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Zurechtweisung

Zurechtweisung

Etwas, was jemandem zum Bewusstsein bringen soll, dass er einen Fehler begangen hat, und ihn veranlassen soll, diesen zuzugeben und zu korrigieren. Im Gegensatz zur Zurechtweisung kann jemand durch Schelte getadelt werden, ohne dass dabei eine Schuld nachgewiesen wird. (Siehe SCHELTE, SCHELTEN.) Das hebräische Verb jachách („zurechtweisen“, „rügen“) ist ein Ausdruck aus der Rechtsprechung und wird auch mit „zur Rechenschaft ziehen“ (Jes 37:4) und „die Dinge richtigstellen“ (Jes 1:18; 2:4) wiedergegeben. Der entsprechende griechische Ausdruck ist elégchō (sprich: elénchō). Beide Wörter vermitteln oft den Gedanken, jemand einer Sünde zu überführen und ihn zur Reue aufzurufen. Über den Gebrauch von elégchō als häufige Übersetzung von jachách in der Septuaginta heißt es in dem Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament (herausgegeben von G. Kittel, Bd. II, 1935, S. 471), dass damit „die Zucht und Erziehung des Menschen durch Gott als Ausfluss seiner richterlichen Tätigkeit“ bezeichnet wird. „Dabei umfasst der Begriff der Zucht alle Stufen und Maßnahmen der Erziehung von der Überführung des Sünders bis zur Züchtigung und Bestrafung, von der Erziehung des Frommen durch harte Zuchtmittel bis zu seiner Zurechtweisung im Sinne der Lehre und Mahnung.“

Wann benötigt. In Gottes Gesetz für Israel wurden Personen, gegen die sich jemand vergangen hatte, ermahnt: „Du sollst deinen Bruder in deinem Herzen nicht hassen. Du solltest deinen Genossen auf jeden Fall zurechtweisen, damit du nicht mit ihm zusammen Sünde trägst“ (3Mo 19:17). Man durfte nicht zulassen, dass Groll gegen den Bruder, der einen Fehltritt begangen hatte, im Herzen schwelte. Der Bruder musste zurechtgewiesen werden mit dem Ziel, ihn von seinem Fehlverhalten abzubringen. Dieser moralischen Verpflichtung nicht nachzukommen konnte dazu beitragen, dass weitere Sünden begangen wurden, und derjenige, der seinen Gefährten nicht zurechtwies, war für diese Sünden mitverantwortlich. (Vgl. Mat 18:15.)

Stellvertretend für die Versammlung müssen Älteste manchmal Personen, die eine schwere Sünde begangen haben, zurechtweisen, und das mitunter in Gegenwart anderer, die von der sündigen Handlungsweise Kenntnis haben. Zurechtweisung ist nicht nur für die vorgesehen, die dafür empfänglich sind. Älteste werden auch aufgefordert, „die Widersprechenden zurechtzuweisen“ und diejenigen, die „Widerspenstige“ und „eitle Schwätzer“ sind, „mit Strenge zurechtzuweisen“ (1Ti 5:20; Tit 1:9, 10, 13).

Obwohl eine Zurechtweisung für den Empfänger von Nutzen sein kann, werden die Bemühungen desjenigen, der eine Zurechtweisung erteilt, nicht immer geschätzt. So heißt es in Sprüche 9:7, 8 warnend: „Wer den Spötter rügt, holt für sich Unehre, und wer einem Bösen eine Zurechtweisung erteilt – ein Makel an ihm. Weise einen Spötter nicht zurecht, damit er dich nicht hasst. Erteile einem Weisen eine Zurechtweisung, und er wird dich lieben.“

Richtige Einstellung. Da die Heilige Schrift von Gott inspiriert ist, ist jede darauf gestützte Zurechtweisung in Wirklichkeit eine Zurechtweisung von ihm (2Ti 3:16). Jehovas Zurechtweisung ist ein Ausdruck seiner Liebe und sollte nicht verabscheut oder verworfen werden (Spr 3:11, 12). Aus Zuneigung zu den Mitgliedern der Christenversammlung sorgt Jesus Christus als Haupt dafür, dass durch geistig befähigte Männer die nötige Zurechtweisung erteilt wird (Off 3:14, 19). Weise Menschen sind sich dessen bewusst, dass Erziehung durch Zurechtweisung „der Weg des Lebens“ ist (Spr 6:23).

Der sündige Mensch neigt dazu, sich über Zurechtweisung und über den Menschen, der sie erteilt, zu ärgern. Dieser Neigung nachzugeben bedeutet jedoch eine Erniedrigung auf die Stufe eines vernunftlosen Tieres, das kein sittliches Unterscheidungsvermögen besitzt. Das zeigt der inspirierte Spruch: „Wer ... Zurechtweisung hasst, ist vernunftlos“ (Spr 12:1). Im Gegensatz dazu schrieb der Psalmist David, der selbst wiederholt zurechtgewiesen wurde: „Sollte der Gerechte mich schlagen, es wäre liebende Güte; und sollte er mich zurechtweisen, es wäre Öl auf das Haupt, das mein Haupt nicht zurückweisen möchte“ (Ps 141:5).