlich lehrten Frauen weder dort noch in der Synagoge, noch übten sie Gewalt über die Männer aus (1Ti 2:11, 12).

In Übereinstimmung mit der Tatsache, dass Jehova, der die Vorkehrung für eine Einteilung der Nachfolger Jesu in Versammlungen traf, „nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“ ist, wurde bei den Zusammenkünften der christlichen Versammlung Gottes die gebührende Ordnung bewahrt. Diese Ordnung wirkte sich zum großen geistigen Nutzen aller Anwesenden aus (1Ko 14:26-35, 40; siehe GEMEINDE, VERSAMMLUNG).